New Accession von ChocolatCosmos ================================================================================ Kapitel 8: Past Story --------------------- Das konnte doch nicht wirklich wahr sein oder? Es regnete jetzt schon seit ungefähr 2 Tagen ununterbrochen. Gott, wie ich es hasste. Immer wenn es länger regnete spürte ich so eine innere Trägheit. Ich konnte mich zu nichts mehr aufraffen und war zu nichts zu gebrauchen. Und meine Laune? – Zum Weglaufen. Ich saß im Speisesaal und murmelte Verwünschungen in mein Essen, in dem ich lustlos herumstocherte. Reidon hingegen lachte mich nur aus. Bei solch einem Wetter war er auf seiner Höchstform. Er wirkte wie ein anderer Mensch, als ob Aoi seine Stimmung beeinflussen würde. Aber dem war nicht so. Er war mit dem blöden Regen sozusagen eins. Er freute sich umso mehr, wenn es regnete, ohne dass er das Wetter beeinflussen musste. Ich vermutete, dass er deswegen so mürrisch war, wenn ein sonniges Wetter war. Wir waren so gegensätzlich, dass es gar nicht mehr verschiedener ging, so kam es mir zumindest vor. Und doch verstanden wir uns super…naja in mancher Augen verstanden wir uns eher sehr sehr schlecht. Aber auch wenn wir uns oft in den Haaren lagen, waren wir doch ein Herz und eine Seele. Also meistens zumindest. Wenn es nur endlich mal wieder aufhören würde zu regnen. Dann würde ich mich zumindest nicht so schwach fühlen. „Mensch Ruru, warum so schlecht drauf? Ist doch tolles Wetter, findest du nicht? Hach wenn es nach mir ginge, könnte ich ständig dem Regen zusehen, wie er vor sich hinprasselt.“ Wenn ich ehrlich war, mochte ich den schlechtgelaunten und mürrischen Reidon um einiges mehr, als diesen Sonnenschein von Reidon. Und wieder wünschte ich mir, dass die Sonne scheinen würde, als ich bloß an das Wort Sonnenschein dachte. Genervt seufzte ich und hoffte, dass ihm das als Antwort reichen würde. Er wusste haargenau wie ich es verabscheute in dieser Zeit überhaupt angesprochen zu werden. Aber wie auch nicht anders zu erwarten, störte er sich nicht daran und ärgerte mich wo es nur ging. Es machte ihm einfach unendlich Spaß. „Wahnsinn, es sieht aus als ob die beiden die Rollen getaucht hätten.“, stellte Marco Vermutungen an. Er war sichtlich erstaunt und höchst interessiert, wie so etwas möglich war. „Klappe. Halt einfach nur die Klappe Marco.“, murrte ich ihn bissig an. Warum nerven mich alle nur so dermaßen? Reidon lassen sie doch auch in Ruhe, wenn er wirklich wirklich mies drauf ist. Alles ungerecht. Alles unfair. „Ohoho falschen Nerv getroffen was?“, ich hörte förmlich sein Grinsen in der Stimme, obwohl ich immer noch wie gebannt in mein unangerührtes Essen starrte. „He Marco, schau mal, schau mal.“ Hmpf, Reidon schon wieder. Ich glaub ich such mir nächstes Mal einen anderen Platz zum essen, auch wenn ich gar nichts esse. Überall ist es besser als zwischen diesen Irren hier zu sitzen. Auf einmal spürte ich wie mir unaufhörlich in regelmäßigen Abständen ein Finger zwischen meine Rippen gebohrt wurde. Knurrend drehte ich mich ruckartig zu Reidon neben mir um und schoss ihm giftige Blicke aus meinen Augen zu. Ich versuchte ihn regelrecht mit meinem Blick zu töten. Schade, dass es nicht funktionierte. Sehr schade. „Komm schon, lächle doch. Für mich, ja?“, er kniff mich in meine Wange und zog meinen Mundwinkel in alle möglichen Richtungen. „Für dich mach ich gar nichts mehr.