Das Echo des Hasses von CDBonnie (All the good things and bad things that may be) ================================================================================ Kapitel 8: Männer -.- --------------------- Die Nacht hatte Nojiko bequem an Seishins Seite verbracht. Noch ein angenehmer Vorteil seiner Gesellschaft. Sie fror nachts nicht und blieb immer trocken, denn wenn es regnete schützte der Körper des Wolfs sie. Nun schritt sie alleine durch das Stadttor. Ein großer Wolf versetzte halt doch die meisten in Panik. Zielstrebig lief sie auf den Marktplatz zu, um dort Vorräte zu kaufen. Schwer bepackt trat sie eine gute Stunde später in eine Taverne, um dort zu Mittag zu essen. Einige der Tische waren belegt, doch Nojiko ließ sich am Tresen nieder und sah sich kurz um. Hauptsächlich saßen Arbeiter an den Tischen. Bei einem schlecht gelaunten Wirt bestellte sie eine Suppe mit Brot und lauschte den vielen Stimmen. Nur wenig später löffelte sie ihre Suppe, die ihr sogar schmeckte. Der Sitzplatz neben ihr wurde von einem Mann belegt. Er hatte schwarze Haare und trug einen sorgfältig gestutzten Bart. Seine gelben Augen musterten sie flüchtig. Ein großer Hut mit Feder ließ seine Augen in seinem Schatten fast verschwinden. Er trug einen rot-schwarzen Mantel, der geöffnet war, darunter war seine Brust nackt. Ein kleines Kreuz hing um seinen Hals. Auf seinem Rücken trug er ein riesiges Schwert. fragte sie sich und brach ein Stück von ihrem Brot ab. „Ein Bier.“ orderte der Mann neben ihr. meinte Nojiko, sagte aber nichts, ging sie ja eigentlich nichts an. „Ich möchte bitte zahlen.“ richtete sie an den grimmigen Wirt. „Das Essen der jungen Dame geht auf mich.“ meinte der Mann neben ihr schlicht. Überrascht drehte sie sich zu ihm um. „Vielen Dank.“ lächelte sie. „Keine Ursache. Einer gut aussehenden Frau zahlt man doch gerne das Essen.“ verblüfft sah sie ihn an. Er hatte sie doch kaum wahrgenommen. Erneut blieb ihr nichts anderes übrig, als sich zu bedanken. „Darf ich fragen, wie Ihr Name ist, wenn Sie mich schon einladen?“ „Mihawk Dulacre.“ Seine Stimme war kräftig und hatte einen weichen Unterton. „Freut mich, Nojiko.“ stellte sie sich selbst vor. Er nickte ihr kurz zu und widmete sich wieder seinem Bier. „Ich würde noch etwas bleiben, aber ich muss leider los. Vielen Dank noch einmal.“ verabschiedete sie sich von ihm. Sie sprang von ihrem Sitz herunter und schnappte sich ihre Tüten, dann verließ sie sowohl die Taverne, als auch die Stadt. Kurz hinter der Stadtmauer bog sie nach links vom Weg ab und schlug sich ein Stück durch das Unterholz. Seishin lag auf einem großen Felsen und sonnte sich. In seinem Brustfell waren Blutspuren zu sehen. Auch sein Kopf hatte einige rote Tupfen. Das war einer der unangenehmen Eigenschaften, doch sie hatte sich damit arrangiert. Sie konnte es sich schließlich nicht leisten den Wolf durchzufüttern und im Grunde machte es wohl keinen Unterschied, ob das Tier geschlachtet wurde oder er es selbst erlegte. „Hat es dir geschmeckt?“ fragte sie und erntete ein bestätigendes Brummen. Die silbernen Augen waren fest geschlossen. Sie verstaute die Inhalte der Tüten in ihrem Jutebeutel. „Wollen wir bald weiter?“ fragte sie. Keine Reaktion des Wolfs. „Gut also bleiben wir noch etwas.“ Sie seufzte und setzte sich zu dem Wolf. Geistesabwesend streichelte sie das weiche Fell. „Seishin?“ Ein leises Brummeln erklang. „Wo wollen wir eigentlich jetzt hin?“ Seine Ohren bewegten sich unruhig hin und her. „Sehen wir später.