Am Ende des Weges... von abgemeldet (wartet auf Manche von uns, ein Happy End...) ================================================================================ Kapitel 1: II.harmony!? ----------------------- Liebe Leser, Ich schreibe schon seit einer ganzen Weile, in meiner knappen Freizeit, an dieser Fanfic. Sie stellt eine indirekte Fortsetzung zu "Regentropfen" da, kann aber auch ohne diese zuvor gelesen zu haben, angeschaut werden. Ich wünsche euch auf jeden Fall viel Spaß und wer will kann auch ein Kommentar hinterlassen. Ganz liebe Grüße Deanna_ Der silberne Passat bog auf den Feldweg ein und wirbelte die trockene Erde auf. Es war Zeit, dass bald wieder Regen vom Himmel auf die Erde fiel, selbst die Frühlingsblumen am Wegesrand waren schon halb vertrocknet. „Mama, de bloemen.“ Catharina lehnte sich zu ihrer Tochter Anna herüber und strich ihr durch das schulterlange, braune Haar. „We hoeven maar een klein beetje water.“ Cornelis drehte sich zu seiner ältesten Tochter und seiner kleinen Enkelin um und forderte ihre Aufmerksamkeit ein. „Denkt daran, dass Annemieke sich gewünscht hat, dass wir vorwiegend Deutsch sprechen sollen.“ Er selbst war weniger glücklich mit dem Wunsch seiner Tochter, aber das war ja noch das Kleinste was ihn störte. Seine jüngste Tochter würde dieses Wochenende in dem kleinen Ferienort Molkwerum ihre Verlobte Wietske heiraten. Dass, er sich mit seiner Familie überhaupt auf dem Weg dorthin befand, lag wohl nur daran, dass seine älteste Tochter Catharina ihn darum gebeten hatte. Andernfalls hätte Cornelis diese Feier wohl boykottiert. Die eine Tochter vom Mann verlassen und nun alleinerziehende Mutter von einem vierjährigen Mädchen und die andere Tochter lesbisch, Musicaldarstellerin und schon bald mit einer Frau verheiratet. Was hatte er bloß falsch gemacht? „Hast du gehört Anna, sprich doch bitte Deutsch ja?“ Anna lächelte ihre Mutter an und drückte ihren Teddy an sich. „Ja, Mama.“ „Het is een schandaal.“ Antonia, die Mutter von Catharina und Annemieke wandte ihren Blick vom Fenster ab und blickte Finster zu ihrem Mann herüber. Er hatte sie fast gezwungen mit zu kommen und dementsprechend war ihre Laune auch im Keller. Sicher Annemieke war ihre Tochter, aber musste sie deshalb alles gut heißen und dann auch noch dabei sein? „Antonia.“ Cornelis legte seine Hand auf ihren Schoß und streichelte ihr Bein. „Nur zwei Tage, dann ist ja alles vorbei. Es ist ihre Hochzeit, versuch einfach dich zusammen zu reißen ja?“ Antonia atmete geräuschvoll aus und wandte ihren Kopf wieder in Richtung Fenster. „Wenn du meinst.“ Catharina fuhr sich durch das lange blonde Haar und seufzte schwer. Das konnte ja noch heiter werden. Ihre Eltern waren ganz und gar nicht begeistert davon, dass ihre jüngste Tochter eine andere Frau heiratete. Die Niederlande waren in solchen Dingen eigentlich sehr tolerant, aber ihre Eltern gehörten noch zum alten Eisen, wie man in Deutschland wohl sagte und sie empfanden es noch immer, als etwas Unnormales. „Mama, Wanneer wir sind da?“ Catharina musste etwas über das Kauderwelsch ihrer kleinen Tochter lächeln. „Guck mal, das Haus dahinten, müsste es schon sein.