Rise and Fall von Asako (Fortsetzung zu 'Behind the Scenes') ================================================================================ Kapitel 1: Chapter 1 -------------------- „Yuuhi...“ Ein leises Stöhnen. „Yuuhi warte. Geh runter...“ Verwirrt hob die Otokoyaku den Kopf, lies damit vom Hals ihrer Freundin ab und blinzelte etwas verwirrt. Eigentlich wusste sie genau, was jetzt kam, denn der Dialog fing immer gleich an, verlief genau gleich und hörte gleich auf. Entnervt stöhnte der Soragumi-Top Star etwas auf. „Kiriyan...“ „Geh runter.“ „Was ist jetzt schon wieder? Hab ich was falsch gemacht?“ „Nein. Geh einfach runter. Ich kann das einfach nicht.“ Nur etwas widerwillig rutschte Yuuhi von dem Tsukigumi-Top Star, setzte sich auf und fuhr sich durch die Haare. Immer wieder dasselbe Trauerspiel. Seit Asako ausgestiegen war wurde es nur schlimmer in ihrer Beziehung. Asako... Es war jetzt schon über ein Jahr her, dass die Otokoyaku Takarazuka verlassen hatte. Über ein Jahr, in dem Kiriyan die Rolle des Top Stars von Tsukigumi übernommen hatte. Ein Jahr, in dem Yuuhi endlich zum Top Star aufgestiegen war, der Top Star von Soragumi. Ein Jahr, in dem sie in ihrer Beziehung mit Kiriyan nur Probleme hatte. Manchmal fragte Yuuhi sich, wie Saeko so geduldig mit Asako gewesen war, denn immerhin hatte diese fast vier Jahre auf ihre Freundin gewartet, war so lange von ihr getrennt gewesen. Inzwischen arbeiteten die beiden zusammen am Touho-Theater, ein weiteres, geradezu gigantisches Theater, an dem insbesondere Asako glänzte. Saeko hatte wirklich ganze Arbeit geleistet ihrer Freundin diesen Platz zu verschaffen, zog lieber hinter der Bühne die Fäden, auch wenn es für ein ziemliches Gelächter gesorgt hatte, dass Asako als ihre erste Rolle nach Takarazuka Elisabeth gespielt hatte. Osa zog ihre Freundin noch immer damit auf, dass sie so an der Elisabeth-Rolle hing, wobei keiner aus ihrem Freundeskreis jemals wieder die Rolle des Todes angesprochen hatte. Auch Osa war inzwischen wieder am Theater, allerdings ein weniger bekanntes, zog es eher vor mehr Zeit mit Gaichi zu verbringen, wobei die ehemalige Senka noch immer im Takarazuka-Theater in der oberen Etage arbeitete, denn das Organisationstalent konnte sich einfach von der Arbeit nicht los sagen. Dennoch schien sie ziemlich viel Zeit für ihre Freundin zu haben. Yuuhi seufzte schwer. Wenn doch nur ihre Beziehung auch so ungezwungen wäre wie die ihrer Freunde. Sie hatte fast drei Jahre auf Kiriyan hingearbeitet, hatte noch länger gebraucht um Kiriyan endlich ganz für sich zu gewinnen, doch seitdem traten sie auf der Stelle. Ihre Freundin wies sie immer ab, stieß sie zurück wenn sie sich annäherte und ihr schien mit einem Mal nichts mehr zu gefallen. Es war immer das Selbe. Dabei wusste sie genau, dass es Kiriyan nicht so schwer fallen dürfte. Yuuhi fuhr sich durch die Haare und sah auf die Seite. Noch immer etwas schwer atmend zog der Tsukigumi-Top Star ihr Hemd zu, setzte sich auf und knöpfte das Hemd wieder zu, schluckte leicht. „Tut mir leid...“, murmelte sie, starrte auf ihre Hände und zog die Beine etwas an den Körper. Verdammt eigentlich sollte das gar nicht so schwer sein. Es war nicht, dass sie nicht mochte, wenn Yuuhi ihr nahe war, aber etwas in ihr blockierte sobald der Soragumi-Star sich an ihrem Hemd zu schaffen machte. „Ich versteh dich nicht, Kiriyan“, begann die Frau eben ihr, wobei Kiri sich nicht traute ihre Freundin an zu sehen. „Vertraust du mir denn nicht?