A ninja's life 5 von Kimiko93 (Lose Enden) ================================================================================ Kapitel 2: Äquivalenter Austausch --------------------------------- Keep quiet, nothing comes as easy as you Can I lie in your bed all day? I’ll be your best kept secret and your biggest mistake. The hand behind this pen relives a failure every day. Am Vormittag des nächsten Tages siegte Sayuris Neugier über ihren Anstand. Sie hatte bereits einen komischen Morgen hinter sich; es war sehr, sehr komisch beim Frühstück, an welchem früher nur die Familie teilgenommen hatte, plötzlich Aimi und Yoko dabei zu haben, als ob das ganz normal wäre. Und das war es wahrscheinlich auch; sie war immerhin diejenige, die vier Jahre weggewesen war, aber trotzdem, komisch war es schon. Sie hatte sich außerdem ihrer Mutter insofern anvertraut, dass sie jetzt sehr wohl heilen konnte und deswegen im Krankenhaus arbeiten wollte, was absolut kein Problem darstellte, wenn sie einige Eignungstests bestünde. Und um diese vorzubereiten, war Sakura erst einmal außer Haus. Sasuke war ebenfalls weg; er sollte sich bei Naruto wieder zum Dienst melden und sich gleichzeitig die wichtigsten politischen Geschehnisse noch einmal erklären lassen, die er als zweitwichtigste Person im Dorf eventuell kennen sollte. Und alle üblichen Geschwister plus Anhang hatten sich auf Akademie, Mission oder Training verteilt. Außer Tsugumi. Und ihrem Kind, natürlich. Und so nahm Sayuri schnell all ihren Mut zusammen, was nicht allzu viel war, und klopfte an die neue Zimmertür ihrer Schwester, die innerhalb der letzten vier Jahre in ein Zimmer umgezogen war, was eigentlich kein Schlafzimmer sondern eine Vorratskammer gewesen war, wahrscheinlich aus Platzgründen. Sayuri atmete noch einmal tief durch. Sie hatte sich alles zurechtgelegt. „Herein.“, ertönte es, ein wenig gedrungen, und als sie dieser Aufforderung folgte, bot sich Sayuri ein recht… Ungewöhnliches Bild. Tsugumi war auf dem Boden und machte Liegestützen. Und auf ihrem Rücken hatte sie den Tragesitz von Shikashi, mit selbigem darin. Schlafend. „Hi!“, begrüßte Sayuri die beiden mit gedämpfter Stimme, um das Baby nicht zu wecken. „Äh… Hast du einen Moment Zeit?“ „Du musst nicht so leise sprechen, den weckt eh nur Mamas Geschrei auf.“, meinte Tsugumi und sah auf ihre Armbanduhr, ohne dabei ob des Verlusts ihres… Standarmes? auch nur das kleinste Bisschen zu wackeln. „Und ja, ich hab noch eine halbe Stunde, bis ich den Kleinen zu Ino bringe und trainieren gehe.“ „Du trainierst?“, rutschte es Sayuri heraus. „Ich meine, so richtig? Bist du nicht noch im Mutterschutz, oder so?“ Tsugumi lachte. „Ja, theoretisch schon.“, gab sie zu. „Aber im Januar sind Joninexamen. Und ich habe keine Lust, noch fünf Jahre darauf zu warten, also tu ich mein Bestes, um wieder in Form zu kommen. Denn egal, was für einen Eindruck Mama auf dich gemacht haben mag, so eine Schwangerschaft schlaucht ganz schön… Kannst du ihn mal kurz halten? Mit dem Boden reden ist blöd.“ „Ja, sicher.“, sagte Sayuri eifrig und hob den Tragesitz mit dem schlafenden Shikashi vom Rücken ihrer Schwester. Diese stieß sich mit den Armen vom Boden ab und schaffte es, nur mit dem dadurch entstandenen Schwung wieder aufrecht zu stehen. Dann reckte sie sich einmal in jede Richtung und kippte hinten über, machte eine Brücke und dann einen Überschlag, schwankte jedoch, als sie mit den Füßen wieder auf dem Boden aufkam. „Mist.“, fluchte sie. „Immer noch nicht so ganz, was ein scheiß…“ Sie nahm Sayuri den Kleinen ab und trug ihn in so eine Art zweites Zimmer. Tsugumis neues Zimmer hatte nämlich etwas, was eigentlich mal als begehbarer Vorratsschrank angelegt worden war, nun aber zum Kinderzimmer umfunktioniert wurde; ein kleiner Raum, der zu ihrem Zimmer dazu gehörte, allerdings auch eine Tür hatte, nur für den Fall, dass der Kleine Ansprüche an eine eigenes Zimmer und ein Minimum an Privatsphäre stellte, bevor die ersten ausgezogen waren. Wobei die Chancen gut standen, dass es sich dabei um Tsugumi selbst handeln würde. Als Selbige aus dem improvisierten Kinderzimmer zurückkam, stand Sayuri immer noch mitten im Raum und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Tsugumi grinste. „Okay, was genau führt dich zu mir, Schwesterherz?“, fragte sie und ließ sich auf ihrem Bett nieder. „Und setz dich doch. Du wirkst ein wenig angespannt.“ „Na ja…“, setzte Sayuri ausweichend an und setzte sie neben Tsugumi aufs Bett. „Also, heute Nachmittag werde ich zum Krankenhaus gehen und mich da als Medic einschreiben, aber… Na ja, also, nach gestern…“ „Mal abgesehen davon, dass es irgendwie überraschend unüberraschend kommt, dass du nach vier Jahren Training mit Papa doch Medic geworden bist…“, begann Tsugumi. „Worauf willst du hinaus?“ „Mmh, ja, also…“ Verlegen kratzte Sayuri sich den Hinterkopf. „Na ja, das hat… Gründe… Aber wo ich eigentlich drauf hinaus wollte, also… Sagen wir einfach… Ich würde nur äußerst ungern wenn ich auf dem Weg zum oder vom oder im Krankenhaus bin von irgendwem, äh… Dinge zu hören kriegen, von denen ich nicht genau weiß… Inwiefern sie zutreffen. Ja, genau, das.“ Tsugumi sah sie einige Sekunden lang ein wenig überrascht an. Dann brach sie in schallendes Gelächter aus. „Meine Güte, Sayuri!“, stöhnte sie. „Ich bitte dich. Wenn du die genauen Umstände, wie es zu meinem Kind kommen konnte, kennen möchtest, dann sag das doch einfach!“ „Aber… also…“ Sayuri starrte peinlich berührt auf ihre Knie. „Es ist ja nicht so, dass…“ „Doch, du bist einfach nur neugierig.“, schnitt Tsugumi ihr das Wort ab. „Wobei ich dir auch zugestehen würde, dass du an meinem Leben interessiert bist und die Ausrede, die die benutzt hast, eventuell ein klein wenig Wahrheit enthält. Aber in erster Linie bist du wirklich einfach nur neugierig.“ „…Kann sein.“, gab Sayuri zu. „Aber…“ „Nichts aber.“, verlangte Tsugumi. „Ne, gar nichts aber. Ich sehe ein, dass es besser ist, dir die Wahrheit zu erzählen, als dich da raus zu schicken, damit dir jeder erzählen kann, was für eine unglaubliche Schlampe ich doch bin und dass das Kind von Shikkun ist nur gut geraten war, oder was auch immer sie sich sonst noch ausgedacht haben.“ „Das wäre jetzt das letzte gewesen, woran ich gezweifelt hätte.“, sagte Sayuri. „Also, dass der Kleine von Shikkun ist, selbst wenn er nicht Shikashi heißen würde und genauso aussieht wie die gesamte männliche Linie des Nara-Clans…“ Sie räusperte sich. „Also, ich meine, ich hätte auch nicht direkt erwartet, dass ihr gleich ein Kind habt und dass das Ganze irgendwie auch vorbei zu sein scheint, aber dass da mal was zwischen euch sein würde…“ „Ja, danke.“, unterband Tsugumi weitere Ausführungen. „Das hat wohl sowieso niemanden überrascht, der sich nicht das Maul über mich zerreißen wollte. Aber hör mal, wenn ich dir jetzt die ganze dreckige Geschichte erzählen soll, musst du mir am Ende auch erzählen, was zur Hölle du die letzten vier Jahre getrieben hast, verstanden?“ „Okay…“, sagte Sayuri langsam. „Gut.“, meinte Tsugumi, streckte sich und lehnte sich zurück. „Dann wollen wir mal.“ ~ Flashback UND leichtes Perspektivenwechsel no Jutsu! ~ Gut, also, mal abgesehen von den zahlreichen Momenten an denen Sayuri ihre These festmachte, die auch in den paar Jahren nach ihrem Abgang und dem Einsetzen dieser Geschichte nicht gerade nachgelassen haben, kann man den wirklichen Anfang der ganzen Misere ziemlich genau auf ein Ereignis festlegen. Bei diesem Ereignis handelt es sich, oh Wunder, oh Wunder, um eine Mission, die dem ehemaligen Team Sasuke, welches zu diesem Zeitpunkt schon seit ziemlich genau drei Jahren sowohl ohne Sensei als auch als Chuunins existierte, aufgetragen wurde. „Okay, die Mission ist an sich ziemlich leicht.