Elbenblut von Chisaku (Legolas stellt während der Reise fest, dass ein hübscher Vampir auch ein so gefasstes Wesen wie ihn vollkommen aus der Bahn werfen kann...) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Prolog Die Sonne ging unter und der Tag wich der Nacht, als Chi die Gärten des Palastes verließ und sich ihren Zofen, die scheinbar bereits verzweifelt nach ihr suchten, zeigte. „Hana, Aki! Wieso lauft ihr herum wie aufgescheuchte Hühner? Ist etwas passiert?“ „Herrin!“ Hana wirbelte herum und sah die junge Frau erleichtert an. „Ein Händler hat eine Nachricht für euch mitgebracht.“ Die rothaarige Aki reichte ihr einen Umschlag, den Chi vorsichtig öffnete. Sie erkannte die Schrift sofort. Es war eine Nachricht von Gandalf dem Grauen. Schnell sah sie ihre Zofen durchdringend in die Augen: „Weiß sonst noch jemand davon?“ Beide schüttelten heftig den Kopf: „Wir haben niemandem davon erzählt, aber wir können natürlich nicht dafür garantieren, dass nicht doch jemand etwas mitbekommen hat. Allerdings weiß sicher niemand, von wem der Brief ist.“ Den letzten Satz sprach Hana sehr leise aus und lächelte dabei schüchtern. Chi empfand die zwei aufgeweckten Mädchen manchmal als sehr anstrengend, aber sie waren ihr inzwischen ans Herz gewachsen. Sie hörten aufmerksam zu und bemühten sich aus jedem Fehler zu lernen und es beim nächsten Mal besser zu machen. Sie war nicht nur ihre Herrin, sondern auch ihre Mentorin und dafür verantwortlich, dass die jungen adligen Damen in wenigen Jahren bereit waren höhere Aufgaben zu übernehmen als die jetzigen. Insgeheim waren sie Chis ganzer Stolz und sie hüteten jedes ihrer Geheimnisse wie den wertvollsten Schatz der Welt, sie konnte ihnen blind vertrauen, obwohl sie noch keine fünfzig Jahre alt waren. Chis winkte sie unter eine alte Weide, die so groß war, dass sie hinter ihren Zweigen und Blättern vor neugierigen Blicken und Ohren geschützt waren. Hier begann Chi den Brief zu lesen. Chi, junge Herrin des Nachtvolkes Dunkle Zeiten ziehen herauf und ich erhoffe in Euch eine Verbündete im nahenden Krieg zu finde. Mordor erwacht von neuem, Saurons Ring ist gefunden worden. In Bruchtal versammeln sich die Völker zu einem geheimen Rat, um über den Ring zu entscheiden. Herr Elrond stimmte mir zu Euch ebenfalls einzuladen. Es geht um unser aller Schicksal und die Chance Euch zu beweisen. Gandalf der Graue Chi las den Brief dreimal bis sie das Ausmaß dieser Nachricht vollends begreifen konnte. Hana sah sie ängstlich an und Aki, die sonst sehr selbstbewusst war, verzog zum ersten Mal besorgt das Gesicht. „Herrin, was werdet Ihr tun?“ Hana flüsterte nur und Aki ergänzte: „Euer Vater wird Euch auf keinen Fall gehen lassen.“ „Nein, er wird mich niemals irgendwohin gehen lassen. Er ist grausam geworden in letzter Zeit. Er ist mit sich selbst beschäftigt und seine Aura wird zunehmend dunkler.“ Sie stand auf: „Ihr werdet mit mir kommen. Ihr seid Waisen seit eure Eltern in der Schlacht um die Südgrenze fielen. Vater wird Sauron folgen, wenn dieser es befiehlt. Er wird Mittelerde genauso verraten wie unsere Vorfahren. Elben, die sich mit ihrem Volk zerstritten, wenige, aber ausreichend. Zur Strafe wurden sie verflucht. Nie wieder sollten ihre Augen das Licht der Sonne sehen, ihre Blutgier sollte fortan ihr Wesen sein. So entstanden wir, die Vampire. Wir haben uns mit der Zeit entwickelt. Durch die Vermischung mit Menschen haben wir die Fähigkeit zurückerlangt am Tage zu wandeln, doch wir Mischlinge sind weiterhin sehr wenige.“ Hana und Aki standen mit entschlossenen Mienen auf: „Wir folgen Euch überall hin Herrin.