It's You VS. the World von FunGhoul (Today, we are the kids from yesterday) ================================================================================ Kapitel 1: Today, we are the kids from yesterday ------------------------------------------------ Title: It’s You VS. the World Author: FunGhoul Fandom: My Chemical Romance Pairing: - POV: Third, First Raiting: P-16Slash Warning: Songfic Disclaimer: „The Kids from Yesterday“ gehört einzig und allein den unglaublichen My Chemical Romance! Beta: ♥ __________________ Today, we are the kids from yesterday New Jersey, 1998 Ein sonniger, schöner Nachmittag, in einem stillen, verschlafenen Städtchen, irgendwo in New Jersey. Die Luft war rein und sauber vom Regen, der am Vortag noch gewütet hatte, aber doch war es heute schöner denn je. Die Vögel zwitscherten, die Sonne war warm, brannte aber dennoch nicht zu sehr vom Himmel, dass man unnötig schwitzte. Perfekt. Auf der Terrasse eines typischen Vorstadthauses saßen zwei Frauen sich an einem kleinen, runden Tischchen gegenüber, beide hatten eine Tasse Kaffee vor sich stehen und einen leeren Teller, auf dem sich zuvor noch Kuchen befunden hatte. Daneben standen jeweils nochmals zwei extra Teller, welche aber auch schon leer gegessen waren. Die Besitzer jener Kuchenteller waren nun allerdings schon wieder in den Weiten des großen Gartens verschwunden. Zwei Jungs, beide im zarten Alter von sechs Jahren, die Söhne beider Frauen. Sie waren beste Freunde, schon immer gewesen und verbrachten jeden Nachmittag miteinander, jede Minute ihrer freien Zeit, die sie zur Verfügung hatten, um nichts zu verpassen, was der jeweils andere gerade tat. Auch das, wenn sie unterschiedlicher waren, als Tag und Nacht. Während der eine von beiden jetzt schon etwas längere schwarze Haare hatte, so trug der andere sie kurz und feuerrot. Zudem war der Schwarzhaarige auch ein ganzes Stück weit größer, als sein bester Freund. Während ihre Mütter ihren täglichen Mittagsschwatz hielten, saßen die beiden Grundschüler zusammen auf der Wiese hinter dem Haus, nahe einiger Büsche, so dass man sie nur schwer sehen konnte. „Werden wir für immer Freunde bleiben?“ Der Kleinere von beiden sah seinen besten Freund an. Der Schwarzhaarige hob seinen Blick, welchen er eben noch auf ein paar Kiesel gerichtet hatte, mit denen er etwas Gras zermatscht hatte. „Für immer.“ California, 2019 Schweißgebadet schrecke ich auf und blicke mich beinahe schon panisch um, blicke durch den dunklen Raum, in dem ich bis eben noch ruhig geschlafen hatte und suche ihn mit geschultem Auge ab, ob sich niemand Fremdes hier drinnen befindet. Alles ruhig. Leise seufzend fahre ich mir durch meine langen, schwarzen Haare und bemerke, dass auch diese vom Schweiß leicht feucht sind und ich bekomme augenblicklich das starke Bedürfnis, mich unter eine kalte Dusche zu stellen. Ich fasse routiniert neben mich und ertaste sogleich den kleinen Lichtschalter der kleinen Lampe, die auf dem Tisch neben meinem Bett steht. Das sanfte Licht, welches nun den Raum erleuchtet, reicht gerade so aus, um mir die Sicht zu erleichtern. Der gesamte Raum, in dem ich mich befinde, ist in einem reinen weiß gehalten. Die Wände, die Möbel, der Boden, sogar die Kleidung, die ich trage. Und alles, das dieses Bild zerstört sind meine tiefschwarzen, langen Haare, was mich allerdings nie