“, begann Naruto den zugehörigen und eigentlich vollkommen überflüssigen Vortrag. „Allerdings könnte sie euch in, äh, Milieus führen, die eure Eltern für nicht so berauschend halten würden. So, eventuell. Ähm, ja.“ „Dann erzählen wir Mama einfach nicht so genau, wo wir waren.“, versicherte Tsugumi ihm. „Wir sind Ninjas, um Himmels Willen, und keine Babys mehr!“, fügte sie dann vollkommen berechtigt hinzu. „Ja, das hab ich deiner Mutter auch schon häufiger erzählt.“, behauptete Naruto. „Und dann wurdet ihr entführt. Dumm gelaufen.“ Und obwohl sie vollkommen vorbereitet war, einen fünfminütigen Vortrag darüber zu halten, dass das definitiv nicht an der Infantilität der Anwesenden gelegen hatte und generell ein dummer und sinnloser Vorfall war, um den die Autoritäten sich hätten kümmern können, wenn sie ihre Mutter in diesem Fall mal ernst genommen hätten, so schwer einem das auch fiel, setzte sie ein gewinnendes Lächeln auf und schluckte all diese Argumente runter. „Na ja, aber der Typ, der uns damals hat entführen lassen, ist jetzt schon seit Jahren ruhig und so, ziemlich unwahrscheinlich, dass er sich ausgerechnet diese Mission aussuchen würde, um wieder zuzuschlagen. Mama ist ja auch davon überzeugt, dass er ganz aufgegeben hat, und außerdem mochte er Sayuri von uns immer am liebsten. Und überhaupt, ist es nicht irgendwo ein Zeichen von Schwäche, wegen dieses einen Vorfalls überqualifizierte Shinobi wie uns aus allem rauszuhalten? Mal ganz abgesehen davon, dass wir eine gewisse Quote an Missionen brauchen, um uns fürs Joninexamen oder was auch immer zu qualifizieren, lässt es Konoha auch wirtschaftlich schlechter dastehen, wenn Tsuyoshi und ich niemals verwendet werden, so als neue Generation Uchihas. Wenn wir uns durch ein paar Missionen erstmal einen, na ja, eigenen Namen machen, dann…“ „Okay, okay, hör auf.“, unterbrach Naruto, die Brillanz ihres Vortrages nicht zu würdigen wissend, und hob abwehrend die Hände. „Mal ganz ehrlich, warum wirst du noch mal nicht Diplomatin?“ „Weil sie jedes Mal, wenn sie genauso lächelt und redet, die Fäuste hinter dem Rücken ballt und bereit ist, ihrem Gegenüber eine rein zu hauen, sollte er Widerworte geben.“, behauptete Shikkun vollkommen unbegründet. „Gar nicht!“, verteidigte Tsugumi sich. „Ich werde keine Diplomatin, nicht weil ich mich nicht beherrschen könnte, sondern weil ich einfach besser darin bin, Leuten eine reinzuhauen. Als persönliche Präferenz, wie bei dir, nur umgekehrt.“ „Na, ist ja auch egal.“, würdigte Naruto sie schon wieder nicht angebracht. „Also, das Problem an dieser Mission ist nicht, dass sie euch eventuell in Gefahr bringt, in politischen Schmierenkomödien verwickelt zu werden.“, fasste er den Vorfall äußert galant zusammen. „Das heißt, doch, aber auf einer kleineren Skala. Es geht in erster Linie um die Bürgermeisterwahl in irgend so einem kleinen Kaff südwestlich von hier. Und das scheint da immens wichtig zu sein, weil Kandidat a), ein Herr Takada, seinen Konkurrenten Kandidat b), Morimoto, verdächtigt, persönliche Informationen über seine Sponsoren an irgend so eine Gruppe von Schlägertypen weiterzugeben, die sie dann einschüchtern und dazu bringen, seine Kampagne nicht weiter zu sponsern, oder so. Und die Mission besteht darin, Beweise dafür zu finden, mit denen Takada wiederum in der Lage sein wird, Morimoto öffentlich zu blamieren. Ja, ich finde auch, dass die das alles ein bisschen zu ernst nehmen.“ „Und das ist jetzt so schwierig, weil?“, hakte Tsuyoshi überflüssigerweise nach. „Weil ihr eigentlich kein Spionageteam seid.“, nannte Naruto den unwichtigsten Grund. Als ob sie nicht alle in der Lage wären, einigermaßen flexibel zu sein. Sie hatten ein verdammtes Bluterbe, das vor Flexibilität beinahe platzte, um Himmels willen! „Und weil diese Mission ziemlich viel Diskretion und sowas verlangt, Menschen beobachten, kombinieren und dann noch eine Lösung finden, das alles so subtil zu regeln, das nicht auffällt, dass Ninjas daran beteiligt waren.“ „Aber würde zu viel Subtilität nicht schon allein deswegen wieder auf Ninjas hindeuten?“, wand Tsugumi, klug wie sie war, ein. Naruto zuckte mit den Schultern. „Und wenn schon, wenn keiner beweisen kann, dass Ninjas beteiligt waren, weil alles so diskret abgelaufen ist, ist das nur gut für uns.“ „Wie lange haben wir Zeit?“, fragte Shikkun, um mal endlich zur Sache zu kommen. „Jetzt noch zehn Tage.“, antwortete Naruto, während er sehr unprofessionell auf die Schriftrolle schielte. „Wenn ihr angekommen seid vielleicht noch neun. Ist’n ganz schönes Stück. Ist das eure erste mehrtägige Auswärtsmission ohne Vorgesetzten?“ „Ja, normalerweise war immer noch jemand mit mehr Erfahrung dabei.“, antwortete Shikkun, obwohl Naruto das ja eigentlich wissen sollte. „Okay, cool. Dann solltet ihr wissen, dass die meisten Gasthäuser und so mit uns in Kooperation stehen. Ihr müsst einfach nur euer Stirnband an der Rezeption vorzeigen und alle Kosten kommen uns zu, bis zu einem gewissen Grad, also übertreibt es nicht.“ „Inwiefern übertreiben?“, wollte Tsuyoshi wissen. „Nicht mehr essen als ihr müsst, keine Wellnessagebote oder sonstigen Scheiß und was weiß ich. Außerdem dürfte ein Zimmer für euch drei reichen, oder?“ ~ „Moment, was?“, hakte Sayuri da erstaunt nach. „Heißt das…“ Tsugumi lachte. „Nein, es ist nicht das, was du denkst.“, beschwichtigte sie sie. „Ich meine, ich bitte dich…“ ~ Als sie es am Abend desselben Tages etwa fünf Stunden unter dem gesetzten Zeitlimit in die verdammt kleine, aber für die Gegend durchaus große und bedeutende Stadt geschafft hatten, stellte sich in einem möglichst zentral gelegenem Gasthaus heraus, dass ein Doppelzimmer aufgrund einer äußerst günstig platzierten Couch durchaus für alle drei reichte. Streng genommen hätten sie auch alle drei ins Bett gepasst, aber das wollten sie alle nicht. Und es gab auch ein paar gute Gründe, die zur endgültigen Aufteilung der Schlafgelegenheiten führten. „Okay…“, begann Shikkun, der als erstes den Raum betreten hatte. „Ich nehme dann mal das Sofa…“ „Nichts da!“, warf Tsugumi ein. „Ich schlafe auf keinen Fall mit Tsuyoshi in einem Bett!“ „Aber ihr seid Geschwister, das ist immer noch am wenigstens unangenehm…“, protestierte Shikkun schwach. „Tsuyoshi tritt aber ganz viel.“, erklärte Tsugumi. „Und ich brauche meine Beine funktionstüchtig. Außerdem schnarcht er ganz furchtbar, aber dagegen lässt sich hier ja nichts machen.“ „Ja, danke.“, schnaubte Tsuyoshi von hinten. „Dumm ist aber, dass ich garantiert nicht mit Shikkun im Doppelbett schlafen werde. Nichts gegen dich, aber das ist ekelig.“ Shikkun blinzelte ein paarmal verwirrt und sah ganz wunderbar verdattert aus. „Okay, okay.“, sagte er dann. „Also, verstehe ich das richtig, dass du es lieber hättest, wenn ich mit deiner Schwester in einem Bett schlafe?“ „Huh…“, machte Tsuyoshi da überrascht und betrachtete ihn kritisch. Dann zuckte er mit den Schultern. „Ganz ehrlich, ja. Ich meine, wenn das Sayuri wäre, auf keinen Fall, aber… Ne, bei Tsugumi mache ich mir da höchstens um dich Sorgen. Außerdem, heh, bin ich ja immer noch im selben Zimmer mit euch.“ „Und wenn ich jetzt ganz ausdrücklich sage, dass mir das unangenehm ist…“, setzte Shikkun nochmal an. „Bist du eh schon überstimmt. Stell dich nicht so an.“, teilte Tsugumi ihm mit. „Außerdem werden wir wahrscheinlich eh nur diese Nacht alle gleichzeitig in diesem Raum schlafen, ansonsten müssen wir ja Menschen beschatten.“ „Als ob ich hier derjenige wäre, der sich anstellt…“, brummte Shikkun verstimmt, wurde aber ignoriert. ~ „Nicht ernsthaft, oder?