“ „Natürlich vertrau ich dir...“ „Anscheinend ja nicht. Damals mit Asako hast du auch nicht gezögert.“ Kiriyan schnaubte, biss sich etwas auf die Unterlippe. „Das war was anderes. Das weist du.“ Yuuhi schwieg, stand kurz darauf aber auf und Kiriyan sah ihr dabei zu, wie sie nach ihrem Hemd fischte. Dabei hätte der Abend so perfekt sein sollen. Der Tsukigumi-Star hatte sich extra früher von ihrem Training davongestohlen, hatte gekocht und sogar aufgeräumt, was sie sonst nur tat, wenn sie ein hohes Tier, aka Gaichi, besuchen kam und hatte fast zwei Stunden damit verbracht sich her zu richten. Sie hatte extra dieses Hemd angezogen, dass sie sich mal von Yuuhi geklaut hatte, verflixt sie trog sogar mal richtige Unterwäsche anstelle der Abbinde. Sie hatte das ganze endlich hinter sich bringen wollte, aber jetzt kniff sie schon wieder. „Yuuhi...“, murmelte Kiriyan leise, stand dann ebenfalls auf. Die vergleichsweise kühle Luft an ihren Beinen lies sie etwas zittern und sie trat von einem Fuß auf den anderen, da ihre Füße am Boden eher was von Eisklötzen hatten. „Yuuhi bleib.“ „Wieso sollte ich?“ „Warum macht dich das so sauer?“ „Ich bin nicht sauer.“ Natürlich war sie wütend. Inzwischen kannte Kiriyan ihre Freundin gut genug um zu wissen, wann ihr etwas nicht in den Kram passte. „Warum ist dir das so wichtig?“ „Weil es mir zeigt, dass du mir nicht zu vertrauen scheinst. Man Kiri, ich warte schon seit über Fünf Jahre auf dich.“ „Aber...“ „Laut Asako hat sie nur eine Minute gebraucht.“ Kiriyan wurde etwas lauter, verschränkte trotzig die Arme. „Wie lange willst du noch drauf rumhacken??“ „Glaubst du es freut mich, dass Asa das bekommen hat, was mir hätte gehören sollen?“ Yuuhi schnaubte. „Ich gehe.“ Ohne weiter etwas zu sagen sah Kiriyan dabei zu, wie Yuuhi sich wieder anzog, starrte dabei zu Boden und biss sich auf die Zunge bis diese taub wurde. Erst als ihre Freundin mit einem Mal vor ihr stand und ihr über die Wange strich sah sie auf, sah in die großen, dunklen Augen der anderen. „Bleib“, murmelte sie leise, nahm die Hand des Soragumi-Stars und hielt sie fest in ihrer. „Ich liebe dich, Kiriyan. Das heißt aber nicht, dass ich ewig auf dich warten kann. Denk darüber nach und sag mir, was du willst.“ Yuuhi entzog ihr die Hand, ging in Richtung Tür, wobei Kiriyan wie ein ausgesetzter Hund vor dem Bett stehen blieb. Kaum aus der Wohnung ihrer Freundin fluchte Yuuhi einmal leise zu sich selbst. Eigentlich fühlte sie sich ganz und gar nicht gut Kiriyan so einfach allein zu lassen, denn immerhin hatte sie sich sichtlich angestrengt den Abend so gut wie möglich zu gestalten. Dennoch griff es den Stolz der Soragumi-Darstellerin immer zutiefst an wenn Kiriyan sie so rüde zurückstieß, dabei hatte sie doch nicht vor ihr weh zu tun. Manchmal erwischte sie sich, dass sie sich fragte, wie Asako Kiriyan damals herumbekommen hatte, aber sie zwang sich jedes Mal aufs neue diesen Gedanken zu verdrängen. Sie hatte schon eine ausladende Unterhaltung mit der ehemaligen Tsukigumi-Darstellerin diesbezüglich gehabt und war dabei zu dem Schluss gekommen, dass Asako in der Zeit ohne Saeko nicht wirklich zurechnungsfähig gewesen war. Verzweiflung war eine starke Emotion und verleitete die Menschen schon zu so mancher Dummheit. Seufzend ging der Top Star zurück zu ihrer Wohnung, die nur ein paar Minuten von Kiriyan's entfernt lag, und lies sich