“ Etwas enttäuscht von der Antwort stand Nojiko erneut auf. Die kurze, schwarze Hose, die selbst im Stehen noch den Übergang zwischen Hintern und ihren Beinen nicht verdeckte, ließ sie über ihre Beine gleiten. Dann zog sie sich das Tanktop aus und legte sich ausgestreckt auf eine Decke, die sie neben Seishin ausgebreitet hatte. Gegen einen Mittagsschlaf war ja nichts einzuwenden. Nojiko war eingedöst und merkte nicht, dass sie beobachtete wurden. Selbst Seishin brauchte einen Augenblick bis er den Fremden Geruch wahrgenommen hatte. Seine Nase begann zu zucken und seine Ohren stellten sich auf. Leise konnte er Jemanden atmen hören. Ein wenig öffnete er seine Augen, doch sehen konnte er niemanden. Der Geruch wurde etwas schwächer, da der Wind drehte, doch der Atem des Fremden war deutlich für ihn zu hören. Vorsichtig hob er den Kopf und sah sich etwas um. Nojiko schlief noch. Vorsichtig erhob er sich und stieg über de schlafende Frau. Wer immer dort im Wald stand würde ihn erst besiegen müssen, bevor er an sie herankam. Doch nichts schien sich zu rühren. dachte sich der weiße Wolf. Er bellte zwei Mal kurz und laut. Nojiko richtete sich überrascht auf und schlug mit ihrem Kopf gegen sein Vorderbein. „Was ist los?“ fragte sie irritiert. Doch dann versuchte sie sich zu erinnern, wie sein Bellen geklungen hatte. Auffordernd, drohend. „Wer ist da?“ rief sie. Ein großer, schlanker Mann trat aus dem Schatten. „Wirklich praktisch so ein Begleiter.“ stellte Mihawk fest. Mit gezückten Dolchen hockte sie unter Seishin. Als sie den Mann erkannte, entspannte sie sich etwas. Allerdings nicht genügend, dass sie ihre Dolche wieder verstaute oder Seishin das Gefühl gab, das alles in Ordnung war. „Was machen Sie denn hier?“ „Ich habe mich nur gefragt, wohin eine hübsche Frau alleine verschwindet. Ich konnte ja nicht ahnen, dass Sie solch nette Begleitung haben.“ entspannt lehnte er sich an einen Baum und spielte mit einem Messer. Seishin trat noch einen Schritt vor, sodass Nojiko direkt unter seinem Bauch war. „Schade, dass eine solche hübsche Frau schon vergeben ist.“ stellt er lässig fest und schaut Seishin an. „Und Seishin, wie ist es so an der Seite eines Weibchens?“ Überrascht sah Nojiko nach oben, hatte jedoch vergessen, dass sie direkt unter dem Rüden kniete. „Gut.“ meinte er nur knurrend. Er trat etwas zur Seite und setzte sich dann. „Ihr kennt euch?“ fragte Nojiko verblüfft. Lächelnd trat Mihawk näher. „Ich bin ein Freund seines Vaters, das heißt natürlich nicht, dass der gute Seishin mich auch dulden muss, wenn ich mich seinem Rudel nähere.“ dabei sah er den jungen Wolf an und bewegte sich vorsichtig unter dessen wachsamen Blick. Von Seishins Verhalten beruhigt ließ sie ihre Dolche verschwinden. „Ah, du solltest nicht ganz so schnell deine Verteidigung sinken lassen. Auch der gute Seishin könnte Mal einen Fehler begehen.“ „Und Jemand, der mir etwas antun wollte, würde natürlich darauf hinweisen, dass es unklug ist, nicht wahr?“ Grinsend näherte er sich noch ein Stückchen. „Vermutlich nicht, aber das könnte auch Taktik sein. Seishin du solltest wirklich besser auf dein Rudel aufpassen, du hast fast eine Minute gebraucht, um mich zu bemerken. Im Notfall eine viel zu lange Zeitspanne.“ belehrte er die Beiden. Seishin knurrte daraufhin, bewegte sich jedoch nicht. Lässig setzte Mihawk sich im Schneidersitz auf den Boden und biss in einen Apfel, den er aus einer Manteltasche gezogen hatte. Nojiko starrte ihn an. Wie konnte dieser Kerl ihr erst folgen, sie dann wie ein kleines Kind behandeln und sich dann hier hinsetzten, als würde er hier Picknicken? Unverschämt, das fiel ihr dazu ein. Sie musste allerdings zugeben, dass er irgendwie Recht hatte, es war naiv gewesen die Dolche einzustecken. Trotzdem unverschämt, meinte sie. „Und was habt ihr vor?