Noctis Lucis Caelum von Chizuru94 (Licht am Nachthimmel) ================================================================================ Kapitel 3: Vergebung - Mit ungetrübtem Blick -------------------------------------------- Zitternd und zusammengekrümmt lag Riley auf dem kühlen Boden und fröstelte ein wenig. Zögerlich spürte sie, wie ihr ein paar Tropfen Wasser ins Gesicht fielen, ehe sie dann vorsichtig ihre Augen aufschlug. "Diese Kälte...", murmelte die Brünette, doch als sie sah, wo sie sich derzeit aufhielt, war dies nun ihr kleinstes Problem geworden. Um die Kriegerin herum befand sich... nichts! Verwirrt erhob sich Riley ein wenig und musste feststellen, dass sie ebenfalls keine Schmerzen mehr in ihrer Schulter verspürte. Wo war sie hier bloß? Oder handelte es sich hierbei um einen Traum oder dergleichen? Der Blick der Kriegerin wanderte nach oben, wo sich nun ein dunkler, bewölkter Himmel in diesem Nichts auftat. Und als dann auch noch Regentropfen durch dieses trostlose Wetterphänomen herab rieselten, begann sich Riley ein wenig unwohl und alleine gelassen zu fühlen. Es dauerte nur ein paar Momente, bis sie sich gesammelt hatte und aufzurichten begann. Die Brünette war sich sicher, das dies nur ein Traum sein musste. Ein solcher Ort konnte unmöglich existieren und selbst wenn, wie wäre sie dann von Imgard hierher gelangt? Etwas anderes ergab für die Kriegerin also recht wenig Sinn, wenn sie so weiter darüber nachgrübelte. "Aber wie soll ich wieder aus ihm erwachen?" Gerade als Riley ein paar Schritte durch das nasse Regenwetter wandern wollte, klärte sich die Umgebung plötzlich erneut wie von Geisterhand herbeigeführt auf. Unter ihr tat sich eine taufrische Wiese auf, während sich vor ihr bloß weiterhin eine endlose Weite erstreckte. Ein bekanntes und zugleich beunruhigendes Geräusch ließ Riley dann auch schon etwas zusammenzucken. Doch das was sie sah, als sie sich umwandte, gefiel ihr gar nicht. Der Nachtmahr stand putzmunter und mit prächtiger, unangetasteter Mähne wenige Meter vor ihr und er war es wohl gewesen, der eben gewiehert hatte, um auf sich aufmerksam zu machen. "W-Was?!" Erschrocken trat die Brünette Kriegerin drei Schritte zurück, doch ihr Gegenüber machte nur noch einen Schritt ihr entgegen und blieb dann stehen. Riley jedoch wollte vorsichtshalber immer noch auf Abstand bleiben. "Was machst du hier, Monster?!", warf sie schließlich dem Nachtmahr entgegen, der darauf aufmerksam lauschend seinen Kopf hob. Riley bekam auch sogleich eine Antwort auf ihre Frage. "Wieso sollte ich nicht hier sein?" Nun erstarrte sie, als hätte sie einen Geist gesehen. Es war niemand hier außer sie und dieses... Monstrum und nun hatte sie eine dunkle, aber warme Stimme vernommen. Es war unmöglich, dass ihr Gegenüber mit ihr sprach, zumindest konnte die Kriegerin sich das nicht so einfach vorstellen. Das es sich hierbei um einen Traum handeln würde, bedachte sie in diesem Moment auch gar nicht mehr. Der Nachtmahr begann sich leicht nach links zu wenden und beobachtete still die Umgebung. Ein wenig verwundert, wie ruhig dieser auf einmal war, war Riley jedoch schon. Besonders weil er sie so einfach aus dem Blick ließ, nachdem was sie ihm vorhin angetan hatte und warum zum Teufel...! Gut, es war nicht so, dass sie gerne wieder von ihm attackiert werden wollte, aber ganz verstand sie die momentane Situation immer noch nicht. "Dieser Ort... nennt sich die Dämmer-Ebene. An diesen Ort