drinnen auf einen der Stühle fallen. Zuerst überlegte sie noch einmal ihre Rolle durch zu gehen, stellte aber schnell fest, dass sie sich nicht konzentrieren konnte. Ihre Gedanken flogen immer wieder zu Kiriyan und sie fragte sich, was sie wohl falsch machte. War sie zu schnell? Dann aber wieder wartete sie schon vier Jahre. Frustriert warf die Soragumi-Schauspielerin ihr Script in die Ecke, griff sich stattdessen das Telefon. Es dauerte eine Weile, aber dann ging doch eine verschlafene Stimme dran, die nur missgelaunt in den Höhrer brummte. „Tut mir leid, dass ich dich wecke.“ „Tut es nicht. Kotz dich aus und lass mich weiterschlafen.“ Yuuhi seufzte etwas. Saeko war immer ein furchtbarer Kotzbrocken, wenn man sie weckte, aber sie brauchte nur jemanden der zuhörte. War ja nicht das erste Mal, dass sie die beiden Schauspielerinnen mitten in der Nacht aus dem Bett klingelte, doch gewöhnlich hatte sie Asako am Telefon. In ihrer Wohnung hockte Kiriyan auf ihrem Bett, hatte inzwischen ebenfalls ein Telefon zur Hand genommen und Masao angerufen. Seit Asako weg war hatte sie wohl am meisten mit Mirio und Masao zu tun, mit denen sie sich regelmäßig traf und sich wunderbar mit ihnen verstand. Genau wie es vor einigen Jahren noch bei ihr und Yuuhi gewesen war hatten es die beiden jüngeren nicht geschafft sich einander an zu näher, worüber Kiriyan manchmal ihre Scherze machte, dann aber wusste sie genau, dass sie eigentlich nie besser war. „Ja ja und mir hällst du immer Vorträge“, kam es vom anderen Ende und Kiriyan brummte eimal laut auf. „Immerhin schaffe ich es ihre Hand zu halten ohne gleich rot zu werden wie eine Tomate.“ Nur ein leises 'Hmpf' am anderen Ende und Kiriyan seufzte etwas. „Kommst du noch vorbei? Ich hab noch Auflauf übrig.“ „Bin gleich da.“ Kiriyan legte auf, lies sich rückwärts wieder in ihr Bett fallen und schloss ihre Hose. Noch immer wusste sie nicht, wieso es ihr so fürchterlich schwer fiel Yuuhi einfach an sich ran zu lassen, aber in ihr stieg jedes Mal Panik hoch wenn sie die nackte Haut der anderen auf ihrer spürte. Es ist nicht so, dass sie schon diverse Methoden ausprobiert oder Ratschläge befolgt hatte, aber nichts davon schien zu wirken. Obwohl sie genau wusste, dass dieses so winzige Detail ihre Beziehung eventuell in die Brüche gehen lassen könnte schaffte der Tsukigumi-Star es einfach nicht über ihren Schatten zu springen. Sie seufzte. Was machte sie sich eigentlich vor? Es war nicht nur der nicht vorhandene Sex, der nicht funktionierte. Seit sowohl sie selbst als auch Yuuhi den Status zum Top Star erhalten hatten sahen sie sich fast nie und wenn, dann wurde eine von beiden von irgendwem irgenwohin beordert, was sie jedoch auch nicht ablehnen konnten. Hinzu kamen die Streits, die sich gerade in den vergangenen Wochen immer weiter häuften, denn von ihrem alten Freundeskreis hatten sie nur noch sich, gingen sich dementsprechend auf die Nerven. Wieso es bei ihnen dazu gekommen war, dass sie nicht mehr viele Stunden am Stück aufeinanderhocken konnten ohne, dass es zu einem Streit ausartete, war ihnen unklar. Vielleicht fehlte ein Gegenpart, der sie etwas ausbalancierte. Dann aber wieder wollte Kiriyan nicht, dass Yuuhi mit irgendwem anderes als ihr Zeit verbrachte, denn ob sie es nun gerne zugab oder nicht, sie wurde sehr schnell furchtbar eifersüchtig. Ein Klingeln riss den Tsukigumi-Star aus ihrem Döszustand und sie schreckte auf. Sie war wohl