gestört hat. Ich hatte sie bisher schon immer so getragen, also gedenke ich nicht, sie mir etwa schneiden oder gar färben zu lassen. Die Uhr an der Wand zeigt gerade erst drei Uhr, mitten in der Nacht. Ich erhebe mich und tappe barfuss über den kalten Boden in Richtung Badezimmer, wo ich mich meiner Kleidung entledige und sogleich in die Dusche steige. Mit meinen Gedanken schweife ich allerdings gleich ab. Was zur Hölle hatte ich da eben nur geträumt?! Verdammt, wie kam ich nun, nach 21 Jahren, dazu wieder von jenem Tag zu träumen, an dem ich ihm die ewige Freundschaft geschworen hatte? Schon sehr lange habe ich nicht mehr an ihn gedacht, zumal unsere Freundschaft knapp acht Jahre später auseinander gegangen war, weil meine Mom und ich weg aus Jersey und zurück nach Utah gezogen waren. Ich habe ihn seitdem nicht mehr gesehen. Und vor allem habe ich seitdem nicht mehr an ihn gedacht. Er war einfach kein Teil mehr von meinem Leben und so habe ich auch keinen Sinn mehr darin gesehen, Vergangenem nachzutrauern. Zumal dies in Zeiten wie diesen sowieso nur verletzlich machte und es besser war, wenn man keinen Schwachpunkt hatte. Wie es die Majas vorausgesagt hatten, war die Welt im Jahre 2012 nach und nach untergegangen. Zuerst haben die einzelnen Länder angefangen sich gegenseitig zu bekriegen, ehe es letztlich zum atomaren Absturz gekommen war und dieser somit das Ende der Menschheit bedeutete. Knapp 75% der Menschheit waren dabei ums Leben gekommen. Und die restlichen Verbliebenen hatten, soweit wie es nur möglich war, versucht mit ihrem Schicksal klar zu kommen. Ich erinnere mich nicht mehr genau, welches Jahr es gewesen war, aber doch muss es schon einige Zeit her sein, seit sich eine neue Organisation die Weltherrschaft unter den Nagel gerissen hatte. Die BetterLiving/Industries. Mit ihrer Unterorganisation, der Scarecrow-Unit, bei der ich fester Bestandteil bin. Man nennt uns ‚Exterminator’ und wir sorgen sozusagen dafür, dass die Obrigkeit ihren Willen bekommt und machen die Drecksarbeit für den Scheiß, den sie nicht zustande bekommen. Ich bin der Beste, schon immer gewesen, habe meine Ausbildung mit Bravour abgeschlossen. Der Hauptsitz der BL/Ind ist in good old California, was sozusagen eigentlich nur noch einen einzigen Schutt- und Aschehaufen darstellt, aber doch haben sie es geschafft, eine recht ansehnliche Stadt darauf zu erbauen. Battery City nennt sie sich und alle Bewohner bekommen täglich eine gesonderte Ration an Pillen, die sie zu sich nehmen müssen. Ihnen wird eingetrichtert, dass sie sie glücklich machen würden, aber in Wahrheit sind es einfache Emotionsunterdrücker. Woher ich das so genau weiß? Nun, ich bin zwar bei Scarecrow angestellt und somit eigentlich verpflichtet die Pillen zu nehmen, aber doch habe ich vor gut sechs Monaten damit aufgehört und bis jetzt ist es auch noch niemandem aufgefallen, dass ich sie nicht nehme. Mein Schauspieltalent ist einmalig. Natürlich gibt es nicht nur Anhänger der BL/Ind, ganz im Gegenteil. Wir haben einige Dornen im Auge. Sie nennen sich Killjoys. Kleine widerliche Aufständler, die meinen, sich gegen die Welt, wie sie am besten ist, aufbringen zu müssen und zu rebellieren. Aber doch haben wir es bisher oft genug geschafft, einige dieser Bastarde zu fangen und sie entsprechend zu beseitigen. Seufzend stelle ich das Wasser