Behind the Scenes von Asako ================================================================================ Kapitel 16: Act 2 Scene 6: Change of Tides ------------------------------------------ Kaum in Asako's Wohnung angekommen sah sich die junge Otokoyaku erst einmal mit großen Augen um. Es war um so vieles größer als die kleine Wohnung im Dorm, in der sie lebte. Alles war offen, bis auf drei Türen, die, wie sie tippte, jeweils ins Badezimmer, ins Schlafzimmer und in die Küche führten. Allein der Wohnbereich hätte ihre gesamte Wohnung sein können. Das Sofa war gigantisch und die Einrichtung aufeinander abgestimmt, nur der lilafarbene Sessel schien etwas fehl am Platz. Dann aber sah er auch schon sehr abgesessen aus, vielleicht ein Souvenier. "Beeindruckt?", fragte Sena, die ihren Schlüssel beiseite legte und die Jacke an die Gaderobe hängte. Auch Mirio entledigte sich ihres grünen Mantels und des Schals, hängte beides ebenfalls zu Sena's Jacke. "Und wie. Ich meine... ich hab erwartet, dass du mit viel Prunk wohnst, aber so etwas?" "Erwartet? Wieso?" "Nun... so wie du immer auftrittst. Mit so viel Eleganz. Da war es doch klar, dass deine Wohnung ebenso eingerichtet ist." Asako hob etwas die Augenbraue. Elegant? Sie? Osa bezeichnete sie immer als Tollpatsch und als ihren kleinen Trottel, natürlich alles in lieblicher Hinsicht, aber sie wusste, dass sie ganz anders sein konnte als ihre jüngeren Otokoyaku vielleicht dachten. Aber gut, wenn die jüngere sie so sah, dann sollte es ihr recht sein. Sie lächelte. "Na gut. Den Kaffee muss ich trotzdem selbst machen. Dafür hab ich leider noch keine Bediensteten. Oder möchtest du lieber Kakao? Tee?" "Tee wäre mir lieber. Von Kaffee werde ich immer so furchtbar aufgedreht." "Na gut. Setz dich bitte. Ich bin gleich da." Der Top Star ging in die Küche, fing an dort Tee zu kochen. Ihr war es ebenfalls lieber, dass Rio Tee wollte, denn immerhin wollte sie heute Nacht noch schlafen. Irgendwie. Sie hatte sich für einen Erdbeertee entschieden, auch wenn sie die volle Auswahl eines ganzen Schrankes zur Verfügung hatte. Ihre Freunde waren manchmal recht unkreativ wenn es um Geschenke zu Festtagen ging, wesshalb sie sich meist untereinander Tee schenkten, dann aber zu jeder Gelegenheit. Seit dieser neue Teeladen um die Ecke aufgemacht hatte stapelten sich die Beutel mit dem losen Tee geradezu, sodass Asako einen kleinen Extraschrank dafür angeschafft hatte. Sie lehnte sich an den kleinen Tisch im Raum während sie wartete, dass der Tee durchzog, zupfte dabei etwas an dem Shirt, dass sie noch immer trug. Sie sollte sich wohl noch umziehen. Kurzerhand machte sie einen Abstecher ins Wohnzimmer, stellte die Teekanne, in der noch immer der Tee durchzog auf den Tisch, ebenso wie zwei Teetassen. "Der Tee zieht noch. Du kannst schonmal damit anfangen dir die Szenen raus zu suchen, die dir schwer fallen. Ich zieh mir noch etwas anderes an. Ich finde ich müffle etwas." Rio lächelte sie an. "Finde ich nicht." "Dann nehme ich das als Kompliment." Asako warf der anderen ein recht vielsagendes Lächeln zu, woraufhin Rio nur errötete. Die kleine war schon irgendwie süß. Zumindest war der kleine Flirt ein guter Zeitvertreib. Sie ging in ihr Schlafzimmer, kramte in ihrem Schrank nach etwas anderem zum anziehen. Zuerst hatte sie ein stinknormales, einfarbiges Shirt in der Hand, aber sie stockte für einen Moment. Wie weit hatte sie vor zu gehen? Anders gesagt: wie weit lies Rio sie wohl gehen? Irgendwie juckte es sie schon in den Fingern das heraus zu finden. Es war eine Herausforderung und Asako liebte Herausforderungen. Sie schmunzelte etwas, schob das Shirt zurück in den Schrank und zog ein schwarzes, mit silbernen Nadelstreifen versehenes Hemd heraus, ebenso wie eine Jeans. Sie war nicht zu eng sitzend, allerdings auch eng genug um ihre Figur zu betonen. Hinzu kam eine etwas engere Halskette, die unter dem Hemd hervorblitzte, wobei sie beim Hemd die obersten zwei Knöpfe geöffnet hatte. Nochmals kontrollierte sie ihre Haare im Spiegel. Zwar saß nicht mehr alles so wie am Morgen, aber sie sah immer noch gut aus. Zurechtgemacht ging sie wieder zu Rio, die wohl in das Script vertieft war. Die junge Frau lies sich neben Otokoyaku nieder, die zu ihr sah. Für eine Sekunde merkte sie, dass Rio sie deutlich beäugte, wobei sie dies aber gekonnt überspielte, indem