Rise and Fall von Asako (Fortsetzung zu 'Behind the Scenes') ================================================================================ Kapitel 5: Chapter 5 -------------------- Teru war sich nicht so ganz sicher, ob sie die vergangenen Tage als vollen Erfolg oder als totale Pleite bezeichnen sollte. Es war eine Pleite, weil sie mit ansehen musste, wie ihr Top Star und Kiriyan sich immer mehr und mehr verkrachten, insbesondere, da jetzt dieses Gerücht um ging, dass Kiriyan etwas mit einer Frau aus Yukigumi und Masao gleichzeitig hätte. Sie musste dabei zusehen, wie Yuuhi daran zerbrach, hatte sie oft weinend bei sich sitzen und tröstete sie bis tief in die Nacht hinein. Yurika und Beni waren ihr dabei eine ziemliche Hilfe gewesen, auch wenn sie genau sah, wie Beni da ihre ganz eigenen Ziele verfolgte. Die Hoshigumi-Darstellerin verbrachte ihre Zeit eher mit Kiriyan, aber selbst sie konnte nicht sagen, ob die Gerüchte wahr waren oder nicht. Jedoch konnte es auch sein, dass ihre Freundin ihr die Wahrheit einfach verschwieg. Noch immer etwas geistesabwesend sah Teru in Richtung Yuuhi, die noch an ihrem Tanz feilte und sich dabei sehr ins Zeug legte. Man sah ihr deutlich an, dass sie sich einfach nur ablenken wollte und wo ginge das besser als beim Training? Als Top Star brauchte sie ihre volle Konzentration, da hatte Kiriyan keinen Platz. Teru lächelte etwas. Yuuhi schaute manchmal sehr verspannt wenn sie sich zu stark auf etwas konzentrierte, obwohl sie gerade dieser Blick wirklich süß machte. Sehr sexy obendrein. Yuuhi wirkte ausserhalb des Trainings mehr als hinreisend, geradezu lieblich wenn sie mal nicht an ihre Exfreundin dachte, doch wenn sie sich in ihre Rollen reinversetzte konnte sie fast furchterregend sein. Obendrein hatte man bei ihr immer das Bedürfnis sich auf den Schoß der anderen zu setzen und sich von ihr an die nächstbeste Wand oder auf den Boden drücken zu lassen. Zwar war es Teru ganz und gar nicht so wohl dabei bei jemand anderem als Tomomin so ein Bedürfnis zu haben, aber da ihre ehemalige Freundin sich immer weiter von ihr entfente beruhigte es ihr Gewissen etwas, wenn sie einer anderen Frau nachsah. Yuuhi setzte sich zu ihr und Teru lächelte ihrem Top Star zu. „Das war wirklich gut. Langsam sitzt es.“ „Danke. Bevor ichs vergesse: die Schneider wollen morgen unsere Kostüme abmessen. Heißt wir werden morgen unsere Zeit wohl damit verbringen wie Statuen da zu stehen.“ Teru lachte etwas, schubste Yuuhi sanft am Arm an. Sie konnte sich eine kleine Flirterei dann doch nicht verkneifen. „Wird sicher anstrengend. Aber ich glaube selbst als Statue würdest du gut aussehen.“ Yuuhi lief etwas rötlich an, grinste schief. „Wie wärs, wenn du dann noch zu mir kommst und ich mache uns eine Stärkung für morgen?“ War das eine Einladung? Yuuhi hatte sie noch nie zu sich eingeladen, auch, wenn sie sich jetzt doch schon einige Wochen kannten. „Klar gern. Ich kann auch Nachtisch machen für den Extrazucker.“ „Welchen willst du denn machen?“ „Wie klingen Muffins?“ Yuuhi grinste breiter. Das war wohl ein Ja. Kiriyan lag mit dem Bauch nach unten auf ihrem Bett, vergrub frustriert ihr Gesicht in ihrem Kissen. Das alles half einfach nichts. Sie hatte geglaubt, dass Hiromi sie ablenken könnte, aber selbst bei ihr kam sie irgendwie nicht mehr über einen gewissen Punkt hinaus. Leicht seufzend drehte sie den Kopf auf die Seite und sah zu Hiromi, die neben ihr hockte. „Sorry...“, murmelte der Top Star leise und stemmte sich auf, hockte sich auf die Knie. „Ich werde aus dir echt nicht schlau“, erwähnte Hiromi nur und legte Kiriyan eine Hand auf die Schulter. Irgendwie war die Anwesenheit der Yukigumi-Darstellerin nicht mehr das, was es vor ein paar Jahren noch war. Sie hatte geglaubt, dass Hiromi eine gute Ablenkung gewesen wäre, aber selbst bei der Jüngeren blockierte in ihr etwas. „Sicher, dass du es nicht nochmal mit Yuuhi versuchen willst?“ Kiriyan brummte missgelaunt und sah Hiromi aus dem Augenwinkel an. „Yuuhi will nichts mehr mit mir zu tun haben. Du hast doch den Vortrag mitbekommen, den sie mir gehalten hat.“ Der sogenannte 'Vortrag' war gar nicht mal so lange her. Kiriyan, Hiromi im Schlepptau, hatte Yuuhi erneut aufgesucht, hatte sie erst in Teru's Wohnung zusammen mit Beni und Yurika vorgefunden. Sie hatte den Soragumi-Star auf die Seite genommen, hatte versucht sich mit ihr zu unterhalten und vielleicht die Beziehung noch zu retten, aber Yuuhi war geradezu ausser sich gewesen. Mehr und mehr konnte der Tsukigumi-Star verstehen, wie Saeko sich vor einigen Jahren gefühlt hatte als Asako sie in der Küche zusammengestaucht hatte, nur dass nicht Yuuhi diejenige war, die frustriert aus der Wohnung gestürmt war. Beni hatte sie herausgezogen bevor die Situation entgültig eskaliert wäre. Seither hatte sie aber kein Wort mehr mit Yuuhi gesprochen. Beni kam sie regelmäßig besuchen, die zwei Schauspielerinnen verstanden sich gut, und erzählte ihr, was sie so von Teru erfuhr. Sie kam sich ein bisschen billig vor, wenn sie sich nur von Beni erzählen lies, was ihre Freundin so trieb, aber Yuuhi hatte auch den Kontakt zu Asako und Saeko mehr oder minder abgebrochen. Bei Asako konnte sie das irgendwie verstehen. Wieso wusste sie nicht, aber der ehemalige Tsukigumi-Star hatte gerade in den letzten Tagen ein neues Rekordtief, was ihre Laune anging. Zwar war sie bei Saeko noch immer handzahm, aber sobald jemand anderes die Schauspielerin