All in von Capulet (Eustass Kid x Trafalgar Law) ================================================================================ Kapitel 1: Eight - Pick a mate ------------------------------ Er war Arzt. Hatte es sich zu seiner Berufung gemacht, Menschen zu helfen, egal von welchem Stand, welchen Alters, welcher Geisteshaltung, irrelevant ob sie Feind oder Freund waren. Er hatte geschworen ihnen zu helfen, ganz gleich ob das bedeuten würde, zu riskieren dass ihm aus dem Hinterhalt ein Dolch in den Rücken gestoßen wurde. Er war Arzt und hatte einen Eid geleistet – Falsch. Viel mehr war er Pirat und noch dazu der Kapitän einer bekannten Bande, den Heartpiraten. Einst hatte er sich dem Meer, dem Wind, dem Himmel, seinen Träumen und der Freiheit verschrieben. Und den Abenteuern, am meisten den unerwarteten Ereignissen. Er war zur Grand Line gefahren, hatte sich auf die Suche nach dem größten Schatz der Welt gemacht: dem One Piece. Trafalgar Law, war trotz der Tatsache, dass eine verrückte Meute unter seinem Kommando stand, ein ruhiger Mensch, überlegte stets, bevor er zur Tat schritt und ging gewissenhaft den Gefahren aus dem Weg, bei denen er unmöglich als Sieger hervorgehen konnte. – Falsch. Leider hatte er in dieser sternenklaren Nacht, die Situation völlig falsch eingeschätzt. Er hatte sich kurzerhand auf eigene Faust in die verführerisch beleuchtete Stadt begeben. Ohne Bepo, der quasi seine rechte Hand war, die meiste Zeit sein Schwert trug und auch sonst kaum von seiner Seite wich. Er war wie sein Schatten, nur um einiges flauschiger – und lauter. Auch der Rest seiner Crew wurde dazu verdammt an Board auf ihn zu warten, während er hinausging um sich an den Freuden des jungen Lebens zu weiden. Nichtsdestotrotz war es leichtsinnig gewesen, denn nun musste er sowohl sein Schwert selber tragen, als auch alleine durch die wirren Straßengeflechte wandern: Auf der zielgerichteten Suche nach einem Ort an dem er sich so richtig gehen lassen konnte, vermutlich hoffnungslos betrinken wollte. Und dies aus nur einem schlichten Grund heraus und dieser hieß: Frustration. Unmut darüber, wie die letzten Wochen als auch Monate verlaufen waren: keinesfalls gewinnbringend. Natürlich waren sie nach wie vor Piraten, raubten, soffen, fälschten und gaunerten, machten auch vor der Zivilbevölkerung keinen Halt und nahmen sich was sie kriegen konnten – und genau darin bestand das Problem es gab nichts mehr zu holen. Es schien als wären sämtliche Abenteuer bereits ausgelebt wurden, kein Wunder, denn bis jetzt war er noch nicht bestrebt gewesen in die ‚neue Welt‘ vorzudringen. Aber heute wollte der junge Arzt keinen Gedanken mehr daran verschwenden wie es von nun an weiter gehen sollte, nein, er wollte vergessen und mit dem letzten bisschen Restgeld, welches sich sicher aufbewahrt in seiner Hosentasche befand, Spaß haben, es wenn möglich sogar noch vermehren. Er war sich sicher hier irgendwo ein Casino entdeckt zu haben. Heute Nachmittag, als sie alle gemeinsam neue Vorräte besorgt hatten, waren sie unbeabsichtigt an einem vorbeigelaufen. Für Law war es ein Schicksalsschlag gewesen. Zum Glück hatte der Schwarzhaarige immer eine relativ gute Auffassungsgabe gehabt, denn das gesuchte Ziel fand sich schnell. Von außen wirkte das Haus, genauso wie die angrenzenden, schlicht mit billigem Holz verkleidet und nur ein zerschlissenes Schild aus eben diesem Material erinnerte daran, dass es sich hierbei um eine Spielhöhle handelte. ‚Casino‘ stand dort geschrieben, rot aber ausgeblichen. Law sollte es egal sein, ob dieser Ort nun einladend war oder nicht. Er war nicht zimperlich. Seine Schritte trugen ihn bis zur Tür, diese wurde leichtfüßig mit dem Fuß aufgestoßen und im selben Moment schlug ihm der unverkennbare Duft von gemischten Zigaretten- und Zigarrenqualm entgegen, dazu gesellte sich der beißende Geruch von hochprozentigem Alkohol. Und irgendwie roch es modrig, dies allerdings konnte er keinem sichtbaren Gegenstand zuordnen. Alles hing wie ein Dunstschleier über den Tischen, an denen ihrerseits fleißig gespielt wurde. Überall jaulten die Menschen auf – vor Wut oder Freude, es hielt sich in der Waage. Vielleicht ein Zeichen dafür, dass hier fair gespielt wurde, es konnte ihm also nur zu Gute kommen. Im Gegensatz zur frischen, kühlen Luft draußen war es hier drin heiß und stickig, fast bereute Law es hier überhaupt eingetreten zu sein, denn von nun an würden seine Klamotten den Gestank aufsaugen wie ein nasser Schwamm. Jeder würde wissen, wo er sich rumgetrieben hatte. Aber momentan war ihm das schlichtweg egal. Die Aussicht auf ein betäubendes Getränk machte