Chess von Asako (Das Leben ist wie ein Schachspiel...) ================================================================================ Kapitel 3: Black Rook, White Knight: Third Connection ----------------------------------------------------- Erst war es Bärchen, dann Teddy, dann Waschbär und dann auch noch Türmchen. Yuuhi wurde aus ihren Freundinnen manchmal wirklich nicht schlau. Wieso bekam sie immer die peinlichen Spitznamen ab? Nicht nur, dass Wataru und Saeko sich langsam immer mehr angewöhnten sie 'Türmchen' zu rufen, jetzt fingen auch ihre immer noch kränkelnde Freunde Beni und Kiriyan damit an. Yuzuru Kurenai, kurz Beni, und Kiriya Hiromu, gerufen Kiriyan oder Kiri, waren neben Saeko und Wataru Yuuhi's besten Freunde. Beni gehörte hingegen Kiriyan und sie selbst jedoch Hoshigumi an. Yuuhi hatte sie mal über Wataru kennen gelernt und in der kurzen Zeit, in der sie die Jüngere kannte, war sie ihr schon sehr ans Herz gewachsen. Sie traf sich immer mit den beiden, wenn Saeko und Wataru zu tun hatten oder wenn die beiden Top Stars einfach Zeit zu zweit verbringen wollten. Dass die beiden ein Pärchen waren hatte bissher noch keiner ausgesprochen, aber innerhalb ihrer Gruppe wusste jeder davon. Wann genau es anfing wusste auch Yuuhi nicht, die Saeko immerhin am nächsten stand, aber sie hatten es akzeptiert. Yuuhi allen vorran weil sie ihr Auge auf jemand anderen geworfen hatte als auf ihre beste Freundin. Ihren Top Star hatte sie jedoch nie so gestresst erlebt wie in den vergangenen Tagen, geschweigedenn so viel Geschrei von der sonst so samtigen, einfühlsamen Stimme gehört wie seit dem Zeitpunkt, an dem Sena in ihre Troupe eingetreten war. Sie kannte den neuen Tsukigumi-Vice noch aus ihrer Schulzeit, damals hatten sie sich noch gut verstanden, aber da Yuuhi ihre Zeit meist mit Saeko verbrachte fand sie keinen wirklichen mehr Draht zu der neuen. Hier und da sah sie die andere mal mit Kashi quatschen, das hieß wenn ihre Vorgesetzte nicht kurz darauf hinter ihr stand und die beiden sich mal wieder zehn Minuten stritten. Irgendwie war Yuuhi froh, dass sich jemand traute Saeko die Stirn zu bieten, doch sie musste auch sagen, dass Sena sich für eine Frau ihres Alters wie ein Kind benahm. Ihre Freundin mochte manchmal etwas hart sein, doch unter der harten Schale steckte ein weicher Kern, was Sena nicht so ganz zu sehen schien. Immerhin hatte Saeko den strengen Plan zumindest für die Shinkos etwas gelockert. Auch wenn Yuuhi zwar mit Sena arbeiten konnte, so wirklich anfreunden konnte sie sich nicht, vorerst zumindest nicht, denn der strenge Zeitplan verhinderte längere Gespräche und nach dem Training trat Yuuhi meist sofort den Weg zu Wataru, Kiriyan oder Beni an ohne sich großartig mit anderen Schauspielerinnen zu unterhalten. Da Wataru und Saeko jedoch ein wenig Zeit zu zweit verbringen wollten, was wohl wieder darauf hinauslaufen würde, dass der Tsukigumi-Star ihre Texte lernte, hatte sie sich bei Kiriyan einquartiert. „Klingt fast wie ein Kind, dass da zu uns gekommen ist“, meinte Kiriyan, die schniefend und mit gedrückter Stimme neben Beni auf ihrem Sofa saß, kurz darauf in eines der Taschentücher schnäuzte. „Aber Saeko tendiert wirklich dazu etwas überstreng zu sein wenn sie Stress hat.