Das Spiel von Licht und Schatten von Chisaku (Draco & Chiara - Freunde, Feinde, Liebende?) ================================================================================ Kapitel 3: Weihnachtsbummel in Hogsmeade ---------------------------------------- Weihnachtsbummel in Hogsmeade Hermine begleitete Chiara nach dem Unterricht in den Krankenflügel und nachdem Madame Pomfrey ihren Knöchel versorgt hatte, konnte sie wieder problemlos auftreten. „Vielen Dank, Madame. Schöne Weihnachten.“ Sie gingen hinaus und kaum hatten sie den Flur betreten, platzte es plötzlich aus ihrer Freundin heraus: „Was war das vorhin in Zaubertränke? Du hast ja schon fast mit Malfoy gekuschelt!“ „Wie bitte? Hattet ihr nichts Besseres zu tun als mich zu beobachten? Und sage mir nicht, ihr wolltet nur aufpassen, dass mir nichts passiert! Wir wissen beide, dass er sich vor einem Lehrer niemals etwas erlauben würde, das anderen schadet. Außerdem kann ich auch auf mich selbst aufpassen, ich komme mit Malfoy allein schon zurecht! Und wenn es euch nicht aufgefallen ist, ich habe mit ihm zusammengearbeitet, die Kessel sind klein und ich werde meine gute Note nicht riskieren, nur weil ich mit einem Slytherin in eine Gruppe gesteckt werde! Ich fasse es nicht!“ Wütend ließ Chiara die andere Gryffindor stehen und ging in ihren Gemeinschaftsraum, wo sie auch Harry und Ron nur mit einem vernichtenden Blick strafte, als diese sie ansprechen wollten. Chiara kannte die drei immerhin gut genug, dass Hermine nicht allein auf diese Frage gekommen war. Vermutlich hatte Harry wieder jeden kleinen Fingergriff von Draco beobachtet. Im Verwandlungsunterricht setzte Chiara sich auf einen Platz neben Draco und sah die drei Gryffindors herausfordernd an. Sollten sie doch bekommen, was sie ihr vorwarfen. Sie hatten zwar eigentlich Recht, aber Chiara störte es gewaltig, dass sie einfach davon ausgingen, sie hätte mit Harrys Erzfeind geturtelt und sie hintergangen! Während des Unterrichts schielte Draco immer wieder zu ihr rüber und warf ihr fragende Blicke zu. Ihr Verhalten war heute wirklich ein wenig sonderbar. Nach dem Unterricht klärte sich allerdings auch für ihn alles auf, als er erst nach den Gryffindors auf den Gang trat und dort mitbekam, wie Chiara Harry eine Standpauke hielt, die dem Slytherin ehrlich gesagt gefiel. Außerdem sah seine kleine Löwin äußerst entzückend aus, wenn sie mit in die Hüften gestammten Händen dastand und ihre Freunde in scharfem Ton zurechtwies. „Was fällt euch eigentlich ein? Weil Slughorn uns zusammenarbeiten lässt, hintergehe ich euch plötzlich oder wie ist das? Und du Harry, nur weil ich Draco Malfoy nicht jedes Mal, wenn ich ihn sehe, an die Kehle springe oder ihm Flüche auf den Hals hetze, heißt das jawohl nicht, dass ich dich nicht mehr unterstütze! Oder hältst du mich jetzt auch für einen Todesser?“ Harry war äußerst still geworden, Ron sah aus wie ein Stück Kreide und Hermine sah beschämt zu Boden. Nur Harry versuchte noch etwas zu erwidern: „Wir wollten doch nur sichergehen, dass alles in Ordnung ist, es ging immerhin um Malfoy. Du bist doch kurz vorher erst von den Slytherins verletzt worden.