“, unterbrach Sayuri sie da wieder. „Ich meine… Oh mein Gott…“ „Nein Schätzchen, ich sag doch, nicht so wie du denkst.“, wiederholte Tsugumi sich. „Wie stellst du dir das vor? ‚Oh, die Tatsache, dass du gerade neben mir liegst macht mich so geil, komm, lass ficken, und ignorier einfach dass mein laut schnarchender Bruder im selben Raum schläft‘?“ „Gut… Das wäre doch ein wenig… Extrem…“, gab Sayuri zu, die ob der Ausdrucksweise ihrer Schwester hochrot angelaufen war. „Ich meine…“ „So viel Anstand traust du mir dann doch noch zu?“, ergänzt Tsugumi amüsiert. „Na, herzlichen Dank aber auch.“ „Nein, nein!“, stritt Sayuri vehement ab. „So… So hab ich das gar nicht gemeint, ich…“ „Ach, Schätzchen, ich mach mich nur über dich lustig.“, teilte Tsugumi ihr mit. „Und willst du die Geschichte nun hören oder nicht?“ ~ Die Mission verlief eigentlich ganz gut soweit, also, sicher, bei der Besetzung konnte ja gar nichts großartig schief gehen. Nachdem sie sich in ihrer ersten Nacht im Dorf ungehört hatten und am zweiten Tag von ihrem Auftraggeber über alle möglichen persönlichen Details seines Konkurrenten aufgeklärt worden waren, wechselten sie sich damit ab, entweder zu schlafen oder wahlweise Morimoto oder die lokalen Gruppierungen von ‚Schlägertypen‘, ganze zwei, die die meiste Zeit damit verbrachten, sich gegenseitig zu beleidigen. Direkt am zweiten Tag zog sich in aller Öffentlichkeit wieder einer von Takadas Sponsoren zurück, was den dreien erlaubte, sich auf eine engagierte Schlägertruppe festzulegen, da in der täglichen Konfrontation der beiden drei Mitglieder der Nordfraktion gefehlt hatten, und ja, die Gruppen hatten Namen dieser Art und unterschieden sich nach nördlichem und südlichem Stadtgebiet. Dumm nur, dass die Stadt eher nach Osten und Westen ausgedehnt war, aber hey. Am nächsten Tag überhörte Tsuyoshi diese Gruppe darüber reden, dass am nächsten Morgen eine neue Mitteilung ihres Auftraggebers erwartet wurde, in der die neusten Instruktionen stehen würden. Besagter Auftraggeber verbrachte den Tag damit, in seinem Büro zu Hause zu sitzen und sich abends für den Rest der Nacht in einem Bordell einzufinden. Dies teilte Shikkun ihr mit, der soeben von seinem Posten vor dem Bordell zurückgekommen war, nachdem die Zielperson selbiges verlassen hatte und nach Hause gegangen war. Und so viel Mühe er sich auch gegeben hatte, Tsugumi schlafen zu lassen, war sie ob ihrer exzellenten Instinkte (und ihres überdurchschnittlichen Gehörs) trotzdem aufgewacht. Und nun saß er am Fußende des Bettes, welches sie sich gelegentlich vollkommen platonisch teilten, und sie kniete neben ihm auf dem Bett, in einem sehr hübschen, schwarzen Negligé mit Rüschen, welches sie vollkommen geplant mit auf diese Mission genommen hatte, sobald sie von der Nur Ein Zimmer Für Alle Regel gehört hatte. Im Licht wäre es leicht durchsichtig, allerdings hatte Shikkun es nicht angemacht. Und ja, das war eine Steilvorlage, um auf andere Umstände zurückzukommen, die ihn auch nicht angemacht hatten. Wortspiele sind was Witziges. Hatten wir dieses Kapitel schon Anspielungen auf Itachi? Nun gut, immerhin hatte er die Gnade, peinlich berührt auf seine Hände auf seinen Knien zu starren, während sie sich eventuell etwas näher zu ihm hinüberbeugte als unbedingt notwendig gewesen wäre. „Brr.“, machte sie am Ende seines Vortrags. „Du bist eiskalt.“ „Es ist auch vier Uhr morgens Anfang Februar und ich habe sechs Stunden in einem Baum verbracht. Na ja, mehreren.“, erklärte er monoton und bemüht, sie nicht anzusehen. „Und überhaupt, das ist das erste, was dir darauf einfällt?“ „Nun ja. Was soll ich sonst sagen?“, verteidigte Tsugumi sich. „Dass es lustig ist, dass sich unser werter Herr Morimoto dabei sehen lässt, wie er in ein Bordell geht, sich aber auf Teufel komm raus nicht dabei erwischen lassen will, wie er Informationen an irgendwelche Schläger weitergibt?“ „Ich denke mal, das liegt daran, dass der Besuch eines Bordells relativ wenig mit politischem Aktivismus zu tun hat.“, erklärte Shikkun, um seinen sachlichen Analysetonfall bemüht. „Wohl eher mit politischer Dummheit.“, stimmte Tsugumi ihm halbwegs zu. „Ich meine, das könnte man so toll ausschlachten… Aber was ich eigentlich sagen wollte; die Tatsache, dass du so unglaublich kalt bist, dass mir kalt wird, stört mich momentan mehr als die fleischlichen Gelüste unserer Zielperson.“ „Na, kein Wunder.“, schnaubte Shikkun und erlaubte sich einen sehr kurzen Seitenblick auf ihren für fünfzehn Jahre schon viel zu weit entwickelten Busen, der knapp unter seinem Gesicht hing (vollkommen beabsichtigt) und von dem Negligé kaum bedeckt wurde. Oder auch so gut wie gar nicht, wenn das Licht an wäre. „Bei dem Fetzen, den du da anhast, darfst du dich nicht wundern, wenn dir kalt wird.“ „Ich musste halt schnell packen.“, behauptete sie. „Genau.“, schnaubte er erneut. „Und mitten im Winter war das natürlich ganz oben.“ „Es kam eben frisch aus der Wäsche!“, elaborierte Tsugumi und verschränkte die Arme wohlkalkuliert unter der Brust. Shikkun stöhnte und stützte seinen Kopf mit den Händen ab, wobei er immer noch verbissen versuchte, weder sie noch ihren Busen, der nun genau auf seiner Augenhöhe war, anzusehen. „Ich bin hier, um mit dir über Taktik zu reden, Tsugumi.“, teilte er ihr dann mit. „Na, wenn wir ein Foto davon machen, wie er in das Bordell geht, ist das ja schon mal ein super Anfang, um ihn zu defamieren… Und wenn wir erst einmal erfahren, wie genau er seine Gangsterbande kontaktiert…“, griff sie dieses Thema leicht süffisant auf. Shikkun stöhnte nochmal. „Was genau wird das?“, wollte er dann wissen. „Was denn?“, fragte Tsugumi unschuldig. „Du wolltest doch über Taktik reden!“ Er stöhnte nochmal. „Tsugumi…“, brummte er dann. „Hör auf damit, okay?“ „Womit denn?“, hakte sie mit einem gewinnenden Lächeln nach und beugte sich noch ein wenig weiter in seine Richtung. „Ich habe keine Ahnung, was du damit bezweckst…“, begann er, die Augen geschlossen, die Stimme genervt. „Also, doch, sicher, ich bin nicht blöd. Aber ich komm einfach nicht darauf, worauf du langfristig abzielen könntest, du und bist nicht… Nun ja, simpel genug, um einfach nur… Also…“ Er seufzte resigniert und brach ab. Tsugumi kicherte. „Ach, Shikkkun, meine Güte.“, seufzte sie. „Du weißt genauso gut wie ich, dass zwischen uns irgendwas… Unerledigt ist, sozusagen. Und das nervt mich.“ „Ja, mich auch.“, brummte er. „Allerdings nervt es mich mehr, dass unsere Vorstellungen diesbezüglich etwas… Auseinander zu gehen scheinen.“ „Ach, das können wir später auch noch klären.“, winkte Tsugumi ab und beugte sich nun so nah zu ihm, dass sie seinen Atem spüren konnte, der leicht beschleunigt war, während er sie immer noch zweifelnd ansah, aber nicht zurückwich. „Ich glaube nicht, dass das eine so gute Idee ist…“, protestierte er schwach, doch da hatte sie ihm bereits mit ihren Lippen sacht das Wort abgeschnitten. Und dafür, dass er dies eben noch für eine schlechte Idee hielt, hatte er sie relativ schnell an sich gezogen und die Hände in ihren Haaren vergraben. Außerdem würde sie dafür, dass sie ziemlich schnell auf dem Bett lagen, definitiv nicht die alleinige Verantwortung übernehmen. Höchstens dafür, dass sie dabei bereits eine Hand in seinem engen, schwarzen Rollkragenpulli hatte, und selbigen langsam hochzog, immerhin hatte er entscheidend zu viel an… „LEUTE, ICH HAB’S!“, ertönte es da plötzlich von der Tür, das viel zu grelle Licht ging an und ein strahlender Tsuyoshi kam ins Zimmer stolziert. „Oh mein Gott, ihr werde mir nicht glauben, was ich gerade gesehen habe… Was zur Hölle macht ihr da? Und was hast du da überhaupt an?!“ „Nichts!