Der Platz an deiner Seite von _Shirley ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Story: Oneshot, Frindship A/N: Tja, was soll ich sagen…hab auf meiner Festplatte aufgeräumt und das hier gefunden. Wusste gar nicht mehr worum es bei dem Titel ging. Ihr merkt schon, entrümpeln ist bei mir immer wie eine Schatzsuche. Aber zurück zum Thema, also ich hab die Story gelesen und schnell gemerkt, hoppla ist ja eine alte Holmes Story. Hab sie wohl nie ins Netz gestellt, weil ich sie (nach wie vor) ein wenig kitschig finde. Jetzt ist sie jedenfalls online und ich übergebe sie eurer Wertung. Sagt mir was ihr davon haltet und wenn sie euch missfällt, sagt mir das bitte auch, dann tue ich euch so was nicht mehr an. Die Story ist aus der Sicht des Ich-Erzählers geschrieben und springt zwischen Watson und Holmes (habs immer markiert) hin und her. Man sollte vielleicht zum besseren Verständnis „Das leere Haus“ gesehen, gelesen oder gehört haben. Zum Abschluss möchte ich diesen Oneshot noch jemandem widmen und zwar einer lieben Freundin die, hoffentlich weiß dass sie jetzt gemeint ist. Auch wenn uns so viele km trennen, die Zeit an deiner Seite hab ich immer genossen. Und nun genug der Wort, viel Spaß beim lesen! P.S. Alle Rechtschreibfehler die ihr findet, dürft ihr behalten. Disclaimer: Mir gehört nix. Erfunden wurden die Charaktere von Arthur Conan Doyle und ich leih sie mir nur. Diese Fanfiction wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zu verdienen. Jegliche Ähnlichkeiten zu Lebenden, Toten und Lebenden-Toten Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt. Alle weiteren Charaktere sind Eigentum des Autors. (Meins!) Der Platz an deiner Seite Watson Es war ein seltsames Erwachen an diesem Morgen. Eigentlich war es ein ganz normaler Morgen an einem besonders warmen April im Jahre 1894. Wahrscheinlich waren es nur meine eigenen Gefühle die diesen Tag von den Anderen abzugrenzen wünschten, um ihn als etwas ganz besonderes für immer in Erinnerung zu behalten. Die Ereignisse hatten sich für mich Gänzlich überschlagen und wie ich so in meinem Bett lag und alles noch einmal vor meinem geistigen Auge betrachtet, schien es mir unmöglich, dass als diese Geschehnisse erst wenige Stunden her waren. Vor wenigen Stunden hatte ich Champagner getrunken und noch ein paar Stunden zuvor war ich Zeuge von etwas gewesen, was ohne Zweifel die besonderen Fähigkeiten meines guten Freundes Mr. Sherlock Holmes in das ihnen gebührende Licht rückten. Hatte man mir vorgeworfen ich würde Holmes Fähigkeiten übertreiben und seinem Intellekt schmeicheln so mögen all diese Kritiker verstummen wenn erst der Bericht im Strand Magazine zu lesen wäre, den ich unter dem Titel „Das leere Haus“ zu veröffentlichen gedenke. Ja, noch immer schien es mir unfassbar. Mein Freund Sherlock Holmes lebte! Er war nicht mit Professor Moriarty an den Reichenbachfällen zu Tode gestürzt, wie ich aller Welt glauben gemacht haben. Nein, er hatte sich retten können und war seither hinter dem letzten und sehr gefährlichen Handlangern des Professors, Colonel Sebastian Moran her gewesen. Jetzt war die Welt von eben jenem letzten Teufels befreit und für die meisten Menschen war heute ein ganz normaler Morgen. Ich erhob mich aus meinem Bett, begann meine morgendliche Toilette und kleidete mich an. Für den Tag gerüstet, sah ich mich in meinem Zimmer um und da viel mir Mrs. Hudsons letzte Bemerkung von Gestern wieder ein. Als sie mich nach unserer kleinen, privaten Feier zu Tür gebracht hatte, hielt mich ihre Stimme zurück. Ich war gerade dabei eine Droschke zu rufen und wandte mich noch einmal zu ihr um. „Jetzt wo Mr. Holmes wieder da ist, oh Gott sei gepriesen dafür, werden Sie dann auch wieder hier einziehen?