Rewind von Asako (Alternative Storyline zu 'Behind the Scenes') ================================================================================ Kapitel 10: True and False -------------------------- „Asako?“ Schüchtern trat sie in die Wohnung ein, die sie merkwürdigerweise hell erleuchtet, aber völlig leer im Wohnbereich auffand. Stattdessen lagen einige aufgerissene Plastiktüten auf dem Boden und ein paar Klamotten lagen ausgebreitet daneben. Die kannte sie nur zu gut. „Asako!“, rief sie etwas lauter. „Bist du da?“ Komisch. Sie musste da sein. Den Zettel fest in der Hand trat sie etwas mehr in die Wohnung, sah sich um. Dann hörte sie eine laute, sehr wütende Stimme. „Sei kein Narr! Du bist zu naiv um die Wahrheit zu sehen!“ Die Stimme klang merkwürdig gedrückt, aber sie musste nicht zweimal darüber nachdenken um heraus zu finden, dass sie aus dem Schlafzimmer kam. „Nur, weil du mir nichts erklärst!“ Was zur... war da noch jemand? Die zweite Stimme wimmerte, klang, als würde sie gleich anfangen zu weinen. „Du willst doch gar nicht, dass ich...“ Sie brach ab und die tiefere der beiden setzte ein. Sie kannte sie beide. „Ich habe dir alles erklärt, was es zu erklären gibt.“ Ein erneutes, leises Wimmern, gefolgt von der tieferen Stimme, die aber dieses Mal etwas sanfter klang. Inzwischen war sie an die Tür getreten, lauschte. „Glaub mir, mein Engel, alles wird besser, sobald sie weg ist.“ „Ich will aber nicht...“ „Du hast keine Wahl!“ Ein wütendes Fauchen. Für sie war das Maß in dem Moment voll. Ohne sich weiter an zu kündigen öffnete sie die Tür, trat ein, fand ihre Freundin aber allein vor. „Asako...“ Sie sah sich verwirrt um, wobei der Tsukigumi-Star noch immer in den Spiegel vor sich starrte, den Kopf nur etwas in ihre Richtung gedreht hatte. Keiner da. „Was willst du?“, fragte der Top Star. Ihre Stimme bebte. In dem Moment wusste sie, dass sie wieder Selbstgespräche geführt haben musste. „Du störst.“ Sie schluckte etwas. Jetzt gab es wohl kein zurück mehr. „Wer von beiden bist du?“ Asako hob den Kopf gänzlich, drehte sich zu ihr um. Dann erst sah sie den vertrauten Stoff über ihrer rechten Schulter hängen. „Ich weis nicht wovon du redest.“ „Das weist du ganz genau. Ich habe mit dem Arzt telefoniert. Also hör auf mich an zu lügen.“ Asako taumelte etwas zurück, hielt sich den Kopf. Sie sah dabei den Ring an ihrer Rechten. Mit schnellem Schritt war sie bei ihrer Freundin. Hoffendlich hatte sie den Richtigen Zeitpunkt abgepasst und Asako erwischt, nicht den Tod. Doch ihrem Jammern nach, dem Schluchzen, dass ihrer Freundin entfuhr, als sie sie in den Arm nahm, hatte sie Glück gehabt. „Sie erpresst mich.“ „Womit?“ „Saeko.“ Vorsichtig zog sie Asako mit zum Bett, setzte sich mit ihr darauf. Die Tsukigumi-Darstellerin starrte dabei auf das Bett und die Haare fielen ihr ins Gesicht und sie hielt die Hände im Schoß. Der Tod schien sie ziemlich mit zu nehmen. Ihr war es zwar schon aufgefallen, dass Asako hier und da etwas schwächlich wirkte, doch dass sie so offensichtlich unter ihrem anderen Ich litt war ihr nie aufgefallen. Sanft strich sie ihrer Freundin über den Arm abwärts, legte die Hand dann auf ihre. Asako rutschte an sie heran, legte den Kopf gegen ihr Schlüsselbein, sodass sie selbst ans Fenster sah. „Du musst keine Angst haben“, sagte sie sanft. Sie wird dir nicht wehtun.“ „Ich habe keine Angst vor ihr.“ Asako's Stimme war mit einem Mal abgesackt und mit einem leisem 'Klick' schnürte es ihr das Blut aus der Hand ab. Instinktiv versuchte sie auf zu springen, doch das kalte Metall und die fast noch kälteren Hände zerrten sie zurück und sie fand sich mit einem Mal auf dem Bett wieder, Asako über ihr gebeugt. Die ganze liebliche, verängstigte Miene wie weggewischt. „Verzeihung. Hast du die andere erwartet?“ Angst stieg in ihr auf als sich dieses kalte Lächeln auf die schmalen Lippen legte und sie spürte, wie sie bleich wurde. Asako, besser wohl der Tod, den sie gerade verkörperte, küsste fast vorsichtig ihr Handgelenk und sie fühlte sich wie gelähmt. „Man mischt sich nicht in meine Angelegenheiten. Lass mich dir dafür eine Nacht geben, die du nicht vergisst.“ Mit einem Schrei schreckte Shio von ihrem Kissen hoch, saß aufrecht in ihrem Bett und hielt sich das schmerzende Handgelenk, fühlte den kalten Schweiß ihren Rücken hinablaufen und zitterte am ganzen Leib. Verdammt warum träumte sie immer noch davon? Instinktiv griff sie an ihr noch immer verbundenes Handgelenk. Obwohl sie diesen Verband schon ein paar Tage trug wagte sie es nicht ihn zu öffnen, fürchtete, dass sie dort ebenso ein Andenken finden würde wie der Tod es Natsuki verpasst hatte. Noch immer schmerzte es, obwohl Shio eigentlich genau wusste, dass es nur Phantomschmerzen aufgrund des Traums waren. „Shio?