Ein neuer Freund...? von Frostkatze ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Alles was er noch sah, war eine dieser vermummten Gestalten, die in das Haus eingedrungen waren und die nun mit einem gezogenen Breitschwert einen Schritt auf ihn zumachte, eine weitere Person, die halb verborgen in der Dunkelheit stand und ein Pfeil der durch die abendliche Luft glitt. Dass Rufus gestürzt war, war sein Glück. Einen Wimpernschlag lang sah er das Geschoss als hellbrauner Schatten vor einem düsteren Himmel, mit regenschweren Wolken vor dem Vollmond, über sich hinwegrauschen. Der Pfeil schlug einige Meter hinter ihm in einen Baum ein. Sein Atem ging schnell und sein junges Herz raste. Er konnte nicht aufstehen, seine Beine gehorchten ihm nicht mehr und auch seinem freien Arm fehlte die Kraft um sich hoch zu stemmen. In seinem anderen Arm lag das Betrayal und der Mann, der sich siegessicher grinsend zu ihm hinabbeugte, langte mit seiner freien Hand danach. Der Junge blickte sich hilfesuchend um, an dem massigen Körper des Mannes vorbei und sah, wie die Gestalt aus den Schatten sich kurz umblickte und dann aktiv wurde. Mit schnellen, weiten Schritten steuerte sie auf den Mann zu und sprang in dessen Rücken hoch, einen gekrümmten und reich verzierten Dolch in der rechten Hand. Doch stieß die Gestalt nicht mit der Klinge zu, sie rammte dem Mann das Griffende in den Nacken. Er stürzte zu Boden, die Gestalt lenkte seinen Fall, sodass der Mann zur Seite auf den trockenen Rasen des Gartens fiel. Er war Bewusstlos, aber am Leben. Rufus' Blick schnellte von der Gestalt hoch. Sie war in einen langen Umhang gekleidet unter dem ein hauchdünnes, feingliedriges Kettenhemd und eine weite helle Stoffhose, die in abgenutzten dunklen Stiefeln steckte, zu sehen waren. Die Person war schmaler Statur und nur geringfügig größer als er und sie bewegte sich wie ein Raubtier auf der Jagd, leise, geschmeidig und zielstrebig. Unter einer tief heruntergezogenen nachtblauen Kaputze sah er dunkle Haut und violette Augen die ihn neugierig musterten. Sie streckte die Hand aus und Rufus reagierte darauf indem er das Buch fester an sich drückte. Er brauchte einen Moment um die Geste richtig zu verstehen, denn, sie streckte die Hand nicht nach dem Buch aus, sondern reichte ihm die Hand zum aufstehen. Rufus zögerte, doch ein erneuter Schmerzensschrei der aus dem Haus und durch den Kampfeslärm drang ließ ihn seine Bedenken für den Moment bei Seite schieben und die Hand ergreifen. Was aber nicht hieß, dass er seinem Retter das Buch überlassen würde oder dass er dem Fremden ohne weiteres vertraute. Er ließ sich von der verhüllten Gestalt hoch und am Arm gepackt mitziehen. Durch die Schatten der Bäume des weiten, gepflegten Gartens und um die Villa herum durch den Vorgarten zum weit geöffneten eisernen Hoftor vor dem sieben schnaubende Rösser ungeduldig auf ihre Besitzer warteten. Sie wieherten und stampften mit den Hufen auf. Wahrscheinlich gehörten die Tiere den Männern die gerade das Haus auf der Suche nach dem Betrayal auf den Kopf stellten. Lediglich einer von ihnen war geblieben um die Pferde zu bewachen, er stand gerade mit dem Rücken zum Tor und rauchte genüsslich sein Pfeifchen. Sie hatten wohl nicht mit großer Gegenwehr gerechnet. Rufus' neuer „Freund“ ließ den Arm des Jungen los und wetzte auf den Mann zu, wobei er die Pferde aufschreckte und damit auf sich aufmerksam machte. Anscheinend mit Absicht. Als der Räuber sich etwas verwundert, aber durchaus kampfbereit, umdrehte war es für ihn schon zu spät. Noch nie in seinem jungen Leben hatte Rufus etwas vergleichbares gesehen. Sein Retter bewegte sich so schnell und flach am Boden, dass der Junge befürchtete er würde womöglich noch stürzen. Er attackierte den Mann wie ein Raubtier, kam nahe an sein Opfer heran und stürzte sich auf ihn. Innerhalb von Sekunden wurde der Mann mit gekonnten Handgriffen und Fußtritten entwaffnet und zu Boden gerissen und wie auch der andere Einbrecher wurde er mit einem gezielten Schlag in den Nacken außer Gefecht gesetzt. Rufus' Mund stand weit offen vor staunen. So wollte er auch kämpfen können, dachte er und sah seinem Retter gebannt dabei zu, wie er die Taschen des Einbrechers durchsuchte. Dann richtete er sich wieder auf, steckte dabei beiläufig etwas kleines das er dem Mann abgenommen hatte in seine Gürteltasche und bedeutete dem Jungen mit einen Handwink zu ihm zu kommen. Rufus folgte, auch wenn ihm mulmig dabei war. Als wären all die Ereignisse des späten Abends noch nicht genug gewesen brach in dem Moment das Gewitter, welches sich die ganze Zeit über ihren Köpfen zusammengebraut hatte, mit einem ersten gleißenden Blitz und lautem Donnergrollen los. Die Pferde scheuten und die Gestalt hatte Mühe sie zu beruhigen. Feiner Regen fiel auf sie nieder, steigerte sich ganz langsam und begann damit die Kleidung des Jungen zu durchweichen. Rufus versuchte das Buch vor dem Wetter zu schützen aber er hatte nunmal nichts mit dem er es hätte bedecken können. Auch sein neuer Freund schien Wert darauf zu legen dass das Buch heil blieb und löste die Schnalle seines Umhangs wohl um das Betrayal darin einzuwickeln. Was Rufus dann zu sehen bekam verschlug ihm die Sprache. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)