“ Irgendwie hatte mich diese Frage kalt erwischt und ich war nicht in der Lage gewesen zu antworten. Eine seltsame Unruhe hatte mich seit diesen Worten ergriffen und auch jetzt spürte ich sie deutlich. Heute würde sich mein Leben ändern, erneut und irgendwie erwartete ich diesbezüglich Holmes Ankunft. Warum ich annahm, er würde hier in meinem Haus erscheinen, konnte ich nicht sagen und ob ich bereit dafür war, wusste ich ebenso wenig. Ich wusste nur, dass das Schicksal mir ein großes Geschenk bereitet hatte und ich an Sherlock Holmes Seite zurückkehren konnte, um mich wieder als Freund und Chronist an seinen Fällen beteiligen zu können. Einerseits freute ich mich darauf wieder Zeit mit meinem alten Freund zu verbringen. Ich wollte hören was er in den drei Jahren, in denen man ihn für Tod hielt alles gemacht hatte. Wohin hatte ihn das Schicksal getrieben? Tausende Fragen schwirrten durch meinen Kopf. Ja, Holmes war von den Toten zurückgekehrt und alles ging wieder seinen gewohnten Gang. Doch nichts war mehr wie früher. Wieder sah ich mich in meinem Zuhause um. Das Haus war schon lange kein Heim mehr. Seit dem tragischen Tod meiner geliebten Frau Mary fühlte sich unsere gemeinsame Wohnung kalt und leer an. Sicherlich wäre es das Beste, wenn ich zurück in die Baker Street ginge. Aber irgendetwas tief in mir hinderte mich daran meine Sachen zu nehmen und einfach zu gehen. Für immer…dieses Haus verlassen…Marys und mein Zuhause…all die vielen Erinnerungen… Ich sah unser Ehebett, ihren Schmuck und ihre Toilettenartikel vor dem Spiegel. Sowie ihre Kleider, die noch immer fein säuberlich in unserem Schrank hingen. Bis jetzt hatte ich mich von ihren Sachen nicht trennen können. Ich wusste ja noch nicht einmal wohin mit ihnen. Mary hatte kaum Verwandte und nach der Trauerzeremonie hatte sich jeder von ihnen einige Erinnerungsstücke mitgenommen. Der Rest war noch immer hier in unserem Heim verblieben und wie hätte ich es über mich bringen können alles weg zu geben? Meine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als es an meiner Schlafzimmertüre klopfte. Meine Haushälterin steckte ihren Kopf herein, „da ist ein Gentleman an der Tür, der zu Ihnen möchte Doktor.“ Ich nickte ihr zu, „danke Miss. Benton, ich komme sofort.“ Das war Holmes, dessen war ich mir sicher. Obwohl es genauso gut ein früher Patient hätte sein können, mein Gefühl sagte mir Holmes wäre gekommen und er würde eine Antwort erwarten… Holmes Ich hatte in der vergangenen Nacht nicht zu schlafen vermocht. Viel zu viel war in den letzen Tagen geschehen und eine menge Arbeit wartete auf mich. Arbeit die getan werden musste bevor ich in mein altes Leben zurück konnte. Aber nicht nur der vielen Arbeit konnte ich die Schuld geben, da war ein Gefühl, so tief und so aufwühlend. So sehr ich auch versuchte es zu unterdrücken, aber diese Freude hatte mich ergriffen und mir keine