Behind the Scenes von Asako ================================================================================ Kapitel 4: Act 1 Scene 4: Just a little Game -------------------------------------------- Müde, erledigt und mit den Nerven am Ende lies sich Saeko ins Bett fallen, rollte sich auf den Rücken, wobei ihre Glieder bei jeder Bewegung schmerzhaft nach zu geben schienen. Sie hatten den letzten Auftritt des jetzigen Stückes hinter sich gebracht und hatten jetzt endlich ein wenig Luft um wenigstens mal eine Nacht durch zu schlafen. Als Top Star war ihr Abend nach dem Auftritt immerhin noch lange nicht vorbei gewesen. Nicht nur, dass sie sich um ihre Fans kümmern musste, die für sie teilweise Schlange standen nur um einen kurzen Blick zu erhaschen, sondern sie wurde auch zu gern auf die berühmt-berüchtigten After-Show-Parties eingeladen. Immer wieder hoffte sie, dass die Einladungen sie übergingen oder sie einfach so tun konnte als hätte sie eben jene Einladungen verloren, aber das konnte sie auch nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren. Zwar konnte sie durchaus ihren Kopf durchsetzen, aber es war eine Sache der Höflichkeit einer Einladung nach zu kommen, egal wie wenig Lust sie darauf hatte. Ausserdem hatte sie auf ihren Ruf zu achten. Seit der Szene in Asako's Wohnung hatten sie kein Wort mehr miteinander gewechselt. Recht entsetzt hatte die jüngere sie angeschaut als sie den Wecker, den sie mit einem Handgriff abgestellt, wieder zurückgestellt hatte und sich wieder zu ihr umdrehte. Das letzte was Asako zu ihr gesagt hatte war die simple Aufforderung, dass sie zum Theater mussten um noch rechtzeitig zur Stellprobe zu kommen. Seither war Saeko entweder zu gehetzt, gestresst oder gefragt gewesen um nochmals mit Asako zu sprechen und wenn sie dann doch mal etwas Zeit fand sich zwischen dem Getümmel aus Fotografen, Journalisten und Fans heraus zu graben war Asako unauffindbar. Jetzt zwischen dem jetzigem Stück und dem Nächsten, welches Elisabeth und damit ihr Abschluss sein würde, musste sie unbedingt mit der Jüngeren sprechen. Die Worte von jenem Tag hingen ihr immer noch nach. Sie konnte nicht zuordnen wie sie jetzt zueinander standen. Einerseits schien sie nichts dagegen gehabt zu haben etwas weiter als Freundschaft mit ihr zu gehen, andererseits wich sie ihr ganz offensichtlich aus. Nach einem Auftritt war sie sich auch sicher Haruno's Auto gesehen zu haben und Saeko war sich sicher, dass Asako nicht weit gewesen war. Auch auf Anrufe reagierte sie nicht und auch ihre Emails und Nachriten wurde gekonnt ignoriert. Allerdings war sie noch zu erledigt um sich jetzt noch einen Streit mit Asako, schlimmer noch eventuell Haruno zu liefern, wenn diese denn bei ihr war. Ihr fehlte einfach die Kraft dafür. In einem anderem Abschnitt des Dorms saß Asako im Schneidersitz auf ihrem Sessel, knabberte an einem Reisbällchen und war über die Zeitung gebeugt. Zwar war sie müde vom letzten Auftritt, bei denen sie nochmal alles gegeben hatten, aber Osa hatte ihr versprochen noch vorbei zu kommen. Die ältere war inzwischen dazu übergegangen sie regelmäßiger zu besuchen und sich um sie zu kümmern wenn sie müde von ihrem Auftritt war. Der routierende Plan war doppelt anstrengend und Asako war froh jemanden in ihrem Raum vor zu finden wenn sie sich zurückgeschleppt hatte. Irgendwann hatte Osa auch angefangen sie vom Theater ab zu holen damit sie sich nicht durch die Menschenmassen zum Dorm schlagen musste. Auf der Bühne erkannte Osa jeder, aber wer erwartete schon dass ein Top Star wie ein normaler Mensch eine Freundin abholte? Osa blieb meistens bis sie eingeschlafen war um dann zu ihrer eigenen Wohnung zurück zu kehren und selbst ein bisschen Schlaf nach zu holen. Man munkelte sogar von einem Umzug von ihr zurück ins Takarazuka-Dorm, was natürlich totaler Unsinn war. Die Ältere brauchte den Abstand zu ihren Mitspielern und zu Takarazuka soweit es eben möglich war. Ausserdem liebte sie die Unabhängigkeit, die ihr die eigene Wohnung brachte. Zwar machte es ihr ein schlechtes Gewissen, da sie Saeko schon eine Ewigkeit nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte, aber es hatte ihr klar gemacht, dass die andere vielleicht doch nicht so engelsgleich war, wie sie zunächst vermutet hatte. Kurz nach der Premiere hatte sie Osa unter Tränen gebeichtet was zwischen ihnen vorgefallen war, wenn auch nur, weil ihre Freundin die Flecken an ihrem Hals und der Schulter entdeckt hatte. Dass Osa ihr auf recht eigenwillige Art und Weise ihren Platz zeigen wollte, hatte sie dabei bewusst ignoriert, ebenso, wie beide den 'Streit' nie wieder angesprochen hatten. Die andere