“ Sie war froh, dass die Fahrt erst mal vorbei war. Es würde, dort angekommen, sicher auch nicht gerade harmonisch zu gehen, aber dann war sie wenigstens nicht mehr in ein Auto, mit ihren Eltern gefangen.Cornelis lenkte den Wagen, auf den nächsten Weg und dannwaren sie auch schon da. Die Feier würde auf den Grundstück des Ferienhauses von Wietskes Eltern stattfinden. Da aber nicht alle dort untergebracht werden konnte, schliefen noch ein paar Familienmitglieder bei den Hövels im Ferienhaus, die natürlich auch eingeladen waren und dann noch im Ferienhof der van Hoofs, die ihr Haus auf der anderen Seite hatten. Aus dem Küchenfenster konnte Annemieke den silbernen Passat ihrer Eltern sehen und plötzlich wurde ihr ganz schlecht und kalter Schweiß ran ihre Schläfen hinab. Einerseits freute sie sich unwahrscheinlich doll, dass ihre Eltern wirklich kamen, trotz des ganzen Stresses, den es deshalb schon gegeben hatte. Annemieke hatte zum Ende hin, nicht mehr daran geglaubt, dass ihre Eltern kommen würden, aber Wunder schienen immer wieder zu geschehen. Aber in diesem Fall hatte das Wunder den Namen Catharina und war ihre ältere Schwester. Sie war ihr unendlich dankbar und trotzdem hatte Annemieke Angst, wie sie sich nun die nächsten 2 Tage verstehen würden. Wietskes Eltern und Geschwister waren schon gestern gekommen und waren in ihrem eigenen Ferienhaus untergebracht, während ihre eigenen Eltern und ihre Schwester für die Tage neben an, bei den van Hoofs im Haus schlafen würden, genauso wie Annemiekes gute Freundin Lia, die zu den wenigen nicht verwandten Gästen zählte. Annemieke und Wietske wollten diese Feier nur mit ihrer Familie und den engsten Freunden. Zu Hause in Bremen würden sie nochmal mit ihrem Freundeskreis feiern. „Alles gut Schatz?“ Annemieke spürte, wie ihre Verlobte, ihre Hände auf die Schultern legten und ihren zitternden Körper fest zuhalten schienen. „Meine Eltern sind gerade angekommen.“ Mehr musste sie nicht sagen. Wietske hatte das Drama haut nah mit erlebt und an vielen Abenden hatte sie ihre Freundin trösten müssen. In ihr war ein gewisser Hass gegenüber den Eltern von Annemieke aufgestiegen. Sie hatte ja vorher schon gewusst, dass nicht alle Menschen dem Thema Homosexualität so offen gegenüber standen, wie es bei ihrer Familie der Fall gewesen war. Sicher auch sie hatten Zeit gebraucht um das zu verdauen, aber im Endeffekt stand das Glück des eigenen Kindes nun mal an erster Stelle. Davon schienen Annemieke Eltern allerdings noch nichts gehört zu haben und so wäre die Hochzeit noch fast ins Wasser gefallen. Wietske erinnerte sich nur ungern daran zurück, wie furchtbar ihre Freundin gelitten hatte und sogar gar nicht mehr heiraten wollte. Wietske schlang ihre Arme um den Körper ihrer Freundin und drückte sie an sich. „Alles wird gut, du bist ja nicht allein mit ihnen.“ Annemieke nickte und drehte ihr Gesicht zu Wietske. „Warum können meine Eltern nicht so toll wie deine sein?“ Wietske lächelte und strich Annemieke eine Strähne aus dem Gesicht. „Wenn es deine Eltern wären, dann fändest du sie sicher nicht mehr so toll.“ Wietske gab ihr einen kurzen Kuss, ergriff Annemiekes Hand und zog sie nach Draußen, wo schon ihre Eltern aus dem Auto gestiegen waren und von Wietskes Vater Pieter begrüßt wurden. Annemiekes Herzschlag wurde immer schneller und trotz der recht frischen Temperatur fühlte sie sich völlig durch geschwitzt. Innerlich sprach sie sich immer wieder Mut zu und drückte Wietskes Hand so sehr, dass es beiden schon etwas weh tat. „Nun geh schon.