“ Chi lächelte sanft: „Ich möchte euch nicht hier wissen, wenn mein Vater seinen Verstand verliert. Wir brechen bei Tagesanbruch auf und nehmen nur das wichtigste mit. Wenn wir den Wald hinter uns lassen ohne bemerkt zu werden, können sie uns nicht mehr einholen. “ Chi kehrte eilig in den Palast zurück und sofort schlug ihr ein ekelerregender Gestank entgegen. Die Spur führte in den Thronsaal und sie folgte ihr neugierig. Durch einen Spalt in der Tür sah sie ihren Vater, der mit jemandem sprach, den sie nicht sehen konnte. Allerdings erstarrte sie bereits, als sie die Sprache erkannte, in der ihr Vater sich unterhielt. Es war die Sprache der Orks. König Senso fühlte sich den Orks verbunden, da sie beide aus elbischer Herkunft stammten, wenngleich ihre Rassen auch unterschiedlich entstanden sind. Nachdem ihr Vater zur Seite getreten war, konnte Chi auch drei Orks erkennen, die bei ihm waren. Sauron hatte also bereits nach ihnen geschickt. Gandalfs Brief kam in letzter Sekunde. Rasch eilte Chi in ihre Gemächer. Sie packte alles Notwendige zusammen, tauschte ihre Kleider gegen Hose, Stiefel, Hemd und Umhang und griff nach ihren Waffen. Fieberhaft dachte sie darüber nach, wie sie ihren Vater davon überzeugen konnte, dass sie mit den Mädchen den Palast verlassen würde. Und das auch noch zu Pferd. Bis ihr Blick auf eine kleine Auszeichnung fiel, die sie in ihrem Alter erhalten hatte. Ein böses Grinsen zog sich über ihre Lippen und sie machte sich durch einen geheimen Gang auf den Weg zu ihren Gefährtinnen. Hana und Aki wirbelten mit gezücktem Schwert und gespanntem Bogen zu ihr herum, als sie durch die versteckte Tür in der Wand in deren Gemächer kam. „Sehr gut, ihr seid vorsichtig und aufmerksam. Ihr habt in den letzten Jahren fiel gelernt.“ Sie ließen ihre Waffen sinken und sahen ihre aufbruchsbereite Herrin mit großen Augen an. „Ihr seid bereits fertig, Herrin.“ „Ja, wir haben keine Zeit mehr. Beeilt euch und vergesst nichts. Orks sind bei meinem Vater, wir müssen augenblicklich aufbrechen. Ich werde uns etwas Vorsprung verschaffen, damit uns keiner vermisst und verfolgt. Ihr geht direkt in die Ställe und wartet dort auf mich. Und nun rasch.“ Chi verließ das Zimmer durch die Tür und lies ihr Schwert und ihren Bogen bei ihren Zofen, ebenso wie ihren Beutel. Ihr Vater sollte nicht misstrauisch werden. Ruhig und aufrechten Hauptes betrat sie den Thronsaal und verneigte sich vor Senso, der sie mit hochgezogener Augenbraue ansah. „Wieso trägst du diese Kleider, Tochter?“ „Vater, ich möchte dich um Erlaubnis bitten, mit Hana und Aki in die Wälder zu reiten. Ich möchte prüfen, was sie bislang von mir gelernt haben. In ihrem Alter habe ich meine Ausbildung mit Auszeichnung abgeschlossen, ich möchte ihnen diese Chance ebenfalls geben. Sie sind schließlich meine Schülerinnen und sicher bald eine große Bereicherung für den Palast.“ Senso schien kurz darüber nachzudenken, dann nickte er langsam: „Wir brauchen bald jeden guten Krieger, den wir haben. Egal ob Mann oder Frau. Prüfe sie! Ich bin einverstanden, doch seid bis zum nächsten Sonnenuntergang zurück, dann kannst du auch ihr Talent am Tage überprüfen. Immerhin seid ihr alle drei gemischter Abstammung.“ Chi verneigte sich noch einmal tief und rauschte dann hinaus. In den Ställen angekommen, fand sie ihren Hengst Kuroi bereits gesattelt und aufgezäumt vor und Aki reichte ihr ihre Waffen und Hana gab ihr ihren Beutel. „Gut, wir brechen auf. Wir haben bis zum nächsten Sonnenuntergang Zeit.“ Sie saßen auf und preschten in schnellem Galopp durch das Tor hinaus in den Wald und zielstrebig auf die Grenze zu. Kapitel 1: In Bruchtal ---------------------- In Bruchtal Es dauerte zwei Wochen bis sie die Grenzen Bruchtals erreichten und langsam in den Wald hineinritten. Sie hatten sich zweimal gegen Orks und einmal gegen einfache Räuber verteidigen müssen und Chi war stolz, dass Hana und Aki sich grandios geschlagen hatten ohne dabei eine Verletzung davonzutragen. Es dauerte nicht lange und sie wurden von den Wachen aufgehalten. Chis zeigte ihnen Gandalfs Brief und durfte in Begleitung vierer Elben passieren. Sie führten sie direkt nach Bruchtal, wo sie von Gandalf empfangen wurden. Sie trauten einem Vampir natürlich nicht, zumal sie dazu noch eine Frau war. Doch Gandalf empfing sie mit einem Lächeln und einer herzlichen Umarmung. „Gandalf, es schön Euch wiederzusehen.