Cherry Blossom Palace von Centurion (Byakuya x Ulquiorra) ================================================================================ Kapitel 4: (Un)liebsamer Besuch ------------------------------- Es brauchte nicht lange, bis ein neuer Tag heran brach und pünktlich um Zehn Uhr morgens standen Byakuya und Ulquiorra vor dem Eingangsportal und erwarteten die Gäste, mit denen sie zu frühstücken gedachten. Es dauerte ein Weilchen, bis die Kutsche der Neuankömmlinge eintrat, obwohl sie, laut des Schlossherrn, genau dann hätte eintreffen sollen, sobald die zehnte Stunde des Tages begann. Dass diese Gäste es mit Pünktlichkeit wohl nicht allzu genau nahmen, wurde schon sehr bald klar, doch der Adelige lies sich selbst nach einer halben Stunde des sinnlosen Herumstehens und Wartens nichts anmerken. Er war die Ruhe selbst. So blieb auch Ulquiorra starr und schweigend stehend, er sah diese Warterei als etwas durchaus positives an; Je länger die Gäste brauchten, um anzukommen, desto weniger musste er sich wohl mit ihnen herum schlagen, und umso weniger Zeit konnte der Adelige darauf verwenden, ihm irgendwelche Benimmlehren einzupauken. Warten fand Ulquiorra wirklich nicht schlimm. Auch zu hause, in der Stadtvilla seines Onkels, hatte er schon viele Stunden damit verbracht, einfach auf einem Stuhl zu sitzen und die Wand anzustarren. Worauf er gewartet hatte, dass war nie jemandem ganz klar geworden, dennoch tat er es. Sein Onkel tat, so fand der blasse Neffe es zumindest, oft auch nicht viel mehr, außer, dass er dabei Tee trank. So verschieden, wie alle immer behaupteten, waren sie also gar nicht. Schließlich waren sie auch verwandt. Um Kurz nach halb Elf fuhr endlich eine silbrige Kutsche auf den großen Vorhof, gespannt an ein weißes, edel wirkendes Pferd, dass nach einer langen Reise schon erschöpft zu sein schien. Einige Meter vor dem Aufgang zum Anwesen kam das Gefährt zum stehen. Es dauerte einige Momente, als sich die Kutschtür öffnete, und ein blonder junger Mann ausstieg. Mit leicht gequälter Miene, wie man bereits von weitem erkennen konnte, half er einem etwas größeren, prächtig gekleideten Mann heraus, und wandte sich dann den großen Koffern zu. Während der junge Mann sich damit abmühte, schritt der andere, der genau so fröhlich zu sein schien wie der andere deprimiert war, auf seinen Gastgeber zu. Er grinste breit. „Moin!“ Ulquiorra wurde schlecht. Oder zumindest fühlte er eine große Abneigung in sich hoch steigen. Warum musste es ausgerechnet diese Person sein? So oft schon war er auch bei ihnen zu Hause aufgekreuzt, um Sousuke Aizen zu besuchen, und jedes Mal hatte Ulquiorra versucht, sich in seinem Zimmer zu verschanzen, um so wenig Kontakt wie möglich mit dieser Person zu haben. Und nun musste er ausgerechnet hier her kommen… „Auch Ihnen einen guten Morgen, Ichimaru“, meldete sich nun Byakuya zu Wort. Ob er sich über dessen Besuch nun freute oder nicht, war schwer festzustellen. Sein Blick war genau so abwesend wie immer. „Sei doch nich' immer so gleichgültig, Byakuya! Hab dir doch schon hundertmal gesagt, du kannst mich auch beim Vornamen nennen. Bis’ halt ’n ganz steifer, ne?“ Beim Wort „steif“ musste Ichimaru unwillkürlich loskichern. Allerdings war er da der einzige, denn Byakuya fand so etwas nicht witzig und Ulquiorra hatte den Zusammenhang nicht wirklich begriffen. Der Mann, der im Gesicht erschreckende Ähnlichkeit mit einem Fuchs hatte, drehte sich zu seinem Reisegefährten um. „Izuru! Beeil dich mal mit den Koffern, wir ham nich’ den ganzen Tag Zeit!