“ Marco kriegte sich im Hintergrund vor Lachen gar nicht mehr ein. Seit wann verstanden sich denn Reidon und Marco so gut? Anscheinend schweißt Ärgern einer anderen Person zusammen. Wobei ich den Part der anderen Person einnahm. „Lass meine Wange los, aber s o f o r t.“, jedes einzelne Wort hörte sich wie eine Drohung an. Doch Reidon hob einfach seine andere Hand und zog mit ihr an meiner anderen Wange. Jetzt reicht es. Jetzt bring ich ihn um. Endgültig. Wutentbrannt sprang ich von meinem Platz auf und stürzte mich auf Reidon. Nicht gerade Ladylike, aber wenn stört’s? Reidon bestimmt nicht, denn der war gerade damit beschäftigt nicht von meinen Händen erdrosselt zu werden. Gemeinsam fielen wir auf den Boden und wälzten uns dort hin und her. Es musste ein sehr seltsames Bild abgeben. Aber es war mir verdammt noch mal egal, jetzt zählte nur noch Reidon für die letzten nervigen Tage zu bestrafen. Fraglich wie ich es solange aushalten konnte. Ich hatte es geschafft ihn am Boden zu halten, indem ich mich auf seine Brust gesetzt hatte und mit meinen Füßen seine Arme davon abhielt mich von sich runter zustoßen. Er versuchte mich von seinem Körper runter zuwerfen, bäumte sich auf und strampelte mit seinen Füßen, aber ich ließ nicht locker, ich war viel zu wütend und sammelte meine ganzen Kräfte. Meine Hände legte ich wieder an seinen Hals und übte einen leichten Druck aus. „Entschuldige dich!“, forderte ich ihn auf. „Niemals.“ Ich verstärkte den Druck an seinem Hals. „Sag es. Sag einfach nur „es tut mir leid“.“ Er brachte nur ein Grummeln heraus. Wahrscheinlich schnürte ich ihm so die Luft ab, dass er es auch nicht sagen hätte können, wenn er hätte wollen. Doch ich wusste, dass er es eh nicht über seine Lippen bringen würde. Reidon war nicht so der Typ Mensch der sich entschuldigte. Er beharrte immer auf seiner Meinung, auch wenn es offensichtlich war, dass er falsch lag. Er wollte sich gerade wieder unter meinem Griff winden, als plötzlich die Tür aufging. Normalerweise hätte mich das auch im Geringsten nicht gestört, ich hätte einfach weiter gemacht Reidon zu erwürgen. Doch eine kindliche Stimme, brachte mich dazu den Blick zu heben und zur Tür zu sehen. Auch Reidon blickte aus seiner etwas verdrehten Lage schief nach oben. Gemeinsam starrten wir Ryu an, der in der Tür zum Speisesaal mit Ace stand. Ist mir auch schon aufgefallen, dass der Kleine in letzte Zeit immer Ace hinterherdackelt. Immerhin ein besseres Beispiel als Reidon. Hm.. sagen wir manchmal. „Ruka? Warum erwürgst du Reidon?“, fragte er mich misstrauisch. Im Raum war es leise geworden. Wir lieferten doch wirklich immer wieder zu gute Shows ab. Etwas verwundert blickte ich auf Reidon unter mir. Es war als ob ich aus einem Traum erwachen würde und noch ganz schlaftrunken wäre. „Nun ja, dafür gibt es viele Gründe. Du kennst ihn ja.“ Auch wenn ich langsam wieder zur Vernunft kam, lockerte ich meinen Griff nur um ein kleines Stückchen, sodass er wieder besser atmen konnte. Ryu kam auf uns zu und versuchte mich von Reidon runterzuziehen. „Hey Ryu, hör auf, sonst krieg ich ihn bestimmt nicht mehr runter.“, beschwerte ich mich. „Los Kleiner hilf mir.“ Ryu zog von der Seite, Reidon stemmte sich von unten gegen mich. Gemeinsam schafften sie es letztendlich mich von ihm runter zubekommen. Doch Reidon packte mich an den Schultern und presste nun mich auf den Boden. Sein Knie in meinem Bauch. Ich konnte mich so viel wehren wie ich wollte. Ich kam nicht weg. „Das hast du jetzt echt wieder mal toll gemacht Ryu.