“, erklang es sanft neben ihr und Chigi hob den Kopf. „Alles okay?“ Erst nach einigen Sekunden fing sich die Blonde, sah zu ihrer Freundin, die verschlafen und mit verwuschelten Haaren neben ihr lag und sich die Augen mit dem Handrücken rieb. „Ja...“ Sie atmete etwas durch, schluckte den Klos im Hals runter um ihre Stimme etwas zu festigen. „Ja alles okay.“ „Hast du schon wieder schlecht geträumt?“ „So kann man es nennen, ja.“ „Schon wieder von Sena?“ Shio starrte an die gegenberliegende Wand und Chigi setzte sich auf, strich ihr vorsichtig durch die kurzen Haare und die Blonde beruhigte sich daraufhin etwas. Selbst mit dem Stress, den der Tod in der Vorwoche auf sie ausgeübt hatte, schaffte ihre Freundin es immer wieder sie zumindest etwas runter zu bringen. Glücklicherweise, sonst wäre sie sicher schon durchgedreht. Seit sie den Tsukigumi-Star kannte war diese schon immer etwas merkwürdig gewesen, grausam, herzlos, aber sie war dabei nie so brutal geworden. Das hatte sie sonst immer andere machen lassen. In den letzten paar Tagen seit ihrer 'Party' war es glücklicherweise ruhig geblieben und Shio hatte schon fast die Hoffnung gehabt, dass Asako es endlich geschafft hatte die Überhand zu behalten. Doch ging ihr das, was Todoroki, zu der sie sich in ihrer Verzweiflung zugewendet hatte, gesagt hatte nicht wirklich aus dem Kopf. Erst einmal war da die Sache mit dem Spiegel. Sie hatte Todoroki nicht verraten, dass Asako bei ihren Selbstgesprächen immer in den Spiegel starrte und die Blonde wusste genau wieso. Der Tod, die Rolle, nach der sich Asako so gesehnt hatte, beinhaltete den ganzen Hass, den sie gegen die Welt aufgebracht hatte und der Tod war eifersüchtig auf die echte Asako, die von Saeko so geliebt wurde. Allerdings nahm dieser Selbsthass fast groteske Formen an. Shio konnte nur erahnen, dass der Tsukigumi-Star eigentlich nie zu diesem Monster werden wollte, zumindest nach all dem, was sie so gehört hatte, doch war in diese Richtung gedrängt worden. Nicht zuletzt von Natsuki selbst. Nach dem Sturz des Top Stars vom Dach hatte Kimu ihr gebeichtet, dass der Yukigumi-Star sich an Asako rächen wollte, für was auch immer. Das war ja dann wohl nach hinten losgegangen. „Sag mir doch endlich, was passiert ist.“ Chigi riss sie aus den Gedanken. „Sonst kann ich dir nicht helfen.“ „Es geht schon wieder...“ Shio erhob sich, warf sich eine Decke über. „Wo gehst du hin?“ „Telefonieren.“ „Um die Uhrzeit? Shio es ist 2 Uhr morgens.“ „Wenn ich es nicht jetzt tue, dann tut es nie jemand.“ Noch nie vorher hatte Chika sich so sehr gewünscht woanders zu sein als in diesem Moment. Dabei wusste sie genau, dass kein Weg drumrum führte. Sie musste da rein, ob es ihr recht war oder nicht. Frustriert schlug sie gegen das Lenkrad ihres Wagens, vergrub eine Hand in den Haaren und schloss die Augen einen Moment. Am besten sie startete den Motor einfach erneut und fuhr weg, raus aus der Stadt. Wenn sie nicht genau wüsste, dass diese... Bestie sie nicht wieder finden würde, dann würde sie es wohl tun. Seit dieser fatalen Nacht in der sie ihr ganzes Selbstbewusstsein verloren hatte waren jetzt schon Wochen vergangen, doch sie hatte sich noch nicht wirklich gefangen. Hiromi half ihr, verbrachte jede nur erdenkliche Minute mit ihr und redete ihr gut zu, doch das Schicksal machte ihr immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Zunächst hies es, dass dieser Dämon einen Unfall gehabt hatte, desshalb einige Zeit nicht das Probengebäude oder die Bühne betreten würde. Innerlich hatte sie gehofft, dass es sich auf einige Monate ausweiten würde, doch das wurde ihr verwehrt. Mit einem Mal hatte Sena vor ihr gestanden, verändert, aber Chika hatte dennoch so schnell es ihr möglich war die Flucht ergriffen. Wenigstens beim Training hatte sie Ruhe vor ihr gehabt, doch da war sie schon wieder über den nächsten Stein gestolpert. Saeko hatte mit einem Mal in der Halle gestanden, sich als neuen Assistenten vorgestellt und sie trainiert. Näher als zwei Meter war sie der ehemaligen Tsukigumi-Schauspielerin aber nicht gekommen. Nochmal würde sie es nicht wagen die große Schwester ihrer Freundin auch nur schief an zu sehen, doch sie schaffte es irgendwie weiter zu machen und sich etwas zusammen zu reißen. Das hieß, bis sie diesen Anruf bekommen hatte. Sie erinnerte sich noch genau daran. Das bisschen Selbstbewustsein, dass sie sich in der kurzen Zeit aufgebaut hatte, wurde wieder weggewischt. 