“, erklärten beide viel zu schnell. Tsugumi hatte sich sofort wieder aufgesetzt, Shikkun war liegen geblieben und hatte lediglich seinen Pullover wieder runtergezogen. „Ja, dass sie nichts an hat, sehe ich auch!“, log Tsuyoshi aufgebracht, sehen konnte er nämlich gar nichts mehr, da er sich mit seinem gesamten Unterarm die Augen zuhielt. „Ach, Gott, stell dich nicht so an.“, fauchte Tsugumi entnervt, zog sich aber gnädigerweise eine Strickjacke über. „Und was hast du jetzt so tolles rausgefunden? Mach schnell, ich muss gleich auf meinen Posten und wollte sowieso gerade gehen. „Und ich wollte schlafen.“, stellte Shikkun klar. „Ja, genauso sah das auch aus.“, schnaubte Tsuyoshi und schüttelte sich. „Gott, die Bilder in meinem Kopf…“ ~ Sayuri hatte währenddessen Mühe, sich vor lauter Lachen aufrecht zu halten. „Ja, unglaublich witzig, ich weiß.“, gab Tsugumi zu. „Aber bitte bleib bei Bewusstsein, ich bin mir nicht ganz sicher, was ich machen müsste, um dich wiederzubeleben…“ „Das kommt darauf an, wovon ich ohnmächtig geworden bin.“, erklärte Sayuri, immer noch lachend. „Und ob ich noch selbstständig atme oder nicht und…“ „Wirklich sehr interessant.“, unterbrach Tsugumi sie. „Und ich werde sicher noch einmal darauf zurückkommen, wenn ich nicht in fünfzehn Minuten los muss und noch eine Geschichte zu erzählen habe.“ „Entschuldige!“, japste Sayuri „Es ist nur, das war so sehr wie in den Geschichten, die Papa von früher erzählt hat…“ Sie erwähnte einfach mal nicht, dass es komisch war, wie Tsugumi sich zuvor moralisch darüber entrüstet hatte, in einem Raum mit Tsuyoshi mit Shikkun zu schlafen und sich dann doch derartig ins Zeug legte, aber hey. Zeitlimit. ~ Tsuyoshis großartige Beobachtung war, dass eine der Prostituierten aus dem Bordell in den frühen Morgenstunden eine Schriftrolle mit Anweisungen zu der verantwortlichen Gangsterbande gebracht hatte. Ein bisschen Schnüffelei und einen Einbruch in besagtes Bordell später wussten sie sicher, dass eben diese Prosituierte alle paar Tage von ihrer Zielperson besucht wurde und somit wiederholt die Informationen weitergab. Daraus folgte, dass sie irgendwo in den Transport der Schriftrollen eingreifen mussten, um die echte Schriftrolle zu stehlen und ihrem Auftraggeber zu bringen, und eine Kopie weiterwandern lassen. Und wie sie das am besten anstellen sollten, nun, da gingen die Meinungen ein wenig auseinander. „Versteht ihr denn nicht, dass das vollkommen idiotisch ist?“, keifte Tsugumi zum wiederholten Male händeringend und schritt im Zimmer auf und ab. Die Jungs saßen auf ihren Schlafgelegenheiten und beobachteten sie skeptisch. „Es ist viel, viel schwieriger, auffälliger und unsicherer eine Person wie Morimoto von offener Straße zu kidnappen und auszuknocken, um ihm die Informationen abzunehmen. Das ganze wird schon auffallen, wenn er nur wenige Minuten zu spät kommt, so gut wie er das immer timt!“ Den Unterlagen des Bordells hatten sie nämlich entnehmen können, dass seine favorisierte Prostituierte den absurden Namen Momoiro trug und er sie alle paar Tage um mehr oder weniger Punkt neun Uhr dreißig aufsuchte und meistens erst in den frühen Morgenstunden verließ. „Dein Plan ist noch viel idiotischer!“, keifte Tsuyoshi zurück. „Ich meine, du wirst auf keinen Fall die Nutte spielen!“ Tsugumi verdrehte die Augen. „Wie oft denn noch, soweit würde ich es doch gar nicht kommen lassen!“, erklärte sie genervt. „Ich nehme diese Momoiro, pfusche ein bisschen in ihren Erinnerungen herum, lasse sie schlafen und wenn Morimoto kommt, mach ich dasselbe mit ihm, nehme ihm die Rolle ab, erstelle die Kopie, drapiere beide schön auf dem Bett und verschwinde. Die beiden werden nicht einmal merken, dass irgendwas anders gelaufen ist als sonst. Und ja, im Gegensatz zu dir kann ich das so präzise!“ „Aber das ist viel zu gefährlich!“, protestierte Tsuyoshi. „Was, wenn du kein Chakra mehr hast, dabei einen Fehler machst, der Typ kreischend wegrennt, sobald deine Augen rot werden, irgendwer reinkommt, er dich direkt aufs Bett wirft und von hinten nimmt, bevor du Gelegenheit hast, was zu tun? Weißt du, was dann passiert?“ „Sicher tu ich das!“, antwortete Tsugumi und musste sich arg zusammenreißen, ob dieser geballten Dummheit nicht den Kopf in den Händen zu vergraben. „Und ist dir nicht klar, dass ich das alles gar nicht vorschlagen würde, wenn ich nicht genau wüsste, dass ich klar komme? Egal, was da passiert, ich kann mich wehren und dabei so subtil sein, dass es niemand mitbekommt. Hör gefälligst auf, mich zu unterschätzen!“ „Ich unterschätze dich nicht, ich mache mir Sorgen!“, behauptete Tsuyoshi, dann wandte er sich an Shikkun. „Sag du doch mal was dazu!“ „Ja, genau.“, verlangte nun auch Tsugumi mit ein wenig weicherer Stimme und verschränkte die Arme wieder gezielt unter der Brust. „Sag, ihm, wie dumm sein Plan ist.“ Shikkun zwang seinen Blick von ihr zu Tsuyoshi und dann wieder zu den Händen auf seinen Knien zu wandern, bevor er sich unangenehm berührt räusperte und aufstand. „Okay…“, begann er zaghaft, sah noch einmal zwischen den beiden hin und her, und holte dann tief Luft, um sich zu sammeln. „Also, man kann definitiv nicht abstreiten, dass Tsugumis Plan an und für sich der bessere ist; die Sicherheitslücken darin, Morimoto vor dem Etablissement abzufangen sind tatsächlich viel, viel größer und jedes Lehrwerk zum Thema Spionage und was auch immer wir gerade sonst noch tun würde vehement davon abraten, diese Risiken einzugehen.“ „Ha!“, entfuhr es Tsugumi triumphierend, doch Shikkun unterbrach sie. „Allerdings würde ein jedes Lehrwerk auch davon abraten, unnötige Risiken was die Sicherheit von Teammitgliedern angeht einzugehen.“, setzte er seinen Vortrag fort. „Und auch wenn dein Plan weniger Lücken hat, Tsugumi, wäre es einfach nur furchtbar unbedacht, dich so in Gefahr zu begeben, wenn es eine Alternative gibt. Und da der Plan mit Morimoto nicht vollkommen unmöglich ist, denke ich, dass wir uns darauf einigen können, dabei zu bleiben.“ Für einen kurzen Moment verschlug es Tsugumi vor Entrüstung die Sprache. Dann stemmte sie die Hände in die Hüften und funkelte ihn wütend an. „Jetzt fängst du auch schon damit an!“, zischte sie. „Ich kann ganz wunderbar auf mich selbst aufpassen, weißt du? Hört gefälligst auf, mich zu unterschätzen! „Darum geht es doch gar nicht.“, behauptete Shikkun, bemüht, einen beschwichtigenden Tonfall anzuschlagen. Er ging auf sie zu und legte ihr zögernd beide Hände auf die Schultern. „Es geht um ein simples abwägen von Chancen und Risiken, und dabei ist es nun einmal vollkommen klar, dass einfach nicht genug auf dem Spiel steht, um dich so in Gefahr zu bringen.“ Und der vollkommen ernsthafte und aufrichtig besorgte, intensive Blick, mit dem er sie ansah, war beinahe genug, um sie umzustimmen. Beinahe. „Du kannst von mir aus alles anzweifeln, was du willst.“, zischte sie so leise, dass nur Shikkun, der ihr, für seine Verhältnisse, extrem nah war, es hören könnte. „Aber zweifle niemals an meinen Fähigkeiten oder meiner Selbstständigkeit!“ Nach diesen Worten schüttelte sie seine Hände ab und drehte sich um. „Aber das tu ich doch gar nicht!“, rief Shikkun erbost, während sie ihren Rucksack vom Bett nahm, welches sie sich gelegentlich immer noch viel zu platonisch teilten, und Anstalten machte, den Raum zu verlassen. „Ich sehe nur nicht ein, dich unnötig in Gefahr zu bringen!“ „Da wäre keine Gefahr.“, erklärte sie vollkommen ruhig von der Zimmertür aus. „Ich hätte alles unter Kontrolle, aber schön. Dann noch viel Spaß dabei, wie ihr die Mission ohne mich zu Ende bringt. Ich gehe jetzt nach Hause, wo man meine Fähigkeiten eher zu würdigen weiß.