Kerzenlicht von Bambusbesen (Ein unbedeutender Auftrag) ================================================================================ Kapitel 1: Kerzenlicht ---------------------- Geschickt sprang Deidara von seinem Lehmvogel hinab in die Tiefe. Dunkler Wald verschluckte ihn. Lediglich leises Rascheln von Blättern machte die Tiere des Waldes darauf aufmerksam, dass sich ein Eindringling in ihrem Gebiet befand. Das Gras gab unter seinen Sohlen nach, als sie den Waldboden berührten. Deidara federte den Sprung ab und blieb einen Augenblick in der Hocke. Konzentriert huschte sein Blick über die Szene, die sich ihm bot. Seine Ohren fingen jedes noch so unbedeutende Knacken des nächtlichen Waldes auf. Auf dem Ast der alten Kastanie hockte eine Eule und starrte ihn unnachgiebig an als fühle sie sich bei ihrer Jagd gestört. Deidaras Lehmvogel indessen schrumpfte zu seiner ursprünglichen Größe zusammen und folgte seinem Meister, um sich brav auf dessen rechte Schulter zu setzen. Geschmeidig wie ein Tiger auf der Jagd erhob sich der Ninja und schritt zwischen den tiefen Schatten der Bäume hindurch. Sein nervender Partner rannte irgendwo weiter nördlich im Wald herum und verschreckte vermutlich gerade sämtliche Tiere, die sich nur im Schutz der Dunkelheit herauswagten, auf der Suche nach ihm. Tobi war eine Plage. Wieso nur wurde er mit einem solchen Nichtsnutz gestraft? Sasori war wenigstens an Kunst interessiert gewesen. Es hatte Spaß gemacht, sich mit ihm darüber zu unterhalten, zu streiten und ihn zu ärgern. Gleichzeitig hatte er ihn als Künstler und Stärkeren respektiert. Eine Schande, dass diese kleine Konoha-Göre und eine alte Oma ihn umgebracht hatten. Doch zurück zu seinem Auftrag. Deidara war zu einem schmalen Pfad gelangt, der sich durch den Wald schlängelte wie ein nachgiebiger Bach, der sich ohne Widerstand seinen Weg suchte. Die Bäume standen hier lichter, sodass der Weg silbern schimmerte, erleuchtet vom sanften Mondlicht. Kleine Steinchen glitzerten vereinzelt auf dem silbernen Pfad wie ein charmanter Abdruck funkelnder Sterne am Firmament. Der Pfad führte Deidara zu einer kleinen Lichtung, in dessen Mitte sich eine rustikale Holzhütte erhob. Seitlich schmiegte sich eine gedrungene Scheune gegen das Haupthaus. Schlichte Büsche rahmten den Pfad zur Haustür ein. Es war dunkel, nur hinter einem der Fenster glomm eine Kerze. Durch ihren warmen Schein glomm das saubere Fensterglas in molligen Orange und lud dazu ein, anzuklopfen, um sich mit an den Tisch zu setzen und in behaglichem Frieden ein Weinglas zu genießen, bevor man sich ins Bett legte. Ein unheilvolles Grinsen zierte Deidaras Lippen. Er würde dieser Idylle gleich seine Kunst präsentieren. Lautlos schlich er sich an das erleuchtete Fenster an und linste ins Innere der Hütte. Wie erwartet befanden sich seine Opfer dort am Tisch. Ihre Lippen bewegten sich. Ihre Augen suchten Blickkontakt. Sie bemerkten ihn nicht. Wie unvorsichtig für zwei Shinobi. Doch Deidara war das gleich. Was sie verbrochen hatten, um auf der Abschussliste von Akatsuki zu landen, wusste er nicht. Er hatte nach der Hälfte der Informationen, die Pain ihm gegeben hatte, abgeschaltet und über etwas anderes nachgedacht. Der Blonde trat ohne Hast ein paar Schritte zurück und wandte sich der bescheidenen Hütte zu. Seine linke Hand vergrub sich in seiner Lehmtasche und begann, sein Chakra in den Lehm zu kauen. Welche Figur würde er kreieren? Es musste gewährleistet sein, dass die Shinobi nicht überlebten. Deidara entschied sich für seinen Tausendfüßler. Groß genug konnte dieser das gesamte Haus umschließen und alles vernichten, was sich darin befand. Seine Finger glitten geübt über das feuchte Material und kneteten es fix zu einem kleinen Tausendfüßler. Voller Vorfreude auf das Spektakel leuchteten seine Augen auf. Mit Schwung warf er das harmlos wirkende Tierchen Richtung Haus. Andächtig schloss er sein Fingerzeichen und steuerte das Lehminsekt mithilfe seines Chakra zur passenden Position. Mit einem leisen Puffen wuchs der Tausendfüßler heran und wand sich um die Holzhütte. Das erleuchtete Fenster blieb frei, um die Shinobi so lange wie möglich in Unwissenheit treiben zu lassen. „Katsu, hm“, murmelte der Blonde. Ein ohrenbetäubender Knall zerriss die schummerige Ruhe. Vögel flohen aufgeschreckt aus den Baumkronen. Verärgertes Krächzen mischte sich unter mahnendes Krachen und Poltern. Eine