ein wenig weggenickt, stand dann aber auf und tappste schlaftrunken zur Tür, öffnete diese und sah sofort in Masao's fröhliches Gesicht. Manchmal war diese Frau ein wenig wie Asako, aber glücklicherweise schien sie nicht diesen Schatten in sich zu tragen. Seit den Geschehnissen zu ihrer Top-Star-Zeit kippte in der Schauspielerin regelmäßig etwas um, insbesondere, wenn Natsuki sich in der Nähe befand. Die Sechs hatten Ayana Oto, Saeko's kleine Schwester, mit in die Gruppe integriert, was zwangsläufig die Folge hatte, dass Natsuki sich ebenfalls dort befand. Die beiden Frauen hatten wohl so etwas wie eine Beziehung, auch wenn sie nicht so ganz verstand auf was diese basierte. Dann aber war es wieder recht amüsant zu zu sehen, wie Natsuki immer wieder instinktiv bei Asako auf Abstand ging, sich eigentlich nie mit ihr unterhielt und sich nicht an Saeko rantraute, wenn der ehemalige Tsukigumi-Star sich im Raum befand. Falls sie es doch mal wagte erntete sie von Asako einen Blick, der dem Ausdruck 'Todesblick' eine ganz neue Dimension verlieh. „Guten Abend, Kiriyan“, sagte die jüngere, trat nach einem einladendem Brummen in die Wohnung ihres Top Stars hinein. Masao war ein Nachtmensch, wesshalb es ihr immer wenig ausmachte, wenn Kiriyan sie mitten in der Nacht anrief und sich mit ihr unterhalten wollte, ganz im Gegensatz zu Mirio, die immer sehr grausam brummig wurde, wenn sie zu wenig Schlaf hatte. „Bist du eingeschlafen?“ „Nur ein wenig gedöst. Hol dir einfach einen Teller wenn du hunger hast. Du weist ja, wo alles ist.“ Inzwischen ja. Seit dem Elisabeth-Stück im Vorjahr hatte sie sich ziemlich eng mit ihrem Top Star angefreundet, wohl insbesondere, weil Mirio große Stücke auf Kiriyan hielt. Ausserdem harmonierten sie ganz gut zusammen. Die Jüngere tat, wie ihr gesagt wurde und sie ging mit Kiriyan in die Wohnstube, anschließend in die Kochecke. Obwohl die Ältere inzwischen Top Star war beharrte sie immer noch darauf in der kleineren Wohnung zu bleiben, wahrscheinlich, weil sie sich inzwischen zu sehr dafür eingerichtet hatte. Nachdem sich Masao einen Teller von dem genommen hatte, was sie als Nudelauflauf interpretierte, setzte sie sich neben Kiriyan auf die Couch, wobei die Ältere sich durch die Haare fuhr und sich die Schläfen massierte. „Woran ist es denn diesmal gescheitert?“, fragte Masao gänzlich schamlos. Ihr war es kein Rätsel, dass Kiriyan Probleme hatte einfach mit Yuuhi zu schlafen, woran das lag wusste aber selbst sie nicht. Es war aber kei Geheimnis, dass es der Grund für die ständigen Reibungen in der Beziehung der beiden war. „Was denkst du denn?“ „Hast du sie schon wieder runter geschmissen? Kiri, so jemand wie Oozora fällt nicht einfach vom Himmel. Streng dich doch mal mehr an.“ „Das versuch ich doch. Jedes Mal stoß ich sie aus Reflex von mir. Und bevor du fragst: nein die Unterwäsche hat nicht geholfen.“ Masao schüttelte nur den Kopf. Das war so typisch. Eigentlich hatte sie sich erhofft, dass die hübsche Unterwäsche, die sie Kiriyan mitgebracht hatte, ihr ein wenig helfen würde sich zu überwinden, denn Masao's These war, dass ihr Top Star sich schlicht und ergreifend für ihren Körper schämte. Aber wenn das auch nicht half, dann war sie ratlos. „An irgendwas muss es doch liegen.“ „Keine Ahnung“, brummte Kiriyan leise, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Eigentlich war ihr gar nicht danach über ihre Beziehung zu sprechen. Vielleicht konnte sie Masao ja ablenken, geschweigedenn sich selbst. „Wie geht’s denn mit Mirio vorran? Immer noch keinen Erfolg gehabt.