Verloren und Wiedergefunden von Chisaku (Itachi hat einen festen Plan, doch Raya bringt einiges durcheinander...) ================================================================================ Kapitel 4: Zwischenfall im Gemeinschaftsbad ------------------------------------------- Zwischenfall im Gemeinschaftsbad Raya schlug die Tür ihres Zimmers zu und trat den Mülleimer gegen die Wand. Sie kochte vor Wut. Wut auf Itachi und Wut auf sich selbst. Sie war noch keinen Tag hier und schon vernachlässigte sie ihre Mission! Und weshalb? Wegen eines Mannes, der sie schon vor Jahren verraten und im Stich gelassen hatte. Sie war eine Närrin zu glauben, sie könnte in Itachi noch etwas von dem Shinobi wiederfinden, der er früher gewesen war. Sie hatte ihn bewundert, zu ihm aufgesehen und versucht alles von ihm zu lernen, was sie nur konnte. Sie hatte ihm vertraut. Immer. Überall. In jeder Situation. Und er hatte sie nie enttäuscht. Bis zu jener Nacht war sie ihm gefolgt ohne eine einzige seiner Entscheidungen in Zweifel zu ziehen. Bis er seinen Clan vernichtet und Sasuke und sie allein zurückgelassen hatte. Sie war nicht in der Lage gewesen, seinem Bruder zu helfen. Sie hatte ihn genauso wenig aufhalten können wie Itachi, als er beschlossen hatte zu Oroshimaru zu gehen. Als Tsunade ihr die Mission übertrug, hatte sie geglaubt, sie könnte sie wirklich ausführen. Sie dachte der Gedanke an Konoha würde reichen, um gegen Itachi zu bestehen. Noch nie hatte sie sich so geirrt. Als Anbu war sie darin ausgebildet jedes Gefühl zu unterdrücken, Emotionen vorzutäuschen, die sie gar nicht besaß. Aber Raya hatte es nie wirklich gekonnt. Fremde glaubten ihr, jedoch niemand der sie näher kannte. Langsam sank sie auf ihr Bett und starrte die Zimmerdecke an. Sie wusste nicht wie lange sie so dagelegen hatte, als es zum zweiten Mal an diesem Abend an ihrer Zimmertür klopfte. Diesmal blieb sie aber einfach liegen: „Es ist offen!“ Die Tür wurde geöffnet und wieder geschlossen und sie konnte hören, dass jemand an ihr Bett trat. Sie starrte jedoch weiterhin nach oben, bis sich Sasoris roter Haarschopf in ihr Blickfeld schob: „Du hast ein Problem mit deinen Gefühlen.“ Das war keine Frage sondern eine Feststellung. Raya schwieg weiterhin, sah ihn nun aber direkt an. Er sah ziemlich jung aus, jünger als sie selbst jedenfalls. Wie alt er wohl war? Er ließ sich neben ihr nieder und musterte sie kurz: „Ich könnte das Problem mit deinen Emotionen beheben, wenn du das willst.“ Jetzt setzte auch sie sich auf und starrte ihn verwundert an: „Wie kommst du darauf, dass ich das will?“ Er lächelte flüchtig und wischte ihr eine Träne von der Wange: „Weil du geweint hast. Dir geht es schlecht.“ Erschrocken fuhr Raya sich mit den Händen übers Gesicht und stellte fest, dass es tatsächlich nass war. Sie hatte es gar nicht bemerkt. „Nur theoretisch, wie sollte das gehen und weshalb bietest du es mir an? Du kennst mich doch gar nicht.“ Raya musterte den Marionettenspieler misstrauisch. Natürlich würde sie ihre Gefühle niemals aufgeben, aber wenn er in der Lage war so etwas zu tun, dann musste sie es wissen. Sasori legte den Kopf schief und blickte ihr in die Augen: „Ich mache einfach eine Puppe aus dir. Eine Lebendige, nicht so wie die, mit den ich kämpfe. Du wärst wie ich.“ Erschrocken riss sie die Augen auf: „Du bist… eine… Puppe?“ „Ja.“ Raya streckte vorsichtig die Hand aus und berührte sein Gesicht. Nichts. Keine Wärme. Keine weiche Haut. Nur Holz. Sie zog ihren Arm sofort zurück: „Wie ist das möglich?