“ Wietske schubste sie etwas voran und stellte sich dann zu Lieke, die gerade mit Jara und Jasper Fußball gespielt hatte. Bisher war alles so positiv verlaufen, aber es waren ja auch nur Wietskes Familie und Freunde da gewesen und eben Lia, aber der war es egal, ob Annemieke nun lesbisch oder hetero war, solange sie ihr nicht an die Wäsche ging und glücklich war. „Ik hoop dat alles loopt soepel.“ flüsterte Lieke Wietske ins Ohr, ehe sie den Ball wieder weg schoss und die beiden Kinder hinterher flitzten. Diese nickte nur und beobachtete Annemieke, deren Schritte schwer und nervös wirkten. Wenn sie ihr irgendwie helfen hätte können, dann hätte Wietske nicht gezögert, aber sie konnte ihr nicht helfen. Annemiekes Schritte wurde immer langsamer desto dichter sie zum Auto ihrer Eltern kam. Sie rechnete schon mit dem Schlimmsten. Es war besser nicht zu viel zu erwarten, als später enttäuscht zu werden. Immerhin waren ihre Eltern ja nur auf ausdrücklichen Wunsch ihrer Schwester hier. Eben diese stieg gerade aus und befreite auch Anna aus ihrem Sitz. Als die Kleine ihre Tante erblickte, gab es kein Halten mehr und sie rannte geradewegs in die Arme von Annemieke. „Tante Annemieke.“ Anna quiekte vergnügt auf, als sie ihrer Tante in die Arme fiel und diese sie beschwingt im Kreis drehte und vorsichtig an sie drückte. „Daar mijn Angel.“ Annemieke gab ihr einen Kuss auf die Stirn und ließ das Mädchen wieder nach unten. Die sah ihre Tante etwas böse an und verschränkte die Arme vor ihrem kleinen Oberkörper. „Aber Tante Annemieke.“ Sie zog einen Schmollmund, die ersten Erwachsenen lachten schon leise. „Ich denken, wir spreken Deutsch.“ Jetzt lachte auch Annemieke und strubbelte durch das Haar der Kleinen. „Du kannst dir gern aussuchen was du sprichst ok?“ Anna nickte und begrüßte nun auch Wietske. Die Beiden hatten einander am Anfang gar nicht gemocht, aber Mittler Weile ging es schon. Wietske musste ab und zu mal einen Erdbeerlolli rausrücken, dann war Anna ihre beste Freundin. Nun kam auch Catharina auf Annemieke zu und umarmte ihre Schwester liebevoll. „Na Schwesterchen, kommst du nun auch endlich unter die Haube?“ Beide lachten und Annemieke boxte ihre Schwester freundschaftliche in die Schulter. „Ja ich dachte mir, bevor ich noch alt und runzlig werde, suche ich mir wen.“ Sie blickte zärtlich in die Richtung von Wietske, wo diese gerade versuchte Anna, Jara und Jasper, einander näher zu bringen. Catharina begrüßte nun auch den Rest der Anwesenden, die hauptsächlich Wietskes Familie waren. „Goede dag Papa.“ Annemieke streckte die Hand nach ihrem Vater aus. „Ach nun mach dich doch nicht lächerlich und komm her.“ Wo Cornelis noch die ganze Zeit dachte, dass nun etwas zwischen ihm und seiner Tochter stand, war das Gefühl wie weg geblasen. Sie zu sehen, so glücklich und unbefangen, war etwas anderes. Er öffnete seine Arme und zog seine Jüngste an seine Brust. „Wie die Zeit doch vergeht.