Rise and Fall von Asako (Fortsetzung zu 'Behind the Scenes') ================================================================================ Kapitel 9: Chapter 9 - The End ------------------------------ Nur zu gern hätte Masao Kiriyan erzählt, was am Abend vorgefallen war, aber sie war sich sicher, dass sie das nicht schaffte ohne laut zu werden. Besser also sie schwieg ganz. Mal ganz davon abgesehen, dass sie sich die ganze Nacht die Augen ausgeweint hatte und sie sich sowieso elendig fühlte war sie todmüde und ihre Laune war sowieso auf einem Nullpunkt. Sie hatte nie zuvor daran gedacht einfach beim Training blau zu machen, egal wie schlecht es ihr ging, doch dieses Mal war sie nie so nahe dran gewesen. Ob sie es schaffte Mirio an zu sehen ohne erneut aus zu rasten wusste sie nicht, aber sie würde sich so gut es ging zusammenreisen. Gerade das Training und der Probenraum war nicht der Ort für derartige Ausraster und Masao konnte durchaus sehr emotional und laut werden wenn man es genug ausreizte. Stattdessen würde sie ihren Frust runterschlucken bis sie sich Abends irgndwo hingehen konnte und sich dort abregte. Nur im Augenwinkel beobachtete der Tsukigumi-Star ihre Freundin, runzelte ur die Stirn dabei. Eigentlich musste es ihr doch wunderbar gehen nach dem Treffen mit Mirio. Apropos Mirio... wo war die junge Frau eigentlich? Waren sie und Masao nicht zusammen gekommen? So wie es schien ja nicht. Der Top Star warf einen Blick auf die Uhr, blinzelte anschliesend etwas verwirrt. Mirio war spät, viel zu spät. Hoffendlich war nichts passiert. „Wir sollten langsam anfangen“, sagte sie dann doch und stand auf, ging nach vorne um nochmal mit den Assistenten zu sprechen. Im Augenwinkel sah sie, wie sich die Tür öffnete und dann doch eine ziemlich hechelnde Mori mit Mirio im Schlepptau ankam. Beide wirkten ziemlich durch den Wind, begrüßten sie nur mit einem flüchtigem Kopfnicken ehe Mori die Jüngere an der Hand nahm und sich mit ihr auf den Weg zum anderen Ende des Raumes machte. Was zur Hölle machte Mirio bei Mori... oh... Sofort huschte der Blick des Top Stars weg von den Direktoren wieder zu Masao. Das erklärte ihre schlechte Laune nur zu gut. Sofort schien die Laune ihres Vice umschlug und die Wangen der Jüngeren hochrot wurden, man geradezu zuschauen konnte wie die Ader an ihrer Stirn pochte. Am liebsten hätte Kiriyan wohl aufgeschrien um ein Unglück zu vermeiden, doch die Hände der Jüngeren verkrallten sich in den Rand der Bank, sodass ihre Knöchel weiß heraustraten und sie war schon auf dem Sprung, wollte aufstehen und zu den beiden Frauen rennen, die am anderen Ende des Raumes ihre Sachen ablegten, doch Magee, die glücklicherweise hinter Masao saß, war schneller. Die Tsukigumi-Schauspielerin hatte die Arme blitzschnell um die Schultern der kleineren Frau geschlungen, die Hand über ihren Mund gelegt bevor diese protestieren konnte und zerrte sie zurück auf ihren Platz. Kiriyan war dankbar, dass die Jüngere so schnell geschaltet hatte, atmete erleichtert aus und warf einen kurzen, dankbaren Blick zu Magee. Diese murmelte etwas in Masao's Ohr, die sich daraufhin immer weniger wehrte und sich zu beruhigen schien. Teru traute sich fast gar nicht aus ihrem Zimmer zu kommen. Sie hatte noch die ganze Nacht mit Yuuhi geredet und sie waren sich einig, dass sie sich weiterhin gut verstehen würden, auch wenn es auseinander ging. Die beiden hatten trotzdem noch einiges zu Lachen gehabt und Teru hatte ihrer Freundin ein paar Kekse versprochen. Dann blieb nur noch zu hoffen, dass es mit Beni ebenso glatt lief. Sie hatte Yurika früh am Morgen aus dem Bett geklingelt um sich von ihr den Ersatzschlüssel geben zu lassen, denn ihre Freundin würde ihr garantiert nicht öffnen. Dazu kannte sie die Hoshigumi-Darstellerin zu gut. Auch hatte die Soragumi-Vice mit dem Gedanken gespielt noch etwas kleines zu backen um sie milde zu stimmen, doch sie hatte keine Materialien und noch weniger Zeit. Ihr Zeitplan war immerhin eng gestrickt. Aber zumindest sollte sie sich eine ordendliche Hose anziehen, denn sie war schon die ganze Zeit in Jogginghose durchs Dorm gelaufen und Yurika hatte sie desshalb ziemlich ausgelacht. Sie seufzte schwer auf dem Weg zurück in ihre Wohnung, knirschte leicht mit den Zähnen. Vielleicht sollte sie die andere erst einmal um Verzeihung bitten dafür, dass sie das, was so offensichtlich war so lange ignoriert hatte. Sonst hatte sie doch nie so Probleme gehabt auf jemanden zu zu gehen, doch bei Beni war es etwas anderes. Sie hatte Angst, den Beni durchschaute sie wie kein anderer und gerade desshalb schreckte sie zurück. Mit leisem Seufzen trat die junge Frau gegen ihre Tür als sie schlussendlich doch davor stand, fluchte in sich hinein. Warum war das alles nur so kompliziert? „Teru“, ertönte es hinter ihr und Teru wirbelte herum, hätte dabei fast die Frau hinter sich erwischt und sprang halb gegen die Tür. Wenn man vom Teufel sprach. „Jetzt komm runter. Ich beise nicht.