alle seine Bedenken zunichte. Und ein solches würde er sich jetzt auch gleich genehmigen. Sein erster Weg führte den Dunkelhaarigen zur Bar, diese erstreckte sich, wenn man von der Eingangstür ausging, an der rechten Wand und hatte dabei beinahe die gesamte Länge dieser eingenommen. Mehr als ein Wirt und einige Kellnerinnen waren trotz der vielen Tische nicht von Nöten. Die meisten kamen nun mal nicht um zu trinken, sondern um ihr Glück auf die Probe zu stellen. Anders Law, bevor er hier auch nur einen Berry ausgab, musste er sich gute Laune, Mut und am wichtigsten: Unverantwortlichkeit antrinken. Eines allein würde ihn nicht dazu bringen sein letztes Geld zu verschleudern alles zusammen hingegen umso mehr. Er konnte förmlich den Blick auf sich lasten spüren, mit dem der klobige Wirt ihn von oben bis unten musterte. Seine Augen blieben etwas länger als beabsichtigt an seinem Schwert hängen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hatte der Mann nun erkannt, dass er kein gewöhnlicher Landstreicher, sondern jemand war vor dem man gegebenenfalls Angst haben sollte. Doch das überging der junge Kapitän gekonnt, lehnte sich stattdessen mit halben Gewicht auf den hölzernen Tresen und bestellte wortkarg wie eh und je gleich eine ganze Flasche Rum. Mit weniger als dieser würde er die Nacht vermutlich auch nicht überstehen. Wortlos wurde ihm das bestellte Getränk überreicht. Law zahlte daraufhin lieber gleich, wer wusste schon ob er dazu später noch in der Lage sein würde. Mit einem dankenden Nicken nahm der ältere Mann das Geld entgegen und damit war auch diese Zusammenkunft für ihn erledigt. Umso besser - nervende Gespräche waren gerade jetzt völlig fehl am Platz. Der Korken der Flasche mit dem braungefärbten Glas wurde schließlich aus Ermangelung eines Öffners mit den Zähnen entfernt und zurück auf den Tisch gelegt. Inzwischen saß der Schwarzhaarige auf einem der Hocker vor der Bar, während sein Schwert an genau dieser lehnte, hatte sich dabei absichtlich in Richtung Mitte des Raumes gedreht um das Treiben beobachten zu können. Aber zuerst, musste er trinken. Die Flasche wurde an die schmalen Lippen gesetzt, angehoben und ein kräftiger Schluck des hochprozentigen Getränks rann seine Kehle hinunter. Es brannte, löste auch jetzt nach den langen Jahren noch eine Gänsehaut bei ihm aus. Normalerweise war es einfach nicht sein Stil Alkohol in Massen zu konsumieren, selbst wenn er auf jeden Fall betrunken werden wollte, so zog er es eigentlich vor sich in Maßen aus dem Raum des Bewusstseins zu katapultieren. Heute war es anders. Law schluckte einige schnelle Male, trank so lange bis ihm die Luft zum Atmen ausging, erst dann empfand er es als notwendig inne zu halten. Wirklich schade, dass der menschliche Organismus Sauerstoff zum Leben benötigte. Ärgerlich aber leider nicht zu ändern. Wahrscheinlich war es in seinem Fall sogar eine Vorsichtsmaßnahme der Natur. Ehe der Dunkelhaarige allerdings die Flasche mit dem braungefärbten Glas ein zweites Mal an seinen Mund führen konnte, erweckte einer der hinteren Tische seine Aufmerksamkeit. Einige der eben noch intensiv Spielenden erhoben sich, sichtlich missgelaunt und augenscheinlich erbost. Law vermutete stark, dass sie soeben ihr ganzes Geld verspielt hatten und dafür jemand anders gerade eine wahre Glücksträhne hatte. Geschah diesen Idioten recht, sie waren sicherlich nicht zum ersten Mal hier und hätten ihre Chancen besser einschätzen müssen. Welcher Narr glaubte bitte noch daran in diesem Leben etwas geschenkt zu bekommen? Nicht in diesen Zeiten, nicht auf dieser Welt. Law konnte nicht anders, als über diese Torheit die Augen zu verdrehen. Allerdings beschlich ihn der stille Wunsch er könnte heute eine eben solche gute Partie spielen. Auf diesen hochmotivierenden Gedanken folgte ein weiterer großer Schluck. Langsam aber sicher gab das eingenommene Genussmittel seine Wirkung preis, Law spürte wie die trügerische Wärme seinen Körper hinaufkroch. Noch war ihm weder besonders lustig noch schwindelig zumute, aber das würde sich schon bald ändern, schließlich brauchte der Alkohol nur 10 Minuten bis er ins Blut gelangte und dann wäre es auch mit seiner steifen Geisteshaltung vorbei. Immerhin war er Arzt, er wusste am allerbesten über die Tücken dieses Gemisches Bescheid. Wo es doch zur Routine geworden war Leute, die über ihren Durst getrunken hatten, zu behandeln. Nachdem die Flasche wieder ruhig in beiden seiner Hände ruhte, riskierte der Dunkelhaarige erneut einen Blick auf den Tisch in der hinteren linken Ecke. Jetzt hatten wirklich die meisten Mitspieler die Runde und sogar das Casino