Reflection von queermatcha (In my heart just keep on bleeding, I can't stand myself too long...) ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Es tut mir wirklich leid, dass das Update so lange gedauert hat. Von nun an werde ich versuchen, regelmäßig neue Kapitel hochzuladen, versprochen. xD *verbeug* Die Unterrichtsstunden am nächsten Tag vergingen ebenfalls wie im Flug. Frau Kawamura hatte mit den Schülern erste Atemübungen gemacht und sie auch einen theoretischen Test schreiben lassen. Zu ihrem Unterricht gehörte die Musiktheorie genauso dazu wie wie Praxis. Taka mochte sie und arbeitete fleißig mit. Er war motiviert wie nie und schaffte es sogar, in ihrer kurzen Pause ein wenig mit Haruna zu reden, die sich sehr für ihn zu interessieren schien, auch immer mehr auftaute Taka gegenüber. Die anderen Gesangsschüler wirkten sehr nett, bis auf diesen Jun. Der wirkte unglaublich desinteressiert, teilweise genervt und nicht sehr sympathisch auf den jungen Sänger. Aber davon ließ Taka sich die Laune nicht vermiesen – er hatte großen Spaß und blühte nach und nach immer mehr auf. Ein paar Wochen zogen ins Land. Takahiro arbeitete fleißig weiter im Supermarkt und in der Pianobar und schaffte es, bei jeder Gesangsstunde anwesend zu sein. Immer öfter unterhielt er sich mit Haruna und zu seiner Überraschung schien diese mit Jun befreundet zu sein. Sie erzählten ihm, dass sie sich schon aus der Grundschule kannten. Taka und Haruna verstanden sich gut; sie mochten so ziemlich dieselbe Musik und gaben sich immer wieder Tips, was den Gesang anging. Und an einem Sonntagabend, nachdem Taka, Haruna und Jun über den neuen Song einer bekannten Visual Kei-Band gefachsimpelt hatten, wendete Haruna sich an Taka. „Willst du mit uns noch was essen gehen? Ich hab‘ Hunger und will noch nicht nach Hause.“ Taka blinzelte verwirrt. Etwas Essen gehen? „Mit dir?“, fragte er und Haruna nickte lächelnd. „Und mit Jun.“ Kurz überlegte Taka. Es war schon ewig her, seit er mit Gleichaltrigen – mit Freunden – essen gegangen war. Irgendwie freute es ihn, dass Haruna ihn das fragte. Er lächelte glücklich und nickte. „Gerne!“ Das Mädchen strahlte. „Schön! Wir gehen öfters in das McDonalds die Straße runter.“ Kurz darauf packten sie auch schon ihre Sachen und verließen die Musikschule. Gemeinsam liefen die drei Jugendlichen die regennasse Straße hinunter und ganz plötzlich spürte Taka eine Art Glücksgefühl, von dem er fast schon vergessen hatte, wie es sich anfühlte. Er war nicht mehr ganz allein. Haruna und Jun, bei dem das Sprichwort „Harte Schale, weicher Kern“ wirklich gut passte, wollten Zeit mit ihm verbringen. Sie sprachen mit ihm, lachten mit ihm, redeten mit ihm über ihre Probleme in der Schule. Und das machte den sonst so einsamen, kleinen Sänger glücklich. Er fühlte sich plötzlich akzeptiert. Auch, wenn er Haruna und Jun erst drei Monate kannte, aber man konnte fast sagen, sie hätten eine Art kleine Dreier-Clique gebildet. Als sie die McDonalds-Filiale betraten und sich anstellten, um sich etwas zu Essen zu bestellen, blickte Taka sich um. Es war ziemlich voll, überall tummelten sich junge Leute und von irgendwoher kam lautstarke Musik. Gut, dass Taka immer mal wieder etwas Geld zurücklegte; so waren solche Ausgaben außer der Reihe auch mal drin. Und ein Burgermenü kostete ja auch nicht die Welt. Nachdem die drei bestellt hatten, fing die Bedienung an, ihr Essen und ihr Trinken auf das Tablett, das vor ihnen auf dem Counter stand, zu räumen. Nacheinander zahlten sie dann und Jun schnappte sich das Tablett und führte Taka und Haruna zu einem der Tische. Lächelnd dackelte Taka seinen beiden Freunden hinterher und nahm neben Jun auf der Sitzbank Platz, während Haruna ihnen gegenüber auf einem der Stühle saß. Der junge Sänger schnappte sich direkt sein Getränk und trank einen Schluck davon, bevor er noch einmal den Blick schweifen ließ. „Ich fand die Aufgabe heute schwer.