“ „Es freut mich, dass Ihr wohlbehalten hierher gefunden habt, Chi.“ „Wie könnte ich Eurem Ruf nicht folgen. Ich verdanke Euch vieles und es ist mir eine Ehre, wenn ich mich nun dafür revanchieren kann. Oh, dies sind Hana und Aki, sie stehen unter meiner Obhut.“ Gandalf nickte den jungen Frauen zu und sie verneigten sich ehrfürchtig vor ihm. Chi hatte ihnen viel von ihm erzählt. „Kommt mit mir, ich führe euch in eure Gemächer und anschließend zum Rat, ihr kommt gerade noch zur rechten Zeit.“ Du Frauen folgten ihm und während Hana scheu die Hand ihrer älteren Schwester ergriff und starr auf den Boden blickt , um den harten Blicken der Elben nicht zu begegnen, versuchte die andere ebenso stolz und erhobenen Hauptes durch die Gänge zu schreiten wie ihre Herrin. Chi schien vollkommen unberührt von der Ablehnung zu sein, die ihnen entgegenschlug, doch in ihrem Inneren sah es anders aus. Sie trug den Makel des Verrats ihrer Ahnen an sich und hier, im Reich der Elben, spürte sie diesen zum ersten Mal wie einen Dolch zwischen ihren Rippen. In ihren Gemächern angelangt, wuschen die Damen sich kurz, richteten ihr Haar und ihre Kleider und folgten Gandalf anschließend weiter zur Versammlung. Die meisten schienen schon anwesend zu sein und es wurde mit einem Schlag still, als die Frauen hinter Gandalf erschienen. „Chi, schön, dass Ihr gekommen seid. Gandalf wünschte Eure Anwesenheit.“ Elrond deutete auf einen leeren Stuhl, auf dem sie Platz nehmen konnte und Hana und Aki stellten sich hinter sie. Nicht willens ihre Herrin in solch feindlicher Atmosphäre zu verlassen. „Vielen Dank, Herr Elrond. Ich fühle mich geehrt hier sein zu dürfen.“ Ehe Sie Platz nahm, verneigte Chi sich wie es sich gehörte und nickte den anderen Männern respektvoll zu. Schließlich ergriff Elrond das Wort und berichtete ihnen, dass Frodo den einen Ring hierher gebracht hatte und forderte ihn auf, ihn auf den Tisch in ihrer aller Mitte zu legen. Chi staunte, als sie den kleinen Hobbit erblickte und lächelte ihn anerkennend an, als sein Blick sie auf seinem Weg zurück auf seinen Stuhl kurz streifte. Sie hielt sich zurück, während die Männer stritten und war nicht mehr überrascht als sich schließlich Frodo dazu bereit erklärte, den Ring nach Mordor zu bringen, um ihn dort zu zerstören. Nachdem sich die Gruppe der neun Gefährten gesammelt hatte, erhob sie sich schließlich auch endlich. „Auch auf die Befürchtung hin, dass wir wohl die einzigen meines Volkes sein werden, so unterstützen wir dich ebenfalls bei deiner Aufgabe, Frodo Beutlin.“ Boromir war der erste, der sie nicht nur entsetzt ansah, sondern auch etwas sagte: „Ihr? Wer sagt uns, dass Ihr uns nicht bei der ersten Gelegenheit an die Kehle fallt? So wie eure Ahnen es getan haben. Euer Volk ist Sauron schon einmal gefolgt.“ „Und Euer Volk, Herr Boromir, trägt die Verantwortung dafür, dass dieses teuflische Ding überhaupt noch existiert! Ich bin hierhergekommen, weil Gandalf mich gerufen hat und ich werde erst wieder gehen, wenn dieser Ring endlich vernichtet ist. Er hat mein Volk lange genug in seinen Klauen gehalten.“ Gandalf erhob ebenfalls die Stimme: „Chi war eine gute Schülerin von mir und ist die Tochter einer alten Freundin. Die drei werden für uns eine große Unterstützung sein und ich bürge gern für sie.“ Chi lächelte flüchtig, wurde dann aber wieder ernst: „Ich danke Euch, Gandalf. Aber in einem Punkt muss ich Boromir bedauerlicher Weise Recht geben. Mein Vater wird Sauron folgen. Vor meiner Abreise haben Orks unser Reich betreten und ihn aufgesucht. Er sprach von Krieg, ehe wir aufbrachen. Mein Volk wird Mordors Ruf Folge leisten. Außer uns solltet ihr keinem Vampir trauen.