verlassen, was den Dunkelhaarigen einen neugierigen Blick auf den vermeintlichen Glückspilz werfen ließ. Dieser thronte wie der König höchstpersönlich, hatte dabei dieses breite, gehässige Grinsen auf den Lippen, dazu umgab ihn eine Arroganz, die nicht nur spürbar – sondern greifbar war. Law wurde schlecht, nicht weil er bereits die halbe Flasche auf fast nüchternen Magen geleert hatte, nicht weil er solche Menschen aufs bitterste verabscheute, sondern schlicht und ergreifend aus dem Grund, dass er mit diesem Typen bereits Bekanntschaft gemacht hatte. Dieser grässliche Mantel und diese potthässliche Fliegerbrille kannte er auch dieser Entfernung besser als ihm lieb war und zu seinem Leidwesen waren sie wirklich nur einem Menschen auf dieser Welt zuzuordnen. Und dessen Charakter war sogar noch tödlicher als sein Erscheinungsbild. Man nannte ihn Eustass Kid, bei seiner Crew vermutlich besser bekannt als Captain Kid. Einer der Supernovae, die sich trotz ihres jungen Alters bereits einen Namen in der Welt gemacht hatten, Kid war genau genommen also wie er und trotzdem waren sie grundlegend verschieden. Kein Wunder, dass sich niemand beschwert hatte trotz der Tatsache alles verloren zu haben. Er hätte früher bemerken müssen, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Anscheinend hatte die Wirkung des Alkohols doch bereits eingesetzt und schädigte von nun an guten Mutes sein Nervensystem. Sei’s drum. Law hatte es gewollt, so und nicht anders, dass er aber auf Kid treffen könnte, hatte er nicht einkalkuliert. Aber damit würde er sich jetzt auf irgendeine Art und Weise arrangieren müssen. Bei näherem Besehen des Rothaarigen, machte ihn jedoch eine Tatsache unweigerlich stutzig – Kid war genau wie er selbst alleine unterwegs. Weder der zombieähnliche Feuerspeier noch der Maskenheini mit seinen Säbeln waren dabei. Seltsam, man hätte meinen können, sie hatten sich in dieser Nacht ein ähnliches Ziel gesetzt – nur das Kid mittlerweile deutlich mehr Erfolg aufwies als er selbst. Ärgerlich, aber zu ändern. Es folgte ein leichtfüßiger Sprung und der Dunkelhaarige hatte sich von seinem Platz erhoben, nur leider stellte sich dieses ruckhafte Aufstehen als immenser Fehler dar, denn sofort sackte der eingenommene Alkohol in all seiner Schwere hinunter in seine Beine, verteilte sich von nun an ungehindert in dem Rest seines Körpers und nahm ihm mit sofortiger Wirkung die Fähigkeit gerade zu stehen. Es dauerte wahrhaftig einige Sekunden ehe sich Law überhaupt dazu imstande fühlte sich aufrecht zu halten und letztendlich einen Schritt vor den anderen zu setzen. Man hatte sein Wanken bestimmt sehen können. Er hätte sich doch zuerst an einen dieser blöden Tische setzen sollen und dann damit anfangen sich den Verstand wegzusaufen! Jetzt machte er bestimmt vielmehr den Eindruck als würde er keinen Schluck vertragen, als den eines stolzen Piratenkapitäns. Er konnte nur die Hoffnung darauf setzen, dass Kid seiner Anwesenheit noch keinerlei Beachtung geschenkt hatte. Ein Blick in dessen Richtung verriet – er hatte ihn doch bemerkt. Und dabei winkte ihn dieser geschminkte Bastard doch tatsächlich zu sich und Law konnte auch auf diese Distanz erkennen oder besser erahnen, dass dessen sadistisches Grinsen dabei breiter wurde. Leider entsprach diese stumme Einladung exakt seinem eigenen Plan. Jenes konnte und wollte er Kid jedoch nicht zugestehen, indem er auf der Stelle zu ihm hinübereilte wie ein treuer Hund. Ein Kapitän hatte seinen Stolz, irrelevant in welchem Gemütszustand er sich gerade befand. Selbst, wenn ihm der Alkohol jeglichen klaren Gedanken austrieb. Ein weiteres Mal ließ Law seinen Blick durch die Weiten des Raumes schweifen, hielt bei einigen Tischen kurz inne, besah sich der sitzenden Menschen und wenn er es denn erkennen konnte deren Spiel. Er wollte den Eindruck erwecken die anderen Personen sagten ihm nicht zu und nicht den, dass kein anderer Tisch als Kid’s sein vollstes Interesse einnahm. Mit betont ruhigen Schritten bewegte sich der Dunkelhaarige schließlich weg von der Bar, die Flasche Rum in der rechten und sein wertvollster Besitz, sein überdimensionales Schwert, in der linken Hand haltend. Rein äußerlich beinahe schlendernd, ruhig und vollkommen gelassen, innerlich hingegen hoch konzentriert sich nicht wie ein geistig Verwirrter zu benehmen, trat er zu dem Tisch des Rothaarigen, an dem inzwischen zwei weitere Mitspieler Platz genommen hatten. Hatte man diese nicht gewarnt? Der eine wirkte noch betrunkener als er selbst es war, hatte kurze braune Haare, durchzogen von einigen grauen Strähnen und ein plumpes Allerweltgesicht, die