“ Masao schnaubte, woraufhin Kiriyan nur grinsen konnte. Mirio war in letzter Zeit ihr Lieblingsthema. „Kein Stück. Aber ich weis auch nicht, ob sie das wirklich will. Sie ist immer so zweideutig.“ „Zweideutig?“ „Ja. Warte ich zeigs dir.“ Der Top Star sah dabei zu, wie Masao in ihrer Hosentasche kramte, das Handy heraus zog und anfing ihre Nachrichten durch zu blättern. Sie schien schnell gefunde zu haben, nach was sie suchte, hielt ihr daraufhin das Handy hin und Kiriyan überflog die Zeilen flüchtig. Sie waren tatsächlich nicht eindeutig, aber so Sätze wie 'Du fehlst mir' zeigten dann doch schon einiges. „Erinnert mich ein bisschen an das, was ich Yuuhi immer geschrieben habe als wir noch so umeinander herumgetänzelt sind.“ „Echt?“ „Ja. Ich hab Yuuhi damit immer verunsichert, bis ich eines Tages doch damit rausgeplatzt bin.“ „Und wie kams? Einfach so?“ „Ich war eifersüchtig.“ Masao hob die Augenbraue und Kiriyan schubste sie etwas an der Schulter an. „Jetzt schau mich nicht so an. Ich war sogar verdammt eifersüchtig. Zuerst dachte ich nur, dass es war, weil Yuuhi immerhin meine beste Freundin war, aber als mal jemand mit ihr geflirtet hatte, hatte ich Angst sie zu verlieren. Also hab ichs ihr einfach gebeichtet.“ „War der Flirt denn ernst gemeint?“ „Um Himmels willen, nein. Es war nicht mal ein Flirt, sondern eine einfache Unterhaltung. Ich hab zu viel hineininterpretiert.“ „Wenn das so wäre, dann würde Mirio mir schon um den Hals hängen.“ Kiriyan biss sich auf die Zunge und unterdrückte die Tatsache, dass Mirio sich in ihrer Eifersucht Asako an den Hals geschmissen hatte anstelle von Masao. Die Jüngere wusste nichts davon, dass ihr alter Top Star in ihrem Größenwahn so viele Leichen verbuddelt hatte. „Vielleicht warst du nicht offensichtlich genug?“ „Was soll ich machen? Ne Beziehung vorheucheln? Dazu vertrau ich niemandem genug.“ „War ja nur ein Vorschlag. Lass es erstmal ruhen. Vielleicht ergibt sich ja doch noch was.“ Mehr oder minder guter Laune hockte Yuuhi am nächsten Tag auf ihrem üblichem Platz im Besprechungssaal, starrte auf ihr Script und versuchte ihr noch immer aufgewühltes Gemüt zu beruhigen, was sich als nicht ganz so leicht herausstellte. Eigentlich sollte sie sich als Top Star zusammenreisen, aber auch so jemand wie sie hatte mal einen schlechten Tag, auch, wenn sich das inzwischen häufte. Ihre neue Saison begann und sie war noch zu nichts gekommen, war nur darüber informiert worden, dass es den ein oder anderen Neuzugang in Soragumi gab. Jemand aus Hoshigumi, soweit sie sich erinnerte, und ein paar ganz junge Schauspielerinnen um ihre Zahl etwas auf zu füllen. Abgesehen davon hatte sie noch keine Ahnung von der Neubesetzung. „Guten Morgen, alle miteiander“, rief der Direktor, als dieser durch die Tür eintrat. Am liebsten hätte Yuuhi entneervt aufgestöhnt, aber sie zwang sich zu etwas Disziplin und setzte sich aufrecht hin. Immerhin wurde schlechte Laune gar nicht geduldet. Es drückte das Arbeitsklima, insbesondere, wenn der Top Star das schlechte Karma verbreitete. Obwohl sie sich jedoch zusammenriss gingen ihre Mitschauspielerinnen auf abstand. „Bevor wir mit den üblichen Formalitäten fortfahren, heißen wir unsere Neuzugänge willkommen. Ich bin mir sicher, dass ihr euch schnell einleben werdet. Aus Hoshigumi begrüße ich zusätzlich Ouki Kaname in unserer Troupe.