Schlaf zugestanden. Freude darüber wieder in London zu sein. In meiner Stadt, in meiner Wohnung. Zurück bei den Menschen die mir am wichtigsten waren und vor allem zurück in meinem richtigen Leben. Das Leben welches ich drei lange Jahre in co gnito geführt hatte, war endlich vorbei. Jetzt war ich wieder Sherlock Holmes. Sherlock Holmes mit einem leichten schlechten Gewissen, denn ich hatte dem guten Watson mit meiner Rückkehr von den Toten ziemlich übel mitgespielt. Der ärmste war glatt in Ohnmacht gefallen, als ich endlich wieder als Holmes vor ihm stand. Vielleicht hätte ich ihm doch schreiben sollen. Auch wenn ich nach wie vor glaube, das ihn seine gute Seele und die uns verbindende Freundschaft zu einer Indiskretion verleitet hätte. Aber war es nicht grausam von mir die liebevolle Seele meines Freundes mit solch Trauer zu belasten? Mein guter Freund hatte sich gewiss vorgeworfen, nicht bis zu letzt an meiner Seite geblieben zu sein. Ja es könnte sogar sein, er glaubte er hätte mir helfen können. Hat er sich meinen Tod als seinen Fehler angelastet? Ich sollte mich wirklich bei dem guten, alten Watson entschuldigen und ihn bei dieser Gelegenheit bitten, wieder zurück in die Baker Street zu ziehen. Ob er schon wach war? Es war noch früh am Morgen aber ich hatte einen unbändigen Drang gespürt, mich wieder frei durch London zu bewegen. Ganz von selbst hatten mich meine Schritte zu Watsons Adresse geführt und unschlüssig stand ich noch eine Weile vor der Tür. „Sie wünschen?“ hatte mich seine Haushälterin gefragt, als sie mit verschlafenem Blick die Türe geöffnet hatte. Ich war mir sicher, Watson würde dieses müde, mürrische kleine Wesen nur zu gerne gegen die gute Mrs. Hudson eintauschen. „Ist Dr. Watson schon wach?“ erkundigte ich mich knapp. Sie rümpfte die Nase und lies mich eintreten. „Warten Sie bitte im Wartezimmer. Ich sehe nach ob der Doktor Sie empfängt.“ Sie schlurfte die Treppe hinauf und ich nahm mir die Zeit und sah mich in Watsons Haus um. Ich war nicht oft hier gewesen. Es kam mir nie richtig vor. Das hier war das Haus von Mr. und Mrs. Watson gewesen und weit ab von der Baker Street und unserem früheren Leben. Wann immer ich Watsons Unterstützung benötigte, hab ich ihn zu mir zitiert und mein guter Freund war stets gekommen. Wieder konnte ich nicht verhindern, dass sich mein schlechtes Gewissen meldete. Watson war stets zu mir geeilt, wann immer ich ihn gebraucht habe. Egal bei was, er war stets treu an meiner Seite und ich hatte ihn in dem Glauben gelassen, ich wäre gestorben. Ja, ich schuldete meinen liebe Watson viel und ich würde gleich damit beginnen und ihn bitten, mit mir zurück in die Baker Street zu kommen! Watson Mit gemischten Gefühlen stieg ich die Treppe hinab und betrat mein Wartezimmer. Kein Patient war zu so früher Stunde hier und ich hätte auch nie die hagere, groß gewachsene Gestallt meines Freundes verwechselt. Sherlock Holmes wandte sich mir zu und ein leichtes Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Watson mein alter Freund, ich hoffe doch Sie haben gut geschlafen. Besonders nach den ganzen gestrigen Aufregungen.