Nervosität der zitternden Hände und die Augen in ihren tiefen Höhlen verrieten dem jungen Arzt, dass dieser arme Kerl wohl der Spielsucht verfallen war. Der andere Mann war dünn, schlaksig und hatte etwas längere, graue Haare und einen Vollbart in einer eben solchen Farbe. Er wirkte wie jemand der ein Geschäft betrieb und nach Feierabend gerne mal eine Runde spielte, nicht zu viel dass es ihm schaden konnte, aber trotzdem genug um wütend über das verlorene Geld zu sein. Nach einem kurzen Zögern, als er den Rand des Stuhles mit den Fingerspitzen berührte – hatte er sich das wirklich gut genug überlegt? – setzte sich der Dunkelhaarige schließlich, lehnte sein Schwert gegen den Tisch, so dass es notfalls sofort griffbereit war. Kaum hatte Law seinen Blick gehoben und in das Gesicht seines Gegenübers gerichtete, begrüßte dieser ihn mit einem völlig überzogenen: „Guten Abend Trafalgar Law, bereit für ein kleines Spielchen?“ Dieser Betrüger führte doch irgendwas im Schilde, es war ausgeschlossen, dass der Rothaarige fair spielte, aber Law würde ihm schon die Leviten lesen. Er kannte schließlich die Teufelskräfte seines Gegenübers, wusste über dessen mörderische Ader die zivile Bevölkerung zu terrorisieren Bescheid und das Wichtigste von allen war: Law war nicht bestrebt sich auf irgendeine erdenkliche Weise einschüchtern zu lassen. Bei ihm würde Kid also mit seinen unfairen Mitteln kläglich scheitern, allerdings machte der Andere nach wie vor nicht den Anschein, als hätte er Respekt vor Law’s Auftreten, im Gegenteil: Selbstsicherheit war in diesem Fall untertrieben. Gnadenlose Selbstüberschätzung spiegelte sich sowohl im Gesicht als auch in der Haltung des Rothaarigen wieder. Doch woher dieser Ausdruck kam, vermochte der Dunkelhaarige nicht zu sagen, noch nicht, denn gleich nach dem ersten Spiel würde es ihm wie Schuppen von den Augen fallen. Auf die freundliche Begrüßung hin konnte der Dunkelhaarige nur ein dumpfes Brummen erwidern: „Gib endlich die Karten aus.“ Es mochte eine Spur zu zickig geklungen haben, aber es entsprach nun einmal seinem momentanen Gefühlszustand – er hatte keine Lust auf diese Unterhaltung, er wollte spielen, spielen und gewinnen. Diesem eingebildeten, sadistischen Egomanen seine gute Laune austreiben und eine tiefe Genugtuung empfinden. Ja genau, das wollte er. Auf seine, zugeben, Aufforderung kam nur eine scharfe Antwort zurück: „Ich hab dir schon einmal gesagt, du sollst mir keine Befehle geben.“ Typisch Kid eben, ganz und gar nicht bestrebt auf irgendjemanden zu hören als auf die verrückte Stimme in seinem Kopf. Law seufzte innerlich schwer, bereute es schon seit den 2 Minuten, die er hier saß, überhaupt einen Fuß in diese Hölle gesetzt zu haben. Er verdrehte lediglich die Augen, zu einer weiteren Erwiderung ließ sich der Arzt nicht herab. Es würde sie nur in eine dieser sinnlosen nie enden wollenden Diskussionen stürzen, bei denen sie nicht in 10 Jahren auf einen gemeinsamen Nenner kommen würden. Letztendlich beugte sich Kid ja doch seinem Willen oder doch seinem eigenen? Wie dem auch sei. Er verteilte wenigstens die Karten. Law fixierte die Karten intensiv, so intensiv wie es durch den zu sich genommenen Alkohol eben möglich war, beobachtete sowohl den Mischvorgang am Anfang, als auch den Ausgabevorgang danach. Er konnte zu seiner eigenen Verwunderung keinerlei Trick erkennen. Vielleicht hatte das aber nicht viel zu bedeuten, schließlich hatten sie noch nicht begonnen zu spielen. Oder eventuell hatte Kid eingesehen, dass Betrügereien bei ihm die gewünschte Wirkung verfehlten und sich entschlossen von nun an völlig fair zu spielen? Wunder sollte es ja bekanntlich immer wieder geben, aber Kid und Einsicht – nie und nimmer. Einer Sache war sich Law allerdings zu hundert Prozent sicher: Er würde es merken, wenn es nicht so wäre. Irrelevant wie viel Promille er intus hatte, schlauer als Kid war er in jedem nur erdenklichen Gemütszustand. Mit dieser motivierenden Einsicht besah sich der Dunkelhaarige erstmals seiner zwei vor ihm liegenden Karten, drehte sie kurz um, nicht ganz, sondern nur soweit wie er gerade so einen Blick auf sie erhaschen konnte. Ein ♦ Bube und eine ♥Sieben. Eine schlechte Kombination, nicht die Schlechteste, aber es versprach keine große Aussicht auf übermäßigen Erfolg. Anmerken ließ sich das der Dunkelhaarige jedenfalls nicht – die Devise lautete: Pokerface. Die erste Runde begann, Law ließ einen wissentlichen Blick durch die Runde gleiten und versuchte irgendeine Gefühlsregung in den Gesichtern zu erkennen. Als talentierter Arzt wäre es doch ein leichtes gewesen Merkmale der Nervosität zu