“ Durch Elrond und Gandalf war es beschlossen und auch Frodo nickte Chi zu, sie wurden Teil der Gemeinschaft. Die Gruppe beschloss am nächsten Morgen aufzubrechen und zog sich dann in ihre Gemächer zurück. Chi nahm zunächst ein ausgiebiges Bad und blickte dann in den Spiegel über einem kleinen Tisch mit Utensilien, die eine Frau gebrauchen konnte. Wahrscheinlich war jemand hier gewesen und hatte die Sachen gebracht. Sie kämmte ihr Haar in langsamen Zügen und runzelte dann nachdenklich die Stirn. Ihr Haar war schneeweiß und reichte ihr bis zur Hüfte hinab, es würde auf dieser Reise womöglich hinderlich werden können. Sie starrte ihr Spiegelbild eine Weile an, doch dann griff sie schweren Herzens nach ihrem Schwert. Kapitel 2: Aufbruch ------------------- Aufbruch Die Gefährten versammelten sich direkt nach Sonnenaufgang und weil die Pferde zu auffällig waren, ließen auch Hana, Aki und Chi ihre drei Freunde schweren Herzens in der Obhut der Elben zurück. Hana und Aki waren schon vor Chi eingetroffen und winkten ihr fröhlich zu, als sie schließlich ebenfalls zu ihnen kam. Doch kaum hatten sie sie erblickt, schrien sie auch schon entsetzt auf und rannten auf sie zu. Die Männer sahen sie erschrocken an. „Was ist passiert?“ Aragorn warf Gandalf einen irritierten Blick zu. Der Zauberer schien selbst auch sehr überrascht zu sein, dann erklärte er: „Chi hat sich ihre Haare abschnitten. Vampire messen die Schönheit und den Wert ihrer Frauen aber vor allem an ihrem Haar. Umso länger, glänzender und voller es ist umso größere Bewunderung wird ihnen zuteil. Die restliche Gestalt wird ebenfalls beachtet, nur nicht in erster Linie. Ich weiß allerdings nicht, weshalb sie diese Ansicht vertreten.“ „Herrin! Ihr habt…“ Hana schien den Tränen nahe zu sein und Aki kurz vor einem Wutausbruch zu stehen. „Wieso schreit ihr so? Es gibt dafür keinen Grund. Die Haare wachsen irgendwann wieder nach und sind für eine Frau noch immer lang genug.“ „Aber…“ Aki hielt schon fast trauernd eine der nun nur noch bis zum Schulterblatt reichenden weißen Strähnen in ihrer Hand. „Kein Aber, Aki. So langes weißes Haar ist viel zu auffällig für unsere Aufgabe. Du weißt doch selbst, dass es jede Lichtreflexion wiedergibt, doch so kann ich es vernünftig unter einer Kapuze verbergen.“ Chi trat neben Gandalf und lächelte ihre Gefährten freundlich an: „Wir sind bereit. Es kann jederzeit losgehen.“ So machten sich die Gefährten auf den Weg und verließen Bruchtal, um sich auf den langen Weg nach Mordor zu begeben. Chi und ihre Schützlinge liefen die meiste Zeit über neben Gandalf und besonders Legolas behielt sie ständig im Blick. Das wunderte die Prinzessin aber nicht weiter, er war schließlich ein Elb und als Prinz des Düsterwaldes kannte er vermutlich die ganze Wahrheit über die Entstehung der Vampire, nicht nur die Zusammenfassung für das einfache Volk und andere Arten. Er würde ihr vermutlich niemals den Rücken zukehren. Allerdings fragte Chi sich, wie er dann schlafen wollte und nachdem sie seinen stechenden Blick sieben Tage lang im Genick gespürt hatte, fuhr sie plötzlich fauchend herum. Ihr Gesicht war nur Millimeter von seinem entfernt, auch wenn er einen halben Kopf größer war als sie und sie zu ihm aufsehen musste. „Richtet Euer Auge auf die Umgebung und nicht auf meinen Hals, Herr Legolas! Seit sieben Tagen starrt ihr mich unaufhörlich an und muss Euch ehrlich sagen, dass ich allmählich den Drang verspüre Euch einen Grund für Eure Paranoia zu geben. Also bitte, schenkt doch wieder Frodo Eure Aufmerksamkeit.“ Einen kurzen Augenblick lang fixierten sich die beiden ohne mit der Wimper zu zucken, dann löste Chi ihr von einer Nadel gehaltenes Haar und wirbelte wieder herum: „Ich werde es Euch erleichtern, den Blick von meinem Hals zu nehmen.