“ murmelte er in ihr Ohr und küsste sie auf das blonde Haar. Annemieke war sichtlich erleichtert darüber, dass das Zusammentreffen mit ihrem Vater so gut gelaufen war. Jetzt musste sie ja bloß noch ihre Mutter überleben, aber das würde wohl nicht so einfach werden. Schon von Weitem aus, konnte Annemieke den verbitterten Gesichtsausdruck ihrer Mutter sehen. Er glich beinahe dem Ausdruck, den ihre Mutter gehabt hatte, als sie ausgezogen war um Musicaldarstellerin zu werden. Er sprach nichts anderes als Abwertung und Ablehnung. Aber Annemieke wollte sich nicht entmutigen lassen. Ihre Mutter würde sich ja wohl mal für ein paar Tage zusammen reißen können. „Mutter.“ Die zierliche Frau mit dem rot blonden Haar wandte sich zu ihrer Tochter um und musterte sie eingehend. „Annemieke.“ Sie nickte ihrer Tochter zu und ging dann an ihr vorbei, als ob sie zwei Fremde waren. Aber vielleicht waren sie sich mit den Jahren auch einfach fremd geworden. Annemieke war ja schon froh, dass ihre Mutter nicht gleich wieder mit Streit begonnen hatte. Halbwegs zufrieden mit der Situation geleitete sie ihre Familie zum Ferienhaus der van Hoofs. Cornelis hatte seine Schwiegertochter in Spe recht verhalten begrüßt und Antonia hatte sie ganz gepflegt einfach ignoriert. Als Annemieke die Koffer ihrer Familie abstellte fuhr sie sich durch das lange blonde Haar und atmete erleichtert auf. Wenn sie sich auch noch mit ihren Eltern über die Tage ein Haus hätte teilen müssen, dann hätte sie wohl einen Nervenzusammenbruch erlitten. „Ich bin froh, dass ihr hier seid. Eine Hochzeit ohne meine Eltern hätte mich traurig gemacht.“ Sie fühlte sich ein bisschen in die Zeit zurück versetzt, als sie noch ein Kind gewesen war und sie größten Respekt vor ihren Eltern gehabt hatte. „Nun ja, du weißt warum wir hier sind.“ Antonia griff in ihren Koffer und zog ein dickes Buch heraus, dass sie auf den Nachttisch legte. „Ja.“ Annemieke versuchte nicht allzu traurig zu klingen. „Annemieke..“ Ihr Vater kam auf sie zu und legte seine Hand auf ihre angespannte Schulter. „Du wolltest das wir kommen und hier sind wir, aber erwarte nicht, dass wir so tun, als würden wir das hier billigen, denn das ist nicht der Fall. Wir sind immer noch der Meinung, Christian hätte gut zu dir…“ „Papa nein! Hör auf damit, wenn ihr nur gekommen seid um mich davon abzuhalten, Wietske zu heiraten, dann hättet ihr nicht kommen sollen. Denn das werdet ihr nicht schaffen. Ich liebe sie und daran ändert ihr auch nichts!“ Wütend schlug Annemieke die Tür und rannte mit Tränen in den Augen hinüber zum Haus der Hövels. „Annemieke, alles in…?“ Aber da war Annemieke auch schon an Lia vorbei und ins Haus gegangen. Wietske die mit ihr dort gestanden hatte, reagierte schnell und rannte hinter her. Sie fand ihre Verlobte im Gästezimmer, bitterlich weinend und die Knie an ihren Körper gezogen. Zärtlich strich Wietske ihr eine Strähne aus dem Haar. „Was ist los?“ Annemieke sah sie kurz an und schlang dann ihre Arme fest um den Körper ihrer Freundin. Sie verstand ja selbst nicht mehr, wie ihre Eltern sowas sagen konnten. Wann würden sie endlich akzeptieren, dass ihre Tochter einen anderen Weg gewählt hatte, als den, der für sie vorgesehen war? Andere konnten das doch auch und das ohne gleich auf die Barrikaden zu gehen, warum dann ausgerechnet ihre Eltern nicht? „Die Hochzeit wird eine einzige Katastrophe…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)