durchschauen – wenn ihm nur selbst nicht so schummrig zumute gewesen wäre. Seine Augen verweilten dabei etwas länger bei dem Rothaarigen, als er es eigentlich beabsichtigt hatte, allerdings machte dieser denselben unheimlichen Eindruck wie immer, streckte dann jedoch gelassen die Hand aus und ließ 200 Berry auf den Tisch regnen. Der Eröffnungseinsatz also. Der Spielsüchtige ging selbstverständlich mit, zog einige zerknüllte Scheine aus seiner abgewetzten Jacke und legte diese zum bereits vorhandenen Geld. Law fragte sich, ob es wohl schwer war immer wieder an neues Geld zukommen, wenn man jedes Mal bis auf den letzten Berry alles verspielte, vermutlich hatte der arme Kerl auch noch immens hohe Spielschulden. Er sollte wirklich aufhören sich über andere Menschen Gedanken zu machen, immerhin genoss er auch keine königliche Lebensweise. Nicht mehr, früher war er eindeutig glücklicher gewesen. Als nächstes war er mit dem Setzen dran. Selbstverständlich ging auch der Dunkelhaarige mit, schob zwei völlig intakte Hundertberryscheine in die Mitte des runden Tisches. Anschließend musste Law ein weiteres Mal den Rum zu Rate ziehen, anders wäre ihm höchstwahrscheinlich die Motivation abhandengekommen weiter zu spielen. Irgendwie hatte er bei der ganzen Sache ein ungutes Gefühl und das schon ab dem Moment, an dem er sich hier auf diesem verflucht alten, klapprigen, harten Stuhl nieder gelassen hatte und diese arrogante Präsenz ertragen musste. Ein großzügiger Schluck wurde sich gegönnt, wobei Law sich wahrhaftig zu wundern schien, warum da nach wie vor so viel Inhalt vorhanden war. Nach seiner eigenen Sicht der Dinge trank er schon seit Stunden oder sein Körper gaukelte ihm eben genau dies vor. Als die Flasche mit einem dumpfen Knall wieder ihren Platz auf dem Tisch gefunden hatte - Law war es aus einem undefinierbaren Grund nicht gelungen das Gewicht der Flasche einzukalkulieren, so dass sie hätte leise auftreffen können -hatte der vermeintliche Geschäftsmann ebenfalls einen Einsatz gebracht. Nun lagen –es bedurfte einer kurzen Überlegung – 800 Berry in der Tischmitte, während schon die ersten drei Karten aufgedeckt wurden, wobei die Erste aufgenommene zur Seite wanderte. Diese Aktion galt als reine Vorsichtsmaßnahme. Im Endeffekt lagen also drei von den vier Karten aufgedeckt in der Tischmitte und jeder berechnete seine Chancen neu. Die Reihenfolge war wie folgt : ♦10 ♠7 ♥Bube. Mit seinen eigenen Karten wären das also zwei Pärchen. Kein schlechtes Blatt, möglicherweise wäre sogar bei den noch folgenden Karten noch eine Sieben oder ein Bube dabei, dann hatte er auf jeden Fall gewonnen, denn das würde ein sauberes Full House (Ein Drilling und ein Pärchen) ergeben. Demnach schätzte er seine Gewinnchance ziemlich hoch. Natürlich bemühte sich der Dunkelhaarige sein Hochgefühl möglichst gut zu verbergen, wo er doch seinen Gewinn in die Höhe schnellen lassen wollte. Der Ausdruck in seinem Gesicht blieb also nach wie vor ruhig, trotz des Alkoholkonsums ernst. Obwohl es ihn von Minute zu Minute schwerer fiel seine Mundwinkel unter Kontrolle zu bringen, ein gewisses Maß an Selbstkontrolle besaß Law noch. Die nächste Runde wurde unterdessen abermals von Kid eingeläutet, welcher seinen Einsatz auf 500 Berry erhöhte. Law hob überrascht eine Braue, dieser Spinner schien sich seiner Sache wirklich sicher zu sein, wenn er den Einsatz mehr als verdoppelte. Oder er bluffte. Garantiert tat er das. Und jetzt grinste dieses verfluchte Arschloch auch noch so abartig. Als könnte dieser Idiot ein besseres Blatt haben als er selbst. Überraschender Weise gingen auch in dieser Runde alle mit, knallten, legten oder schoben ruhig wie er es tat, ihr Geld auf den Tisch. Der Pot betrug nun 2800 Berry. Kid, der selbsternannte Dealer nahm nun wieder zwei Karten vom Stapel ab, tat die erste beiseite, die andere deckte er auf und legte sie zu den bereits daliegenden auf dem Tisch. Es war die ♣3 und nützte dem Dunkelhaarigen - absolut gar nichts. Von dieser kurzen Enttäuschung ließ er sich abermals nicht anmerken, stattdessen starrte er auf seine schöne Flasche Rum, fragte sich wie viel er wohl davon noch trinken müsste, damit er unfähig wäre sich so eine schöne Strategie zu überlegen wie jetzt. Es wäre wohl schlauer keinen Tropfen mehr zu trinken, aber dieser Bastard, der ihm ausgerechnet gegenübersitzen musste, machte es ihm zunehmend unmöglich ihn zu ertragen. Als Law wieder einen kurzen Blick auf Kid erhaschen konnte, grinste dieser sogar noch breiter als zuvor. Also bitte, diese dumme 3 konnte ihm doch nicht wirklich geholfen haben, oder? Langsam aber sicher zweifelte Law an seinem Verstand und an seinen Pokerfähigkeiten. Innerlich schüttelte der Dunkelhaarige mit dem Kopf, ihn durcheinander zu bringen war doch das Ziel was der Rothaarige verfolgte. Law befürchtete mittlerweile man könnte die Verunsicherung in seinen Augen sehen, nur hoffte er auch Kid säße zu weit weg um sie zu bemerken. Wieder wurde der Einsatz von keinem anderen als dem Rothaarigen selbst erhöht, noch das irgendjemand sonst die Chance dazu gehabt hätte. 