der Dusche ab und steige aus selbiger, greife nach einem weißen Handtuch und binde es mir um. 3:25. Ich habe eigentlich noch gute eineinhalb Stunden, die ich mit schlafen verbringen könnte, ehe ich den Dienst antreten muss, aber doch bin ich nach diesem Traum so hellwach wie nie zuvor. Es wirft mich so komplett aus der Bahn, diese eine Aussage, welche ein kleiner Junge in meinem Traum gesagt hatte. Werden wir für immer Freunde bleiben? Ich darf nicht zurückdenken, an das, was war. Ich muss weiter vergessen, verdrängen, was auch immer, damit ich meinen Job machen kann, mein Leben leben kann. Nachdenklich seufzend fahre ich mir durch meine nassen Haare und trockne mich sporadisch mit dem Handtuch ab, ehe ich dieses in eine Ecke werfe und mich gleich wieder ankleide. Weiße Unterwäsche und gleich in die weiße Arbeitskleidung, mit den schwarzen Stiefeln. Schlafen werde ich nun sowieso nicht mehr können. Ich frage mich, wie mein heutiger Arbeitstag wohl verlaufen wird. Wie jeden Tag, nehme ich an. Sinnloses durch die Wüsten-Zonen fahren, auf der Suche, nach irgendwelchen Killjoys, denen wir dann meist aber doch nicht mal die Chance geben, sich uns anzuschließen, sondern gleich kurzen Prozess machen. Fast jeden Tag das selbe. Mal bekommt man mehr in die Finger, dann wieder gar niemanden. Mir so gesehen aber doch egal. Ich mache es nur, damit ich was zu tun habe und nicht nur dumm rumsitze, wie die Sesselfurzer in den oberen Etagen. Alles was ich brauche ist meine Ray-Gun und die grenzenlose Freiheit, um Aufständlern das Licht auszublasen. Meine Gedanken kreisen um Dinge, die mich ablenken; die mich ablenken, von dem Leben, das ich jeden Tag lebe. Sie lenken mich ab, von den Dingen, die ich ursprünglich als Sinn meines Lebens gesehen hatte, aber doch frage ich mich momentan, wie mein Leben wohl verlaufen wäre, wäre ich mit meiner Mom damals nicht nach Utah gezogen. Vielleicht wäre er nun einer meiner Partner. Vielleicht lebt er auch gar nicht mehr und ist gestorben, mit all den anderen, als der atomare Angriff über alle kam. Ich weiß es nicht, aber doch beunruhigt mich das Wissen, dass der Mensch, den ich Jahrelang meinen besten Freund genannt hatte, irgendwo da draußen sein könnte, in irgendeiner Blechhütte lebt und jeden Tag ums Überleben kämpft. Wer weiß… Vielleicht arbeitet er auch hier in Battery City, in irgendeiner Firma… Aber wenn ich nun versuche Nachforschungen zu betreiben, müsste ich einen seriösen Grund hervorbringen und ihn möglicherweise sogar anschwärzen, den Verdacht zu haben, dass er die Emotionsunterdrücker abgesetzt hätte. Ich will das nicht. Aber doch lässt dieser verschissene Traum mich nicht los. Ich sollte vergessen, was gestern gewesen war. Im heute leben. Der kleine Raum, in dem ich mich gerade befinde, wird plötzlich von einem lautstarken Alarmton durchzogen und die kleine rote Warnleuchte leuchtet ebenfalls auf, während der ohrenbetäubende Lärm mir versucht zu signalisieren, dass es sich hierbei um einen Notfall handelt und ich meinen Arsch sofort aus meiner Wohnung zum Versammlungsraum im Hauptgebäude bewegen soll. Was für ein Timing… Als hätten sie es gewusst, dass ich Ablenkung brauche, um nicht gänzlich in meinen Gedanken zu versinken. Ich greife noch nach meiner weißen Laserpistole und lasse sie ins Halfter gleiten, das an meinem Gürtel, an der Hüfte