Am Abgrund von chaska (The Mentalist) ================================================================================ Kapitel 10: Wo das Herz zu Hause ist ------------------------------------ Hallöchen ihr Lieben, Tja..., vielleicht wünschen sich wohl einige ein paar romantische Momente zwischen Patrick und Teresa. Das wird in der Verfassung in der sich Lisbon befindet wohl etwas schwierig, doch ich gebe mir Mühe in diesem und auch im nächsten Kapitel ein wenig romantische Stimmung zu verbreiten. Mal sehen ob es mir gelingt. Hier also ein relativ entspanntes Kapitel, bevor das Tempo wieder anzieht und wir uns dem nächsten dramatischen Höhepunkt der Story nähern. Viel Spaß beim Lesen.... ************************************************************************** Die Liebe ist eine angenehme Wunde, ein süßes Gift, eine wohlschmeckende Bitterkeit, eine fröhliche Maske und ein sanfter Tod. ************************************************************************** Wo das Herz zu Hause ist Freitag 6. September 12:30; Notaufnahme Memorial Hospital, Sacramento "Nun hören Sie schon endlich auf", die genervte Stimme des blonden Mannes zeigte nur zu deutlich, dass ihn die ganze Prozedur auf den Geist ging. "Sie haben sehr viel Glück gehabt, Mr. Jane. Es ist ein glatter Durchschuss und die Wunde ist sauber. Ein straffer Verband und einige Tage Ruhe, dann sind Sie wieder auf dem Weg der Besserung. Die anderen Sachen, wie ihre Prellungen, sind zwar schmerzhaft, werden Sie aber auch schon bald nicht mehr allzu stark behindern", Dr. Parker beugte sich mit stoischer Ruhe über den nackten Arm seines Patienten. Routiniert legte er den Verband an, nachdem er mit einem gewissen Genuss die Wunde desinfiziert hatte und damit für kurze Zeit endlich mal Ruhe vor den nörgelnden Kommentaren Patrick Janes bekommen hatte. "Sie genießen das, nicht wahr?", sagte Jane und musterte den Arzt intensiv. "Nein, ich genieße nicht den Schmerz, den meine Patienten empfinden, aber ich genieße das Gefühl ihnen helfen zu können", antwortete der Arzt und strich abschließend über den Verband. "Geben Sie sich keine Mühe, Mr. Jane. Ich bin im Analysieren von Krankheiten ebenso gut, wie Sie im Analysieren des Verstandes. In gewisser Weise sind wir Kollegen." "Pah", grummelte Patrick und bewegte probehalber den Arm. Es tat noch verdammt weh und er verzog das Gesicht. Dazu kam, dass nach seiner heftigen Begegnung mit einem herabstürzenden Heuboden auch der Rest seines Körpers mit blauen Flecken und Prellungen übersät war. "Haben Sie ein paar Schmerztabletten?", fragte er den Arzt. "Sie werden welche in ihrem Zimmer finden, in das Sie gleich eine Schwester bringen wird. Wir sehen uns dann im Laufe des Nachmittags. Gute Besserung", mit einem abschließenden Nicken entließ der Arzt Patrick. Eine Schwester schob einen Rollstuhl herein und Patrick setzte sich. Er kannte die Prozedere in einem Krankenhaus nur zu gut. Es wurde hier nicht zugelassen, dass ein angeschossener Patient auf seinen eigenen Beinen durch das Gebäude stiefelte. Die Schwester bekam seine Akte und ein paar Anweisungen vom Arzt. Danach wurde er hinausgeschoben in die endlos scheinenden Gänge des Krankenhauses. Draußen erwartete sie schon van Pelt. Kaum hatte sie ihn erblickt, sprang sie auf und kam heran. Sie zeigte der Schwester, die protestieren wollte, kurz ihre Marke und beugte sich zu Patrick. Der Mann