1000 Berry wurden nun eingezahlt, jetzt wurde es Law wirklich zu bunt und ein ärgerliches Stirnrunzeln konnte sich nicht mehr verbergen lassen. Hatte Kid etwa die Absicht die weiteren Mitspieler so schnell wie irgend möglich zu vertreiben? Wenn dies der Fall war, dann hatte er es zumindest bei einem auf der Stelle geschafft. Der vermutete Ladenbesitzer legte seine Karten auf den Tisch und murmelte etwas wie: „Ich bin raus.“, anschließend erhob sich der ältere Mann und Law konnte aus dem Augenwinkel erkennen, wie er sich auf in Richtung Ausgang machte. Vermutlich war es längst nach 0 Uhr und so ein Geschäftsmensch musste in aller Herrgottsfrüh aufstehen, dass wusste man. „Einer weniger. Na schon erste Bedenken, Trafalgar?“, kommentierte der Rothaarige amüsierter denn je den gerade eingetretenen Fall. Law erwiderte auf diese angehende Provokation ausschließlich ruhige Worte, gepaart mit einem charmanten Lächeln: „Aber nicht doch, Mister Eustass, das Spiel hat doch gerade erst begonnen.“ Er durfte auf gar keinen Fall den Fehler machen und sich aus der Ruhe bringen lassen. Das wäre fatal gewesen, auch durfte das Ekel nicht wissen, wie sehr ihn sein Gesicht momentan nervte. Er würde es doch sowieso scharmlos ausnutzen. Das Spiel schritt damit voran, dass sowohl der Spielsüchtige als auch Law mitgingen, ihre 1000 Berry auf den Tisch legten. Eine gewisse Anspannung machte sich breit. Für den armen Kerl neben sich schien die letzte Karte von enormer Wichtigkeit zu sein, sie entschied ob er den Schuppen verlassen musste oder dableiben konnte. Hier machte nämlich niemand mehr den Anschein, als würde er aussteigen und die Chance, dass sein Nachbar noch Geld für mehr als einen weiteren Einsatz hatte, war sterbend gering. Für ihn selbst bedeutete die letzte Karte eine Wertung seines Verstandes, seiner Intuition und seines Könnens. Nichts davon wollte sich eingestehen gegen Kid zu verlieren, bei dem anderen bemitleidenswerten Geschöpf war ihm das gleichgültig. Vielleicht hatte dieser es wenigstens verdient zu gewinnen! Law erwischte sich dabei, wie er den Atem anhielt, als Kid die erste Karte zur Seite legte und die darunterliegende umdrehte. ♥ Ass. Er schluckte, beherrscht unauffällig. Kein Glückstreffer, trotz dessen musste er jetzt schnell agieren, um mögliche Verluste zu vermeiden. Ohne mit der Wimper zu zucken erhöhte er den Einsatz auf 1200 Berry. Er konnte Kids hässliches Grinsen geradezu auf sich liegend spüren. Sein besagter Nebenmann schien allerdings nicht so gefasst wie er selbst zu sein. Seine Hände zitterten, die Atmung ging schneller, der Puls war längst über den Ruhepuls von 90 hinausgeschossen. Kid zog ohne ein Wort selbstsicher mit. Auch das Nervenwrack schaffte es nach endlos langem Kramen in seinen gefühlten hundert Taschen das gewünschte Geld auf dem Tisch zu platzieren. Law war versucht die Summe, die sich im Pot befand mit den Fingern abzuzählen, aber das wäre wohl alles andere als erwachsen gewesen, auch wenn die Begründung dafür eindeutig im Alkohol lag. Seine Gehirnaktivität war weder die beste noch die schnellste. Doch irgendwie schaffte er es dann doch, die Beträge im Kopf zu summieren und kam auf: 9200 Berry, gerade mal das Kopfgeld eines normalen Kriminellen. Trotz dessen würde sich dieses Geld gut in seiner eigenen Geldbörse machen. Nun war es im wahrsten Sinne des Wortes an der Zeit die Karten auf den Tisch zu legen. Law begann, drehte seine ♥ Sieben und seinen ♦ Buben mit einer einzigen Handbewegung um, so dass sie für alle offen sichtbar auf dem Tisch lagen. „Oh zwei Pärchen.