“, beschwerte ich mich. Wäre schließlich nicht das erste Mal, dass es so endete. Warum musste der Junge auch immer versuchen uns vom streiten abzuhalten. Ging jedes Mal schief. Auch wenn ich am Anfang die Oberhand hatte, schaffte es Reidon durch Ryu immer wieder den Spieß umzudrehen. Ryu meinte es ja nicht böse, nur er lernte es einfach nie, dass Reidon sich danach mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit auf mich stürzen würde. „Reidon, lass sie los.“, quengelte er nun und zog an Reidons Arm. „Geh runter von mir, du Idiot. Weißt du eigentlich wie schwer du bist. Hallo? Ich krieg keine Luhuft.“ „Mir doch egal. Was glaubst du hab ich vorhin gekriegt? Ganz bestimmt keine Luft.“ „Du hast es aber schließlich auch verdient.“ „Was ist denn hier schon wieder los?“, erklang Aois Stimme. Sie musterte uns keineswegs erstaunt, sie war diesen Anblick gewohnt. Vielmehr interessierte sie was diesmal der Auslöser war. „Also wie ich das verstanden habe, ist Ruka wegen irgendwas sauer auf Reidon. Dann hat sie ihn am Boden ein wenig vermöbelt und ihn halb erstickt. Ryu wollte beide stoppen, doch letzen Endes sitzt nun Reidon auf Ruka.“, fasste Ace, der das Spektakel interessiert mit verfolgt hatte, zusammen. „Also nichts Neues.“, seufzte Aoi. „Nicht wirklich.“, grinste Ace. Warum grinste Ace jetzt bitte Aoi an? Warum kam mir eigentlich dieser Gedanke? Machte es mir was aus? Nein nein nein machte es nicht, sollte es nicht. Lieber wieder überlegen wie ich hier jetzt wegkommen könnte, denn langsam reichte es mir aber sowas von. Immerhin hörte man von draußen immer noch den Regen, der aufs Schiff hinab prasselte. Ich holte einmal tief Luft und sammelte meine Sonnenkräfte, soweit vorhanden, und ließ meinen Körper wärmer werden. „Au, verdammt“, entfuhr es Reidon, der nun seine Hände von mir nahm. Schmollend pustete er seine Finger, um sie zu kühlen. Ich nutzte den Augenblick, stoß ihn von mir und kam auf die Füße. Schnell entfernte ich mich und lief an Aoi und Ace vorbei. „Lasst mich doch alle einfach in Ruhe. Erst wenn es aufgehört hat zu regnen bin ich wieder ansprechbar. Also kriegt es doch einfach in eure Schädel. Ich bin schlechtgelaunt.“, waren meine letzte Worte ehe ich sauer aus dem Speisesaal stürmte und in meine Kajüte lief. ______ Nach Rukas Abrauschen herrschte Stille. „Wow, sie is echt mies drauf.“, stellte Marco unnötigerweise fest. „Warum musstest du sie auch provozieren, Reidon? Du weißt doch genau wie’s ihr in dieser Zeit geht. So wie dir praktisch immer.“, schimpfte Aoi und verpasste Reidon eine Kopfnuss. „Konnte ja nicht wissen, dass es zu viel war.“, schmollte Reidon sich seinen Kopf reibend. „Du merkst nie wann du die Grenze überschreitest. Du bist und bleibst einfach ein unsensibler Klotz.“ „Kann man sie nicht irgendwie aufheitern?“, fragte Ace. „Wir versuchen es schon seit wir sie kennen.“, seufzte Aoi. „Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?“, erkundigte sich Izou. „Das würde mich auch brennend interessieren.“, meldete sich Whitebeard, der das ganze Geschehen über nur still auf seinem Thron sitzend beobachtet hatte. „Lange Geschichte.“, sagte Aoi und setzte sich an den Tisch und zog Reidon neben sich. „Wie’s scheint haben wir Zeit.