“ fragte Mihawk sie. Seishin beobachtete ihn weiter mit Argusaugen. „Was interessiert es Sie?“ fragte Nojiko abweisend. „Mich interessiert immer wo eine hübsche Frau hin will.“ meinte er verschmitzt lächelnd. „Außerdem was soll ich seinem Vater denn sagen, sollte ich ihn sehen? Ich habe Seishin gesehen, aber ich weiß nicht, wo er hin wollte? Keine schlaue Idee einen Kaiserwolf Alpharüden so etwas zu sagen, egal ob man im Rudel geduldet wird oder nicht.“ Nojiko hob eine Augenbraue und sah ihn skeptisch an. „Was kümmert mich Seishins Vater oder Ihr Wohlergehen?“ „Ah, ja eine junge Dame, die alleine reist, muss wohl etwas die Krallen ausfahren. Ich mag Raubtiere.“ Was sollte sie darauf sagen? War der Typ ein Irrer? Aber Seishin schien ihn nicht als allzu große Gefahr einzustufen. „Falls du nichts dagegen hast, Seishin, würde ich mich gerne einige Tage anschließen. Das wird bestimmt lustig.“ Der weiße Wolf gab ein leises Knurren von sich, senkte jedoch den Kopf, um zu zeigen, dass er einverstanden war. Mihawk fasste nun zum ersten Mal, seit er hinter dem Baum vorgetreten war, Nojiko in Auge und pfiff dann grinsend durch die Zähne. Nojikos Augen verengten sich und sie zog die Augenbrauen zusammen. Dann folgte sie seinem Blick und ihr fiel erst jetzt auf, dass sie sich nicht wieder angezogen hatte. Hektisch drehte sie sich um und zog sich das Tanktop über den Kopf, das nicht weit entfernt lag. Auch die Hose ergriff sie und stieg hinein. Das erwies sich jedoch als etwas schwieriger. Um die Hose über ihr Becken ziehen zu können, musste sie sich etwas winden. Frech grinsend beobachtete Mihawk, wie die junge Frau ihren Rücken durchdrückte und ihre Hüfte bewegte. Als sie sich umdrehte, sah sie ihn böse an. „Keinerlei Anstand.“ murmelte sie gerade laut genug, dass er sie noch verstehen konnte. Doch anstatt sich für sein Verhalten zu entschuldigen, grinste der Mann sie einfach noch breiter an. „Weshalb?“ fragte Seishin neugierig. Nojiko hatte keinerlei Probleme damit, dass der Wolf sie nackt sah, wieso auch, bei einem Hund hätte es sie auch nicht gestört, deshalb wusste der junge Wolf nicht, was Nojiko meinte. „Es ist unschicklich, wenn ein Mann eine Frau begafft, die keine Kleidung trägt.“ erklärte sie ihm. Sein großer Kopf drehte sich zu ihr. Ein erstaunter Laut entwich seiner Kehle. „Dann habe ich ebenfalls keinerlei Anstand?“ fragte er und legte den Kopf schief. „Nein, Seishin, bei dir ist das etwas anderes.“ Ihr war klar, dass er nicht verstehen würde, weshalb es etwas anderes war. „Hör mal, bei unserer Gattung ist es einfach nicht normal, dass ein Männchen ein unbekleidetes Weibchen ansieht. Da du nicht zu unserer Gattung gehörst, ist es bei dir anders.“ „Das finde ich aber nicht fair.“ murrte Mihawk. „Was du fair findest, geht mir am Arsch vorbei!“ keifte sie ihn an.“Uh, du musst ja nicht gleich ausfallend werden.“ seine Mundwinkel zuckten verräterisch. „Ach, leck mich doch am Arsch.“ schimpfte sie. Nur einen Augenblick später war er bei ihr. Sein Mund dicht an ihrem Ohr. Sie konnte sich nicht bewegen, sie hörte wie er einatmete. „Aber gerne.