“ Merry und Pippin kicherten leise neben Boromir und Aragorn klopfte dem sprachlosen Elbenprinzen aufmunternd auf die Schulter. Dann ging es weiter und Chi stellte zu ihrer Zufriedenheit fest, dass Legolas‘ Blicke weniger geworden waren. Den nächsten Monat geschah auf ihrem Weg nichts Ungewöhnliches. Es blieb ruhig, bis hierher war Mordor noch nicht vorgedrungen. Die Hobbits fassten schnell Vertrauen in ihre weiblichen Gefährten, Gimli verschwor sich mit Aki gegen Legolas, die es dem Elben übelnahm, dass er ihre Herrin wie eine Feindin behandelte und Chi versuchte einfach mit allen zurechtzukommen und behielt ihre Schützlinge aufmerksam im Auge. Nach vierzig Tagen rasteten sie schließlich auf einer Felsengruppe und berieten wohin es gehen sollte. Gandalf plante über die Pforte von Rohan zu ziehen, doch Gimli versuchte ihn von Moria zu überzeugen. „Wir sollen unter die Erde gehen?“ Aki sah den Zwerg mit gerümpfter Nase an und Chi schmunzelte ein wenig. Aki war selbstbewusst, stark und mutig, aber sie hasste es, sich unter der Erdoberfläche zu befinden. Es war wohl das Einzige, das sie wirklich fürchtete. Aber natürlich würde sie es niemals zugeben. „Haben wir etwa Angst im Dunkeln?“ Gimli grinste schadenfroh und die junge Frau mit dem rostroten Haar verschränkte beleidigt die Arme vor ihrer Brust: „Ich bin ein Vampir, die Dunkelheit ist mein zu Hause.“ Hana kicherte und fing sich dafür einen vorwurfsvollen Blick ihrer Schwester ein. Schnell schenkte sie ihre Aufmerksamkeit wieder Boromir, Merry und Pippin, die von dem Feldherrn Gondors in der Schwertkunst unterrichtet wurden. Es gefiel ihr, dass er sich so rührend um die kleinen Gefährten kümmerte und lachte leise, als sie ihn gemeinsam zu Boden warfen. Als sein Blick sie streifte, sah sie allerdings rasch zur Seite und versuchte erfolglos zu verbergen, dass sie heftig errötete. „Wie steht es mit Euch, beherrscht Ihr das Schwert?“ Boromir hatte sich wieder aufgerichtet und nahm neben ihr Platz. Sie blickte ihn schüchtern von der Seite an: „Es reicht, um zu überleben. Ich bin Heilerin, meine Schwester ist die Kriegerin. Ich habe die Gabe meiner Mutter geerbt, sie die unseres Vaters.“ Eine Weile betrachtete er die brünette Schönheit, dann fragte er: „Sind sie nicht in großer Sorge um Euch? Hätte ich Töchter, würde ich ihnen sicher niemals erlauben, sich in solche Gefahr zu begeben.“ Nun sah Hana ihm direkt in die Augen: „Wir sind Waisen, Herr Boromir. Unsere Eltern fielen vor vielen Jahren im Kampf. Prinzessin Chi eilte uns als Einzige mit wenigen Kriegern zur Hilfe, als unsere Grenze angegriffen wurde und sie nahm uns mit sich, um uns zu lehren, auszubilden und unserem Stande gemäß zu erziehen.“ Sie lächelte leicht: „Was auch immer das für sie heißen mag.“ Chi beobachtete zufrieden, wie Boromir seine anfängliche Abneigung gegen ihre Rasse abzulegen schien und erfreute sich auch sehr an der Tatsache, dass Hana einen Verehrer gefunden zu haben schien, der auch ihr gefiel. Plötzlich entdeckten die Männer Späher Sarumans und während Boromir Hana mit sich in die Sträucher zog und halb unter sich versteckte, landete Chi versehentlich direkt auf Legolas und zog sich gerade noch rechtzeitig die Kapuze über ihren weißen Schopf, bevor die Vögel über sie hinwegjagten und kehrt machten. Als sie verschwunden waren, rollte sie von dem Elben hinunter und stand fluchend auf. Hana sah sie mit geweiteten Augen an: „Herrin!“ „Was denn? Die Mistviecher haben uns höchstwahrscheinlich gesehen, ich darf fluchen! Gandalf, welchen Weg nehmen wir?“ Gandalf sah zur Bergkette: „Wir müssen über den Pass des Kharadras gehen. Saruman lässt die Wege nach Rohan beobachten.“ Aki kicherte belustigt neben ihrer jüngeren Schwester und klopfte ihr sanft auf die Schulter: „Wieso erstaunt dich das so sehr, Schwesterherz. Sogar du besitzt tief in dir ein winzig kleines Miststück, was vermutest du wohl, wie groß ihres sein kann?“ Ein Klaps auf ihren Hinterkopf ließ die Vampirin zusammenzucken: „Das habe ich gehört, Aki.“ „Verzeihung, Herrin. Es kommt nicht wieder vor.“ Beschämt richtete sie ihre braunen Augen zu Boden und auch Hana wagte es nicht Chi in die Augen zu sehen. Chi seufzte: „Wir sind nicht im Palast, lasst das endlich. Ich mag es nicht, wenn ihr mich noch distanzierter ansprecht als ein Elb, der darauf wartet, mir einen Pfeil durch den Leib jagen zu können.