sie wieder ins Script sah. "Gut dann an die Arbeit." Im Probenraum hatte Saeko inzwischen die letzten Töne auf dem Klavier gespielt, die Augen dabei geschlossen und lauschte nur, wie die Saiten des Klaviers langsam ausklangen. Sie seufzte leise. Manchmal wünschte sie sich, dass das Leben ein Musical wäre, ein Theaterstück und die Welt die Bühne. Dann wäre ein Happy-End zumindest einigermaßen sicher. Saeko schluckte. Warum war die Zeit nur so schnell vergangen? Es kam ihr nicht vor wie zwei Jahre seit sie mit Asako auf der Bühne gestanden hatte. "Das Stück lässt dich nicht los, oder?" Saeko schreckte auf, sah in Richtung der Tür, aber entspannte sich aber als sie Chika in der Tür stehen sah. "Deine Stimme hat nichts von ihrem Zauber verloren." Saeko starrte nur auf das Klavier, klappte die Abdeckung für die Tasten nach unten und legte die Hände stattdessen daraufl. "Was willst du hier, Chika? Eure Probe ist doch in einem ganz anderem Raum." "Schon. Aber ich dachte mir, dass ich mal sehe ob es stimmt was man sich so erzählt?" "So? Was erzählt man sich denn?" Der Yukigumi-Top-Star schloss die Tür hinter sich als sie eintrat, ging zu ihr und blieb am Klavier stehen, lies die Finger über die Abdeckung der Tastatur gleiten. Saeko beobachtete sie dabei, wie die Hand auf sie zugleitete, über ihre Hand über ihren Arm hinauf zu ihrer Schulter, wo sie schließlich liegen blieb. Die zweite Hand der anderen legte sich auf ihre zweite Schulter, begann langsam die harten Muskeln zu massieren. "Dass du jetzt als Assistent arbeitest. Aber desshalb bin ich nicht hier." "Wesshalb dann? Du kommst nie nur zum plauschen." "Ich dachte du bräuchtest etwas Aufmunterung. Nachdem du dich mit Sena gestritten hast..." Saeko schloss die Augen, lies die andere ihre Muskeln zumindest etwas auflockern. Als sie aber Asako's Namen hörte versteifte sie sich etwas. "Und woher weist du davon?" "Ich hab meine Quellen. Verwundert es dich?" "Um ehrlich zu sein, ja." "Tya. Inzwischen solltest du mich besser kennen." "Halt dein hübsches Näschen da raus." Chika's schlanke Hände wanderten zu ihrem Nacken und Saeko schloss die Augen, nahm den Kopf etwas vor. "Es geht dich nichts an." "Es geht mich aber wohl etwas an, wenn mein Liebling schlecht gelaunt ist." "Ich bin nicht dein Liebling." "Natürlich nicht." Der ehemalige Top Star spürte nur, wie Chika ihr die Haare zur Seite strich, kurz darauf auch schon den warmen Atem im Nacken, der ihr eine Gänsehaut verschaffte. "Lass es, Chika." "Was hindert dich daran? Sena hat doch mit dir schluss gemacht." "Den Fehler hab ich schonmal gemacht..." "Sag blos du bereust es." "Jede Sekunde davon." "Lügner." Der Yukigumi-Top-Star ging um den Hocker herum, platzierte den schlanken Körper auf Saeko's Schoß um sie besser ansehen zu können. Ihre Hände hatte sie noch immer im Nacken der älteren, beugte sich nahe zu ihr. "Das mit uns war nie was ernstes und ein Fehler. Das weist du genau wie ich, Chika." "Und schon wieder lügst du. Ich sagte doch dass du nicht ehrlich sein kannst. Immerhin war das damals deine Idee." "Ich hab es auch wieder beendet." "Ja wegen Sena. Aber die ist auch nicht mehr da. Was hindert dich also daran zu den Wurzeln zurück zu kehren?" Chika lächelte etwas und strich mit dem Handrücken über die Wange der anderen. Ihre Haut war noch immer so unglaublich weich und ihre Gesichtszüge genauso verführerisch wie sie es in Erinnerung hatte. "Ich liebe sie immer noch." "Das hat dich auch nie gestört. Im übrigem: was macht dich so sicher, dass sie dich auch noch liebt? Nach dem was man so hört würde sie dich am liebsten rauswerfen." "Sie würde nie..." "Du sollst ihr nie mehr unter die Augen treten. Ich glaube so etwas in der Art hat sie dir doch gesagt." Chika lächelte abermals und vergrub die Hände in den Haaren der anderen. "Lass es doch einfach zu. Ich kann dir den Schmerz nehmen. Zumindest für eine Weile." Saeko drehte den Kopf auf die Seite, entzog sich somit etwas ihrem Griff und wich ihrem Blick aus. "Ich sagte nein." "Muss ich dir erst beweisen, dass sie eine andere hat, die mit ihr das Bett teilt?" Prompt hatte sie sich die Aufmerksamkeit der ehemaligen Otokoyaku gesichert. Asako und Rio waren inzwischen tief in die Arbeit vertieft, wobei sie inzwischen zusammen in ein Script schauten. Rio's unteschied sich dann doch gravierend von ihrem eigenem, war