konnte die Sorge in ihren Augen sehen. "Mr. Jane. Wie geht es Ihnen?" "Den Umständen entsprechend. Nehmen Sie sich meinen Rat zu Herzen, Grace: Legen Sie sich nie mit jemanden an, der eine Waffe auf Sie richtet. So eine Schusswunde ist kein empfehlenswertes Erlebnis", sagte er und mit einem Seitenblick auf die Schwester. "Und die Ärzte haben ihren Spaß daran Sie zu quälen." Die junge Agentin schüttelte den Kopf. "Seien Sie froh, dass es so glimpflich abgegangen ist." "Wo ist Lisbon?", fragte Patrick. Zu seiner Beruhigung lächelte Grace. "Sie hat die OP gut überstanden und liegt in einem der Zimmer. Ich war vorhin bei ihr. Sie wird es gut überstehen, sagen die Ärzte." "Gut, gut", murmelte Patrick Das hörte sich in der Tat nicht schlecht an, doch wollte er es selber sehen. Nein, er musste es selbst sehen. Musste sich selbst ein Bild von ihrem Zustand machen. Er hob den Kopf. "Fahren Sie zu Rigsby und Cho. Vielleicht finden Sie ja eine Spur zu Red John." Grace zögerte. Natürlich wollte sie helfen, doch hatte sie ein schlechtes Gefühl dabei die beiden anderen hier allein im Krankenhaus zu lassen. Schließlich aber gab sie nach. "Wenn Sie meinen, dann werde ich das tun." Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht. "Klar meine ich. Machen Sie sich keine Sorgen um mich. Ich komme schon klar." Grace lächelte zurück. "Oh, um Sie mache ich mir keine Sorgen. Eher um das Personal hier. Sie haben so Ihre ganz eigene Art mit den Menschen umzugehen." "Eh. Los verschwinden Sie." Die junge Agentin nickte ihm kurz zu und drehte sich dann um. Patrick sah ihr nach, wie sie hinter der nächsten Ecke verschwand. "Ich werde Sie jetzt auf Ihr Zimmer bringen, Mr. Jane", unterbrach die Schwester seine Gedanken und schon schob sie den Rollstuhl an. Patrick sah, wie die Gangwände an ihm vorbei glitten. Seine Gedanken wirbelten. Seit er hier drin war, spürte er den Drang zu Lisbon zu kommen und sich mit eigenen Augen zu vergewissern das sie am Leben und in Ordnung war. Und mit jeder Minute war dieser Drang stärker geworden. Jetzt war er fast unerträglich. Patrick hatte keinerlei Zweifel, dass die Schwester ihn nun sofort ohne Umwege auf sein Zimmer bringen würde. Also musste er seinen unwiderstehlichen Charme spielen lassen, um irgendwie zu Lisbon zu kommen. "AHHH", Patrick stöhnte auf und ließ den Kopf in einer dramatischen Geste nach hinten sinken. Sofort hielt die Schwester an und beugte sich besorgt über ihn. "Mr. Jane... Haben Sie Schmerzen? Soll ich vielleicht einen Arzt holen?" "Nein... Nein, es geht schon", seufzte Patrick tief auf und griff nach der Hand der Schwester. Sofort überzog eine zarte Röte ihre Wangen. Behutsam ließ er seinen Daumen über ihr Handgelenk streichen, hypnotisch. "Ach wissen Sie, Schwester... es sind nicht so sehr die körperlichen Schmerzen. Oh nein. Es sind vielmehr die seelischen. Ich mache mir unendliche Sorgen um meine Verlobte." ~Endschuldigung, Lisbon~, fügte er gedanklich ohne wirklich schlechtes Gewissen hinzu. "Ihre Verlobte? Ist sie etwa auch hier?", die Stimme der Schwester klang mitfühlend besorgt und Patrick wusste, dass er gewonnen hatte. "Ja... Sie haben es erraten. Ich bitte Sie inständig... Bringen Sie mich zu ihr, Schwester,... bitte. Ich muss wissen, dass es ihr gut geht", seine blauen Augen waren mit einem treuherzigen Ausdruck auf die junge Frau gerichtet. "Mr. Jane, dass geht nicht... das