Wiedersehen von Chiwabchichi (Das Leben danach) ================================================================================ Kapitel 1: Abschied Kapitel 1.1 ------------------------------- Ich drehte mich erst um als ich Nezumi nicht mehr sehen konnte. Den Tränen die über meine Wangen liefen, ließ ich freien Lauf. Nun war er weg! Ich stand alleine da, mit dem Baby im Arm, eingewickelt in meinem Mantel. Inukashis Hund, welcher mir das Baby brachte, war mit Ihm verschwunden. Das letzte was ich in Nezumis Augen sah, war Trauer und Bedauern, vielleicht auch Schmerz. Doch nicht bloß wegen unseres Abschiedes... Was ich getan hatte war schrecklich und es tat mir furchtbar leid. Ob er mich auch vermissen würde? Nun blickte ich meiner Zukunft entgegen. Ich würde meine Mutter wiedersehen. Ich spürte wie sich langsam mein Herz zusammen zog. Um dieses schrecklich bedrückende Gefühl zu unterdrücken, legte ich meine Hände auf die Brust. Ich hoffte es geht ihr gut. Der erste Schritt fiel mir sehr schwer. Weg von Nezumi, weg von meinem Zuhause... weg von mir... Ich war kurz davor wieder umzukehren als eine leichte Böe mein Haar erfasste. Es fing an zu wehen. Schnell wurde der Wind stärker und bald darauf Stürmte es. Noch hatte ich mich nicht getraut die Mauer zu verlassen. Ich drehte mich ein letztes mal um. Damals fand Nezumi durch mein gebrüll zu mir, und so möchte ich ihn auch verabschieden! Ich wünschte mir das er es hören würde. Das Kind im Mantel an mich gedrückt lief ich zum anderen Ende der Mauer und schaute in die Richtung in die Nezumi verschwunden war. Ich holte einmal tief luft und hielt dem Kind dann die Ohren zu. „NEEEEEEEEZUUUUUUUMIIIIIII!!!“ Mehrmals schrie ich seinen Namen „Bitte höre mich.“ flüsterte ich dann noch leise hinterher. „Und komm bald wieder!“ Jetzt fühlte ich mich bereit zu gehen. Als ich den Berg hinunter schritt, in Richtung der Stadt No.6, kamen mir Massen von Menschen, die raus, raus aus der Stadt der Lügen, wollten. Immer noch weinend, ging ich weiter. Niemand schenkte mir Beachtung, waren zu sehr auf sich selber konzentriert. Dennoch, zum ersten Mal fühlte die Stadt sich nicht so fremd, so falsch an. Eine mittle gewachsene Frau rannte mir entgegen. Ihr Haar war offen, kurz und etwas zerzaust. Wehte, getragen vom Sturm, durchnässt vom Regen. Durch meine verschwommene Sicht, nahm ich sie zunächst kaum wahr, bis ich sie meinen Namen schreien hörte. Mit einer schnellen Handbewegung waren meine Tränen verschwunden. „Mama!“ Nun beschleunigte auch ich meine Schritte. Als wir uns erreicht hatten, schloss sie mich in ihre Arme. Sie drückte mich an sich, wobei ich das Baby mit meinen Händen schütze. „Mutter.“ Murmelte ich ihr schluchzend ins Haar. Es wirkte als wollte sie mich nei wieder loslassen. Nach unbestimmter Zeit jedich, ließ sie wieder von mir ab, schaute mich mit glasig, roten Augen an, strich mir durch mein weißes Haar und dann über die rote Narbe... so wie Nezumi es immer getan hatte. Ich nahm ihre Hand in die meine, hielt sie ganz fest. Ihr Blick glitt auf den Mantel in meinem anderen Arm. „Ich erkläre die alles, wenn wir wieder zu Hause sind.“ sagte ich dann und tat, immer noch ihre Hand haltend, seit langem wieder einen Schritt richtung altes Leben. Kapitel 2: Abschied Kapitel 1.2 ------------------------------- Ich wusste, er wollte es nicht, aber ich konnte nicht zurück, konnte ihn nicht mit mir nehmen. Er gehörte nicht in meine Gegend. Sie hatte ihn schon zu sehr verändert. Ich wollte das er wieder der Sion wird, der er einmal war. Sich nicht an die ganzen Leichen, die einen Teil seines Weges pflasterten, erinnern muss. Selbst wenn die Innen- und die Außenwelt nun nicht mehr getrennt waren, würde es sich hier anders leben. Endlich spürte