“ Chiara kochte vor Wut, hielt er sie denn für ein kleines Kind? „Oh, du wolltest mich als beschützen, ja? Vor dem großen bedrohlichen Draco Malfoy. Um Himmel Willen Harry, du weißt doch wie gut ich zaubern kann, traust mir gar nichts zu? Ich kann mich durchaus selbst verteidigen, wenn ich nicht gleich von der ganzen Gruppe angegriffen werde! Es ist ja lieb gemeint, aber ich bin kein kleines Kind mehr und was willst du in den nächsten Wochen tun? Ich bin allein in Hogwarts, ohne euch, soll Hedwig dann Babysitter spielen? Und um auf meinen Fuß zurückzukommen, das war Pansy, nicht Draco. Ich kann das nämlich noch auseinanderhalten. Und du?“ Harry entschuldigte sich noch einmal zähneknirschend und Chiara verzieh im schließlich. Dann verschwanden sie in Richtung Gryffindorturm, es wurde für ihre Freunde Zeit zu packen. Draco stand wie vom Donner gerührt da und bewegte sich erst wieder, als Blaise ihn rief. Die Anderen hatten es offensichtlich nicht gemerkt, aber da er dieses versteckte Spiel schon eine Weile mit Chiara spielte, war ihm auch nicht entgangen, dass sie ihn gerade heftig verteidigt hatte. Allerdings musste er gestehen, dass sie Recht hatte, sie könnte sich sehr gut allein verteidigen und von seinen Freunden hätte keiner einen Hauch einer Chance gegen sie. Er schon, weil er sie kannte und ihre Hemmschwelle ihm gegenüber äußerst groß war, wenn es darum ging, ihm zu schaden. Allerdings hegte er nicht die Absicht sie in eine Lage zu bringen, in der sie sich verteidigen müsste. „Maaan, du bist momentan echt komisch drauf, Draco. Stimmt etwas nicht? Du interessierst dich doch nicht etwa für diese Blutsverräterin oder?“ Pansy hakte sich bei ihm unter und klammerte wie ein Affe, während sie ihn vorwurfsvoll ausquetschte. Schließlich platzte ihm der Kragen: „Verdammt lass los, du Klette! Du nervst und außerdem habe ich mir bloß angesehen wie Potter zur Sau gemacht wurde! Seid doch selbst schuld, wenn ihr euch das entgehen lasst!“ Draco schüttelte die Slytherin von seinem Ärmel und warf ihr einen vernichtenden Blick zu, der seine Wirkung nicht verfehlte und jeden weiteren Kommentar des Mädchens im Keim erstickte. Im Schlafsaal schmiss er seine Tasche neben seine Truhe, seinen Umhang über einen Stuhl und sich selbst aufs Bett. Dort blieb er aber nur kurz liegen, dann schnappte er sich seinen Umhang wieder, legte sich einen um und begab sich zur Eulerei. Eigentlich hatte er über die Sache mit Chiara erst nachdenken wollen, aber Pansy hatte ihm gerade gezeigt, dass das ohnehin sinnlos wäre. Er wollte zwar Snapes Hilfe nicht, aber Chiaras Freundschaft nahm er gerne wieder an. Inwieweit er sie in seine Probleme verwickeln würde, konnte er auch später noch entscheiden. Womöglich würde sie ja auch einfach gar nicht mehr sehen wollen, wenn sie herausfand, dass er ein Todesser war. Wenn er Dumbledore tatsächlich tötete, würde sie auf jeden Fall hassen, da war er sich sicher. Also verbrachte er lieber noch einmal ein paar schöne Tage mit ihr, an denen er sich hinterher festhalten konnte, als diese kleine Chance, ein letztes Mal etwas von ihr zu erfahren, einfach an sich vorbeiziehen zu lassen. Da er Chiara nun schon heute antwortete, konnte er nicht seine eigene Eule zu ihr schicken und suchte deshalb nach ihrer Sumpfohreule, die er aufgrund ihrer unheimlichen gelben Augen auch schnell gefunden hatte. Das Tier starrte ihn misstrauisch an und reagierte erst, als er ihm das kleine Stück Pergament reichte, das es zu seiner Herrin bringen sollte. Der Vogel schoss zu ihm hinunter, schnappte sich die Nachricht und schoss nur knapp an Dracos Gesicht vorbei nach draußen. „Was für ein biestiges Vieh.