sozusagen die 'light' Version von ihrem. Asako hatte es für sinnvoller gehalten die Notizen in Rio's Script zu schreiben, denn immerhin wollte sie ihr helfen. "Wow so einfach ist das? Hätte ich nicht gedacht." Rio starrte noch immer ins Script als Asako den Kopf etwas hob und die andere ein wenig studierte. Sie war definitiv süß. Irgendwie hatte sie ein bisschen etwas von Saeko mit diesen Augen. Sie strahlten die selbe Wärme aus... "Uhm... stimmt was nicht?", murmelte Rio als sie aufsah. Erst jetzt merkte Asako, dass die andere auch etwas Rot angelaufen war. Asako lächelte nur und strich der Jüngeren eine Haarsträhne weg. "Ich habe mich nur gefragt ob du noch ungeküsst bist." Vor Schreck fiel die andere nach allen Regeln der Kunst von der Couch, fiebte dabei erschrocken auf und blieb mit dem Script auf dem Schoß sitzen. Asako lachte laut auf. "Tut mir leid. Ich sollte sowas nicht fragen." "W-w-wie kommst du jetzt b-bitte darauf?" Abermals kicherte der Top Star. "Nur ein Gedanke. Bekomme ich eine Antwort darauf? Sonst habe ich nie gefragt." "N-nunja." Die Jüngere stammelte nur unverständlich etwas vor sich hin, knetete mit den Händen den Saum ihrer Hose und blickte mit hochrotem Kopf zu Boden. Ihrer Reaktion nach hätte Asako auf ein klares Nein getippt. Sie konnte sich dunkel daran erinnern, dass sie mal von einem Gerücht zwischen Rio und Masao gehört hatte, aber es hatte sich genauso schnell verflüchtigt wie es gekommen war. Also war es wohl wirklich nur ein Gerücht gewesen. Der Top Star legte sich der Länge nach auf die Couch, kam somit auch Rio ein Stück weit näher, die nur schüchtern den Kopf hob. "Warum...?" "Du bist süß. Wieso also nicht? Gefall ich dir etwa nicht?" "Doch! Ich meine schon... aber ist das richtig?" "Wen interessiert schon, was richtig ist oder nicht? Ich verspreche dir dass alles, was in diesem Raum passiert auch hier bleibt. Sieh es einfach als Sondertraining." Mirio wusste nicht so genau was sie von der ganzen Sache halten sollte. Natürlich stand sie auf Sena, wer aus Tsukigumi tat es auch nicht, aber ob sie das so offensichtliche Angebot annehmen sollte? Sie hatte mit Masao oft darüber getratscht ob es für die Takarazuka-Darstellerinnen in Ordnung war untereinander Beziehungen zu haben, da die Beziehung zu Aussenstehenden, gerade zu Männern, strengstens untersagt war. Natürlich bildeten sich die Päärchen, das berühmteste waren wohl Chie und Nene, eine alte Top Star Kombi, die schon Jahre zuvor ausgestiegen waren, dennoch war Mirio sich immer unsicher gewesen was sie wollte. Dann aber war vielleicht etwas Erfahrung nicht schlecht. Schüchtern hob sie den Kopf ein wenig, starrte den Top Star auf der Couch geradezu an. Diese Frau war einfach bildschön in jeder Hinsicht. Hinzu kam noch dieser merkwürdige Einfluss, den sie auf andere auswirkte, der einen vergessen lies, dass man ein menschliches Wesen vor sich hatte. Sie hatte etwas in der Richtung schon bei Ayaki beobachtet, diese jedoch schien gerade wegen diesem Einfluss bei allen auf Abstand geblieben zu sein. Dass Sena so dicht vor ihr war, so zum greifen nah, machte es nicht besser. Völlig in Gedanken merkte sie nicht, dass Sena eine Hand in ihrem Kragen vergraben hatte, war zu irritiert und abgelenkt von diesem Lächeln gewesen. Sie flüsterte etwas, was sie nicht verstand, aber der Klang ihrer Stimme allein reichte um ihren Zweifel mit einem Mal weg zu wischen. Obwohl es schon so spät Abends war fand sich eine dick eingepackte, junge Frau im eingefrorenem 'Parkbereich' des Takarazuka-Dorms. Die ganze Situation gefiel ihr gar nicht, dann wieder war sie so perfekt wie sie sein konnte. Es ging nur um den Einfluss. Popularität, Einfluss und Beziehungen. Mach dir möglichst viele Freunde, mit dem einem Trick oder dem anderen. Hätte sie denn einfach Nein sagen sollen? Das was sie wollte, war so zum greifen nahe, alles davon. Eine bildschöne Freundin, Ansehen und in ein paar Jahren vielleicht auch endlich den verdienten Status. Es war ihr egal, ob ihre 'Freundin', wie auch immer man sie nennen konnte, nicht so ganz ehrlich war und es nicht ganz so ernst nahm, denn das tat sie immerhin auch nicht. Zwar hegte sie noch immer den Wunsch jemanden zu finden, mit dem sie ihr Leben teilen konnte, aber sie bezweifelte zutiefst, dass diese Person innerhalb Takarazukas exestierte. Sie lies sich auf einer Parkbank