verstößt gegen die Anweisungen des Arztes und die Vorschriften", versuchte die Schwester einen letzten Widerstand zu leisten. Ein rascher Blick auf das Namenschildchen. "Schwester Heather... bitte... Ich weiß das alles, aber... Wenn Sie mich nicht zu ihr bringen, dann werde ich sie such..." Er ließ ihre Hand los, griff nach den Seitenlehnen und begann sich auf die Beine zu stemmen. "Setzen Sie sich, Mr. Jane", sagte Heather und drückte ihn bestimmt in den Stuhl zurück. Sie sah sich rasch um, dann nickte sie ihm zu. "Gut, ich werde eine Ausnahme machen." Als sie an der nächsten Station vorbeifuhren, huschte sie ins Schwesternzimmer hinein und suchte in dem Computer nach dem entsprechenden Zimmer. Als sie zu Patrick zukam, zwinkerte sie ihm verschwörerisch zu. "Ich weiß, wo sie ist." Patrick nickte nur. Es dauerte nur kurze Zeit, da bogen sie in einen Gang ab, in dem Patrick schon aus der Ferne den Polizisten vor einem der Zimmer sehen konnte. Er spürte die Unruhe immer größer werden, je näher sie kamen. Der Polizist hielt sie auf, doch kaum hatte er einen Blick auf Patrick geworfen, erkannte er den Berater des CBI. Er tippte sich grüßend an die Mütze. "Hallo, Mr. Jane." Patrick erinnerte sich an den Namen des Beamten. "Hallo Tom. Ich will einen Blick auf Lisbon werfen und mich überzeugen, dass alles in Ordnung ist." "Kein Problem", der Beamte öffnete zuvorkommend die Tür und ließ die Schwester mit Patrick vorbei. Der blonde Mann hielt den Atem an, als sein erster Blick in das Zimmer fiel. Die gegenüberliegende Wand bestand aus einer großen Fensterfront. Helles Licht flutete auf ein einzelnes Bett, das an der linken Wandseite stand. Ein regelmäßiges Piepsen füllte den Raum. Er sah Lisbon auf dem Bett liegen. Ihre Brust unter dem schneeweißen Lacken hob und senkte sich in regelmäßigen Atemzügen. An ihrer rechten Stirnseite klebte ein großes weißes Pflaster. Die dunklen Haare lagen wie ein Schleier um ihr schmales bleiches Gesicht. ~Teresa...~, Patrick erhob sich ohne auf die protestierenden Laute der Schwester zu achten. Zielstrebig ging er auf das Bett zu. Seine Knie fühlten sich wie mit Pudding gefüllt an, doch sein eiserner Wille trieb ihn vorwärts. Nichts und niemand würde ihn davon abhalten zu der Agentin zu kommen. Er hatte das Bett erreicht und stützte sich ab. Die Schwester war ihm gefolgt und trat nun neben ihn. "Es geht ihr gut. Sie steht noch unter Medikamenten. Die halten sie in einer Art Tiefschlaf, damit sich der Körper erholen kann." Wortlos nickte Patrick. Seine Hand fuhr über die Bettdecke und ertastete Teresa’s Körper darunter. Wie zerbrechlich sie wirkte, diese sonst so energische und starke Frau. Nein... er würde sie nicht mehr verlassen. Neben dem Bett stand ein Sessel. Dorthin würde er gehen. Kaum hatte Patrick den ersten Schritt in die Richtung gemacht, legte sich die Hand der Schwester auf seine Schulter. "Nein, die Patientin braucht Ruhe und Sie ebenfalls. Ich habe Sie nur hergebracht, damit Sie sich überzeugen können, dass es ihr gut geht. Nun werde ich Sie in ihr Zimmer bringen." Patrick schüttelte entschieden den Kopf. "Ich bin schon in meinem Zimmer. Ich werde sie nicht allein lassen." Er hob den Kopf und sein Blick suchte die Augen der Schwester."Ich habe es ihr versprochen, dass ich sie nicht mehr allein lasse. Gehen Sie, Schwester Heather. Es ist alles in Ordnung." Die letzten Worte mit