“ Draco stapfte mit noch schlechterer Laune als zuvor zurück ins Schloss und verschwand dort im Raum der Wünsche, um das Verschwindekabinett zu reparieren. Chiara half Hermine derweil beim Packen und zuckte erschrocken zusammen, als ihre Eule plötzlich an die Fensterscheibe klopfte. „Shadow, was du denn hier? Es doch mitten am Tag.“ Shadow ließ eine kleine Pergamentrolle in ihren Schoß fallen und Chiara setzte sich damit auf ihren Stuhl. Der Vogel ließ sich darum auf ihrer Lehen nieder, um sie daran zu erinnern ihm seine Belohnung zu geben. Die fiel für das äußerst nachtaktive Tier bei Flügen am hellen Tage nämlich höher aus als normalerweise. Während Chiara also drei Mal über die zwei Zeilen anmutig schwungvoller Schrift flog, knabberte Shadow ungeduldig an ihrem Ohr. Hallo Chiara, ich hole dich morgen Früh vor deinem Gemeinschaftsraum zum Frühstück ab. Nimm warme Sachen mit, wir machen einen Ausflug. Draco hatte zur Sicherheit nicht unterschrieben, aber Chiara wusste ja, dass das Schreiben nur von ihm stammen konnte. „Um Himmels Willen, Shadow! Ist ja gut, hier hast du deinen Keks! Und nun ab mit dir, bevor du mir wieder auf meinem Bett einschläfst und mich heute Nacht verrückt machst.“ Sie scheuchte ihr geliebtes Haustier aus dem Fenster und warf ihm noch einen zweiten Keks hinterher, den Shadow im Sturzflug schnappte und auf einem Baum in der Nähe verspeiste, ehe er in die Eulerei zurückflog. „Wer schreibt dir denn so kleine Nachrichten?“ Hermine lugte neugierig über ihre Schulter und Chiara ließ das kleine Blatt schnell verschwinden. „Nur ein Bekannter aus einem der anderen Häuser, der zufällig auch über Weihnachten hier ist. Wir wollen morgen zusammen frühstücken.“ „Du hast also ein Date.“ Hermine grinste breit. „Nein, nur eine Verabredung mit einem Freund wie Ron und Harry auch.“ „Und wieso versteckst du den Brief dann vor mir und bist so nervös? Du wirst sogar schon rot.“ Hermine griff blitzschnell um sie herum, schnappte das Pergament und rannte dann vor Chiara davon, die den kleinen Brief unbedingt zurückhaben wollte. Schließlich versteckte Hermine sich hinter Ron und Harry, die die zwei Mädchen verblüfft ansahen: „Wieso jagt ihr euch denn wie Katze und Maus?“ Chiara versuchte immer noch an ihren Brief zu kommen, während Hermine sagte: „Chiara hat ein Date, deshalb will sie über Weihnachten auch hier bleiben.“ „Ist nicht wahr.“ Ron fiel die Kinnlade herunter und Ginny schnappte sich von Hermine die Pergamentrolle, damit Chiara sie nicht wieder in die Finger bekam, und las den Inhalt vor: „Hallo Chiara, ich hole dich morgen Früh vor deinem Gemeinschaftsraum zum Frühstück ab. Nimm warme Sachen mit, wir machen einen Ausflug.“ „Von wem ist der Brief?“ Ron sah seiner Schwester neugierig über die Schulter. „Es steht kein Name drunter. Wer ist der geheimnisvolle Unbekannte, von dem du deinen besten Freundinnen nichts erzählt hast?“ Ginny blickte Chiara vorwurfsvoll an und Hermine unterstützte sie dabei: „Rücks raus, wen ziehst du uns vor?