nieder als ihr Handy klingelte. Sie hob ab nachdem sie es zwei oder drei mal hatte klingeln lassen. Den Anruf hatte sie erwartet. "Hey. Was gibts?" "Guten Abend Kimu. Störe ich gerade?" Der Dialog war abgesprochen und eingeübt, desshalb aber spielte sie ihn nicht minder glaubhaft. Am Telefon achtete keiner auf ihre Haltung, wesshalb sie sich nur auf ihre Stimme konzentrieren musste. Sie stand auf und ging ein paar Schritte. "Uhm nein? Ich bin sowieso gerade unterwegs. Wieso?" "Wo bist du gerade?" "Uh..." Sie schwieg ein paar Sekunden, sah sich um. Ja wo konnte sie zu der Zeit schon sein? "Gute Frage. Ein Stück schon vom Dorm entfernt falls es das ist was du wissen willst. Gibt es noch was zu besprechen?" "Nein das nicht. Ich will nur wissen wohin du unterwegs bist." "Zu Sena." Und da war der Knackpunkt. Die Frau am anderen Ende klang fast wie bei einer Befragung. Jetzt hatte sie noch Zeit sich um zu entscheiden, aber wenn sie jetzt gegen die andere handelte, dann würde sie sich die Karriere verderben. "Was machst du denn da?" "Sie hat gefragt ob ich noch vorbeikommen will." "Und da kann sie nicht Hiromu oder Oozora fragen wenn sie Gesellschaft will?" Sie lachte etwas, zwar gekünstelt, aber es klang einigermaßen echt. "Glaub mir. Sie hat alles Recht der Welt nach meiner Gesellschaft zu fragen." "Dann hast dus endlich geschafft? Glückwunsch." "Sozusagen. Ich warte nur darauf, dass sies endlich Öffendlich macht." "So öffendlich, wie man es eben machen kann, nicht?" "Du weist wie ich das meine, Natsuki." "Ja, ja. Schon gut. Tu mir einen Gefallen wenn du zurückkommst." "Der da wäre?" "Lass dich nicht erwischen. Wir brauchen keine schlechte Publicity." "Keine Sorge. Ich pass schon auf." Kimu seufzte leicht nachdem sie das Telefon wieder aufgelegt hatte. Am anderen Ende klappte auch Chika ihr Handy wieder zu, beendete damit auch den Anruf, die sie auf Lautsprecher gestellt hatte und blickte in Richtung Saeko. Die Ältere war auf einem der Stühle am Tisch zusammengesunken, die Hände auf dem Tisch ineinander wie zum Gebet verschränkt und starrte auf die weiße Tischplatte. Sie sprach nicht, aber ihr Blick dafür Bände. "Ich hab es dir doch gesagt. Ich hab es selbst erst heraus gefunden." Der Yukigumi-Top-Star ging gelassenen Schrittes hinüber zu der anderen, stellte sich neben sie und strich ihr die Haare auf einer Seite zurück, betrachtete sie dabei genau. "Ich... ich hätte nicht gedacht..." "Dass sie einen Ersatz für dich findet." Saeko schluckte einmal sichtbar. Sie musste kurz vorm Weinen sein. "Ich muss nochmal mit ihr reden." "Sie wird es doch nur abstreiten. So wie ich das mitbekommen habe ist sie ganz glücklich mit Kimu. Lass den beiden doch ihr Glück wenn du es schon nicht haben konntest und komm wieder zu mir zurück." In Saeko's Kopf überschlug sich alles. Asako hatte schon eine andere? Das würde zwar erklären, wieso sie in der Art und Weise reagiert hatte wie sie es tat, aber trotzdem konnte sie es nicht verstehen. Sie fühlte, wie ihre Hände zitterten und Reue sie überflutete, tausende Fragen ihr durch den Kopf schossen. Wie lange ging das mit den beiden schon? Hatte sie Asako wirklich so sehr vernachlässigt, dass sie nicht gemerkt hatte, dass es schon lange vorbei war? War es ihre Schuld gewesen? Wie sollte sie jetzt handeln? Handeln... nein handeln konnte sie nicht mehr. Gaichi hatte letztenendes doch Recht behalten. Sie war für diese Art von Beziehung nicht geschaffen. Sie musste Asako los lassen, auch wenn es ihr das Herz brach und in ihr eine Leere hervorbrachte, die sie so noch nicht kannte. Warum hatte sie dem nicht früher entgegen gewirkt? Sie hätte das verhindern können... "Saeko. Liebling", flüsterte Chika an ihr Ohr, woraufhin Angesprochene ihren Kopf nur ein wenig zu ihr hindrehte. "Leb nicht in der Vergangenheit. Sieh nach vorne." Jetzt benutzte Chika ihre eigenen Worte auch noch gegen sie. Als sie die 'Beziehung' zu Chika zu Asako's Gunsten beendet hatte waren eben jene Worte gefallen. Gerade als sie zum Sprechen ansetzte unterbrach Chika sie abermals. "Sie wird nicht plötzlich angelaufen kommen. Komm zu mir zurück." "Du bist ein narzisstisches Arschloch." "Aber eine der ganz wenigen, die an deiner Seite bleiben. Du hast ein festes kleines Plätzchen in meinem Leben im Gegensatz zu Sena's. Es kann genauso werden wie früher." Noch bevor Saeko zu einer