sanfter, tiefer Stimme gesprochen, ließen den Blick der Schwester leer werden. "Ich verstehe. Selbstverständlich können Sie bleiben, Mr. Jane." Ohne weitere Worte drehte sie sich herum und schob den Rollstuhl aus dem Zimmer. Kaum schloss sich die Tür hinter der Frau, setzte Patrick seinen begonnenen Weg fort. In dem Moment in dem Patrick sich in den Sessel setzte, der neben dem Krankenbett stand, Teresas Hand ergriff und ihre zarte Haut und den regelmäßigen Puls unter seinen Fingerspitzen spürte, verstummte das schmerzhafte Sehnen, dieser unheimliche Drang endlich zu ihr zu kommen. Erschöpft schloss Patrick die Augen und lehnte sich mit einem Seufzer zurück. Er war viel zu müde um sich zu diesem Zeitpunkt Gedanken darum zu machen, warum es so war. Warum sein Herz das Gefühl hatte nach langer Zeit endlich zu Hause zu sein. In diesem Moment, an diesem Ort war es einfach nur gut so, wie es war. *************************************************************************** Freitag 6. September, 14:00 Uhr; Memorial Hospital; Sacramento Alles war wie in Watte gepackt. Sie trieb in einem weichen, warmen Meer. Langsam kam die Erinnerung wieder und eisiger Schreck durchzuckte sie. Nebenbei wunderte sie sich, dass sie keine Schmerzen hatte. Auf ihrer Hand spürte sie einen leichten Druck und Wärme. Sie versuchte ihre Finger zu bewegen. Die Wärme verschwand und sie spürte auf einmal, wie sich jemand über sie beugte. "Ganz ruhig, Teresa. Ich bin es. Es ist alles in Ordnung." ~Patrick~, durchzuckte es sie und sie fühlte eine große Erleichterung. Er war hier und er lebte. "Du bist im Krankenhaus." Ein Finger strich sanft über ihre Stirn und schob Haarsträhnen zur Seite. Ein leichter warmer Druck von Lippen, so unendlich sanft, berührte sie an der Stirn, dass sie glaubte es sich einzubilden. "Schlaf, Teresa. Schlaf dich gesund. Ich verspreche dir: Ich werde hier sein, wenn du aufwachst. Ich lasse dich nicht allein. Ich verspreche es dir." Die Wärme und der leichte Druck auf ihrer linken Hand kehrten zurück und Teresa überließ sich vertrauensvoll dem wohltuenden Schlaf. In dem sicheren Bewusstsein, das sie nicht allein sein würde. Jemand war hier und würde ihre Albtraume in Schach halten. ************************************************************************** Freitag 6. September, 20:00 Uhr; Memorial Hospital; Sacramento "Wie lange er wohl schon da sitzt?", fragte Rigsby. Er und seine beiden Teamkollegen standen hinter der Scheibe und sahen durch die Lammellen in das Krankenzimmer in dem ihr Boss lag. "Seht nur... er hält ihre Hand. Wie süß", sagte Grace und sie lächelte leicht. Es war in der Tat ein ungewöhnlich friedliches Bild, das ihr Boss und der Berater des CBI hier abgaben. So ganz anders, als man es des Öfteren von ihnen gewohnt war. Neben dem Bett, in dem völlig ruhig Lisbon lag, stand ein Sessel in dem sich Jane gemütlich gemacht hatte. Offensichtlich schlief er. Sein Kopf lag leicht seitlich Lisbon zugewandt und die Augen waren geschlossen. "Er ist die ganze Zeit schon bei ihr", sagte eine Schwester, die gerade herantrat. Ein Tablett mit Medikamenten und Thermometer in der Hand. "Wir bekommen ihn einfach nicht aus dem Zimmer. Er weigert sich beharrlich. Dabei müsste er sich selbst schonen. Mit der Schusswunde, die er abbekommen hat, sollte er hier gar nicht sitzen. Dieser Mann ist eine wahre Nervensäge. Wir versuchen schon