BlueberryCastle von PumpkinQueen (Weil ihr anders seit) ================================================================================ Kapitel 12: Kapitel 12 ---------------------- War sie zuerst in Führung gewesen, überholte Nathanael Alice nun, packte sie am Arm und zog sie mit sich einen Gang hinunter. Sie stellte keine Fragen, dafür war sie viel zu sehr in Panik. Stattdessen ließ sie sich führen. Williams plötzliches Auftauchen hatte sie sofort aus der Bahn geworfen. Was machte der Vampir hier? War er ihnen gefolgt? Wenn er hier jederzeit auftauchen konnte, warum durfte sie dann überhaupt mitkommen? Sie glaubte nicht, dass Victor etwas damit zu tun hatte! Sie wollte es zumindest nicht glauben. Bei Killian war sie dagegen nicht so sicher. Wollte er sie vielleicht loswerden? Hatte er sie an die Vampire ausgehändigt? Erklärte das seine jetzige Abwesenheit? Aber das wäre auch Verrat an Victor! Die hinter ihr zuschlagende Tür fokussierte ihre Gedanken wieder auf ihre Flucht. Gehetzt sah sie sich um. Der Raum, in den Nathanael mit ihr geflüchtet war, entpuppte sich als die Herrentoilette der Agentur. Verwirrt suchte sie den Blick des Flussjungen, der sich an dem kleinen Fenster am anderen Ende des Raumes zu schaffen machte. „Bleib da gefälligst nicht stehen sondern komm hier rüber, wenn du nicht sterben willst!“ Man sah ihm an, dass auch er Angst hatte. Hektisch öffnete er das Fenster und hebelte es mit einem einzigen Ruck aus der Verankerung bevor er es achtlos in eine Kabine schleuderte. „Kletter hier durch, los!“ Sie tat einfach was er sagte, erreichte den leeren Fensterrahmen und hievte sich mit Armen weich wie Butter irgendwie hindurch. Als sie es zur Hälfte geschafft hatte, hörte sie hinter sich die Toilettentür knallend zu Boden gehen. Ihr Herz machte einen Satz. So schnell sie konnte schlüpfte sie ganz nach draußen auf einen kleinen Vorsprung, der sich hier aufgrund eines schmalen Wintergartens befand, dessen Dach er bildete. Die Straße war zehn Stockwerke unter ihr, dass Dach des Gebäudes ungefähr fünf entfernt. Wie zum Teufel sollte sie hier wegkommen?! Im Raum hinter hier knallte und krachte, zischte und blubberte es nun. Mit zitternden Knien bückte sich Alice um zu sehen was drinnen passierte. Nathanael hatte sämtliche Leitungen aus der Wand platzen, Toiletten und Waschbecken hochgehen lassen, sodass der ganze Raum nun voller Wasserfontänen war, die ihn in ein glitzerndes Feuerwerk verwandelten. Irgendwo da drinnen musste William sein und sich durch das Wasser kämpfen. Und es musste ihn nicht gerade glücklich stimmen. ALice bekam einen gehörigen Schreck als Nathanael ebenfalls durch die Fensteröffnung nach draußen kroch. „Wohin jetzt?“, fragte sie den tropfnassen Flussjungen panisch. „Folg' mir einfach!“, rief er zurück, nahm ihre Hand und platzierte eine Fuß an der Hauswand. Als er dasselbe auch noch mit dem Zweiten tat und nun von der Wand ab stand wie ein Wasserspeier, klappte Alice die Kinnlade runter. „W-wie hast du das gemacht?!“ „Mach es ihm nach, Alice!“, miaute eine aufgebrachte Katzenstimme von unten. Toulouse' Augen befanden sich nun in dem Schatten an der Wand unter Nathanaels Füßen. Irgendwie schien der Schattenkater den Flussjungen an der Mauer zu halten. Alice zögerte. Aber was war die Alternative? Williams Klauen schienen nicht verlockender als gleich eines abstehenden Haares an einer Hauswand zu kleben. Zuerst stemmte sie einen, dann, mit zugekniffenen Augen, den anderen Fuß gegen die Wand. Zeit um sich zu vergewissern ob es auch bei ihr funktionierte hatte sie nicht, denn Nathanael zog sie sofort weiter. Mit Schrecken musste sie feststellen, wie sie auf der Wand dem Abgrund