“ Beni stand vor ihr, wirkte noch immer stinksauer, aber inzwischen schien sie sich etwas beruhigt zu haben. Dennoch zierten tiefe Augenringe das sonst so hübsche Gesicht und noch immer waren ihre Augen leicht rot. Sie schluckte etwas. Der Ersatzschlüssel war dann wohl unnötig. Irgendwann würde sie das durchziehen müssen, ob es ihr passte oder nicht, denn sie wollte ihre Freundin auf gar keinen Fall verlieren. „Was kann ich für dich tun?“, fragte Teru, richtete sich wieder etwas auf und biss die Zähne aufeinander. Sie war davon ausgegangen, dass sie Tage, wenn nicht nicht Wochen brauchen würde ehe Beni wieder mit ihr sprach. Yurika hatte ihr dabei zugestimmt, denn natürlicherweise hatte sie ihrer Freundin erzählen müssen wieso die den Ersatzschlüssel haben wollte. Die Hoshigumi-Darstellerin hielt ihr die Hand hin. „Den Ersatzschlüssel. Ich weis, dass Yurika ihn dir gegeben hat.“ „Was? Aber wie...“ „Sie hat mich angerufen. Nachdem du weg warst.“ Für ein paar Sekunden starrte die Soragumi-Vice auf den Boden, steckte dann doch die Hand in den Jogginganzug und zog den kleinen, silbernen Schlüssel aus der Tasche, welchen sie Beni in die Hand legte. Kaum hatte das Silber die Hand der anderen berührt packte Beni ihr Handgelenk und die Blonde fand sich mit dem Rücken an der Tür wieder, fühlte die heiße Stirn ihrer Freundin an ihrer Halsbeuge und den Körper an ihrem. Ihr Herzschlag setzte dabei einen Moment aus und ihre Wangen wurden heiß. Teru war hin und her gerissen ob sie die andere jetzt in den Arm nehmen durfte oder ob Beni sie dann wieder wegstoßen würde. Stattdessen ruhte ihr Handrücken an der Tür, da die Hoshigumi-Darstellerin noch immer ihr Handgelenk gegen das Holz drückte, und der zweite Arm hing hinunter, wobei sie an die gegenüberliegende Wand starrte. Schier endlose Minuten standen die beiden da, die Soragumi-Schauspielerin dabei unfähig sich zu rühren. Schlussendlich hob Beni, die immerhin gleichgroß war, etwas den Kopf und beim Atem der anderen an ihrem Ohr huschte eine Gänsehaut über ihren Rücken. „Ich weis...“, flüsterte sie sanft, aber vorwurfsvoll. „...dass du mit Yuuhi schlussgemacht hast. Ich dachte du bist mit ihr so glücklich?“ „Weil ich nachdenken musste.“ Die Stimme der Blonden war nicht mehr als ein Raunen. „Über das, was du gesagt hast. Und ich würde es gerne versuchen. Das heißt, wenn du mir eine Chance gibst.“ Beni lehnte sich etwas zurück und sah ihr in die Augen. Dabei merkte sie genau, wie die dunklen Augen der anderen genau überprüften, was sie dachte und ihre Worte auf Wahrheit überprüften. „Warum sollte ich?“ „Ich kann dich nicht dazu zwingen. Ich möchte es aber versuchen.“ „Dann bin ich nur ein Experiment?“ „Nein. Du bist viel mehr als das. Ich würde dich nie als Experiment sehen.“ „So wie Tomomin?“ „Verdammt hör endlich auf immer mit Tomomin an zu fangen!“ Teru war doch etwas lauter geworden, wurde von ihrer Freundin aber noch immer gegen die Tür gedrückt. „Das kannst du gar nicht vergleichen! Du bist so viel mehr als Tomomin und es tut mir so verdammt leid dass ich dich so verletzt habe. Das letzte was ich will ist dir weh zu tun! Versteh das doch endlich man!“ Gerade holte Teru nochmal Luft holte um ein erneutes Donnerwetter los zu lassen hatte Beni schon die Lippen auf ihre gedrückt, brachte sie somit zum Schweigen. Ohne weiter darüber nach zu denken erwiederte sie den Kuss, schob die noch freie Hand auf die Seite ihrer Freundin und zog sie näher. Sie hatten noch nie viele Worte gebraucht, doch gerade in diesem Augenblick war die Stille zwischen ihnen, diese kurze Berührung so viel mehr als irgendwelche Worte. Nur dank Magee, die sie immer wieder wie eine Leine zurückzog, schaffte es Masao Aoki nicht an die Kehle zu springen und sie wie ein wildes Tier in Stücke zu reisen. Immer wieder beobachtete sie, wie sie Mirio berührte, ihre Hand hielt und sie tröstete. Oder etwas in der Art. Egal was es war, allein dieses verlogene und hinterhältige Stück bei ihrer Freundin zu sehen machte sie rasend. Glücklicherweise war entweder Magee, die wirklich einen ausserordendlichen Sinn dafür hatte wenn Masao die Hutschnur hochging, oder Kiriyan, die sie immerzu ablenkte, bei ihr und verhinderten ein Riesentheater vor den anderen Schauspielerinnen. Zwar wusste sie genau, dass es absolut verboten war vor den anderen irgendetwas in Richtung einer Beziehung an zu deuten, ganz zu schweigen von irgendwelchen Eifersuchtsanfällen, doch dazu war Masao gerade viel zu emotional. Sie wollte Aoki einfach nur den Kopf abreisen, auch, wenn sie streng genommen als Ältere über ihr stand, doch das war ihr momentan gehörig egal. Egal wie wichtig Aoki für die Gruppe war, sie hatte Mirio nicht an zu fassen, erst recht nicht in ihrer Gegenwart. „Jetzt reis dich zusammen“, ermahnte Magee sie erneut und zog an ihrem Arm, zwang sie so sich zu der größeren Frau um zu drehen. „Es hilft keinem wenn du jetzt durchdrehst.