“ Sie stand da wie erstarrt. Seishin stand reglos und beobachtete die Szene. Doch der Wolf sah sie nur verwirrt an. Auf einmal fiel sie. Knapp über dem Boden wurde sie aufgefangen und sanft auf dem Boden abgelegt. Ihre Augen waren vor Schreck geweitet, Adrenalin pumpte durch ihren Körper. Mihawk war nur wenige Zentimeter über ihr. „Du solltest vorsichtig sein, bei dem, was du dir wünschst.“ flüsterte er ihr zu. Sie konnte seinen warmen Atem auf ihrer Haut spüren, seine Hand in ihrem Rücken. Noch bevor sie wusste, was genau sie tat, zog sie ihr Bein ruckartig an und rammte ihm so ihr Knie in seinen Unterleib. Mihawk stöhnte kurz auf, verzog aber keine Miene. Er blieb noch einen Moment in der Position über ihr, dann drehte er sich zur Seite und setzte sich neben sie. Erleichtert atmete sie aus. „Das tat weh.“ Sein gleichmütiger Tonfall brachte sie fast zur Raserei. Wütend richtete sie sich auf. „Wie bitte? Das sollte auch wehtun!“ giftete sie ihn an. Sie stand mit angespannten Muskeln auf. „Was fällt dir bitte ein? Was denkst du eigentlich, wer du bist?“ Sie schrie ihn an. Seishin legte wieder den Kopf schief. „Hat er wieder keinen Anstand?“ fragte er sichtlich interessiert. „Nein hat er nicht! In dem ganzen Mann steckt nicht ein einziger Funken Anstand!“ fauchte sie. „Darf ich auch nicht mit dir spielen oder ist das bei mir wieder anders.“ Mihawk lachte auf. „Genau, warum darf ich nicht spielen?“ fragte er sie amüsiert. Nojiko kochte. Das durfte doch nicht wahr sein. „Das war kein Spiel, du Arsch!“ Sie trat nach Mihawk, der sprang jedoch auf, und ihr Tritt ging ins Leere. „Ich mag Raubtiere.“ grinste er erneut. Frechheit! „Seishin, wir gehen!“ befahl Nojiko und schnappte sich ihr Gepäck. Wütend stapfte sie durch das Unterholz. Leise murrte sie weiter und ließ die Äste am Boden laut knacken. Sie war nicht weit gekommen, als Seishin neben ihr auftauchte. Unsicher sah er immer wieder zu ihr, gab aber keinen Laut von sich. Nojiko marschierte immer weiter in den Wald, war ihr doch egal, wo sie hin lief, sie hatte ja Seishin, der würde sie schon wieder zurück bringen. Starr schaute sie geradeaus, nahm ihre Umgebung kaum wahr. Plötzlich ging ihr Fuß ins Leere. Schreiend rutschte sie einen Abhang herunter. Ungefähr auf der Hälfte bekam sie einen Ast zu fassen und beendete so ihren Fall. „So eine Scheiße!“ fluchte sie laut. „Probleme?“ fragte Mihawk lächelnd. dachte Nojiko verstimmt. „Nein, lass mich in Ruhe.“ rief sie deshalb nach oben. Sie sah sich vorsichtig um und fand einen kleinen Vorsprung in ihrer Nähe. Sie stieß sich vom Untergrund hinter ihr ab und versuchte mit ihrem Fuß den Vorsprung zu erreichen. Knapp verfehlte sie ihn und fluchte erneut. Mit etwas mehr Kraft stieß sie sich erneut ab und konnte dieses Mal den Tritt erreichen. Als sie endlich darauf stand, sah sie sowohl nach oben als auch nach unten. Sie suchte nach kleinen Unebenheiten, mit deren Hilfe sie nach oben oder unten klettern konnte. Sie entschied sich für den Weg nach oben, da dies meist die einfachere Variante war. Mit ihren Händen tastete sie den Abhang ab und griff in kleinere Spalten oder Vorsprünge. Langsam kletterte sie wieder nach oben. Hätte sie doch bloß aufgepasst, dann hätte sie sich das ersparen können. Mihawk beobachtete ihre Bewegungen, dieses Mal jedoch völlig ohne Ausdruck im Gesicht. Seishin lief unruhig am Abhang hin und her und ließ Nojiko nicht aus den Augen. Als sie sich über die Kante zog, seufzte sie erleichtert auf. Ihr Tanktop hatte einen langen Riss an der Seite, ansonsten hatten ihre Sachen den Sturz gut überstanden. Einige Kratzer zierten nun ihre Arme, Seite und Beine. Sie spürte das Brennen, beachtete es aber nicht weiter. Sie erhob sich und drehte sich um. Ein kurzer Blick verriet ihr, dass der Abhang bei weitem nicht so tief war, wie sie gedacht hatte. Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare und zog ein Band aus ihrer Tasche womit sie ihre Haare nach hinten Band. Seishins Ohren lagen flach am Kopf an, als würde er erwarten, dass sie ihm die Schuld gab. Kopfschüttelnd machte sie sich wieder auf den Weg. Seishin und Mihawk ihr auf den Fersen. Nach fast zwei Stunden erreichte sie die Straße, die in die Stadt führte. Heute würde sie in einem Bett schlafen, sollten die blöden Kerle, die ihr folgten, doch sehen wo sie blieben. Was kümmerte es sie? Nojiko stürmte regelrecht in die Stadt. Seishin blieb außer Sichtweite der Stadtmauer und ließ ein klagendes Heulen hören. Sie war sauer, sollte er doch klagen. Mihawk folgte ihr. Eine wütende Frau hatte einfach etwas, befand er. „Was hast du jetzt vor?“ fragte er sie. „Ich gehe schlafen.“ antwortete sie gereizt. Sie betrat eine kleine Taverne, die auch Zimmer anbot. „Haben Sie ein Zimmer frei für diese Nacht?“ fragte sie eines der Serviermädchen. „Sicher.“ Das blonde Mädchen trat hinter den Tresen. „Nur diese Nacht?“ Zur Antwort nickte Nojiko nur. „Das macht zwanzig.“ Nojiko schob ihr das Geld über den Tresen und nahm den Schlüssel entgegen. Sie stieg eine knarzende Treppe hoch und öffnete eine wackelige Tür. Nojiko legte ihre Stirn in Falten, eine solche Tür würde niemanden abhalten. Sie biss die Zähne zusammen und ließ ihren Jutesack auf dem Bett liegen. Sie selbst trat an das kleine Fenster und schaute hinaus. Auf der Straße liefen ein paar Kinder und spielten fangen, eine alte Dame humpelte mit ihren Einkaufstaschen die Straße hinauf und zwei Soldaten ritten auf ihren Pferden vorbei und alle anderen Passanten mussten schnell ausweichen. Die Stadt war sauber und irgendwie gemütlich. Die Zeit bis zum Schlafengehen überbrückte sie mit einer Lektüre. Draußen war die Nacht hereingebrochen, Nojikos Augen brannten und so löschte sie die Öllampe und zog sich ihre Sachen aus. Ace erreichte das Stadttor mitten in der Nacht. Der Nachtwächter war offenbar nicht begeistert, dass er Zutritt verlangte. In einen langen Mantel gehüllt wartete Ace bis die Ausfalltür sich öffnete und trat hindurch. „Entschuldigt guter Mann.“ meinte er lässig zum Wächter und ging gemächlich die Straße runter. Die große Preisfrage war jetzt, wie er die Frau finden sollte. Sicherlich schlief sie gerade, doch ob sie innerhalb oder außerhalb der Stadt war, konnte er jetzt nicht herausfinden. Er litt unter Schlafmangel und das beste Mittel dagegen war seiner Meinung nach entweder Schlaf oder Alkohol. Er entschied sich für Letzteres. Ace steuerte die nächste Bar an. Es war dunkel und stickig, Viele Männer waren anwesend, keine einzige Frau hatte sich hierher verirrt. Es dämmerte bereits, als Ace wieder an die frische Luft kam. Deutlich angetrunken schleppte er sich zum nächsten Bäcker und frühstückte dort. Letzte Nacht hatte er eindeutig mehrmals das Heulen des verdammten Köters gehört. Sie waren also in der Nähe. Es war wohl unwahrscheinlich, dass der riesige Wolf sich in der Stadt zeigen würde, also war entweder nur sie hier oder Beide waren vor der Stadt. Schulterzuckend schob er sich das letzte Stück des Brots in den Mund und verließ den Laden. Nojiko dagegen wachte gerade erst auf. Schlaftrunken sah sie sich um und erstarrte. „Was machst du in meinem Zimmer?