“, sagte Jun irgendwann, der gerade auf ein paar Pommes herumkaute. Taka blickte ihn an. „Was fandest du daran schwer?“, fragte er und Jun überlegte kurz. „Ich weiß auch nicht so recht. Ich komme mit den verschiedenen Notenarten noch nicht ganz klar.“ Taka griff nach seinem Burger und nahm einen Bissen, nickte dann. „Das ist eigentlich gar nicht so schwer. Wenn du möchtest, kann ich es dir nochmal erklären.“, sagte er, nachdem er seinen Bissen herunter geschluckt hatte. „Naja, mal sehen.“, kam da nur von Jun. „Ich hab eigentlich sowieso keine Lust auf diesen ganzen Theoriekram.“ Haruna schmunzelte den Blonden an. „Das gehört aber dazu, genau wie die praktischen Übungen.“ Lächelnd aß Taka seinen Burger weiter und hörte zu, wie Haruna und Jun sich über die letzte Gesangsstunde unterhielten. Er selbst hatte keinerlei Probleme mit dem Stoff, im Gegenteil; Taka saugte die neuen Informationen, die er von Frau Kawamura bekam, auf wie ein Schwamm. Mit der Theorie kam er auch gut zurecht – das Notenlesen hatte er schon als kleiner Junge von seinem Vater gelernt. Ihm machte das alles auch großen Spaß; Taka liebte einfach alles an Musik. Während er immer wieder kicherte, weil Jun mal wieder wegen seiner Hausaufgaben auf der High School herumjammerte, öffnete sich die Tür und eine Gruppe junger Männer trat ein. Neugierig beäugte Taka sie und machte große Augen, als er den Dunkelhaarigen erkannte, den er damals in der Musikschule beinahe umgerannt hätte, als er auf der Suche nach dem Raum für die Gesangs-Anfänger gewesen war. Der junge Mann mit dem dunklen Haar und den faszinierenden Augen, die Taka sogar einmal im Traum gesehen hatte, war in Begleitung von zwei Anderen. Der eine sah aus wie ein Europäer oder Amerikaner, hatte recht helles Haar und war ziemlich groß. Der zweite im Bunde hatte ziemlich wirres, schulterlanges Haar, in das er eine blonde Strähne gebleicht hatte. Alles in Allem waren die Drei ein ziemlich auffälliges Gespann, vor allem, weil sie recht lautstark über irgendetwas diskutierten und dabei immer wieder auflachten. Irgendwie fand Taka den jungen Mann mit dem schwarzen Haar, der ihn in der Musikschule so angeblafft hatte, interessant, auch, wenn dieser nicht der Allernetteste zu ihm gewesen war. Aber irgendetwas an der Ausstrahlung des jungen Gitarristen zog Takas Blick und Interesse auf sich. Jun, der inzwischen fertig war mit seinem Essen, bemerkte, dass Taka von irgendetwas abgelenkt wurde. Er folgte dem Blick des Kleineren und seufzte dann genervt auf. „Ne, oder? Was wollen die Vollidioten denn hier? Ist man vor denen nirgends sicher?“ Überrascht hob Taka die Brauen, als der Blonde das sagte, und blickte ihn musternd an. „Kennst du die Drei?“ Jun nickte. „Ja. Sie sind auf meiner High School. Der mit dem Ohrring ist sogar in meiner Klasse.“, gab der Blonde zur Antwort und schüttelte dann nur den Kopf. Taka blinzelte. „Und warum reagierst du so? Magst du sie, beziehungsweise ihn, nicht?“ Bei Takas Frage lachte Jun auf. „Ich kann diese drei Deppen auf den Tod nicht ausstehen. Die halten sich für die Allertollsten und gehen mir mit ihrer puren Anwesenheit total auf die Nerven. Vor allem ihr Möchtegern-Chef, Toru. Das ist der mittelgroße mit den schwarzen Haaren und dem Ohrring.