“ „Danke Holmes, es geht mir gut“, erwiderte ich ebenfalls lächelnd und bat meinen Freund mit einer Geste mir zu folgen. Als ich die Tür zu meinem Arbeitszimmer hinter uns beiden schloss, war das merkwürdige Gefühl, welches ich heute schon seit meinem erwachen verspürte, unbändig in mir gewachsen. Erneut bat ich Holmes mit einer leichten Geste Platz zu nehmen. Ich füllte zwei Gläser mit Brandy und reichte meinem Freund eines, während ich ebenfalls Platz nahm. „Was führt Sie zu so früher Stunde hier her, Holmes?“ fragte ich direkt und hoffte dabei ruhig zu wirken. Holmes Watson wirkte seltsam unruhig. Irgendetwas beschäftigte ihn in ungewohnter Intensität. Ursprünglich hatte mein Plan so ausgesehen, mich bei Watson zu entschuldigen und ihn zurück in die Baker Street zu bitten. Aber das Verhalten meines Freundes belehrte mich etwas Besseres. Offenkundig grübelte er über etwas, was ebenso zweifellos mit mir zu tun hatte. Ich konnte seine augenblickliche aufgewühlte Gefühlslage sehr deutlich in seinen Augen lesen. Als er mir das Glas Brandy reichte, sich neben mich setzt, schon da war mein Plan ins wanken geraten. Ohne weitere Hinweise darauf, was Watson so quälte, wollte ich nicht einfach mit einer Entschuldigung aufwarten. Sie könnte momentan fehl am Platze sein, oder gar von Watson missverstanden werden. Nein, was würde mir eine Entschuldigung bringen, die Watsons Gefühlen nicht entsprach? „Was führt Sie zu so früher Stunde hier her, Holmes?“ Ich spüre seine innere Unruhe, als er mir diese Frage stellt. Einen kurzen Augenblick wich ich der Frage noch aus. Überlege während ich an meinem Brandy nippe, ob eine direkte Antwort angebracht sei. „Ich wollte fragen, ob Sie nicht zurück in die Baker Street kommen möchten. Ich werde dort mein altes Quartier wieder beziehen und es wäre mir eine Freude und eine Ehre würden Sie ebenfalls zurückkommen.“ Watson Offenbar hatte Holmes meine Unruhe gespürt. Seine Antwort war so offen, wie meine Frag und ich konnte nicht umhin, mich zu freuen. Er wollte das ich wieder bei ihm einzog. Ihm Gesellschaft leistete. Der Knoten in meinen Eingeweiden, welchen dieses ungute Gefühl verursacht hatte, begann sich zu lösen. Denn ich merkte das meine Antwort ja lauten sollte. Ich wollte zurück. Als ich zu meinem Freund blickte, sah in eine milde in seinen grauen Augen die mich überraschte. Wie so oft hatte er meine Gefühle und Gedanken richtig gedeutet. „Holmes…ich würde gerne erneut mit Ihnen zusammen ziehen.“ Das Gesicht meines Freundes erhellte sich schlagartig. „Hervorragend Watson! Es freut mich, denn ich habe Sie die letzten drei Jahre schmerzlich vermisst. Auch Mrs. Hudson wird die Nachricht erfreuen.“ Mit diesen Worten leerte Holmes sein Glas und erhob sich. „Mein guter Freund, ich schlage vor Sie packen und ich eile los um eine Firma mit dem Umzug zu betrauen.“ Jetzt schien alles recht schnell zu gehen. Zu schnell für meinen Geschmack aber vielleicht war das genau das richtige. Vielleicht war wenig Zeit zum Überdenken und sofortiges Handeln die beste Medizin für mich. Holmes Freude über meinen Einzug erwärmte mir das Herz und ja, ich wollte wirklich nicht mehr allein Leben. Als Holmes gegangen war und Miss. Benton meine Koffer gebracht hatte überkam mich wieder jenes unbehagliche Gefühl und der Knoten in meinem Magen nahm wieder Form an. Ich fing in der Praxis zu packen an und arbeitete mich über das Wohnzimmer weiter Richtung Schlafzimmer. Alles was ich nicht behalten wollte, wurde separat verpackt. Miss. Benton