“ „Sena verhällt sich auch ein bisschen so für eine Frau in ihrem Alter.“ Im Augenwinkel sah der Turm Beni breit grinsen. „Ist sie nicht genauso alt wie du, Yuuhi?“, fragte die noch immer schniefende Hoshigumi-Darstellerin und zog einmal ausgiebig die Nase hoch ehe sie laut nieste. Die Tsukigumi-Darstellerin grinste schief. „Ja und?“ Kiryan schlürfte an ihrer Hühnersuppe. „Vielleicht sollte ich mich mal mit ihr unterhalten“, meinte Kiri und grinste die beiden anderen an. „Sie klingt nach ner Menge Spaß. Ausserdem hab ich selten jemanden erlebt, der Saeko die Stirn bietet.“ „Nur weil du dich nicht traust.“ „Hey sie ist gruselig, wenn sie wütend wird.“ „Du weist doch, dass sie das nicht so meint.“ „Egal.“ Kiriyan winkte ab und streckte sich ausgiebig. „Ich werds ja morgen sehen. Ich bin nur noch heute krank geschrieben.“ Yuuhi runzelte die Stirn und legte den Kopf etwas schief. „Bist du denn schon wieder fit genug?“ „Ich muss ja. Der Direktor hat gemeint, dass ich zwar nicht singen soll, aber ich soll mit den Shinkos die Hintergrundtänze übernehmen.“ „Und du meinst, dass es okay ist, wenn ich mitkomme?“ Kashi war sich noch immer nicht so sicher, ob es richtig war Asako zu einer, wie sie es nannte, 'Privatparty' zu begleiten, denn mit Ausnahme ihrer neu gefundenen Freundin kannte sie niemanden dort. Die dort Anwesenden Schauspielerinnen kannten sich angeblich schon seit einigen Jahren und schon jetzt fühlte sich die Frau etwas fehl am Platz. „Klar. Osa will dich kennen lernen. Und wundere dich nicht, wenn sie dich 'Pferd' ruft.“ Kashi runzelte die Stirn, sah zu der anderen. „...Pferd?“, fragte sie nochmals ungläubig nach und Asako kratzte sich dabei verlegen an der Wange. „Ja. Osa kam auf die tolle Idee unseren Freunden Schachfiguren zu zu ordnen. Es war spät und wir waren müde.“ Kashi lachte leicht, nahm es aber so hin. Von dem Hanagumi-König kannte sie nur Geschichten, hatte sie ab und an mal gesehen, doch sich noch nie mit ihr persönlich unterhalten. Dennoch sprach Asako häufig und sehr ausladend über ihre Freundin, geriet dabei hier und da etwas ins träumen. In der Zeit, in der sie sich jetzt schon kannten, so kurz sie auch sein möge, hatte sie sich schon daran gewöhnt. Doch hatte sich ihr anfängliches Bild von Asako ziemlich verändert. Am Anfang hatte sie etwas wie eine verzogene Prinzessin gewirkt, insbesondere wenn sich Saeko in der Nähe befand, doch wenn man die neue Tsukigumi-Vice allein antraf oder sich in Ruhe mit ihr unterhielt hatte sie eher etwas von einer Königin. Kashi war sich eigentlich sicher, dass sie sich wunderbar mit der schwarzen Königin Tsukigumis, Yuuhi hatte ihr von dem kleinem Wortspiel erzählt, verstehen würde wenn sich die zwei Dickköpfe nur darauf einlassen würden. „Na gut.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich bin mal gespannt wie deine Freunde so sind.“ „Ich bin mir sicher du magst sie. Chika ist zwar manchmal etwas direkt und Komu hat manchmal so ihren ganz eigenen Humor, aber sie sind meine besten Freunde.“ Kashi blieb auf der Stelle stehen, blinzelte irritiert. „Komu? Reden wir hier von Asami Hikaru? Top Star Asami Hikaru?“ Asako blieb ein paar Schritte weiter stehen, drehte sich etwas um und lächelte schief. „Uhm... ja?