“ Yuuhi drehte sich um. Kaname Ouki... Den Namen hatte sie schon einmal gehört, aber das war schon eine Weile her gewesen. Sie erblickte die in den Absätzen geradezu gigantisch wirkende Frau, welche sich gerade vor der Troupe etwas verbeugte und den Mädchen charmant zulächelte. Yuuhi wurde etwas rot. Das letzte Mal, seit sie diese Frau gesehen hatte war diese im Badeanzug und sie selbst auf die Knochen durchnässt gewesen. „Yuuhi?“ Keine Reaktion. „Yuuhi!“ Mit einem fast erschrocken klingendem 'ja?' drehte sich die Frau auf ihrem Stuhl. „Möchtest du noch etwas sagen?“ „Uhm ja“, erwiederte der Top Star, stand auf und drehte sich gänzlich zu ihrer Troupe. „Ich heiße unsere Neuen herzlich in Soragumi willkommen. Ich bin mir sicher, dass ihr euch schon auf den ersten offiziellen Auftritt freut, aber stellt euch schonmal auf viel Arbeit ein. Heißt nicht, dass der Spaß zu kurz kommt.“ Yuuhi lächelte. „Und an alle anderen: seid nicht so gemein zu den Neuen. Ich weis, dass ihr sie gern ärgert, aber das heißt nicht, dass sie hier weinend rausrennen sollten.“ Frech zwinkerte Yuuhi einmal und erntete ein wenig Applaus, wobei sie sich vor ihren Leuten verbeugte und sich anschließend setzte, sodass der Direktor fortfahren konnte. Den ganzen formellen Kram kannte sie schon langsam auswendig, immerhin hatte sie die Selbe Rede schon über Zehn Jahre regelmäßig zu hören bekommen, wesshalb ihre Gedanken eher an der Frau hing, die da in ihrem Rücken stand. Ein recht merkwürdiger Wink des Schicksals, wie sie fand. Als sie die Frau damals in der Schwimmhalle getroffen hatte, mit ihr ein paar Bahnen gezogen hatte, hatte sich ihr Gespräch eigentlich auf recht simple Halbsätze beschränkt. Sie hätte sowieso nie gedacht diese wieder zu sehen, denn obwohl sich die Schauspielerinnen regelmäßig grüppchenweise irgendwo trafen war es selten eine einmalige Bekanntschaft wieder zu sehen wenn man den Kontakt nicht aufsuchte. Dazu waren sie in Takarazuka einfach zu viele Menschen. Yuuhi merkte gar nicht, dass der Direktor seine kleine Rede beendet hatte, die Schaustellerinnen in ihre Grüppchen zusammenfanden und anfingen zu tratschen. Erst als jemand ihr die Hand auf die Schulter legte schreckte sie auf. „Na wenn das nicht die Otokoyaku aus dem Pool ist.“ Es war Ouki, woraufhin Yuuhi nur leicht lächeln konnte. „Wenn das nicht die Otokoyaku im Badeanzug ist“, erwiederte sie nur frech und Ouki setzte sich vor sie auf den Tisch, lachte kurz. Der Soragumi-Star musste den Kopf ziemlich in den Nacken legen um die andere an zu sehen, denn sie war alles andere als klein. Das letzte Mal war ihr das nicht so aufgefallen, denn sie hatte in der Zeit Absätze getragen während die Frau, die nun vor ihr saß, barfuß gewesen war. In der Schwimmhalle hatte sie nicht wirklich Zeit gehabt darüber nach zu denken, wieso sie mit Absätzen und Ouki ohne ziemlich genau gleich groß gewesen waren. „Hätte ich gewusst, dass ich mit einem Top Star meine Runden gezogen habe, dann hätte ich vor meinen Freunden endlich mal was zum angeben gehabt. So konnte ich nur von einer hübschen Otokoyaku erzählen.“ „Damals war ich noch keiner. Aber trotzdem danke. Ich sehe das als Kompliment.“ „War auch eins.