“ Legolas wusste selbstverständlich, dass er gemeint war und sah die Weißhaarige entrüstet an: „Ich habe niemals den Wunsch danach gehegt, ich traue Euch nur nicht.“ Chi sah die zwei jüngeren Frauen grinsend an: „Seht ihr, er würde mich im Traum nicht mit Herrin ansprechen, obwohl seine Erziehung das wohl gebieten sollte.“ Mit einem herausfordernden Blick in Legolas Richtung schloss sie wieder zu Gandalf auf und der Elb sah ihr verwirrt nach. Dann beugte er sich zu Aragorn hinüber: „Lag soeben der Schalk in ihren Augen oder trügt mich das Sonnenlicht?“ Der Waldläufer grinste ihn an: „Das war der Federhandschuh, mein Freund.“ „Sie mag Euch. Ich weiß zwar nicht warum, denn Ihr seid unhöflicher ihr gegenüber als jeder Mann vor Euch, aber es ist so.“ Aki lief plötzlich ebenfalls neben Aragorn und schenkte Legolas ein schadenfrohes Lächeln. Sie wusste, er würde auf dieser Reise keine Ruhe finden. „Aki! Du sprichst zu viel!“ Chis Ermahnung entlockte der Adligen ein leises Kichern, wusste sie nun doch, dass diese die königliche Distanz zu ihren Schülern nicht länger aufrecht hielt. „Ich komme ja schon!“ Fröhlich pfeifend eilte sie neben ihre Schwester und Chi, die für beide Frauen stets wie eine große Schwester gewesen war, die ihnen Liebe schenkte und sie lehrte zu überleben. Chi selbst blickte flüchtig über ihre Schulter und als sie den Blick des Elben eingefangen hatte, schenkte sie ihm ein geheimnisvolles Lächeln, das ihn noch lange beschäftigte. Kapitel 3: Moria und Lothlorien ------------------------------- Moria und Lothlorien Die nächsten Tage ließen die Schatten dunkler werden, die über den Wegen der Gefährten hingen und Chis Herz wurde schwerer, so wie das aller. Der Weg über den Kharadras erwies sich als unpassierbar, nachdem Saruman die Schneemassen über ihnen einstürzen ließ und Chi sorgte sich zunehmend um Boromirs Widerstandskraft gegenüber dem Ring der Macht und auch um Hana, die die Finsternis bedrückte, die nach Boromir griff. Viel zu schnell hatte ihr sanftes Herz ihn zu lieben gelernt. Frodo hatte entschieden durch die Mienen von Moria zu gehen und nun waren sie hier: in einem Grab. Sie standen vor König Balins Gebeinen und aufgrund Pippins unstillbarer Neugierde wurden die Trommeln der Orks in dieser toten Miene immer lauter. „Hana! Du bleibst hinten! Halte dich raus so gut du kannst!“ Chis Stimme hallte laut durch den Raum, während die Männer die Tür verschlossen. „Was? Aber Chi, ich…“ „Nein! Wenn wir hier lebend rauskommen, brauchen wir dich. Du besitzt die Gabe der Heilung. Womöglich wird sie nötig sein. Bleib bei Frodo.“ Die junge Vampirin bekam keine Gelegenheit zu einer weiteren Antwort, denn die Orks drangen in die Kammer ein und brachten ihren Höhlentroll mit sich. Hana hielt sich an Chis Anweisung und Aki kämpfte tapfer an der Seite ihrer Prinzessin. Doch keiner von ihnen konnte verhindern, dass der Troll Frodo mit dem Speer traf. Legolas erlegte ihn schließlich endlich und als der kleine Hobbit dann ein Lebenszeichen von sich gab, war die Erleichterung aller groß. Dennoch mussten sie aus der Mine. Sie liefen in die große Säulenhalle zurück und wurden von Orks umzingelt, bis sie unerwartet flohen. „Was ist das?“ Aki starrte mit aufgerissenen Augen auf die Flammen, die vor ihnen hochzüngelten. Chi sah hektisch zu Gandalf, dessen Blick ihre schlimmste Befürchtung bestätigte und dann schrie er ihnen zu: „Lauft!