befestigt ist, dann verlasse ich schnellen Schrittes den Raum, allerdings nicht vergessend, am Ausgang noch nach meiner Maske zu greifen. Die Masken der Exterminator unterscheiden sich von denen, der normalen Angestellten. Während die normalen Angestellten eine Art von Draculamaske trugen, hatten wir einfache weiße Masken mit einem großen Smilie der BL/Ind drauf. Ich betrete das Hauptgebäude von BetterLiving nur wenig später und bin glücklicherweise nicht der Erste, der hier ist. „Nummer 0-6-3-5.“ Der Commander kommt auf mich zu, als ich den Raum betrete und ich nicke ihm zur Begrüßung zu. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob er überhaupt meinen Namen kennt. Ich bin eine einzelne Nummer in einem unantastbaren System. „Ich übergebe dir die Leitung des Falls und wenn du versagst, warst du die längste Zeit Exterminator.“ Ich nicke, um ihm zu zeigen, dass ich verstanden habe und ich weiß auch, was er mir mit seiner Drohung sagen will. Versau es und ich sorge eigenhändig dafür, dass du stirbst! Mein Vorgesetzter stellt sich nun nach vorne, an eine große weiße Tafel, die hinter einem großen Projektor an der Wand angebracht ist. Der Raum ist inzwischen voll und sämtliche meiner Kollegen haben den Weg hierher gefunden. „Wir haben Killjoys hier in Battery City! Es sind vier Stück und ich will, dass ihr sie fangt. Lebendig oder tot, es ist mir egal, solange ich nachher die Gewissheit habe, dass diese Stadt sauber ist.“ Die Stimme des Commanders ist scharf und er greift nach einer kleinen Fernbedienung, schaltet den Projektor an und drei Bilder werden auf die Tafel geworfen. „Was ihr mit den dreien hier macht, ist mir scheißegal, habt ihr verstanden?! Prägt euch ihre Gesichter ein und erledigt euren Job.“ Ein leises zustimmendes Murren geht durch den Raum. Die Bilder der Verräter brennen sich in meinen Verstand. Ich werde meinen Job anständig erledigen. Der Commander zählt auf mich. Dann jedoch spüre ich urplötzlich seinen Blick auf mir ruhen. „0-6-3-5, und du sorgst dafür, dass ich ihn lebendig bekomme.“ Die Bilder auf dem Projektor verschwinden und augenblicklich erscheint ein neues Bild. Ein einzelnes und ich erschaudere, zucke unmerklich zusammen. Sein Gesicht ist wunderschön, doch ist es verunstaltet von einem schwarzen X, das direkt auf dem Bild ist. Exterminate. Seine Haare sind feuerrot. Selbst nach 13 Jahren, die ich ihn nicht gesehen habe, erkenne ich dieses Gesicht, als wäre es gestern gewesen. Das ist unmöglich! „Er nennt sich Party Poison und ist der Anführer. Ich will ihn und ich wiederhole mich nur ungern, was passiert, wenn du ihn mir nicht bringst.“ Wieder nicke ich, wenn auch mit einem verdammt beschissenen Gefühl im Bauch. Er lebt. Aber wir stehen auf komplett anderen Seiten. Er ist ein Aufständler. Ich muss ihn fangen und mit einhundert prozentiger Sicherheit töten. Ich höre schon längst nicht mehr hin, was der Commander noch sagt, oder welche Befehle er noch erteilt. Mein Blick ist wie gebannt von dem Gesicht, das ich auf der Tafel sehe. Wie soll ich das machen?! Gerade jetzt. Ich muss, ich darf mich nicht von gestern leiten lassen. Gestern ist Vergangenheit, heute ist die Zukunft. Selbstsicher tragen meine Füße mich nach draußen. Ich muss raus aus diesem Raum, raus aus dem Hauptgebäude, weg von der Tatsache, dass ich den einzigen richtigen Freund, den ich jemals hatte, verraten muss. Vor dem Gebäude stehen sämtliche Exterminator in einer Reihe. Durch die Straßen sehe ich schon einige Angestellte mit Draculamasken rennen. Es ist mir egal, was die machen. Sollen sie doch verrecken, denn ich bin mir sicher, dass der Commander nicht umsonst einen solchen Aufstand bezüglich vier Killjoys anstellt. Sie müssen einiges auf dem Kasten haben. Ich stelle mich vor die anderen. „Ihr habt gehört, was Korse gesagt hat, also erledigt eure Arbeit.