“ Masao schluckte etwas. „Ich weis. Aber was soll ich machen? Sie hat eine Abreibung verdient.“ Magee brummte etwas missgelaunt, warf einen kurzen Blick zu den anderen Frauen, die gerade am Proben waren ehe sie sich ein paar Sekunden später wieder zu ihr drehte. „Wenn du mir versprichst nicht handgreiflich zu werden, dann locke ich Mori in die Toiletten. Dann kannst du ihr sagen, was du denkst.“ „Und wie zum Teufel willst du das bitte machen?“ Wahrscheinlich klang die junge Tsukigumi-Darstellerin wütender als sie war. „Keiner geht da freiwillig hin wen es nicht absolut notwendig ist.“ „Überlass das mal mir. Wenn du siehst, dass die beiden raus gehen, komm einfach nach.“ Zwar war der Vice nicht ganz geheuer dabei, doch sie nickte etwas. Magee wusste schon, was sie tat, zumindest hoffte sie das schwer. Masao warf nochmals einen Blick zu Mirio und Mori, brummte nochmals missgelaunt ehe sie wieder zu Kiriyan ging. Zumindest schaffte ihr Top Star es mehr oder minder sie ab zu lenken, auch, wenn es ihrer Laune kein Stück half. Dennoch zog sich das Training nur noch weiter ins schier unendliche. Immer und immer wieder sah sie zu Magee, die sich zunächst gar keine Mühe zu machen schien auch nur einen Schritt auf das ach so tolle Päärchen zu zu machen. Nochmal fühlte sie, wie sie erneut eifersüchtig wurde, wesshalb sie sich dazu entschloss verbissen am Klavier stehen und in ihr Script zu starren. Erst ein Tritt an ihr Schienbein von Kiriyan verleitete sie dazu leise fluchend zu der Älteren zu sehen, wobei sie auf einem Bein sprang. „Hey was soll das??“ Als ob ihre Laune nicht schon weit genug unten wäre. Doch ein sehr auffälliger Blick von ihrer Freundin verleitete sie dazu zum Eingang zu sehen. Magee stand darin, hob eine Augenbraue und winkte sie unauffällig mit sich mit. Masao sah kurz zu Kiriyan. „Jetzt geh schon“, brummte ihr Top Star und Masao folgte der Anweisung. Die Toiletten waren nicht sonderlich weit entfernt, aber weit genug, dass sie keiner im Probenraum hören konnte. „Was ist denn jetzt?“, hörte sie schon Mori im Gang, wesshalb sie zunächst drausen stehen blieb. „Was gibt es denn so wichtiges? Wir haben noch Arbeit vor uns.“ „Es ist wichtig.“ Kurze Stille, dann wurde die Stimme der anderen etwas lauter. „Jetzt komm schon rein.“ Erwischt. Masao seufzte schwer, holte einmal tief Luft und trat in die Toiletten. Mori, sichtlich überrascht, hob die Augenbrauen und Mirio, die etwas hinter der Älteren stand, wich einen Schritt zurück. Masao war sich bewusst, dass sie ihre schlechte Laune nicht verbergen konnte und jetzt so unter sich kam es nur noch mehr heraus. Sie knirschte etwas mit den Zähnen und trat einen Schritt vor. Am liebsten hätte sie Mori eine gehörige Ohrfeige verpasst, aber ein Zug an ihrem Arm, mal wieder Magee, verhinderte jenes. Stattdessen starrte sie der Schauspielerin in die Augen. Noch ehe die Ältere etwas sagen konnte erhob der Vice die Stimme. „Was fällt dir eigentlich ein dich an meine Freundin ran zu machen??“ Mori blinzelte etwas, runzelte die Stirn. „Ich weis nicht wovon du redest.“ „Ich hab deine Nachricht gelesen. Spiel also gar nicht die Dumme.“ Auch Mori wurde mit einem Mal ernst, verschränkte die Arme und brummte leise. „Tolle Freundin bist du Mirio einfach aus zu spionieren.“ „Das ist nicht der Punkt! Du bist mir meiner Freundin ins Bett gestiegen! Du hast kein Recht mir Mirio weg zu nehmen!“ Die beiden Frauen wurden lauter und inzwischen konnte auch Magee sie nicht mehr zurückhalten. Die beiden Streithennen standen dicht voreinander und schnaubten sich gegenseitig an. „Du kannst ihr nicht verbieten sich mit anderen zu treffen!“ „Wenn sie von jemandem wie dir abgeschleppt wird, doch!“ „Hast du sie überhaupt mal nach der ganzen Geschichte gefragt? Himmel wie kann man nur so selbstfixiert sein?!“ Mirio stand kurz darauf bei Mori, nahm sie am Handgelenk und wollte sie zurückziehen. Masao war einen halben Schritt zurückgetreten, blinzelte irritiert. „Mori bitte lass es“, sagte Mirio leise, doch die Ältere entzog ihr das Handgelenk. „Was soll das heißen, die ganze Geschichte?“ Das warf sie dann doch ein wenig aus dem Konzept. Sie hatte geplant Mori weiter an zu schreien, ihr zu sagen, dass sie von ihrer Freundin weg bleiben sollte, aber es gab noch mehr dahinter? „Ja die ganze Geschichte. Ich habe Mirio eigentlich versprochen nichts zu sagen, aber wenn du so reagierst, dann lässt du mir keine Wahl.“ „Sag mir einen Grund wieso ich dir zuhören sollte!“, fauchte der Vice und sie fuhr zusammen, als Magee sie auf den Oberarm schlug. „Au...