hatte sie dabei fest im Arm gehalten, ihr beruhigende Worte zugeflüstert. Die Tatsache, dass sie nicht ganz unbeteiligt an der Situation gewesen war, hatte sie dabei vollends verschwiegen. Sie hatte die Ältere glücklicherweise davon überzeugen können nicht sofort bei Saeko vor der Tür zu stehen und sie unangespitzt in den Boden zu rammen, allerdings nur unter der Bedingung der anderen nicht zu nahe zu kommen. Asako hatte zugestimmt, aber nur weil sie Osa noch nie so sauer erlebt hatte. Obendrein würde Saeko sowieso keine Zeit finden solange das Stück noch so aktuell war. Asako warf einen Blick auf die Uhr. Osa war ziemlich spät, selbst für ihre Verhältnisse. Ob ihr noch etwas dazwischen gekommen war? Etwas widerwillig stand sie von ihrem Platz auf, stöhnte leise aufgrund ihrer schmerzenden Füße. Die Schuhe, die sie immer trugen, würden ihr irgendwann noch einmal zum Verhängniss werden. Tanzfähig waren diese Dinger nämlich ganz und gar nicht. Fast wie ein Storch im Salat torkelte sie zum Tisch und fischte nach ihrem Handy. Es war ein selbst für diese Tage recht altmodisches Klapphandy, aber es erfüllte seinen Zweck. Just als sie das Handy in die Hand nahm klingelte es an der Tür. Osa stand davor und Asako lächelte etwas. "Ich habe mich schon gefragt wo du bleibst." Die Ältere lachte etwas und legte den Kopf auf die Seite. "Weist du ich habe mir gedacht, dass wir ein wenig feiern könnten. Es war im Markt aber doch mehr los als ich erwartet habe." Etwas verwirrt zog Asako die Augenbrauen zusammen, ging ein wenig zurück sodass ihre Freundin eintreten konnte. Feiern? So etwas aussergewöhnliches hatte sie doch nun auch wieder nicht geleistet. Es war nur eine weitere Saison eines weiteren Stücks, dass zu Ende war. Asako hatte vielleicht eine halbe Woche bevor die nächste Nachricht ins Haus, oder in diesem Fall eher in ihre Wohnung schneien würde mit dem nächsten Trainingsplan und dem Titel des nächsten Stücks. Nicht, dass sie es nicht schon wusste. "Und was zur Hölle hast du dir jetzt schon wieder ausgedacht? Ich hoffe nicht schon wieder Twister." Das letzte mal dass sie zusammen 'gefeiert' hatten war in diversen blauen Flecken und Zerrungen geendet, denn Osa war auf die grandiose Idee gekommen mit ihr Twister zu spielen. An sich war das keine große Sache gewesen, allerdings ab einem gewissem Promillegrad geradezu unmöglich ohne sich dabei zu verletzen. Alkohol gehörte zu ihren sehr selten gewordenen Parties, wenn man sie so bezeichnen konnte, einfach dazu. Glücklicherweise vertrug Osa so viel mehr als Asako, sodass nie etwas ernsthaftes passiert war. "Nein nein. Keine Spielchen, versprochen. Ich habe aber einen Film mitgebracht, was hälst du davon?", lachte die Ältere und setzte eine Tasche auf dem Tisch ab. Schon jetzt sah Asako den Deckel einer Sektflasche, einen, den sie nur zu gut kannte. "Du hast nicht wirklich den teuren gekauft, oder?" "Wieso auch nicht? Immerhin erwarte ich nicht, dass du mir etwas zurückzahlst." "Aber Osa..." "Nichts da 'aber Osa'. Solange du wenigstens Gläser hast ist doch alles in Ordnung." "Keine Sektgläser. Aber die hatte ich noch nie." "Als ob wir extra Sektgläser bräuchten." Unterdessen erwachte Saeko langsam aus ihrem Döszustand, setzte sich auf ihrem Bett auf und rieb sich die schweren Augen, verwischte damit die Überreste ihrer Schminke, die an ihrem Handrücken und ihrer Wange klebte. "Ach verflixt", fluchte sie leise und erhob sich von ihrem Bett, schlürfte ins Bad und kramte in ihrer Schublade nach Abschminktüchern. Irgendwie bekam sie an diesem Abend rein gar nichts koordiniert. Immerhin hätte sie schwören können, dass die Tücher in der Schublade gewesen waren, genauso, wie ein paar ihrer Sachen nicht wirklich da lagen, wo sie sie normalerweise hinpackte, inklusive ihres Handys. Auch ihre Jacke hatte sie bissher vergeblich gesucht. Die fehlte jedoch schon seit Wochen. Eigentlich... fehlte sie genau seit dem Zeitpunkt, an dem sie bei Asako gewesen war. Wahrscheinlich lag sie dort noch, aber ob die inzwischen wieder in ihrer Wohnung war, oder ob sie dort überhaupt erwünscht war. Dann aber war es eine ihrer Lieblingsjacken, ganz zu schweigen davon, dass ein paar Erinnerungen gerade an diesem Stück hingen. Die Tücher fand die Schauspielerin schlieslich eine Schublade darunter, entfernte den Rest des Puders, des Eyeliners und was auch immer die Ladies von der Maske noch immer auf ihre Gesichter klatschten bevor sie mit etwas Creme ihre Haut beruhigte. Die Kälte, die davon gespendet wurde weckte sie obendrein noch ein wenig auf, sodass sie wenigstens wieder geradeaus sehen konnte. Über einen der Waschlappen, die noch auf dem Waschbecken