“, grinste Ace, als wieder ein Blitz am Fenster vorbeizuckte. Aoi seufzte. „Ruka lebte in einem Dorf… …in einem Dorf auf einer kleinen Insel im Nirgendwo. Ihre Kindheit verbrachte sie auf der Straße. Der Anblick von heimatlosen armen Kindern war dort nicht unüblich. Doch es gab auch nicht einen, der sich der misslichen Lage der Kinder, von denen die Jüngsten gerade mal um die 6 Jahre alt waren, annehmen wollte. So mussten sie selber für sich sorgen und sich am Leben halten. Die Älteren sorgten für die Jüngeren. Sie schlossen sich zusammen und halfen einander, wenn ihnen sonst schon keiner helfen wollte, nicht mal den ganz kleinen, so mussten wenigstens sie zusammenhalten. Sie schmiedeten Pläne und Ablenkungsmanöver, um an Essen, Wasser und Geld heranzukommen. Nicht selten wurden sie auch in Kämpfe verwickelt. Ja, so manch ekliger Typ hatte es wirklich nötig, Kinder zu verprügeln. Also blieb ihnen nichts anderes übrig, als schnell erwachsen und stark zu werden. Nichts mit wohlbehüteter Kindheit. Die Ältesten versuchten die Kleineren so gut es ging vor Ausschreitungen zu beschützen. Doch auch sie mussten das Kämpfen so schnell es ging erlernen. Ruka, gerade erst 14, zählte zu den Ältesten. Sie war an so ziemlich allen Aktionen beteiligt. Sei es ein Diebstahl oder eine kräftezehrende Prügelei. Sie fühlte sich für die Kinder verantwortlich und all das hier war sozusagen ihre Familie. Ihre Eltern? Abgehauen oder tot. Sie hatte keine Ahnung. Und irgendwann war es ihr auch egal. Sie hatten sie so oder so im Stich gelassen, da machte es wenig Unterschied ob sie noch am Leben waren oder nicht. Die Kinder bildeten untereinander Einsatzgruppen. Ruka, die Leiterin einer solchen Gruppe, schaffte es jedes Mal jeden ihrer Kameraden lebendig zu ihrem Versteck, einem alten Bunker etwas außerhalb des Dorfes, zurückzubringen. Ihre Truppe war mit Abstand die stärkste, sie brachten das meiste Essen, das meiste Geld, und was sie manchmal sonst noch so brauchten. Am schwierigsten war es an Medizin, Verbände oder Salben heranzukommen, die sie doch so dringend brauchten. Keiner von ihnen war vollständig gesund. Auch Ruka hatte so einige Wunden von Kämpfen und Verfolgungsjagden davongetragen. Doch sie durfte es sich nicht leisten schlapp zu machen. Immerhin zählten hier alle auf sie. Denn mittlerweile war sie zu so etwas wie einer Anführerin geworden. Je älter alle wurden, desto mehr verließen sie wieder. Keiner war scharf drauf, sein Leben lang hier zu versauen. Wer nicht dumm war, ergriff die erstbeste Chance, die sich einem bot, um hier wegzukommen. So war sie mit ihren fast 15 mit zwei weiteren, die Älteste. Sie musste stark sein. Für ihre Familie. Sie durfte sich keinen Patzer erlauben, musste die Zähne zusammenbeißen, so tun als ob ihr nichts fehle, um den anderen keine Angst zu machen. Nur den beiden anderen, die in ihrem Alter waren, Neji und Sou, konnte sie nichts vormachen. Ruka hatte die zwei echt gern. Sie versuchten ihr wo es ging die Arbeit abzunehmen, so viel wie es ging auf ihre eigenen Schultern zu laden. Zusammen bildeten die drei ein unschlagbares Trio. Zumindest meistens. So hatten sie es einmal sogar geschafft in einer kleinen Apotheke einzubrechen und irgendwelche Medikamente mitgehen zu lassen. Bei Nacht, ohne, dass irgendwer etwas mitbekommen hat. So hofften sie zumindest. Sie konnten durch ihre Beute einige wieder aufpäppeln. Doch für einige war es schon zu spät. Die Jüngeren starben in der Regel viel schneller. Es wurden zunehmend mehr Kinder in der Gruppe, mal wurde an der Straßenecke wieder ein zitterndes Kind gefunden, am nächsten Ort ein schreiendes Baby. Doch die Babies überlebten eigentlich eher selten. Sie waren einfach noch zu schwach und zerbrechlich. Sie hatten keine Milch, Wasser wollten sie keines. Und