“ „Reis dich zusammen und hör zu“, ermahnte die Größere sie und Mori seufzte etwas, sah flüchtig zu der Älteren und seufzte schwer. Masao brummte erneut. Ihr blieb wohl nichts anderes übrig als zu zu hören was Mori zu sagen hatte. Sie lehnte sich an eines der Waschbecken und starrte zu der Älteren. Mirio sah sie nur im Augenwinkel, aber ihre Freundin wurde merklich auf der Stelle kleiner als Mori dann doch anfing zu sprechen. „Mirio kam eines Abends zu mir, weinend und verzweifelt. Und das nur wegen dir. Denkst du wirklich dass es dir hilft, wenn du was mit Kiriyan anfängst wenn du Mirio haben willst?“ „Das war gefaked und das habe ich gesagt.“ „Ja gestern. Ich habe es erzählt bekommen. Das kann sie aber nicht riechen. Es ist eine Sache wenn du sie eifersüchtig machen willst, aber ihr damit weh zu tun finde ich unverantwortlich, gerade von dir. Hast du überhaupt eine Ahnung wie viel Angst sie hatte dich zu verlieren?“ Masao schnaubte. Mori hatte da schon einen Punkt, aber das entschuldigte nicht, dass ihre Freundin mit ihr im Bett war. „Und desshalb musstest du mit ihr schlafen?“ „Es war spät und Mirio hat sich aus Frust betrunken. Es war nicht richtig von mir das aus zu nutzen, das ist wahr, aber dann sei gefälligst sauer auf mich und nicht auf sie. Du musst mich nicht mögen, aber sei erwachsen. Wir sehen alle was ihr füreinander empfindet also steh endlich mal selbst dazu!“ Und schon wieder kam sich Masao vor wie ein zurechtgestutztes Schulmädchen nachdem Mori erneut laut geworden war. Die Ältere sah zu Magee, die nur seufzte und Mori mit sich mitwinkte. Im Augenwinkel sah sie, wie die Ältere nochmal einen aufmunternden Blick zu Mirio warf, die auf der Stelle klein geworden war ehe sie hinter Magee aus den Toiletten ging. Kiriyan, noch immer über ihrem Script hängend und die Shinkos und die anderen Darstellerinnen so gut wie es ging ablenkend, sah dabei zu, wie Magee zusammen mit Mori den Raum betrat, wobei Mori etwas eingeschnappt wirkte. Sie hatte mitbekommen, was Magee vorhatte. Waren Masao und Mirio also jetzt alleine? Vielleicht ganz gut so. So konnten sich die beiden Streithennen mal aussprechen. Wenn sie so darüber nachdachte, dann waren ihr Vice und ihre Freundin gar nicht mal so verschieden von ihr und Kiriyan. Masao war wütend darüber, dass Mirio mit Mori geschlafen hatte, doch Mirio war einfach zu zurückgezogen als sich den Fehler ein zu gestehen, was Masao wieder sauer machte. Merkwürdig. Sie sah genau, was Mirio und Masao falsch machten, aber bei sich selbst konnte sie nie derartige Analysen machen. Der Top Star lies sich auf eine Bank fallen, starrte in ihr Script und tat so, als würde sie hier und da eine Notiz machen. Wieso hatte sie sich auf Beni eingelassen? Irgendetwas in ihrem Hinterkopf sagte ihr, dass es der Selbe Grund war, wie der, wesshalb sie mit Asako geschlafen hatte. Beni war verdammt schön, provokant, attraktiv und war auf sie zugegangen. Aber in ihren Augen war Yuuhi doch so viel mehr. Sie liebte diese Frau mehr als alles andere im ihrem Leben, naja mit Ausnahme ihres Hundes vielleicht, aber wenn sie könnte würde sie dem Soragumi-Star die Sterne vom Himmel holen. Dann war da noch Teru. Sie und Yuuhi schienen so glücklich zusammen zu sein. Welches Recht hatte sie sich da ein zu mischen? Dennoch wollte sie um ihre Freundin kämpfen, wie auch immer sie das anstellen würde. Leise fiebte der Top Star auf als es in ihrer Jackentasche vibrierte und sie zog das kleine Ding schnell heraus bevor der Ton losging. Sie hatte ganz vergessen den Ton aus zu stellen. Ein kurzer Blick darauf und Kiriyan merkte, wie sie bleich wurde, schluckte einmal hart. Die Nachricht kam von Asako. 'Ich hab ein Hühnchen mit dir zu rupfen.' Sehr aufmunternder Beginn dafür, dass sie sich so lange nicht gesehen hatten. 'Komm nach dem Training bitte zu mir. Sonst komme ich persönlich vorbei.' Das ganze klang eher nach einer Drohung als nach einem Besuch, aber gut. Wenn Asako diesen Ton anschlug, dann war es meistens nicht gut ihr ihren Willen zu verwehren. Masao und Mirio saßen inzwischen stumm nebeneinander auf dem Kachelboden neben den Waschbecken, starrten nur an die gegenübenliegende Wand. Die Vice hatte keine Ahnung, wie sie das, was Mori ihr gerade gesagt hatte, verarbeiten sollte. Einerseits war sie immer noch stocksauer auf Mirio, die sich auf die Ältere eingelassen hatte, andererseits war sie ja daran Schuld. Die Idee ihre Freundin eifersüchtig zu machen war dann ja wohl gehörig nach hinten losgegangen. „Masao?“, flüsterte ihre Freundin leise und die Vice drehte den Kopf etwas, sah aber nur auf die Knie der anderen. Sie schaffte es nicht ihr jetzt in die Augen zu sehen. „Hm?