“ Aber natürlich ging sie nicht nach Hause. Das kam auf so vielen verschiedenen Ebenen gar nicht erst infrage, dass sie überhaupt nicht daran dachte. Zunächst mal würde die Mission dann, egal, wie sie ausging, aus ihrer Akte verschwinden, dann gäbe es vielleicht einen unschönen Eintrag wegen unangebrachten Verhaltens und mal ganz abgesehen davon war sie sich verdammt sicher, dass die Jungs ohne sie scheitern würden. Also musste es eine andere Möglichkeit geben, ihnen das zu beweisen, ohne dabei die Mission als Ganzes zu gefährden. Durch ein wenig Beschatten der Gangsterbande bekam sie heraus, dass die nächste Schriftrolle in zwei Tagen erwartet wurde. Diese zwei Tage verbrachte sie größtenteils vor dem Bordell, in der Nähe des Fensters dieser Momoiro, die sie hauptsächlich beobachtete. Allerdings nicht bei der Arbeit, dazu konnte sie sich dann doch nicht durchringen. Ein weiterer Einbruch und Blick in die Akten des Bordells ergab, dass Momoiro niemals vor neun Uhr dreißig Kundschaft hatte oder annahm, wahrscheinlich machte sie sich davor fertig und Morimoto, oder wen auch immer sie noch empfing, zahlten ziemlich gut. Umso besser. Schlafen tat sie in dieser Zeit in einem unbenutzten Schuppen in der Nähe des Bordells, und auch nie sonderlich lange. Sicher, das war unbequem und so, aber was tat man nicht alles, um zu beweisen, dass man Recht hatte. Und so fand sie sich am Tag vor der Übergabe um halb sieben, ein Zeitpunkt, zu dem Momoiro noch nicht in ihrem Zimmer war, in selbigem ein. Es war, ironischerweise, unglaublich pink. Alles war pink! Der Teppich in einen sehr dunklen Ton, die Bettwäsche zart rosa, die Vorhänge ums Bett etwas knalliger, die Wand hatte ein rosa-in-rosa Rosenmuster. Glücklicherweise war wenigstens das Holz im Zimmer nichtrosa gestrichen worden, sondern weiß. Sie wollte sich lieber nicht vorstellen, welche Art von Mann auf so viel pink stehen konnte. Es gab auch einen großen, geräumigen Schrank im Zimmer, in dem sie mehrere Garnituren Ersatzbettwäsche fand, und eine große Sammlung an rosa Perücken, von denen ihr spontan schlecht wurde. Okay. Das war ein wenig sehr verstörend. Also, natürlich war sie, was rosa Haare anging, auf mehrere Arten vorbelastet, und hey, in Kumo gab es ganz viele Menschen mit teilweise noch absurderen Haarfarben, aber die Implikation war da und überhaupt nicht schön und warum dachte sie darüber überhaupt noch nach?. Ohne einen weiteren Gedanken an irgendetwas anderes als ihre Mission zu verschwenden, packte sie mehrere Stapel Bettwäsche und schob sie unters Bett, um Platz für Momoiro zu machen. Glücklicherweise konnte man den Schrank abschließen. Dann positionierte sie sich hinter der Tür, um auf sie zu warten. Momoiro auszuknocken, ihr Gedächtnis zu manipulieren und in ihren Erinnerungen herumzuwühlen um zu gucken, was zu erwarten wäre, wenn tatsächlich Morimoto sie heute Nacht besuchen würde, war an und für sich einfach. Weniger einfach war es, die Erinnerungen zu ignorieren, die Tsugumi definitiv nicht sehen wollte. Natsuki hatte ihr, und Tsuyoshi auch, zwar einige Kniffe des Sharingans beigebracht, aber Informationen zu filtern gehörte definitiv nicht dazu. Aber Gott sei Dank wusste sie nun, dass sie keine der pinken Perücken würde tragen müssen, was eine sehr große Erleichterung war. Sie nahm mittels Henge no Jutsu Momoiros Gestalt an und zog eines ihrer zahlreichen rosa Wäschesets an, zu ihrer eigenen Überraschung nicht etwa eine der rosa-schwarzen Korsagen, die ihr ansonsten viel eher zugesagt hätten, sondern ein viel zu unschuldig aussehendes rosa Babydoll Ensemble mit weißer Spitze. Mit passendem Slip statt Tanga und ohne Strapsen. Sie wusste ziemlich genau, dass sie gerade definitiv darin versagte, sexy und verrucht auszusehen, aber irgendwie hatte sie bezweifelt, sich in den anderen Sachen wohl genug zu fühlen, um ihre Rolle zu spielen. Alles in Allem hätte sie vielleicht ihr eigenes Negligé tragen sollen, darin hatte sie sich wohler gefühlt. Und irgendwie sicherer. Das konnte aber auch an den unterschiedlichen Situationen gelegen haben. Eigentlich sollte sie einfach aufhören, darüber nachzudenken, wie unangenehm ihr ihre Rolle war, und einfach professionell bleiben. Immerhin würde hier nichts mit ihr passieren, was sie nicht ausdrücklich zuließ. Musste wohl das allgemeine Farbschema sein. Warum hatte Morimoto nur keinen Fetisch für rot oder schwarz? Damit wäre sie viel besser klargekommen und hätte nicht ständig an ihre Mutter denken müssen. Sie fühlte sich auch alles andere als sexy. Das war gar nicht so leicht mit zwei Körbchengrößen weniger als sonst. Und mit Momoiros hellblonden Locken kam sie sich erst recht lächerlich vor. Und sie trug rosa. Boah. Wie konnte Aimi nur ständig so rumlaufen? Und wieso dachte sie jetzt an Aimi? Sie wollte doch ganz professionell bleiben, und so. Professionell. Unnahbar. Und sie hatte alles unter Kontrolle, genau. So drapierte sie sich dekorativ auf dem lächerlich rosafarbenen Bett und wartete. Und wartete. Und wartete. Es wurde halb zehn. Morimoto kam nicht. Es wurde zwanzig vor. Huh. Was auch immer die Jungs unternommen hatten, war ungefähr so gut gelaufen, wie erwartet. Um viertel vor zehn dann, klopfte es zögerlich an der Tür, und Morimoto trat ein. „Da bist du ja endlich!“, jammerte sie und erhob sich, betont langsam, von dem lächerlichen Bett. „Eine Dame soll man doch nicht warten lassen.“ Sie ging langsam auf den Mann zu, der die Tür nun hinter sich geschlossen hatte. Allein, dass er irgendwie verunsichert wirkte, verriet schon, dass es sich hier definitiv nicht um Morimoto handelte. Der Morimoto aus Momoiros Erinnerungen war stets sehr ernst und entschlossen gewesen, wesentlich netter zu ihr, als Tsugumi es erwartet hatte, aber stets zielstrebig. Und vor Allem pünktlich. Dieser Morimoto schien sich erst mit der Situation anfreunden zu müssen. Na, wie gut, dass sie bereits zwei Stunden Zeit dazu gehabt hatte. Jetzt musste sie nur noch herausfinden, wer von den beiden das war, denn wenn es ihr Bruder wäre, dann sollte sie die ganze Aktion sofort abbrechen, bevor sie sich in ihrem Leben nie wieder wirklich sauber fühlen konnte, denn allein die Vorstellung, dass, und überhaupt, und eeew, und… Doch der fast gleichgültige Blick, mit dem ihr Gegenüber sie musterte, als sie in ihrer lächerlich rosafarbenen Aufmachung auf ihn zu kam, ihn auf die Wange küsste und gleichzeitig den Mantel von seinen Schultern streifte, ließen sie vermuten, dass es nicht ihr Bruder war, der da vor ihr stand. Der hätte nämlich erstmal geglotzt. „Es ist etwas dazwischen gekommen.“, erklärte er monoton und ließ sie machen. „Ich bin beschäftigt, das weißt du.“ „Oooch, aber du sagst doch immer, ich wäre ganz besonders wichtig!“, jammerte sie mit extra süßlicher, hoher Stimme und klimperte mit den Wimpern. Ihr Gegenüber erschauderte kurz, kaum merklich, und Tsugumi musste ein Grinsen unterdrücken. Wahrscheinlich dachte er gerade auch an Aimi. Somit war endgültig ausgeschlossen, dass es sich hierbei um ihren eigenen Bruder handeln konnte, denn der hätte solches Benehmen toll gefunden. Und immer noch geglotzt. „Natürlich bist du das.“, beschwichtigte er sie jetzt und tätschelte ihre Wange. Wow. Das war so ziemlich das un-Morimoto-hafteste, was er in dieser Situation hätte tun können, dachte Tsugumi sich schadenfroh, während sie das Momoiro-hafteste tat, was sie hätte tun können, und sich an seine Hand schmiegte. „Aber es gibt nun mal Dinge, auf die ich keinen Einfluss habe.“ „Aber du nimmst dir doch sonst immer die Abende für uns frei!“, säuselte sie weiter und begann, die Hand zu küssen, mit der er immer noch ihre Wange liebkoste. „Es war dringend.