meist lagen sie schon zu lange an der frischen Luft, dass sie sich eine schlimme Erkältung einfingen, an der sie letztendlich starben. Wie grausam es doch war seine Kinder, sein eigen Fleisch und Blut, auf der Straße einsam auszusetzen. Sie waren doch noch Kinder. So kämpfte sich Ruka durch ihr Leben. Sie war hin und her gerissen. Einerseits wollte sie unbedingt, wenn sie älter war, raus auf die See, Piratin werden, frei sein. Das harte Leben hier hinter ihr lassen. Wobei sie durch ihre Kindheit gelernt hatte zu kämpfen, sich zu verteidigen, stark zu sein. Doch sie träumte schon immer davon, Piratin zu werden, warum das so war wusste sie nicht. Piraten faszinierten sie einfach. Sie bewunderte sie. Auch wenn sie bis jetzt noch nicht die tollsten Erfahrungen mit ihnen gemacht hatte. Die Piraten, die in ihr Dorf gekommen waren, waren in der Regel eher nicht so nett und schreckten auch nicht davor zurück den Kindern eine zu verpassen und doch hatte Ruka nie richtige Angst, wenn welche da waren. Sie wusste, dass es auch freundliche geben musste, musste es einfach. Doch auf der anderen Seite konnte Ruka doch nicht einfach hier alle allein lassen und im Stich lassen. Lange saß sie nachts, wenn keine Aktion anstand, auf einem hohen Baum, von wo aus sie aufs Meer hinausblicken konnte, und dachte über ihre Zukunft nach. Es war als würde es sie innerlich zerreißen. Eines Tages kamen sehr reiche Leute, die auf der Durchreise waren, an der Insel vorbei und wollten ihre Vorräte aufstocken. Ein Ehepaar mit einem Sohn und einem richtigen Hofstaat. Der Junge sah alles andere als gutgelaunt aus. Ein grimmiger Blick zierte sein Gesicht. Er machte den Anschein, dass ihn alles und jeder so richtig aufregen würde. „War das Reidon?“, fragte Marco. Aoi nickte. „WAS? Reidon ist eigentlich ein reicher Schnösel? Ich glaub ich spinn.“, lachte Ace. Und wie es schien, hatte er nicht vor sobald damit aufzuhören. „Klappe, Zündholz. Oder willst du gelöscht werden?“, fauchte Reidon. Ace‘ Lachen stoppte abrupt und er wollte gerade lautstark protestieren, doch Marco schritt schnell ein, bevor noch ein Streit entfachen konnte. „Haltet beide eure Klappen. Und last Aoi weitererzählen.“ Aoi wollte schon das Wort ergreifen, als Reidon ihr dazwischen fiel. „Moment, hier geht’s jetzt um mich, also werde ich weitererzählen, wenn du nichts dagegen hast Aoi.“, grinste Reidon und fing zu erzählen an. „So, ich war also gerade mit meinen Eltern auf dieser Insel… ... ich hasste es der Sohn reicher und adliger Leute zu sein. Es war zum kotzen, tu dies nicht tu das nicht. Ich hatte mir schon lange geschworen abzuhauen, doch ich wartete noch auf den richtigen Moment. Wenn ich unüberlegt handeln würde, würden sie mich wiederfinden und mich womöglich einsperren. Ich war zwar schon immer ein hitzköpfiger Junge, aber kein Idiot,.. „Hust. Du bist ein Idiot.“ „ KLAPPE.“ Also war ich immer noch mit meinen Eltern unterwegs und trainierte, immer wenn keiner mich beobachtete. Ich wollte mich ja immerhin verteidigen können, draußen in der Welt ohne Luxus, denn ich war nun wirklich nicht der Typ der braves reiches Söhnchen spielte. Ruka und ihre Leute hatten sich in den Kopf gesetzt die Taschen meiner Eltern etwas leichter zu machen. Doch sie hatten nicht damit gerechnet, dass das Geld in Tresore eingesperrt war. Sie hatten wirklich einen cleveren Plan. Sie hatten es wirklich in unsere Herberge geschafft, als meine Eltern gerade im Dorf waren und sich einen antranken. Doch mit