Dr. Parker davon zu überzeugen, dass wir ihn irgendwie narkotisieren, damit er zumindest für einige kurze Zeit ruhig ist." "Nervensäge?!", warf Cho ungerührt ein. "Sie haben ihn noch nicht richtig in Action erlebt. Das hier ist nur ein laues Lüftchen gegen das, was er sonst anrichten kann." "Das habe ich gehört, Cho. Kommen Sie endlich rein, und halten Sie nicht die Schwester von der Arbeit ab", ertönte es in diesem Moment aus dem Zimmer. Die blauen Augen von Patrick fixierten ziemlich wach das Team. Rigsby lachte kurz auf. "Anscheinend hat ihm der Ausflug nicht geschadet" Gemeinsam betraten sie das Zimmer. "Sie sehen gut aus, dafür, dass Sie eine Schusswunde abbekommen haben", sagte Cho und zeigte mit einem Kopfnicken auf den verbundenen Arm von Patrick. "Fühlt sich auch ganz gut wieder an", erwiderte der Berater. "Würde sich noch besser anfühlen, wenn diese Weißkittel nicht bei allen Gelegenheiten daran rum fummeln würden." "Regelmäßige Untersuchungen müssen sein, Mr. Jane", erwiderte die Schwester, die ebenfalls mitgekommen war. "Eh", machte Jane und winkte nur ab. Die Schwester stellte das Tablett ab und beugte sich zu den Geräten, an die Lisbon angeschlossen war. Aufmerksam studierte sie die Daten und schrieb sie in ein Patientenblatt. "Wie geht es ihr?", fragte Grace die Schwester. Die junge Frau in der weißen Tracht wandte sich um. "Den Umständen entsprechend. Wir rechnen damit, dass sie bald aufwacht. Wir haben die Medikation abgesetzt." Dann wandte sie den Blick auf Jane. "Sollte sie aufwachen, dann sagen Sie bitte Bescheid. Da können Sie sich wenigstens mal nützlich machen." Mit diesen Worten rauschte sie davon. "Wie ich sehe, haben Sie hier auch schon einen Fanclub", sagte Rigsby und starrte der Schwester mit aufmerksamem Blick hinterher. Dafür kassierte er einen heftigen Rippenstoß von Grace. "Halb so schlimm. Erzählen Sie, haben Sie noch irgendwelches Spuren im Haus gefunden?", fragte Patrick und lenkte damit die Aufmerksamkeit wieder auf sich. "Die Spurensicherung ist noch am Auswerten. Wir werden alle Ergebnisse so bald wie möglich bekommen", erwiderte Cho. "Sie sind besonders gründlich, weil es sich ja höchstwahrscheinlich um das Versteck von Red John handelt." "Was soll das heißen: höchstwahrscheinlich?", sagte Patrick leicht verärgert. "Schon gut", beruhigte Grace. Sie warf einen schnellen Blick auf die dunkelhaarige Agentin, die im Bett lag. "Wir sollten nicht so laut sein. Sonst wecken wir sie auf." Patrick warf einen schnellen Blick auf das Bett und für einen Moment wurden seine angespannten Gesichtszüge weich. "Schon gut... sie ist wach. Es dauert nur noch ein paar Minuten, bis sie die Augen aufschlägt." "Wie kommen Sie darauf?", fragte Rigsby, denn er hatte keinerlei Veränderung bemerkt. "Ihre Atmung hat sich verändert und auch ihr Puls... Hey, Lisbon...", murmelte Patrick leise und beugte sich leicht vor. Aufmerksam betrachtete er die Gesichtszüge der Agentin. Das Team sah ihn verwundert an. So umsichtig und besorgt, hatte er sich noch nie gezeigt. ************************************************************************** Bekannte Stimmen drangen zu Teresa. Erst leise, dann immer deutlicher. Langsam bekam sie das Gefühl zurück, dass sie einen Körper hatte und nicht nur ein Geist war. Sie fühlte das unangenehme Spannen, das ihren gesamten vorderen Körperbereich einnahm. Gott sei Dank jedoch keinerlei