“ Asami Hikaru, kurz Komu, war der Top Star von Yukigumi, aber einer dieser speziellen Sonderfälle. Gewöhnlicherweise bekamen alle zukünftigen Top Stars in irgendeinem Punkt ihrer Karriere als Shinko eine Hauptrolle im Shinji Kouen-Cast einer Produktion. Asami Hikaru fiel nicht darunter. Takarazuka war schon über 90 Jahre alt und der Yukigumi-Star war die einzige in der Geschichte, die keinen Shinko-Lead, also die Hauptrolle in einer Shinko-Besetzung, bekommen hatte. Desshalb kannte man sie innerhalb Takarazukas eigentlich sehr gut. Dass der Top Star zu Asako's Freunden zählte hatte sie jedoch nicht gewusst. Welche Kontakte die andere wohl noch hatte? „Wer kommt denn noch? Nicht, dass ich noch ohnmächtig werde bei so viel Popularität.“ Asako lachte laut, schnappte sich ihr Handgelenk. „Jetzt fahr mal nicht aus der Haut. Ist ja nicht so, als ob Wao und Mari kommen würde. Die beiden hat Osa nämlich gefressen. Mizu Natsuki dürftest du eigentlich auch kennen. Jetzt komm schon. Notfalls fang ich dich, aber ich will nicht zu spät kommen. Ich hab die drei schon lange nicht mehr gesehen.“ Mizu Natsuki, kurz Chika oder Mizu, kannte sie auch nur flüchtig. Sie war der Vice von Wao Youka, demnach in Soragumi, doch Gerüchten zufolge sollte sie bald in eine andere Troupe versetzt werden, da das Soragumi-Pärchen wohl nicht daran dachte so bald aus zu steigen. Na das konnte ja heiter werden. Mit Asako zusammen stand sie schlussendlich vor einer der Top Star Wohnungen und Kashi sah sich erst einmal ausgiebig um. Sie war noch nie in diesem Abschnitt des Dorms gewesen, aber es war um so viel weiter geschnitten als die übrigen Wohnungen. Die Wohnung lag ganz oben und es gab einen extra Treppenaufgang, wohl, damit sich die Stars nicht in die Quere kamen und ihre Privatsphäre hatten. Ihre Freundin klingelte, klopfte anschließend zwei Mal an die hell gestrichene Holztür, woraufhin eine junge Frau die Tür öffnete, ungefähr in ihrem Alter. „Ah Asako. Dann bist du sicher Kashi. Kommt rein.“ Die Frau, die sie hinein lies, war weder Haruno Sumire gewesen, noch Asami Hikaru, also war das wohl Mizu Natsuki. Die Schauspielerin war wirklich hübsch, hatte ein ungewöhnlich schmales Gesicht, aber war sehr viel kleiner als sie auf den ersten Blick wirkte. Die beiden Otokoyaku traten ein, entledigten sich ihrer Schuhe und traten vollends in die Wohnung. Mizu lies sich auf die weiße Ledercouch nieder, die mitten in der Wohnung stand, doch bevor auch sie sich zu Asako gesellte, die die beiden Top Stars begrüßte, sah sich Kashi erst einmal um. Die Wohnung war fast ungewöhnlich hell. Wem die Wohnung gehörte wusste sie nicht, aber alles war recht offensichtlich in weiß gehalten, eigentlich ein Alptraum zum putzen, aber desshalb nicht gerade minder schön. „Kashi?“, hörte sie Asako, die sie kurz darauf zu den drei anderen zerrte. „Also das ist Osa...“ Sie warf einen Blick auf Haruno Sumire, die lächelte und ihr höflich zunickte. „...Komu...“ Asami Hikaru winkte freundlich und grüßte kurz. „...und Chika.“ Die Tsukigumi-Darstellerin setzte sich zu ihren Freunden, wobei Kashi sich auf den vereinzelten, nicht minder weißen Sessel setzte. „Asa erzählt immer einiges von dir“, sagte Mizu, die sich grinsend einen Schluck aus dem bunten Getränk, dass sie in der Hand hielt, genehmigte. „Stimmt es, dass Ayaki so ein verbissenes Stück ist?