Tresoren hatten sie keinerlei Erfahrung. Ich hatte gerade etwas abseits vom Haus trainiert, als ich sie und zwei Jungen von hinten ins Haus einbrechen sah. Ich war fasziniert. Die hatten wirklich Mumm. Leise folgte ich ihnen bis zum Zimmer meiner Eltern. Ich musste mir ein Lachen verkneifen als die drei hilflos am Tresor rumfuchtelte. Ich lehnte lässig im Türrahmen und beobachtete sie. Sie bemerkten mich erst einige Zeit später. Sofort gingen sie in Kampfhaltung über, doch ich hob nur beschwichtigend die Arme und versicherte ihnen, dass ich sie nicht verraten würde. So lernte ich Ruka kennen. Und die anderen Kinder auf der Straße. Ich war um ehrlich zu sein schon beeindruckt was sie sich hier aufgebaut hatten. Und schon bald merkte ich, dass sie das zum größten Teil Ruka zu verdanken hatten. Wie stark sie doch waren. Selbst die Kleineren waren nicht hilflos und würden sich etwas verteidigen können, bis dann Rettung in Anmarsch wäre. Ich stritt mich mit Ruka von Anfang an und schon damals machte es mir wahnsinnigen Spaß. Je unterschiedlicher wir waren, desto ein besseres Team gaben wir ab. Und je länger meine Eltern auf dieser Insel blieben, desto besser lernte ich sie kennen und schon bald entwickelte sich zwischen uns eine Freundschaft. Wir trainierten zusammen und lieferten uns unzählige Kämpfe und obwohl sie jünger und ich körperlich um einiges stärker war, schlug sie sich wirklich beachtlich. Eines Nachts fand ich sie auf einem Baum sitzend und dort teilte sie mit mir ihren sehnlichsten Wunsch, den sie bis dahin noch niemanden hatte anvertrauen können. Und da merkte ich, dass wir doch eine Sache gemeinsam hatten. Wir wollten frei sein. Für mich war die Sache klar. Ich wollte mit ihr von hier verschwinden. Ich wusste, dass hier war der Moment auf den ich schon so lange gewartet hatte. Mein Plan war genial. Ich würde das nötige Geld besorgen. Der Vorteil bei reichen Eltern. So könnten wir uns eine kleine Nussschale kaufen und mit ihr zur nächsten Insel verschwinden. Dort ein richtiges Piratenschiff kaufen. Sie wollte ja unbedingt Pirat werden. Mir war es egal, solange ich frei war. Ich hatte nichts dagegen, es war immerhin schon immer ihr Traum gewesen. Ihre Augen hatten richtig gestrahlt als sie mir davon erzählt hatte. Doch Ruka zögerte. Sie konnte ihre Gewissensbisse und ihre Verantwortung gegenüber ihren Freunden nicht vergessen. Doch sie wusste auch, dass sich ihr so eine Chance vielleicht nie wieder bieten würde. Wer hätte schon geahnt, dass sie ihrem Traum so bald schon so nahe sein könnte. Sie glaubte immer niemand würde von ihrer inneren Zerrissenheit etwas mitbekommen. Doch sie vergaß, dass Neji und Sou sie besser kannten, als sie sich selbst. Sie lebten seit sie denken konnten zusammen. So merkten sie auch, dass es sie woanders hinzog. Und natürlich fiel ihnen die Veränderung ebenso auf, die nachdenkliche Ruka, in ihren Gedanken versunken. Sie brauchten nicht lange zu überlegen und schon saß ich ihnen gegenüber und musste ihnen erzählen was zwischen mir und Ruka vorgefallen war. Daraufhin ermutigten sie Ruka mit mir zu gehen und ihren Traum zu leben. Sie versicherten ihr, dass sie zwei gut auf die anderen aufpassen würden. Und nach tagelangem Zureden lenkte sie ein. Wenn auch immer noch zögerlich. Die Vorbereitungen für unser gemeinsames Aufbrechen liefen auf Hochtouren. Und der Abschied von ihrer Familie war für sie alles andere als einfach. Ich besorgte das nötige Geld und noch mehr, man konnte ja nie