“ Toru. So hieß der junge Mann also, der immer mal wieder in Takas Kopf herum spukte. „Was ist denn mit ihm?“, hakte Taka nach. Er wollte nun über Toru so viel erfahren wie möglich. „Der hat ein total loses Mundwerk und mischt sich andauernd in Dinge ein, die ihn überhaupt nichts angehen. Und weil er ein halbwegs passabler Gitarrist ist, denkt er natürlich auch, er wäre der König der Schule.“, schilderte Jun mit gerümpfter Nase. Es war ihm anzusehen, dass er von Toru weniger als gar nichts hielt und Taka blickte stirnrunzelnd zu dem Schwarzhaarigen, der sich gerade mit seinen zwei Freunden in die Schlange am Counter eingereiht hatte, damit sie ihre Bestellungen aufgeben konnten. „Und seine zwei Schoßhündchen sind auch nicht viel besser, vor allem der bescheuerte Amerikaner und sein weiblicher Fanclub.“ Damit schloss Jun seine Erzählungen ab und wendete sich nun lieber wieder Haruna zu, die ihr Heft mit den Gesangsunterricht-Notizen aus dem Rucksack gezogen hatte. „Och nö, Haruna, nicht jetzt. Wir haben doch vorhin genug gelernt.“, maulte der Blonde dann und was er weiterhin zu dem Mädchen sagte, bekam Taka gar nicht mehr mit. Er blickte noch immer zu Toru und seiner Clique und dachte über das nach, was Jun ihm gerade geschildert hatte. Der junge Mann kam ihm eigentlich nicht so unsympathisch vor, wie sein Kumpel ihn gerade dargestellt hatte; Toru lachte viel und knuffte seine Freunde immer mal wieder spielerisch in die Seite. Er wirkte recht fröhlich, nicht wie in dem Moment, als Taka ihn angerempelt hatte. Aber vielleicht hatte Jun auch Recht, und es wäre besser, sich von dem Dreiergespann fern zu halten? Taka wusste es nicht so recht. Eigentlich hatte er eher das Bedürfnis, Toru einfach kennen zu lernen und sich selbst ein Bild von seinem Charakter zu machen. Aber einerseits hatten Juns Schilderungen ihn jetzt ein wenig eingeschüchtert und andererseits war Taka sowieso viel zu schüchtern, als dass er einfach zu jemandem gehen könnte, den er gar nicht kannte, um sich mit ihm anzufreunden. Leise seufzte der Sänger und nahm noch einen Schluck Cola. „Ist alles okay, Taka?“, fragte Haruna, die ihn lächelnd musterte. Taka erwiderte ihr Lächeln. „Ja, alles klar.“, gab er zurück, behielt seine Gedanken aber für sich. Jun und Haruna würden ihn bestimmt für ziemlich seltsam halten, wenn sie wüssten, dass Takahiro sich den Kopf über einen Jungen zerbrach, den er gar nicht kannte. Unauffällig versuchte Taka dann, Toru noch ein wenig zu beobachten, aber leider hatten Toru und seine Freunde ihr Essen zum Mitnehmen bestellt. Taka hatte gehofft, dass sie sich in ihre Nähe setzen würden, aber sie zahlten, schnappten sich die typischen McDonalds-Papiertüten, in denen ihr Essen verstaut war, und verließen das Restaurant genauso schnell wieder, wie sie aufgetaucht waren. Das fand Taka schade. Gern hätte er Toru noch ein wenig beobachtet. Aber wenn dieser sowieso ein Idiot war, dann war es vielleicht auch besser so. Also wendete Taka sich wieder seinen Freunden zu und bald waren sie in eine angeregte Diskussion darüber verwickelt, welcher der Star Wars-Filme der Beste war. Kurz vor zehn Uhr Abends war Taka dann auf dem Weg zu seiner Jugendherberge. Es war noch ein sehr lustiger Abend geworden, denn es hatte sich herausgestellt, dass Jun genauso großer Star Wars-Fan war wie Takahiro. Sie hatten sich angeregt über die Filme unterhalten und dass sie hofften, dass es in Zukunft noch mehr davon geben würde. Je