Butterfly Effect von Fairytale_x3 ================================================================================ Kapitel 1: last breath ---------------------- Mein Atem geht röchelnd, als ich aufwache und panisch feststelle, dass es mir schwer fällt Luft zu bekommen. Irgendetwas schnürt mir die Kehle zu und ich kann nichts dagegen tun, außer nach Luft zu ringen, um wenigstens eine kleine Menge Sauerstoff in meine Lungen zu saugen. Mein Blick wird unklar, als ich neben mich blicke und mit Entsetzen feststelle, dass Jason weg ist. Wo ist er hin? Als wir ins Bett sind, war er noch bei mir. Wieso lässt er mich jetzt alleine? Ich versuche die Situation zu begreifen und nach Hilfe zu rufen, doch nichts außer ein Krächzen, dass so leise ist, dass es mit Sicherheit niemand der Anwesenden dieser kleinen Hütte hören könnte, entkommt meiner Kehle. Ich verfluche mich in Gedanken dafür, dass ich diesem Kurztrip in die Pampa zugestimmt hatte. Es war Rachels Idee gewesen, übers Wochenende in die Berge zu fahren und Zeit miteinander zu verbringen. Und ausnahmsweise konnte ich der Meinung meiner besten Freundin, die der festen Überzeugung war, es würde uns gut tun, etwas auszuspannen, in keinster Weise zustimmen. Immerhin war Sean dabei. Grund genug für mich, nicht mitzufahren, allein meiner Beziehung Willen. Sean ist ein guter Freund von Rachel, den sie in einer Vorlesung an der Uni kennengelernt hatte. Zu Beginn war diese Tatsache auch kein Problem. Ich fand ihn nett und wir verstanden uns gut, nachdem sie uns bekannt gemacht hatte. Noch am selben Abend fragte sie mich bei einem unserer Telefonate aufgeregt, was ich von Sean halten würde und ich konnte ihrer Stimme entnehmen, dass sie eine bestimmte Antwort erwartete. Also tat ich ihr den Gefallen und redete überschwänglich in guten Worten über den Jungen, den ich erst wenige Stunden zuvor kennengelernt hatte. Daraufhin offenbarte Rachel mir, dass sie sich in Sean verliebt hatte, was mich wirklich für sie freute. Rachel stand in Punkto Männer schon immer etwas hinten an. Das liegt nicht etwa an ihrem Aussehen, attraktiv ist sie alle Male. Es liegt viel eher an ihrer verschlossenen Art. Die Jungs tun sich schwer, ein Gespräch mit ihr zu beginnen. Deswegen freute es mich ehrlich für sie, dass sie Sean kennen gelernt hatte. Die Probleme begannen erst, als Sean und ich miteinander geschlafen hatten. Was so viel bedeutet wie: Ich war Jason fremd gegangen und hatte gleichzeitig die Gefühle meiner besten Freundin verletzt. Mehrfach. Es war nicht bei diesem einen Ausrutscher geblieben, auch wenn ich mir das oft wünschte. Das erste Mal passierte es ungeplant, als wir gemeinsam mit Rachel in der Bücherei für die Uni waren, um zu lernen. Ihr war scheinbar nicht aufgefallen, dass wir für einige Minuten verschwunden waren, was mein Gewissen jedoch in keinster Weise beruhigen konnte. Wirklich. Nach dem ersten Mal tat es mir schrecklich leid, nicht nur wegen Rachel, sondern auch wegen Jason. Ich liebe ihn schließlich und er bedeutet mir sehr viel. Dass ich ihm das antat, hatte er nicht verdient. Das Chaos begann erst, als Sean uns eines Nachmittages zum Lernen zu sich nach Hause einlud. Rachel hatte einen Termin und musste früher gehen. Ich erinnere mich noch, dass es ihr überhaupt nicht passte, dass ich noch blieb, auch wenn sie das nicht offen zeigte. Es schien, als hätte sie es geahnt, dass etwas in diese Richtung passieren würde. Und sie behielt recht. Wir taten es und zwar nicht nur einmal. In den darauffolgenden Wochen trafen wir uns mehrfach, was für mich irgendwann zu einem Problem wurde. Ich hatte Angst, Jason könnte bemerken, dass ich mich mit Sean nicht zum Lernen traf, sondern Sex mit ihm hatte. Ich begann mir einzureden, dass das, was ich tat, nicht so schlimm war. Jason liebte ich schließlich trotzdem und von Sean wollte ich nichts, sodass ich auch für Rachel keine Konkurrenz darstellte. Vor zwei Wochen beendete ich das Ganze und seither gehen wir uns größtenteils aus dem Weg. Ich schnappe nach Luft, als sich das eiserne Band um meine Kehle weiter zuzieht, als wolle es mich für meine Sünden bestrafen und mich zwingen alles zu beichten, bevor ich dem Herrn gegenübertreten darf. Ich spüre das Adrenalin, das durch meine Adern schießt, wie es meinen Körper in Alarm versetzt und sich mein Herzschlag zunehmend beschleunigt. Das kräftige Schlagen gegen meinen Brustkorb schmerzt. Ich denke an Jason, dessen Vertrauen ich mehrfach missbraucht habe und erschrecke über mich selbst, als ich feststelle, dass ich nach einer Weile kein schlechtes Gewissen mehr empfunden habe, bei dem was ich tat. Für mich war es schlichtweg Sex. Ohne Gefühle und all das Drumherum. Für Sean war es mehr gewesen, als nur das. Der arme Kerl hatte sich in mich verliebt, was wiederum Rachel verletzte. Ich ging die ganze Zeit davon aus, dass sie nichts davon wusste. Habe ich mich geirrt? Ist das ihre Rache? Dass ich ihr den Typen ausgespannt habe, von dem ich noch nicht einmal etwas will? Habe ich das Schicksal aus dem Gleichgewicht gebracht, weil Sean für Rachel bestimmt war und ich dazwischen gefunkt bin? Aber wo ist dann Jason? Hatte Sean ihm etwas erzählt, um es mir heimzuzahlen, hatte er vielleicht auch Rachel erzählt, dass er mehr für mich empfand und aus welchem Grund? Meine Gedanken werden unklarer um mich herum, je weiter mich der Sauerstoffmangel einnimmt und die Panik in meinem Körper steigt ins Unermessliche. Mein Herzschlag beschleunigt sich zunehmend und ich bekomme Kopfschmerzen, als sich der Sauerstoffentzug in meinem Gehirn bemerkbar macht. Meine Sicht verschwimmt, mein Körper bäumt sich in einem letzten verzweifelten Hilferuf auf und das letzte, an das ich denken kann, bevor das Leben langsam meinen Körper verlässt, sind die Worte, die eine mir nahestehende Person vor nicht allzu langer Zeit zu mir sagte: „Sag mal Lauren, glaubst du an den Schmetterlingseffekt? Kann der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien wirklich einen Tornado in Texas auslösen?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)