Schmerzen. Als sie sich auf ihre Finger konzentrierte, merkte sie, dass sie ihre linke Hand nicht richtig bewegen konnte. Ein warmer Druck lastete auf ihr und Teresa erkannte, dass es sich um eine Hand handeln musste, die fest um ihre geschlungen war. Die Erinnerung an das erste Aufwachen kam wieder. Patrick Jane war bei ihr gewesen. Und er hatte versprochen, dass er da sein würde, wenn sie wieder aufwachen sollte. Anscheinend hatte er sein Versprechen gehalten, denn nun spürte sie, wie sich seine Hand leicht bewegte und ihren Druck erwiderte. "Nun machen Sie schon die Augen auf. Sie haben lange genug geschlafen", hörte sie seine Stimme nun. Leichter Ärger schoss in ihr hoch. Sie erwachte hier buchstäblich gerade von den Toten und schon war Jane wieder darauf aus sie zu ärgern. Sie nahm ihre ganze Kraft zusammen, bewegte ihre Finger und kniff ihn in seine Handfläche. Mit Befriedigung hörte sie Patrick’s protestierenden Laut. "Hey.. das glaube ich ja nicht. Da ist man besorgt und was erntet man als Dank?", hörte sie ihn sagen. Doch dann passierte etwas, dass Teresa völlig verblüffte und ihr half die schläfrige Starre, die sie immer noch fest im Griff hatte, zu lösen. Sie spürte eine leichte Bewegung neben ihrem Gesicht. "Wenn Sie das brauchen, dann stelle ich mich bereitwillig zur Verfügung... nur tun Sie mir einen Gefallen... Komm schon, Teresa. Wach auf. Es ist nicht so schwer. Mach einfach die Augen auf... Bitte", das letzte Wort strich wie ein warmer, lockender Hauch über die Haut ihres Hals. Trotz ihres Zustands rann ein warmes Gefühl über ihren Körper. Noch immer fühlte sie, wie Patrick ihre Hand umfasste. Er war wie ein Anker, der sie mit der Wirklichkeit verband. Sie strengte sich an und schließlich gelang es ihre schweren Augenlider zu öffnen. Zuerst war alles verschwommen, dann wurden die Konturen langsam klarer und schärfer. Sie erblickte van Pelt, Rigsby und Cho, die um ihr Bett standen. Vorsichtig drehte Teresa den Kopf auf die linke Seite. Das Gesicht von Patrick tauchte vor ihr auf. Ein breites Grinsen begrüßte sie. "Willkommen zurück, Lisbon", sagte er und zwinkerte ihr zu. "Willkommen, Boss", fielen nun auch die Anderen freudig ein. Van Pelt strich ihr behutsam über den rechten Arm. "Was bin ich froh, das Sie wieder da. Ich habe mir echte Sorgen gemacht." "Schön, Sie wieder munter zu sehen", meinte Cho auf seine spezielle trockene Art, doch in seinen dunklen Augen blitzte Wärme auf. Teresa war dankbar über soviel Anteilnahme. Sie wollte etwas sagen, doch ihre Kehle fühlte sich trocken und rau an. Als ob er ihre Gedanken erraten hatte, hielt ihr Patrick eine Schnabeltasse mit Flüssigkeit hin. Vorsichtig fasste er unter ihren Hinterkopf und richtete sie leicht auf. Kühl rann das Nass ihrer Kehle herunter und linderte das Gefühl eine staubige Wüstenstraße verschluckt zu haben. Erleichtert seufzte Teresa auf, als sie wieder in die Kissen sank. "Bringen Sie mich auf den neuesten Stand", sagte sie mit leiser Stimme. "Was ist passiert?" "Red John ist entkommen", sagte Patrick und aus seiner Stimme konnte man die kalte Enttäuschung hören. "Wir untersuchen momentan sein Versteck in dem er Sie gefangen gehalten hat", erklärte Cho. "Die Ergebnisse werden wahrscheinlich noch auf sich warten lassen. Unsere Leute sind angewiesen besonders gründlich vorzugehen." "Gut", murmelte Teresa. Ihre Augen wurden schon wieder