nicht wissen. Wir kauften uns eine kleine Nussschale und Ruka verabschiedete sich von ihrer einstigen Heimat und ihren Freuden mit dem Versprechen, sie irgendwann alle wieder zusehen und wieder hier vorbeizukommen. Ich ließ ihnen auch etwas Geld hier, sodass sie sich das was sie brauchten und nicht so einfach bekommen konnten, kaufen konnten. Und womöglich für diejenigen, die die Insel auch hinter sich lassen wollten. Ich teilte meinen Eltern nur in einem kleinen Brief mit, dass ich mich jetzt endlich aus dem Staub gemacht hatte. Und so stachen wir zwei in See und begannen unser neues Leben als Piraten… „Interessante Geschichte. Erstaunlich wo sie doch selbst noch ein Kind war.“, stellte Izou fest. „Und das unfassbarste: Reidon ist ein reiches Söhnchen.“ Ace wer sonst. „Man kann nichts für seine Eltern, also halt deine Fresse.“ Daraufhin brach Ace mit seinem Gelächter urplötzlich ab. Womöglich dachte er wohl selbst über seine Herkunft nach. „Und wie ging’s dann weiter? Wer kam als nächstes dazu?“, fragte Marco. „Die nächste war ich.“, erzählte Aoi. „Ich lebte in einer kleinen Hafenstadt,… …das war der erste Ort, den Ruka und Reidon mit ihrer Nussschale erreicht hatten. Sie hatten beschlossen sich hier ein richtiges Schiff bauen zu lassen. So gingen sie zu einer Schiffsbauerwerkstätte. Um genauer zu sein zu der meines Vaters. Ich stammte aus einer waschechten Schiffsbauerfamilie. Ich könnte zwar niemals allein ein ganzes Schiff bauen, doch ich war dennoch dazu in der Lage kleine Schäden zu reparieren. Und da mein Vater nur eine Tochter hatte und keinen Sohn musste eben ich mit dazu helfen. Es machte mir durchaus Spaß, daran gabs keinen Zweifel. So kamen eben die zwei in unsere Werkstatt und gaben uns den Auftrag, ihr Schiff zu bauen. So schnell wie möglich, lauteten die Worte. Ich war durchaus überrascht, dass diese jungen Leute genügend Geld bei sich hatten, um ein ganzes Schiff zu bauen, ein Piratenschiff um genauer zu sein. Ich half meinem Vater und unseren Arbeitern und da Ruka und Reidon meist in der Nähe waren und mit meinem Vater über ihre Pläne redeten, lernte auch ich sie besser kennen. Ruka war mir von Anfang an sympathisch, Reidon… eher weniger. Er stritt sich ständig mit meinem Vater und unseren Arbeitern. Doch sogar er brachte manchmal ein Lächeln zustande. Ich mochte meine Heimat, meine Arbeit, meine Familie, meine Freunde. Ich hatte hier eigentlich alles was ich brauchte, und doch beneidete ich die zwei. Sie hatten mir über ihre Zukunft erzählt. Was sie vorhatten zu erreichen. Sie waren wie Vorbilder. Sie waren so unglaublich stark und dass nicht nur durch ihre Teufelskräfte. Sie hatten mir erzählt, wie sie sie von einem Händler geklaut hatten. Sie hatten schon mal vage von den begehrten Teufelsfrüchten gehört und als sie die Früchte, die alles andere als normal aussahen, gesehen hatten, dachten sie, dass dies echte sein müssten. Ihre Vermutung bestätigte sich, als sich ihre Kräfte zeigten. Doch auch ich hatte zu diesem Zeitpunkt schon von einer Teufelsfrucht gegessen. Ich hatte sie gefunden als ich noch ein kleines Kind war. Es hatte jedoch etwas länger gedauert meine Kräfte herauszufinden. Als ich es geschafft hatte, mit ihnen Reidon zu bändigen, war Ruka so begeistert, dass sie mir anbot in ihre Mannschaft zu kommen. Sie sagte, dass sie doch unmöglich jemanden wie mich, der Reidon Herr werden konnte, hier auf dieser Insel versauern lassen konnte. Ich dachte lange darüber nach. Doch ich entschied mich mit ihnen zu gehen. Wie man sieht, sonst wäre ich wohl kaum hier. Meinen Eltern gefiel, dass natürlich nicht gerade. Doch als das Schiff fertig war, ließen sie mich ziehen. So kam ich also zu Ruka und Reidon und wir wurden die besten Freunde… , strahlte Aoi, die sich an Reidons Arm geklammert hatte und ihn anstrahlte. „Übertreib mal nicht ja.