Rikou von Starwings ================================================================================ Kapitel 1: Die Universität von Icenwind --------------------------------------- Das Leben eines Studenten ist alles andere als einfach. Besonders nicht, wenn man Interesse für Dinge hegt, die lieber nicht hinterfragt werden sollten. Heute waren die Aufnahmeprüfungen, und noch bevor ich überhaupt vor meinem Test saß, bekam ich es schon mit der Angst zu tun. Die Universität, so sagt man, sei eigentlich ein sehr schönes Gebäude, aber nicht der Teil, in den man uns hinein lotste. Vermutlich diente dieser Gebäudeteil der Abschreckung. Es wollte mir sowieso nicht ganz begreiflich werden, wie man alte Architektur mit dermaßen viel Technik verhunzen konnte. Überall Leitungen an den Wänden, der Geruch von Schmieröl und Schweiß in der Luft und der Wasserdampf, der in nicht zu unterschätzendem Druck aus so manchen Lecken hinaus schoss. Es kam mir so vor… Nein!… vielmehr musste es mir so vorkommen, als hätte man uns fälschlicherweise in eine Fabrik geführt. Die Stadt hielt wirklich nichts von armen Akademikern, wie ich auch zu ihnen zählte. Ein Klassensystem und man sollte an dieser Stelle anmerken, dass es eines der Dinge war, die man nicht hinterfragte. Warum? Es sei so ausgedrückt. Tat man es doch, sollte man sich darauf gefasst machen, dass sein körperliches Heil nicht unbedingt das war, um das man sich die meisten Sorgen machen sollte. Ein System, dass alles gnadenlos verfolgte, das auch nur in irgendeiner Form gefährlich werden könnte. Zugegeben… es wäre mir egal gewesen, hätten nicht auch andere dadurch zu leiden. Es war bei einer Drohung geblieben, aber sie war mehr als nur ausdrücklich gewesen. Man hatte uns also diesen „Fabrikgang“ hinunter geführt und uns schlussendlich in eine riesige Halle gesetzt. Traurig, mit was für Mitteln sich hier der durchschnittliche Student herumschlagen musste. Ich hatte nur darauf gewartet, dass der erste von uns von irgendwelchen explodierenden Heizungsrohren getötet wurde. Zweifellos, für die arbeitende Bevölkerung war keine höhere Bildung vorgesehen. Und das wurde mir noch deutlicher, als ich begann die Fragen auf dem Papier zu lesen. Ich bezweifelte doch stark, dass selbst die Professoren teilweise über solch detailliertes Wissen verfügten, wie es hier von uns verlangt worden war. Zwei Stunden gab man uns Zeit, doch nach der ersten Viertelstunde hatte bereits die Hälfte von uns den Saal wieder verlassen. Verbissen versuchten es weitere noch eine Stunde lang, aber schließlich waren nur ich und er noch dort. Kam ich bei einer Frage nicht weiter, sah ich zu ihm hoch. Diese funkelnden fast kristallklaren Augen, die nur einen leichten Hauch von blau in sich trugen, wie der Himmel an Tagen, in denen dichte Nebelschleier davor hingen. Er war sehr hellhäutig mit goldenem Haar dazu, dass er offen trug, sodass ihm einzelne Strähnen über die schmalen Schultern fielen. Er wirkte zerbrechlich, aber dazu passte sein Gesichtsausdruck nicht. Nicht, dass er mir verbissen schien, aber es wurde deutlich, dass er nicht aufgeben würde. Ich lachte kurz auf, was mir einen bösen Blick dieser düsteren und bulligen Typen ganz unten im Saal einbrachte. Ich lächelte, wie ich es oft tat um meine wahren Gefühle zu unterdrücken. Natürlich war ich alles andere als heiter in dieser Situation gewesen. Ich hatte Angst gehabt. Angst zu versagen, denn lange nicht alle Fragen ließen sich so einfach beantworten, wie manche irrwitzigen Definitionen, die ich mir oft angesehen hatte, wenn mich der andere Stoff zu sehr gelangweilt oder vielmehr frustriert hatte. Welch großes Glück, dass ich mich nicht stur auf mein Fach konzentriert hatte. Diese Prüfung war eindeutig so konzipiert, dass man sie nicht bestehen konnte… oder sollte. Nach zwei Stunden gaben ich und der junge Mann mit dem goldenen Haar die Blätter ab. Ich spähte kurz auf seinen Zettel und erkannte einen ganzen Stapel vollgeschriebenes Papier. „Interessant“, war mir nur eingefallen. Mehr nicht. Und dann seine Handschrift. So fein und verschlungen, aber nicht unleserlich. Wir waren dem unheimlichen Gang wieder nach draußen gefolgt. Wieder hinaus in die eisige Kälte, die hier den ganzen Winter über herrschte. Bevor sich unsere Wege getrennt hatten, hatten wir einander anerkennend angeschaut. Aber in seinem Blick hatte noch etwas anderes gelegen. Eine unausgesprochene Herausforderung. Was für ein interessanter junger Mann. Er schien sich sicher, dass er die Prüfung bestanden hatte… genauso wie ich. Selbst wenn die Stadt gegen uns war. Sie würde unsere Leistungen anerkennen müssen. Jeder, der die Prüfung bestand, musste zugelassen werden. So viel Recht hatten wir uns erstreiten können. Sie sollten sich schon mal bereit machen, denn ich würde so schnell nicht aufgeben! Rikou There’s no question, I wouldn’t ask. There’s no answer, I will not find. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)