schluchzte beim Packen oft leise vor sich hin. Ich würde sie vermissen, sie hatte Mary und mir immer gute und treue Dienste geleistet und ich wollte sie auch nur mit den besten Zeugnissen entlassen. Sie hatte mir dies zwar gedankt doch ich wusste sie würde dieses Haus auch vermissen. Ein Haus welches nach Marys Tod nicht mehr dasselbe gewesen war. Jetzt stand ich im Schlafzimmer, blickte in den leeren Koffer auf dem Bett und konnte nicht mehr weiter packen. Dies war einst unser Schlafzimmer gewesen und jetzt wollte ich gehen? Weg von hier für immer? Ich vermisste Mary sehr und in diesem Haus waren all unsere gemeinsamen Erinnerungen. In jedem kleinen Gegenstand, in jedem Möbelstück steckte unser gemeinsames Eheleben und ich Schuft kehrte all dem den Rücken nur um nicht mehr alleine zu sein. Ich ging zum Kleiderschrank und nahm meine Wäsche heraus, verstaute sie ordentlich im Koffer und dachte an Mary. Mein kleiner Engel würde sicher nicht wollten das ich alleine Lebe nur um mich an vergangenes zu klammern. Als ich den letzten Koffer schloss, war der Raum fast leer. Alles was mir wichtig war, war verpackt und zum Transport bereit. Jetzt waren nur noch Marys Sachen übrig. In eine Kiste packte ich fein säuberlich ihre Toilettenartikel und ging dann zurück zum Kleiderschrank. Ich nahm das erste ihrer Kleider heraus und schon überkam mich eine Woge an Erinnerungen. Wann wie es gemeinsam gekauft hatten, wann sie es das erste Mal getragen hatte…so viele schöne Erinnerungen. Wollte ich wirklich aus diesem Haus weg? Ich kam mir vor als würde ich die Erinnerungen an unsere Ehe einfach in diesen Wänden zurück lassen und mich abwenden. Das Kleid welches ich in Händen hielt, roch sogar noch nach meiner Frau. Dieser unverkennbare Duft den ich so sehr geliebt habe. Mary würde sicher wollen das ich gehen, sie würde sich freuen mich glücklich zu sehen. Mein Leben musste weiter gehen und das Schicksal hatte mir ein großes Geschenk gemacht. Mein Freund Holmes war zurück. Aber das beklemmende Gefühl meinen Erinnerungen an Mary nicht gerecht zu werden wenn ich unser Haus verkaufte, war so unendlich stark. Es zog mich hinab in einen Strudel der Qualen. Was konnte ich nur tun? Wenn ich ging, würde ich Mary vergessen? Nein, sie war meine große Liebe, meine Frau. Sie würde immer einen platz in meinem Herzen behalten und doch…wieder betrachtete ich das Kleid und sog dessen Duft tief in meine Lungen. Würde ich irgendwann diesen Geruch vergessen? Würde er mich mit ihren Kleidern verlassen oder gar mit dem Haus verkauft werden? Welch törichte Gedanken! Dumm und töricht schellte ich mich selbst. Holmes Noch immer beunruhigte mich Watsons seltsame Stimmung. Was war mit ihm los gewesen? Meine Freude über seine Zustimmung hatte tatsächlich alle anderen Gedanken aus meinem Kopf vertrieben. Die Umzugsfirma war beauftragt und bald würde ein Wagen vor Watsons Haus halten und Koffer, Kisten und Taschen in die Baker Street bringen. Auf dem Weg zurück zu meinem Freund gab ich ein schnelles Telegramm für Mrs. Hudson auf. Sie sollte erfahren das Watson heute noch zurück kam und somit Essen für zwei vorbereiten. Sich eine Träne aus den Augenwinkeln wischend, öffnete mir Miss. Benton die Hautüre. Ich trat ein, händigte Hut und Mantel aus und sah zu meiner Zufriedenheit leer Zimmer und