“ „Niemanden! Ich habe erst heute durch Zufall davon erfahren, dass er ebenfalls hier bleibt. Ich werde trotzdem in der Bibliothek lernen, aber ich muss Heiligabend ja nicht alleine bleiben und essen kann ich jawohl auch in Gesellschaft. Wenn ihr lieb und brav seid, erzähle ich euch nach den Ferien vielleicht davon.“ Chiara schnappte sich Dracos Brief und steckte ihn sich einfach in den zwischen ihre Brüste, damit keiner mehr auf die Idee kam, danach zu greifen. „Also ich nehme ja an, er ist groß, sieht gut aus und hat eine tadellose Erziehung genossen. Seine Schrift ist so elegant und ordentlich, er stammt sicher aus gutem Hause.“ Chiara dachte fieberhaft darüber nach, wie sie Hermine davon abhalten konnte, weiter nachzudenken, denn sie war viel zu gut darin, um nicht doch irgendwann versehentlich auf die richtige Antwort zu stoßen. „Und er ist nicht aus Gryffindor“, trug Harry bei. „Wen kennen wir aus Ravenclaw oder Hufflepuff, der auf die Beschreibung zutrifft?“ Ron zerbrach sich also auch den Kopf. „Hey Leute, bis jetzt war es ja noch okay, aber wenn sie es noch nicht sagen will, dann lasst sie auch in Ruhe. Wir wissen ja gar nicht, ob das eine beidseitige Angelegenheit ist und es kann sein, dass wir ihn gar nicht kennen.“ Chiara fiel Ginny dankbar um den Hals und die junge Weasley scheuchte die übrigen nach oben, um ihr Gepäck zu holen. Chiara brachte ihre Freunde zum Bahnsteig und verabschiedete sich dort in einer langen Prozedur von Umarmungen von jedem einzelnen und nahm ihnen das Versprechen ab, dass sie alle heile zurückkommen würden, ehe sie sie gehen ließ. Nachdem der Hogwartsexpress schließlich nicht mehr zu sehen war, ging sie gemeinsam mit Hagrid zurück und verbrachte den restlichen Abend bei ihm. Sie aß sogar dort und ging erst kurz vor der Sperrstunde ins Schloss zurück und in ihr Bett. Heute Abend besuchte sie Draco nicht als Schoko, sie war viel zu nervös wegen des morgigen Tages. Noch bevor die Sonne aufging, war Chiara bereits aufgestanden, geduscht und hatte sich ihre Zähne geputzt. Nun stand sie vor ihrem Kleiderschrank und suchte verzweifelt etwas zum Anziehen. Sie wollte Draco nicht in vollkommen alltäglichen Kleidern gegenübertreten, sich aber auch nicht übertrieben herausputzen. Letzten Endes entschied sie sich darum für eine dunkelblaue Röhrenjeans, schwarze Stiefel, einen eleganten engen schwarzen Rollkragenpullover und eine silberne Halskette, die sie von Draco zu ihrem sechsten Geburtstag bekommen hatte. Natürlich trug sie zu dazu passende Ohrringe und eine dezente silberne Armbanduhr, ihr Haar ließ sie offen. Kurz nach Sonnenaufgang warf Chiara dann einen allerletzten Blick in den Spiegel, schnappte sich ihren warmen Umhang und den rot-goldenen Gryffindorschal und rannte hinaus auf den Flur. Dort stieß sie auch direkt mit Draco zusammen, der sie auffing, ehe sie, vom Aufprall nach hinten geschmissen, auf ihrem Hinterteil landete. „Du bist aber stürmisch.“ Ein selbstbewusstes Grinsen zierte die Lippen des Slytherin und er zog sie mit sich nach draußen, ehe sie überhaupt begriffen hatte, dass es bereits losging. „Ähm... guten Morgen.“ Das war alles, was ihr einfiel, als sie hinter ihm durch den Schnee stolperte. Draco lachte leise: „Dir auch einen guten Morgen.