mal ansprach fletschte Asako sofort die Zähne, wesshalb Kiriyan sich bei Hiromi ausgeheult hatte. Hiromi hatte eingesehen, dass Natsuki wohl kein Interesse an ihr hatte, denn der Yukigumi-Star ging auf Abstand, wesshalb Saeko's kleine Schwester regelmäßig zu ihr kam. Trotz der Probleme, die sie mit Yuuhi hatte hielt sie sich doch an ihr Versprechen gegenüber Masao, schwindelte vor Mirio eine Beziehung vor, die irgendwie aber nicht so an zu schlagen schien, wie Masao es wohl geplant hatte. Kiriyan verschwieg, dass sie hier und da mitbekam, wie Mirio immer wieder zu ihrem Handy rannte wenn sie Masao einen gespielten Blick zuwarf oder eine Bemerkung ablies, denn sie war sich sicher, dass Masao es doch irgendwann merken würde. Glücklicherweise schienen Mirio und Masao dann doch mehr Zeit miteinander zu verbringen als vorher, auch, wenn Kiriyan auch wusste, dass Morie, Aoki Izumi, ab und an Mirio zu einem Date einlud. Mirio selbst schien kaum zu merken, dass Morie das als Date auffasste. „Schon“, riss Hiromi sie aus den Gedanken. „Aber du gibst immer zu schnell auf. Willst du nicht nochmal allein mit ihr reden?“ „Ich glaube, wen ich alleine mit ihr rede reist sie mir den Kopf von den Schultern. Nein danke. Ich lass das ganze erstmal abkühlen. Vielleicht ergibt sich ja doch noch was.“ Hiromi seufzte schwer. Das war Kiriyan's Standarteinstellung. 'Irgendwas wird sich schon ergeben' und das seit Jahren. Es war der Hauptgrund, wieso das zwischen ihnen nie etwas ernsteres geworden war. Die kleine Schwester des ehemaligen Tsukigumi-Stars war sich sicher, dass das irgendwann nochmal das Verderben ihrer ehemaligen Partnerin war. Sie musste nochmal mit Saeko darüber sprechen, ein Besuch war sowieso überfällig. Hiromi warf einen Blick auf die Uhr. Ihre Schwester musste wohl oder übel zu Hause sein. Es war noch Vormittags und ihre Schwester musste erst gegen Nachmittag ins Theater für den nächsten Auftritt. Zwar würde sie einen gehörigen Tritt kassieren, denn sie ging davon aus, dass Saeko noch schlief, aber sie brauchte den Rat ihrer großen Schwester. Saeko war immer für sie da, selbst, wenn es ihr schlecht ging. „Dann werd ich mal gehen. Du brauchst mich ja wohl nicht mehr.“ Die Jüngere stand auf, fischte nach ihrer Hose und den Socken. „Hiromi warte“, sagte Kiriyan und drehte sich zu ihr. Die Jüngere drehte sich auf der Hacke. „Bist du mir böse?“ Verwirrt blinzelte die andere, lächelte dann aber. „Ich kann dir nicht böse sein, das weist du.“ Es war ehrlich gemeint. Sie kannte Kiriyan inzwischen schon eine Ewigkeit und sie waren immerhin gute Freunde. „Aber tu mir einen Gefallen und reis dich ein bisschen zusammen. An irgendwas muss es ja liegen. Spring mal über deinen Schatten.“ „Ich versuchs.“ Hiromi lächelte erneut, ging, wieder angezogen, zu Kiriyan und wuschelte ihr durch die Haare. „Wir sehn uns. Ruf mich an, falls was ist.“ „Mach ich. Und danke.“ Gähnend und mit noch immer geschlossenen Augen rollte sich die Schauspielerin auf die Seite, brummte etwas, als die so gewohnte Wärmequelle neben ihr fehlte. Sie streckte den Arm etwas weiter aus. Was hatte sie eigentlich dazu geritten eine so große Matratze zu kaufen? Doch alles, was sie ertastete, war das Ende des Bettes, was sie dazu verleitete die Augen doch mal zu öffnen nur um fest zu stellen, dass sie tatsächlich alleine im Bett lag. „Asako?“, murmelte der ehemalige Top Star leise und setzte sich auf, bibberte leicht und zog die Bettdecke höher. Ein flüchtiger Blick auf die Uhr. Schon so spät? Dann war Asako sicher schon im Theater. Dabei hatte die Jüngere ihr versprochen sie zu wecken, wenn sie weg ging. Brummend zog Saeko sich dann doch aus dem Bett, griff nach dem weinrotem Bademantel und warf sich diesen über, stöhnte nur leise auf als sie merkte, wie kalt das Teil noch war. Erstmal Kaffee. Wenn sie nicht noch einen Auftritt hätte, dann wäre sie wohl den ganzen Tag im Bett geblieben. In der Küche fand sie einen Zettel mit Asako's Handschrift vor, blinzelte etwas und griff nach der erstbesten Brille, die sie auf dem Tisch liegend fand, stellte schnell fest, dass es die von ihrer Freundin war und setzte sich die andere auf die Nase. Wenn sie aufwachte und vor dem ersten Kaffee sah sie immer furchtbar schlecht. 'Wollte dich nicht wecken. Du warst so süß an zu sehen. Bin schon im Theater. Ich liebe dich, Asako.' Saeko lächelte leicht. Manchmal war Asako einfach zu hinreisend, wenn sie nicht gerade das Biest raushängen lies, was in den vergangenen Tagen recht häufig passiert war. Irgendwas ging der anderen gehörig gegen den Strich, auch, wenn sie immer abblockte wenn Saeko sie darüber ausfragen wollte. Wahrscheinlich versuchte ihr Grabscher es nun bei ihr. Das Telefon klingelte lautstark, sodass es wohl Osa mit ihrem Winterschlaf aus den Federn gerissen hätte, und Saeko hob ab. „Morgen“, murmelte sie in den Höhrer und sie hörte ein vertrautes Lachen am Ende. „Morgen Schwesterherz. Hab ich dich geweckt?“ „Nein nein. Ich war schon mehr oder minder wach. Was gibt’s?“ „Kann ich mal bei dir vorbeikommen solange du noch da bist?“ Manchmal kam Saeko sich vor wie ein Seelensorger. Als ob sie nicht genug eigene Probleme hätte. „Klar. Gib mir aber ein bisschen Zeit um mich wenigstens an zu ziehen.“ „Ich brauch eh noch. Bis nachher.