volle Kisten. „Der Doktor ist oben“, erklang eine zittrige Stimme und mit einem großen Taschentuch in der Hand verschwand Miss. Benton in die Küchen. Leise ging in die Treppe nach oben. Ich wollte Watson nicht hetzen und wenn er mich nicht bemerkte, vielleicht konnte ich herausfinden was seinem unruhigen Verhalten heute Morgen zu Grunde lag. Durch die leicht geöffnete Tür konnte ich in Watsons Schlafzimmer sehen. Das meiste schien bereits gepackt… und da sah ich meinen Freund. Er stand neben dem großen Kleiderschrank und hielt ein hellbraunes Kleid mit orangen und grünen Stickereien in Händen. Auch auf die Distanz konnte ich die unendliche Trauer in seinem Blick erkennen. Wie hatte ich nur so blind sein können? Ich war von den Toten zurückgekehrt, doch Mary Watson vermochte dieses Wunder nicht zu wiederholen. Watson, mein guter Watson hatte seine Frau verloren und ich war nicht da gewesen. Selbst wenn ich gewollt hätte, ich vermochte mich nicht zu rühren. Watsons Kummer berührte mich, schmerzte tief in meiner Seele. Was sollte ich jetzt tun? Warten bis Watson sich von seiner Trauer löste? Hatte ich mich heute Morgen nicht entschuldigen wollten? Es würde wohl kein besserer Moment dafür kommen als eben dieser. Watson Marys, oh meine Mary. Gefangen in meinen Gedanken, schweifend durch die schöne Zeit zu zweit bemerkte ich nicht, wie sich die Tür zum Schlafzimmer geräuschlos öffnete. Was ich bemerkte waren zwei starke Arme die sich um mich legten, mich hielten und an die warme Brust meines Freundes drückten. Ich schreckte aus meinen Gedanken und erkannte Holmes der mich von hinten in eine Umarmung gezogen hatte. Überrascht sog ich tief Luft ein und es dauerte eine lange Minute, bis ich mich entspannte. „Holmes?“ fragte ich verunsichert. Es tat gut gehalten zu werden, meinen trüben Gedanken zu entfliehen doch ich verstand nicht Recht was Holmes zu dieser Tat veranlasste. „Es tut mir leid“, kam eine leise geflüsterte Antwort. „Was tut Ihnen leid?“ Die starken Arme zogen mich noch näher. „Ich hätte hier sein sollen. Was bin ich für ein lausiger Freund, der einen der wichtigsten Menschen in seinem Leben in dessen schwerster Stunde alleine lässt.“ Wieder dauerte es bis ich verstand. Holmes musste mich mit Marys Kleid in Händen beobachtet und seine Schlüsse wie immer korrekt gezogen haben. „Ich gebe Ihnen keine Schuld Holmes. Sie taten was richtig war um die Menschheit vor einer bösen Geisel zu befreien. Selbst wenn Sie hier gewesen wären, es hätte doch nichts geändert.“ „Oh doch Watson, es hätte sehr viel geändert. Nicht an den Wegen des Schicksals, aber ich hätte die Wunden welche Sie jetzt quälen zu lindern vermocht. So mussten Sie allein am Sterbebett Ihrer Gemahlin sitzen. Wäre ich hier gewesen, so hätten Sie all Ihren Schmerz mit mir Teilen können. Glauben Sie mir John, es tut mir aufrichtig Leid.“ Gerührt von Holmes Worten musste ich schlucken. Wieder wusste ich nichts zu sagen. Aber das war auch gar nicht nötig. Erneut überraschte mich Holmes mit den richtigen Schlussfolgerungen. „Verständlicherweise fällt es Ihnen schwer, sich von diesem Haus zu trennen. Schließlich ist hier all das, was sie noch mit Mary verbindet. Fall Sie also doch nicht ausziehen möchten, ich…“ „Nein Holmes, ich…ich möchte hier nicht mehr allein sein. Ich komme mir wie ein elender Schuft vor, all das hier auf zu geben. Aber dieses Haus, meine Praxis, als das wollte ich nur mit meiner Frau zusammen erleben. Jetzt wo sie mich verlassen hat, sollte ich nach Vorne sehen und ich sollte wirklich mit Ihnen kommen, Holmes.