'Ich will, dass du kommst', war es raunend aus ihrem Telefon gekommen. 'Sehe ich dich nicht pünktlich hier, komme ich halt wieder zu dir zum spielen.' Eine wirkliche Wahl war es nicht gewesen, doch sie war zu der kleinen Party gegangen. Alles, was dort passiert war, lief in ihrem Kopf so viel schneller ab, doch dieser Ausdruck, mit dem Sena sich selbst im Spiegel angestarrt hatte, war in ihr Gedächnis gebrannt. Zwar hatte Todoroki versichert, dass es nicht nochmal passieren würde solange sie nur genug aufpassten, doch so wirklich traute sie dem Frieden nicht, der die letzten Tage herrschte. Was, wenn die Spiegel der Auslöser für Sena's Shizophrenie, das Wort hatte sie nochmal nachgeschlagen, war? Was, wenn sie selbst der Auslöser war? Diese Bestie hatte schon immer einen außerordendlichen Hass auf sie gehabt und wenn sie sich nun einige Tage am Stück sahen, wer garantierte ihr, dass Sena nicht wieder durchdrehte? Sie fasste sich an ihr rechtes Handgelenk, legte die Hand auf den Armreif. Inzwischen sah man die Narbe nicht mehr, denn dazu war sie so fein, aber Chikas Problem war eher, dass sie da war. Sie war da und würde es auch ihr Leben lang bleiben. Ihr Handy riss sie aus den Gedanken und erst dann merkte die junge Frau, wie ihr die Tränen in den Augen standen. Glücklicherweise schien noch nichts runtergelaufen zu sein, also dürfte ihr Make-up noch sitzen. Sie griff nach dem Gerät. Es war Todoroki. „Ja?“ „Mizu wo bleibst du? Es sind schon alle da.“ Alle. Das hieß Sena war auch da. Ihre Hand fing erneut an zu zittern. „Ich bin gerade auf meinem Weg rein.“ „Beeil dich. Saeko ist schon ziemlich ausser sich.“ Aufgelegt. Was sollte das nun wieder heißen? War Saeko der Assistent für das Special? Das würde immer schlimmer, doch seufzend stieg sie aus ihrem Wagen und schliff sich in das Gebäude. Im Fahrstuhl holte sie tief Luft und biss die Zähne aufeinander. Todoroki war da. Chie war da. Saeko war da. Es konnte ihr gar nichts passieren. Schon den ganzen Tag ging es dem Tsukigumi-Top Star mehr oder minder gut. Sie hatte furchtbare Kopfschmerzen, doch die hatte sie schon seit diesem Zwischenfall bei sich Zuhause. Seither war ihr Kopf zwar still, aber sie hatte noch immer Schmerzen und gehörige Probleme in den Spiegel zu sehen. Inzwischen waren die spiegelnden Flächen im Badezimmer mit einem Tuch zugehangen, das hatte Yuuhi übernommen, und der in ihrem Gang war ebenfalls abgehangen. Die Türen ihres Schranks, die ja selbst riesige Spiegel waren, liesen sich leider nicht so leicht abnehmen, was darin endete, dass Asako ihr Schlafzimmer nicht mehr betreten hatte. Irgendwie hatte sie es geschafft während des Trainings einfach nicht zur Spiegelwand zu sehen, war mit einem kleinem Grüppchen einfach in die alternativen Räume gegangen in denen es keine Spiegel gab. Glücklicherweise hatte Wataru dafür Verständnis. Jetzt hatte sie aber keine Ausflüchte mehr. Sie musste mit den anderen Stars in diesem Raum bleiben. Glücklicherweise war Saeko anwesend und Tom hatte ein wachsames Auge auf sie. Vielleicht etwas zu wachsam, denn der Top Star fühlte den Blick der Älteren ständig auf sich. Saeko hatte sie von alledem nichts erzählt und so wie es schien hatte es auch kein anderer getan. Zwar hatte sich ihre Freundin über den zugehängten Spiegel gewundert, aber Asako hatte sich so herausgeredet, dass sie den Stoff einfach zum Trocknen dort aufgehangen hatte und vergessen hatte ab zu nehmen. Der Top Star sah etwas auf, beobachtete, wie Tom leise fluchend das Telefon beiseite legte und mit Saeko redete. Der Assistent lief schon den ganzen Tag wie auf glühenden Kohlen. Sie war unkonzentriert, ungeduldig und leicht reizbar, eine Seite, die sie an ihr noch nicht kannte. Lieber man lies sie mit ihrer Laune in Ruhe. Sie hatte sowieso ihre eigenen Probleme. „Immer noch Kopfschmerzen?“, fragte Yuuhi, die sich neben sie setzte. Eine einfache Frage, doch als Asako aufsah, sah sie deutlich was der Soragumi-Star wirklich fragen wollte. 'Hörst du sie noch' war wohl eine besser formulierte Frage. Der Tsukigumi-Star warf einen Blick durch den Raum, sah, wie Mizu gerade den Raum betrat und etwas bleich wirkte, wie Saeko zu ihr lief und ihr erst einmal eine Lektion erteilte, wie sich Chie mit Tom und dem Hanagumi-Star Matobu Sei unterhielt. Anschliesend sah sie wieder zu ihrer Freundin und schüttelte etwas den Kopf. „Es geht schon. Wenn ich mich ablenke wird das schon.