“ „Das ist doch egal. Du müsstest natürlich erst sterben, aber davon bekämst du nichts mit.“ Ungeduldig stieß er mit dem Fuß gegen das Bett, doch Raya fragte weiter: „Warum bietest du mir das an?“ Sasori zuckte gleichgültig mit der Schulter: „Ich bin Künstler und so ungern ich das auch tue, ich muss Deidara Recht geben. Du bist wirklich sehr hübsch und wärst gewiss eine meiner besten Arbeiten. Zudem würdest du nicht nur so gut wie alle Emotionen verlieren, sondern auch unsterblich werden. Für immer so jung, wie du jetzt bist.“ Das erklärte natürlich seine Gestalt. Allerdings wurde Raya schon bei dem Gedanken daran, das Angebot anzunehmen, unheimlich schlecht. „Danke, Sasori. Aber ich glaube nicht, dass ich das möchte.“ Er zuckte erneut bloß mit den Schultern und stand auf: „Wenn du es dir anders überlegst, sag einfach Bescheid.“ Mit diesen Worten ging er zur Tür. „Ähm, Sasori?“ Er blieb stehen, drehte sich aber nicht um: „Was ist?“ „Könntest du mir sagen, wo ich ein Bad finde?“ Nun sah er sie doch an und Raya kratzte sich verlegen am Kopf. Erst dachte sie keine Antwort mehr zu erhalten, denn er setzte sich einfach wieder in Bewegung, doch in der offenen Tür hielt er nochmal inne: „Dann komm, ich habe nicht ewig Zeit.“ Sofort griff sie sich ein Handtuch aus dem Schrank und eilte ihm nach. Sasori erklärte ihr unterwegs, dass es nur ein größeres Gemeinschaftsbad gab, da die meisten von ihnen ja Männer waren. Er war noch so freundlich nachzusehen, ob jemand dort war, aber das Becken war vollkommen leer. Raya bedankte sich mit einem flüchtigen Lächeln und wünschte ihm eine gute Nacht, dann schlüpfte sie ins hinein. Rasch entledigte sie sich ihrer Kleidung und glitt ins Wasser. Es war angenehm warm und half ihren schmerzenden Gliedern sich zu entspannen. Behutsam löste sie ihren Zopf und wusch sich sämtlichen Schmutz aus den Haaren und von der Haut. Als sie sich umsah, entdeckte sie einen etwas breiteren Spalt im Fels, der wie ein kleines Fensteraussah und einen Blick nach draußen ermöglichte, er ließ sogar etwas Mondlicht hinein. Sie löschte die Fackeln, die den Raum erhellten, lehnte sich an den Rand und genoss den Frieden und die Stille, die sie umgaben. Derweil hatte Itachi sich ebenfalls in sein Zimmer zurückgezogen und dachte über den kurzen Moment nach, in dem Raya auf seinem Schoß gelegen hatte. Sie war wirklich eine unheimlich schöne Frau geworden, das konnte auch er nicht abstreiten. Jeder war dieser Meinung und bei den meisten Mitgliedern störte es ihn gewaltig. Itachi hatte Raya damals oft beschützt und er hatte den Drang dazu auch heute noch. Er war schon früher der Meinung gewesen, dass ihr Kekkei Genkai ihr eigenes Wesen perfekt reflektierte. Sie war sanft und gutmütig und sie hatte stets den Drang jedem zu helfen. Sie verabscheute Gewalt ebenso sehr wie er. Sie hassten beide den Krieg. Sie hatte seine Grausamkeit genauso hart zu spüren bekommen wie er selbst. Ob sie sich darum so gut verstanden hatten? Raya hatte ihn stets auch ohne viele Worte verstanden und sie war glücklicherweise auch nie eines der Mädchen gewesen, die ihm wie eine Klette hinterhergerannt waren. Itachi erhob sich von seinem Stuhl und trat an die Wand, die sein Zimmer mit dem von Raya verband. Er konzentrierte sich einen Augenblick, konnte aber kein Chakra spüren. Sie war nicht da. Mit der Begründung er würde lediglich Pains Auftrag ausführen, ging er hinüber und sah sich um. Im Schrank befanden sich nur ein paar Kleidungsstücke und die Utensilien, die Konan ihr vorerst zur Verfügung gestellt hatte. Eben alles, was eine Frau brauchen konnte. Als er