ich seinen Blick nicht mehr auf mir Ruhen, konnte mich umdrehen, doch war er zu weit als dass ich ihn hätte sehen können. Ich merkte wie mir eine Träne über das Gesicht rollte. Dann die Nächste. Es war jetzt das zweite Mal dass ich um ihn weinte. Ich ließ ihnen freien lauf. Mir war unbegreiflich wie er es geschafft hatte sich so in mein Herz zu schleichen, mir so wichtig zu werden, dass ich Tränen für ihn vergoss. Dabei war ich es doch immer gewesen der ihn tadelte, er soll sich nicht zu sehr an mich gewöhnen. Mit einem leichten Lächeln schüttelte ich den Kopf, als mir mein Name, leise, als würde er geflüstert werden, an die Ohren drang. Er rief nach mir? Erst jetzt bemerkte ich, dass es zu stürmen angefangen hatte, wie mir der Regen unbarmherzig durchs Gesicht peitschte, als würde er mich verspotten. Ich fühlte mich wie damals, als wir noch klein waren, wollte ihm antworten, zeigen dass ich ihn gehört hatte, konnte es aber nicht. Eine ganze Weile blieb ich so stehen. Ließ mich von dem Regen nicht beirren. Merkte die Nässe kaum. Nachdem er meinen Namen immer und immer wieder gebrüllt hatte, war ich mir der Stille, dieser schrecklichen Einsamkeit, umso bewusster und ich musste Realisieren, das dies, das letzte Mal sein würde, das letzte Mal für eine sehr lange Zeit, das ich seine Stimme vernahm, doch die Hoffnung dass er in sein altes Leben, in sein altes Ich, zurückkehren konnte, ließ mich weiter gehen. Schritt für Schritt. Es war auch diese Hoffnung die mich bis zu meiner, mit Bücher befüllten Wohnung brachte, in der ich dann, voller Erschöpfung, zusammenbrach. Kapitel 3: Alltag. Kapitel 2.1 ------------------------------ Ich lebte nun schon seit einer Woche wieder bei Mutter. Ich habe ihr alles erzählt. Wie ich Nezumi kennen lernte, wie er mich rettete, wie ich bei ihm bleiben durfte und dort lebte und schließlich wie er mich verließ. Sie hörte mir aufmerksam zu, litt mit mir, nahm mich immer wieder mal in den Arm. Die Woche verging schnell, so vieles ist passiert in dieser kurzen Zeit. So vieles und doch irgendwie auch nichts. Der Alltag kehrte langsam wieder ein. Ich war froh dass meine Mutter mich ablenke, so dass ich nicht öfter als so schon an Nezumi denken musste. Sie brachte mich auf andere Gedanken indem wir zusammen einkaufen gingen, zusammen kochten, Spaziergänge unternahmen und vieles mehr. Das Baby, welches uns auf unseren Unternehmungen begleitete, schlief mit bei ihr mit im Bett, bis wir was besseres finden würden. Ich entwickelte eine leichte Vaterliebe dem Kind gegenüber. Ab und an bekamen wir auch Besuch von Bekannten die ebenso wie Mutter in No.6 geblieben sind. Als ich dann in meinem Bett lag und über die vergangene Woche nachdachte, machte sich Hamlet bemerkbar. Er benahm sich komisch, nicht wie sonst, denn auch wenn er nur eine Maschine war, so hatte er doch ein eigenes Verhalten, wozu dieses, welches er in den Moment zutage legte, einfach nicht passte. Auf sein seltsames Quieken hin stand ich also auf. Was wollte Hamlet bloß? Er führte mich aus meiner Tür heraus. Dann verstummte sie plötzlich. Wieso? Auch wenn mir bewusst war, dass Mutter sich mit so etwas nicht auskannte, wollte ich sie um Rat fragen. Sie war in der Küche. Stand mit dem Rücken zu mir als ich hinein trat. Ich rief sie, „Mama?“ Nur kurz drehte sie sich zu mir, dann verbarg sie ihr Gesicht wieder, jedoch schien es mir so, als sei sie erschrocken gewesen. „Ja Sion?“ Ihre Stimmte klang zittrig. Vergessen was ich eigentlich wollte, fragte ich sie: „Mama?... Ist alles okay bei dir?“ Sie drehte sich nicht zu mir. Antwortete mir auch nicht. „Mama?“ Meine Stimme schwankte. Sie wechselte vom fragenden- zum besorgten Ton. „Es ist alles gut Liebling.