“ Bei Izuru war nie ganz klar, ob er nun der Kollege, der Sekretär oder einfach der unterbezahlte Diener Ichimarus war. Vermutlich von allem ein bisschen. Er nickte angestrengt und trug, sich krümmend unter dem vermutlich hohen Gewicht der Reisetaschen, das Gepäck zum Anwesen. Ichimaru und Kuchiki interessierte dies wohl keines Wegs, denn die beiden hatten sich wieder in das Innere des Anwesens verzogen. Ulquiorra sah Izuru noch kurz zu, folgte dem Schlossherrn dann aber. Es kam für ihn überhaupt nicht in Frage, dem Blonden beim Koffertragen zu helfen, schließlich war das dessen Job. Was dazu kam war, dass er sich selbst für eher schwächer als den anderen hielt, und die Koffer so wohl auch überhaupt nicht hätte tragen können. Außerdem war er bisher ignoriert worden. Er hoffte, dass das auch so blieb. Sie kamen in einer Art Saal an (Ulquiorra vermutete, dass dies keineswegs der einzige Saal im Anwesen war) und die beiden mehr oder weniger edlen Herren unterhielten sich über ihre Geschäfte. Zumundest mutmaßte Ulquiorra, dass sie das taten, denn die Muße, ihnen zuzuhören, hatte er nicht. Viel von Geschäften verstand er ohnehin nicht, dazu war sein Desinteresse einfach zu groß. Das Leben in seinen Augen kehrte erst wieder ein, als man ihn direkt ansprach. „Bist doch der Neffe von Aizen, huh?“ Ein stummes Nicken. „Ja, er hat mir schon geschrieben, dass ich dich hier antreffen würd’. Gefällt’s dir hier, in diesem fetten Schloss? Find’s immer gut hier. Kannste so viel adeliges Futter in dich reinschmeißen, wie du willst.“ Ein kurzes Zögern, aber dennoch ein weiteres Nicken. Ulquiorra konnte mit den Worten dieses Mannes nicht viel anfangen, und so hoffte er, dass dieser ihn einfach in Ruhe lassen würde, wenn er nichts dazu sagte. „Tss… schweigsam wie immer, huh? Dabei hätt' ich gedacht, du würdest hier endlich mal sprechen lernen. Wobei… mit der Gesellschaft hier geht das vielleicht doch nich' so gut…“ Gin grinste in Byakuyas Richtung, als wolle er sehen, wie dieser diese Stichelei aufgefasst hatte. Auch von ihm kam keine Reaktion, außer einem Starren, sodass von Gin nur noch ein entnervtes Seufzen zu hören war. Vielleicht bedeutete das, dass er nicht lange bleiben würde. Und das wäre gut, fand Ulquiorra. Als nun endlich Izuru den Saal betrat (er schien noch ein wenig erschöpft von den schweren Koffern zu sein), bemerkte der hohe Gastgeber, dass es nun an der Zeit für das Frühstück war. Die vier Personen nahmen am Tisch platz, wobei Ulquiorra darauf achtete, so weit weg wie möglich von Ichimaru zu sitzen. Dessen blonder Gefährte tat genau das Gegenteil. Nachdem Renji allen etwas Tee eingeschenkt und den Tisch mit allerlei frühstücklicher Köstlichkeiten gedeckt hatte, riss das Fuchsgesicht erneut das Wort an sich. „Also, nett is das hier ja schon, ne? Hätt’ auch gern so ne große Bude, echt. Aber vielleicht hab ich das ja bald, wenn der Vertrag feste Sache is, ne?“ Jeder andere hätte an dieser Stelle sicher gezwinkert, aber Ichimaru ließ seine Augen wie immer geschlossen. Für Ulquiorra war es wirklich ein Mysterium, wie er es schaffte, nicht andauernd gegen Wände zu laufen. Allerdings konnte sein blinder Kutscher Tousen auch fahren, ohne Unfälle zu bauen. Womöglich gehörten sie zur selben Spezies? „Nja, aber das sehen wir dann, ne? Nur noch eine Woche, bis die andern auch kommen, zu deiner komischen Feier. Kommen da nur Adelige oder auch wichtige Leute?“ Ein strenger Blick von Seiten Byakuyas traf Gin für dessen frechen Kommentar. In seinem Gesicht war deutlich die Antwort zu lesen, dass seiner Meinung nach alle Adeligen wichtig waren. Wichtiger als Normalsterbliche. „Ich behalte es mir vor, noch keine genaueren Angaben darüber zu machen. Es haben noch nicht alle, denen ich eine Einladung schicken ließ, geantwortet.“ Man hörte deutlich, wie ihm das missfiel. „Nich'? Wie frech! Dabei sind Einladungen von dir doch am allerwichtigsten. Dafür sollte man schon all seine sonstigen Geschäfte zurückstellen, find' ich.