“ Yuuhi schien damit nicht ganz zufrieden, folgte aber ihrem Blick, der schon wieder Richtung Tom gewandert war. Irgendwas sagte ihr, dass sie einen furchtbaren Groll gegen den Senka-Star hegen sollte, doch sie unterdrückte das Bedürfnis ihr einfach an die Kehle zu springen und sie für etwas aus zu schimpfen, von dem sie noch nicht einmal wusste was es war. Saeko klatschte in die Hände, riss sie somit aus den Gedanken. „Da wir jetzt endlich komplett sind...“ Sie warf einen flüchtigen Blick auf die etwas zusammengekauerte Mizu. „...können wir endlich anfangen. Ich denke ihr kennt euch alle untereinander.“ Ein einstimmiges 'Ja' von den Top Stars. „Wundervoll. Dann stell ich euch mal den Rest des Casts vor und danach fangen wir auch gleich an. Je eher wir fertig werden umso besser.“ Asako fühlte sich nicht ganz wohl dabei. Sie hörte Saeko dabei zu, wie sie den Direktor, den Choreographen und den ganzen Rest vorstellte. Neben den Top Stars waren noch ein paar ausgewählte Mitglieder der einzelnen Troupes dabei, die jedoch erst nach ungefähr zwei Stunden bei ihnen eintrudelten. Neben Kiriyan und Shio befand sich auch Kimu unter ihnen. Nur im Augenwinkel sah sie Saeko mal mit den dreien sprechen, doch an ihrer Laune schien das nichts zu drehen. Wenn die ehemalige Tod-Darstellerin mit Asako sprach war sie zuvorkommend, ruhig, doch der Tsukigumi-Star spürte genau, dass ihr etwas auf der Seele lag. So vor allen anderen und mitten im Training wollte sie das jedoch nicht ansprechen, besonders da sie eh darauf fixiert war so weit wie möglich von den Spiegeln weg zu bleiben. Immer wieder erkundeten sich Chie, Tom oder Yuuhi nach ihr und sie hatte einen von ihren Freunden immer um sich, auch wenn das schon nach einer kurzen Zeit verdammt nervig wurde. Wenn sie nicht genau wüsste, dass es in ihrem Zustand gerade nötig war, dann hätte sie wohl einen Wutausbruch gehabt. So hielt sie sich zurück und lies sich überwachen wie ein Tier im Käfig. Hoffendlich wurde es nur bald besser. Nach dem Aufwärmtraining rief Saeko die Truppe zunächst zusammen, wobei die Top Stars den Platz ganz vorne einnahmen. Ganz rechts Yuuhi, Asako daneben, links von ihr Chie, dann Tom, Sei und schließlich Mizu. „Ich habe mir einige Gedanken gemacht wie dieses Special verlaufen wird und mich diesbezüglich mit den anderen Assistenten und den Direktoren abgesprochen. Wir stehen ziemlich unter Zeitdruck, desshalb wird das jeweils zweite Lied, was den Stars zusteht, immer ein Duett sein um Zeit ein zu sparen. Wir haben danach entschieden wie ihr zusammen klingen würdet. Falls ihr mit der Liederwahl dabei nicht zufrieden seid, dann beschwert euch bei Wataru anstatt bei mir. Sie hat die Lieder ausgesucht.“ Saeko lief, den Blick abgewandt von den Schauspielerinnen zu ihrem Ordner und zog eine Pinnwand näher, die auf Rollen stand. Eigentlich war sie vollkommen gegen diese Aufteilung, doch die restlichen Assistenten waren davon so überaus begeistert gewesen, dass ihre Stimme einfach untergegangen war. Schlimmer als die Aufteilung war die Liederwahl. „Hier sind die Listen für die Aufteilungen. Findet euch bitte in den Gruppen zusammen“, sagte die Assistentin und zog ein paar Zettel heraus, hing einen nach den anderen an die Pinnwand. Kaum alle aufgehängt starrte sie auf die Aufteilung, wo sich auch Asako's Name befand. Dass sie mit Chika zusammenarbeiten musste war eine Sache, doch die Liederwahl machte ihr viel mehr Sorgen. Die zwei Tod-Darstellerin in eine Gruppe zu stecken war taktisch für sie mehr als unklug, doch ausser ihr, Hiromi und ihren Freuden wusste wohl keiner was zwischen den beiden vorgefallen war. Glücklicherweise hatte sie den anderen Assistenten 'Yami ga hirogaru' aus dem Kopf schlagen können. Das konnte Asako momentan gar nicht gebrauchen. Chika hätte die Rolle von Rudolph übernehmen müssen, Asako den Tod und diese Kombination war wohl für beide tödlich. Einerseits für das noch immer nur schmächlich vorhandene Selbstbewustsein des Yukigumi-Stars, andererseits für die wacklige Psyche des Tsukigumi-Stars, insbesondere, was diese Tod-Rolle anging. Wenn sie daran dachte wie sehr ihre Freundin beim Anblick des Tod-Mantels ausgeflippt war wurde ihr noch immer Angst und Bange. Seit Asako aus dem Krankenhaus gekommen war, war sie obendrein auf vergeblicher Suche nach dem Ring, der einfach nirgendwo auf zu finden war. Im Augenwinkel sah sie Chika, wie sie die Listen durchging, bei ihr einige andere Schauspielerinnen. Es war unschwer zu sehen, dass sie die Liste, auf der Asako's Name stand, zuerst übersprung und die anderen Listen abklapperte in der Hoffnung ihren Namen in einer anderen Gruppe zu finden. Die Angst sah man ihr an, doch damit würde sie leben müssen. Man hatte Asako mit Chika in eine Gruppe gepackt, Tom würde