“ Eine Lüge! Ich wollte nachhaken, aber irgendwas in ihrer Stimme hielt mich davon ab. „Wie du meinst.“ Sagte ich dann, immer noch besorgt. Ich drehte mich um. Langsamen Schrittes schleifte ich mich Richtung Zimmer. Noch auf dem Weg vernahm ich ihr unterdrücktes Schluchzen. Kapitel 4: Alltag. Kapitel 2.2 ------------------------------ Endlich hatte ich ihn wieder! Meinen geliebten Shion. Ich freute mich zwar sehr ihn wieder zu sehen, jedoch schockte mich auch sein äußeres Erscheinungsbild, seine ganzen Veränderungen. Die weißen Haare, die rote Narbe... Aber nachdem er mir all die Dinge erklärt hatte, fand ich seine Merkmale unglaublich schön und faszinierend. Sie waren das Zeichen dafür, dass er etwas überlebt hatte, woran viele Andere verstorben waren, und darüber war ich sehr glücklich. Vielleicht war es Schicksal, welches uns wieder zusammen führen wollte, dass auch ich diesen Vorfall überlebt habe. Vielleicht aber auch nur ein einfacher Zufall. Dessen werde ich mir wohl nie sicher sein können. Und so verging die erste Woche, ohne besondere Vorkommnisse, wobei dies nicht ganz der Wahrheit entsprach, da die Situation hier in No.6 alles andere als Normal war. Trotzdem trödelte langsam der Alltag wieder bei uns ein. Darüber war ich sehr dankbar, denn ich konnte mit Shion einkaufen und spazieren gehen, lachen und quatsch machen, so wie früher. Ab und an kamen auch ein paar bekannte vorbei die genau wie ich dieses schreckliche Ereignis überlebt hatten, sie erinnerten mich jedoch immer an meine verstorbenen Freunde, was mich traurig Stimmte. Aber es war wiederum auch eine willkommene Abwechslung. Nach knapp einer Woche, in der wir nun wieder zusammen lebten, überraschte mich ein einsames Fiepen, welches ich zunächst nur für Einbildung hielt. Als dann jedoch die dazugehörige Maus vor mir auf dem Tresen erschien, wusste ich es war doch Keine. Sie tapste mit ihren kleinen Pfötchen auf mich zu, wobei ich die Kapsel in ihrer Schnauze bemerkte. Vorsichtig streckte ich meine zitternden Hände der Maus entgegen um die Botschaft die sie mir brachte zu empfangen. Ich wusste von wem dieser Brief war, weshalb es mich sehr wunderte, dass er tatsächlich an mich adressiert zu seien schien. Neugierig öffnete ich ihn und fing an zu lesen: „Um ehrlich zu sein, weiß ich gerade nicht wie ich Anfangen soll, aber ich möchte im vornherein um etwas bitten. Und zwar das Shion niemals von diesem Brief hier erfährt. Das ist mir sehr wichtig. Ich wollte ihnen nur schreiben, dass sie gut auf ihn aufpassen sollen. Er soll sich keine unnötigen Gedanken um mich machen. Ich will das er wieder der Alte wird.“ Diese Sätze noch nicht wirklich verarbeitet, härte ich Shion nach mir rufen. „Mama?“ Ich drehte mich kurz um, erschrocken über sein plötzliches Auftreten. Meine Augen weiteten sich überrascht, noch bevor ich mich wieder zurückdrehen, und es so verbergen konnte. „Ja Shion?“ Meine Stimme zitterte. Er zögerte bevor er mich fragte. „Mama... ist alles in Ordnung bei dir?“ Ich drehte mich nicht um, musste meine Mimik und meine Stimme unter Kontrolle behalten. Mit sorgenvoller Stimme wiederholte er die Frage. „Es ist alles gut Liebling.“ Bitte lass ihn nicht weiter nachhaken. Ich konnte mich kaum noch beherrschen. Die erste Träne rann mir über die Wange. Ich hielt einen Brief in den Händen. Einen Brief von einer Person, die meinem Shion viel bedeutete, und den ich Ihm vorenthalten musste. Es tut mir so leid Shion. „In Ordnung“ Antwortete er dann, als hätte er mein Leiden bemerkt und meine Gedanken gelesen. Er ging wieder. Noch bevor ich ihn in sein Zimmer verschwinden hörte entwich mir der erste Schluchzer, worauf sofort die nächsten folgten, zusammen mit meinen Tränen. Es tut mir so leid Shion! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)