“ Ich wende mich an einen von ihnen. „2-4-8-2, du kommst mit mir.“ Damit löst sich die Reihe in einer unglaublichen Geschwindigkeit auf und ich verschwinde zusammen mit dem anderen. Es wird nicht allzu schwer werden, die Killjoys zwischen den normalen Bewohnern ausfindig zu machen. Sie werden wohl kaum in weiß gekleidet sein und zudem bin ich mir sicher, dass auch sie sicherlich Laserwaffen besitzen und da nur unsere einen weißen Laserstrahl abfeuern, wird es ein Leichtes werden, sie zu finden. Aber doch ist da dieses beklemmende Gefühl in meiner Magengegend, gegen das ist nicht ankämpfen kann. Ich ziehe mir meine Maske über. Nicht nur, weil es Pflicht ist, sondern vielleicht mehr, weil ich die Hoffnung habe, dass es mir leichter fallen wird, ihn zu fangen, wenn er mein Gesicht nicht sieht. Die Straßen sind leer. Kein Wunder, zu dieser Uhrzeit. Es ist stockdüster und man sieht kaum die eigene Hand vor Augen. Die meisten Straßenlaternen sind aus, was wohl zur Bedeutung trägt, dass die Eindringlinge vorbereitet waren und sich auch am Stromnetz von Battery City zu schaffen gemacht hatten. Die Zeit kommt mir wie eine Ewigkeit vor, in der wir nur schweigend nebeneinander herlaufen und versuchen, Party Poison ausfindig zu machen. Party Poison... War ihm nichts Besseres eingefallen? Meine Schritte sind leise, im Gegensatz zu denen, die mein Kollege von sich gibt. Wieder ein Zeichen dafür, dass ich ihm einiges voraus bin, aber doch ist es momentan weniger wichtig, ihn darauf aufmerksam zu machen. Ich muss mich konzentrieren. Wir sind gerade dabei, um die Ecke eines Hochhauses zu biegen, als mehrere gelbe Laserschüsse an mir vorbei schießen und ich mich gerade noch rechtzeitig zurück um die Ecke drücken kann. Für den anderen Exterminator ist es zu spät. Regungslos liegt er auf der Straße, durchlöchert. Meine Ray-Gun gezogen und schussbereit haltend, linse ich um die Ecke, als wieder haarscharf ein Laserstrahl an mir vorbeischießt. Ich höre sich schnell entfernende Schritte und ich renne um die Ecke, ihm hinterher, wer auch immer dies von den Killjoys ist. Ich kriege diesen Bastard, denn er wird mich zu ihm führen und ich werde somit überleben. Meine Schritte sind schnell, womöglich schneller als seine, denn ich hole auf und komme ihm näher. Ich hebe meine Waffe und schieße. Treffer. Wenn auch nur ein Streifschuss, aber immerhin sehe ich, wie der Eindringling sich an den rechten Oberarm fasst und zur Seite ausweicht, direkt in eines der Hochhäuser, von denen wir umringt sind. Fehler. Jetzt sitzt er in der Falle. Schnellen Schrittes und immer noch mit erhobener Waffe, betrete auch ich das Gebäude und höre seine schnellen Schritte, wie sie durch das Treppenhaus hallen und er nach oben rennt. Auch ich folge der Treffe nach oben, als urplötzlich von oben wieder einer dieser gelben Laserstrahlen herunterschießt. Die