“ Chiara sah wirklich herrlich zerstreut aus und der überraschte Blick, mit dem sie ihn angesehen hatte, als sie in ihn hineingerannt war, war einfach unbezahlbar gewesen. Er war sich nun ziemlich sicher, dass sie sich kaum verändert hatte, sie war lediglich erwachsener und etwas ruhiger geworden. „Wo gehen wir eigentlich hin?“ „Frühstücken.“ Draco verlangsamte seinen Schritt nachdem sie das Schulgelände und die Barriere hinter sich gelassen hatten. Er hatte den Auroren eine Genehmigung von Professor Snape vorgelegt, in der stand, dass er und seine Begleitung ungehindert das Schulgelände verlassen und betreten durften. „Aber das ist der Weg nach Hogsmeade.“ Nun lachte Draco wirklich ungehalten: „Chiara, du bist doch sonst auch nicht auf den Kopf gefallen. Wir werden im Drei Besen frühstücken.“ „Oh. Okay.“ Chiara war dankbar für die morgendliche Kälte, die ihre Wangen ohnehin rötete, so fiel es nicht sonderlich auf, dass ihr nun auch noch das Blut in die Wangen schoss. Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her. Chiara freute sich über seine Nähe, aber sie wusste nicht was sie sagen oder tun sollte. So viele Jahre lagen zwischen ihnen, in denen sie einander nur in großen Kreisen umrundet hatten. Wie fing man ein Gespräch mit jemandem an, den man vor Jahren besser kannte als sich selbst und der nun doch wie ein Fremder immer eine Armlänge von einem entfernt zu sein schien, obwohl er direkt neben einem lief? Dass Draco sich genau dieselbe Frage stellte, wusste sie nicht, doch irgendwann stellte er ihr einfach eine Frage, die ihn schon beschäftigte, seit er allein in seinem Schlafsaal zurückgeblieben war. „Wieso bist du nicht mit Potter, Granger oder den Weasleys gefahren? Sie haben dir doch bestimmt angeboten Weihnachten mit ihnen zu verbringen.“ Chiara zuckte mit den Schultern: „Ich weiß nicht genau, ich will etwas Unterrichtsstoff nachholen, das ist bei den Weasleys unmöglich, und Hermine wird tut ein wenig Abstand von der Schule und der Zauberei bestimmt ganz gut. Sie ist mit dem Muggelleben schließlich groß geworden.“ Sie schenkte Draco ein scheues Lächeln, doch er sah sie nur mit zusammengezogenen Augenbrauen an: „Wieso kannst du beim Wiesel nicht lernen? Dass es mit ihm nicht geht, leuchtet mir ein, aber du kannst dich dort jawohl in eine Ecke setzen und lesen.“ Chiara warf ihm einen tadelnden Blick zu und er hob entschuldigend die Hände: „Schon gut, ich werde versuchen in deiner Gegenwart nicht so schlecht über sie zu sprechen, aber ich kann es dir nicht vollkommen versprechen. Das hat sich in den letzten fünf Jahren so eingebrannt.“ Sie nickte zufrieden und antwortete dann auf seine Frage: „Schön. Also eigentlich braucht es da keiner großen Erklärung, der simple Grund sind die Zwillinge. Ich mag Fred und George wirklich sehr, aber wenn man versucht in den Ferien zu lernen, finden sie hundertprozentig immer einen Weg, um dich davon abzuhalten. Und bei aller Freundschaft, das halte nicht einmal ich über mehrere Tage hinweg aus. Ich war letztes Jahr über Silvester im Fuchsbau und brauchte danach dringender Ferien als zuvor. Ich war nämlich leider Gottes die einzige Person, die sie bis dahin noch nicht mit Streichen in den Wahnsinn getrieben hatten und dem wollten sie schnellstens Abhilfe schaffen.