Ein Blick zurück. von Frostkatze ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Entgegen Rufus tiefster innerer Erwartungen, klickte das Schloss leise. „Guten ‚Morgen‘, Hüter“, las er auf dem Betrayal, ehe der Einband aufklappte und ihm das Innerste des Buches offenbarte. Das Erste, auf dass der Hüter nach einer leeren Seite blickte, war eine Zeichnung, das Portrait eines Mannes von Anfang vierzig wie Rufus schätzte. Der Mann hatte ein schlankes Gesicht ohne Bartwuchs, dunkle Haut die auf der schwarz-weißen Zeichnung fast schwarz wirkte, eine gerade Nase und dunkle Mandelaugen, er trug auf der rechten Seite ein Monokel und hatte schwarze Haare, kurz und wild abstehend. Trotzdem es ein Bild war wirkte die Zeichnung so echt dass Rufus sich davon abhalten musste mit den Fingern über das Bild zu streifen um zu prüfen ob es sich von dem Papier abhob. Der Junge blätterte um und fand eine leere Seite vor. Aber bevor er weiterblättern konnte formten sich Worte auf dem Blatt. Die dunkelrote Tinte schien von der Rückseite durchzusickern und bildete eine schöne, geschwungene Handschrift. Zuerst solltest du wissen womit du es hier zu tun hast, Hüter... Darunter bildete sich die nächste Zeile in der das Buch Rufus aufforderte die Augen zu schließen. Etwas verwirrt folgte er der Anweisung. Ein leichtes Kribbeln durchlief seinen Körper und die Dunkelheit seiner Augenlider wurde langsam durchbrochen, es war, als sähe er dabei zu wie aus der tiefsten Nacht der Tag wird, nur um ein vielfaches schneller. Er blickte auf einen kleinen Turm der sich aus einem riesigen Wald vor einem weit entfernten Gebirge erhob und aus dessen Schornstein eine dünne Rauchschwade aufstieg. Rufus machte unwillkürlich einen Schritt auf den Turm zu, zumindest sollte es nur einer sein. Ein heftiger Windstoß ließ ihn kurz die Augen schließen. Als er sie wieder aufschlug zuckte er überrascht zurück. Denn er stand vor der Tür des Turms und blickte auf sieben Männer die in glänzenden Rüstungen stecken. Einer von ihnen hatte eine Schriftrolle mit einem Siegelband in der Hand die er wohl laut vorlies. Rufus konnte nicht ein Wort richtig hören, es war als würden die Worte durch eine dicke Wand dringen, dumpf und unverständlich. Dafür waren die Faustschläge, mit denen ein anderer die Tür maltretierte, laut wie Donnergrollen. Das Holz bog sich unter seiner metallummantelten Faust und kleine Splitter lösten sich. Als der Vorleser fertig war und die Tür noch immer nicht geöffnet worden war, holte der Anklopfer weit aus. Mit seinem ganzen, in Stahl gepackten Körper. Er rammte seine Schulter gegen das Holz und sprengte die Tür auf. Sie flog in den Turm hinein und krachte gegen die Wand an der anderen Seite, neben den Kamin und riss dabei einen Tisch voller alchemistischer Zutaten und Geräte um, solche Wucht hatte der Schlag. Die Scherben der Phiolen und Gläser verteilten sich auf dem Boden. Rufus blinzelte einmal und fand sich im Innern des Turms wieder. Er stand im Erdgeschoss auf den Scherben und sah dabei zu wie die Männer mit gezogenen Schwertern in den Turm und dann die Wendeltreppe hoch, die an der Wand entlang nach oben führte, rannten. Ihre schweren Schritte hallten dabei in dem Gebäude wieder ebenso wie das Klappern ihrer silbernen Rüstungen. Sie erreichten erstaunlich schnell die Tür zum Dachzimmer, trotz ihrer Metallkluft und den Waffen. Doch diesmal machte sich der Anklopfer nicht die Mühe gegen die Tür zu schlagen, er trat sie gleich ein und stürmte in den Raum vor. Rufus kniff diesmal die Augen zusammen und hoffe dass er dadurch zum nächsten Schauplatz gebracht wurde. Er wollte wissen was die Männer wollten und wie diese Scenen mit dem Betrayal und ihm zusammenhingen. Das leise, von fern hallende, amüsierte Lachen einer tiefen Stimme in seinem Kopf ließ ihn wieder die Augen öffnen und tatsächlich befand er sich nun in der Dachkammer wo die Gerüsteten sich gerade um jemanden verteilten. Der Statur nach war es ein Mann. Er trug eine Robe, so wie Rufus sie sich bei einem Magier vorstellte und verbarg seinen Kopf unter einer Kapuze die nachträglich an das Magiergewand angenäht worden war. Der weiße, mit