lagen, lies sie kaltes Wasser laufen, legte sich diesen in den Nacken während sie in die Küche ging und sich dort eine Tasse Kaffee machte. Schwarz und so stark, dass der Löffel quasi darin stand. Sie würde nicht darum herum kommen, sie musste zu Asako. Besonders weil Saeko die junge Frau noch immer als ihre Elisabeth für das nächste Stück wollte. Ohne diese Besetzung würde sie sich quer stellen, auch wenn es ihre letzte Vorstellung sein würde. Besser so anstelle von einer Besetzung, mit der sie rein gar nicht harmonierte. Die Jacke würde sie einfach als Vorwand nehmen um bei ihr klopfen zu können und dass Asako überhaupt die Tür aufmachte. Vorher aber musste sie sich dringend umziehen. Noch immer hatte sie die durchgeschwitzten Sachen an, die sie angezogen hatte nachdem sie sich aus dem Kostüm geschält hatte. Bei der Gelegenheit würde sie auch eine kalte Dusche nehmen um ihre Müdigkeit, die sich noch immer fest an sie krallte wie ein Tumor, endlich abstreifen. Hoffendlich wirkte der Kaffee bis dahin. Der Kaffee an sich war furchtbar. Saeko war kein Kaffeetrinker, gönnte sich aber dennoch ab und zu einen damit sie wach wurde. Das Koffein wirkte bei ihr glücklicherweise noch wunderbar. Die geleerte Tasse, wie hatte sie die eigentlich in der kurzen Zeit leer bekommen, stellte sie achtlos in die Spüle in ihrer Küche. Im Gegensatz zu den anderen, jüngeren Mitgliedern von Takarazuka war ihre Wohnung geradezu gigantisch. Neben ihrem Wohn- und Schlafzimmer hatte sie eine abgetrennte Küche, eine extra Gaderobe im Eingangsbereich und eine Badewanne. Die übrigen Mitglieder besaßen gerade mal eine kleine Dusche mit Waschbecken und Spiegel. Ausserdem war ihr Bad größer und sie hatte sogar Fußbodenheizung. Kurzerhand verschwand sie darin, fiebte dabei etwas auf, da sie vergessen hatte, dass besagte Heizung überhaupt schon lief und der warme Boden an ihren kalten Füßen fast unangenehm heiß war. Auf dem flauschigem Badezimmerteppich sah das schon ganz anders aus. Fast war Saeko dazu verführt gewesen sich einfach bis auf die Unterwäsche aus zu ziehen und sich auf den Teppich zu legen, was sie manchmal machte, wenn sie allein war und etwas entspannen wollte. Geschlafen hatte sie dort noch nicht, aber es eigenete sich wunderbar um verspannte Muskeln zu lösen. Stattdessen nahm sie eine ausgiebige, kalte Dusche, fröstelte dabei etwas vor sich hin, aber es erfüllte seinen Zweck. Auch das Koffein wirkte und Saeko fühlte sich um einiges wacher als vorher als sie wieder aus der Dusche stieg. Wie lange dieser wache Zustand anhielt war relativ, aber es würde lang genug sein. Die dreckigen Klamotten warf sie in einen kleinen Korb in der Ecke des Raumes. Als Top Star konnte sie ihre Wäsche abgeben wann sie wollte und bekam sie perfekt gewaschen und gebügelt wieder. Sie erinnerte sich noch zu gut an die Zeit wo sie mit den anderen Schauspielern mit Wäschebergen zum Waschsalon lief und sie dort eine halbe Ewigkeit verbrachten mit quatschen, tratschen und üben. Der Waschsalon war nur für Takarazuka-Mitglieder in einem anderen Abteil des Dorms und die Zeiten wurden so eingeteilt, dass sie zwischen die Trainingszeiten passten um alle Gruppen ab zu decken. Kurzerhand warf sie noch die Handtücher dazu, rubbelte sich die kurzen Haare so gut es ging trocken bevor sie sich in einen weißen, flauschigen Bademantel wickelte um damit in ihr Schlafzimmer zu gehen und sich vor den Schrank zu stellen. So ganz konnte sie sich noch nicht entscheiden was sie anziehen wollte. Was war in so einer Situation angebracht? Sollte sie sich eher rausputzen oder reichte ein Shirt und Jeans? Die Schauspielerin entschied sich für ein Zwischending. Da hieß es nur noch das Outfit finden. Die Hose mit Nadelstreifen, keine andere Hose war für sie je so bequem gewesen, war schnell gefunden, das Shirt, dass ihr vorschwebte, war zuerst aber unauffindbar. Es war ihr Lieblingsshirt, denn obwohl es einigermaßen eng saß konnte sie ohne Probleme die Abbinde weg lassen, die ja sowieso in der Wäsche war. Zwar besaß sie noch einige von diesen Dingern, aber um diese späte Uhrzeit interessierte es sowieso keinen mehr, ob man sich an die Regeln hielt oder nicht. Es war auch die Zeit, wo die meisten Jüngeren in ihren Grüppchen in die nächstbeste Karaokebar oder Kneipe gingen um dort ein wenig auf ihren Erfolg zu feiern. Saeko hatte zwar einige Freunde, aber sie hatte nach der Arbeit meist keine Lust mehr sich zu betrinken nur um am nächsten Tag mit Kopfschmerzen und Übelkeit auf zu wachen. Während sie das ganze so Revue passieren lies entdeckte sie einen Zipfel besagten Shirts im obersten Fach, streckte sich danach um es heraus zu ziehen. Zwar