“ Hiromi brauchte etwas über eine Stunde bis zu der Wohnung der beiden ehemaligen Tsukigumi-Stars, stellte jedoch erleichtert fest, dass Asako's Auto vor der Tür fehlte. Der ganze Umkreis war nicht ganz so leicht zu überblicken, denn die Wohnung der beiden lag an einer Ecke, doch da die beiden Schauspielerinnen eigentlich immer die selben Parkplätze hatten war es recht einfach fest zu stellen ob jemand darauf stand oder nicht. Ihre große Schwester lies sie gleich in die Wohnung, bog nach ungefähr eineinhalb Metern in die nächstbeste Tür ein, die ins weit gestaltete Wohnzimmer führte. Wieso Saeko die Wand zur Küche hatte einreisen lassen und stattdessen eine Theke dorthin gestellt hatte war ihr ein Rätsel, denn sie wusste, dass Sena sich mehr als einmal über den mangelnden Platz beschwert hatte. Doch da hatte sich ihre Schwester wohl oder übel durchgesetzt. Wie sei mal dahingestellt. „Du siehst immer noch müde aus“, stellte Hiromi fest als sie sich auf die Couch nieder lies. Den Sessel, so bequem und einladend er auch war, lies sie immer aussen vor, denn Saeko war nicht das einzige, was Sena mit Krallen und Zähnen verteidigte. „Wirkt der Kaffee noch nicht?“ „Nicht wirklich. Aber egal. Wo brennts denn, Schwesterchen?“ Saeko zog die Brille von der Nase, rieb sich einmal ausgiebig die Augen. Ihre große, böse Schwester konnte manchmal einfach nur süß sein. „Kiriyan?“ Es war mehr eine Aussage als eine Frage, aber Hiromi konnte sich schon denken, wie Saeko reagieren würde. Es dauerte ein paar Sekunden, Saeko hatte eine lange Reaktionszeit wenn sie nicht wach war, aber dann sah sie doch etwas entsetzt zu der Yukigumi-Darstellerin. „Was hast du jetzt schon wieder mit Kiriyan? Ich dachte das Thema wäre durch.“ „Mal ganz davon abgesehen, dass es nicht fair war, dass du meine Beziehung beendest, geht es nicht um mich und Kiriyan sondern eher um Kiriyan und Yuuhi.“ „Den Streit sollen die mal schön unter sich ausmachen. Die zwei sind erwachsen.“ „So erwachsen wie du und Sena?“ „Hey! Das kannst du nicht vergleichen.“ Hiromi seufzte schwer und lehnte sich zurück. Gut. Vielleicht war sie etwas zu weit gegangen. „Sorry. Aber ich mach mir echt Sorgen.“ „Habt ihr miteinander geschlafen?“ „Was?“ „Du hast mich verstanden. Ich schwöre dir, wenn da wieder was passiert ist, dann bekommst du von mir eine Abreibung die sich gewaschen hat!“ Saeko war mit einem Mal hellwach und sichtlich sauer. Hiromi rollte mit den Augen. „Du bist übervorsichtig Schwesterherz. Schön wir habens versucht...“ „Ihr habt was??“ „...es ist aber nichts passiert. Komm wieder runter.“ „Runterkommen??“ Saeko sprang von ihrem Platz auf, bereute es aber gleich wieder als ihr Kreislauf aufmuckte und setzte sich wieder auf ihren Platz. „Man Hiromi! Ich hab dir gesagt...“ „...Dass Kiriyan nicht die richtige für mich ist, dass ich nur etwas mit jemandem haben soll, wenn es tiefer geht, blablabla...“ Hiromi seufzte. „Ich kenn das schon, Saeko. Jetzt freu dich doch erstmal, dass da nichts ist.“ „Und was ist mit Chika? Sie liebt dich. Glaubst du es macht sie glücklich, wenn du wieder zu Kiriyan rennst? Mal davon abgesehen, dass sie von deiner sogenannten 'Beziehung' mit Kiriyan damals nichts weis. Zum Glück. Sie würde an die Decke gehen.“ „So wirklich zeigen tut sie mir das aber nicht.“ „Gib ihr eine Chance.“ Die Ältere lehnte sich auf ihrem Platz zurück und fuhr sich durch die Haare ehe sie, langsamer als vorher, aufstand. „Sie hat dir was dagelassen. Benutz es.“ Hiromi blinzelte als Saeko zu einer Schublade ging, darin herumkramte. Die Jüngere beugte sich vor, sah, wie Saeko kurz stockte ehe sie eine andere Schublade rauszog. Das ganze Spiel wiederholte sich bis Saeko auf die benachbarte Kommode schielte, kurz nach etwas griff und anschließend wieder zu ihr ging. „Was ist?“ „Chika hat mir einen Schlüssel zu ihrer Wohnung dagelassen, für dich. Sie sagt, dass du bei ihr jederzeit Willkommen bist.“ Kaum, dass das Training der Soragumi's vorbei war, packte Yuuhi ihre Sachen und ging nochmals nach vorne zum Direktor um mit ihm noch letzte Einzelheiten zu besprechen. Am nächsten Tag stand die Kostümprobe an, wesshalb Yuuhi sich und Teru abmelden musste. Zwar war das ganze schon durchgeplant, allerdings mussten sie dem Direktor und dem Assistenten immer nochmals bescheid sagen, damit es nicht zu Missverständnissen kam. „Dann sehen wir uns Übermorgen. Viel Spaß bei der Kostümprobe“, sagte der Assistent freundlich und sie verabschiedete sich noch. „Danke“, sagte Yuuhi und wollte zu ihrer Tasche, doch sie runzelte die Stirn. Sie hatte die Tasche doch gar nicht verstellt. „Yuuhi!“, hörte sie Teru's Stimme und sah zu Tür. „Ich hab deine Tasche. Komm schon.“ Der Soragumi-Star grinste und ging zu ihrem Vice. „Danke.“ Zusammen gingen die beiden Schauspielerinnen zu Yuuhi's Wohnung, warfen die Taschen auf das kleine Sofa. Im Augenwinkel sah Yuuhi, wie Teru sich ausgiebig umsah. „Gefällt es dir hier?“, fragte die Soragumi-Darstellerin und ging in Richtung der Kochecke. „Es ist größer als meine. Sind alle Top Star Wohnungen so groß?“ „Das weis ich nicht“, meinte Yuuhi und fing an die Sachen aus ihrem Kühlschrank zu räumen. Nach dem Streit mit Kiriyan hatte sie sich doch dazu entschlossen in die größere Top Star Wohnung um zu ziehen, hatte sie schon lieben gelernt. Ihre Einrichtung immer noch etwas spartanisch und die Wohnung wirkte etwas leer. Sie war schon davon ausgegangen, dass Teru nach dem Training mit zu ihr kam und hatte schon für zwei Personen eingekauft. „Aber ich weis, dass wir alle Fußbodenheizung haben im Bad.