Antwort ansetzen konnte versiegelte der Yukigumi-Top-Star ihre Lippen mit den eigenen. Eine ganze Weile stand Kimu vor Asako's Tür, klingelte dann schon das zweite Mal. Sie hatte sich doch entschlossen nochmal bei dem Tsukigumi-Top-Star vorbei zu schauen, auch wenn sie schon erfahren hatte, dass sie wohl Besuch hatte. Besuch in ihrem Alter und mit ihrer Statur. Die Yukigumi-Darstellerin war sich durchaus bewusst, dass Asako einen Zauber besaß, der andere Menschen geradezu besessen von ihr machen konnte, aber sie fragte sich ob Asako selbst das schon herausgefunden hatte. Sie kannte es nur aus Erzählungen, aber soweit sie erfahren hatte war der junge Top Star immer sehr zurückhaltend gewesen was neue Beziehungen anging. Gerade das machte sie aber so begehrenswert wenn man doch zu den Auserwählten zählte, denen sie ihre Aufmerksamkeit schenkte. Es war ihr erst aufgefallen als sie darüber nachdachte, aber sie fand langsam heraus wieso Asako eine solche Anziehungskraft auswirken konnte: sie lies einen denken, dass nur die betreffende Person alleine für sie exestierte. Mit ihrer ganzen Art und Weise konnte man glauben, dass Asako einem die Sterne vom Himmel holen konnte, wenn sie nur wirklich wollte. Von ihrem Äußerem mal ganz zu schweigen. Erst als sie die Klingel zum dritten Mal drücken wollte öffnete sich die Tür. Asako stand darin und zupfte ihren Kragen zurecht. "Kimu?" Sie hob eine Augenbraue und sah erstaund drein. "Was suchst du um die Uhrzeit hier?" "Ich wollte dich sehen." Kimu nahm den Kopf etwas auf die Seite, schielte an der Älteren vorbei in die Wohnung. "Komme ich ungelegen?" "Um ehrlich zu sein: ja." Ein tiefes Seufzen und sie sah über die Schulter. "Komm rein." Kaum eingetreten sah sie auch schon Rio, wie sie sich hecktisch wieder herrichtete, noch immer heftig schnaufte und sah alles in allem ziemlich durch den Wind aus. Also merkte Asako doch langsam was sie alles anrichten konnte wenn sie es wollte. Sie sah zu, wie der Top Star zu Rio ging, ihr die Hand auf die Schulter legte und ihr etwas zuflüsterte. Die Jüngere nickte nur, verbeugte sich kurz vor Kimu bevor sie sich eine gebundene Ausgabe auf dem Tisch schnappte, das Script so wie es aussah, und geradezu fluchtartig die Wohnung verlies. Kimu sah ihr nur nach, wobei sie dann auch merkte wie Asako zu ihr kam. Dass Kimu gerade jetzt so reingeplatzt war, war dem Top Star gar nicht recht. Dementsprechend war sie etwas gereizt. Zwar hatte sie nicht sonderlich lange gebraucht um Rio so weit zu bringen wie sie sie haben wollte, es war sogar viel zu leicht gewesen, aber ärgerlich war es trotzdem. "Also? Was willst du? Ich kann mich nicht erinnern, dass du dich angekündigt hast." "Ist mir neu, dass ich das muss." Die Jüngere trat enger an sie heran, legte die Unterarme auf ihre Schultern, sodass Asako eine Augenbraue hob und etwas schmunzelte. "Du wirkst ja fast eifersüchtig." "Hab ich nicht allen Grund dazu?" "Eigentlich nicht. Wir sind nicht zusammen." Für eine Sekunde hätte sie schwören können, dass Kimu geradezu enttäuscht dreinblickte. Dabei hatten sie gleich zu Anfang ausgemacht, dass sie nichts festes machen würden, denn das brachte für sie beide nur Ärger. Die jüngere schien für einen Moment nach zu denken, zupfte dabei wie sie es immer tat an ihrem Kragen herum. "Trotzdem finde ich, dass wir ein paar Regeln ausmachen müssen, wenn das mit uns funktionieren soll." Die Ältere hob eine der schlanken Augenbrauen, legte den Kopf auf die Seite. "Regeln? So viel zum Thema 'Ungezwungene Bettbeziehung'?" "Ich teile halt eigentlich nicht gerne", schmollte die jüngere etwas und sah ihr dann doch schlieslich in die Augen. "Ich will dir ja auch nichts vorschreiben. Es ist nur was kleines, was du bestimmt leicht einhalten kannst." "Dann lass hören. Und wehe es springt für mich nichts dabei raus." Kimu begann damit ihr den Nacken zu kraulen, wesshalb sie den Kopf nach vorne nahm und die Augen schloss. Auch spürte sie den Atem der anderen an ihrer Wange. "Also erstmal ist es mir egal was du machst, wenn du allein bist. Nimm dir von mir aus so viele wie du willst, aber wenn ich mich zukünftig ankündige habe ich keine Lust, dass jemand ausser mir da ist. Ich will dich immerhin allein für mich haben wenn ich da bin." "So willst du? Ich frag dich nochmal." Asako öffnete die Augen einen Spalt, sah der anderen direkt