entgegen rannte wie eine Spinne! Nur eben schreiend. An ihrer linken Hand zog Nathanael sie mit sich, der rechte Arm flatterte nutzlos in der Luft herum und wahrscheinlich flog ihr Kleid ihr gerade bis über die Hüfte. Ein langgezogenes 'AH' schreiend, lief sie den Pflastersteinen entgegen. War es möglich, dass sie sich unten schrecklich wehtun würde? Kurz bevor sie in einen Hinterhof prallten, stieß sich Nathanael von der Mauer ab, ließ Alice los und landete etwas in die Knie gehend auf seinen Füßen. Alice klammerte sich an ihn, aber ohne von der Wand abzuspringen. Also hing sie waagerecht zwischen ebendiesen, den Boden eineinhalb Meter unter ihr. „Das... War Wahnsinn!“, keuchte sie und meinte es durchaus positiv. Vorsichtig stellte auch sie sich aufrecht hin. „Wir müssen Ernie erreichen“, machte Toulouse sie wieder auf ihre prekäre Lage aufmerksam. „Folgt mir!“ Der Schattenkater nahm die Form einer Katze an und rannte voraus. Die beiden anderen folgten ihm keuchend. „Stehen bleiben Alice!“, rief Williams Stimme, die viel zu nah bei ihnen klang. Alice machte den Fehler sich umzudrehen, erblickte den Vampir auf der anderen Seite des Innenhofes, dort wo sie eben gerade selbst gestanden hatte, und kam vor Schreck ins Straucheln. Sie fiel mit beiden Knien und den Händen in den Dreck, der sich hier gesammelt hatte. Sofort fingen ihre Handflächen an zu brennen. Gab es etwas unpraktischeres als sich in einem schattigen Hinterhof vor einem Vampir die Haut blutig zu schürfen? Sie spürte ihn hinter sich noch bevor sie sich umdrehen konnte und quiekte leise auf. Sie saß gewaltig in der Patsche und wenn ihr nicht schnell was einfiel war es das wohl gewesen. Ade du schnöde Welt! „K-komm ihr nicht zu nahe!“ Nathanaels Stimme klang genau so quiekend wie ihre eigene, aber Alice war unglaublich dankbar sie nun hinter sich zu hören. Hastig drehte sie sich um. Killians Bewunderer hatte sich zwischen sie und William gestellt was ihr einen kurzen Moment gab um sich ein Stück aufzurichten. Leider schien er William überhaupt nicht zu beeindrucken. Der Vampir packte ihn am Kragen und hob ihn hoch als wäre er ein naives Säckchen Staub. Dabei zischte er ihm direkt in das hübsche Gesicht. „Du möchtest also heute meine Mahlzeit sein Bürschchen. Dann warte gefälligst bis ich das Mädchen aus dem Weg geräumt habe!“ Und er schleuderte Nathanael in einer übermenschlichen Geschwindigkeit hinter sich. Beeindruckender Weise schaffte der Kleine es eine Pirouette in der Luft zu drehen und auf seinen Füßen zu landen. Hatte Alice sich verhört oder knurrte er bedrohlich? Nur leider schien er ihr nicht helfen zu können, denn warum wäre er sonst mit ihr geflüchtet? Sie stand immerhin wieder, wagte es aber nicht davon zu laufen. William jetzt den Rücken zuzudrehen wäre mehr als lebensmüde gewesen. Nathanael lief erneut auf ihren Angreifer zu, der ihn sofort ergriff und dieses Mal auch nicht wieder los ließ. „Dann eben du zuerst. Das Blut von Wasserwesen hat immer so eine erfrischende Wirkung“, schnurrte William amüsiert. Alice musste mit ansehen, wie der Flussjunge seine Augen zusammenkniff und die Lippen aufeinander presste. Er hatte doch nicht ernsthaft vor sich für sie zu opfern?! Aber nicht mit ihr! Ihre Lebensgeister waren soeben aus ihrem Mittagsschläfchen erwacht und ließen sie loslegen. „William!“, rief sie wütend. „Behalt die Beißerchen eingefahren, heute gibt es weder ihn noch mich zum Nachtisch!“ Ja, so war es gut! Heldensprüche schindeten Zeit und machten Mut! William schnaubte belustigt, blieb ihr aber einer Antwort schuldig. „Ich hab dir nichts getan also lass mich in Ruhe!“ „Du wohnst bei Victor, was als Grund vollkommen ausreichend ist.