“ Draco erinnerte sich nur zu gut an die Wesley-Zwillinge, die Slytherins waren nicht selten zu Opfern ihrer ausgefallenen Streiche geworden. „Hört sich… aufregend… an.“ Chiara kicherte leise, was Draco flüchtig lächeln ließ. Sie tat ihm schon jetzt gut und überraschenderweise fiel es ihm äußerst leicht, seine gefühllose Maske abzulegen und ihr den wirklichen Draco zu zeigen. Wenige Minuten später erreichten sie Hogsmeade und eilten direkt in das Drei Besen. Sie suchten sich eine versteckte Ecke und Draco bestellte ihnen ein großes Frühstück und zwei Butterbier, während Chiara sich schon setzte. Als er zu ihr kam, stockte ihm kurz der Atem, denn er bemerkte erst jetzt, dass Chiara nicht einfach nur hübsch sondern wunderschön geworden war. Die Schuluniform verbarg das scheinbar die meiste Zeit und er bekam sie in der Regel nicht ohne zu sehen. Sein Blick wurde allerdings schnell von dem Anhänger ihrer Halskette in den Bann gezogen, er hätte nicht damit gerechnet, dass sie das Schmuckstück noch trug. Es handelte sich nämlich um einen ovalen grünen Smaragd der in eine silberne Fassung gebettet und vom Anfangsbuchstaben ihrer beider Namen verziert wurde, ebenfalls silbern. Es war ein Symbol ihrer Freundschaft gewesen. „Ich trage sie normalerweise unter meiner Uniform, du weißt ja wie neugierig meine Freunde sein können.“ Draco strich andächtig über das zierliche Schmuckstück und murmelte: „Ja, ganz besonders einer.“ Als er seine Hand zurückzog, blickte er ihr wieder in die Augen und stellte fest, dass ihre Wangen rot glühten. Verständlicherweise, denn der Anhänger hing nur knapp über ihrer Brust. „Entschuldigung, ich habe nur nicht damit gerechnet, diesen Anhänger noch einmal um deinen Hals zu sehen. Ich habe dir nicht gerade Grund dazu gegeben, ihn zu tragen.“ Draco presste die Kiefer aufeinander und Chiara konnte hören, wie seine Zähne knirschten. „Du bist wirklich ein Idiot, Draco Malfoy.“ „Wie bitte?“ Draco sah sie verwirrt an. Hatte er etwas Falsches gesagt? Chiara lehnte sich über den Tisch und schlug ihm leicht auf den Hinterkopf, so wie früher, wenn sie der Meinung war, dass er Blödsinn redete oder etwas angestellt hatte. „Du weißt doch, dass du mir nicht gleichgültig bist. Wieso bitten wir einander denn seit Jahren immer wieder um Verzeihung, wenn nicht deshalb? Außerdem habe ich mich nie damit abgefunden, dass du den Kontakt zu mir abgebrochen hast. Du wirst mich erst los, wenn du mir in die Augen siehst und sagst, dass du mich niemals wiedersehen willst. Das musst du dann aber auch gut und glaubhaft begründen.“ Chiara schenkte ihm ein kleines Lächeln und in Draco brach pures Chaos aus. Ja, er wusste, dass er ihr noch irgendetwas bedeutete. Ja, er hatte gemerkt, dass sie ihn nicht wirklich aufgeben wollte, sonst hätte sie das nicht all die Jahre lang getan. Aber, dass sie einfach so über alles hinwegsah, war absolut unverständlich und konnte doch niemals real sein. Schlief er vielleicht noch und das war alles nur ein Traum aus Wünschen, die sein Unterbewusstsein heraufbeschwor? In seinem Hals hatte sich ein dicker Kloß gebildet. „Aber…“, Chiara sah ihn mit strengem Blick an, „wir müssen uns aussprechen Draco. Wir können nicht ewig dieses Versteckspiel spielen. Ich will es auch gar nicht. Ich wünsche mir meinen Draco zurück.