“ Der Soragumi-Star grinste breit als sie den verwunderten Blick im Rücken spürte. „Echt?“ Yuuhi drehte sich um, lehnte sich an den Kühlschrank. „Du kannst ja ne Runde duschen gehen und es ausprobieren. Die Muffins kannst du nicht machen während ich koche.“ Teru blinzelte verwirrt und fuhr sich durch die Haare. Hatte Yuuhi sie gerade echt dazu eingeladen bei ihr zu duschen, oder hatte sie sich nur verhöhrt? Aber sie wollte sich nicht beschweren. Von den sagenunwobenen Fußbodenheizungen hatte sie schon gehört. „Uhm danke? Aber ich hab nichts zum Umziehen dabei...“ „Wenn du willst geb ich dir was Weites von mir. Ds sollte selbst dir passen.“ Es war wohl nicht zu übersehen, dass Teru sich wie ein Schneekönig freute, sprang freudig auf der Stelle. „Wow danke! Dann werd ich das verschwitzte Zeug endlich los.“ „Bis du fertig bist bin ich fertig.“ Yuuhi stellte die Schüssel mit dem Gemüse beiseite, dass sie angefangen hatte zu schneiden, und gab Teru einen weiten Jogginganzug, genau wie zwei Handtücher und ein paar Flauschsocken, und Teru verzog sich daraufhin ins Badezimmer. Der Soragumi-Vice zog erstmal ihre Socken von den Füßen, grinste, als die Wärme an ihre Füße kam. Das war einfach überwältigend. Zwar war der nackte Boden etwas unangenehm, aber nachdem sie sich auf den kleinen, regenbogenfarbigen Vorteppich vor der Dusche gestellt hatte war es geradezu perfekt. Was den Soragumi-Star letztenendes dazu geritten hatte ihren Vice tatsächlich bei sich duschen zu lassen, sie so tief in ihre Privatsphäre zu lassen wusste sie dann doch nicht. Teru war ihr in der Zeit einfach ans Herz gewachsen und in ihr machte immer etwas einen Sprung, wenn die Größere so glücklich lachte und sich freute. Es lenkte sie von dem Stress ab, den sie in den letzten Tagen gehabt hatte. Als Sahnehäubchen hatte Teru ihr obendrein Muffins versprochen. Sie war verrückt nach diesen Dingern. Leise summend warf Yuuhi ihre Zutaten zusammen, sie hatte sich für Gemüseauflauf entschieden, denn der konnte lange genug im Ofen bleiben, ging anschliesend ins Schlafzimmer, wo sie sich ein bequemes, weiches Shirt und eine ebenso bequeme Hose anzog, obendrein die schlichten, schwarzen Söckchen durch ein paar quitschrosane Plüschsocken austauschte, zum schluss die Abbinde unter dem Shirt löste und tief durchatmete. Zwar war das Teil inzwischen gewohnt, aber selbst nach all den Jahren war sie jeden Abend froh das störende Stoffteil endlich los zu sein. Ein leises Knallen riss sie aus der Trance. Teru war wohl aus dem Bad gekommen. „Yuuhi?“ „Schlafzimmer.“ Die Tür öffnete sich etwas scheu und eine klatschnasse Teru steckte den Kopf hinein. Ihre Haare tropften und sie hatte eines der Handtücher über den Schultern, wobei das Shirt dezent durchnässt war. Yuuhi lachte etwas. „Hast du mit Klamotten geduscht?“ „Nein.“ Teru brummte etwas und trat ins Schlafzimmer. „Ich hab nur deinen Wasserhahn unterschätzt.“ Der Soragumi-Star blinzelte etwas, lachte dann laut los als sie verstand, worauf Teru hinaus wollte. Der Wasserhahn tendierte dazu das Wasser ziemlich plötzlich herausschießen zu lassen und die Art und Weise wie das Waschbecken geformt war wurde man gerne mal nass, wenn man nicht wusste, was da auf einen zukam. Yuuhi dachte schon gar nicht mehr daran, denn die Wohnung gehörte einst Saeko. Sie hatte schon genug Zeit darin verbracht um von den Fehlern zu wissen. Der Soragumi-Star ging zu Teru, die inzwischen die Tür geöffnet hatte, und strich ihr eine klatschnasse, klebende Haarsträhne aus dem Gesicht. „Hey du bist ja ganz kalt.“ „Ich hab die Angewohnheit mir nach dem Duschen ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht zu werfen. Das macht wach.“ Yuuhi kratzte sich grinsend an der Wange. „Merkwürdige Angewohheiten hast du. Das Essen dürfte gleich fertig sein.“ Die Soragumi-Vice war mehr als erstaunt wie gut ihr Top Star doch kochen konnte, nahm mehr als ein Mal nach und leerte den Teller bis auf die letzte Erbse. Dabei vertilgte sie fast das Doppelte von dem, was Yuuhi inhalierte, auch wenn noch immer etwas übrig blieb. So hatten sie immerhin noch etwas für den nächsten Tag. Teru hatte sich aschließend in die Küche gestellt um die versprochenen Muffins zu backen. Yuuhi hatte merkwürdigerweise alles da. Ob sie das geplant hatte? Teru schmunzelte etwas bei dem Gedanken. Yurika hatte sich etwas bei ihr aufgeregt, dass sie sich wohl wieder zu sehr in etwas reinsteigerte, allerdings war Teru sich ziemlich sicher. Yuuhi war etwas anderes. „So fertig“, sagte Teru, nachdem sie den Teig in die Förmchen und das Blech in den Ofen geschoben hatte. „Und du bist dir sicher, dass die Kombination schmeckt?“ „Schokolade und Kirsch passt immer. Wirst schon sehen.“ Teru wusch sich noch die Hände, sah im Augenwinkel, wie Yuuhi sich über die Schüssel mit den Teigresten beugte. Die Vice lachte etwas. „Wenn du willst dann probier doch.“ Teru schüttelte sich ein paar Wassertropfen von den Händen, sah dabei zu Yuuhi, die ohne weitere Fragen zwei Finger in die Schüssel steckte und ein wenig von dem übrigem Teig probierte. Dem Glitzern in ihren Augen nach zu Urteilen schmeckte es. Ihr Top Star schnappte sich die Schüssel, Teru konnte dabei nur breiter grinsen, ging ein paar Schritte und lehnte sich an die Wand, 'löffelte' dabei weiter den Restteig mit den Fingern. „Schmeckt super“, nuschelte die kleinere und leckte sich den Rest vom Finger. „Iss nicht zu viel. Die Muffins backen noch hoch und du bekommst von zu viel Teig bestimmt Bauchschmerzen.