hatte sie Hocker am anderen Ende des Zimmers stehen, aber den noch zu holen schien ihr in dem Moment überflüssig. Sie zog und mit dem Shirt fiel noch ein Teil des Stapels mit heraus und begrub sie unter sich. Mit dem Stapel traf noch etwas hartes ihren Kopf, wobei Saeko einmal brummte und sich den Kopf rieb, sich nach dem Übeltäter umsah und zwischen den herausgefallenen Shirts danach fischte. "Ach da ist das hingekommen", murmelte sie zu sich, als sie eine kleine, silberne Taschenuhr aufhob. Eigentlich war sie davon ausgegangen die Uhr verloren zu haben, aber sie schien wohl einfach zwischen ihre Wäsche gerutscht zu sein. Die Uhr hatte sie sich einmal zugelegt um wenigstens ein wenig Zeitgefühl zu entwickeln, was dabei ausgegangen war, aber der Hauptgrund war eigentlich die leise Melodie, die sie spielte, wenn man den Wecker stellte. Die Taschenuhr an sich hatte ein etwas älteres Design, aufklappbar, mit Zifferblatt und mit einer Gravur auf dem Deckel, dennoch lies sich der Wecker stellen und die Uhr war funkgesteuert. Kurzerhand lies sie die Uhr in der Tasche verschwinden, machte die Kette am Hosenbund fest und zog sich das Shirt über bevor sie den Rest achtlos zurück in den Schrank stopfte. Fertig angezogen stellte sie sich nochmals vor den Spiegel um zumindest noch ansatzweise den Lidstrich nach zu ziehen, denn völlig ungeschminkt und ungestylt ging sie nie aus dem Haus. Man wusste nie, wo der nächste Papparazi lag. Ganz ohne Jacke hatte sie auch nicht vor zu gehen, denn obwohl Asako's Zimmer nur ein Dorm weiter lag musste sie zumindest durch den Innenhof und da sich langsam der Winter nahte war es, einfach ausgedrückt, arschkalt. Nicht, dass das Wetter in dieser Gegend insgesamt sonderlich gut war, aber auch sie hatte eine Grenze wenn man bedachte, dass sie aus einer Wohnung mit Fußbodenheizung im Bad kam. Schnell schnappte Saeko sich ihren Schlüssel, packte ihr Handy in eine Tasche, verlies die Wohnung, verschloss die Tür und lies den Schlüssel in die Innentasche gleiten. Kaum dass der Schlüssel darin verschwand zog sie die Jacke fester zu, klappte die Kapuze daran etwas nach oben und bibberte etwas für sich. Glücklicherweise waren ihre Haare schon wieder trocken in der Zeit, in der sie sich für ein Outfit hatte entscheiden müssen, sonst hätte sie wohl oder übel eine Krankheit riskiert. Der Weg zu Asako's Wohnung jedoch kam ihr vor wie ein Hürdenlauf. Obwohl es schon recht spät war liefen ihr ständig junge Frauen aus ihrer Truppe über den Weg, beglückwünschten sie und hielten einen kleinen Plausch mit ihr. Zwar war Saeko nicht wirklich wild auf diese Geier, die sich nur den Platz als Vice und damit eventuell als Elisabeth erhofften, aber so offensichtlich abweisen konnte sie die jungen Talente schlieslich auch nicht. Irgendwann, wer weis wie lang sie wirklich gebraucht hatte, denn alles was sie sagen konnte war, dass ihre Glieder und Knochen steifgefroren waren, stand sie doch vor Asako's Haustür und hörte schon von drinnen ein Lachen, dass wohl von der Besitzerin der Wohnung kam. Es schien, als ob sie da drin ziemlichen Spaß hätte, die frage war nur, warum? Die Antwort kam ein paar Sekunden später als sie Haruno's Stimme von innen hörte. Na super. Das war das letzte, was sie gebrauchen konnte. Vielleicht war es besser, wenn sie einfach wieder ginge. Aber sollte sie vor Haruno wirklich den Schwanz einkneifen? Nicht, dass sie einen hätte, aber sie hatte immerhin keine Angst vor dem anderen Top Star. Und Haruno hatte es nur zu offensichtlich gemacht, dass sie sich Asako nicht wegnehmen lassen wollte, wodurch sie den Krieg ja praktisch schon eröffnet hatte. Seufzend nahm Saeko sich zusammen, fuhr sich einmal durch die Haare und betätigte den Klingelknopf. Osa schmunzelte etwas als sie einen weiteren Schluck von ihrem Likör trank bevor sie wieder die die Karten mischte. Sie und Asako hatten sich dazu entschlossen den Film einfach Film sein zu lassen und stattdessen ein Kartenspiel zu spielen. Schnell war das ganze in einem Trinkspielchen ausgeartet und die hübsche Asako inzwischen furchtbar angetrunken. Nicht nur, dass die andere was Alkohol anging so gar nichts vertrug, sie spielte auch noch furchtbar schlecht. Das Spiel war einfach. Nach dem Durchmischen zogen sie jeweils eine Karte und drückten sie mit dem Bild zu seinem Gegenüber hin an die Stirn und wettete, ob man selbst eine höhere oder eine niedrigere Karte auf der Stirn hatte. Asako zu lesen war einfach zu leicht, besonders, wenn sie Alkohol intus hatte. Osa hatte am Anfang auch einige Runden verloren, war dementsprechend angeheitert, aber da hörte es auch schon wieder auf. Asako inzwischen hatte einen