“ „Nur weil ich ein Mensch bin, dem netterweise Asyl gewährt wurde, heißt das nicht, dass ich dir auf die Füße getreten bin!“ Jetzt lachte er, hob eine Hand, schlug Nathanael damit gegen den Hinterkopf und nockte ihn so aus bevor er ihn einfach auf den Boden fallen ließ. „Sei nicht dumm, Alice. Du bist kein Mensch.“ Sie wusste nicht was das zu bedeuten hatte. Sie und kein Mensch? Was wollte er damit sagen? Natürlich war sie ein Mensch! Hatte er keine Augen im Kopf?! Hinter ihr kam ein Auto mit quietschenden Reifen zum Stehen. Im nächsten Moment standen Killian und Toulouse neben ihr. „Wie schade. Und es war so knapp“, waren die letzten Worte, die Alice von William hörte, ehe sie in das Auto gezerrt wurde, welches augenblicklich davon raste als der bewusstlose Nathanael den Weg neben sie auf die Rückbank fand. Mit dem Kleinen war Killian eingestiegen. „Was sollte das? Warum hat er so triumphierend gelächelt, Alice?“ Killian lehnte sich vor sie und blickte ihr so forschend in die Augen, dass sie schon fast vergaß was für ein Ekel er war. Denn diese Augen... Hach. Jedoch schüttelte sie nur den Kopf. „Ich hab keine Ahnung.“ Er hatte wohl nicht mitbekommen was der Vampir zu ihr gesagt hatte. Wie hätte er reagiert wenn doch? Sie war im Herrenhaus aufgenommen, weil sie ein verstoßener Mensch war. Wenn das nun nicht stimmte was dann? Würde sie hinausgeworfen werden? Sie musste erst mal ihre Gedanken ordnen. Bestimmt log William bloß um sie zu verunsichern! „Was ist mit Nathanael?“, fragte das Model weiter. „William hat ihn auf den Hinterkopf geschlagen und da hat er sich einfach verabschiedet, der Arme...“ „Und was ist mit deinen Händen und Knien?“ „Bin gestürzt.“ „Unglaublich! Das Mädchen immer umfallen, wenn sie verfolgt werden! Als wäre es ein ungeschriebenes Gesetzt!“ „Hey! Dein kleiner Verehrer ist ohnmächtig geworden, nicht ich!“ „Tsss!“ Die beiden starrten sich wütend an während das Auto durch die Straßen der Stadt raste. „Wir müssen Alice' Wunden versorgen ehe sie den Wald betritt“, warf Toulouse ein, der sich mal wieder aus ihrer Diskussion raus gehalten hatte. „Die Waldwesen werden sich sonst nicht mehr so leicht zurück halten.“ „Ich soll ihre Wunden versorgen obwohl ich wegen ihr mein Shooting abbrechen musste?!“, begehrte das italienische Model auf. Zur Antwort zeigte Toulouses Schwanzspitze auf ein Fach vor dem Beifahrersitz. Grummelnd kletterte Killian halb nach vorne, öffnete das Fach, angelte darin herum bis er einen Erste-Hilfe-Kasten hervorzog und ließ sich wieder nach hinten fallen. „Hände her!“, befahl er. „Guck erst nach Nathanael! Nicht, dass er uns hier wegstirbt.“ „Unkraut vergeht nicht, das siehst du doch an dir!“ Und er packte Alice linke Hand grob, sprühte ein brennendes Desinfektionsmittel darauf, dass Alice Tränen in die Augen trieb und hantierte dann alles andere als liebevoll mit dem Verband herum. „AUA! Geht das nicht vielleicht ein kleines bisschen vorsichtiger!?“ „Nein.“ Während Killian auch ihre andere Hand und die Knie versorgte, schmollte Alice vor sich hin, beobachtet von Toulouse, dessen Schnurrhaare verdächtig zuckten. Fast als würde er kichern. Der Ausflug in die Stadt war also ein völliges Desaster und hatte mehr Fragen heraufbeschworen als Alice sowieso schon gehabt hatte. War sie wirklich kein Mensch? Belog William sie nur um sie zu verunsichern damit sie leichtere Beute war? Wieso wusste er wo sie sich aufhielt? Warum durfte Nathanael nicht im Herrenhaus wohnen? Wie sah Ernie aus? Außerdem bemerkte sie erst jetzt, dass sie ihren linken Turnschuh verloren hatte... Konnte dieser Tag noch schlimmer werden? Er konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)