“ Nun war Ulquiorra wirklich verwirrt. Er hatte nicht gewusst, dass Ichimaru so dachte, hatte ihn eher immer für unzuverlässig und etwas rebellisch gehalten. Und Sarkasmus hatte er auch noch nie wirklich verstanden. „Naja, jedenfalls nett, dass wir schon früher kommen konnten. Weißt ja, waren eh grad auf Durchreise, von daher… Außerdem weißte ja auch, wie sehr ich deine Bude mag.“ So viel, wie Ichimaru sprach, konnte man durchaus der Meinung sein, dass er sich einfach sehr gerne reden hörte. Viel schlimmer war allerdings die Art, wie er redete. So, als sei er in der Gosse aufgewachsen. Das hatte Ulquiorra schon immer gestört. Sein Onkel hatte stets darauf geachtet, dass er sich förmlich ausdrückte. Jedenfalls dann, wenn er sich überhaupt mal dazu bequemte, zu sprechen. Während die kleine Gruppe ihr Mahl einnahm, wurde nicht viel gesprochen. Zumindest, wenn man Ichimaru außen vor ließ, denn er redete die ganze Zeit, während die anderen drei keinen Ton von sich gaben. Dies geschah wohl allerdings aus unterschiedlichen Gründen; Byakuya zum Beispiel war sich zu fein, um so viel zu sprechen, Ulquiorra hatte keine Lust und Izuru, dessen Anwesenheit man kaum merkte, traute sich wohl einfach nicht, dem Fuchs in Wort zu fallen. Nachdem ebenjener die vierte dieser seltsam schmeckenden Früchte verdrückte, die man Kaki nannte sah er sich erneut kichernd im Raum um. „Sag mal… hat das nen Grund, dass auch hier drin diese komischen Rosa Blüten an die Wand gemalt sind?“ „Sie nennen sich Kirschblüten, Ichimaru.“ „Ja, was auch immer. Hast die wohl ziemlich gern, was?“ Ichimaru Grinsen verbreiterte sich. „Wo wir über rosa reden… arbeitet dieser Arzt mit der verrückten Haarfarbe noch hier? Ich glaub, ich würd mich mal ganz gern von ihm untersuchen lassen. War länger nich beim Arzt.“ „A… aber… Sie haben doch einen eigenen Arzt… Lassen Sie den doch, wenn wir wieder zurück sind…“ Hätte Izuru, Ichimarus blonder Begleiter, nichts gesagt, hätte Ulquiorra schon längst wieder seine Anwesenheit vergessen. Wie unauffällig dieser Mann doch war. Und was störte ihn daran, dass Ichimaru sich von Doktor Granz untersuchen lassen wollte? Wenn ein Adeliger ihn einstellte, war er sicher ein guter Arzt. Ulquiorra verstand diesen Einwand ganz und gar nicht… „Klappe, Izuru. Am besten kommste mit zur Untersuchung. Warst auch länger nicht beim Arzt, wenn ich mich recht erinnere…“ Der blonde starrte mit roten Wangen auf den Boden. Ein Rätsel. Diese beiden waren Ulquiorra wirklich ein großes Rätsel. Er war wirklich froh, dass er nicht alleine mit ihnen im Raum war. Er blicke zu Byakuya. Dessen Gesichtsausdruck war unverändert ruhig, so, als würden ihn die Geschehnisse dieser Welt nicht im Geringsten berühren. In Gegenwart solcher Gestalten wurde der Adelige dem blassen Jungen um einiges sympathischer, auch wenn er versuchte, ihm unnütze Regeln für das Leben beizubringen. Aber besser das, als wenn jemand die ganze Zeit über versucht, einem mit Gossensprache das Ohr abzukauen. „Bleib einfach ruhig und reagiere nicht genervt. Dann lässt er dich irgendwann in Ruhe“, murmelte der Ältere ihm plötzlich zu, ohne dass die anderen beiden es hören konnten. Einen leichten Ausdruck der Überraschung konnte Ulquiorra nun wirklich nicht verbergen. Hatte er ihm grade einen Rat gegeben? Einen sinnvollen Rat, wie man mit dieser nervigen Kreatur umzugehen hatte? Das kam überraschend. „In Ordnung… danke.“ Dieses Wort des Dankes kam ihm doch etwas schwer über die Lippen, da er einzige, bei der er sich sonst bedankte, sein Onkel war. Aber dass die Möglichkeit bestand, dass Ichimaru irgendwann den Mund hielt, war mal eine gute Nachricht. Und allzu schwer sollte das nicht sein. Er war immer ruhig und konnte sich nicht daran erinnern, jemals richtig genervt gewesen zu sein. Ein törichter und ungeschickter Butler durchbrach den kurzen Moment des leichten Wohlbefindens Ulquiorra, indem er, die Eingangsportale laut aufschlagend, in den Saal platzte. „Herr Kuchiki! Eine Eilbotschaft ist grad für Sie angekommen! Kommen Sie am besten schnell…“ Mitten im Satz wurde er von dem Angesprochenen unterbrochen. „Geht das nicht leiser, Renji? Es ist schön, dass du mich darauf aufmerksam machen willst, aber bitte mäßige deine Lautstärke!