werden dir auch nicht helfen, du Verräter. Deine so wenig gezielten Schüsse helfen dir nicht, ewig zu leben. An die Wand gepresst und immer zwei Stufen auf einmal nehmend folge ich ihm, bis ich letztlich ganz oben ankomme. Die Türe steht offen und ich kann mir selbst schon denken, dass der Killjoy hinter der Türe oder zumindest hinter der nächsten Ecke steht. Ich stoße die Türe mit dem Fuß weiter auf und als diese krachend an die Wand knallt, weiß ich, dass er hier nicht versteckt ist. Vielleicht ist er doch nicht so durchschaubar, wie ich gedacht hatte, aber doch gehe ich weiter, halte meine Ray-Gun erhoben und trete langsam in die alte marode Wohnung, welche so scheint, als wäre sie schon vor langer Zeit verlassen worden. Die Beleuchtung ist schlecht, aber ich würde den Teufel tun und nun auf den Lichtschalter drücken. Ich gelange durch den Hausflur mit den kaputten Möbeln und verstaubten Regalen in ein größeres Zimmer, das früher wohl das Wohnzimmer gewesen sein musste. Meine Schritte sind leise. Man hört mich nicht. Doch da knarrt das alte Bodenholz unter meinen Füßen und vom anderen Ende des Raumes schießt ein gelber Schuss auf mich zu, dem ich gerade noch ausweichen kann. Mehrere Male schieße ich zurück und in dem seichten Licht, das meine weißen Laserstrahlen machen, sehe ich seine roten Haare. Nein! Er ist es! „Beschissener Bastard, du bist es nicht, den ich will!“ Seine Stimme zischt mich an und ich erschaudere leicht bei dem ungewohnt männlichen Klang. 13 Jahre sind eine verdammt lange Zeit und die Zeit war verdammt hart, aber doch scheint er nichts an seiner Menschlichkeit verloren zu haben, denn anstatt mich nun einfach niederzuknallen, versucht er wirklich mit mir zu kommunizieren. „Verzieh dich und ich kann meinen Job erledigen!“ Eigentlich niedlich, wenn man bedenkt, dass er als Eindringling gerade versucht mit einem Exterminator zu reden. „Und du denkst ernsthaft, ich würde meinen Job vernachlässigen, nur damit du deine Arbeit erledigen kannst?“ Meine eigene Stimme ist gefasst, obwohl mein Inneres aufgewühlt ist. In mir drinnen tobt es, meine Gefühle stecken in einem Zwiespalt und ich weiß nicht, ob ich ihn einfach außer Gefecht setzen oder mich darauf einlassen soll. Die Waffe weiterhin auf ihn gerichtet, tastet meine andere Hand sich an der Wand entlang nach einem Lichtschalter, in der Hoffnung, die alten Lampen sind noch nicht durchgebrannt. Und tatsächlich. Das Licht geht an und eine kleine Lampe erhellt nun den mittelgroßen Raum. Seine Haare leuchten so hell wie Feuer und auch er trägt eine Maske, welche allerdings nur seine Augenpartie verdeckt. Er ist wunderschön, so, als hätte er sich seit unserem letzten Treffen nicht verändert, bis auf die Tatsache, dass er gealtert ist. In mir drängt sich das Bedürfnis hoch, auf ihn zuzuschreiten und ihn in die Arme zu schließen, aber doch bleibe ich fest an meinem Platz stehen. Wir beide uns gegenüber, nur wenige Meter voneinander entfernt, beide mit erhobenen Waffen. „Dann denke ich, dass ich dich töten muss, Pillenfresser.“ An seinem Tonfall hat sich nichts verändert, bis auf das, dass die anfängliche Kälte nun einer gewissen Provokation gewichen war. Leise lache ich amüsiert auf. „Würde ich dir nicht empfehlen, Verräter.