leichten Rotschimmer auf den Wangen und definitiv leichter zum Lachen zu bringen als noch am Anfang. "DRRRR." Die Türklingel unterbrach die traute Zweisamkeit und Osa seufzte leise. Wer störte denn jetzt schon wieder? Es ärgerte sie sehr, besonders, da sie und Asako endlich mal wieder allein waren. Irgendwie kam immer etwas dazwischen, aber für gewöhnlich war es Osa's Handy, dass sie wegrief, sei es aufgrund eines spontan angesetztem Training oder irgendwelcher anderer Probleme. Dass die Türklingel es ruinierte war etwas neues. Gerade wollte Osa aufstehen als Asako schon zur Tür torkelte. "Ich mach das schon~", sagte die jüngere, wobei Osa etwas schmunzeln musste als sie feststellte, dass Asako schon gar nicht mehr geradeaus laufen konnte. Hatte sie schon so oft verloren? Als Asako dann doch die Tür öffnete, Saeko hatte schon gar nicht mehr damit gerechnet, schlug ihr sofort der Geruch von Alkohol entgegen, was die Schauspielerin dann doch etwas erstaunte. Sie hatte gar nicht gedacht, dass Asako überhaupt etwas in Richtung Alkohol zu sich nahm. "Hey Asako. Tut mir leid wenn ich störe aber ich wollte fragen..." "Saeko~", sagte die andere fröhlich und fiel ihr um den Hals. "Ich bin so froh, dass du da bist. Komm du musst mitspielen!" Fast wäre Saeko zurückgefallen, da Asako sie fast umgeworfen hätte, aber sie hielt sich nochmal gerade so. Dadurch, dass sie ständig Hebefiguren machen mussten hatten sie dann doch einiges an Kraft und Gleichgewichtssinn. "Aber..." "Komm doch rein, Ayaki." Haruno war an die Tür getreten und lehnte sich an die Wand gegenüber von einem kleinen Regal, in dem die Schuhe standen. Wie es schien waren sie wieder auf die Basis zurück gekehrt, wo sie sich mit dem Künstlernamen ansprachen anstatt mit den richtigen, die ja meist als Spitznamen fungierten. "Asako freut sich. Aber dann musst du auch mitmachen." Noch immer hatte Saeko Asako im Arm, die wohl irgendwie Gleichgewichtsprobleme hatte. War sie schon so betrunken? Haruno schien so, als hätte sie noch nicht einen Schluck gehabt. Sie seufzte. "Na gut. Wenn ich danach meine Jacke wieder bekomme." "Jacke?" "Ja als ich hier war, hab ich meine Jacke hier liegen gelassen." "Die liegt im Schlafzimmer", murmelte Asako während Saeko ihr vorsichtig wieder richtig zu stehen half. Saeko hatte die jüngere noch nie so fröhlich erlebt, auch wenn es wahrscheinlich nur am Alkohol lag. Jetzt gab es wohl kein Zurück mehr. Osa lächelte nur etwas kalt. Dass gerade Ayaki an der Tür stand war ihr ganz und gar nicht recht, aber vielleicht kam es sogar ganz günstig. Im betrunkenem Zustand wusste Asako nicht immer so ganz was sie tat und es war eigentlich die perfekte Gelegenheit um Ayaki zu zeigen, dass Asako zu ihr allein gehörte, ihrem alten Top Star und Freundin, nicht in die Moon-Troupe. Zu dritt gingen sie in den Wohnbereich, wobei Osa sich auf ihren Platz auf der linken Seite der Couch setzte, Asako nahm den Sessel erneut in Beschlag und Ayaki setzte sich gegenüber von Osa in eine weitere, etwas kleinere Couch. Die ganze Wohnecke reichte vielleicht für fünf Personen, wobei noch nie mehr als sie und Asako gleichzeitig darin gewesen waren. Auf dem Tisch stand neben dem Kartenspiel eine leere Flasche Sekt, zwei Gläser, zwei Pintchen und ein paar weitere Flaschen Alkohol, die Osa aus ihrem eigenen Vorratsschrank mitgebracht hatte. Sie hatte genug mitgebracht um selbst betrunken zu werden, wesshalb ungefähr 2/3 der Flaschen schon für sie allein gedacht war. Allerdings hatte sie nicht mit eingerechnet, dass Asako so ein furchtbar schlechter Kartenspieler war. Ein noch schlechterer Lügner obendrein. Vielleicht peppte ihre Gegnerin das Spiel ein bisschen auf. "Und was zur Hölle spielt ihr?", fragte Ayaki dann als sie einmal über den Tisch geblickt hatte. Osa lächelte etwas und überschlug die Beine, legte den Kopf ein wenig zur Seite und nahm sich das Kartenspiel. "Es ist wirklich leicht, aber Asako ist einfach nur sehr schlecht darin." "Ich hab nur einfach kein Glück", jammerte die Jüngere, während sie etwas auf dem Sessel hin und her kippelte. Nein. Nüchtern war sie nicht mehr. Schwer war es nicht, genau wie Osa es vorhergesagt hatte, aber sonderlich wohl war Saeko bei diesem Spielchen doch nicht. Sie waren dazu übergegangen zu wetten, wie viel getrunken werden musste, dann aber auch mit Möglichkeit aus zu steigen. Letzteres tat natürlich keiner, da es wohl sonst zu langweilig gewesen wäre, allerdings resultierte es darin, dass Asako nur noch schneller betrunken wurde als sowieso schon und schlussendlich auf dem Sessel eingenickt war. Vielleicht war es besser so, denn so bekam sie nicht das Machtspielchen mit, dass