kehren die Seelen bösartiger Kreaturen zurück, die im Kampf gefallen oder irgendwie verstorben sind. So auch ich, der für Zwecke benutzt wurde, die mir anfangs noch nicht bewusst waren." "Hm?" Riley warf einen Blick zurück zum Nachtmahr statt weiter in die Ferne zu blicken, in welche dieser sah. Kein Zweifel, er sprach wirklich mit ihr, so unglaublich sie das nun auch fand. Aber was er dort sprach, regte sie zum Nachdenken an. "Was meinst du?", fragte die Brünette schließlich. Plötzlich schien alle Angst und Vorsicht von ihr herabzufallen. Sie spürte einfach irgendwie, dass sie dem Wesen nun vertrauen konnte. Und nachdem sie diesen Gedanken gefasst hatte, blickte der Nachtmahr wieder zu ihr. Mit einem klaren, sanften Blick, den Riley von diesen Wesen kannte, diesmal ganz ohne Hass oder das Bedürfnis Zerstörung zu bringen, das beim Kampf in ihnen aufzuflackern schien. "Ich wurde getäuscht und mit fremdem Hass beseelt ohne es auch nur bemerkt zu haben. Ich war einfach zu blind vor Wut auf ein paar von euch Menschen, um zu erkennen, dass ich selbst bloß benutzt wurde. Meine Gefährtin, Zalanta, fiel vor über einer Woche einer Gruppe von Menschen zum Opfer, die sie einfach gefangen nahmen, während ich in einem Wald unterwegs war. Ich fand sie später in der Nähe eines Flusses im Osten von Noctalum. Mehr tot als lebendig, um es noch anzumerken." Riley schluckte, während sie den Worten des Nachtmahrs lauschte und den Blick leicht zu Boden gewandt hatte. Sie begann wieder diese Kälte von vorhin zu spüren, kümmerte sich aber nicht weiter darum. "Sie wurde wahrscheinlich von ein paar Bauern überfallen, die sich bedroht gefühlt hatten und ihre Ernte gefährdet saßen. Also taten diese sich zusammen um sie zu vertreiben und das scheinbar mit mehr als roher Gewalt, wie ich bemerken musste. Wie gesagt, am Fluss gestand sie mir im Sterben nur noch, wie sehr sie mich geliebt hatte und ließ dann ihr Leben. Meine Wut danach war kaum zu zügeln, bis ich auf eine Gruppe von drei Menschen traf, die mir irgendwie verdächtig erschienen. Es war eine Lady mit seidig pinkem Haar wie aus einem Märchen, begleitet von zwei dunkleren Gesellen. Und diese Lady machte mir ein Angebot, das ich in meiner Verzweiflung und Rachsucht nicht abschlagen konnte... Sie bot mir an, mir dunkle Kräfte zu verleihen, die mich unsterblich und bereit für meine Rache machen würden, wenn ich ihre Befehle befolgen würde und da mir dies ganz gelegen kam, tat ich dies auch. Aber es war ein Fehler, dies zu tun. Als erstes trug sie mir auf, eine Diebesbande in der Nähe von Silmar's kleiner Bucht, nahe einem idyllischen Wäldchen ausfindig zu machen und diese auszulöschen. Nachdem ich dies ohne zu zögern getan hatte, sollte ich dann Imgard beobachten und schließlich, damit ich schon eine Kostprobe meiner zukünftigen Kräfte erhalten würde, sollte ich dieser Lady meine Treue beweisen, indem ich eine Stute meiner Rasse ermorde." Erneut wurde es still in diesem Nichts und auch die Kriegerin blieb stumm. Riley war zu gebannt von der Erzählung, um etwas Großes darauf zu erwidern, bevor ihr Gegenüber vollends fertig mit dem Erläutern seiner Lage war. Aber eine Frage stellte sie dann doch. "Und... hast du es getan?" Der dunkle Hengst schüttelte den Kopf leicht. "Natürlich war es mir nicht möglich, so etwas zutun und es wäre grundloser Verrat an meiner eigenen Rasse gewesen, wenn ich es so weit hätte kommen lassen. Ich konnte es nicht tun, ob ich nun wollte