“ fragte sie misstrauisch. „Dich beobachten.“ Mihawks Stimme drückte Langeweile aus. „Verpiss dich!“ Seine Mundwinkel zuckten. „Ah, wieder die Krallen ausgefahren. Und das schon so früh am Morgen. Übrigens du bewegst dich beim Schlafen nicht einen Millimeter, das ist nicht normal.“ Sie schüttelte den Kopf. Sie sollte ihn raus werfen, er hatte hier nichts zu suchen. Sie wickelte sich die dünne Baumwolldecke um den Körper und stand auf. Sie hob den Arm und zeigte auf die Tür. „Raus.“ sagte sie leise aber bestimmt. Mihawk legte den Kopf etwas schief und sah sie ernst an. „Raus, sagte ich.“ Sie sah ihm fest in die Augen und wartete ab. Langsam erhob sich der Mann und ging zur Tür hinüber. „Schade.“ grinste er sie an, bevor er die Tür hinter sich schloss. Schnell zog sie sich etwas frisches an und packte dann die alten Sachen ein. Sie war kaum eine halbe Stunde wach und schon gereizt. Wo war ihre gute Laune und ihre Gelassenheit hin? Seit Whitebeards Männer sie geschnappt hatten, war sie nur noch gestresst. Sie atmete tief durch und verließ die Taverne. Sie verließ die Stadt, schlenderte den Weg entlang. Ihr Blick war auf das grüne Blätterdach gerichtet. Hinter den Bäumen konnte sie einen weißen Schatten erkennen, der ihr folgte. Ace stand am Stadttor, er hatte gesehen, dass das Mädchen die Stadt verlassen hatte, er wusste wo sie geschlafen hatte. Also machte er sich auf den Weg, um etwas über das kleine Miststück zu erfahren. Er ging in die kleine Taverne und sah sich dort ein wenig um. An der Bar entdeckte er ein bekanntes Gesicht. Er setzte sich neben den Mann mit dem großen Hut. „Morgen Falkenauge. Was machst du denn hier?“ „Feuerfaust. Lange nicht gesehen. Bin nur zufällig hier, bin einer netten, jungen Frau nachgelaufen.“ sprach er in seinen morgendlichen Kaffee. „Sehr interessant.“ grinste der Jüngere. „Und was machst du hier?“ wollte Mihawk von ihm wissen. „Auftrag. Ich soll Informationen sammeln.“ „Worüber?“ Mihawk drehte sich zu ihm um. „Eine Frau und ihren Begleiter.“ „Was will dein Käpt'n denn mit diesen Informationen? Ich dachte, er hat eine Freundin irgendwo auf einer kleinen Insel.“ Ace nickte. „Ich denke nicht, dass er so an ihr interessiert ist. Hat wohl eher mit ihrem Benehmen an Bord zu tun.“ „Verhalten an Bord?“ „Mhmm, sie wurde von ein paar Leuten überrascht und an Bord gebracht.Vater ließ sie etwas später gehen. Sie war patzig und unhöflich. Er hat sie freundlich gefragt und sie spuckt ihn an.“ „Hat ganz schön Mumm.“ stellte Mihawk fest. „Oder ist einfach unerzogen und dumm, aber der Boss war anscheinend fasziniert von ihr, deshalb darf ich jetzt etwas über sie und diesen räudigen Köter herausfinden.“ resigniert stütze Ace seine Stirn mit einer Hand ab. „Köter?“ Mihawk war hellhörig geworden. „Ja, sie hat so einen riesigen, weißen Wolf bei sich.“ Ace schüttelte den Kopf, um das Bild der silbernen Augen aus seinem Kopf zu verdrängen. „Sieht man nicht alle Tage.“ meinte der ältere Mann. „Nein. Sag mal, du hast nicht zufällig eine junge, schlanke Frau mit violetten, langen Haaren gesehen, oder?“ „Es könnte sein, dass solch eine Frau hier heraus spazierte. Bin mir aber nicht sicher.“ Ace nickte. Na dann musste er wohl Jemand anders fragen. Mihawk zahlte seinen Kaffee und stand von seinem Platz auf. „Also man sieht sich, Feuerfaust.