“ Komu grinste schief. „Ich hörte, sie sei sogar noch schlimmer.“ „Kennt ihr euch nicht?“, fragte Kashi und legte den Kopf schief. Komu schüttelte nur den Kopf. „Wir haben noch nie wirklich zusammen gearbeitet. Aber ich hörte sie ist ein richtiger Sklaventreiber.“ Asako gab Komu einen leichten Klapps auf den Arm, seufzte schwer und griff nach dem Getränk, dass Haruno ihr reichte. „Ich sag dir, sie ist noch viel schlimmer.“ „Wie schlimm?“ „Ich drücks mal so aus: Stell dir einen gigantischen Drachen mit vier Köpfen vor und du hast nichts anderes als einen Zahnstocher um dich zu verteidigen. So schlimm ist es.“ Kashi, Chika und Osa lachten beide zeitgleich los. Die kleine Vierergruppe hatte Kashi ziemlich schnell integriert, was nicht zuletzt am langsam ansteigendem Alkoholpegel lag. Eine Sache musste man Osa wirklich lassen: sie konnte Cocktails mixen, wie sie es noch nie gesehen hatte. Die Getränke waren sehr bunt und schmeckten ausgezeichnet. Einen Nachteil hatte es jedoch, denn Asako's Temperament schien mit dem Alkohol langsam mit ihr durch zu drehen. Die zuächst so fröhliche Unterhaltung, sie lachten ziemlich viel und machten Scherze, war in einem Wutanfall seitens Asako geendet. Knackpunkt, wie sollte es auch anders sein, Saeko. Eigentlich hatte Komu nur die einfache Frage gestellt, ob es denn keine Möglichkeit gäbe, dass sie und der Tsukigumi-Star sich vertragen könnten. Daraufhin hatte Asako angefangen sich über jede noch so kleine Kleinigkeit, die während der bissherigen Trainings vorgefallen war, auf zu regen, war irgendwann aufgesprungen und rannte wie ein durchgedrehtes Wiesel die Wohnung auf und ab. Osa versuchte sie zu beruhigen, was sich aber als nicht ganz so leicht heraus stellte. „Asa jetzt setz dich doch wenigstens. So schlimm kann sie ja nicht sein.“ „Sie ist noch viel schlimmer“, schnaubte der Tsukigumi-Vice. „Sie ist eingebildet, selbstverliebt, störrisch und hochnäsig.“ Mizu, deren Wangen vom Alkohol inzwischen leicht angerötet waren, kicherte nur. „Klingt nach einer Black Queen, wenn du mich fragst.“ Kashi schmunzelte nur etwas. Durch den Cocktail, den dritten schon an dem Abend, fand sie die Idee durchaus belustigend. Sie sah auf das Schachbrett, dass auf dem Glastisch in der Mitte der Sitzecke stand, ignorierte Asako's weitere und durchaus ausschweifende Schimpftriade, bei der auch einige recht vulgäre Wörter fielen, ebenso wie die zwei Top Stars, die versuchten ihre Freundin wieder auf einen Punkt zu bringen an dem man sich wieder normal mit ihr unterhalten konnte. Sich Saeko als schwarze Königin vor zu stellen fiel Kashi merkwürdigerweise ziemlich leicht. Der Tsukigumi-Star hatte immer etwas aussergewöhnlich elegantes gehabt, war beherrscht, auch wenn die Gerüchte umgingen, dass sie auch ein ziemlicher Idiot in ihrem Verhalten sein konnte, doch wenn sie Arbeitete dachte sie immer geradeaus. „Es geht nie gut aus, wenn sich zwei Königinnen im Schach gegenüber stehen“, sagte Mizu, die sich zu ihr gesetzt hatte, die zwei Top Stars und den wütenden Vice ignorierend. „Da kommt es immer darauf an, welche zuerst fällt.“ Kashi blinzelte etwas, sah zu ihrer Nachbarin. Zwei Königinnen? „Bitte?