in die Augen. "Was springt für mich dabei raus?" "Ich werde dir jeden Wunsch von den Augen ablesen. Ob im Bett oder ausserhalb. Ich will dich für mich." "Klingt ja fast so als ob DU monogam bleiben willst." Kimu kicherte und zeigte ihr Sonnenscheinlächeln. Dabei kam sie ihr noch ein wenig näher. "Wer braucht schon eine andere, wenn man so eine Wahnsinnsfrau wie dich hat? Nennt sich dann Polygynie." Asako hielt sich an ihr Wort ebenso wie Kimu sich an ihres hielt. Die Jüngere entpuppte sich als eine Wunderkiste an neuen Ideen und Arbeitswillen, sodass Asako nur einmal mit dem Finger schnippen brauchte und sie bekam das, was sie wollte. Im Gegenzug warf Asako jeden aus ihrer Wohnung sobald sie eine Nachricht von Kimu bekam, egal was sie gerade tat. Meistens bekam es Rio zu spüren, denn irgendwie hatte die Yukigumidarstellerin einen Sinn dafür wann sie ihre Zeit mit der Otokoyaku verbrachte. Vielleicht hegte Kimu auch nur einen persönlichen Groll gegen Rio, da Asako eine Menge Zeit mit der jüngeren verbrachte. Die Probenwochen zogen sich und auch innerhalb der kleinen Truppe, also Asako, Saeko, Gaichi, Osa, Kiriyan und Yuuhi, änderte sich einiges. Saeko hatte sich mehr oder minder wieder auf Mizu eingelassen, sehr zum leidwesen Gaichi's, die den Yukigumi-Top-Star bis aufs Blut verabscheute. Mizu selbst kam aber nur selten mit zu den kleinen Treffen, denn sie hatte ja auch noch ihren eigenen Bekanntenkreis. Ausserdem ging Mizu in ihrer Arbeit derart auf, dass sie fast rund um die Uhr arbeitete. Im Verlauf der Wochen hatte Asako in einem Anfall von geistiger Umnachtung Yuuhi alles gebeichtet, was ihr so auf der Seele lag. Von dem, was an der Party wirklich passiert war, über ihren Streit mit Saeko, davon, dass sie die letzten Wochen furchtbar einsam gewesen war, dass sie den Deal mit Kimu hatte, von Rio und dass sie regelmäßig 'Besuch' von den jüngeren Mitgliedern von Tsukigumi hatte, Saeko aber immer noch liebte. Sie schämte sich dafür, aber Yuuhi hörte es sich stumm an, musste dann aber versprechen unter keinen Umständen irgendwem davon zu erzählen. Verständnis hatte Yuuhi dafür zwar nicht, aber sie war zumindest für ihre Freundin da. Nicht einmal Kiriyan hatte sie davon erzählt, aber es war nur zu offensichtlich, dass Yuuhi seither insbesondere Kimu verabscheute, die in ihren Augen die Schuld an der ganzen Sache trug. Seit Saeko ihre 'Beziehung' zu Mizu bei ihren Freunden bekannt gemacht hatte herrschte zwischen ihr und Asako funkstille. Sie sahen sich regelmäßig bei den Proben und durch ihren gemeinsamen Freundeskreis, jedoch sahen sie sich nur sehr selten an oder verbrachten mehr Zeit zusammen in einem Raum als nötig, sprachen noch weniger miteinander. Zwar schafften sie es sich nicht gegenseitig an die Kehle zu springen und unterhielten sich auch den jeweiligen Partnern gesittet, aber die Spannung zwischen ihnen war dann doch da. Während der Proben rissen sie sich zumindest einigermaßen am Riemen und schafften es sogar sich angemessen zu unterhalten. Apropos Proben. Die Probesaison der Tsukigumi war beinahe vorbei, was hieß, dass der Teil, der an Asako's Projekt arbeitete, auf Tour gehen würde mit dem neuen Stück während Kiriyan's Teil am Haupttheater ihre Aufführungen haben würden und es wurden nur noch letzte Vorbereitungen getroffen. Saeko und Asako waren die letzten, die noch im Probenraum waren nachdem sie zusammen mit dem Choreographen noch das letzte mal Asako's Solo durchgegangen waren. Inzwischen war das Script des Top Stars mit Notizen voll geschrieben, sodass eigentlich nur noch sie so wirklich durchblickte. "Gut. Dann machen wir für heute Schluss. Ruh dich aus Sena, wir fahren morgen noch eine ganze Weile", sagte der Direktor, der seine Sachen nahm und Richtung Ausgang ging. Asako nickte. "Ayaki bitte vergiss nicht den Raum ab zu schliesen." Noch immer mit der Nase im Script nickte die ehemalige Otokoyaku nur und brummte zustimmend, nahm den Stift in die Hand und blickte nochmal über ihre Notizen. Alles war zu ihrer Zufriedenstellung, zumindest was ihre Aufgabe anging. Das Stück an sich sagte ihr immer noch nicht so ganz zu, aber sie konnten es sich nicht aussuchen. Hinter sich hörte sie nur den Top Star herumkramen. Sie packte wohl zusammen. Der Gedanke daran, dass sie die Otokoyaku jetzt all die Zeit durchgängig gesehen hatte und kaum mit ihr sprach