“ Sie brauchte einige Sekunden um zu reagieren, doch kaum hatte sie sich gerührt legte Mirio vorsichtig die Fingerspitzen an ihren Oberschenkel. Sie hatte die andere noch nie so behutsam gesehen. Ganz davon abgesehen, dass Masao es durchaus anziehend fand, dass Mirio diesen Schritt wagte, war es das erste Mal, dass ihre Freundin den ersten Schritt machte. Die Tsukigumi-Vice drehte den Kopf etwas mehr als Mirio den Kopf an ihre Schulter lehnte. „Es tut mir leid“, murmelte die Jüngere. Seufzend schloss Masao die Augen, legte den Arm um die andere und zog sie näher. Dankbar über diese Geste kuschelte sich Mirio ein wenig mehr an sie und die Ältere sties einen genüsslichen, wenn auch nur leisen Laut aus. Sie hatte diese traute Zweisamkeit sehr vermisst. Zwar hatten sie nie Zeit verbracht mit dem Wissen, dass der jeweils andere von ihren Gefühlen wusste, doch wahrscheinlich machte gerade das diesen Augenblick so kostbar. „Ich glaube den Schlag auf den Hinterkopf hab ich verdient.“ Mirio blieb ein paar Sekunden stumm, doch ein leichtes Vibrieren an ihrem Brustkorb sagte ihr, dass ihre Freundin angefangen zu lachen. Masao grinste schief. „Lachst du mich etwa aus?“ „Nein. Mir ist nur gerade aufgefallen, dass wir beide ziemlich dumme Nüsse sind.“ Da kicherte auch Masao etwas. „Wahrscheinlich. Machen wirs ab sofort besser?“ Mirio in ihrem Arm nickte und eine Gänsehaut schlich sich auf den Rücken der Vice als sie den Atem ihrer Freundin an ihrem Schlüsselbei spürte nachdem diese sich etwas zurechtgerückt hatte. „Einverstanden. Versprichst du mir aber etwas?“ „Kommt drauf an.“ „Gib Mori eine Chance. Sie ist wirklich in Ordnung.“ „Versprechen kann ich es nicht“, seufzte Masao etwas. „Aber wenn es dich glücklich macht kann ichs versuchen.“ Sie würde es versuchen, immerhin war sie Mori dann doch irgendwie etwas schuldig. Nochmal würde sie Mirio nicht einbüßen. Nicht wegen so einer Dummheit. Nur im Augenwinkel hatte Kiriyan bemerkt, wie Masao und Mirio zusammen wieder die Trainingshalle betreten hatten, lächelte etwas für sich. Sie hatte ihren Vice nicht weiter ausgefragt, denn es war nur zu offensichtlich, dass die beiden sich versöhnt hatten. Glücklicherweise. Sie wäre ratlos gewesen wenn die zwei sich entgültig zerstritten hätten, denn das hätte notfalls bedeutet die beiden in unterschiedliche Troupes zu stecken, wobei es aller Wahrscheinlichkeit nach dabei um Mirio gehandelt hätte. Die Jüngere hatte Talent, tat sich aber schwer sich in neuen Gruppen ein zu finden. Meistens war es Masao gewesen, die ihre Freundin überall integriert hatte, insbesondere nach dem Zwischenfall mit Asako. Kiriyan schnaubte. Da war schon wieder ihre alte Vorgesetzte in ihrem Kopf. So gut wie es ihr möglich war hatte sie die Nachricht verdrängt, aber da war sie schon wieder. Als ob es nicht genug wäre, dass ihre Freundin, oder eher das, was sie einmal dargestellt hatte, immer wieder ihre Alpträume heimsuchte. Jetzt wo sie so darüber nachdachte... „Machen wir für heute Schluss“, sagte sie zu ihrer Troupe. „Wir haben heute viel geschafft und ich denke wir haben uns einen etwas längeren Abend als sonst zu genehmigen.“ Die Schauspielerinnen applaudierten, doch Kiriyan grinste breit. „Aber lernt eure Texte. Wer ihn bis morgen nicht kann, dem reise ich den Kopf ab.“ Sie meinte es nur gut mit ihren Mitschauspielerinnen, das wussten sie, dennoch lächelten ein paar der jungen Frauen nervös, die, die sich angesprochen fühlten besonders. Der Top Star selbst war eine der ersten, die das Gebäude verliesen, denn immerhin hatte Asako sie zu sich gerufen. Wieso sie sich von ihrer ehemaligen Vorgesetzten immer noch herbeipfeifen lies wie ein Hund war ihr noch immer etwas zuwieder, aber ihr wurde mulmig, wenn sie daran dachte, wie schnell und wie heftig die Laune der ehemaligen Tsukigumi-Schauspielerin umschlagen konnte. Natsuki war immerhin das beste Beispiel dafür gewesen. Die Wohnung des ehemaligen Top Star-Pärchens hatte sie schnell erreicht, doch ein nicht vorhandenes Auto sagte ihr, dass Saeko wohl noch nicht wieder da war. Das, oder ihre Freundin hatte sie mal wieder unter irgendeinem Vorwand weg geschickt. Wenn Asako den Ausschnitt etwas tiefer werden lies machte Saeko wie eine rollige Katze so einiges, was sie bei anderen nicht tun würde. Ihre Freundin nutzte das manchmal schamlos aus. Mit dem Gedanken schmunzelte der Tsukigumi-Star etwas, drückte auf die Klingel und verschränkte die Arme. Wenn das stimmte, was sich während des Trainings in ihren Hinterkopf geschlichen hatte, dann war das Gespräch vielleicht gar nicht so schlecht. Sie schüttete Asako regelmäßig das Herz aus, insbesondere in den letzten Wochen, und wenn die ehemalige Tsukigumi-Darstellerin ihr nicht weiterhelfen konnte, dann wohl keiner. Wo sie gerade noch an den Ausschnitt gedacht hatte, der, den ihre Freundin preisgab, als sie die Tür öffnete, war geradezu beeindruckend sodass Kiriyan nicht verhindern konnte, dass sich ihre Augenbrauen ein Stück weit hoben. Die Ältere hatte eines von Saeko's Hemden an, die eine halbe Nummer zu groß für sie waren, ebenso ein paar eng sitzende, schwarze Hosen. Das gestreifte Hemd war an den Ärmeln hochgekrämpelt, die oberen drei Knöpfe geöffnet und darunter blitzte ein roter Spitzen-BH heraus. „Ich hab dich ein bisschen später erwartet, aber komm rein“, sagte sie und öffnete die Tür weiter. Irgendwas sagte Kiriyan, dass die andere flunkerte. Sie hätte ihr wohl kaum die Tür in diesem Aufzug aufgemacht, wenn sie jemand anderen als den Top Star erwartete. Den Kommentar hinunterschluckend trat sie an ihrer Freundin vorbei, fuhr sich einmal durch die Haare. „Wir haben früher aufgehört. Wesshalb wolltest du mich sprechen?