“ Sie gehorchten und rannten um ihr Leben. Zur Treppe war es nicht mehr weit, doch sie zerfiel bereits unter dem Donnern der Schritte des Dämons hinter ihnen. Chi sprang nach Gimli und wurde sogar von Legolas aufgefangen, was sie für einen winzigen Moment überraschte. Aragorn und Frodo folgten ihnen mit Mühe und Not und schließlich brach die Treppe gänzlich hinter ihnen zusammen. Dass Gandalf von der Spitze ans Ende gewechselt war, bemerkte Chi erst, als er sich dem Balrog auf der Brücke stellte. Ebenso wie Aragorn konnte sie sich vor Schreck nicht bewegen, als ihr alter Freund und Lehrmeister in die Tiefe stürzte und Hana und Aki zogen sie zum Ausgang hinaus. Sie stand da und hörte nichts, sie sah die Hobbits weinen, Boromir, der ihnen Trost zu spenden versuchte und ihre Freundinnen, die ihr etwas zu sagen versuchten. Nichts drang zu ihr durch, nur der Schmerz des Verlustes. Und der durchdrang plötzlich in rasendem Tempo jede Zelle ihres Körpers und schließlich brach er in einem unfassbar lauten Schrei aus ihr heraus. Für einen kurzen Augenblick erschreckte sie ihre Gefährten so sehr, dass sie sie lediglich anstarrten. Denn Vampire veränderten ihre Gestalt, wenn sie ihre Gefühle nicht mehr halten konnten. Chis Fänge waren vollständig ausgefahren, ihre Fingernägel hatten sich zu blutroten Krallen gebogen und ihr weißes Haar peitschte um sie, als wäre plötzlich ein Sturm um sie entfacht worden. Für Sekunden stand sie so mit dem Kopf in den Nacken geworfen da und schrie, dann fiel sie bewusstlos zu Boden. Aragorn scheuchte die Gefährten hoch und Legolas nahm sich der Prinzessin an. Er trug sie auf seinem Rücken bis sie Lothlorien erreichten und sie ihre Augen wieder öffnete. Hana und Aki waren bis dahin nicht von ihrer Seite gewichen. Der Elb hatte seine Zweifel an der hübschen Vampirprinzessin aufgegeben und sorgte sich nun aufrichtig um sie, als er sie am Rande des Waldes vorsichtig absetzte. „Sie ist wach!“ Die Gefährten blieben stehen und wandten sich zu ihnen um, als sie die Nachricht hörten. Eine kurze Weile blickte Chi ins Leere, bis sie die klaren blauen Augen vor sich fixierte und sich daran festhielt, um wieder vollständig zu sich zu kommen. Legolas strich ihr behutsam eine Haarsträhne aus dem Gesicht und umfasste es mit beiden Händen, damit er sie besser ansehen konnte. „Bist du verletzt?“ Chi setzte zweimal zum Sprechen an, doch es kam kein Ton über ihre Lippen, stattdessen griff sie sich mit verzerrtem Gesicht an die linke Brust. Hana kniete sich neben Legolas und fühlte den Puls ihrer Herrin, er raste. „Ihr Puls geht zu schnell und ihre Temperatur ist sehr hoch.“ Besorgt sah sie ihre ältere Schwester an. „Hat das etwas mit ihrem Anfall zu tun?“, fragte Boromir vorsichtig. Aki nickte: „Vermutlich. Ihr müsst wissen, dass ein solcher Ausbruch von Emotionen sehr gefährlich sein kann. Jeder Vampir reagiert anders darauf und Chi verträgt Verluste nur äußerst schwer. Der Tod ihrer Mutter hätte sie damals beinahe ebenfalls das Leben gekostet. Sie liebte Gandalf vermutlich ebenso sehr wie sie. Er nahm sie zwanzig Jahre lang mit auf seine Reisen und brachte ihr vieles bei. Sie war erst sechs Jahre alt, als ihre Mutter sie mit ihm fortschickte. Sie waren alte Freunde und für Chi wurde der Zauberer in diesen Jahren zum Mentor, Vater und Freund. Im Gegensatz zu ihrem leiblichen Vater legte Gandalf sie nicht in Ketten oder sperrte sie in einem Palast ein.“ „Soll das heißen, sie stirbt?“ Frodo sah die junge Frau entsetzt an. Aki und Hana senkten betrübt ihren Kopf. Legolas legte Chi entschlossen eine Hand auf die Stirn, beugte sich über sie und sprach leise mit elbischen Worten auf sie ein. Ganz langsam begann sich ihr Herzschlag zu normalisieren, ihr Fieber wurde niedriger und auch ihr Atem verlangsamte sich wieder. Chi merkte, dass der Schmerz nachließ, wenn sie sich auf die Stimme des Elben konzentrierte und ließ sich dankbar davon einhüllen. Wenige Minuten später schlug sie ihre Augen dann erneut auf und schenkte Legolas ein kleines Lächeln: „Ich danke dir.“ Hana fiel ihr erleichtert um den Hals und sie und ihre Schwester strahlten den Elben mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen an. Legolas räusperte sich nur kurz und half Chi wieder auf die Füße. Diese verneigte sich kurz vor ihren Gefährten: „Ich bitte euch vielmals um Verzeihung, es geht mir wieder gut und ich passe nun besser darauf auf, dass sich das nicht wiederholt.