Saeko und Osa gegeneinander durchführten. "Wie lange kennt ihr beide euch eigentlich jetzt schon?", fragte Osa irgendwann bevor sie den Alkohol wegtrank, den sie gewettet hatte. Die Runde hatte sie verloren gehabt. Inzwischen waren beide auch so angeheitert, dass sie dann doch redseeliger wurden, auch wenn die Lautstärke etwas gedämpfter war damit die Jüngere nicht aufwachte "Seitdem sie in meiner Gruppe ist. Und sie hat sich sehr gut bei uns eingelebt." Saeko schmunzelte etwas und warf einen Seitenblick auf Asako, die sich ein wenig auf dem Sessel eingerollt hatte. Dann war die Jüngere wohl nicht nur wie ein Reh, sondern auch wie eine Katze. Am liebsten hätte sie die andere jetzt ins Bett getragen, sie zugedeckt und sich zu ihr gelegt um ihr beim Schlafen zu zu sehen. Das angerötete Gesicht durch den Alkohol machte sie nur noch verführerischer. Innerlich schlug sie sich für diesen Gedanken. Sie wollte es langsam angehen lassen, aber manchmal liesen sich diese etwas intimeren Gedanken, der Gedanke an die weiche Haut unter ihren Fingern und den Tönen, die sie der anderen entlocken konnte, einfach nicht vermeiden. "Sie spricht aber nie von der Gruppe", sagte Haruno schlieslich und beendete somit Saekos Gedankengang, der dann doch ins unanständige ging. "Selbst wenn ich sie danach frage." Offensichtlich in welche Richtung Haruno damit gehen wollte. "Ich finde man sollte Arbeit und Privatleben trennen. Das macht sie schon ganz richtig." "Bist du dann nicht auch ein Teil ihrer Arbeit?" "Wir sind Freunde. Das ist etwas anderes. Ausserdem hast du bis vor einem Jahr auch mit ihr gearbeitet, richtig?" Ihr gegenüber schwieg einige Sekunden, lächelte dann wieder das für sie so typische Lächeln, was ihre Rolle als Tod so geprägt hatte. "Du hast Recht. Asako brauchte schon immer besondere Pflege und Aufmerksamkeit. Dafür heitert sie einen sehr schnell auf mit ihrer Art. Sie ist schon etwas Besonderes." Da konnte sie ihr nicht widersprechen. Es war ein Zauber, den die jüngere Umgab, anders als es bei den Top Stars, denen sie bissher begegnet war der Fall war. Normalerweise waren die Top Stars eindrucksvoll und man hegte einen gewissen Respekt ihnen gegenüber, aber Sympatie war dabei meistens fehl am Platze. Asako hingegen hatte eine Aura um sich, die einen einfach zum Lächeln brachte, auch, wenn sie durchaus furchterregend sein konnte, wenn sie denn mal explodierte. Saeko hatte es nur einmal beobachtet, genau wie alle anderen beim Training. Es war mitten in den Vorbereitungen gewesen in denen die ersten Tänze schon eingeübt und die Texte schon gekonnt werden mussten. Die Partnerin, der Asako zugeordnet war, konnte weder das eine, noch das andere, wovon sie alle nichts mitbekommen hatten bis Asako plötzlich anfing laut zu werden. Es flogen Skripte und besagte Partnerin hatte leicht verstört auf der Bank gesessen als Asako wutendbrannt den Trainingsraum verlassen hatte. Seither hatte Kiriya es nie mehr gewagt sich auf die faule Haut zu legen, auch wenn Asako sich im nachhinein in aller Breite bei ihr entschuldigt hatte. Saeko war davon überzeugt, dass Asako einen wundervollen Top Star, eventuell sogar ihre Nachfolgerin, abgäbe, wenn sie nur etwas mehr ihren Kopf durchsetzen würde. Saeko sah von Asako wieder zu Haruno, lächelte etwas mehr und machte anstalten auf zu stehen. "Dieses Mal muss ich dir Recht geben. Und genau desshalb sollte sie ins Bett und nicht hier auf dem Sessel liegen bleiben. Sie verkühlt sich sonst noch." "Sitzen bleiben." Saeko hob eine Augenbraue, tat aber zunächst wie ihr geheisen wurde. Der Blick von Haruno hatte sich auf einen Schlag verändert und auch das Lächeln war verschwunden. "Du wirst Asako nicht anrühren. Ich bringe sie ins Bett und wenn ich wieder rauskomme bist du verschwunden." "Und wer gibt dir das Recht so zu urteilen?" "Ich kenne Asako schon länger." "Sie kann sehr gut selbst entscheiden wer oder was gut für sie ist. Ich denke dass wir beide gehen sollten." "Da sieht man mal wie wenig du sie kennst. Wenn Asako einen Kater hat ist sie verwirrt und tendiert dazu dumme Sachen zu machen. Obendrein ist sie orientierungslos und ich möchte möglichst vermeiden, dass sie vom Balkon fällt." Das hatte sie nicht gewusst. "Wie wäre es dann, wenn wir eine letzte Runde spielen? Kannst du pokern?" Haruno nickte. "Der Gewinner bleibt bei Asako." "Einverstanden", meinte Haruno und warf einen blick hinüber zu der immer noch schlafenden Asako. Die kleine Auseinandersetzung schien sie nicht mitbekommen zu haben, sondern kuschelte sich weiter an eines der Kissen. Gemischt waren die Karten recht schnell. Haruno mischte und sie verteilten an jeden zwei Karten. Mit