“ Asako antwortete nicht gleich, lies sich in den lilanen Sessel fallen und schlug die Beine übereinander. Unaufgefordert sich ebenfalls zu setzen blieb Kiriyan neben der Couch stehen. Irgendetwas lag in der Luft, auch wenn sie den Finger noch nicht so ganz darauf legen konnte was es war. Dieses Gefühl eingekerkert zu sein wie ein zitterndes Tier im Käfig kam ihr nur allzu bekannt vor. Vielleicht lag es daran mit welcher Gelassenheit und Eleganz Asako in diesem Sessel saß, sie mit dem Blick auf den Boden pinnte und sie daran hinderte noch einen Schritt zu machen. Der Mund der ehemaligen Vice wurde mit einem Schlag knochentrocken. „Hatte ich mich damals eigentlich nicht klar ausgedrückt?“, begann Asako mit einem Mal. Ihre Stimme sackte ein wenig hinunter. So hatte sie als Otokoyaku immer gesprochen. „Was? Was meinst du?“ „Kein Wort über den Sex von mir mit dir. Vor allem nicht zu Yuuhi. Sieh, wo dich das hingebracht hat.“ Kiriyan schwieg, biss die Zähne aufeinander. Warum packte sie das jetzt wieder aus? Als ob es ihr nicht schon schwer genug fiele. Bevor Kiriyan noch etwas sagen konnte unterbrach die Ältere sie erneut. „Soll ich dir etwas verraten, Kiriyan? Du wirst alleine enden. Wenn du mal am Abgrund stehst wird dir Yuuhi keine helfende Hand reichen. Und das nur weil du zu feige bist.“ „Ich bin nicht feige“, murmelte die Jüngere und starrte derweil zu Boden. Sie hörte dabei, wie Asako sich erhob und sich vor sie stellte, traute sich aber nicht den Blick zu heben. „Und ob du das bist.“ Der Atem ihrer ehemaligen Vorgesetzten striff ihre Ohrmuschel. „Du hast es nicht geschafft Hiromi zu halten weil die böse große Schwester Nein gesagt hat. Du schaffst es nicht Yuuhi zu halten.“ Sie fühlte die schlanken Finger der ehemaligen Tsukigumi-Schauspielerin auf ihrer Seite und biss sich auf die Unterlippe. Dieses Gefühl überrannte sie schon wieder. Schon wieder glaubte sie in einen Traum ab zu driften. „Sag mir wieso du dich nicht von mir nochmal an die Leine nehmen lässt? Ich kann das alles wieder hinbiegen. Dafür musst du aber das tun, was ich sage.“ Der Traum zerbrach so schnell wie er gekommen war als sie die Erkenntnis traf. Ihr Puls schnellte hoch und sie schlug die Hand der anderen weg, wich ein paar Schritte von ihr zurück. Ob es Wut, Trauer oder Verzweiflung war, die da in ihr hochkoch, war ihr egal. „Vergiss es!“, schrie sie der anderen entgegen. „Ich will mich von dir nicht mehr vorführen lassen! Nur wegen deiner verdammten Leine bin ich doch erst in diesem Schlamassel!“ Sie trat wieder einen Schritt an die andere heran um ihr in die Augen sehen zu können. Zwar war Asako minimal größer als sie, doch das hielt sie in dem Augenblick nicht auf. „Aber ich sage dir eins: Ich werde Yuuhi nicht nochmal verlieren! Ich liebe sie und ich werde um sie kämpfen! Und nochmal lasse ich mich von dir nicht aufhalten! Nicht von dir und nicht von Teru! Ich lebe mein Leben also halt dich da raus!“ Kiriyan schnaubte und starrte mit wütendem Gesichtsausdruck in das völlig überraschte der ehemaligen Tsukigumi-Schauspielerin. Kurz darauf runzelte Asako die Stirn, grinste und verschränkte die Arme. „Warum nicht gleich so? War das jetzt so schwer?“ Kiriyan entglitten die Gesichtszüge und etwas anderes als ein verwirrtes „Huh?“ war von ihr nicht zu hören. Was sollte das schon wieder heißen? Etwas lachend machte Asako auf dem Absatz kehrt und ging ein wenig in die offen gehaltene Wohnung, knöpfte dabei das Hemd zu und griff nach einer Teetasse, nahm einen Schluck daraus. „Ich dachte mir schon, dass dein ganzes Problem wegen mir ist also dachte ich mir, ich zwinge dich mal ein wenig für dich selbst ein zu stehen.“ Der Tsukigumi-Star blinzelte, sah mit offen stehendem Mund dabei zu, wie Asako den Tee wegstellte und sich gegen den Türrahmen der Küche lehnte. Ihre Freundin hatte das geplant? Einfach so? Aber irgendwie hatte es geholfen. Kiriyan fühlte, wie ihr eine gigantische Last von den Schultern genommen worden war. Sie lachte etwas, ging zu Asako und umarmte sie fest. Sie schluchzte dabei etwas. „Verdammt. Du bist doch verrückt. Aber dafür liebe ich dich.“ „Ich weis.“ Asako umarmte sie kurz fest, drückte sie dann aber von sich. „Bleibst du noch oder willst du gleich zu Yuuhi?