“ Erneut lachte Mizu etwas, nippte an ihrem Drink. „Osa und Asako haben letztens angefangen uns allen Figuren zu zu ordnen.“ „Davon hab ich schon gehört, aber so wirklich zufrieden mit dem Pferd bin ich nicht.“ Die Soragumi-Darstellerin grinste nur noch breiter. „Was grinst du so?“ „Ich bin das andere Pferd. Zumindest laut Osa. Aber so wirklich glücklich bin ich damit aber auch nicht. Ich meine, ich springe ja nicht durch die Gegend.“ „Wenigstens habt ihr nicht den Bischof abbekommen“, meinte Komu, die es inzwischen aufgegeben hatte sich um Asako zu kümmern. Obendrein hatte Osa sie mit sich in die Küche gezerrt um ihr gut zu zu reden und recht schnell wurde es dabei ruhiger. Kashi schüttelte nur leicht den Kopf. „Es passt aber“, sagte Chika, die ihre Freundin frech angrinste. „Manchmal handelst du wirklich wie ein Bischof.“ „Hey!“ „Haben die beiden noch mehr so spontaner Eingebungen gehabt?“, fragte Kashi bevor auch die beiden Freundinnen in Streit ausbrachen. Chika seufzte leicht und zuckte die Schultern. „Keine Ahnung. Ich glaube Mayu hat den Turm abbekommen.“ „Den weißen oder den schwarzen?“ „Den weißen denke ich. Ich glaube wir sind alle weiß.“ Kurzerhand griff Komu nach der schwarzen Königin, die mitten auf dem Schachbrett gestanden hatte, rollte sie etwas zwischen den Fingern ehe sie breit grinste. Chika schenkte der Geste nur einen verwirrten Gesichtsausdruck und auch Kashi hob die Augenbrauen. „Ich sag euch“, begann der Yukigumi-Star schließlich. „Wenn Ayaki die schwarze Königin ist, dann ist Wataru aber der König dazu.“ „Wie kommst du darauf?“, fragte die Tsukigumi-Darstellerin. Chika und Komu sahen sich kurz an, doch die Soragumi-Darstellerin winkte etwas ab. „Nimm es einfach so hin. Die zwei sind ein bisschen wie Osa und Asako.“ „Wie auch immer“, mischte sich Komu erneut ein. „Wenn man die Aufteilung bissher so sieht, dann ist das ganze wirklich nicht mehr als ein Schachspiel, was wir hier veranstalten.“ So ganz kam Kashi nicht hinter das, was Komu ihr sagen wollte, doch sie nahm es einfach mal so hin. Die nächsten Tage durften jedoch spannend werden, auch, wenn sie nicht sonderlich scharf darauf war. Asako und Saeko gerieten immer öfter aneinander, sodass die Fetzen flogen sobald sich die zwei Königinnen auf ein paar Meter näherten. Yuuhi war noch bis spät in die Nacht wach, blieb in Kiriyan's Wohnzimmer auf der Couch nachdem sie die zwei anderen Schauspielerinnen geradezu ins Bett geprügelt hatte. Es wurde wirklich Zeit, dass die beiden wieder arbeiten konnten, denn sie hatten sichtlich zu viel Energie nach der Auszeit. Kiriyan wohl mehr als Beni, aber die Hoshigumi-Darstellerin litt sowieso an einem schier unermässlichem Maß an Energie. Hinzu kam ihr Bewegungsdrang. In Kombination mit dem, was Yuuhi gerne mal 'geradeaus' nannte, denn ihre Freundin war teilweise ziemlich direkt, und ihrer fröhlichen Art dies zu sagen war sie manchmal ein wenig schwierig, doch gerade das machte die andere so liebenswert. „Willst du nicht auch mal ins Bett?“ Vor Schreck hätte Yuuhi fast das Script in die Luft geworfen. Sie drehte sich um und schnaubte leicht. „Hab ich euch zwei kranken Hasen nicht gerade ins Bett geschickt?