Schrei der verlorenen Kinder von lovegirlAiko ================================================================================ Kapitel 8: Ticket zur Hölle --------------------------- Ticket zur Hölle Mai hatte sich wieder ins Bett gelegt und weinte in ihre Kissen. Das Gespräch mit Dina hatte sie sehr aufgewühlt. Das Licht hatte sie an gelassen. Im Haus herrschte Stille. Kein Geräusch war zu hören. Mit einem Mal schreckte Mai auf. Mit verweinten Augen konzentrierte sie sich und schien in die Nacht zu horchen. Mit einem Mal sprang sie aus dem Bett und sprintete zum Fenster. Doch dort kam sie nicht an. Noch auf der Hälfte des Weges erlosch das Licht in ihrem Zimmer und man hörte Mai schreien, als sie zu Boden stürzte. „Loslassen!“ schrie sie in die Nacht. Überall war ein mehrstimmiges Scharren und Keifen zu hören. Die Tür öffnete sich knarrend. An der Tür stand der Dämon mit seinem Designeranzug. Hinter ihm war ein seltsames flackerndes Licht zu sehen. Ein kaltes Lächeln umspielte seine Lippen, während die Augen blutrot aufleuchteten. „Ja, schrei ruhig. Es wird dich sowieso keiner hören…“ Er gab einen Wink. Mai schrie auf. „Ah!!!“ Etwas hatte sie am rechten Knöchel festgebissen und begann sie mit sich zu ziehen. Mai schrie und wandte sich. Sie griff nach allem, woran sie sich festhalten konnte. Doch kaum hatte sie etwas gefunden, schrie sie vor Schmerz auf. „Nein!!! Lasst mich!!! Lasst mich in Ruhe! Ihr könnt mir nichts tun!“ Das zischende Lachen des Dämons war zu hören. „Du hast vergessen, deine Schwester hat mir deine Seele verkauft! Du gehörst MIR!!!“ „Nein!!! Ich selbst bestimme über meine Seele! Ich gebe sie euch niemals!!“ Wieder griff sie nach etwas und versuchte ihren Knöchel zu befreien. Doch wieder ließ sie unter großen Schmerzen los. Die Helfer des Dämons leisteten ganze Arbeit. Einer hielt Mais Knöchel fest im Griff, während zwei andere verhinderten, dass sie sich irgendwo festhielt. Gelang es ihr doch, Halt zu finden, biss man ihr in die Hand und in die Handgelenke. Immer wieder hörte man das zischende Lachen des Dämons. „Deine Seele gehört dir. Wie süß! Ein Irrglaube. Die Seelen der Menschen sind unser Spielzeug, dass wir uns einfach so nehmen können.“ Mai gab nicht auf. „Das stimmt nicht! Wen ihr euch einfach eine Seele nehmt, die euch nicht zusteht, werdet ihr durch die heiligen Fegefeuer Gottes gerichtet!“ Beim Erwähnen des Fegefeuers ließen die Helfer Mai überraschend los und flohen. Mai zögerte keinen Moment und versuchte sich aufzurappeln. Sie knickte unter den starken Schmerzen wieder ein. Mit Tränen in den Augen versuchte sie zurück in ihr Zimmer zu robben. Weit kam sie nicht. Der Dämon stand mit einem Mal vor ihr. Erschrocken versuchte sie zurückzuweichen. Plötzlich überall Flammen. Die Flammen schlugen besonders um den Dämon herum. Dieser begann seine Form zu verändern. Die menschlichen Züge verschwanden und es stand ein Insektenähnliches Wesen auf Stelzenbeinen vor Mai. Diese robbte panisch nach hinten. Der Dämon kam näher. „Tja, so sehe ich in Wirklichkeit aus. Deine Drohung vom heiligen Fegefeuer mag zwar meine Helfer vertrieben haben, doch mich kannst du damit nicht einschüchtern!