schwer. Sie fühlte die Erleichterung bei diesen Worten. Patrick hatte es offenbar nicht geschafft blutige Rache zu nehmen. Insgeheim fürchtete sie diesen Zeitpunkt, denn Patrick hatte mehr als nur einmal seinen Standpunkt zu der Ergreifung von Red John klargemacht. Wenn es nach ihm ging, würde der Mann, der sein Familie umgebracht hatte, niemals ins Gefängnis wandern. Auge um Auge; Leben um Leben. "Sobald Sie etwas haben, informieren Sie mich", die Worte kamen leicht verschliffen. Die Erschöpfung und die Nachwirkungen der OP zeigten erneut ihre Wirkung. "Wir kommen Morgen noch mal vorbei", sagte Grace und Teresa nickte nur leicht, dann glitt sie wieder in den Schlaf zurück. "Sie kommt wieder in Ordnung", meinte Rigsby erleichtert. "Was dachten Sie denn? Sie ist ein wahrer Sturkopf. Und in diesem Fall ist das recht hilfreich. Morgen ist sie sicher fast wieder die Alte", meinte Patrick überzeugt. "Ich habe das untrügliche Gefühl, dass das jetzt unser Stichwort zum Gehen gewesen ist", meinte Cho und musterte den bondhaarigen Mann, der keinerlei Anstalten machte den Sessel, geschweige denn das Zimmer, zu verlassen. "Ich wusste schon immer, dass Sie ein helles Bürschchen sind, Cho", grinste Patrick. "Und unterstehen Sie sich beim Gehen der Schwester Bescheid zu geben, das Lisbon wach war. Sie würde sie nur wieder aufwecken und sie unnötiger Weise pisaken. Lisbon braucht einfach nur Ruhe. Ach noch etwas... Rigsby.. in meinem Schrank im CBI befinden sich ein paar frische Sachen, bringen Sie mir die bitte Morgen mit. Ich fühle mich sonst doch etwas derangiert." Rigsby tippte sich kurz salutierend an die Stirn. "Wird gemacht, Boss." Dann verabschiedeten sich die Drei und nur wenig später waren Patrick und Teresa wieder allein im Zimmer. Patrick warf der Agentin einen kurzen Blick zu. Doch ihre tiefen Atemzüge und der regelmäßige Puls unter seinen Fingern waren eindeutige Anzeichen, das sie tief und fest ihrer Gesundung entgegen schlief. Auch er fühlte immer noch die Anstrengungen der letzten zwei Tage. Mein Gott waren es wirklich gerade erst 36 Stunden her, das Red John sie auf diese Jagd geschickt hatte? Er stand auf und wandte sich dem Fenster zu. Es war dunkel geworden. Über der Stadt lag eine dicke Wolkendecke und verhindert den Blick auf die Sterne. Er lehnte seine Stirn und eine Handfläche an die kühle Scheibe. Irgendwo da draußen war Red John und konnte ungestraft seine Verbrechen weiterführen. Wann würde es enden? Wann würden die zahlreichen Toten ihre gerechte Rache bekommen? Seine Lippen pressten sich zu einem schmalen Strich zusammen und Wut furchte seine Stirn. Er würde Red John jagen und wenn er ihn dafür bis vor die Tore der Hölle hetzen musste. *************************************************************************** Ende Kapitel 10 Red John ist entkommen, doch Teresa und Patrick haben überlebt. Eine Tatsache, die nicht selbstverständlich ist, nach allem was passiert ist. Nur für kurze Zeit ist ihnen ein Moment der Ruhe vergönnt. Beim nächsten Mal gibt es ein paar besinnliche Augenblicke im Krankenhaus, bevor die Schleier von Patricks Augen fallen, was die Identität von Red John angeht. Und der Ruf nach Rache ihn weitertreibt. Im Auge des Sturms, ist es völlig ruhig. Doch diese Ruhe täuscht. Denn es ist noch nicht vorbei. Liebe Grüße chaska Hosted by Animexx e.V. 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