das Buch auf dem Schreibtisch entdeckte, schlich sich ein leichtes Schmunzeln in sein Gesicht. Er erkannte es auch ohne näher heran zu gehen, dennoch nahm er es in die Hand und blätterte flüchtig durch die Seiten. Auf der letzten Seite hielt er inne. Er hatte ihr eine Widmung hineingeschrieben, als er es ihr zur Aufnahme in die Anbu geschenkt hatte. Herzlichen Glückwunsch und gib gut auf dich Acht. Dein Itachi Vorsichtig legte er es zurück und ging zum Nachttisch hinüber. Als er die Bilder darauf erblickte, erstarrte er auf der Stelle. Langsam sank er auf die Bettkannte nieder und griff zögernd nach den beiden Bilderrahmen. Eines zeigte Sasukes früheres Team und das andere Raya und ihn selbst kurz nach einer erfolgreichen Mission. Mit bebenden Händen stellte er die Bilder zurück und verließ fluchtartig den Raum. Wie konnte es sein, dass sie sein Bild bis heute neben ihrem Bett aufbewahrte? Es schien ihr immer noch wichtig genug zu sein, dass sie es mitgenommen hatte. Da Itachi kein Idiot war, konnte er sich auch nicht länger vormachen, dass Raya ihn genauso betrachtete wie alle anderen in Konoha. Hielte sie ihn wirklich für einen Mörder und Verräter, hätte sie ihn vollständig aus ihrem Leben getilgt ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Es gab wohl kaum etwas, das sie mehr verachtete. Dieses eine Bild machte ihm deutlich, dass Raya noch die gleiche Person war, die ihm bis tief in die Wälder Konohas gefolgt war, ehe die Kräfte sie verließen. Doch wie ging er nun damit um? Einerseits bedeutete diese Erkenntnis, dass sie definitiv eine Spionin war, andererseits war sie wahrscheinlich der einzige Mensch, der ihm, sowohl damals als auch heute, noch genügend vertraute, um nicht an seinen Verrat zu glauben. Verwirrt lief Itachi durch die Flure des Hauptquartiers und versuchte zu einer vernünftigen Entscheidung zu gelangen. Aber jedes Mal endete er bei der Erkenntnis, dass er sie nicht einfach dem Tod ausliefern konnte. Zumal man vorher vermutlich versuchen würde jede Information aus ihr herauszuquetschen, die man kriegen konnte. Natürlich wäre das seine Aufgabe, wenn Madara es nicht persönlich übernehmen wollte. Es war zum Haare raufen! Plötzlich blieb Itachi stehen und blickte auf die Tür des Gemeinschaftsbades. Er konnte Rayas Chakra hinter dem Holz spüren und legte die Hand auf die Klinke. Er musste ihrem Chakra instinktiv gefolgt sein, als er in Gedanken versunken herumgeirrt war. Eines stand fest, momentan kam er keinen Schritt weiter. Um eine Entscheidung treffen zu können, musste er früher oder später mit ihr reden und sie würde ihn nach der Wahrheit fragen. Sie brauchte es gar nicht auszusprechen, die Frage hatte bereits in ihren Augen gestanden, als er vorhin hineingesehen hatte. Sie war dicht genug bei ihm gewesen, dass er sie genau erkennen konnte. Itachi atmete noch einmal tief durch, schloss die Augen und drückte schließlich die Türklinke hinunter. „Raya?“ Erschrocken riss sie die Augen auf. Itachi, hallte es in ihrem Kopf. Langsam drehte sie ihren Kopf zur Tür und erblickte ihn. Mit geschlossenen Augen stand er vor der Tür, hatte das Gesicht aber in ihre Richtung gewandt. Er spürte sie vermutlich. Sofort unterdrückte sie ihren Chakrafluss, doch Itachi lächelte nur kalt darüber: „Wenn du ihn versteckst, muss ich die Augen öffnen, Raya.