“ „Du denkst manchmal echt ich wäre ein Kind oder?“, fragte Yuuhi und zog dabei eine Schmolllippe. Teru lachte etwas, trat an die andere heran und nahm ihr die Schüssel weg, probierte selbst etwas von dem Teig. Sie hätte etwas mehr Schokolade reinmachen sollen, aber das war nah genug dran. „Hey!“ „Du benimmst dir nur wie ein Kind, wenns um Süßigkeiten geht, aber ich kanns dir nicht verübeln.“ Yuuhi tippte ihr gegen die Stirn und grinste. „Sagt die richtige. Sobald irgendwas flauschig ist flippst du doch komplett aus.“ „Was? Das stimmt doch gar nicht.“ Der Top Star hob eine Augenbraue, warf einen Blick nach unten auf ihre Socken, auf die Flauschsocken um genau zu sein. Teru runzelte die Stirn. „...Na gut vielleicht ein bisschen.“ „Sei froh, dass du noch nie auf Saeko's Flauschteppich im Bad gestanden hast. Ich glaube davon würde ich dich nie mehr runter bekommen.“ „Dann bin ich ja froh, dass ich da noch nicht war. Wo wir grade von flauschig reden... ist das das neue Shirt?“ Yuuhi hatte sich das Shirt geholt als sie zusammen mit Yurika und Beni shoppen war um sich ablenken zu können. Der Top Star hatte sich sofort in das Outfit verliebt, insbesondere, da sich der Stoff sich himmlisch anfühlte. Sie nickte etwas. „Klar. Es schläft sich toll darin.“ Teru trat an sie heran, legte die Hände an die Seiten des Top Stars und befühlte den Stoff leicht, fuhr dabei nach vorne über den Bauch. Etwas überrumpelt starrte Yuuhi auf die Hände der Jüngeren, fühlte dabei wie sich ihre Wangen aufhitzten und sie wohl oder übel rot anlief. Wenn sie nicht sowieso schon an der Wand stehen würde, die Wand im Rücken kam ihn auf einmal so kalt vor, wäre sie wohl nach hinten gekippt. Teru trat noch einen Schritt näher an sie heran, Yuuhi's Herz musste wohl jeden Moment aus ihrem Brustkorb springen, und der Top Star war dazu verleitet auf zu sehen. Diesen Blick von Teru kannte sie, sie kannte ihn nur zu gut. Ihr Blick klebte an den sanften, dunklen Augen der Jüngeren, verlor sich ein bisschen darin. Yuuhi hob langsam die Hand, legte sie der anderen auf die Schulter, wich aber instinktiv etwas zurück als ihr Vice ihr ein Stück näher kam. Die Frau ihr gegenüber atmete einmal tief aus und lehnte den Kopf neben Yuuhi an die Wand. „Tut mir leid“, flüsterte Teru leise, wobei dem Soragumi-Star dabei eine Gänsehaut über den Rücken kroch. „Ich wollte nicht...“ „Teru. Halt die Klappe“, murmelte Yuuhi nur und krallte sich etwas in die Schulter ihres Vices. Sie fühlte, wie der Klos in ihrem Hals ihre Stimme absacken lies. Teru lehnte sich etwas zurück und erneut sah sie in diese wundervollen, dunklen Augen. „Ich wollte nicht, dass du sauer...“ „Küss mich einfach.“ Sie sah der anderen die Verwunderung an, jedoch legte Yuuhi die Hände in den Nacken der anderen. Vorsichtig zog sie die Größere zu sich hinunter, Teru wehrte sich nicht sonderlich, und hob den Kopf etwas, fühlte kurz darauf den Atem und die Lippen der Jüngeren gegen den eigenen. Die scheue Berührung entwickelte sich schnell in einen zärtlichen Kuss, wobei Teru weiter an Yuuhi heranrutschte. Der Soragumi-Star erfreute sich dabei der Zärtlichkeit und der Wärme, die die andere ihr entgegen brachte. In ihrer neuen Wohnung warf Chika zunächst ihre Tasche auf ihre Couch, rieb sich über den Nacken und seufzte schwer. Sie hatte sich immer noch nicht an die neuen vier Wände gewöhnt, wesshalb sie die meiste Zeit des letzten Jahres bei Hiromi geschlafen hatte. Dabei war ihre neue Wohnung gar nicht schlecht. Sie war nicht ganz so so groß wie ihre alte, jedoch wenigstens zweistöckig. Das Wohnzimmer, welches das Herzstück der Wohnung bildete, folgte direkt auf den Eingangsbereich. Von dort aus führte eine Treppe mit einem Metallgeländer nach oben in einen Arbeitsbereich mit darauf folgendem Schlafzimmer. Es diente zwar nur als Gästezimmer, aber Chika ging nicht davon aus es jemals benutzen zu müssen, benutzte es desshalb mehr oder minder als Abstellkammer. Ihr eigentliches Schlafzimmer befand sich im unteren Stockwerk, ebenso wie das Bad und die Küche. Die Küche schloss sich an das Esszimmer an, wobei das Esszimmer durch eine Fensterfront mit einem Balkon verbunden war. Erstmal eine Dusche, denn das Training war mehr als anstrengend gewesen. Obendrein schlief sie seit Tagen kaum. Alles, was sie noch wollte war eine heiße Dusche und ihr Bett. Die Schuhe lies sie einfach ungeordnet im Eingangsbereich, schliff müde über den dunkelroten Teppich, der den Großteil des Wohnzimmers ausfüllte, zog dabei schon ihr Shirt über den Kopf und die Hose von den Beinen, was achtlos auf dem Teppich liegen blieb, es sah ja eh keiner, an der Küche vorbei ins Badezimmer, wo sie sich auch dem Rest ihrer Kleidung entledigte. Seufzend stieg sie in die Dusche, legte den Kopf auf die Seite und schloss die Augen. Das warme Wasser entspannte ihre übersäuerten Muskeln, wobei auch ihr Duschgel seinen Teil dazu beitrug. Blinzelnd besah sich der Yukgiumi-Star ihre Handgelenke, drehte die linke Hand ein wenig und besah sich den letzten Überrest, der vor der Nacht übrig geblieben war, die sie am liebsten vergessen würde. Die Narbe war so hauchzart, so fein, dass sie mit dem blosem Auge nicht sichtbar war, aber man konnte sie ertasten. Sie verlief an der Unterseite ihres Handgelenks, dicht vorbei an ihren Pulsadern. Sena hatte wirklich ganze Arbeit geleistet als sie ihr ins Handgelenk gebissen hatte. Eigentlich sollte