“ „Deinen Draco? Das geht nicht Chiara, ich habe mich verändert.“ Er griff nach ihrer Hand und drückte sie leicht, sie war kalt und zitterte. „Ich weiß. Aber bitte hör auf eine Maske aufzulegen, wenn wir allein sind. Ich weiß, dass du deine Gründe hast, dich dahinter zu verstecken, aber ich habe nicht die Absicht dich zu verletzen. Das hätte ich schon lange tun können, du hast dich nämlich nicht sehr verändert.“ Als Chiara Draco ansah, konnte er Tränen in ihren Augen glitzern sehen. Er konnte unglücklicherweise nur noch nie damit umgehen, wenn sie weinte. „Ich versuche es, versprochen.“ Er konnte ihr noch nicht sagen, dass er eigentlich schon nackt vor ihr stand und seine Maske abgelegt hatte. Er strich ihr die Tränen aus den Augenwinkeln und wurde dafür mit einem warmen Lächeln belohnt. Schließlich kam endlich ihr Frühstück und sie aßen ersteinmal. Sie unterhielten sich dabei über Alltägliches wie Schule, Lehrer und dergleichen. Danach wickelten sie sich wieder in ihre Umhänge ein, Draco bezahlte und sie traten hinaus in den kalten Schnee. Chiara dachte schon seit ein paar Minuten daran, Draco zu gestehen, dass sie Schoko war, denn sie durfte ihm das eigentlich nicht länger verschweigen, wenn sie wollte, dass er ebenfalls ehrlich zu ihr war. Aber sie hatte entsetzliche Angst davor, dass er wütend werden könnte und sich doch noch entschied, sie links liegen zu lassen. Draco bemerkte, dass mit Chiara etwas nicht stimmte, als sie bereits fünf Minuten lang vorm Honigtopf standen und sie noch nicht ein einziges Mal aufgesehen hatte. Chiara liebte dieses Geschäft, weil sie eine schreckliche Naschkatze war. Da die Gryffindor so tief in Gedanken versunken war, huschte er kurz hinein, besorgte etwas Schokolade und zog sie dann zu einer kleinen, die etwas abseits lag. Dort zwang er sie sanft, sich hinzusetzen und drückte ihr die Schokolade in die Hand: „Sag schon, was ist los?“ Chiara biss sich nervös auf ihre Unterlippe und blickte stur vor sich in den Schnee. Sie kam um die Wahrheit nicht herum. „Ich… ich muss dir etwas gestehen, Draco. Ich habe nur Angst, dass du danach ziemlich wütend auf mich sein könntest.“ Der Slytherin verschränkte die Arme vor der Brust. Was konnte sie schon getan haben, dass schlimmer war als seine bisherigen Taten? „Schieß los.“ Chiara holte tief Luft und sah ihm dann in die Augen: „Ich bin Schoko.“ Draco verstand nicht gleich: „Schoko?“ „Die Katze, Draco. Ich bin ein Animagus.“ Draco wurde kreidebleich und sah sie verletzt an: „Wieso hast du dich bei mir eingeschlichen?“ Chiara ließ den Kopf wieder sinken: „Als ich dich auf dem Turm gesehen habe, da sahst du so verzweifelt aus und ich wollte dir unbedingt helfen, aber das hättest du wahrscheinlich nicht zugelassen, wenn ich einfach als Mensch zu dir gekommen wäre. Naja und dann hast du mich einfach mitgenommen. Es hat mich glücklich gemacht zu sehen, dass du dich nicht so sehr verändert hast, wie ich manchmal glaubte. Ich habe mich bei dir wohlgefühlt und bin deshalb wiedergekommen.“ Draco atmete tief durch. Kein Wunder, dass die Katze ihn so sehr an sie erinnert hatte. Sie war es tatsächlich. „Warum hast du nichts gesagt, als ich sagte, dass dir sehr ähnelst?“ Man hörte sich das komisch an. „Oh, ich wäre beinahe wie von der Tarantel gestochen davongerannt, hättest du mir nicht die Bettdecke übergeworfen.