“, kam es beinahe anerkennend von seinem direkten Gegenüber, während zuvor ein leises Pfeifen erklungen war. Law wusste, dass sich Kid gerade überdeutlich einen Hehl daraus machte ihn zu verarschen und das hatte in den allerwenigsten Fällen etwas Gutes zu bedeuten. Der Dunkelhaarige jedenfalls ließ diesen Spruch unkommentiert. Zuerst konzentrierte er sich darauf was der namenlose Kerl neben sich zu bieten hatte. Zwei Damen, deckte dieser langsam auf und wusste im selben Augenblick, dass er längst verloren hatte. Es war irrelevant von welcher Farbe sie waren, sie wollten nicht zu den restlichen aufgedeckten Karten passen und ein Pärchen war bekanntlich weniger wert als zwei – Pech gehabt, damit war auch diesen Mann der Abend gelaufen und vermutlich würde er in tiefste Depressionen stürzen. Law biss sich auf die Unterlippe, versuchte sich mehr schlecht als recht zu beherrschen. Es wollte ihm nicht gelingen ohne eine Spur der Verärgerung zu Kid hinüberzusehen. Dieser deckte gerade in aller Seelenruhe seine eigenen Karten auf und – das Wichtigste grinste breiter als je zuvor. In den kommenden Sekunden bemerkte Law kaum wie ihm langsam aber sich die Gesichtszüge zu entgleiten drohten, so unglaublich geschockt war er über Kids aufgedecktes Blatt. Das konnte nicht die Möglichkeit sein. So viel Glück hatte doch niemand. Niemand auf dieser verschissenen Welt hatte bereits beim ersten, verfluchten Spiel ein Drilling an Äsern. Niemand auf der Welt: Außer Kid, denn dieser hatte soeben sowohl ein ♦ als auch ein ♣ Ass aufgedeckt. Unmöglich, aber wahr mit der letzten Karte, die auf den Tisch gelegt wurde, dem ♥ Ass, war das, dass höchste Blatt der Runde. Und dabei wusste er dies bis zur allerletzten Karte nicht einmal und hatte trotzdem so unsagbar überlegen getan. Eine grausige Vorstellung und zugleich war es unwahrscheinlich ernüchternd, dass der Dunkelhaarige ausgerechnet wegen der letzten aufgedeckten Karte gewonnen hatte. Ansonsten wäre der Sieg doch sein gewesen. Law war zum Heulen zumute, ob dies an dem übermäßigen Alkoholkonsum lag oder an der Tatsache bereits in der ersten Runde gegen Kid verloren zu haben, wusste er nicht. Aber Stimmungsschwankungen hatte er allemal. Unverhohlen wie eh und je verleibte sich der Rothaarige schließlich das gewonnene Geld ein, formte die Scheine zu einem dicken Bündel, um diesen sogleich in seiner Jackentasche verschwinden zu lassen. Eines der grässlichsten Kleidungsstücke war diese, was einem bei genauerem Hinsehen sofort bewusst wurde und wahrscheinlich konnte nur Kids Hose diesen modischen Fauxpas toppen. Leider half auf diese aufbauende Einsicht nicht über den enormen Geldverlust hinweg, den der Dunkelhaarige bereits nach einer halben Stunde seines Eintretens in diese Höhle verzeichnen musste. Ein verärgertes Schnaufen war die einzige Reaktion auf die Niederlage. So leicht würde sich Law jedenfalls nicht geschlagen geben, eine verlorene Runde würde ihn mit ziemlicher Sicherheit nicht aus der Bahn werfen. Seinen Sitznachbar dagegen schon, diesen machte Kid nämlich gerade höflichst darauf aufmerksam, dass er denn das Weite suchen sollte. Mit einem geraunten: „Verschwinde, du Säufer.“, machte der Rothaarige seinen Standpunkt klar. Anscheinend musste jetzt sogar dieser Mann einsehen, dass es keinen Sinn mehr hatte hier zu bleiben. Und Betteln würde sich selbst Law bei Kid nicht trauen, irgendwie hatte der Dunkelhaarige das ungute Gefühl ein solches Manöver würde schmerzhaft für den Fragenden ausgehen. Vermutlich dachte sich der Kerl gerade dasselbe, schob beim Aufstehen seinen Stuhl zurück und verschwand schwankend, zitternd aber dennoch wortlos in Richtung Ausgang. Geblieben waren also nur sie beide. „Na, kneifst du auch?“, war die amüsierte Frage des gegenübersitzenden Kapitäns. „Davon träumst du, ich mache weiter.“, antwortete Law murrend, fast trotzig, trotzdem bestrebt das nächste Spiel für sich zu entscheiden und eine Menge Geld seinen Besitzer wechseln zu lassen. Unglücklicherweise war dies auch im darauffolgenden Spiel nicht der Fall, Kid gewann mit einem Flush. Auch die Runde darauf verlief nicht besser, Kid gewann doch tatsächlich mit einem einfachen Königspärchen. Die Glücksträhne des Rothaarigen zog sich, genauso im selben Maße wie die Flasche Rum des Dunkelhaarigen sich Zug für Zug leerte. Pure Ironie, dass sich sowohl das Geld, als auch sein Alkohol im selben Augenblick leeren mussten. Law hatte innerhalb von geschlagenen zwei Stunden, die sie hier spielten, 10. 000 Berry verloren und tragischer Weise seinen ganzen Rum getrunken, ohne ihn genießen zu können, dass schlimmste jedoch war : Er hatte insgesamt 10 Mal gegen Kid verloren und kein einziges Mal Gewinn machen dürfen. Entweder Law hatte sich an diesem Tag selbstständig den Titel ‚Pech Marie‘ ausstellen können oder aber die Leistungsfähigkeit seines Gehirns hatte mit jedem Ansetzen der Flasche exponentiell abgenommen und somit seine Gewinnchancen auf ein Minimales reduziert. Was auch immer der Grund für sein komplettes Versagen war, sollte Law wohl nie in Erfahrung bringen dürfen. Eines war jedoch sicher: Kid hatte ihn ausgenommen, wie eine Weihnachtsgans. Aber immerhin war Law nun völlig dicht. Seine Wahrnehmungsfähigkeit