oder ansah, geschweigedenn sie mal berührte, schmerzte sie noch immer. Hinzu kam noch, dass die Abwesenheit der anderen für die nächsten Wochen es nur schlimmer machte. Sie und Asako waren meistens die Letzten im Proberaum, allerdings sprachen sie nie miteinander, sondern packten nur stumm ihre Sachen und verliesen den Raum nacheinander. So oft hatte sich Saeko vorgenommen Asako einfach zu gestehen was vorgefallen war, wollte sie festhalten, sie küssen, ihr sagen, wie sehr sie sie immer noch liebte und dass sie sie zurück wollte, aber sie lies es. Der Gedanke daran, dass Kimu das hatte, was eigentlich nur ihr gehören sollte machte sie krank und saß noch immer in ihrem Hinterkopf. Saeko fürchtete Überreste von Kimu auf dem Körper von Asako zu finden, auch wenn sie nie etwas in der Richtung gesehen hatte, selbst unter den kurzen Sachen, die der Top Star ab und an trug. Dann wieder waren genau das die Gedanken, die sie immer wieder zu Chika trieben. Wenn sie die Jüngere im Arm hielt stellte sie sich oft vor Asako noch bei sich zu haben. Chika's und Asako's Statur waren geradezu erschreckend ähnlich. Je mehr sie darüber nachdachte desdo schwerer fiel es ihr. Sie wollte Asako nicht schon wieder von sich getrennt wissen. Wollte nicht, dass die Entfernung zu ihr schon wieder so unüberwindbar groß war. Sie wollte... Ein Zupfen an ihrem Ärmel verleitete sie dazu sich um zu drehen. Asako stand direkt vor ihr, den Kopf gesenkt. Dennoch konnte sie sehen, dass ein paar Tränen über die Wangen der anderen liefen. "Asako?", fragte sie dann doch etwas zögerlich. "Was ist los?" Die Jüngere trat enger an sie heran, legte die Hände auf ihre Oberarme und krallte sich etwas in das schwarz-gestreifte Shirt, welches Saeko trug. "Wie lange wollen wir uns noch anschweigen?", fragte der junge Top Star dann doch und Saeko sah auf. "Unsere Gespräche fehlen mir..." Die ehemalige Otokoyaku sah etwas verwundert drein, wobei sie versuchte der anderen in die Augen zu sehen. Sie hob eine Hand und legte diese an die tränenbefeuchtete Wange, strich mit dem Daumen darüber. "Asako. Beruhig dich doch..." Die jüngere fiel ihr ins Wort. "Du fehlst mir. Ich will dass wir zumindest wieder befreundet sind. Ich will wieder mit dir tanzen und ich will dich wieder für mich singen hören und... und..." Der Rest des Satzes verlor sich in einem Schluchzen und Asako lehnte die Stirn an ihre Schulter. Warum Asako gerade jetzt so zusammenbrach konnte sie nicht sagen. Schon die ganzen vorrangegangenen Tage quälte sie der Gedanke, dass Saeko schon wieder so weit entfernt war für eine so lange Zeit. Eigentlich waren es 'nur' vier Wochen, aber es waren vier Wochen, in denen sie Saeko nicht sehen konnte. Vier Wochen in denen sie schon wieder zu feige war um zu sagen, dass ihr alles was passiert war Leid tat. Seit Saeko sich für Mizu entschieden hatte war dieses Gefühl stärker denn je. Sie wusste, dass jetzt wo die ehemalige Tod-Darstellerin wieder vergeben war ihre Chancen sie zurück zu bekommen geradezu verschwindend gering waren, aber sie wollte sich zumindest wieder mit ihr unterhalten können. Mehr als Freundschaft war wohl nicht drin. Sie schlang die Arme um den Hals der anderen, drückte sich enger an sie. Als Saeko dann doch die Arme um sie schlang sackte sie etwas in sich zusammen, krallte sich in ihren Rücken. "Ruhig", flüsterte die ehemalige Tod-Darstellerin, streichelte ihr beruhigend über den Rücken. "Es ist alles okay. Hätte ich das früher gewusst..." "Ich bin so ein Idiot. Ich weis." "Hey..." Vorsichtig drückte Saeko sie ein wenig von sich und sah ihr kurz darauf in die Augen. Noch immer zitterten ihre Beine und sie fühlte sich elend einfach so in Tränen ausgebrochen zu sein. "Vergessen wir das einfach, ja? Wir haben uns beide kindisch benommen." Als sie die andere so sanft lächeln sah konnte sie nicht anders. Auch auf Asako's Lippen legte sich ein leichtes Lächeln und sie nickte leicht. "Okay..." Mit dem Ärmel ihres Hemds wischte sie sich die letzten Tränen weg, Dabei lies sie auch endlich das Hemd der älteren los, trat einen Schritt von ihr weg. "Das lag mir wirklich auf der Seele seit ich wusste, dass du nicht mit auf die Tour kommst." "Ich hätte es am liebsten auch anders gehabt, aber der Chef hat mich Kiriyan's Gruppe zugeordnet." "Ich weis. Gerade das macht es ja schwer." Saeko schwieg nur. Sie hatte noch dagegen protestiert gehabt die Gruppe zu werfen, aber sie konnte sich schlecht ihrem Chef großartig zu widersetzen. Immerhin hing ihr Job daran. Allerdings war sie froh, dass Asako den ersten Schritt gemacht hatte. Zwar war Gaichi ihr oft auf die Füße getreten dass sie gefälligst ein wenig Rückrad beweisen sollte, jedoch hatte sie es nie geschafft auf den Top Star zu zu gehen. Der Gedanke war jedes mal da gewesen wenn sie zu zweit im Probenraum standen, aber was hätte sie sagen sollen? Ihr fielen immer so Sachen ein wie 'Ich vermisse dich'. 