es sie gar nicht so stören, aber es störte sie schon, dass die Narbe da war. Hiromi wusste davon, auch, wenn sie die Narbe sehr offensichtlich vermied. Noch immer hing Chika diese Nacht nach. Sie hatte Alpträume davon und manchmal sah sie Sena vor sich, wie sie ihre Haare auf der linken Seite zurückgeflochten hatte, woraufhin sie immer die Flucht ergriff. Kurz nach dem Vorfall hatte es sogar gereicht, wenn Sena die Haarsträhnen an der Seite zurückgezogen hatte um sie in Panik zu versetzen. Sie sah immer wieder die andere vor sich, wie sie in dem bodenlangen Samtanzug, den silbernen, mit roten Strähnen durchzogenen und links zurückgeflochtenen Locken, diesem blassem Make-up und dem kalten Silberring vor ihr stand, kalt lächelte. Insbesondere dieses Lächeln... Chika schüttelte den Kopf. Sie hatte sich geschworen das ganze zu vergessen, mehr noch, sie hatte es Hiromi geschworen. Sie wollte das ganze nur endlich aus ihrem Kopf wissen, was jedoch nicht so leicht war, bedachte man, dass sie Sena immer wieder sah und genau wusste, dass sie über die Selbe Schwelle ging, die sie auch manchmal überschritt. Immer wieder hatte sie Angst, dass Sena auf einmal in der Tür stand wenn sie sich mit Saeko unterhielt. Weis der Himmel, was Sena mit ihr machen würde. Aber auch egal. Sie hatte sich auf wichtigeres zu konzentrieren als ihrer Vergangenheit nach zu hängen. Kurzerhand schnappte sie sich das Shampoo, wusch sich in aller Ausführlichkeit die kurzen Haare und stieg anschliesend mit zugekniffenen Augen aus der Dusche und schnappte sich ein Handtuch. Noch etwas blind stolperte sie zu ihrem Spiegel, legte sich das Handtuch, mit dem sie sich die Haare trockengerieben hatte, um die Schulter gelegt und sah auf die beschlagene Fläche. Wie lange hatte sie darunter gestanden? Mal ganz davon abgesehen, dass sie wegen des Shampoos, dass sie in die Augen bekommen hatte, noch immer blind war. Sie tastete nach einem Waschlappen um sich die Augen aus zu waschen. Kaum, dass sie den nassen Lappen auf den Augen hatte fühlte sie einen kalten Luftzug in ihrem Nacken, erstarrte dabei. Sofort schnellte ihr Blutdruck nach oben. Hoffendlich hatte sie nur vergessen die Tür richtig zu schließen... „Guten Abend, Natsuki“, hauchte es gegen ihren Nacken. Sofort fiel der nasse Lappen zu Boden und sie starrte im noch immer beschlagenen Spiegel auf eine nur allzu vertraute Gestalt, die sie nur zu gut kannte. Die Hand der Person, die hinter ihr stand, reichte an ihr vorbei nach vorne, an der sie nur ein leichtes Glitzern daran erkannte, wischte über die beschlagene Fläche, sodass sie Sena im Spiegel direkt in die Augen sah. Sie erkannte die zurückgeflochtenen Haarsträhnen, den Kragen des Mantels, den sie trug, denn die Frau war ungefähr einen halben Kopf größer. Dabei fühlte sie den Körper der anderen an ihrer nackten Haut. Sena schien ihre Panik und ihre Paralyse zu bemerken, lächelte nur kalt und Chika sackte etwas in sich zusammen. Das konnte nur ein einziger Alptraum sein. „Was willst du?“, wimmterte sie fast atemlos, woraufhin Sena den Arm um ihre Schultern schlang und sich in die nackte Schulter krallte. „Dir eine Lektion erteilen. Obwohl ich gehofft hatte, dass wir das hinter uns hätten. Du ekelst mich an.“ In ihrer Panik wurde Chika lauter. „Ich hab nichts getan!“ „Denkst du ich weis nicht, dass du bei Saeko warst?“ Der Yukigumi-Star fühlte, wie sie etwas in sich zusammensank. Sie fühlte die Lippen der anderen an ihrer Ohrmuschel, wobei Sena die Hand hob und ihr mit dem Handrücken über die Wange strich. Neben der kalten Haut fühlte sie noch etwas anderes, was ihren Körper nur noch heftiger zittern lies. Das konnte nicht sein. Saeko hatte... es konnte nicht... aber er war da. Sie sah das Silber in der verwischten Spiegelung. Mit einem Mal war die unterstütztende Kraft von Sena's Arm weg, wodurch Chika abrutschte und auf die Knie fiel. Sofort drehte sich sich, rutschte zurück bis sie mit dem Rücken an die Kacheln stieß. Durch die Panik orientierungslos konnte sie nicht sagen, ob es jetzt die Wand, die Badewanne oder die Dusche war, an die sie gerade gerutscht war, wurde nur auf der Stelle kleiner, als Sena näher kam, das Hallen ihrer Absätze im Bad war fast unerträglich laut und der dunkle Mantel führte dazu, dass vor Chika's Augen ein Horrorszenario ablief, blieb dann über ihr stehen. Den Blick kannte sie, zu gut. „S-Sena... ich...“ „Willst du schon wieder eine Entschuldigung abliefern? Aber, aber meine Nixe. Ich sagte dir, dass du die Finger von meinem Mädchen lassen sollst. Und schon wieder bist du selbst an deinem Schicksal schuld. Armes Häschen.“ Sena zog die Augenbrauen etwas zusammen, legte dabei wieder dieses unglaublich kalte Lächeln auf. Chika fühlte, wie sie erschauderte als Sena sie am Handgelenk packte und sie mehr oder minder nach oben zog. Ihre Beine waren noch immer weich und sie schaffte es nicht auch nur ansatzweise zu stehen. „Bitte...“ „Bitte was?“ Chika würgte als Sena sie am Hals packte. „Ich habe dich dazu gebracht das zu tun was ich dir sage. Das einzige, was ich dir befohlen habe war nie...“ Der Tod schnaubte. „...nie Hand an meine Frau an zu legen und dich nie in ihrer Nähe auf zu halten. Ich habe dich nur bei unseren Freunden akzeptiert weil du mit Hiromi zusammenhängst. Oder sollte ich dir sagen, hingst? Sonst hätte ich dich schon lange in die Schranken gewiesen.“ Erneut sackte Chika auf die Knie als Sena sie loslies, hustete und stützte sich auf dem Boden ab. „Aufstehen.