akut eingeschränkt, so dass er vermutlich sogar vergessen hätte, wo er sich eigentlich befand, wären da nicht diese aufklärenden Pokerkarten vor ihm gewesen. Momentan wusste der Dunkelhaarige nicht, wo ihm eigentlich der Kopf stand, aber irgendwie hatte er das Gefühl etwas Wichtiges verloren haben. Sein verwirrter Blick heftete sich mit sofortiger Wirkung auf den einzigen Mensch in seinem näheren Umkreis und das war nun einmal Eustass Kid. Plötzlich kam ihm auch wieder der Gedanke, warum was eben geschehen war und was es mit dem vielen Geldscheinen auf sich hatte, die der Rothaarige da in seine Tasche knüllte, ah, das waren ja seine gewesen! „Da hast du wohl etwas zu tief in Glas geschaut, was Trafalgar?“, drang die höhnische Stimme Kids in seine Ohren, die ansonsten nur ein dumpfes Rauschen wahrnahmen. „Mh?“, blinzelte dieser daraufhin, mehr als irritiert. Erste akustische Fähigkeiten waren also auch schon verloren gegangen und anscheinend war auch die momentane Sprachfähigkeit erheblich eingeschränkt. Seltsam, irgendwie schaffte es Law noch sich aufzurichten, indem er sich umständlich auf seinem Schwert abstützte. Eine mühselige Aktion. Seine Beine schienen vom bloßen Ansehen in Schwingung versetzt zu werden. Kid kommentierte dieses durchaus seltsame Schauspiel seinerseits mit einem dunklen Lachen. Sein Mitleid war bekannter Maßen auf Teelöffelgröße begrenzt. Anscheinend hatte dieser aber noch im selben Atemzug erkannt, dass es wohl mit Laws Geldreserven zu Ende gegangen war, erhob sich mit einer –wie es Law gerade vorkam – unfassbaren Leichtfüßigkeit von seinem Stuhl. Kein Wunder, Kid hatte sich ja nicht eine Bulle Rum auf leeren Magen hinuntergekippt und schwankte jetzt wie ein Halbohnmächtiger herum. „Also dann, man sieht sich oder auch nicht, je nachdem ob du es auf dein Schiff schaffst.“, meinte der Rothaarige üblicher Weise gehässig, hob daraufhin eine Hand um sich flüchtig von dem Dunkelhaarigen zu verabschieden, obwohl die Wahrscheinlichkeit, dass er diese Geste registrierte ziemlich gering war. Gerade als sich Kid endgültig zum Gehen abwandte, Law somit seinen breiten Rücken demonstrierte, ertönte erneut die Stimme des Geschlagenen: „Warte…“, krächzte Law, seine Stimme kam ihm unglaublich fremd vor, gar nicht wie seine eigene und sein Hals, der war staubtrocken. Klar, Alkohol dehydrierte ja auch. Noch dazu kam, dass seine Sicht so schrecklich verschwommen war, einzig und allein Kids markante Umrisse konnte er nach wie vor erkennen. Und Kid hielt tatsächlich in seiner Bewegung inne, drehte sich so zurück, dass er Law einen verstohlenen Seitenblick zuwerfen konnte ohne sich gänzlich zurückzuwenden, anscheinend war er wirklich interessiert, was der Dunkelhaarige in diesem Zustand noch von ihm wollte. „Ich will es zurückgewinnen.“ , knurrte der Arzt, beinahe wie ein verletztes Tier, welches man in die Ecke gedrängt hatte. Ach, augenscheinlich hatte dieser simple Satz die ungeteilte Aufmerksamkeit von Kid geweckt, denn dieser drehte sich im nächsten Moment wieder gänzlich zu seinem Gesprächspartner um, hob erstaunt eine Braue und sah bedachte Law mit seinem markanten Grinsen, was immer seine Züge schmücken sollte. „Oho. Und was ist dein Einsatz?“, war die durchaus neugierige Frage. Kid würde sich nie auf etwas einlassen, dessen Gewinn er nicht bis ins kleinste Detail kannte und von dessen Nutzen er nicht ebenso profitieren konnte. „Alles. Ich setzte alles.“, hauchte der Dunkelhaarige leise, fast atemlos. Denn noch waren die Worte zu Kid durchgedrungen. Er wusste noch im selben Augenblick, in dem die Worte seine Lippen passierten, dass dies der fatalste Fehler gewesen war, denn er an diesem Abend hätte begehen können. Das war sein Verhängnis. Trafalgar Law hatte sich sein Grab soeben selber geschaufelt. Ein weiteres Mal. „Dann komm.“, gab der Rothaarige zufrieden und genauso bestimmend zur Antwort. Er hatte ihn dort, wo er ihn haben wollte. Wie einen Fisch an der Angel. Und Law musste keinesfalls fragen, wohin sie ihr Weg führen würde. Nein. Es war ganz klar, wo sie ihr kleines Machtspielchen fortsetzen würden. Die Panik, die sich in seinem Körper breit zu machen drohte, ließ ihn klarer sehen. Leider schaffte er jetzt das Taubheitsgefühl zu überwinden, seine Gelenke wieder ansatzweise zu koordinieren und sich somit förmlich dem Rothaarigen hinterher zu schleifen. Es war vollkommen ersichtlich, selbst in seiner Benommenheit wusste Law, dass sein Weg ihn nur in einen erdenklichen Ort führen konnte und der hieß: Kids Schiff, Kids verdammte Kajüte und Kids verfluchtes… - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)