mit Yuuhi ein Team bilden und Chie mit Sei. Chie und Sei hatten ein recht fröhliches Lied bekommen, irgendein Lied aus einem Disney-Musical soweit sie sich erinnerte, Tom und Yuuhi hatten die Aufgabe mit einem Lied aus 'Dr. Jekyll & Mr. Hyde' ihr Können zu demonstrieren. Chika und Asako hatten das dunkelste Lied abbekommen, passend für die beiden Tod-Darstellerinnen. Es stammte aus einem deutchen Musical, dass Wataru letztens entdeckt hatte und just in dem Moment, wo Saeko den Text sammt Übersetzung vor der Nase hatte verfluchte sie ihre Exfreundin mit den schlimmsten Gedanken, die sie haben konnte. Wenn Blicke töten könnten wäre die ehemalige Hoshigumi einfach vom Stuhl gekippt. Das Lied stammte aus dem Musical 'Dracula' und trug den Namen 'Die Verführung'. Es wäre vielleicht nicht ganz so schlimm, wenn Chika die Rolle des Dracula abbekommen hätte, dem war aber nicht so. Der Hanagumi-Assistent hielt es für einen guten Gag wenn man die sonst so maskuline Chika in ein Kleid steckte und sie mit flachen Schuhen der Tsukigumi-Schauspielerin an die Seite stellte. Saeko setzte ihre ganze Hoffnung darauf, dass Asako sich dadurch nicht erinnerte und eventuell umschlug, hoffte, dass der ganze Hass, den sie auf die Yukigumi-Darstellerin hatte, einfach unterging und in Vergessenheit geriet. Tom stand neben der jungen Natsuki als diese hastig die Listen überflog, dabei auf der Stelle immer kleiner wurde als sie ihren Namen unter dem von Sena fand. Manchmal fragte sie sich ob das Direktorium das absichtlich machte. Ein paar Mitgliedern des Dirktoriums, sie inklusive, wussten von der kleinen Auseinandersetzung, dem Wettstreit, den Sena und Natsuki ausgefochten hatten und es war auch bekannt, dass Sena, oder eher der Tod der in ihr lauerte, diesen Wettstreit gewonnen und der Yukigumi-Star tiefe seelische Narben davongetragen hatte. Wieso hatte keiner Veto dagegen eingelegt? Nur mit Mühe verkniff sich der Senka-Star ein wütendes Schnauben. Wenn es ihr nicht untersagt gewesen wäre sich ein zu mischen, dann wäre sie wohl an die Decke gegangen. Eigentlich hatte sie sich ihren Anordnungen von ganz oben schon wiedersetzt indem sie Sena zurechtgewiesen hatte. Sie legte die Fingerspitzen an den Oberarm der jüngeren, nickte ihr einen Augenblick aufmunternd zu und lächelte etwas. Da sie erst anfingen würden sie noch nicht wirklich viel in den Paaren machen, denn zuerst mussten die Lieder gelernt werden. Saeko machte ihre Sache dabei wirklich gut. Sie arbeitete geplant und durchorganisiert. Die ersten Teile der Choreos wurden von den unterstützenden Darstellerinnen gelernt, wobei sich die Top Stars hauptsächlich darauf konzentrieren die Lieder zu lernen, da sie sowieso gänzlich andere Schritte lernen mussten. Doch irgendwie wirkte der ehemalige Tsukigumi-Top Star etwas neben sich, aufgebracht geradezu. Es schien sie etwas zu beschäftigen und wenn sie mal ins Blaue raten musste, dann würde sie sagen dass es an Sena lag. Immer wieder beobachtete sie, wie Saeko den Blick zu Sena warf, die nebenbei bemerkt den ganzen Tag etwas rumschwächelte. Auch im Augenwinkel bemerkte sie, wie Gaichi irgendwann in den Raum eintrat und sich den Fortschritt ansah, dabei aber ganz offensichtlich Saeko auswich. Ob die ehemalige Tod-Darstellerin herausgefunden hatte, dass Gaichi zu ihr geflüchtet war? Den vernichtenden Blicken zufolge nach, ja. Wahrscheinlich war Haruno zu ihr gekommen und hatte ihr erzählt was vorgefallen war. Seufzend fuhr sich die Senka durch die gelockten Haare. Sie wurde zu alt für solche Dramen. Wenn sie nicht schon so lange auf Gaichi gewartet hätte und nur das Beste für die andere wollte, dann würde sie das alles gar nicht mitmachen. Doch statt sich weiter darüber Gedanken zu machen blieb sie lieber am Klavier stehen, sah in ihren Text. „Machen wir das gleich nochmal. Und binde bitte den Ton rüber vor der Pause“, sagte Saeko, blätterte in ihrem Script zurück und Tom nickte nur. Es war ungewohnt so von der Jüngeren kritisiert zu werden, aber sie würde sich nicht beschweren. Sie wusste, was sie tat. Doch noch während Tom sich die Notizen machte stand Saeko auf, wandt sich Saeko an die probenden Schauspielerinnen. „Alles was nicht Top Star ist kann für heute Schluss machen. Schaut nochmal bei euren Troupes vorbei und vergesst nicht euch ab zu tragen dass ihr hier ward. Probt die Schritte und wir sehen uns morgen.