Schreibecke von Jael-chan ================================================================================ Kapitel 3: Kalt wie Schnee -------------------------- Ein unangenehmes knirschen und das penetrante Piepen der Armaturen begleiteten Ethneys fluchen. Neben zwei roten Lichtern begann die Höhenanzeige bedrohlich zu blinken. "Verdammt nicht das auch noch", er drückte wild auf mehreren Knöpfen herum und versuchte verzweifelt das Flugzeug in der Luft zu halten - ohne Erfolg. "Halt dich fest, Cavala! Das könnte eine unsanfte Landung werden", rief er über die Schulter. Sie verloren immer schneller an Höhe und Cavala spürte dieses flaue Gefühlt im Magen, was man bekam, wenn man sich schneller dem Erdboden näherte, als es dem eigenen Körper lieb war. Sie klammerte sich an ihrem Sitz fest und blickte zu Ethney, der das Flugzeug gerade an einem verschneiten Felsen vorbei steuerte und versuchte es dabei halbwegs gerade zu halten. Mit einem dumpfen lauten Schlag schlugen sie in die weiße Ebene ein. Der Aufprall schleuderte eine riesige Menge Schnee in die Luft und weiße Flocken flogen in alle Richtungen. "Alles OK?", fragte Ethney, selber noch etwas benommen. Cavala strich ihr Haar aus dem Gesicht. "Mir geht es gut, aber das Flugzeug ist kaputt", stellte sie fest und machte sich von ihrem Sitz los. Mit einem zynischem Lachen kam Ethney aus dem Vorderen Teil des Cockpits zu ihr herüber: "Du hast es erfasst. Diese Mistviecher haben uns die halbe Elektronik geröstet, bevor sie abgedreht sind und wenn wir richtig Pech haben, sind diese verdammten Drohnen mit Langstreckenfunk ausgestattet. Unsere Position wäre dann kein Geheimnis mehr." Cavala sah ihn unbeeindruckt an. "Dann sollten wir wohl weiterfliegen. Darf ich raus gehen, während du kurz das Flugzeug reparierst?" Sie stand auf und machte Anstalten Ethney zu folgen, der sich seine Jacke und Werkzeug griff und die Tür nach draußen öffnete. "Kurz das Flugzeug repariere?! Mal sehen was da überhaupt noch zu retten ist. Zieh dir was über bevor du raus gehst. Das Klima ist hier nicht so mild, wie in der Stadt", wie um seine Worte zu unterstützen, flogen weiße Flocken und kalte Luft zu ihnen hinein. Ohne zu zögern sprang er aus dem Flugzeug in den tiefen Schnee. Cavala zog den längeren Mantel über und ging ebenfalls zu der schmalen Tür hinüber. Gerade konnte sie noch sehen, wie Ethney durch den Schnee stapfte, bevor er hinter der Tragfläche verschwand. Vorsichtig blickte sie hinunter und setzte sich in die Tür. Mit den Füße konnte sie den blütenweißen Schnee berühren. Langsam ließ sie sich von der Kante rutschen. Der fast knietiefe Schnee war hier durch ihren Absturz hochgewirbelt worden. Cavala ging ein paar schritte, bis sie zu noch unberührtem gleichmäßigen weiß kam. Niemand hatte diesem Schnee je berührt. Die weißen Flocken lagen genauso da, wie sie nach ihrem Tanz aus dem Himmel liegen geblieben sind. Bedächtig machte das blonde Mädchen einige Schritte in den unberührten Schnee, bevor sie fröhlich, fast schon übermütig los lief. Erst geradeaus, dann in Schleifen, bis das ganze weiß im Umkreis von ihren Spuren bedeckt war. Nach einem Blick auf ihr Werk, wand sie sich um. Das Flugzeug lag ruhig vor dem großen Felsen, als ob es nicht beabsichtigte sich dort bald wieder wegzubewegen. Von Ethney war nichts zu sehen. Er brauchte wohl noch Zeit das Flugzeug zum Weiterfliegen zu überzeugen. So wand sich Cavala wieder der weißen Ebene zu. Wenige Meter entfernt guckten einig Steine aus der Schneedecke hervor. Sie kletterte