“, kam seine nicht ganz souveräne Antwort darauf. Na sieh mal einer an, so zuwider wie Shikkun ihre Erscheinung und ihr Verhalten auch war, so ganz über den Dingen stand er nicht. Wunderbar. „Ach, du und deine Politik!“, seufzte sie und zog ihn an der Hand in Richtung Bett. „Das ist gar nicht gut für dich, und immer bist du so angespannt! Ist denn wenigstens irgendwas Besonderes passiert?“ „Was würdest du denn… Besonders nennen?“, fragte er, mit einer merkwürdigen Betonung, doch bevor sie ihm antwortete, zog sie ihn erst einmal zu sich hinunter und küsste ihn. Es war unglaublich merkwürdig, ihn in einer anderen Gestalt zu küssen. Also, sie wusste ja, dass das eigentlich Shikkun war, aber Shikkun war normalerweise nicht ganz so groß, breitschultrig, oder… Bärtig. Gott sei Dank, diese Bartstoppeln kratzten ganz furchtbar und piksten ihr in die Oberlippe. Und auch wenn er so gesehen eine ganz andere Person war, war da so ein… Gefühl, also, so eine gewisse… Richtigkeit dabei, die sie bei den letzten Küssen auch gespürt hatte. Zuerst wirkte er so, als würde er mit sich kämpfen, sie nicht jeden Moment wegzustoßen. Nicht der beste Schauspieler, so alles in allem. Doch dann entfuhr ihm ein überraschtes Schnauben, und er ließ es zu, dass sie den Kuss vertiefte und ihn mit sich aufs Bett zog. Lustig. So war das alles viel einfacher als vor zwei Tagen. Könnte daran liegen, dass sie nicht sie selbst waren. Sie persönlich verkörperte ja gerade ihr genaues Gegenteil… „Na, ich weiß nicht.“, brachte sie atemlos hervor, als er sich von ihr löste, und nun begann, ihren Hals zu küssen. Die Bartstoppeln kratzten weiter. „Etwas, was für dich besonders war?“ „Es passieren so viele verrückte Dinge, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen sollte.“, nuschelte er gegen ihren Hals, während zwei Finger seiner linken Hand sachte über ihre Halsschlagader auf der anderen Seite fuhr, offensichtlich auf der Suche nach einem Puls. Wow. Er wollte sie tatsächlich das Bewusstsein verlieren lassen. „Und am Ende erzähle ich dir alles zweimal und langweile dich nur…“ Sie kicherte und wand sich ein wenig unter ihm, um seinen suchenden Fingern zu entgehen, die nicht sehr subtil immer noch nach einer passenden Stelle zum Zudrücken suchten. „Du könntest mich doch niemals langweilen!“, behauptete sie, obwohl sie ziemlich genau wusste, dass der echte Morimoto für Momoiro unglaublich langweilig war, und schob ihre Hände unter seinen Pullover. Wow, Déjà-vu. „Erzähl mir einfach, was so vor sich ging!“ „Wo hab ich denn letztes Mal aufgehört?“, wollte er wissen und gab es vorläufig auf, an ihrer Halsschlagader nach einer guten Stelle zu suchen, und fuhr nun unter den dünnen Stoff ihres Babydolloberteils, allerdings nicht, wie es bei jedem normalen Jungen in seinem Alter gewesen wäre, um sich mit ihren zugegeben auch lächerlich kleinen Brüsten zu beschäftigen, sondern um nun an ihrer Wirbelsäule nach einem geeigneten Punkt zu suchen, um sie bewusstlos zu kriegen. Subtil war er ja nicht gerade. „Ach, was weiß ich!“, wisperte sie gegen sein Ohr, bevor sie an Selbigem knabberte. Er schauderte. Interessant, das Ohr also. Musste sie sich merken. „Diese ganzen Namen und Ereignisse, und so, kann ich mir doch eh nicht merken. Ich hör dir einfach nur gerne zu.“ Und um besser an sein Ohr zu kommen, drehte sie sich so auf die Seite, dass er seine Hand von ihrer Wirbelsäule lassen musste. Ihm entfuhr ein frustriertes Schnauben, bevor er sich relativ ungeschickt aufbäumte, nur um sie dann mit seinem Unterleib gegen die Matratze zu drücken, um zu verhindern, dass sie sich weiter bewegte. Dabei wurde ihr sehr deutlich, wie sehr ihre kleine Show ihn trotz Allem erregt hatte. Und als nächstes hatte sie plötzlich ein Kunai an der Kehle. „Dann haben wir wohl ein Problem, Kunoichi..“, zischte er sie an. Sie seufzte tief, bevor der Körper unter ihm sich plötzlich in ein Stück Holz verwandelte. In etwa demselben Moment tauchte Tsugumi hinter ihm auf, schlang die Arme um seine Taille und setzte die Liebkosung seines Ohres fort. „Nicht doch, Shikkun.“, flüsterte sie dabei. „Wer wird denn da gleich zur Waffe greifen?“ „T-Tsugumi..?“, keuchte er und erstarrte. „Mhm.“, nuschelte sie gegen seinen Hinterkopf, und wenige Sekunden später hatten sie beide das Henge no Jutsu beendet und sie hatte wieder ihren schmächtigen und Gott sei Dank bartlosen Shikkun zurück, der jetzt in viel zu weiten Klamotten vor ihr kniete. Und dann gab ihre eigene Garderobe ein unschönes Ratschen von sich. „Oh, scheiße…“, fluchte sie leise. Eine Naht an der Seite ihres BHs war aufgeplatzt. „Ich hätte es wissen müssen.“, brummte Shikkun missgelaunt, als er die Fassung wiedergefunden hatte, und steckte das Kunai wieder weg. „Natürlich haust du nicht einfach so ab.“ „Hast du doch auch, will ich für dich hoffen.“, meinte Tsugumi, die nun seinen Hals küsste. „Und außerdem hattest du verdammtes Glück, wenn ich die echte Momoiro gewesen wäre, wärst du nach drei Minuten aufgeflogen.“ „Ja, ich war zu spät, ich weiß.“, gab Shikkun zu, bemüht, seine Stimme ruhig zu halten. „Ist nicht ganz nach Plan gelaufen; nachdem wir Morimoto gekidnappt und eingeschläfert hatten, bekam Tsuyoshi ihn nicht mehr rechtzeitig wach.“ „Typisch.“, schnaubte Tsugumi gegen seine Schulter, die aus dem nun viel zu weiten und verrutschten Kragen hervorragte. „Und er konnte natürlich nicht mal in seinen Erinnerungen nachgucken, wie sich Morimoto so benimmt, hm?“ „Tsugumi, was wird das?“, wechselte Shikkun das Thema. „Ich suhle mich in meiner Überlegenheit?“, schlug sie vor und fuhr mit den Händen erneut unter seinen Pullover. Irgendwann würde sie den schon noch aus bekommen. „Und außerdem mache ich da weiter, wo wir aufgehört haben.“ „Ja, ist gut, du hattest Recht, du hättest das alles viel besser alleine hingekriegt, wir sind unwürdig, und so weiter. Würdest du mich dann gnädigerweise loslassen, damit wir hier verschwinden können? Der Raum ist viel zu… Pink.“, brummte er genervt. Tsugumi musste lachen. „Ja, das ist er, aber wir sind hier noch lange nicht fertig…“, flötete sie und küsste nun seinen Hals. „Tsugumi…“, knurrte er. „Was denn? Ich meine das vollkommen ernst!“, verteidigte sie sich mit einem sehr breiten Grinsen, welches er allerdings nicht sehen konnte. „Ich meine, du musst diese Einrichtung auch als Morimoto wieder verlassen, da führen die Buch drüber, und bis es so weit ist, haben wir noch ein paar Stunden…“ Sie ließ ihre Hand jetzt von seinen Bauchmuskeln zum sehr tief gerutschten Bund seiner Hose gleiten. „Und wenn sie dann sehen, dass du so… Angespannt bist, werden sie die arme Frau sicher feuern, weil sie ihren Job nicht anständig macht…“ Mit diesen Worten ließ sie ihre Hand in seine Hose gleiten und griff nach seiner Erektion. Shikkun stöhnte und sein Kopf schnellte nach hinten, sodass er nun auf ihrer Schulter lag und sich auf ihre Hand zu bewegte. Sein Atem ging nur noch sehr flach und er schien unheimlich mit seiner Selbstbeherrschung ringen zu müssen. „N-Nicht…“, brachte er schließlich schwach hervor. „Tsugumi, du… Du meinst das doch nicht wirklich ernst, oder?“ „Doch, tu ich.“, antwortete sie, war allerdings ein wenig davon abgelenkt, wie heftig er auf die kleinsten Berührungen reagierte. „Wie schon gesagt, zwischen uns ist irgendwas. Irgendwas Ungelöstes, Unvollendetes. Und das nervt. Es nervt mich schon seit Jahren. Und hey, das ist es jetzt. Es ist so weit. Wir, hm, klären das.“ „Aber doch nicht so…“, nuschelte er. „Und, ich meine, jetzt? Hier?“ Tsugumi zuckte mit den Schultern. „Ich gebe ja auch zu, dass ich mir mein erstes Mal um einiges weniger pink vorgestellt habe, aber immerhin ist die Geschichte ziemlich spektakulär.“, überlegte sie. Darüber musste dann auch er lachen. „Aber… Was dann?