“ Mit diesen Worten sprang er vor und vertiefte sein Beißwerkzeug in Mais rechten Knöchel. Diese schrie gequält auf. Flammen züngelten an der Wunde. Ohne auf Mais Protestschrei zu achten, zog er sie den Flur entlang, die Treppe runter. Wieder versuchte Mai sich verzweifelt überall festzuhalten, wo sie nur konnte, doch der Dämon war stärker. „Ja, wehre dich ruhig weiter. Es wird dir alles nichts nützen. Ich werde dich in die Höllenfeuer ziehen und nichts und niemand kann dir helfen!“ Wieder schrie Mai auf. „Nein!!! MAMA!!! PAPA!!! SARA!!!! Bitte helft mir!“ Sie schluchzte, bevor sie erneut schrie. „ROBIN! STAN! JOE! Bitte!!!! Haltet Eurer Versprechen und helft mir!“ Mai griff nach dem Geländer der Treppe. Mit aller Kraft hielt sie sich fest. Wieder lachte der Dämon sein zischendes Lachen. „Dummes Gör! Sie können dich nicht hören! Niemand! Weder hier im Haus, noch draußen! Also gib auf!“ Mai klammerte sich noch mehr an dem Geländer und schüttelte weinend den Kopf. „Niemals!!! Ich gebe nicht auf!“ Den Dämon schien die Geduld zu verlassen. „Typisch, dummes Gör! Glaubt an die Hoffnung, obwohl es keine Rettung mehr gibt. Jetzt KOMM endlich!“ Er zog kräftig an ihrem Knöchel. Daraufhin brach das Geländer durch. Mit einem lauten Schrei fiel Mai mehrere Stufen hinunter. Dabei knallte sie auf dem Rücken. Die Luft wurde aus ihren Lungen gepresst, denn sie schnappte im selben Moment verzweifelt Luft. Doch ihre Lungen schienen den rettenden Sauerstoff nicht aufzunehmen können. Während der Dämon sie weiter die restliche Stufen runterzerrte, rang sie sichtlich nach Atem. Ihr Gesicht nahm eine leichte bläuliche Färbung an. Unten an der letzten Stufe angekommen, schien sie wieder atmen zu können. Mehrmals hustend, griff sie sich an den Hals. Dabei versuchte sie eine andere Art, um sich vom Dämon zu befreien. Mit dem freien Fuß versuchte sie den Kopf zu treffen. Dies gelang ihr zwar, allerdings interessierte es ihn wenig. Unbeirrt zog er sie weiter durch den Flur, durch die Küche zur Kellertreppe. Mai versuchte erneut sich irgendwo festzuhalten. „Wirst du dieses Spiel niemals müde? Du wärst doch eben deswegen fast gestorben! Glaubst du, wenn du vorher stirbst, wird das deine Seele retten? Vergiss es! Deine Seele gehört mir! Sie steht mir rechtmäßig zu! Da kann selbst das Fegefeuer nichts dagegen ändern.“ Mai griff nach dem Stuhl und schmiss ihn dem Dämon an den Kopf. „Du hast KEIN Anrecht auf meine Seele! Merk dir das! Das einzige, was du für dich beanspruchen könntest, wäre Dinas Seele, weil sie den Pakt mit dir geschlossen hat! Ich hab meine niemals als Preis angeboten!“ Die Attacke mit dem Stuhl ließ den Dämon genauso unbeeindruckt, wie die Tritte davor. Auch hörte man nur sein zischendes Lachen. Stan, Joe und Robin rannten durch die Nacht zum Elternhaus von Mai. Sie schienen ihre Hilferufe gehört zu haben. Ohne auf irgendetwas zu achten, versuchten sie ins Haus zu kommen. Die Schatten gerieten in Bewegung. Des Dämons Helfer waren da und fauchte die Jäger wütend an. Stan hob seinen Revolver und fauchte zurück, während er zielte und mehrmals schoss. Die Helfer hatten keine Zeit zurückzuweichen. Die Kugeln trafen alle sauber ihr Ziel. Während die Helfer unter Zischen und Fauchen zusammensanken und zu Brei wurden, sahen sich Joe und Robin vielsagend an. Stan öffnete die Tür und machte eine einladende Geste. „Bitte nach Euch!“ Joe nickte. „Dies lassen wir uns nicht zweimal sagen!