“ Die jüngeren applaudierten und verabschiedeten sich noch und in windeseile war der Probenraum wie leergefegt bis auf die Top Stars und Saeko selbst. Die Direktoren hatte sie auch nach Hause geschickt, da diese sowieso nicht sonderlich viel machen konnten am ersten Tag. Als sich der Blick der Senka mit dem von Gaichi traf lächlte sie einmal aufmunternd, doch noch immer wirkte ihre Freundin etwas niedergeschlagen. Sie hatte die vergangenen Tage kaum geschlafen und es lag auf der Hand woran das lag. Immer noch fragte sich der Top Star wieso sie nicht einfach zu Osa zurückging. Es war so offensichtlich, dass sie die jüngere Frau immer noch abgöttisch liebte, aber ihre Rachegelüste, die durchaus mal ihr gutes Wesen in den Schatten stellten, nahmen mal wieder überhand. Tom wusste genau wie sehr es Osa verletzte. Dann musste sie das mal wieder selbst in die Hand nehmen, aber zuerst musste sie mal wieder nach dem Tsukigumi-Star sehen. Wo war die überhaupt? Sie nahm sich den jüngeren Soragumi-Star beiseite. „Wo ist Sena?“, fragte sie und Yuuhi blinzelte irritiert, sah sich im Raum um. „Ich glaube sie wollte mal zur Toilette. Sie hatte Kopfschmerzen und ihr war übel.“ Naja wenns weiter nichts war. Hoffendlich hatte sie nicht wieder einen ihrer Anfälle, aber das würden sie hören. Von diesem Raum aus war das Badezimmer nicht weit enfernt. Tom nickte nur kurz und lies Yuuhi weiter üben, ging selbst zu Saeko, die gerade Chie und Sei entlies nachdem diese ihr Duett geprobt hatten. Dann waren nur noch Natsuki, Sena, Yuuhi, Gaichi, Saeko und sie selbst übrig. Je weniger sie waren umso besser. Sie wollte gerade anfangen zu sprechen als der ehemalige Tsukigumi-Star ihr ins Wort fiel, dabei einen hastigen Blick zu Gaichi warf, die den Raum verlassen wollte. „Egal was du willst, das muss bis gleich warten. Ich muss mal eben meiner Freundin ein oder zwei Takte beibringen“, brummte die Jüngere und lief an ihr vorbei, Gaichi hinterher. Soviel zu der Bitte mal etwas Vernunft in die andere zu prügeln. Noch immer etwas geistesabwesend ging die ehemalige Senka den Gang hinunter. Wenn sie sich nicht über den Stand der Dinge hätte informieren müssen, dann wäre sie am liebsten gar nicht zur Arbeit gekommen. Sie hatte am Vortag einen ziemlich aufgebrachten Anruf von Saeko hinter sich und auch heute war ihre Freundin nicht sehr viel besserer Laune. Osa hatte sich bei dem ehemaligem Tsukigumi-Star ausgeheult, hatte ihr erzählt was zwischen ihnen vorgefallen war und Gaichi wusste genau, dass Saeko das ganz und gar nicht gut hieß. Ihr war wohl bewusst, dass sie zurück in ihr altes Schema fiel wenn sie bei Osa auszog und sich stattdessen bei Tom einquartierte, doch der Senka-Star war die einzige gewesen, die für sie da war. So gut wie es ging war sie ihrer besten Freundin den Tag über ausgewichen, doch als sie Schritte hinter sich hörte ging sie ein wenig schneller, doch es half nichts. Die Yukigumi-Assistentin hatte sie schnell eingeholt, verflucht sei diese Frau für ihre langen Beine, und hatte sie am Handgelenk gepackt. Gezwungen auf der Stelle stehen zu bleiben starrte sie auf den Boden, wich dem Blick der anderen Frau aus. „Denk nicht mal dran mir jetzt einen Vortrag zu halten. Ich weis genau was ich tue“, sagte Gaichi etwas verbissen, hob dann doch etwas den Blick und sah in die wütenden Augen ihrer Freundin. „Das glaube ich weniger. Besonders nicht wenn du mir ständig vorhällst wie ich mein Leben einfach wegwerfe.“ „Ich...“ Saeko fiel ihr ins Wort. „Mal ganz davon abgesehen dass ich genau sehe, dass du den ganzen Streit mit Osa gar nicht willst machst du sie ebenso kaputt.“ Gaichi brummte missgelaunt und entriss der anderen Frau ihr Handgelenk. „Sie hat unsere Beziehung doch kaputt gemacht, nicht umgekehrt.“ „Nur weil sie noch immer an Sena hängt? Mach dich nicht lächerlich.“ „Sie liebt die kleine immer noch. Ich will nicht immer auf Nummer 2 sein.“ „Das bist du nicht.“ „Das weist du doch gar nicht.“ „Ich weis es, weil du dich nicht mit Asako vergleichen kannst.“ „So? Gerade du emotionaler Krüppel willst mir Ratschläge geben? Und was soll ich deiner Meinung nach tun?“ „Das, was du mir jahrelang vorgehalten hast. Du solltest anfangen ihr ein wenig zu vertrauen und um sie kämpfen. Ich weis immer noch nicht wie du das damals geschafft hast, aber ihr wart doch nicht umsonst jahrelang zusammen. Du kannst nicht davon ausgehen, alles bleibt wie ganz am Anfang.“ Gaichi biss die Zähne aufeinander. Sie hatte da einen Punkt, auch wenn sie nicht den Finger darauf legen konnte welcher es war. Osa war auf dieser Party damals nur ein Experiment gewesen, aber es war so schnell mehr geworden, dass sie sich ein Leben ohne den ehemaligen Hanagumi-Star nicht vorstellen konnte. Das mit Tom war anders gewesen, doch immerhin war die Senka da. Nicht wie Osa, die gerade jede freie Minute mit dem Tsukigumi-Star verbrachte. „Gaichi.