“ „Sena hör auf...“ „Aufstehen hab ich gesagt!“ Erneut schluckte Chika hart, drückte sich an den Kacheln nach oben. Sie spürte die Blicke der anderen auf sich, starrte desshalb zu Boden. Sie fühlte Sena's manikürte Nägel auf über ihre Kehle streichen. „Na geht doch. Raus.“ Chika stolperte an dem Tod vorbei aus der Tür, wäre dabei fast erneut gestolpert, landete nach einem Schlag auf ihrem Rücken dennoch auf dem tiefrotem Teppich. „Ich war so frei dir etwas zum Anziehn raus zu legen. Dein Körper macht mich krank“, sagte die andere kalt und zeigte auf einen kleinen Stoffhaufen auf dem Sofa. Die Yukigumi-Schauspielerin traute sich gar nicht Sena an zu sehen als sie zur Couch krabbelte und in die Shorts und in das Top schlüpfte, dass sie dort vorfand. Vor dem Sofa hockte sie sich auf den Teppich, zog die Beine an den Körper und sackte in sich zusammen, als sie Sena's Schatten vor sich sah. Inzwischen war ihre Angst so groß, dass die Tränen ihr über die Wangen liefen. „Wie kommst du hier rein?“, wimmerte Chika leise, starrte zu Sena nach oben, die direkt über ihr Stand. Sie trug das Tod-Kostüm nicht, das erkannte sie dann doch, aber etwas, was dem zum verwechseln ähnlich sah, was die ganze Situation nicht verbesserte. Erneut lächelte die andere, zog etwas am Kragen ihrer Jacke, enthüllte damit die Innentasche, in der sie nur etwas allzu bekanntes entdeckte, was sie erneut aufwimmern und zittern lies. Die Handschellen, mit denen sie stundenlang an ihr Bett gefesselt gewesen war. Vor Chika's Augen fing sich die Umgebung an zu drehen als der Tod vor ihr die Hand in die Innentasche schob, kalt Lächelte. Man sah ihr das Vergnügen an, mit der Sena vorging, zog aber statt der vorgeblitzten Handschellen etwas sehr viel kleineres heraus, einen Schlüssel. „Saeko hat versucht den Schlüssel vor mir zu verstecken. Ich war so frei eine Kopie zu machen.“ „Ich habe nicht...“ „Lüg mich nicht an!“ Chika schlug die Hände über die Ohren als Sena anfing zu schreien. „Ich weis, dass du bei ihr warst! In meiner Wohnung! Dass du so närrisch bist dich in mein Reich zu wagen ist einfach nur dumm, Natsuki!“ Wegen der zusammengekniffenen Augen spürte sie erst, dass der Tod über ihr kniete, als sie die schlanken Finger und das kalte Metall an ihrem Kieferknochen spürte. „Oh meine süße Nixe. War dir jene Nacht nicht genug? Hattest du solche Sehnsucht nach mir?“ „Sena...“ „Antworte mir, meine Nixe. Was habe ich dir gesagt?“ Chika schluckte, wimmerte auf als der Tod sie am Kiefer nach oben zerrte. „Komm Saeko nicht zu nahe...“ „Genau. Und? Was hast du getan? Etwas, was du nie tun solltest?“ „Ich war in deiner Wohnung...“ „Kennst du die Konsequenz dafür?“ Nochmals kniff die Schauspielerin die Augen zusammen, krallte sich am Arm der anderen fest. Die Hand löste sich von ihrem Kiefer, griff sich stattdessen ihr Handgelenk und zog es sich zu den Lippen. Mit der zweiten Hand presste Sena sie gegen die Couch. Chika traute sich gar nicht ihr zu antworten. Sena lächelte nur etwas, woraufhin die Yukigumi-Schauspielerin den stechenden Schmerz an der Stelle, wo ihre Narbe saß. „Sena hör auf!“, hörte sie auf einmal eine bekannte Stimme rufen und der Tod löste die Zähne von ihrer Haut und mit einem Mal wurde Sena von ihr runtergezerrt. Die Stimme kannte sie. Hiromi... Der Ruck war so schnell gekommen, dass Asako nicht hatte reagieren können, starrte plötzlich in ein vertrautes paar Augen. Für eine Sekunde hatte sie geglaubt Saeko vor sich zu haben, bis sie bemerkte, dass es der kleine Nervtöter war, der ständig Natsuki mit anschleppte. Wieder fest in ihren Stiefeln baute sich vor der jetzt kleineren Frau auf, sah kalt auf sie hinunter. „Misch dich nicht ein.“ „Und wie ich mich einmische! Du bist doch wahnsinnig!“ Asako warf einen Blick auf die noch immer zusammengekauerte Natsuki, die ihr gerötetes Handgelenk festhielt, sie verfluchte sich nicht fester zugebissen zu haben, die leise vor sich hinwimmerte und zu Boden starrte. „Wenn Saeko mich nicht darum gebeten hätte, dann hätte ich das hier schon viel früher gemacht. Immerhin hat sie nichts in deiner Familie zu suchen.“ Sie lächelte. „Sei mir doch dankbar, dass ich sie aus deinem Leben hole. Sie hat darin eh nichts verloren.“ Hiromi wollte gerade anfangen noch etwas zu sagen, als Asako sie mit einem gezieltem Stoß gegen die Schultern, immerhin hatte Asako einiges an Kraft, an das Metallgeländer beförderte und Hiromi keuchte vor Schmerz auf. Mit schnellem Schritt war der Tod bei ihr, hatte schneller, als Hiromi hätte sehen können, die Handschellen aus der Innentasche gezückt und die Handgelenke der anderen an dem Metallgeländer festgemacht. Asako legte ihr sanft eine Hand auf die Wange, lächelte zärtlich. „Misch dich nicht ein, Hiromi. Ich zeige ihr nur, wo ihr Platz ist.“ Als Hiromi wieder geradeaus sehen konnte, die Erschütterung an ihrem Rücken und Hinterkopf, die sie sich durch den Aufprall am Geländer zuzog, hatte sie Sterne sehen lassen, sah sie Sena, die ein paar Schritte rückwärts ging, sich dann auf dem Absatz drehte und mit schwebenden Schritten zurück zum Sofa, wo sie sah, wie Chika jammernd zurückwich. „Sena...“ So würde sie nicht weiterkommen. „Asako hör auf!“ Dann hörte sie die Tod-Darstellerin leise singen. „Yami ga hirogaru...