“ Ich verfluche in genau diesem Moment alles, was in meiner Vergangenheit in Verbindung mit ihm passiert ist. Es hindert mich daran, ihn außer Gefecht zu setzen und ihn zurück ins Hauptgebäude zu bringen. Ich sollte ihn hassen, verdammt noch mal! Er ist der Mörder meines Kollegen, ein Gegner des Systems, dem ich unterstellt bin, ein Aufständler, der alles dafür gibt, um die Stadt, in der ich lebe und arbeite, brennen zu sehen. Aber doch… Ich kann es nicht. Zurück kommen die erneut im Traum erlebten Erinnerungsstücke, wie wir zusammen im Garten saßen und uns gegenseitige Freundschaft geschworen haben. „Weißt du“ Seine Stimme holt mich zurück in die Gegenwart, „ich weiß, dass du mich nicht töten darfst. Diesen Triumph wird Korse sich nicht nehmen lassen, mir erst einmal ins Gesicht zu würgen, dass er nun die Macht über mich hat, also warum in Gottes Namen empfiehlst du mir, dich nicht einfach über den Haufen zu knallen und das Weite zu suchen, zusammen mit meinen Männern?“ Verdammt, er ist gut. Der Commander wird schon gewusst haben, warum er ausgerechnet mich gesandt hat, ihn zu finden. „Du würdest es bereuen.“ Ich bereue es ja selbst hier zu stehen, ihm gegenüber, mit dem Wissen im Hinterkopf, ihn ausliefern zu müssen, wo wir bis zum vierzehnten Lebensjahr beste Freunde gewesen waren. Wir hatten gemeinsam zu viel erlebt, als dass ich ihm nun in den Rücken fallen könnte. Ich weiß selbst, dass dies mein Todesurteil bedeuten wird. Aber ich denke, ich habe meine Entscheidung bereits getroffen, als ich sein Fahndungsbild zum ersten Mal gesehen habe. Trocken lacht Party Poison auf. „Das bezweifle ich. Wirklich.“ Ich habe mich entschieden. Ich bin heute immer noch das Kind, das ich gestern war. Meine Laserpistole lasse ich sinken und lasse sie gleich darauf auf den Boden fallen, kicke sie zu ihm, was mir seinerseits erst einen verwirrten Blick und dann eine spöttische Aussage zukommen lässt. „Wenn du nun vorhast, dich zu ergeben, hast du dich geschnitten, Exterminator!“ Mit einer fließenden Bewegung greife ich mit beiden Händen zum unteren Ansatz meiner Maske und sehe, wie sein Griff um seine Waffe sich dabei verstärkt. Dann ziehe sie mir über den Kopf, sodass er im dumpfen Licht mein Gesicht sehen kann. Sein Gesicht entgleist. Auch er erkennt mich auf das erste Mal. „Das ist nicht…“ Nun bricht seine Stimme ab. „Ich meine… Das kann nicht…“ Leicht lächle ich ihn an und nicke kurz, als er langsame Schritte auf mich zumacht. Ich will ihn nicht überfordern, oder sonst etwas in der Art, also überlasse ich ihm das Tempo, immerhin hatte ich bisher schon Zeit, mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass es sich hierbei um meinen engsten Kindheitsfreund handelt. Doch dann, schneller als ich es überhaupt realisiere, steht er direkt vor mir und schlingt seine Arme um meinen Hals, drückt sich an mich. Diese Umarmung erwidere ich nur zu gerne, schlinge ebenfalls die Arme um seinen schlanken Körper, vergrabe mein Gesicht in seinen Haaren und fühle mich kurzzeitig wieder wie der vierzehn Jährige Junge, der sich gerade von seinem besten Freund verabschiedet. Aber ist dies hier ein Wiedersehen. Und doch ist der Beigeschmack bitterer denn je. Einer von uns wird sterben. Muss sterben. Und da ich nicht zulassen werde, dass er derjenige sein wird, wissen wir beide, wessen Ende es sein wird. „Warum bist du einer dieser Wichser geworden?