kata mi: daiamondo von Chiaya ================================================================================ Prolog: Das, in dem die Mauer einstürzt --------------------------------------- Schwere Regentropfen schlugen gegen das bunte Kirchenfenster. Das Wetter passte zur der Stimmung die hier herrschte. Die dichten Regenwolken bedeckten den Himmel, so dass nur wenig Licht von außen die Kirche erhellte. Es war als würde die Trauer der Anwesenden sich im Wetter widerspiegeln. Die schwarz gekleideten Trauernden füllten die kleine Kirche, bis sie voll war. Meine zwei Brüder und ich saßen auf der linken Seite, auf einer Mittelbank. Ich war der älteste von uns drei, zwischen mir und Jori liegen nur zwei Jahre Altersunterschied. Er ist 16. Unser Jüngster Flo ist erst acht Jahre alt. Kennt ihr das, man denkt immer das alles gut ist und einem sowieso nichts schlimmes widerfährt? Ja, so dachte ich auch noch vor kurzem... Mir wird ganz schwer um den Magen. Ich merke, wie sich die Tränen in meinen Augen ansammeln. Schnell versuche ich sie wegzublinzeln, muss doch stark sein. Die letzten Jahre waren definitiv die schlimmsten in meinem gesamten Leben. Eigentlich die letzte Woche, hatte ich doch immer bis zum Schluss die Hoffnung, es würde doch alles gut werden. Ich sehe wie die Ministranten in ihren weißen Kitteln, die Kirche betreten. Sie sammeln sich in der Mitte an, stehen direkt hinter dem Pfarrer. Ich bin erst vor ein paar Tagen achtzehn geworden. Zum Glück noch rechtzeitig, wenn man es so sehen möchte. Ich fühle mich, als wäre mein Körper eine bloße Hülle. Bestehend aus innerer Leere. Beerdigungen sind immer schon bedrückend gewesen, doch war diese die schlimmste. Jori schaute auf seine zusammengefalteten Hände. Flo starrte mit leerem Blick nach vorne auf den Altar. Die Beerdigung war nicht so wie jede stinknormale Beerdigung, sondern extra für Sie. Das Grab einsenken ist rein symbolisch, möchte sie doch nicht unter der Erde verotten. So hart das nun klingen mag aber die Vorstellung machte ihr immer in gewisse Weise Angst und Eckel. Sie hatte ihr Geld für diesen Augenblick gespart. Sie wollte immer als Diamant verarbeitet werden, doch ist das hier in Deutschland verboten. Das Geld für die Schweiz war nun doch etwas knapp. Nach einem kurzen Orgelspiel begann der Pfarrer seine Rede. Mir steigen wieder die Tränen in die Augen, doch ich darf gegenüber meinen kleinen Brüdern keine Schwäche zeigen, muss doch jetzt stark sein. Bin doch der Älteste von uns. Ich mustere die Ministranten und mein Blick ruht auf Manu. Seit mehreren Wochen treffen wir uns und gehen regelmäßig miteinander aus. Ich freue mich, dass er heute hier ist. Er war die letzte Zeit immer für mich da. Wenn es ihr wieder nicht gut ging, kam er sofort um mich zu trösten. Als es dann vor ein paar Tagen endgültig aus war, blieb er die ganzen Tage bei uns. Gegenüber meinen Brüdern wollte ich stark sein, ihnen zeigen, dass es weiter geht. Waren wir allein, kamen die ganzen Ereignisse wieder in mir auf und Manu war einfach nur da. Zeigte mir, dass ich nicht allein war und dass es besser so war. Ich bin ihn echt Dankbar. Auch dass er heute nach der Beerdigung noch mitkommt. Zum Essen mit der Familie. Ich mag unsere Familie nicht so. Außer meine Oma und mein Cousin. Die anderen sind in Ordnung, leben ihr Leben doch nur nach den Wunschnormen. Ich mag so etwas nicht… Nur zu sein, wie andere mich gerne hätten… Ich bin genau das Gegenteil. Hab schwarze mittellängere Haare. Geschminkt. Mittelgroß. Schwul. Kurz gesagt: ein Looser. Wie viele sagen. Meine Mutter wusste das, der Rest der Familie nicht geschweige denn außer Jori, meinen Cousin und meiner Oma versteht sich. Was das zwischen mir und Manu war, wusste ich nicht so genau. Ich mochte ihn. Sehr sogar, aber ob wir nun zusammen waren wusste ich nicht. Das war mir dann doch zu peinlich nachzufragen. Ein Schniefen und Schluchzen ging durch die Kirche. Ich zog Flo auf meinen Schoß und drückte ihn fest an mich. Ich sah zu Jori. In das tränenverschmierte Gesicht. Er setzte ein Grinsen auf, welches ihm sehr misslang. Ich fühlte mich, als hätte mir jemand zementschwere Steine in mich hineingelegt. Ich strich Flo beruhigend durch seine Haare. Ein paar Tränen malten sich den Weg über meine Wangen. Fing jetzt doch an meine „Mauer" einzustürzen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)