“ Der Top Star strich sich einige Tränen von den Augenwinkeln, schniefte nochmal kurz ehe sie sich wieder einigermaßen gefangen hatte und sah Asako dann erneut an. „Ich gehe gleich. Aber woher wusstest du...“ „Yurika war bei mir. Wenn du mich fragst hat sie ein bisschen etwas von Gaichi.“ Abermals leicht lachend lies die Jüngere die Schultern fallen. „Ja hat sie.“ Ob es so gut war Teru einfach so gehen zu lassen? Sicher, ihre Chancen mit Beni standen mehr als gut, aber war es richtig dafür ihr eigenes Glück ein zu büßen? Der Soragumi-Star schlug die Hände über dem Gesicht zusammen, stöhnte einmal für sich und rollte sich auf die Seite. Den ganzen Tag hatte sie sich noch nicht aus den Federn gelegt, war noch immer im viel zu weiten Shirt und Jogginghose. Eigentlich hatte sie an ihrem freien Tag so viel geplant gehabt, aber ihre Gedanken hatten sie ans Bett gekettet. Sie hatte Teru geliebt, so sehr, dass es ihr durchaus wehtat sie mit einer anderen zu sehen, doch je mehr sie sich in ihren Vice verschaut hatte, umso mehr hingen ihre Gedanken an der Frau, der sie so lange nachgelaufen war. Noch immer weigerte sich ihr Kopf dem Tsukigumi-Star noch eine Chance zu geben, auch wenn ihr Herz an sie gekettet war. Das einzig Aussergewöhnliche an diesem Tag war ein ziemlich aufgebrachter Anruf von Gaichi gewesen wie sie versucht hatte ein wenig Vernunft in Yuuhi's Schädel zu schlagen, doch der Top Star hatte auf Durchzug gestellt. Sie war nicht daran interessiert sich von irgendwem sagen lassen, was sie am besten tun sollte, denn das entschied sie immer noch selbst. Doch gerade da haperte es. Was, wenn Kiriyan keinen vernünftigen Grund hatte, wo wie sie sich das erhoffte. Und wenn sie doch einen hatte, wie sah der aus? Ihr waren tausend gute Gründe eingefallen, doch auf jeden, der sich ihr Kopf ersponn, folgten zwei oder mehr schlechte Gründe. Sie war sich unschlüssig, wie sie reagieren sollte. Für die Öffendlichkeit war sie immer gehalten, immer streng und diszipliniert, aber wenn es um Kiriyan ging wurde sie immer emotional. Sie erinnerte sich noch, wie wie damals in Tsukigumi immer wieder einen flüchtigen, heimlichen Blick auf die Jüngere geworfen hatte, wie sie immer wieder von ihr fasziniert war. Von dieser Faszination war sie nie los gekommen, doch ihre Faszination war von Eifersucht überrannt worden. Ihre Eifersucht auf Asako suchte ihres Gleichen, obwohl sie keinen Grund mehr hatte eifersüchtig zu sein. Sie liebte Asako auf ihre ganz eigene Weise, als Freundin und dennoch hegte sie Abscheu ihr gegenüber weil sie Kiriyan diese Blockade in den Kopf gesetzt hatte und sie damit getrennt hatte. Ihr war klar, dass ihre ehemalige Vorgesetzte das nicht mit Absicht tat, aber dennoch scheiterten hier und da die Versuche die Vorwürfe zu unterdrücken. Mit einem Schwung hockte sich Yuuhi hin, starrte aus dem Fenster. Es war schon fast wieder dunkel und Kiri war immer noch nicht da. Entweder war sie noch beim Training oder sie würde nicht kommen. Der Soragumi-Star zog sich aus dem Bett, seufzte daraufhin schwer und streckte sich ausgiebig. Ihre Beine fühlten sich an wie Blei als sie sich dann doch durch das Schlafzimmer ins Wohnzimmer schleppte und dort das erste Mal am Tag das Licht anmachte. Wenigstens lüften musste sie noch, doch der Weg zum Fenster war fast unerträglich lang, sodass sie sogar überlegte einfach wieder kehrt zu machen und den Tag dort ausklingen zu lassen, wo sie die ganze Zeit schon war. Gerade auf der Hacke und wieder auf dem Weg zum Schlafzimmer machte ihr ihre Türklingel einen Strich durch die Rechnung. Yuuhi erschrack dabei so sehr, dass sie beim herumwirbeln fast die Lampe von der Kommode gefegt hätte. Wie paralyziert stand sie ein paar Sekunden auf der Stelle bis eine ihr nur zu vertraute Stimme durch das dünne Holz der Tür drang. „Yuuhi?“ Es war Kiriyan. „Ich weis, dass du da bist. Lass mich bitte rein.“ Ihr Herz klopfte bis zum Hals als sie sich langsam in Richtung Eingang begab. Ein bisschen fühlte sie sich wie bei ihrem ersten Date, aber es mischte sich mehr Angst unter als sie es wollte. Äusserlich blieb sie ruhig. Kiriyan sollte nicht wissen, dass sie sich vor dem fürchtete, was da vielleicht auf sie zukam. „Ich dachte schon du kommst gar nicht mehr“, erwiederte sie nur auf das kurze Hallo von Kiriyan als sie die Tür dann doch öffnete. „Ich hatte heute Training. Es dauerte etwas.“ Yuuhi ging zu ihrer Couch, lies sich darauf fallen als Kiriyan im Eingangsbereich ihre Stiefel wegstellte und schlussendlich doch in die Wohnung trat. Am liebsten hätte sie die Jüngere sofort mit Fragen überrannt, aber sie entschied sich dafür Kiriyan dieses Mal den ersten Schritt tun zu lassen. Diese sah sich nur flüchtig in der Wohnung um. „Ist Teru nicht bei mir?“ „Teru und ich haben gestern schluss gemacht.“ „Oh...