“, fragte er weiter. „Mal schauen.“, meinte Tsugumi und zuckte erneut mit den Schultern. „Dann haben wir mehr Sex. So oft es geht, und so. Ganz ohne irgendwelche Implikationen und Komplikationen oder irgendwelche anderen bösen Wörter, die dir einfallen. Und am besten so, dass es keiner mitkriegt. Einerseits weil es lustig ist, und andererseits, weil ich keinen Bock auf die Reaktionen meiner Familie habe. Und ich denke mal, da wird es dir genauso gehen. Also, was sagst du?“ Shikkun biss sich auf die Lippen. „Würdest du bitte die Hand aus meiner Hose nehmen, damit ich darüber nachdenken kann?“, sagte er, die Augen in tiefer Konzentration geschlossen. „Wieso?“, fragte Tsugumi gespielt verständnislos, ohne der Aufforderung Folge zu leisten, und kicherte wieder. „Weil es mir im Moment gerade schwer fällt, irgendwas anderes zu denken als ‚Oh, ja, bitte, sofort, auf jeden Fall!‘ und ich mir ziemlich sicher bin, dass sich das eventuell ändern könnte, wenn du nur die Hand da weg nimmst.“, erklärte er angestrengt. Tsugumi seufzte. „Hör doch einfach auf zu denken.“, schlug sie leise vor und küsste wieder seinen Nacken. „Es ist okay. Ich will das, du willst das, alles andere ist doch egal. Vor zwei Tagen hattest du noch kein Problem damit…“ „Das war was ganz anderes!“, behauptete er. „Und wo glaubst du, hätte das hingeführt, wenn Tsuyoshi nicht reingekommen wäre? Tipp: Hier stört uns keiner.“, fragte sie spöttisch und ließ ihre Finger wandern. Er erschauderte wieder. „Na ja…“, wich er dann aus. „Also, okay, aber doch nicht so direkt, und…“ Tsugumi seufzte erneut. „Okay. Okay, ich hab’s verstanden. Dann eben nicht.“, meinte sie resigniert und entfernte ihre Hand aus seiner Hose. „Du hättest auch einfach direkt sagen können, dass du nicht interessiert bist.“, murmelte sie dann, während sie überlegte, wie genau sie einen dramatische und würdevollen Abgang mit einem geplatzten BH hinlegen sollte. „…Was?“, kam es da von einem extrem verdutzend Shikkun, der ihr mit einem unglaublich bescheuert aussehendem Blick hinterher sah. „Na, was denn?“, fauchte sie. „Ich hab meine Absichten ja wohl klar gemacht, oder? Und wenn du die ganze Zeit darüber nachdenken musst, ist ja wohl klar, wie du dazu stehst, oder? Und ich habe keine Lust, dich weiter anzubetteln.“ „Meine Güte, Tsugumi…“, stöhnte Shikkun und massierte sich die Schläfe. „So hab ich das doch nicht… Ach, verdammt.“ Mit diesen Worten packte er sie am Unterarm, zog sie zurück aufs Bett und küsste sie. Und hatte ganz plötzlich wohl all seine Bedenken vergessen, als er sich widerstandslos endlich diesen bescheuerten Pullover von ihr ausziehen ließ und ebenfalls nicht protestierte, als ihre Hand - ~ „Okay, okay, stopp!“, verlangte Sayuri da plötzlich, puterrot angelaufen. „Ist gut, ich kann mir denken, wie’s weitergeht!“ Tsugumi musterte sie kurz verdutzt und musste dann lachen. „Glaubst du wirklich?“, fragte sie spöttisch. „Ja, ja, danke.“, antwortete Sayuri hektisch. „Und wie ist die Mission ausgegangen?“ „Na ja, nachdem ich das Chaos, was Tsuyoshi mit Morimoto angerichtet hatte, beseitigte, übergaben wir eine Schriftrolle mit expliziten Anweisungen für die Schlägertypen inklusive persönlichem Stempel an Takada und alles war gut.“, fasste Tsugumi beherzt zusammen. „Gewonnen hat übrigens ein dritter Kandidat, der sich mit solchen Schlammschlachten gar nicht erst abgab. Dumm gelaufen, aber hey. Erfolgreiche Mission für uns.“ „Okay… Und dann wurdest du schwanger?“, fragte Sayuri zaghaft weiter. Tsugumi brach schon wieder in Gelächter aus. „Um Himmels willen, nein!“, protestierte sie dann. „Ich bitte dich, vom ersten Mal schwanger werden ist so klischeehaft, das passiert nur Menschen wie Hinata!“ Sie hielt kurz inne. „Na ja, und du wärst da auch genau der Typ für, aber lassen wir das.“ „Also habt ihr das… Wiederholt?“, schloss Sayuri daraus. Tsugumi grinste. „Ja, allerdings.“, erzählte sie. „Für ungefähr drei Monate alle paar Tage mal, seine Familie hatte in der Nähe unseres Stammtrainingsplatzes ihr Waldstück für die Zucht dieser fleischfressenden Rehe, oder so, und da gab es ein kleines Observationshäuschen, mit Bett und Allem. Und nun ja, wir haben in der Zeit viel trainiert…“ Sayuri lief schon wieder rot an und Tsugumi musste erneut lachen. „Gut, es ist echt überraschend, wie lange das gut ging.“, gab Tsugumi dann zu, stand auf und holte den immer noch schlafenden Shikashi aus seinem improvisierten Zimmer. Mit ihm im Arm ließ sie sich dann wieder auf dem Bett nieder. „Ich bin erst so gegen Ende April schwanger geworden, was heißt, dass wir vorher ein verdammt gutes Timing gehabt haben müssen.“, erklärte sie und fuhr dem Kleinen durch die kurzen, braunen Haare. ~ Es war ein Nachmittag Anfang Mai. Tsugumi stand ab Fenster der Observationshütte und starrte verbissen hinaus. Hinter ihr saß Shikkun auf dem Bett und war noch damit beschäftigt, sich die Schuhe anzuziehen. Sie biss sich auf die Lippen. Na ja, es gab eh keinen Weg, ihm das schonend zu sagen. „Ich bin schwanger.“, sagte sie also einfach so und ohne Vorrede. Shikkun ließ seinen Schuh fallen. „Was?“, entfuhr es ihm. „Du hast mich schon verstanden.“, meinte Tsugumi monoton. Sie wusste es seit drei Tagen und hatte sich vorgenommen, nicht eher überemotional auf irgendwas zu reagieren, bis sie alle ihre Fakten zusammen hatte und sich ihrer Situation bewusst war. Und Shikkuns Reaktion machte ungefähr dreiunddreißig Prozent dieser Situation aus. Deswegen würde sie gar nicht erst versuchen, ihn zu beeinflussen. „Okay…“, sagte er dann nachdenklich, ging zu ihr ans Fenster und blieb unschlüssig neben ihr stehen. „Wie, äh, lange schon?“ „Nicht lange.“, antwortete sie. „Ich weiß es seit drei Tagen und viel länger als einen Monat kann es nicht sein.“ „Und… was hast du jetzt vor?“, fragte er vorsichtig weiter. Tsugumi zuckte mit den Schultern. „Bisher noch nichts.“, antwortete sie. „Irgendwelche Meinungen dazu?“ „Also…“ Shikkun biss sich auf die Lippen und griff nach ihrer Hand auf der Fensterbank. „Ich weiß, dass ich eigentlich kein wirkliches Recht habe dich zu beeinflussen…“ „Das ist wahr.“, sagte sie trocken. „Aber ich habe dich nach deiner Meinung gefragt.“ „Okay, also, ich kann verstehen, wenn du’s nicht kriegen willst…“, begann er dann. „Aber wenn doch, dann werde ich dich so gut es geht unterstützen… Na ja, wenn nicht, auch, also… Egal wofür du dich entscheidest, ich stehe hinter dir.“ „Wie hilfreich.“, kommentierte sie trocken und zog ihre Hand weg. Sie wusste selbst nicht genau, warum sie so wütend war. „Tsugumi, warte doch mal…“, verlangte Shikkun, doch da war sie schon aus der Hütte gestürmt und im Wald verschwunden. Die anderen dreiunddreißig Prozent, die ihre Entscheidung ausmachen würden, fand sie am nächsten Nachmittag praktischerweise in der Küche beim Kaffeetrinken in Form ihrer eigenen Mutter und Ino. Eine bessere Gelegenheit würde sich wohl nicht mehr bieten, bevor sie genug Anzeichen aufwies, um dieses Gespräch überflüssig zu machen. „Mama?“, fragte sie also zögerlich vom Türrahmen aus. „Ich muss mit dir reden…“ „Okay.“, meinte Sakura überrascht und eine Spur besorgt. Tsugumi kam sonst nie mit irgendwas zu ihr. „Soll ich dann vielleicht lieber gehen?“, schlug Ino vor. „Nein, nein, besser nicht.“, sagte Tsugumi hastig und setzte sich zu den beiden. „Was ist denn los, Schatz?“, fragte Sakura sanft. Tsugumi holte tief Luft. Selbes Schema wie gestern, schonend konnte sie das sowieso nicht sagen. „Ich bin schwanger.“, platzte sie also einfach heraus. „Was?“, fragte Sakura bestürzt, stand auf und nahm sie in die Arme. „Oh, mein armer Schatz, bist du vergewaltigt worden? Wieso hast du das nicht sofort gesagt? Ich hab doch gleich gewusst, dass Naruto dich nicht auf diese Missionen… Oh, der kann was erleben…“ „Soll ich schnell zu Tenten rüberlaufen?