oder nicht. Stattdessen wurde mir dann also 'etwas Anderes' aufgetragen. Vielleicht kannst du es dir schon denken, aber es war der Angriff auf Imgard heute. Ich sollte so viele Leben auslöschen, wie es mir beliebte, um meine Rachsucht vorerst zu stillen und meine Verzweiflung zu lindern. Nachdem ich damit meine Treue gezeigt hätte, wären mir die Kräfte womöglich zugesprochen worden. Aber ich weiß, dass es meinen Charakter nur noch mehr verdorben und ins dunkle gezogen hätte, als es schon der Fall nach Zalanta's Tod gewesen war..." Kurz sah der Nachtmahr wieder von Riley weg, diesmal zum düsteren Himmel. "Ich danke dir, dass du meinem Leben ein Ende beendet hast. Womöglich hätten meine Verdorbenheit und mein Hass nur noch weitere Opfer und Chaos in dieser Welt gebracht. Nun kann ich endlich in Frieden von dieser Welt gehen und Zalanta Gesellschaft leisten..." Die Kriegerin aber regte sich nun wieder und trat ein paar Schritte vor. "Warte...!" "Dusk. Mein Name ist Dusk!" Riley zögerte kurz nach der Antwort des schwarzen Hengsts. "Dusk, ich möchte dich noch etwas fragen, bevor du... gehst." Riley beschloss einfach, sich dabei kurz zu fassen, um nicht die verdiente Ruhe des anderen zu stören. "Würdest du mir verraten, weshalb ich hier bin, wenn es sich bei diesem Ort um die 'Dämmer-Ebene' handelt und warum du in der Lage bist, mit mir zu sprechen?" Ein wenig unangenehm waren der Brünetten die Fragen aber schon etwas. Dusk wandte sich nun wieder ganz zu der Kriegerin um, ehe er ihr diese Fragen beantworten würde. Danach blickte er sie nochmal von unten bis oben an. "Ich werde es dir noch erzählen, bevor ich dahinschwinde. Bei diesem Ort handelt es sich definitiv um die sogenannte Dämmer-Ebene und du bist hier, weil es mein letzter Wille war, mich jemandem anzuvertrauen..." Riley erwiderte überrascht, aber gefasst den Blick ihres Gegenübers. Wieder klang dies alles unglaublich für sie, aber weshalb sollte Dusk nicht die Wahrheit in solch einem Moment sprechen? Schließlich nickte Riley. Sie glaubte ihm. "Und wie du sicher bemerkt hast, spreche ich durch meine 'Gedanken' zu dir und nicht durch bloße Worte in der normalen Realität. Und dieser Ort, der sich fernab von der reellen Welt befindet, ermöglicht mir dies so." Diese Erklärung erschien Riley zwar immer noch etwas schleierhaft, aber brachte ihr andererseits doch ein wenig mehr Klarheit. "So ist das also", war jedoch alles, was sie dazu herausbrachte. Doch als sie wieder aufblickte, nachdem sie ihren Blick zuvor nachdenklich gesenkt hatte, war Dusk bereits verschwunden und mit ihm auch die dunkle, zerdrückende Atmosphäre dieses Nichts. Alles was noch geblieben war, war ein kleiner Haufen reiner, schwarz glänzender Asche ein paar Meter entfernt vor Riley's Füßen. "Danke, dass du mir zugehört hast, junge Kriegerin. Ich wünsche dir viel Glück auf deiner weiteren Reise und denke, du wirst es noch brauchen. Zwar werden wir wohl nie wieder von einander hören, aber du bist wahrlich eine starke, junge Lady. Gib einfach weiterhin dein Bestes und dein restliches Können wir sich noch schnell genug zeigen. Leb wohl!" Und nachdem Dusk's letzte Worte dann verklungen waren, fiel Riley wieder in die Bewusstlosigkeit, diesmal aber mit einem warmen Lächeln auf den Lippen und eine unbeschreibliche Wärme in sich spürend, statt weiterhin eine leblose Mimik zu ziehen und unaufhaltsam wie vorhin zu frösteln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)