hinauf, blickte hoch und ließ ihren Blick über die weite weiße Ebene streifen. In sanften Hügeln lag das Land vor ihr. Bis zum Horizont war kein einziges Zeichen von menschlichem Leben zu sehen. Bäume gab es ebenfalls nicht, lediglich ein paar eingeschneite Sträucher und Büsche konnte sie erkennen. Sie schloss die Augen und spürte die kalte Luft auf ihrem Gesicht. Der Wind wehte leicht über die Ebene. Er war vollkommen frei, hatte hier so gut wie keine Widerstände und doch glitt er nur leicht und kaum stark genug um einige der weißen Flocken aufzuwirbeln, über die Landschaft. Eine Windböe kam auf und erfasste Cavalas langes Haar. Eine kühle doch sanfte Berührung. Fast wie eine Begrüßung, der Gruß eines alten Freundes, doch da war noch etwas anderes. Cavala schlug die Augen auf und wand sich in die Richtung, aus der die Böe gekommen war. Resigniert ging Ethney durch den Schnee zu Cavala hinüber. Obwohl die Sonne schien, merkte er, wie sich die Kälte in seine Knochen fraß. Schnee und Eis waren nicht sein Ding und darüber hinaus waren seine Klamotten nicht für ein solches Wetter gemacht. "Bis auf weiteres hängen wir hier fest," setzte er Cavala in Kenntnis als er den Fuß der kleinen Felsen erreichte. Sie drehte sich nicht um, sondern blickte unverwandt hinaus auf die zugeschneite Ebene. Ethney seufzte: "Ich habe den gröbsten Schaden reparieren können. Der Ionenscann und sogar der Funk funktionieren wieder, bloß die Hybridkoppelung der Triebwerke kriege ich nicht hin und ohne die Synchro schaffen wir es nie aus dieser Schneewehe zu starten." Frustriert kickte Ethney Schnee beiseite, " Es liegt nur an einem einzigen verkohlten Schaltkreis! Die anderen konnte ich alle auswechseln, bloß von diesem verfluchten LJC-Chip haben wir keine über. Ohne den kann auch der beste Mechatroniker da nichts mehr retten." Er erwartete nicht, das Cavala sein Problem mit der Maschine verstand. Jedoch war es jetzt, wo er die Hoffnung das Flugzeug reparieren zu können aufgegeben hatte, umso wichtiger einen Weg zu finden, wie sie schleunigst von hier verschwinden könnten. Ein Blick auf die unendlich wirkende Ebene um sie herum ließ allerdings alles andere als Zuversicht in ihm aufkeimen. "Da ist jemand", erwiderte Cavala so zusammenhangslos wie sie es oft zu tun pflegte und wies mit dem Arm in Richtung Horizont. Aus seinen trüben Gedanken geschreckt, sprang Ethney vorsichtig auf den Fels und stellte sich neben Cavala. Er späte in die angewiesene Richtung. Seine Augen schmerzten, da der Schnee durch das reflektierte Sonnenlicht förmlich zu strahlen schien. Es gab ein paar weitere Felsen und einen verkrüppelt wirkenden Busch, ansonsten konnte er nichts entdecken. Was Cavala wohl wieder für ein vermeidliches Lebewesen entdeckt hatte? "Also ich seh ni...", brach er Mitten im Satz ab, als er eine Bewegung ausmachte. Da war tatsächlich eine Gestalt. Angestrengt versuchte er sie genauer zu erkennen. Es bewegte sich langsam aber beständig. Etwas dunkles mit einem rötlichen Schimmer inmitten des ganzen Weiß. Es sah so aus, als ob dort tatsächlich ein einzelner Mensch durch diese Schneewüste lief. Ethney war auf die Person konzentriert und ob er etwas über ihre Herkunft erkennen könnte, sodass er nicht bemerkte, wie Cavala von dem Stein kletterte und los lief: "Ich gehe sie begrüßen!" "Hey, warte! Wir wissen doch gar nicht, wer das ist." Trotz seiner Worte lief Ethney Cavala hinterher und machte keine Anstalten sie zum Umdrehen zu bewegen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)