“ Die ehemalige Senka hob den Blick etwas, fühlte die Hand ihrer Freundin auf ihrem Oberarm. „Sei doch vernünftig. Du liebst sie.“ „Ich weis...“ „Dann tu auch was dafür. Du bist sonst so ein Arbeitstier. Arbeite mal an der richtigen Stelle.“ Saeko lächelte. „Würdest du dir keine Sorgen machen, wenn ich an Asako's Stelle wäre?“ Gaichi seufzte erneut, lehnte die Stirn an die Schulter ihrer Freundin. Sie würde wahrscheinlich vor Sorge eingehen. Etwas lachte die ehemalige Senka. „Du hast dich wirklich gemacht in den letzten Jahren.“ „Glücklicherweise. Jetzt hau schon ab. Ich sag Tom, dass sie nicht auf dich warten muss.“ Tom würde immer auf sie warten, doch das wollte sie Saeko nicht sagen. Doch sie hatte Recht. Osa war das wichtigste in ihrem Leben. Vielleicht hatte sie gerade desshalb nicht zwei Mal darüber nachgedacht und sich in die Schuhe ihrer Freundin hineinversetzt, hatte lieber den Eifersuchtsanfall in sich hineingefressen bis es einfach explodiert war. Zart lächelte sie der ehemaligen Tsukigumi-Darstellerin zu, machte auf dem Absatz kehrt und lief den Gang hinunter. Saeko seufzte erleichtert. Wenigstens etwas, was sich wieder hatte gradebiegen lassen. Tom würde ihr wohl den Kopf abreisen, aber sicherlich hatte der Senka-Star etwas in der Richtung erwartet. Todoroki hatte immer ein ausserordendliches Gespür dafür was die Menschen um sie herum brauchten, wurde entsprechend geliebt und hatte nicht zuletzt desshalb einen so hohen Posten innerhalb Takarazukas bekommen. Sie würde es verstehen, aber es würde ihr schwer fallen. Die ehemalige Tsukigumi-Darstellerin wusste von der Anziehungskraft, die Gaichi auf Tom ausübte, was sie auch nicht wirklich verübeln konnte. Gaichi war auf ihre eigene Art schön, anziehend und begehrenswert. Apropos Tom. Saeko war sehr wohl aufgefallen, dass der Senka-Star ihr gefolgt war, sah als sie sich umdrehte den Saum ihrer Jacke. Sie wartete bis Gaichi ausser Hörweite war ehe sie etwas lauter anfing zu sprechen. „Du wusstest, dass es so weit kommt.“ „Ja“, kam es nach einer kurzen Pause um die Ecke. Sie hörte die Stimme der Senka etwas bröckeln. „Ich hab es erwartet und provoziert.“ „Du wolltest es aber nicht.“ „Ist doch nicht wichtig, oder? Es geht ihr mit Osa besser.“ Saeko ging zu der anderen, die im Halbdunkel an die Wand gelehnt stand, die Arme verschränkt und den Blick gesenkt hatte. Sie lehnte sich neben die Ältere, lehnte den Kopf an die kalte Wand und sah an die Decke. „Das ist der Preis, den wir bezahlt haben.“ „Du bereust es immer noch?“ „Natürlich. Es gibt wenige Entscheidungen, die ich nicht bereut habe.“ Tom schwieg ein paar Sekunden. „Wataru?“ Saeko entwich nur ein leises Seufzen, schloss daraufhin die Augen. Es schien dem Senka-Star als Antwort zu reichen. Sie lachte etwas und der ehemalige Tsukigumi-Star sah irritiert zu ihr. „Soll ich dir sagen, wieso sie immer noch deine Träume heimsucht?“ „Wieso?“ „Weil man euch auseinandergerissen hat. Du hattest nie die Möglichkeit es richtig zu verarbeiten. Vielleicht solltest du das nachholen.“ „Ich will Chika da nicht schon wieder mit reinziehen. Sie hat schon genug durchgemacht.“ „Ich meine auch nicht Natsuki.“ Saeko setzte zum Sprechen an, doch das Hallen von Absätzen im Gang lies sie verstummen und sie sties sich von der Wand ab. Tom tat es ihr gleich und kurz darauf kam auch schon eine schwer atmende Yuuhi um die Ecke gelaufen, wäre dabei fast in die zwei älteren Frauen reingelaufen. Chika war ihr ebenfalls dicht auf den Fersen. „Yuuhi? Was ist los? Warum rennst du so?“ Für ein paar Sekunden lehnte sich Yuuhi auf ihren Oberschenkeln auf, richtete sich dann auf und schluckte etwas. „Asako ist weg. Sie kam nicht zurück in den Probenraum, da hab ich sie auf den Toiletten gesucht, aber da war sie nicht. Ihr Telefon ist auch noch noch im Probenraum und ich weis nicht so sie ist. Wir waren auch schon unten aber ihr Auto steht noch.“ Sie warf einen kurzen Blick auf die etwas hechelnde Natsuki hinter ihr. „Ich wollte sie nicht allein da lassen also hab ich sie mitgeschliffen.