“ Bei seinen Bediensteten konnte Kuchiki also doch genervt reagieren… „Eh… ’Tschuldigung!“, fuhr der Ananaskopf in abgeschwollenem Tonfall fort, „Da is’ ne Eilbotschaft für Sie…“ „Also gut. Ich komme sofort.“ Zu Ulquiorras Missfallen erhob sich Byakuya. Was sollte das? Würde er ihn allein lassen? Er wollte nicht mit diesen beiden Personen dort bleiben! Er machte Anstalten, ebenfalls mitzukommen. Jedenfalls, bis der Adelige ihn kritisch ansah. „Es reicht, wenn ich gehe. Kümmere du dich um unsere Gäste. Das ist eine gute Übung für dich.“ Mit diesen niederschmetternden Worten verließ ihn Byakuya, zusammen mit seinem Diener, und ließ den blassen Jungen mit den ihm mehr als unsympathischen Gästen zurück. Er schluckte leicht. Hoffentlich war das mit dem „kümmern“ nicht allzu ernst gemeint. Auf Ichimarus Gesicht hatte sich ein breites Grinsen geschlichen. „Und weg isser. Nich grade höflich für nen Gastgeber, tse. Findste nicht auch, Izuru?“ Angesprochener nickte hastig. „Als Adeliger ist er beschäftigt“, erwiderte Ulquiorra kühl. Er wusste nicht warum, aber irgendwie hatte er das Bedürfnis, Byakuya gegen diesen Typen zu verteidigen. Vermutlich, weil er ihm grade diesen Tipp gegeben hatte. Oder auch, weil er sich ihm allgemein verbundener fühlte als diesen Gästen. Wenn er es genau bedachte, waren Byakuya und er sich wirklich recht ähnlich: Sie hatten beide schwarze Haare, waren ernst und sprachen nicht viel. Bisher hatte der Siebzehnjährige noch nicht allzu viele Menschen kennengelernt, die ebenso waren. Was vielleicht daran lag, dass er ohnehin nicht allzu viele Personen kannte. „Huh, kannst ja doch sprechen!“ Ichimaru lachte. Dieses Lachen klag nicht wirklich belustigt… es hatte etwas Fieses an sich. Man mochte es sich vielleicht einbilden, da er mit seinem Fuchsgesicht ohnehin alles andere als nett wirkte… aber es klang fies. „Mah, guck doch nich so fies! Ich mein ja nur, soll ja nich böse sein, ne? Aber hast ja Recht. Adelige haben viel zu tun. Adelige Geschäfte und so…“ In der Tat. Adelige Geschäfte. Ulquiorra wusste selbst nicht, was das hieß, aber wenn Byakuya sagte, er sei beschäftigt, dann war er das sicher auch. Er hatte eine Aura an sich, die ausstrahlte, dass er niemals eine Ausrede vorschieben würde. „Nja, aber wir haben ja noch dich. Kümmer dich mal um uns. Führ uns rum oder so…“ Ulquiorra blinzelte. Die beiden herum führen? Er kannte sich in diesem Schloss doch selbst auch nicht aus… „Was is? Angst, dass du dich verläufst?“ Der Junge war geschockt. Konnte dieser Mann etwa Gedanken lesen? „Nein, habe ich nicht. Ich kenne mich hier bestens aus.“ Im selben Moment, als er diesen Satz aussprach, hätte er seinen Kopf auf die Tischplatte knallen können. Warum sagte er das? Das verpflichtete ihn doch gerade zu dazu, aufzustehen, und die beiden umher zu führen. Dabei trafen gleich zwei unliebsame Faktoren aufeinander: Die Gesellschaft von Ichimaru (und Izuru, aber der interessierte keinen) und sich unnötig zu bewegen. Nein, er verstand wirklich nicht, warum sein alberner Stolz ihn dieses Mal dazu gebracht hatte, etwas zu sagen bevor er darüber nachdenken konnte. „Achso? Fein! Dann legen wir mal los. Son Verdauungsspaziergang tut uns allen sicher gut. Nich, Izuru?“ Angesprochener nickte hastig. Konnte er nichts anderes? „Bringen wir es hinter uns…“, murmelte Ulquiorra und stand auf. Zusammen mit den beiden anderen verließ er den Saal. Zielsicher suchte er sich einen Gang aus, den sie als nächstes beschreiten würden. Er hatte keine Ahnung, wo sie auskommen würden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)