“, fragte die Tsukigumi-Darstellerin etwas sauer, doch die andere ignorierte den Tonfall, kam mit der Decke um die Schultern zu ihr und lies sich auf die Couch fallen, sodass Yuuhi ein wenig nach oben flog. „Ich kann nicht schlafen und Kiri schnarcht.“ Der Turm lachte leicht, klopfte mit dem Rücken ihres Zeigefingers gegen die Schulter der anderen. „Die Frau hat eine verstopfte Nase. Sieh es ihr nach. Du schniefst auch och rum.“ „Aber nicht so arg.“ „Die nächsten paar Tage bleibst du trotzdem noch schön im Bett. Bevor Kiri und ich morgen gehen bringen wir dich noch zu deiner Wohnung.“ Beni schmollte, zog die Decke etwas fester um sich. „Die Woche wird todlangweilig, ich merks schon. Mit Kiri hatte ich wenigstens was zu tun.“ „Du bleibst trotzdem im Bett, auch wenn du noch so gern wieder tanzen willst. Sonst machst du es schlimmer.“ Die Schmolllippe ihrer Freundin schob sich nur noch weiter nach vorne und der Turm wuschelte ihr durch die sowieso schon zerzausten Haare. Daraufhin schmunzelte Beni auch schon wieder und fischte nach dem Script, dass in ihrem Schoß gelegen hat. „Wie läufts denn in eurem Stück? Mal den Fakt ignorierend, dass die Hanagumi-Prinzessin nicht von ihrem Tröhnchen runter will.“ „An sich wirklich gut. Aber Saeko ist manchmal nicht besser. Als ob man dabei zusehen würde sie sich zwei Raubkatzen abschlachten. Das, oder ein wenig Actiongeladenes Schachspiel.“ Beni hob eine Augenbraue, blickte zu Yuuhi. „Schach?“ „Ja. Schach.“ „Ich kann kein Schach spielen, das weist du.“ „Echt nicht?“ Das hatte Yuuhi jetzt nicht gewusst, grinste dann aber schief und stand auf, ging, Beni's verwirrte Blicke im Rücken, zum Schrank und holte Kiriyans Schachtel mit dem Schachspiel heraus. Es war nicht ganz so edel wie das, was Saeko besaß, war lediglich aus Holz, aber es tat seinen Zweck. „Was hast du denn jetzt schon wieder vor?“ „Ich zeig dir, wie man Schach spielt.“ „Was? Aber...“ „Kein aber. Saeko lacht mich aus wenn sie rausfindet, dass dus nicht kannst.“ „Wieso?“ „... Egal. Ich zeig dir erstmal die Aufstellung.“ Beni nahm es einfach so hin, lies sich zunächst von Yuuhi die Aufstellung erklären. Die zwei Türme jeweils ganz außen in den jeweils hintersten Reihen, daneben, jeweils ein Feld weiter innen die Pferde, dann die zwei Bischöfe und schlussendlich König und Königin. Davor jeweils die eine Reihe von Bauern. Beni war hier und da schon mit dieser Aufstellung überfordert, denn sie verstand nicht ganz, wieso die Königin in der Aufstellung die größte Figur darstellte. „Es ist an sich ganz leicht“, sagte Yuuhi, als die Figuren dann doch auf ihren Feldern standen. „Die einfachsten Figuren sind die Bauern. Sie dürfen bei ihrem ersten Zug jeweils zwei Felder nach vorne Rücken, danach immer nur eins und immer nur nach vorne zur Seite deines Gegners. Schlagen könnten sie jeweils nur die Figur, die ein Feld schräg vor ihnen liegt.“ „Schlagen?“ „Dazu komm ich gleich.“ Yuuhi stellte eine der Bauernfiguren nach vorne, stellte einen von Beni's Figuren diagonal direkt ein Feld weiter davor. „Schlagen bedeutet, dass du mit einer deiner Figuren die Figur deines Gegners vom Feld nehmen darfst, wenn du die Vorraussetzungen erfüllst. In dem Fall, dass die Figur deines Gegners diagonal vor deinem Bauern steht. Das nennt man 'schlagen'“ Die Hoshigumi-Darstellerin nickte leicht und sie stellte die Figuren zurück. Von den Bauern wanderte der Zeigefinger der Tsukigumi-Darstellerin zu der Figur ganz außen. „Das da sind jeweils die Türme. Sie dürfen immer nur geradeaus ziehen, dürfen aber nicht über andere Figuren springen, aber die weißen dürfen sie schlagen. Es ist egal ob sie vorwärts, rückwärts oder auf die Seite ziehen.