große Staubwolke verschlang die Lichtung. Das Kerzenlicht war verloschen. Deidara bewegte sich nicht. Sein Körper wurde vom grauem Staub eingehüllt. Seine Augen waren fasziniert geweitet und ein irrer Glanz wirbelte in der blaugrauen Iris. Es schien, als könne man noch die hellen Farben der Explosion in seinen Pupillen schillern sehen, während sich die Erinnerung in sein Gedächtnis einbrannte. Leichte Windböen trugen den aufgewirbelten Staub mit sich fort, verstreuten ihn weit über den Wald hinweg. Deidaras Finger lösten sich voneinander und seine Hände senkten sich. Langsam trat er zu der Ruine, die von seiner Kunst kündete. Zersplitterte Balken lagen in einem wirren Knäul ineinander verkeilt. Einzelne zerfetzte Bretter säumten das einstige Haus. An manchen Stellen krallten sich kleine Flämmchen in das Holz, nährten sich vom fruchtbaren Boden als wollten sie Beweise vernichten. Im Gras glitzerten Glassplitter. Zerbrochenes Geschirr versteckte sich zwischen den verkohlten Überresten. Dunkles Blut befleckte einige Holzbalken und den Fußboden als Geständnis, welch Schandtat sich hier im Schutz der Dunkelheit ereignet hatte. Zwischen den Trümmern fiel Deidaras Blick auf eine verbogene Kerze. Er bückte sich danach und hob sie auf. Das Wachs war noch warm in seiner Hand. Die Explosion musste sie verformt und die Druckwelle ihr Licht geraubt haben. Er hielt den schwarzen Docht in eine der kleinen Flammen, die gierig am Balken leckten, und entzündete die Kerze wieder. Feuer war eine faszinierende Naturgewalt. Mächtig und sie änderte immer wieder ihre Gestalt. Jede Flamme sah anders aus. Selbst diese kleine Kerzenflamme wirkte für den Augenblick, nicht für die Ewigkeit, wie seine Kunst. Deidara entfernte sich von der Ruine und steckte die gekrümmte Kerze in die weiche Erde. Zufrieden nickte er. Erneut wanderte sein Blick über die Lichtung. Vereinzelte Schleier aus Staub waberten noch durch die Luft und versuchten dem sanften Wind zu entgehen. Die kleinen Flammen erhellten die Überreste einem Mahnmal gleich, das die ganze Welt sehen sollte. Aber hier im Wald würde es niemand sehen. Frustriert wandte Deidara sich ab und ließ sich von dem silbernen Weg wieder in den Wald hineintreiben. Für den Augenblick seiner Explosion hatte er Stolz und Freude gespürt, doch davon war nun nichts mehr vorhanden. Seine Kunst sollte die ganze Welt sehen und nicht nur ein paar Vögel im Wald. Er war für mehr bestimmt als eine Waldhütte in die Luft zu jagen. Deidara wollte richtige Herausforderungen und keine Kinderarbeit verrichten. Der schimmernde Pfad führte ihn weiter. Seine Füße trugen ihn zwischen den Bäumen hindurch, ohne dass er wirklich auf den Weg achtete. Sein Blick schweifte über die verschiedenartigen Schatten zwischen den Bäumen und glitt hin und wieder zum silbernen Pfad als sei dieser der Leitfaden. Schließlich hielt er inne. Am Wegrand standen ein paar Bäume weniger dicht gedrängt und zwischen ihnen sprossen kleine Blumen empor. Deidara vermutete, dass sie in der Sonne in einem kräftigen Rot erstrahlten, denn das fahle Mondlicht ließ einen matten Schimmer der leidenschaftlichen Farbe erkennen. Leise seufzte der Blonde und ließ sich im Schneidersitz am Wegrand nieder. Seine linke Hand streckte sich aus. Mit den Fingerspitzen fuhr er über die zarten Blütenblätter. Sie kitzelten auf der Haut. Blumen waren etwas Schönes. Sie erblühten für wenige Augenblicke und verwelkten wieder. Und jede Blume gedieh anders. Keine Blüte glich der anderen. Warum sah nur niemand die Schönheit im Augenblick? Wie langweilig die Welt doch war, wenn es alles immer gab, zu jeder Jahreszeit, morgens, mittags und abends, einfach immer. Wie öde. Deidaras Kopf hob sich. Nun schimmerte sein Gesicht ähnlich silbern wie der Pfad, erhellt vom schweigenden Mond. Seine Kunstwerke sollten überall bekannt sein und bewundert werden, seine Kunst gewürdigt. Das waren doch alles Kunstbanausen bei Akatsuki. Ärgerlich erhob Deidara sich mit einem Ruck. In seiner eigenen Trauer suhlen brachte nichts, davon wurde seine Kunst nicht bewundert. Der Blonde nahm seinen Vogel von der Schulter und warf ihn vor sich auf den Boden. Mit einem leisen Puffen wuchs er zu seiner stattlichen Größe heran. Voller Tatendräng lächelte er. Dann sprang er flink auf den Rücken des Lehmtieres und es sauste mit ihm steil in den klaren Nachthimmel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)