“, grummelte er nur. Schmollend zog sie eine Schnute. „Was geschah dann?“, schaltete sich Whitebeard ins Gespräch mit ein. Wobei es die ganze Zeit über eher einem Monolog glich anstatt einem richtigen Gespräch, denn anscheinend waren die meisten äußerst interessiert in ihrer gemeinsamen Geschichte. „Als nächstes kam Silia zu uns.“, sagte Aoi und starrte gebannt auf die Tischplatte. Sie schien nicht weiter darüber reden zu wollen, also fasste Reidon kurz zusammen. „Wir befreiten sie aus der Sklaverei, um es kurz zu fassen.“ Keiner wagte etwas zu sagen. Die Whitebeardpiraten wussten, dass es für sie nicht einfach war von ihrer verstorbenen Freundin zu reden. Aoi hob seufzend ihren Blick von der Tischplatte. „Als letzter kam Ryu zu uns.“, lächelte sie den Kleinen an. „Japp, bei mir war es ähnlich wie bei Ruka… ...ich hatte ebenfalls keine Familie, gar eine Heimat. Ich wurde aus meinem Heimatdorf vertrieben. Jeder fürchtete sich vor mir. Oder besser gesagt vor meiner Drachengestalt. Ich konnte die Verwandlung noch nicht richtig steuern. Und so kam es nicht selten vor, dass mittendrinn ein Drache am Esstisch, in einem Laden, in der Schule, oder mitten auf dem Marktplatz stand und Feuer unabsichtlich speite. So wurde ich vertrieben. Auch meine Elter verstießen mich. Ein nutzloses Kind nannten sie mich. So war ich gezwungener Maßen auf mich allein gestellt. Halb Kind, halb Drache. Ruka und die anderen beiden, legten zu der Zeit an meiner Heimatinsel an, um Nahrung zu besorgen. Sie schnappten Gerüchte über mich auf. Einen kleinen Teufel, so wie sie mich nannten. Ein Kind, das sich in einen Drachen verwandeln konnte, hörte sich für die drei zu verlockend an. Außerdem konnte Ruka es überhaupt nicht leiden, wenn ein Kind einfach auf die Straße gesetzt wurde. Da sie sich erkundigt hatten was mit dem Jungen geschehen sei, konnte Ruka nicht einfach tatenlos zusehen und den Jungen sich selbst überlassen. Also machten sich die drei auf die Suche nach mir. Allzu weit war ich noch nicht gekommen und von der Insel wäre ich ohne fremde Hilfe so oder so nicht runtergekommen. Sie fanden mich, nahmen mich auf. Ich hatte nichts dagegen. In ihnen fand ich schnell eine neue Familie. Ich bin sehr froh, dass sie mich aufgenommen hatte, denn sonst wäre ich womöglich nicht mehr am Leben… , endete Ryu seinen Vortrag. „So das war’s.“, grinste der Kleine. „Seid ihr jetzt zufrieden, wo ihr jetzt unsere gesamte Vergangenheit kennt?“, grummelte Reidon missmutig. Auch wenn es sein Wetter zurzeit war, konnte er anscheinend doch nicht aus seiner Haut raus. „Vielen Dank, meine Tochter, meine Söhne, dass ihr so offen mit uns ward und uns an eurer Vergangenheit habt Teil haben lassen.“, bedankte sich Whitebeard. Reidon wäre im nächsten Moment beinahe an die Decke gegangen, wenn Aoi nicht wie rein zufällig ihre Hand auf sein Knie legte und ihn so davon abhielt, Whitebeard wegen dem Wort „Sohn“ an den Kragen zu gehen. Die anderen brachen in Gelächter aus und erzählten sich noch bis spät in den Nachmittag Geschichten und verarbeiteten das eben Gehörte. _________ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)