“ Zur Antwort grummelte Ace. Wie sollte er etwas über die Frau herausfinden, vielleicht wäre es doch am Besten, wenn er diese Furie aufsuchte. Seishin hielt sich dezent im Hintergrund. Es war eine Lektion, die er schnell gelernt hatte, wenn ein Weibchen nicht gut gelaunt ist, sollte man sich fernhalten, allerdings nicht zu weit entfernt, denn es konnte ja trotzdem sein, dass sie Hilfe benötigte. Seine Ohren zuckten unruhig, seine Muskeln waren zum Zerreißen gespannt. Er konnte sie gerade so auf dem Weg ausmachen, hielt sich im Schatten und beobachtete, wie sie geistesabwesend dem Weg folgte. Es war dumm einem solch oft genutzten Weg zu folgen, fand Seishin. Feinde konnten einen gut sehen und die Beute verließ ihn sofort, wenn man darauf wandelte. Er konnte nicht verstehen, weshalb Nojiko dem breiten Pfad folgte, oft machte sie deshalb sogar Umwege. Immer wenn ein Fremder sich ihr näherte, weil er ebenfalls diesen dämlichen Weg benutzte, verspannte Seishin sich. Er hasste es, wenn sie diese Straßen benutzte, er konnte sich dort nicht sehen lassen und sie war schutzlos. Und obwohl sie immer behauptete, dass sie sich verteidigen konnte, hatte man ja gesehen, wie schnell dieses männliche Rudel sie gefangen hatte. Das große, helle Alpha des Rudels hatte ihn tief beeindruckt, allerdings konnte er wieder nicht verstehen, weshalb der Alpha zwei weitere, wenn auch jüngere, duldete. Denn so jung waren die beiden Alphas nicht mehr, sie konnten durchaus eine Gefahr darstellen. Andererseits war ihm auch noch nie ein Rudel begegnet, das nur aus Männchen bestand. Bei jungen Wölfen war das nicht unüblich, doch die Meisten in dem Rudel waren für einen solchen Zusammenschluss zu alt. Das Rudel des alten Alphas war stark, vielleicht sollte er sich dem Rudel anschließen und somit Nojiko dem Schutz des älteren Alpha unterstellen. An oberster Stelle stand immer der Schutz des Rudels und das war momentan eben Nojiko. Seishin trottete weiter durch den Wald. Um ihn herum zwitscherten Vögel, alle anderen Tiere waren vor ihm geflüchtet. Vor ihm stand plötzlich Mihawk an einen Baum gelehnt. Ein kurzes Zucken der Leftzen deutete an, dass Seishin nicht erfreut war. Er ging an dem Mann vorbei und verfolgte mit den Augen Nojiko. „Seishin, wachsam wie immer, hmm?“ Der junge Wolf zeigte keine Reaktion. „Jemand sucht nach euch.“ erzählte Mihawk unbeeindruckt von der Abfuhr. Seishins Ohren legten sich an, seine Augen fixierten den schwarzhaarigen Mann. Ein leises, bedrohliches Knurren war zu hören. „Wer?“ brachte er gerade so heraus. „Ein junger Mann, der für einen der vier Kaiser arbeitet.“ „Kaiser?“ hackte der weiße Wolf nach. „So nennen wir vier sehr mächtige Alphas.“ Seishin brummte. Vier mächtige Alphas, da gehört doch sicher der Alte von dem Schiff dazu. Vielleicht hatte er Männchen ausgeschickt, um das Weibchen in sein Rudel einzugliedern. Obwohl er eben noch daran gedacht hatte, dass es durchaus sinnvoll wäre Nojiko unter dessen Schutz zu stellen, fühlte er wie Aggressionen in ihm aufstiegen. Wie konnte dieser Alpha es wagen zu versuchen ihm sein Weibchen zu stehlen. Mihawk hatte das Verhalten des Wolfs angesehen und lächelte in sich hinein. Ace würde es sicher schwer haben, jetzt wo der Wolf nach ihm Ausschau hielt. „Ich werde deinem Weibchen ein wenig Gesellschaft leisten, falls du nichts dagegen hast.“ Seishin deutete ein Nicken an. Nojiko hätte sich beinahe zu Tode erschreckt, als Falkenauge direkt neben ihr auftauchte. „Meine Güte, wird man dich auch wieder los?“ fragte sie gereizt. „Sicher, wenn es mir langweilig wird, bin ich wieder weg. Momentan finde ich dich allerdings wirklich amüsant.“ Nojiko verdrehte die Augen. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)