“ Super. Dann hatten sie wenigstens da hinter sich gebracht. Erneut schwieg der Soragumi-Star, sah dabei zu, wie Kiriyan auf den Boden starrte und sich dann ihr gegenüber setzte. Sie schien nach Worten zu suchen, die sie wohl mal wieder nicht fand. „Ich bin nicht nur wegen dem Training spät. Ich war noch bei Asako“, seufzte die Jüngere dann schlieslich doch. Wie aufs Stichwort biss Yuuhi die Zähne fester aufeinander, schielte auf die Seite. „Es ist nicht so wie du denkst.“ „So? Wie ist es dann?“ Die Ältere konnte nicht verhinden, dass sie wütend klang. Immerhin hatte auch sie einen Punkt, an dem sie sich nicht mehr zurückhalten konnte. Wenn es um ihre ehemalige Vorgesetzte ging war ihr Gedultsfaden besonders kurz. „Sie hat mir klar gemacht wieso ich so ein Volltrottel war.“ Der Soragumi-Star hob den Blick und sah Kiriyan in die Augen. „Ich hatte Angst vor ihr. Oder zumindest vor dem, was damals passiert ist.“ „Und was hat das mit uns zu tun?“ „Eine ganze Menge.“ Kiri seufzte und knetete nervös ihre Hände. „Ich habe dir doch erzählt, dass sie mir damals gedroht hat.“ Für einen Augenblick musste der Top Star nachdenken, aber sie nickte. „Ich erinnere mich dumpf, ja.“ „Und da liegt der Punkt.“ Yuuhi hob fragend eine Augenbraue. „Ich weis nicht was es ausgelöst hat, aber ich habe angefangen in jedem, der mir zu nahe kam Asako zu sehen. Oder besser den Tod in ihr. Ich hatte Angst, dass sie mir nochmal droht, dass sie dich mir wegnimmt. Das wollte ich nicht, also habe ich wohl unbewusst beschlossen keinen an mich heran zu lassen.“ Nochmals holte der Soragumi-Star Luft um etwas zu sagen, aber Kiri war schneller. „Das hat nichts mit Vertrauen zu tun.“ Gut. Dann lies sie den Punkt eben weg. Irgendwie verstand sie ihre Freundin dann doch. Kiriyan lies Emotionen sehr viel schneller an sich heran und wenn Asako sie tatsächlich so traumatisiert hatte, dann konnte sie noch so viel dagegen argumentieren, aber ändern konnte sie es nicht. „Und was hat das dann bitte mit Beni zu tun?“ Kiriyan schluckte, senkte den Blick erneut. „Sie ist Asako so verdammt ähnlich. Und ich habe zugelassen, dass sie mich an die Leine legt. Den Fehler habe ich jetzt eingesehen und ich werde es besser machen.“ „Und was lässt dich denken, dass du das kannst?“ Flüchtig hob der Tsukigumi-Star den Blick, starrte anschliesend wieder auf ihre Hände. Sonst wirkte sie wie ein zurechtgestutzer Hund, aber dieses Mal war irgendetwas anders. „Ich war vorhin bei Asako.“ „Das hast du schon gesagt. Was hat das damit zu tun?“ „Sie hat es nochmal getan.“ „Was nochmal getan?“ „Sie hat mir nochmal gedroht.“ Etwas in Yuuhi machte einen Satz und schneller als sie es hätte verhindern können war sie auf den Füßen, quasi bereit um aus der Tür zu stürmen und dem ehemaligem Tsukigumi-Star gehörig die Leviten zu lesen. „Ich habe Nein gesagt.“ Kaum an Kiriyan vorbei stockte sie im Schritt, starrte ein paar Sekunden an die Tür und sah dann auf die Jüngere hinunter wie sie noch immer auf ihre Hände starrte. „...Bitte?“ Kiriyan hob den Blick. „Ich habe ihr gesagt, dass ich nicht will. Ich will mich nicht nochmal anketten lassen. Ich will dich nicht nochmal verlieren. Ich liebe dich und ich will mein Leben mit dir leben.“ Die Worte waren so klar in ihren Ohren, dennoch musste sie das erst einmal ein paar Sekunden verarbeiten. Kiriyan war noch nie so... ehrlich und direkt zu ihr gewesen. Langsam, fast in Zeitlupe setzte sie sich auf den Boden, lehnte den Rücken an die Armlehne und starrte auf den Boden. Hieß das, dass Kiriyan ganz von alleine diesen Abgrund überwunden hatte? Bissher war Yuuhi immer der Meinung gewesen, dass der Tsukigumi-Star das ohne sie nie schaffen würde. Doch sie war stärker geworden und das in einem Moment, in dem sie mal nicht hingesehen hatte. Doch war sie jetzt stark genug um sie beide zusammen zu halten? Kiriyan bewegte sich neben ihr und zog ihr die Arme etwas beiseite, hockte sich breitbeinig auf ihren Schoß und hob ihren Kopf etwas an, zwang sie, ihr in die Augen zu sehen. Dabei merkte der Soragumi-Star wie ihr ein paar Tränen in den Augen standen. „Ich liebe dich“, flüsterte die Ältere leise und Kiriyan lächelte zärtlich. „Ich weis. Und dieses Mal machen wir es besser, oder?“ Das zauberte dem Soragumi-Star dann doch ein Lächeln auf die Lippen und sie legte die Hände auf die Oberschenkel ihrer Freundin. Sie konnte dann doch nicht anders als verliebt drein zu schauen. Dieses Band, dass sie zusammenhielt war stärker und mehr präsent als sie es je vorher erlebt hatte. Sie nickte. Kiri beugte sich zu ihr, hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. Dabei fühlte sie die warmen Finger an den ihren, die ihre Hände unter das Shirt der Jüngeren führten. Die Zweifel wie weggewischt wussten sie beide, dass kein Abgrund der Welt sie trennen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)