“ Er wusste, dass die Drohung wirken würde. Raya stieß zwar einen leisen Fluch aus, ließ ihrem Chakralauf aber wieder freie Hand. Langsam trat er um das Becken herum auf sie zu. Er hörte wie sie weiter ins Wasser zurückwich und spürte ihren wachsamen Blick auf sich ruhen. Auf ihrer Höhe blieb er schließlich stehen und setzte sich hin. Raya musterte ihn misstrauisch. Sie hatte ihn bislang nur mit seinem Umhang gesehen und keine Ahnung gehabt, was für einen Körper er darunter versteckte. Hatte er früher schon so ausgesehen? Wahrscheinlich, er hatte ja ziemlich viele Verehrerinnen gehabt. Wieso hatte sie das nie richtig bemerkt? Sie wusste um seinen guten Körperbau, aber so hatte sie ihn damals nie wahrgenommen. Empört über sich selbst schüttelte sie schließlich heftig den Kopf. Es war wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, um sich mit Itachis Körperbau zu beschäftigen, sie sollte sich eher darum sorgen, wie sie ihren eigenen Leib möglichst schnell bedecken konnte. Mit zusammengekniffenen Augen starrte sie den Uchiha also an: „Was willst du, Itachi? Es ist unverschämt zu einer nackten Frau ins Bad zu treten.“ „Dann zieh dir etwas an.“ Zögernd schaute sie zu ihren Kleidern. Er saß direkt daneben! „Wenn du die Augen öffnest oder die kleinste Bewegung machst, Itachi Uchiha, dann…“ „Ich bin nicht Hidan!“, unterbrach er sie grob und sie verstummte. Er spürte, wie sie sich vorsichtig neben ihm aus dem Wasser hievte und sich möglichst schnell wieder anzog. „Ich bin fertig“, murmelte sie leise und er öffnete seine Augen, um sie anzusehen. Raya stand ein Stück entfernt vor dem Fenster und trocknete ihre Haare mit einem Handtuch, während sie ihn weiterhin kritisch fixierte: „Du hast mir noch immer nicht gesagt, was du eigentlich willst, Itachi.“ „Ich will mit dir reden.“ Mehr brachte er im Augenblick nicht heraus. Er konnte sie zwar nicht genau sehen, aber er erkannte noch genug, um zu bemerken, dass ihr nasses Haar im Mondlicht schimmerte wie kleine Eiskristalle und auch in ihren Augen brach sich der silbrige Schein ein wenig. Der Rest bestand jedoch nur aus dunklen farbigen Konturen. Da Itachi schwieg und ohne mit der Wimper zu zucken dasaß, trat Raya vorsichtig näher zu ihm und ging vor ihm in die Hocke: „Itachi? Ist alles in Ordnung?“ So dicht vor ihm, erkannte er die Sorgenfalten, die ihre Stirn zierten und ob er nun wollte oder nicht ein flüchtiges Lächeln huschte über seine Lippen. Die junge Frau beunruhigte sein Verhalten etwas: „Ich werde dich jetzt auf dein Zimmer bringen. Du scheinst etwas neben dir zu stehen.“ Sie wollte sich gerade seinen Arm über die Schultern legen, als er plötzlich zurückwich. Ihre Berührung hatte ihn wieder aus seinen Gedanken zurückgeholt und er versuchte strikt zu vermeiden, sie mit der bloßen Haut zu berühren. Dabei hatte er dummerweise so viel Schwung, dass er prompt ins Wasser kippte und sie mitzog. Nun saßen sie beide klitschnass im Becken und starrten sich verwirrt an. Nach und nach stieg Raya die Röte in die Wangen und sie stotterte etwas hilflos vor sich hin: „Ent-entschuldige, du-du hast so komisch vor dich hingestarrt. I-ich dachte, es geht dir nicht gut.“ Verlegen senkte sie den Kopf. Itachi erhob sich schweigend und stieg aus dem Wasser. Er tropfte von oben bis unten und griff knurrend nach dem am Boden liegenden Handtuch. „Na komm schon. Wenn du noch lange mit den Klamotten im Wasser sitzen bleibst, erkältest du dich!“ Weiterhin zu Boden guckend, stieg Raya ebenfalls aus dem Nass und folgte Itachi zurück zu ihren Zimmern. „Du hast fünfzehn Minuten, dann komme ich rüber!“, hörte sie Itachi sagen, danach verschwand er hinter seiner Tür. Sie verharrte kurz auf der Stelle, ging dann aber ebenfalls rasch in ihr eigenes Quartier. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)