silbernen Stickereien verzierte Stoff bildete einen scharfen Kontrast zu der dunklen Haut der Hände des Mannes und ließ in Rufus den Verdacht aufkommen, dass der vermummte Mann der Selbe wie auf der Zeichnung war. Als der Mann seine Hände an die Kapuze hob und sie zurückstrich konnte Rufus tatsächlich den Mann aus dem Betrayal erkennen. Nur wirkte er frischer als auf dem Bild, etwas jünger, und alles andere als begeistert die Männer in seinem Turm zu haben. Drei der Männer zogen ihre Schwerter, wärhend drei weitere ihre Ambrüste auf den Mann anlegten. Der Siebte trat mit Handschellen hervor, goldene Schellen in die seltsame Symbole eingraviert waren die Rufus noch nie gesehen hatten. Sein Magen verkrampfte sich bei ihrem Anblick, als seinen sie verflucht. Auch der Mann verzog das Gesicht, rührte sich aber nicht von der Stelle. Er redete auf den Mann mit den Schellen ein, doch der Gerüstete schien ihn zu ignorieren und kam näher. Dem Gerüsteten war durch das Visier nicht anzusehen was er von seinem Gegenübers hielt. Er trat zögernd an ihn heran und wollte ihm die Schellen anlegen als der Mann von der Zeichnung seine Hand ausstreckte. Rufus sah zu wie sich die dunkle Hand auf die glänzende Rüstung legte, wie die Welt um ihn herum sich unendlich langsam zu bewegen schien und die Gerüsteten sich ruckartig bewegten. Armbrustbolzen flogen durch die Luft und verfehlten ihr Ziel, sie wurden von einem unsichtbaren Schild abgelenkt und bohrten sich in die Holzdielen des Bodens, einen Stuhl und einem Tisch, die neben den Regaln an den Wänden die einzigen Möbel in der Dachkammer waren. Durch den Gerüsteten, auf dessen Brustpanzer die Hand des Mannes lag, ging ein heftiger Ruck der ihn zu Fall brachte. Er stürzte rückwärts und schlug auf den Boden auf, seine Glieder zuckten kurz als hätte ein Blitz ihn erwischt. Dann lag er still da. Er atmete noch; langsam, flach und unstet. Die Schwertführer stürzten sich auf den Übeltäter und schafften es ihm die Schellen anzulegen ohne selbst zuckend auf dem Boden zu landen. Er sank kraftlos auf die Knie, als würden ihm die goldenen Handschellen jegliche Energie rauben und warf dem Mann am Boden einen bedauernden Blick zu. Seine Lippen formten Worte und in Rufus Kopf konnte er sie tatsächlich vernehmen. So war das nicht gedacht... hörte er den Magier sagen Er hätte einfach gehen sollen, ihr alle...! Zwei der Waffenbrüder kümmerten sich um den Gerüsteten, lösten die schwere Rüstung und zogen den Helm ab damit er besser atmen konnte. Rufus konnte sein Gesicht nicht sehen da einer der Männer in seinem Blickfeld stand, was er aber sehen konnte war der Brandfleck auf dem Waffenroch aus Stoff der unter dem Brustpanzer zum Vorschein kam. Auch den entfernten die Männer und das Hemd darunter. Rufus konnte den Männern ihr Entsetzen ansehen als sie, wie auch er, auf ein glutrot in die Haut über dem Herzen eingebranntes Zeichen blickten. Es war ein Stern mit neun Zacken in dem je ein anderes, seltsames Symbol stand. Einer der Männer hob seine Faust und wollte auf den Magier losgehen. Er wurde von zwei seiner Kammerden davon abgehalten und brüllte etwas das Rufus zwar verstand aber nicht weiter beachtete. Seine Aufmerksamkeit wurde von dem Mann mit dem Symbol über dem Herzen eingenommen und als der Gerüstete, der in seinem Blickfeld stand, zur Seite ging um den Aufgebrachten zu beruhigen, überlief Rufus ein eisiger Schauer und sein Magen hob sich drohend. Er blickte in das Gesicht des bewusstlos am Boden liegenden und erkannt den Banditen wieder der versucht hatte ihn zu töten. Seine Haare waren anders, kurz, wirr und seine Haut hatte noch einen helleren Farbton, aber er war der Gleiche. Er hatte sogar schon die dünne Narbe, die sich leicht zackig von seinem rechten Ohrläppchen bis knapp über den Mundwinkel zog. Rufus wich vor ihm zurück und trat dabei unbewusst zwischen den Magier und den Aufgebrachten. Er sah plötzlich eine Faust auf sich zurasen, hob schützend die Hände vor seinen Kopf und kniff die Augen zu, einen harten Schlag erwartend. Nichts passierte. Vorsichtig öffnete er ein Auge und sah sich um. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)