'Du bedeutest mir die Welt', 'komm zu mir zurück', 'Ich liebe dich', das alles erschien ihr allerdings zu abgedroschen und zu clishéhaft. Sie hatte in ihrem Leben schon so viele Scripte gelesen und auswendig gelernt, aber sie fand nie selbst die passenden Worte. Besonders, da Kimu ihr schon so oft gezeigt hatte, dass Asako zu ihr gehörte, durch kleine Gesten, Umarmungen und gestohlene Küsse. Mehr als Freundschaft war wohl nicht drin. "Du sagtest du wolltest tanzen?", fragte Saeko schließlich und strich der jungen Frau über den Oberarm. Diese sah auf und nickte nur schüchtern. Das war Asako wie sie sie kannte, wie sie war und nicht so wie sie sich vor allen anderen sonst gab. Langsam löste sie sich von der anderen, ging zu einer kleinen Anlage, die sie benutzten um nicht ständig mit Orchester proben zu müssen. Dort hockte sie sich davor, blätterte zwischen einigen altmodischen CDs durch, die sie immer zum warmtanzen benutzten oder um neue Schritte zu lernen. Die, die sie suchte hatte sie schnell gefunden und in den Player geschoben, mindestens genauso schnell das Lied rausgesucht, welches sie im Kopf hatte. Die Musik, die sie für ihren Abschlusstanz für das Elisabeth-Stück ausgesucht hatten. Als Saeko sich wieder umdrehte bewunderte sie für einen Moment den jungen Top Star, wie sie mitten im Raum stand, die Augen geschlossen und die Musik auf sich wirken lies. Sie wusste nicht einmal ob Asako sich bewusst war wie wunderschön sie gerade in diesen Augenblicken war, diese ruhigen Momente, die Art und Weise, wie sie vor diesem tiefschwarzen Hintergrund stand, ihre ganze Figur und ihre Bewegungen. Nur langsam konnte sich Saeko aus ihrer Starre, die diese Bewunderung in ihr ausgelöst hatte, lösen und ging zu Asako. Als die andere ihre Schritte auf dem Boden hörte sah sie zu ihr, wobei sie den Blick nicht mehr voneinander abwanden. Worte waren keine mehr nötig. Langsam, beinahe genüsslich lies Asako ihre Hände über die Handgelenke der Frau ihr gegenüber gleiten, strich über ihre Unterarme bis hinauf zu ihren Schultern, wo sie ihre Finger ruhen lies. Gleichzeitig schlichen sich die schlanken Finger Saeko's auf ihre Hüfte, hielten sie sanft, aber bestimmt. Erst nach einigen Momenten begannen sie leicht im Takt zu wippen bis Saeko ihre Freundin bestimmt in eine Richtung zog. Sie kannten die Schritte beide, besser als jeden Text und jeden anderen Tanz, blieben dabei nahe beieinander und vertieften sich in den Augen des jeweils anderen. Über Asako's Rücken rollte dabei eine angenehme Gänsehaut, die nur schlimmer wurde als Saeko leise anfing die Melodie mit zu summen. Es dauerte nicht lange, da schloss Asako ihre Augen vollends, schmiegte sich eng an die andere und legte den Kopf über deren Schulter, wodurch sie den warmen Atem ihrer Tod-Darstellerin am Hals spürte. Um nichts in der Welt wollte sie dieses Gefühl austauschen. Die Geborgenheit, die ihr so sehr gefehlt hatte und dieses Verständnis, dass die andere ihr entgegen brachte. Vergessen war für einen Augenblick Takarazuka, der Stress, die Angst, die Tränen, ihr Status und alle Konventionen. Übrig blieben nur sie zwei, die Musik und der Tanz, die Zweisamkeit, nur das war wichtig. Es war genau der Moment, nach dem sich beide so lange Zeit gesehnt hatten. Genau wie bei ihrem ersten Kuss schien die Welt mit einem Mal einfach nicht mehr zu exestieren. Die Melodie verklang und auch die Schritte der beiden verlangsamten sich bis sie einfach auf der Stelle stehen blieben, sich nur schüchtern in die Augen sahen. Die ganze Maske, die beide rund um die Uhr trugen war weg. Zögerlich, fast ängstlich beugte sich Asako etwas vor, strich mit den Lippen etwas über die von Saeko bis sie sich einen gefühlvollen, unschuldigen Kuss voneinander stahlen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)