etwas nervösen Hintergedanken lugte Saeko zu Haruno als sie ihre Karten ein Stück anhob. Eine Herz 9 und eine Karo 10. Nicht gerade die besten Vorraussetzungen, aber sie verzog keine Miene. Das 'Pokerface' hatte in diesem Spiel eben seinen Namen bekommen, aber auch Haruno's Gesichtsausdruck war unverändert. "Da wir auf alles gehen und sowieso nur eine Runde spielen", meinte Saeko und beugte sich etwas nach vorne. "Legen wir doch gleich alle Karten auf den Tisch. Dann haben wir das hier schnell hinter uns." Alles auf eine Karte setzen... sie hätte noch sehr viel höher Pokern können. Sie hätte verlangen können, dass Haruno Asako fern blieb, sie in Ruhe lies, aber dazu war die Chance zu verlieren zu hoch. Angesprochene Frau nickte etwas und beugte sich ebenfalls ein wenig vor. "Wenn du erlaubst", meinte die Frau mit den kalten Augen und begann die nächsten Karten auf den Tisch zu legen. Eine Herz 7. Noch einmal kein guter Anfang. Das Herz schlug Saeko bis in den Hals. Für andere würde es wohl nur so aussehen als ob sie sich um etwas total belangloses streiten würden, aber es ging um einiges mehr. Wenn sie verlor konnte Haruno Asako sonst etwas erzählen wenn sie wieder wach war. Die nächste Karte war ein Kreuz König. Wieder nicht wirklich hilfreich. Es folgte die Kreuz Königin. Jetzt sah die Sache schon wieder ganz anders aus. Saeko hoffte auf einen Buben. Irgendeinen. Mit einer Straße konnte sie den Sack zu machen. Es war recht unwahrscheinlich, dass Haruno etwas höheres haben konnte wenn jetzt noch ein Junge kam. Ob die gelegten Karten für ihr Gegenüber gut oder schlecht waren war noch immer nicht zu erkennen. Es folgte eine weitere Königin. Pik dieses mal. Langsam wurde ihr Herz schwer. Die Wahrscheinlichkeit für einen Buben war so gering wie einem Tango tanzendem, singendem Schwein mit lila Heiligenschein während des Salsatanzens zu begegnen. Allerdings verhinderte sie gekonnt ein Absacken ihrer Schultern oder ein Stirnrunzeln. Als Haruno aber die nächste Karte aufdeckte hätte sie am liebsten 'Halleluja' gerufen und für einen Moment hätte sie geglaubt, sie hätte ein Tango tanzendes Schwein vor ihrem innerem Auge gesehen. Da war er doch. Ein Herz Bube. Sie grinste etwas schief, konnte es auch nicht vermeiden, geschweigedenn glauben. Haruno's unverändertem Gesicht nach zu urteilen war ihr Blatt nicht ganz so gut. "Ladies first", sagte sie etwas gedämpft als sie die Augen von den Karten auf dem Tisch zu Saeko erhob. Ihr Körper war auf den Armen, diese wiederum auf ihren Oberschenkeln abgestützt. Die zwei noch verdeckten Karten lagen jeweils noch mit der Bildseite nach unten auf dem Tisch. Mit eleganten Fingern drehte Saeko ihre um, lächelte gekünstelt und sah Haruno ins Gesicht. "Straße. Ich bezweifle, dass du das überbieten kannst." Die andere schwieg, starrte auf die Karten, die Saeko gerade umgedreht hatte. Saeko selbst nahm dies als Sieg über die andere hin und erhob sich, ging leichten Schrittes zu Asako. "Dann...", begann die andere auf einmal, lies aber eine Pause, sodass Saeko sich zu ihr umdrehte. Sie lächelte...? "...würde ich dir vorschlagen, dass du verschwindest." "Was?", antwortete Saeko, gab sich dabei alle Mühe nicht laut zu werden. "Du kannst nichts höheres als eine Straße haben." "Du pokerst nicht oft oder? Es ist erst entschieden wenn die letzte Karte offengelegt ist." Haruno beugte sich vor, schob die Kreuz Königin ein klein wenig näher zu der anderen. "Ich hatte nicht erwartet, dass du auch nur irgendeine Chance hast. Asako und mich verbindet etwas in das du dich nicht einmischen solltest." Dieses Süßliche in Haruno's Stimme hatte bei Saeko einen Brechreiz ausgelöst und am liebsten hätte sie ihr die leere Sektflasche an den Kopf geworfen. "Und du solltest es endlich aufgeben." Sie hob ihre Karten hoch, drehte sie um und legte sie unter den schwarzen König. Karo und Herz König... "Scheint als hättest du verloren, Ayaki Nao." Haruno erhob sich und ging an ihr vorbei zu Asako, hob sie vorsichtig auf ihre Arme und drückte sie an sich. Saeko starrte noch immer fassungslos auf das ihr gerade bereitgelegte Full House. Osa fühlte in ihrem Rücken, wie Ayaki geradezu zusammenbrach. Dazu musste sie sich nichtmals umdrehen, konzentrierte sich stattdessen auf die schöne Frau in ihren Armen. Schon als sie die zwei Könige gezogen hatte war sie sich fast sicher gewesen die Runde zu gewinne, aber die Demütigung der anderen war einfach zu verlockend gewesen um sie verstreichen zu lassen. Es war ein alter Trick, ein uralter sogar. Lass deinen Gegner denken du verlierst und wirf ihm die Wahrheit zum Schluss ins Gesicht. Der Preis war es wert gewesen, auch wenn es