“, fragte Ino, nicht weniger bestürzt. „Sie hat da doch so ´nen Tee gegen…“ Kurz geriet Tsugumi in Versuchung, diese Geschichte einfach aufzugreifen. Sie würde den Tee bekommen und alles wäre gut. Aber nein. Wenn sie es sich hätte einfach machen wollen, hätte sie ihre Mutter allein und sofort angesprochen, ohne Shikkun je etwas davon zu erzählen. „Nein.“, widersprach sie also leise. „Nein, Mama, ich bin nicht vergewaltigt worden.“ „Oh.“, machte Sakura überrascht. „Das ist natürlich schön, aber… Wieso hast du mir nichts davon erzählt, dass du Sex hast? Ich meine, keine Details, klar, aber so eine leichte Andeutung, dass… Dann hätten wir das vermeiden können. Und wer ist überhaupt der Vater?“ „Ähm…“, setzte Tsugumi an und wurde vollkommen gegen ihren Willen und ihre eigentliche Art rot. Dann warf sie einen schnellen Blick zu Ino, der allerdings nicht ganz so unauffällig war, wie sie es gerne gehabt hätte, da ihre Mutter unmittelbar darauf einen entsetzten Blick mit Ino tauschte. „Oh je…“, entfuhr es ihr dann. „Oh je…“ „Was ist denn?“, fragte Tsugumi allarmiert und sah zwischen den beiden hin und her. „Na ja…“, setzte Ino an. „Also, Shikkun ist… Heute abgereist. Nach Iwa, im Rahmen seiner Ausbildung zum Sonderjonin, und das heißt, er wird jetzt erstmal zwei Jahre weg sein…“ „Was?“, rief Tsugumi entsetzt. „Aber… Aber davon hat er mir gar nichts erzählt…“ „Weiß er denn, dass du…“, setzte Sakura zaghaft an. „Ja, ich hab’s ihm gestern erzählt.“, antwortete Tsugumi tonlos und starrte auf ihre Hände auf der Tischplatte. „Und er hat nichts davon gesagt…“ „Und, äh, was hast du jetzt vor?“, fragte Ino. „Also, mein Angebot, eben zu Tenten rüberzulaufen, steht noch, auch wenn ich glaub ich im Interesse meines Clans anbieten sollte, dich in ein Kloster zu bringen, bis das Kind da ist, und es dann selbst aufzuziehen, oder so…“ „Nein, das machen glaub ich nur Hyuugas so.“, widersprach Sakura. „Aber die Frage bleibt stehen, Tsugumi. Was möchtest du jetzt machen? Das Kind behalten, oder nicht? Ich meine, wir würden dich glaub ich mit beidem unterstützen, also…“ Ino nickte heftig. Tsugumi stierte weiter auf ihre Hände. „Ich… weiß noch nicht…“, murmelte sie nur nachdenklich. ~Flashback und leichtes Perspektivenwechsel no Jutsu Ende ~ Einen Moment herrschte Schweigen, während Tsugumi ihren immer noch schlafenden Sohn in den Armen wiegte. „Also…“, setzte Sayuri an. „Ich… möchte ja nicht unsensibel wirken und hätte es garantiert genauso gemacht, aber…“ Sie schluckte. „Ich meine, in deiner Situation damals… Warum hast du… Ich meine…“ „Warum ich mich dazu entschieden habe, den Kleinen zu bekommen?“, fragte Tsugumi mit einem merkwürdigen Lächeln, welches Sayuri noch nie bei ihr gesehen hatte, und betrachtete ihren Sohn. „Ich weiß auch nicht so genau – weil ich es konnte, denke ich.“ „…Wie bitte?“, fragte Sayuri verdutzt. „Ich… Verstehe nicht ganz…“ „Na ja, der Zeitpunkt war irgendwie günstig.“, erklärte Tsugumi. „Also, dass sein Vater sich aus dem Staub gemacht hat, sicher, das war nicht so geil, aber ansonsten… Die Joninprüfungen sind erst nächsten Februar, bis dahin hin ich wieder in Form, und meine Lebensplanung danach sieht es nicht vor, jemals Kinder zu kriegen, und jetzt hatte ich quasi eins, und es passte irgendwie ganz gut, und außerdem wollte ich einfach wissen, wie das ist, und… Ach, ich weiß auch nicht.“ Sie lachte leise. „Natürlich war es so, absolut gar nicht einfach, du hast gesehen, was gestern auf der Straße los war, und das war während der Schwangerschaft noch schlimmer, aber… Hm…“ Sie strich dem Kleinen über die Wange und sah dabei so friedlich aus, wie Sayuri sie noch nie gesehen hatte. „Irgendwie finde ich, dass es das bisher wert war. Wobei ich mit ihm hier echt Glück hatte, du siehst ja, er schläft unglaublich viel und jammert kaum und ist unglaublich pflegeleicht…“ „Und was machst du, wenn Shikkun zurückkommt?“, wollte Sayuri dann zaghaft wissen. Prompt verschwand die friedliche Aura, die Tsugumi umgeben hatte, und sie zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung.“, sagte sie kurzangebunden. „Ich denke nicht, dass sich irgendwas ändern wird. Ich bringe den Kleinen hier alle paar Tage tagsüber zu Ino, da kann er ihn dann ja sehen, wenn er Kontakt wird. Ansonsten, mir doch egal.“ „Aber… Ich glaube, ihm wäre das nicht so egal.“, meinte Sayuri vorsichtig. „Also, aus dem was du so erzählst… Kannst du dir nicht vorstellen, dass er vielleicht… Wirklich in dich verliebt ist? Oder, na ja, war, oder so?“ Tsugumi schnaubte. „Tja, das dachte ich mir auch.“, sagte sie bitter. „Dummerweise hatte er vergessen zu erwähnen, dass er auf diese riesig große und wichtige Mission muss. Oder sich in der Zeit, die er jetzt schon weg ist, mal zu melden und nachzufragen, was ich denn nun gemacht habe, oder so.“ „Was?“, fragte Sayuri entsetzt. „Er hat dir nicht einmal geschrieben, oder so?“ „Kein Wort.“, bestätigte Tsugumi. „Außerdem bin ich jetzt mit Hiro zusammen. Und das ist ganz gut so.“ „Wie kam es eigentlich dazu?“, fragte Sayuri weiter. „Er war für mich da.“, erklärte Tsugumi knapp. „Schon während ich mit dem Kind eines Anderen schwanger war. Und er ist immer noch für mich da.“ Sie sah auf die Uhr. „Außerdem muss ich jetzt weg. Aber glaub bloß nicht, dass du so einfach davon kommst; heute Abend erzählst du mir ausführlichst, was du alles an neuen Sachen kannst, über die du nicht reden willst, verstanden?“ „Okay.“, antwortete Sayuri bedrückt, während sie Tsugumi dabei zusah, wie sie es plötzlich sehr eilig hatte, ihren Sohn zurück in den Tragesitz zu kriegen und zu verschwinden. Dabei schluckte sie mehrere Fragen herunter, da sie den Eindruck hatte, dass Tsugumi zwar nur zu gerne von der körperlichen Ebene ihrer Beziehung zu Shikkun reden würde, aber jegliche emotionale Bindung abstreiten würde. Und trotzdem hatte sie seinen Sohn geboren und ihn sogar schon allein durch seinen Namen als Erben des Naraclans distinguiert. Aber gut, sie war definitiv nicht in der richtigen Position, da weiter auf sie einzudringen. ~ Etwa zwanzig Minuten später kam Tsugumi leicht außer Atem auf dem Trainingsplatz an. „Du bist spät.“, wurde sie da recht herzlich empfangen. „Auch dir einen wunderschönen guten Tag, Hyuuga.“, begrüßte sie ihren Trainingspartner. „Tut mir auch sehr leid, ich musste meine Schwester in all die Untiefen meiner Schande einweihen, das dauerte eine Weile. Sie ist übrigens wieder da, falls deine Mutter es dir noch nicht gesagt haben sollte.“ „Hat sie. Zur Genüge.“, antwortete Makoto knapp. „Schön.“, meinte Tsugumi. „Und es geht ihr ganz wunderbar, und so. Du kannst also aufhören, permanent schuldig zu gucken, sobald sie jemand erwähnt. Und denk gar nicht erst dran, das abzustreiten. Du kriegst dann immer eine steile Falte zwischen den Augenbrauen, die du sonst nur kriegst, wenn ich Witze über meinen entehrten Status mache.“ „Bist du zum Trainieren hier oder zum Smalltalk?“, fragte Makoto ausdruckslos. „Und mitten ins Schwarze, was?“, spottete sie grinsend. „Aber klar bin ich zum Trainieren hier. Zum Reden bist du sowieso nicht geeignet.“ Anstatt darauf eine Antwort zu geben, aktivierte Makoto seine Byakugan und griff sie an. Und dadurch, dass er immer noch schneller war als sie, war sie verdammt gut darin geworden, sich zu verteidigen. ~ Der Flashback in diesem Kapitel ist 7046 Wörter lang. Und definitiv nicht der längste in ANL5. Gewöhnt euch also schonmal an die Formatierung. Dafür ist das nächste Kapitel fast Flashbackfrei! Äh, fast. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)