“ Die Welt fühlte sich kalt an, als Holms mich aus seiner Umarmung entließ. Ich sah meinem Freund neugierig zu, als dieser aus einem Koffer ein gerahmtes Foto hob und damit zurück zu mir schritt. Die Fotographie zeigte Mary und mich in unserem Hochzeitsgewand vor der Kirche. Holmes reichte mir das Bild und ich sah es mir lange an. Dann blickte ich fragend auf. „Egal wo Sie sind, der unsterbliche Beweis für Ihre Liebe wohn nicht ihn diesem Haus. Er lebt in Ihnen und Ihre Mary weiß das. Wohin Sie der Pfad Ihres Lebens auch führen mag, die Frau auf diesem Foto wollte immer das Sie glücklich sind. Hören Sie auf Ihre Herz John und tun Sie nur das, was Sie glücklich macht.“ Ich war den Tränen nahe und nur schwerlich verbarg ich diese emotionale Regung. Mein Hals jedoch war wie zugeschnürt. Ich stand reglos da, sah zwischen der Fotographie und Holmes hin und her. Nach all den Jahren die ich diesen Mann schon kannte, er schaffte es immer wieder mich in Erstaunen zu versetzten. Gab es denn wirklich keine Grenze für all seine Fähigkeiten? Holmes John rang um seine Fassung. Vielleicht war das zuviel der Worte gewesen? Hatte ich mich richtig ausgedrückt? Zumindest glaubte ich meine Entschuldigung hatte John vermitteln können, wie viel er mir bedeutete. Mit ihm war es anders als mit meinem Bruder Mycroft und doch, John Watson war wie ein Bruder für mich. Teil meiner Familie, Teil meines Lebens und somit ein Teil meiner Selbst. Als ich auf die Tür zuging, um meinem Freund ein wenig Zeit zum nachdenken zu gewähren, fragte ich mich ob sich Watson dessen bewusst war. Wusste er das ich ihn wie meinen Bruder liebte? Watson Holmes Benehmen erinnerte mich stark an meinen großen Bruder, Henry. Er war immer da gewesen, wenn sein kleiner Bruder ihn dringend gebraucht hatte. Zwischen Henry und mir war nie eine besonders enge, emotionale Bindung entstanden aber dennoch war ich mir seiner Liebe immer bewusst gewesen. Auch mit Holmes verband mich keine überaus emotionale Freundschaft und doch war er mir der beste und wichtigste Mensch…wie ein Bruder, und jetzt wo meine Mary im Himmel war, meine einzige Familie. Ob Holmes wusste wie ich über ihn dachte? Nein, bestimmt befasste sich sein brillanter Verstand nicht mit solchen Dingen. Er sprach selten gut über die weicheren Gefühle und um so mehr dankte ich ihm den einen, ruhigen Moment. Der Moment in dem er mir so nahe war… Sollte ich Holmes verraten was ich dachte? Holmes Ich wandte mich kurz vor der Tür noch einmal um. Im selben Augenblick sah Watson zu mir und das was ich eben noch sagen wollte, war überflüssig. Watson Holmes wusste wieder ganz genau was ich dachte und während ich den Blick seiner grauen Augen auf mir ruhen spürte, wusste ich, dass es ihm genauso ging. Holmes/Watson Wir waren Freunde, Brüder im Geiste, verbundene Seelen und egal was da kommen möge, dieses Band zwischen uns würde auf ewig bestehen. Ich hoffe unser Schicksal Wege bleiben noch lange vereint, denn ich möchte ihn nicht missen, den Platz an deiner Seite. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)