Osa zuwider war von Asako als Preis zu sprechen. Sie trug die jüngere in ihren Armen ins Schlafzimmer, hörte dabei noch, wie Ayaki frustriert das Kartenspiel vom Tisch fegte und wohl eines der Gläser mitgenommen hatte. Die Frau in ihren Armen störte das herzlich wenig, ausserdem würde sie sich wohl sowieso nicht an den Abend erinnern können. Asako tendierte zu Filmrissen. Wieso sollte es dieses mal also anders sein? So konnte sich Osa zumindest etwas zurechtlegen wieso das Glas zerbrochen war. Die Jüngere musste nicht wissen, dass man um sie gewettet hatte. Noch immer mit ihrem Preis im Arm setzte Osa sich aufs Bett sodass Ayako's Kopf an ihrer Schulter lag und diese selbst in ihrem Schoß saß. Zärtlich strich sie ihr einige Strähnen aus dem Gesicht. Glücklicherweise hatte Ayaki Asako dazu gebracht ein halbes Glas Wasser zu trinken, sodass der Alkoholgeruch nicht ganz so beisend war wie noch vorher. Auf ihre Berührung hin murrte Asako ein wenig und ihre Augen öffneten sich einen Spalt. Osa schmunzelte etwas. "Hab ich dich geweckt, Liebes?" "Nein", kam nur brummend zurück und Osa lachte etwas. Natürlich hatte sie sie geweckt, wenn auch unabsichtlich. "Ich wollte dir eigentlich nur gute Nacht sagen bevor ich dich ins Bett bringe." "Ich bin nicht müde." "Natürlich nicht." Vorsichtig hob sie Asako nochmals etwas hoch, legte sie aufs Bett nachdem sie die Bettdecke etwas auf die Seite geschoben hatte und legte ihren Kopf auf eines der Kissen. Wie man so viele Kissen in einem Bett ahaben konnte war Osa sowieso schleierhaft, aber wenn sie sich darin wohl fühlte sollte es ihr recht sein. Die Ältere beugte sich über ihre Freundin, hauchte ihr einen zarten Kuss auf die Stirn und sah ihr dann in die Augen, die Asako ein wenig geöffnet hatte. Sie liebte diese Augen. Diese wundervoll glänzenden, unschuldig dunklen Augen. Sie waren wie ein wolkenloser Himmel bei nacht, selbst in ihrem Zustand. Langsam lies sie einen Finger über ihre Wange, den Wangenknochen und ihrem Kieferknochen gleiten, mit der Fingerspitze über den Kehlkopf und stoppte schlieslich am Schlüsselbein. Asako sties dabei ein wohliges Seufzen aus, schloss die Augen und legte den Kopf etwas in den Nacken. Osa wusste genau wie empfindlich Asako am Hals war, was die Situation nur noch verführerischer machte. Wenn sich die Otokoyaku nicht selbst versprochen hätte Asako's betrunkenen Zustand niemals aus zu nutzen dann hätte sie wohl sonst etwas mit ihrer Freundin getan. Stattdessen tat sie das was sie immer tat, denn das konnte sie sich dann doch nicht nehmen lassen. Als Asako den Kopf wieder runter nahm, Osa hatte die Finger von dem oh so süßem Hals genommen, beugte sie sich etwas mehr über die andere, nahm deren Lippen mit den eigenen einen Moment in beschlag. Asako, um die sich die Welt immer noch drehte, merkte desshalb kaum was Osa da mit ihr tat. Sie schnurrte nur leicht als sich die Wärme in ihrem Körper ausbreitete, fühlte für einen Moment ein paar weiche Lippen auf den eigenen. Für einen Moment hatte sie geglaubt es wäre Saeko und sie fühlte sich zurückversetzt in die Nacht vor der Premiere. Selbst mit ihrem Alkoholpegel konnte sie sich noch gut daran erinnern. Fast automatisch legte sie die Hände in Osa's Nacken, als diese sich wieder etwas von ihr entfernte. "Osa?", murmelte sie leise, fühlte noch immer den Atem der anderen an ihrer Wange. "Sing mir was vor." Osa lag inzwischen neben ihr, war aber noch immer über sie gebeugt, da Asako sie festhielt und nicht loslassen wollte. "Was möchtest du denn hören, mein Engel?" "Etwas schönes." Die Frau über ihr lachte nur kehlig, schob einen Arm unter Asako und hob sie etwas an, legte sich selbst auf den Rücken und zog die Jüngere auf sich. Noch immer hatte sie die Hände in Osa's Nacken, die Augen inzwischen wieder geschlossen und den Kopf an die Schulter der anderen gekuschelt. Sie fühlte, wie Osa's Oberkörper unter ihr vibrierte als sie erst anfing leise zu summen. Sie kannte das Lied. Yami ga hirogaru... Ja sie erkannte dieses Lied. Sie liebte es. Sie liebte Osa's Stimme dazu. Hito wa nani mo mienai (Menschen sind blind) Dare ka ga sakebu (Jemand schreit) Warum fühlte sie sich auf einmal so angesprochen davon? Wahrscheinlich spielte ihr abschweifender Verstand, aufgewühlt vom Alkohol ihr Streiche. Koe o tayori ni samayou (Ihre Schreie verstummen) Sie wollte nicht mehr allein sein. Saeko fehlte ihr. Yami ga hirogaru (Die Dunkelheit breitet sich aus) Asako schloss die Augen entgültig, merkte, wie ihr Körper schwer wurde und sie sich langsam der Wärme hingab. Kono yo no owari ga chikai (Das Ende der Welt ist nahe) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)