“ Auch Kiriyan befand sich zur selben Zeit bei ihrem Training, jedoch war ihr Stück schon sehr viel weiter fortgeschritten und sie befanden sich mitten im Gesangstraining als sie sich dann doch für eine Pause entschieden. Kiriyan blieb auf ihrem Platz, fischte nur nach der Wasserflasche in ihrer Tasche und nahm einen kräftigen Zug daraus. Sie fühlte sich etwas besser als am Vorabend, wohl besonders, weil Masao die halbe Nacht mit ihr verbracht hatte und sie ziemlichen Blödsinn gemacht hatten. Ihre Nacht war in einer Backnacht geendet und so brachte Kiriyan am nächsten Tag ganze vier Bleche Kuchen mit, die gerade so für ganz Tsukigumi reichte. Masao setzte sich zu ihr und der Tsukigumi-Star schreckte etwas auf. „Du Kiriyan ich hab mal drüber nachgedacht. Das was du gestern Abend gesagt hast“, sagte sie und sprach dabei etwas gedämpfter. Für einen Moment musste Kiriyan überlegen, was die jüngere meinen könnte, aber erinnerte sich dann doch dumpf an etwas. „Das mit Mirio meine ich.“ „Achso das. Was ist damit?“ „Ich glaube nicht, dass das bei ihr funktionieren würde. Sie weis, dass ich auf sie abfahre und...“ „Guten Morgen“, rief Mirio als sie zu den beiden Frauen gelaufen kam und hockte sich vor sie. Kiriyan lächelte. „Morgen Mirio. Gutes Solo“, lenkte Kiriyan ab, wobei Masao nur etwas lächelte. „Danke. Ich hab gestern den ganzen Abend geübt.“ „Pass auf, dass du nicht heiser wirst. Das letzte, was wir gebrauchen können ist eine kaputte Stimme.“ „Ich pass schon auf keine Sorge.“ Mirio grinste und hockte sich in den Schneidersitz, sah Kiriyan an. Dieses quirlig-aufgedrehte war schon irgendwie liebenswert, aber der Tsukigumi-Star würde damit nicht lange auskommen. Sie brauchte einen ruhigeren Gegenpart. „Wie geht’s Asako? Sie meldet sich kaum noch.“ „Sie steckt soweit ich das gehört habe wieder mitten in den Proben. Oder zumindest was in der Richtung. Sie rückt nicht wirklich mit der Sprache raus. Wieso fragst du?“ „Ich wollte sie mal besuchen gehen, aber bei ihr ist nie jemand zuhause.“ Im Augenwinkel sah der Tsukigumi-Star, wie Masao die Zähne aufeinander biss obwohl sie lächelte. Sie wusste, dass die Frau neben ihr keine Ahnung hatte, was da wirklich zwischen Mirio und Asako passiert war, es war auch besser sie erfuhr nie davon, aber die Eifersucht, dass Mirio eine leichte Asakofixierung hatte war nicht zu übersehen. „Sie wird schon wieder auftauchen. Hinterlass ihr einfach eine Nachricht und sie meldet sich schon bei dir.“ „Mach ich. Kommst du am Wochenende eigentlich auch mit?“ „Wohin?“ „Masao und ich wollten mit ein paar Leuten aus Hoshigumi und Soragumi in die Bar am Park. Das Karaoke dort soll echt toll sein.“ „Wer sind 'ein paar Leute'?“ „Ich weis nicht, ob du sie kennst. Yurika, Beni, Tomomin und Teru kommen auf jeden Fall mit.“ „Uhm nein die Namen sagen mir nichts.“ „Ach dann stell ich sie dir einfach vor.“ „Beni kommt auch? Ich dachte sie hat so viel zu tun“, meinte Masao und Mirio zuckte mit den Schultern. „So wie es aussieht nicht. Vielleicht will sie nur wegen Tomomin mit. Ich hab gehört Wataru kommt auch.“ Kiriyan hob eine Augenbraue. Wataru... da klingelte was bei ihr. Sie kam nur nicht darauf was. Erst spät am Abend trat die ältere der ehemaligen Tsukigumi-Top Stars durch die Haustür, schmiss frustriert ihren Schlüssel auf die Kommode und fluchte leise vor sich hin. Der ganze Tag war für sie furchtbar verlaufen. Nicht nur, dass ihr sogenannter Partner in ihrem neuen Stück nur Augen für ihren Hintern hatte, er spielte auch noch furchtbar und singen konnte er nur mal gar nicht. Blöde Anfänger. Warum musste sie sich nur mit so etwas abgeben? Wenn ihre