“ Chika's Flehen tat ihr geradezu in den Ohren weh und sie konnte nur mit Tränen in den Augen zusehen, wie ihr Top Star versuchte von der anderen weg zu rutschen, doch der Absatz des Todes auf deren Hand stoppte sie. Sena war tatsächlich wahnsinnig. „Hito wa nani momienai...“ Sena kniete sich mit allen vieren über Chika, hielt sie mit einer Hand an deren Brustbein und der zweiten an ihrem Handgelenk auf dem Boden. Sie konnte die Angst in den Augen ihrer Freundin sehen. „Dare ka ga sakebu...“ Sie wusste, wie es weiterging. Chika hatte ihr davon erzählt. Sena beugte sich weiter über den Yukigumi-Star und Hiromi fühlte, wie ihr die Ideen ausgingen. Sie riss an den Handschellen, aber diese rührten sich nicht. Sena's Lippen legten sich auf den Wangenknochen der unter ihr liegenden Frau. „ Asako...“ „Koe o tayori ni samayou...“ „Asako hör auf! Glaubst du Saeko würde es gefallen, was du da tust??“ Es war das Letzte, was Hiromi noch einfiel, aber sie schien damit die Aufmerksamkeit des ehemaligen Top Stars zu bekommen. Ihr Kopf hatte sich etwas gehoben und sich zu ihr gedreht. Es war nur ein spontaner Einfall gewesen, aber wenn es funktionierte, dann musste sie weitermachen. „Denk gefälligst darüber nach! Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie das rausfindet. Sei gefälligst vernünftig!“ Sena richtete sich auf, sah zu ihr, lies dabei aber nicht die Hand vom Handgelenk der anderen. „Red keinen Unsinn...“ „Die Einzige, die ihr Unsinn spricht, bist du! Saeko vertraut dir. Sie hat dir den Ring nicht geschenkt, damit du ihn so verwendest und sie so hintergehst!“ Asako stoppte in ihrem Tun, lies das Handgelenk der anderen los und stand auf, betrachtete den Ring, den sie am rechten Zeigefinger trug. Hiromi hatte wohl oder übel Recht. Saeko hatte ihr den Ring nicht geschenkt um ihn als Ersatz für den weggeworfenen Todesring zu sehen, sondern als Zeichen für ihren neuen Anfang. Sie zog den Ring von der rechten Hand, zog ihn zurück auf den ursprünglichen Platz an ihrem linken Mittelfinger. Anschließend sah sie wieder zu Hiromi. „Wieso machst du das, Hiromi? Das da...“ Sie zeigte auf das kleine Häufchen Elend zu ihren Füßen. „...ist es nicht wert gerettet zu werden.“ „Ich liebe sie“, fauchte die kleine Schwester ihrer Freundin. „Das ist es was zählt.“ „So? Und du glaubst, wenn sie dir etwas gleichartiges vorheuchelt, dass sie es auch so meint? Diese kleine...“ „Du hast doch keine Ahnung! Du warst vor einem Jahr noch schlimmer!“ Natsuki, inzwischen wieder einigermaßen wieder zu sich gekommen, starrte zu Sena nach oben, sah, wie sie umschlug. „Du wagst es mich auf eine Stufe mit der da zu stellen??“ Sena's Aufmerksamkeit war mit einem mal völlig von ihr abgelenkt und sie ging wieder auf Hiromi zu. Chika schluckte und blinzelte. Nur langsam konnte sie durch den Nebel sehen, der sich vor ihren Augen gebildet hatte, drehte den Kopf etwas und hörte nur, wie Hiromi würgte. Den Grund dafür sah sie kurz darauf auch: Sena's fast klauenartige Hand am Hals ihrer Freundin. „Du hast doch keine Ahnung!“ Bevor Chika es sich versah war sie bei dem Tod, hatte die Arme um die andere geschlungen und sie etwas weg gezogen und sich in die Jacke der anderen verkrallt. „Hör auf, Asako! Sie hat dir nichts getan!“ „Lass mich los.“ Kraftlos sackte der Yukigumi-Star auf die Knie, hielt sich aber noch an der Mantelschleppe des Todes fest. „Ich flehe dich an. Sie hat dir nichts getan. Lass sie gehen.“ Der Klos in ihrem Hals machte ihre sonst so kräftige Stimme zu nicht mehr als einem Flüstern. „Bitte...“ „Und wieso sollte ich?“ „Sie ist Saeko's Schwester. Und ich will nicht, dass du ihr wehtust...“ „Das beantwortet nicht meine Frage.“ „Ich liebe sie...“ Das erstaunte Asako dann doch. Diese Worte aus Natsuki's Mund zu hören war so... surreal. Das Merkwürdigste aber war, dass sie dem Yukigumi-Star glaubte. Nach all diesen Lügen, nach all dem, was Natsuki getan hatte, glaubte Asako ihr. Der Tod zog die Stirn kraus und sie sah zu der gebrochenen Frau zu ihren Füßen, anschließend zu der noch immer angeketteten Hiromi. „Das ist... erstaunlich...“ Hiromi, noch immer zitternd und bleich, sah verwirrt drein. „Du hast wirklich viel von deiner Schwester.“ Mit einer Handbewegung fiel Chika nach hinten, rutschte ein wenig zurück. Seufzend griff Asako in ihre Innentasche, ging an Chika vorbei, ein paar Stufen die Treppe hinauf, sodass sie an die Handschellen Hiromi's rankam. Kurzerhand löste sie das Metall, setzte sich dann auf die Treppen. Von dort lauerte sie wie ein Tier darauf, wie Hiromi eine verwirrten Blick zu ihr hinauf warf, sich dann in die Arme des Yukigumi-Stars fallen lies. Asako musste den Kopf etwas schütteln, erhob sich dann von der Treppe und sah auf Chika hinunter. „Nun meine Nixe...“ Der Top Star und ihre Freundin sahen beide zu ihr nach oben. „Ich gebe dir nur einen Rat. Pflege diese Frau. Saeko ist für dich tabu. Genau wie jede andere. Sollte ich Wind davon bekommen sollte, dass du eine andere ansiehst, dann bereite ich dir die schlimmsten Stunden deines Lebens. Und dieses Mal wird sich keiner einmischen.“ Erneut griff sie sich in die Innentasche, zog die Kopie des Hausschlüssels heraus, den sie achtlos fallen lies, ebenso wie die Handschellen und die dazugehörigen Schlüssel. Noch während sie das Wohnzimmer hinter sich brachte löste sie sich die zurückgeflochtenen Haare. Nur für einen Augenblick blieb sie in der Tür stehen, hörte ein erneutes Liebesgeständnis von Natsuki ehe sie die Tür hinter sich ins Schloss fallen lies. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)