mehr Zeit Taka mit Jun verbrachte, desto mehr mochte er den meistens etwas ruppigen, aber doch ganz netten jungen Mann. Man musste einfach nur wissen, wie man mit seiner gelegentlichen Launenhaftigkeit umzugehen hatte, dann konnte man mit dem Blonden wirklich viel Spaß haben. Das Einzige, was Taka an Jun wirklich störte, war, dass er oft über seine Familie oder seine Schulkameraden lästerte. Lästern war eine sehr schlechte Angewohnheit, wie der junge Sänger fand, aber solange Jun damit nicht übertrieb, konnte Taka auch damit leben. Immerhin lästerte Jun niemals über Haruna, wenn die beiden Jungs allein waren. Nachdem sie sich vor dem McDonalds verabschiedet hatten, war Taka zur nächsten U-Bahn-Haltestelle gelaufen. Dort stieg er in die nächste Bahn ein und suchte sich eine Sitzgelegenheit. Zum Glück war es nicht ganz so brechend voll wie üblich, sodass der Sänger einen freien Platz in einem der Vierersitze erhaschte. Er ließ sich darauf nieder und nahm dann seinen Rucksack auf den Schoß, als ihm auffiel, wer ihm da gegenüber saß. Es war Toru, und er war allein. Weit und breit war weder der Amerikaner noch der andere junge Mann zu sehen, mit dem Toru im McDonalds gewesen war. Der Schwarzhaarige hatte den Kopf an die Fensterscheibe der U-Bahn gelehnt und schien zu schlafen. Neben ihm, an die Wand gelehnt, stand eine Gitarre, eingepackt in eine schwarze Gitarrentasche. Ein Arm des jungen Mannes war um den Hals der Gitarre geschlungen, während die andere Hand auf seinem Oberschenkel lag. Taka konnte sehen, dass Toru Kopfhörer in den Ohren hatte; anscheinend Musik hörte. Unter seiner Jacke hob und senkte sein Brustkorb sich immer wieder regelmäßig und der entspannte Gesichtsausdruck des Anderen zeigte dem jungen Sänger, dass Toru wirklich zu schlafen schien. Sofort stellte sich dem kleinen Sänger die Frage, warum sein Gegenüber so müde war. Hatte er einen anstrengenden Tag gehabt? Vielleicht hatte er ja lange Gitarre geübt? Oder er hatte irgendwo einen Auftritt gehabt? Von Frau Kawamura hatte Taka mal erfahren, dass manche Schüler der Musikschule es sogar schon zu lokaler Bekanntheit geschafft hatten mit ihrer Musik. Was es auch war, Taka nutzte die Gelegenheit, dass Toru ihm gegenüber saß, und musterte den Schwarzhaarigen unverhohlen. Sein Blick wanderte über das Haar und die Stirn des Anderen, über seine Augenbrauen und seine überraschend langen Wimpern. Nachdem Taka die Nase des Größeren betrachtet hatte, blieben seine Augen auf dessen Lippen hängen. Sie waren voll und ziemlich fein geschwungen, sogar ganz leicht geöffnet, während Toru weiterhin selig vor sich hin schlief. Taka erwischte sich bei dem Gedanken, dass Toru wirklich ein sehr hübsches Gesicht hatte, er es aber schade fand, dass er die dunklen, unergründlichen Augen des Anderen nicht sehen konnte. Die ganze Zeit über betrachtete Taka den, wie er fand, faszinierenden jungen Mann, bis seine Haltestelle ausgerufen wurde. Beinahe widerwillig erhob sich der Sänger und nach einem letzten Blick auf den schlafenden Schwarzhaarigen trat Taka in den Gang und schlüpfte dann aus der U-Bahn, bevor die hineinströmenden Massen ihn wieder in den Waggon drängen würden. Draußen konnte er nicht anders und drehte sich noch einmal um, aber Toru war nicht mehr zu entdecken, weil eine Gruppe Menschen sich vor den Vierersitz gestellt hatte. Also ließ Taka es dabei, machte auf dem Absatz kehrt und lief dann schnell nach Hause, weil es nachts sehr kalt geworden war. Hosted by Animexx e.V. 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