“ Mit einem Mal wieder hellwach versteifte sich der Körper der ehemaligen Tsukigumi-Darstellerin und sie fühlte eine nur allzu vertraute Angst in sich aufsteigen. Was, wenn sie wieder aufs Dach war? Sie fühlte ihren Körper zittern und wie der Klos in ihrem Hals wieder zunahm. Sie hörte gar nicht, was der Senka-Star neben ihr sagte, drückte sich nur an Chika und Yuuhi vorbei und rannte zum Treppenaus, dort nach oben. Ihr war das Treppenhaus noch nie so lange vorgekommen wie in diesem Augenblick. Verdammt sie hätte ihre Freundin nie aus den Augen lassen sollen. Wenn ihr etwas passierte, dann würde sie sich das nie verzeihen. Saeko hatte gerade zwei Stockwerke hinter sich gebracht, war fast ganz oben angekommen und ignorierte dabei ihre schmerzenden Beine und Füße als die Tür aufging. Auf halben Weg auf der Treppe stockte die ehemalige Tsukigumi-Darstellerin, merkte dann erst, dass ihr ein paar Tränen vom Kinn tropften, doch statt Asako sah sie Wataru hineinlaufen. Schnell wischte sie sich die salzige Flüssigkeit von den Wangen, starrte dann zu der ehemaligen Hoshigumi-Schauspielerin nach oben. „Auf dem Dach ist sie nicht“, sagte Wataru simpel, lief zu ihr hinunter und blieb neben ihr auf der Treppe stehen. „Worauf wartest du? Asako muss noch im Gebäude sein.“ „...Warum...?“, war alles, was die Yukigumi-Assistentin herausbrachte, doch Wataru lächelte nur. „Ich habe gehört wie Oozora ziemlich aufgebracht nach ihr gerufen hat. Und ich weis, dass Sena vom Dach gesprungen ist nach ihrem Elisabeth-Auftritt.“ „Das beantwortet nicht meine Frage!“ Saeko's Kopf ignorierte einfach mal gekonnt die Frage woher sie das mit dem Dach wusste. „Wieso hilfst du mir sie zu suchen? Du wolltest mich wieder.“ „Das war bevor ich gesehen habe wie sehr du sie brauchst. Noch mehr als mich. Um mich hast du nicht gekämpft.“ Schon wieder fühlte die kleinere ihre Beine zittern, krallte sich in das Geländer, auf der ihre Hand lag. Ehe sie es sich versah, hatte sie Wataru gegen die Wand gedrückt, ihr einen Kuss auf die Lippen gehaucht und lehnte die Stirn dann an ihre Schulter. Sie brauchte diesen kurzen Moment. „Danke...“ Wohl etwas aus der Fassung geraten hielt Wataru sie fest, schluckte hörbar und krallte sich kurz in ihre Schultern ehe sie sie von sich drückte. „Dank mir nachher. Gehen wir deine Freundin suchen. Ich glaub ich weis wo sie ist.“ Saeko holte einmal tief Luft um sich wieder zu fangen. „Und wo wäre das?“ „Im Tsukigumi-Probenraum.“ „Verschwinde endlich aus meinem Leben“, jammerte Asako leise, versuchte fast vergebens auf dem wankenden Boden und dem sich drehendem Raum gerade zu stehen. Du bist mein, mein Engel. „Das ist nicht wahr. Ich entscheide das immer noch selbst.“ Sei kein Narr! Erinnere dich gefälligst an den ganzen Schmerz, den sie dir bereitet hat! Sie stolperte zurück, schlug mit dem Rücken gegen eine glatte Fläche auf, an der sie keinen Halt fand und zu Boden sank. Die Bilder in ihrem Kopf liesen ihr die Tränen in die Augen steigen, Bilder von Saeko und Natsuki, Bilder davon, wie wie mit ihrer Freundin im Regen stand. Die kaputte Taschenuhr schien so real in ihren Händen, dass sie das zerkratzte Metall fühlen konnte, spürte, wie das lose Uhrwerk klapperte. „Hör auf. Das ist alles nicht passiert.“ Du weist, dass es wahr ist. „Nein...“ Und wenn es doch wahr war? Wenn Das alles in ihrem Kopf wirklich passiert war? Wenn Saeko sie wirklich nicht liebte? Ich bin das einzige, was dir bleibt. Ich bin die einzige, die dich wirklich und wahrhaftig liebt. Ein Freund, der einem die Einsamkeit nahm. Ich bin dein Tod, mein Engel. Du wirst immer im Herzen Elisabeth sein. Sei die meine. Elisabeth. Geliebt, begehrt und niemals einsam. Ihr Kopf fiel nach vorne und sie schloss die Augen. Sie hörte die Melodie, wie sie aus ihrer Kehle kam. „Weist du noch, wie wir erbebten, als wir zwei im Tanze schwebten?“ Sie fühlte ihre Mundwinkel sich zu einem Lächeln nach oben zogen. „Du brauchst mich. Ja du brauchst mich.“ Wie von selbst beugte sich ihr Körper nach vorne, sie ging auf die Knie und stemmte sich schlieslich nach oben. „Gib doch zu, dass du mich mehr liebst, als die Frau an deiner Seite. Auch, wenn du ihr scheinbar mehr gibst. Du ziehst sie in die Nacht.“ Sie machte auf dem Absatz kehrt, sah in den riesigen Spiegel, der die Wand auskleidete. Auf ihren Wangen klebten noch immer die Tränen, doch das Lächeln lag auf ihren Lippen und sie hatte einen Ausdruck in den Augen, den sie von sich selbst nicht kannte. Der Tod saß in ihren Knochen, in ihrem Kopf und übernahm langsam ihren Geist. „Yami ga hirogaru.“ Die Melodie, die sie schon so oft gehört hatte, in ihren Träumen und wenn der Tod in ihr die Überhand nahm. „Es wird Abend, ehe dein Tag begann. Yami ga hirogaru. Mit dir stirbt die Welt...“ Sie fühlte die kalte Spiegelfläche unter ihren Fingerspitzen, sah im Augenwinkel den silbernen Ring und den tiefschwarzen Stein. Die letzten Töne brannten sich in ihr Gedächnis, die Stimme des Otokoyaku, des Todes, zu dem sie in all den Jahren geworden war. „...halt dich nicht fest daran.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)