“ Erneut wanderte sie eine Figur weiter. „Das da sind die Pferde.“ „Die sehen lustig aus.“ Yuuhi grinste, ignorierte den Einwurf aber und fuhr einfach fort. „Sie dürfen als einzige Figuren über andere drüber springen. Dabei ist es egal über welche, aber sie dürfen auf kein schon besetztes Feld springen. Ob vorwärts oder rückwärts oder von mir aus auch seitwärts ist egal, aber das Zugmuster ist ein bisschen kompliziert. Sie dürfen nämlich nur in einem L-Muster ziehen.“ „Und das heißt“ „Ein Feld plus zwei weitere. Das heißt...“ Sie nahm eines der Pferde, setzte es in die Mitte des Schachmusters und stellte es dort auf ein weißes Feld. „...entweder eins nach vorne und zwei zur Seite...“ Sie demonstrierte es kurz, stellte das Pferd dann wieder in die Ausgangsposition zurück um die andere Möglichkeit zu zeigen. „Oder zwei nach vorne und eines auf die Seite. Aber sie müssen in diesem L-Muster ziehen.“ Beni schien etwas verwirrt, nickte aber leicht. „L-Muster. Na gut ich glaube das kann ich mir merken.“ „Das ist aber auch schon das schwierigste. Neben dem Pferd steht der Bischof.“ Die Tsukigumi-Darstellerin griff nach der Bischofs-Figur. „Sie sind ähnlich wie die Türme, aber dürfen immer nur Diagonal ziehen statt geradeaus.“ Beni besah sich das Feld einmal intensiv, runzelte die Stirn. „Also darf sich der eine nur auf den schwarzen, der andere nur auf den weißen bewegen?“ „Genau. Sie dürfen aber auch nicht über andere Figuren springen.“ „Schon klar. Das tun nur die Pferde.“ „Kluges Mädchen.“ Beni zog eine Schmolllippe, schnaubte und wollte gerade etwas sagen als Yuuhi aber einfach fortfuhr. „Dann bleiben nur noch die zwei wohl wichtigsten Figuren im Spiel. Der König...“ Sie tippte die kleinere der beiden Figuren kurz an. „...und die Königin.“ „Jetzt erklär mir mal, wieso die Königin größer ist.“ „Ist an sich ganz einfach. Die Königin darf in jede erdenkliche Richtung ziehen und so weit, wie es möglich ist ohne auf eine andere Figur zu treffen oder eben eine Figur zu schlagen. Der König darf immer nur ein Feld in jede Richtung ziehen.“ „Wie unnütz ist das denn?“ „Sag das nicht so laut. Das Ziel des Spiels ist es, deinen Gegner Schachmatt zu setzen.“ „Und das mach ich wie?“ „An sich eine einfache Sache. Du musst deine Figuren so platzieren, dass der König mit keinem Spielzug aus dem Bereich raus kann, in dem er geschlagen werden würde und auch keine der Figuren deines Gegners das verhindern könnte. Dann sagst du Schachmatt und du hast gewonnen.“ Beni verschränkte die Arme, starrte ein paar Sekunden verbissen auf das Schachbrett. Die Frage sah man ihr an. „Wenn du deinen Gegner nur bedrohst, also zum Beispiel...