“, haucht seine Stimme etwas brüchig gegen meinen Hals, da ich immer noch ein ganzes Stück größer bin als er. Wird sich wohl niemals ändern. „Warum bist du es nicht?“ Es würde nichts ändern, ihm nun zu erklären, dass ich ihre Pillen nicht zu mir nehme. Ich kann mir schon denken, dass er es längst bemerkt hat, dass ich meine Gefühle nach wie vor selbst kontrollieren kann. Er schüttelt nur seinen Kopf. „Weil ich mir meine Freiheit bewahren wollte. Und weil ich keinen Sinn darin gesehen habe, mich einem so falschen System unterzuordnen, das seine Bewohner und Anhänger selbst formt, um sie zu akzeptieren. Deswegen und aus keinem anderen Grund. Ich bin mein eigener Herr, der eigene Leiter meiner Gefühle. Gestern, wie heute.“ Gestern, wie heute. Als hätte sich nichts verändert. Niemand wird ihn töten, geschweige denn nur anfassen. Ich kann ihn nicht loslassen, muss ihn weiter an mich gedrückt halten und auch er scheint dies genauso zu sehen, lässt mich nicht los. Leise fange ich an zu sprechen. „Ich hatte den Auftrag dich ins Hauptgebäude zu bringen. Lebendig, wie du es schon gesagt hast. Dort würden sie dich töten. Vermutlich wäre ich derjenige, der es tun müsste. Aber ich kann das nicht. Ich will das nicht. Und das war mir schon klar, als ich dein Gesicht auf dem Fahndungsplakat gesehen habe.“ „Was ist die Konsequenz für Versagen?“ Berechtigte Frage und da aus ihm ein verdammt kluger Mann geworden ist, war klar, dass diese kommt. Ich schlucke hart. „Sie töten mich.“ Bei meinen Worten zuckt er in meinen Armen zusammen und ich spüre, wie sich die Finger tiefer in meine Jacke krallen, als wolle er damit verhindern, dass dieses Schicksal mich ereilt. „Sie dürfen ni-“ „Werden sie nicht.“ Beruhigend streichle ich ihm über die roten Haare. „Sie nicht…“ Ich löse mich von ihm und mache einen Schritt rückwärts, greife nach seiner gelben Laserwaffe, die im Halfter an seiner Hüfte ist und drücke sie ihm in die Hand. „Verlang das nicht von mir.“ Automatisch schüttelt sich mein Kopf. „Ich werde dich weder verraten, noch töten und nachdem ich nun weiß, dass du da draußen irgendwo bist, lebst und täglich von der BL/Ind verfolgt wirst, kann ich das nicht weiter tun. Und bevor sie mich töten, will ich lieber, dass du es tust.“ Letztlich kann ich ihn nicht dazu zwingen, es zu tun, aber doch wäre es wohl mein letzter Wunsch, als Gegenleistung dafür, dass ich mein Leben ließ, um seins zu retten. „Du warst mir mein halbes Leben lang der beste Freund, den ich jemals hatte.“ Nochmals schlucke ich. „Bitte, tu mir diesen letzten Gefallen.“ Er hadert mit sich. Kämpft einen innerlichen Kampf. Verstand gegen Gewissen. Man sieht es ihm nur zu deutlich an. Doch er nickt und macht einen weiteren Schritt nach hinten, während eine vereinzelte Träne über seine Wange läuft. Seine Ray-Gun hebt sich und zielt direkt auf meine Stirn. „Danke.“ Ein letztes Mal schüttle ich meinen Kopf. „Ich danke dir. Für alles.“ Ich werde kitschig, ich weiß und es sieht mir nicht ähnlich, aber doch… Er ist es, der mich tötet. Ich könnte trotz der ziemlich beschissenen Situation nicht glücklicher sein, wie in diesem Moment. „Pass auf dich auf, Kleiner.“ Ich lächle ihn an. Er erwidert das Lächeln. Und der gelbe Laserstrahl besiegelt es, dass ich für immer ein Kind von gestern bleiben werde. Today, we are the kids from yesterday. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)