“ Chiara schaute mit hochrotem Kopf zur Seite: „Ich wäre gestern früh beinahe an einem Herzinfarkt gestorben, als ich aufgewacht bin.“ Bei der Erinnerung daran, dass er sich einfach vor ihr aus- und angezogen hatte, legte sich auch auf Dracos Wangen ein leicht rosiger Schimmer und er räusperte sich: „Das erklärt jedenfalls, weshalb du dich umgedreht hast und unter dem Handtuch liegen geblieben bist.“ „Tut mir leid.“ Chiara murmelte die Worte leise und wartete darauf, dass Draco nun in die Luft ging. Aber das passierte nicht, stattdessen breitete sich langsam ein Grinsen auf seinem Gesicht aus: „Mal davon abgesehen, dass ihr zwei euch bei jeder Gelegenheit die Augen auszukratzen versucht, wieso hast du Pansy mit deinen Krallen geschlagen?“ Chiara sah ihn entrüstet an: „Sie wollte mich anfassen! Eher jage ich Mäuse in Hagrids Kürbisbeet als ihr das zu gestatten! Aber ich danke dir, dass du mich vor ihrem Zauberstab gerettet hast.“ „Kein Problem, du hast mir deine Dankbarkeit ja ausgiebig demonstriert.“ Chiara fiel die Kinnlade herunter. Das konnte doch nicht wahr sein! Draco war nicht wütend, er amüsierte sich! „Ich werde dir vergeben, aber dafür kommst du mindestens einmal wöchentlich vorbei, du bist nämlich ein sehr süßes Kätzchen.“ Er schmunzelte belustigt, während Chiara mit rot glühendem Kopf und etwas Unverständliches vor sich hin murmelnd in ihre Schokolade biss und es vermied, ihn direkt anzusehen. „Willst du nun in den Honigtopf? Ich wollte nämlich eigentlich noch mit durch die Läden stöbern.“ Draco reichte ihr seine Hand und zog sie wieder auf die Füße, dann gingen sie in den Honigtopf und Chiara hatte ihre vorherigen Sorgen schnell wieder vergessen. Der junge Malfoy musste jedoch feststellen, dass Chiara ohne Probleme eine gute Stunde in dem beliebten Süßwarengeschäft verbringen konnte und sah ihr amüsiert zu, wie sie mit leuchtenden Augen, wie ein kleines Kind, von einem Regal zum nächsten lief und sich schwer tat, eine Entscheidung zu treffen. Er hatte fast vergessen, wie sehr er es liebte, wenn ihre blauen Augen vor Freude und Aufregung glitzerten. Schließlich hatte sie sich dann doch entschieden und stand mit einem großen Beutel voll Süßigkeiten vor ihm und er kniff kopfschüttelnd die Lippen zusammen, um nicht laut zu lachen. Wo steckte sie all die Kalorien nur hin? Sie war wunderbar schlank, obwohl man sie täglich mindestens eine Tafel Schokolade verputzen sah. Draco war sich sicher, dass sie dafür von so einigen Mitschülerinnen beneidet wurde. Er spielte sogar mit dem Gedanken, Pansy unauffällig davon zu erzählen, um sich an ihrer Reaktion zu erfreuen, vielleicht als Rache für Chiaras verletzten Fuß. Kaum hatte er den Gedanken zu Ende gedacht, da blieb er abrupt stehen und wunderte sich etwas über sich selbst. Da hatte er erst wenige Stunden mit ihr verbracht und dabei er selbst sein können und schon war seine Loyalität ihr gegenüber größer als für die Slytherin, die ihn seit dem ersten Schuljahr in seinem Wettstreit mit Potter unterstützte. Bei genauerer Betrachtung verwunderte ihn das allerdings doch nicht mehr so sehr. Chiara zog ihn noch in Zonkos Scherzartikelladen und dann kehrten sie nach Hogwarts zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)