“ Im Keller herrschte das Feuer. Die Höllenfeuer leckten an den Wänden am Boden. Einzig da, wo jemand stand, in Mais Fall geschleift wurde, machte das Feuer Platz. In der Mitte des Raumes war ein Art Feuerstrudel, der direkt in die Tiefen der Hölle zu führen schien. Darauf steuerte der Dämon zu, während er Mai am Knöchel festgebissen mit sich zog. Die Stelle war inzwischen stark verbrannt. Mai schrie wie am Spieß. „NEIN!!! ROBIN!! JOE!!!!! STAN!!! SARA!!!!“ Dann erblickte sie Dina. Verzweifelt wandte sie sich an sie. „Dina! Bitte! Hilf mir!“ Doch es kam nur ein spitzes, selbstgefälliges Grinsen. Oben in der Küche herrschte Aufruhe. Joe, Stan und Robin standen an der Tür zum Keller und versuchten die Tür irgendwie aufzubekommen. „Verdammt! Scheiß Dämon! Er hat die Tür versiegelt, als er sie runterzerrte!“ fluchte Stan, während er gegen die Tür trat. Joe verhinderte einen zweiten Tritt. „Nicht! Wenn du dir jetzt den Fuß brichst, dann kann du Mai auch nicht helfen.“ „Verdammt! Prinzchen! Weißt du nicht eine Lösung?“ Robin schüttelte ratlos den Kopf. „Er hat die Höllenfeuer schon gerufen. Damit ist dieser Mistdämon stärker als wir! Verdammter Mist! Ich hätte sie nicht gehen lassen dürfen!“ Joe schüttelte den Kopf. „Er hätte sie sich sowieso geholt. Allerdings wären ihre Überlebungschancen bei uns um ganze 70% gestiegen. Jetzt liegt sie gleich Null!“ Mai war schon halb in den Strudel aus Flammen gezogen worden. Immer wieder versuchte sie, etwas zu finden, was sie retten konnte. Dina stand da und beobachtete das Spektakel aus sicherer Entfernung. Mai schrie erneut. „Nein!! Das ist meine Seele! Die gebe ich nicht her! NEIN!!!“ In ihrem letzten Schrei entlud sich all ihre Verzweiflung. Mit einem Mal blickte sie überrascht auf. Auch der Dämon hielt inne. Vor Mai stand ein kleines Mädchen. Ihre Kleidung war zerrissen und ihre Haare wirr und zerzaust. Die Höllenfeuer schienen ihr nichts auszumachen. Es sah so aus, als sei sie in einer eigenen Welt. Ihre Umrisse flackerten. Einmal blickte sie zu Dina hinüber, im nächsten Moment blickte sie zu Mai hinunter. Diese blickte ungläubig zu ihr auf. „Aber… Du bist doch…“ Mai konnte ihren Satz nicht beenden. Das Mädchen blickte sie aus unendlich traurigen Augen an. ~Chloe!~ Die Stimme wich wie ein schwaches Hauchen. Dann legte das Mädchen den Kopf in den Nacken und hob die Hände zum Gesicht. Der Schrei, der nun folgte, war nicht von dieser Welt. Ein lang gezogener, unmenschlicher Schrei entwich ihrem Mund. Das Höllenfeuer reagierte darauf. Es brach ein Feuersturm los, der über alle hinwegfegte. Als er vorbei war, war der Feuerstrudel verschwunden. Mai lag der Länge nach ausgesteckt auf dem Boden. Aus der Bisswunde am rechten Knöchel floss Blut. Der Dämon lag in der Ecke des Kellers und richtete sich langsam und auf wackligen Stelzenbeinen wieder auf. Sowohl vom Mädchen, als auch von Dina fehlte jede Spur. Ein Poltern war zu hören. Robin, Joe und Stan rannten die Treppe hinunter und stellen sich schützend zwischen Dämon und Mai. Robin beugte sich zu ihr runter und befühlte ihren Puls. „Sie... sie lebt.“ Ein Ausdruck der maßloser Verwunderung erschien auf den Gesichtern der Männer. „Aber… aber das… das war doch eindeutig der Schrei…der Schrei eines verlorenen Kindes gewesen! Und er war von hier gekommen! Daran besteht doch kein Zweifel…“ Stan brach ab. Joe schüttelte den Kopf. „Kümmern wir uns später drum. Hier wartet jemand darauf, wieder zurück in die Höllenfeuer gestoßen zu werden.“ Mit festen, entschlossen Blick trat er dem Dämon entgegen. Robin und Stan taten es ihm gleich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)