Freundin nicht in diesem Theater arbeiten würde, dann hätte sie wohl schon lange fristlos gekündigt. Dann aber wieder hätte sie sich keinen besseren Arbeitsplatz wünschen können, denn immerhin sah sie Asako regelmäßig, die Arbeitszeiten waren einigermaßen human und sie konnte weiterhin im Rampenlicht stehen. Trotzdem regte sie dieses ganze hin und her auf. Yuuhi hatte ihr die ganze Nacht die Ohren vollgejammert, hatte sich aufgeregt, wobei Saeko währenddessen halb am schlafen gewesen war, demnach kaum etwas mitbekommen hatte, aber irgendwann hatte sie es doch geschafft gehabt die Soragumi-Darstellerin dazu zu bewegen nochmal darüber zu schlafen, wohl um endlich selbst etwas die Augen zumachen zu können. Normalerweise war es Asako's Aufgabe sich die Jammereien ihrer Freunde an zu hören, aber die hatte noch bis in die frühen Morgenstunden gearbeitet, hatte dafür den Tag darauf frei bekommen. Dem Geruch nach zu Urteilen hatte sie mal wieder ein paar Kerzen angemacht. Irgendwie hatte ihre Freundin einen Faible dafür entwickelt die Wohnung geradezu aus zu räuchern wenn sie allein war. Alles, wonach Saeko jetzt aber war, war das Bett, ein Kissen und eine Decke. „Du bist aber spät da“, kam es von der Couch. Asako, ein Buch in der Hand und im Bademantel, hatte es sich wohl bequem gemacht, sah über die Schulter zu ihr. Saeko kam zu ihr, hauchte ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen und brummte etwas dabei. „Diese Volltrottel bekommen einfach nichts auf die Reihe. Ich bin irgendwann einfach abgehauen und geh gleich schlafen.“ „Ist was passiert?“ „Yuuhi hat mich die ganze Nacht vollgelabert. Ich will einfach den Schlaf nachholen. Gute Nacht.“ Letzteres sagte sie etwas liebevoller, lächelte dabei. Müde tappste die ehemalige Tsukigumi-Darstellerin ins Schlafzimmer, lies sich mitsammt Klamotten auf die weiche Matratze fallen und rollte sich in die Decke ein. Nach Umziehen war ihr einfach nicht mehr, nur schlafen. Sie hörte, wie die Tür erneut aufgemacht wurde und sah etwas auf. Asako stand im Türrahmen, beäugte sie etwas. „Willst du mich nicht wenigstens fragen, wie mein Tag war?“ „Asa ich hab jetzt echt keinen Bock mich zu unterhalten.“ „Das ist echt schade. Ich finde, du solltest mich fragen.“ Saeko schnaubte etwas. Manchmal war diese Frau ziemlich wiederspänstig. „Wie war dein Tag?“ Sie sah Asako grinsen, setzte sich dabei etwas auf. Sie kannte das nur zu gut. Normalerweise grinste sie so, wenn sie etwas angestellt hatte. „Ich hatte einen echt tollen Tag. Zwar hab ich nicht viel geschlafen, aber ich war heute Nachmittag mal in der Stadt. Ich hatte eigentlich gehofft, dass du mitkommst, aber du hast ja gearbeitet.“ Die Jüngere trat ins Schlafzimmer, schloss die Tür hinter sich und öffnete den Knoten ihres Bademantels, lies den hellgelben, schwarz bestickten Stoff über die Schultern gleiten und entblöste neben der nackten Haut noch nicht zu verachtende, wundervoll tiefrote Unterwäsche, die Saeko die Kinnlade runterfallen lies. „Ich war mir nicht sicher was davon dir gefallen würde. Ich hab jetzt einfach mal die genommen. Oder findest du, ich sollte sie zurückbringen?“ Recht schnell fing sich Saeko dann doch wieder. Egal, wie oft Asako sich etwas in dieser Richtung ausdachte, sie wurde davon immer noch überrascht. Sie grinste. „Komm her. Dann seh ich sie mir mal genauer an und sag dir dann, was wir damit tun.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)