“ Yuuhi dachte ein paar Sekunden nach, stellte dann den Turm in die Mitte des Brettes und in einer Linie, aber drei Felder entfernt Beni's König. „... wenn du so eine Aufstellung hast. Dann kann dein König nach oben oder nach unten ziehen und mein Turm wäre keine Bedrohung mehr. Wenn so etwas passiert, dann sagst du Schach. Du kannst so etwas auch verhindern, indem du zum beispiel eine andere deiner Figuren in die 'Schusslinie' ziehst, sodass mein Turm zwar deine andere Figur, aber nicht den König schlagen kann. Wenn so etwas ist, dann bist du jedoch gezwungen etwas dagegen zu unternehmen. Wenn du es nicht kannst, dann ist das Schachmatt.“ „Ah...“ Man sah Beni die Verwirrung an. „Sollen wir eine Runde spielen? Dann verstehst du es sicher leichter.“ Verwirrt, doch sichtlich motiviert nickte Beni, woraufhin Yuuhi die zwei Figuren zurück stellte. „Und wer fängt an?“, fragte die Hoshigumi-Darstellerin und sah das erste Mal seit Yuuhi's Erklärung auf. „Weiß fängt immer an. Also nur zu. Ich bin mal gespannt, ob du auch so ein Turm bist wie ich.“ „Was? Warum Turm?“ Yuuhi grinste nur schief. „Erklär ich dir ein andermal.“ Beni war jedoch tatsächlich genau so ein Turm wie sie. Zwar hatte sie Anfangs etwas Probleme gehabt die Figuren auseinander zu halten, doch sie lernte schnell. Verloren hatte sie am Ende trotzdem, was aber eher an Anfängerfehlern, Yuuhis doch schon größerer Erfahrung und dem Geradeausdenken der anderen lag. Beni hatte durchaus Talent, dann brauchte sie nur noch Erfahrung. Sie zweifelte jedoch daran, dass sie Saeko im Schach gewachsen wäre selbst mit mehr Übung. In diesem Spiel war ihr Top Star einfach ungeschlagen, selbst von Wataru, die den Freundinnen das Spiel ja erst einmal nahe gebracht hatte. Das andere Türmchen, im Schneidersitz ihr gegenüber sitzend, starrte verbissen auf die Konstelation, mit der Yuuhi den König schachmatt gesetzt hatte, schien ernsthaft darüber nach zu denken, was sie falsch gemacht hatte. Die Tsukigumi-Darstellerin schmunzelte etwas. „Saeko hat mir letztens noch gepredigt, dass ich meine Königin nicht vernachlässigen soll. Ich glaube sie hatte Recht.“ „Wieso?“ Beni sah auf, blinzelte leicht. „Weil die Zugmöglichkeiten der Königin einen ziemlich großen Bereich des Felds abdecken. Sie ist für den König unabdingbar.“ „Dann versteh ich, wieso Saeko die schwarze Königin sein soll. Und wieso du der Turm bist.“ Beni grinste breit und Yuuhi beugte sich vor, schubste ihre Freundin an der Schulter an und schnaubte einmal, konnte sich ein Grinsen aber auch nicht verkneifen. „Du bist mir auch so ein Turm. Lass das nicht Wataru oder Saeko hören, sonst hast du den Spitznamen auch wet.“ „Ich werds mir merken.“ Die Hoshigumi-Darstellerin warf einen Blick über die Schulter. „Was glaubst du? Was wäre Kiriyan beim Schach?“ Instinktiv griff Yuuhi nach einem der Pferde, setzte zum Sprachen an, doch kurz darauf runzelte sie etwas die Stirn. Nein Kiriyan war keines der Pferde. Die Frau war zwar sehr liebenswert, doch sie konnte sich nicht über andere hinwegsetzen. Sie liebte diese Frau als eine ihrer besten Freunde, doch manchmal war Kiri doch etwas eintönig. Sie griff stattdessen nach einem der Bischöfe, die sie von Beni abgezogen hatte. „Ich denke mal ein Bischof.“ Beni schnappte sich die Figur, beäugte sie ausiebig, doch dann grinste sie und nickte. „Das muss ich ihr glaube ich unter die Nase reiben.“ „Aber erst, wenn du wieder gesund bist.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)