“ Dann gingen sie tiefer in den Wald hinein. Doch sie kamen nicht weit, Wachposten hielten sie nach kurzer Zeit auf. Haldir, so nannte Aragorn ihren Hauptmann, führte sie zu Galadriel und Celeborn, die die kleine Gruppe bereits erwartet hatten. Sie erlaubte ihnen über Nacht zu bleiben und es verwunderte Chi nicht, als sie die Stimme der Herrin des Waldes in ihrem Kopf vernahm, während diese ihr kurz, aber eindringlich, in die Augen sah. Ihr habt einen gefährlichen Weg eingeschlagen, Prinzessin des Nachtvolkes. Ihr habt mutig Euer Volk hinter Euch gelassen, um das Richtige zu tun, doch Ihr werdet schon bald eine sehr riskante Entscheidung treffen müssen. Seine Sorgen öffnen ihn für den Ring, Ihr wisst das. Boromirs Schicksal hängt von Euch ab. Chis Laune hatte sich nicht gerade gebessert, als sie und die anderen sich zu ihrer Lagerstätte für die Nacht begaben. Es war auch nicht sonderlich aufmunternd, wenn man gesagt bekam, dass man das Leben eines anderen in Händen hielt und darüber entscheiden musste. Noch schwerer war es, da Hana Boromir offensichtlich liebte. Chi wusste, dass es seine warme und fürsorgliche Seite war, die sie besonders verzaubert hatte. Er kümmerte sich rührend um die Hobbits, war verständnisvoll und zauberte immer wieder ein Lachen auf die Lippen ihrer jungen Freundin. „Chi, du siehst sehr erschöpft aus. Du solltest schlafen gehen.“ Hana betrachtete sie mit sorgenvollem Blick, als sie sich neben ihr niederkniete. „Und du siehst noch viel schlimmer aus, geh zu Boromir, na los. Ihn scheint größere Sorgen als ich zu haben.“ Hana brauchte einfach manchmal einen kleinen Stoß, um ihre Schüchternheit zu überwinden. Aber sie ging und Chi folgte ihrem Vorschlag, sie musste schließlich neue Kraft tanken, um am nächsten Tag wieder kämpfen zu können. Legolas wanderte derweil durch Lothlorien und trauerte im Stillen um Gandalf, während er den Klageliedern der anderen Elben lauschte. Er hielt kurz vor den Gefährten inne, er hatte für Chi eine Karaffe mit klarem und reinem Wasser geholt. Es würde ihr guttun, da war er sich sicher. Doch als er sie schließlich etwas abseits, zusammengerollt zwischen zwei großen Wurzeln entdeckte, stellte er fest, dass sie bereits eingeschlafen war. Also ließ er sich mit der Karaffe auf einer dieser Baumwurzeln nieder, stellte sie auf einer ebenen Stelle ab und beobachtete sie nachdenklich. Sie wirkte vollkommen harmlos, wenn man sie betrachtete. Keiner würde denken, dass er ein bluttrinkendes Raubtier vor sich hatte, wenn er sie mit ihrem friedlichen Gesichtsausdruck dort liegen sah. Legolas seufzte leise und blickte durch das dichte Blattwerk hinauf in den Himmel und betrachtete die wenigen Sternen, die er erkennen konnte. Chi war für ihn ein einziges Rätsel. Er konnte weder ihren Charakter noch ihre Absichten wirklich erkennen, obwohl Elben dafür normalerweise ein Gespür besaßen und Menschen recht schnell durchschauten. Aber Chi war ein Vampir, vielleicht war es das, was es so schwer machte, womöglich auch die Tatsache, dass ihr Ursprung im Volk Lothloriens lag. Irgendwann fielen dem Elbenprinzen schließlich über seine Gedanken hinweg die Augen zu, aber Chi verfolgte ihn bis in seine Träume hinein. Es war tiefste Nacht und Legolas war heimlich aus dem Zimmergeschlichen, hinaus zum Wasser. Er und Haldir waren etwas umhergereist und hier zufällig auf Gandalf gestoßen, der ihnen bei einem Becher Met erzählt hatte, dass er mit der Tochter einer verstorbenen Freundin reiste, einem kleinen Mädchen. Legolas saß lange dort, still an einen Baum gelehnt, versteckt hinter einigen Büschen, bis er etwas hörte. Er lehnte sich nach vorn und blickte um die Büsche zu seiner linken herum, wo er ein kleines Mädchen mit schneeweißem Haar erspähte. Es kniete am Bach und starrte sein Spiegelbild an, ohne zu sprechen, ohne zu blinzeln. Sie konnte unmöglich viel älter als neun oder zehn Jahre alt sein und als sie plötzlich anfing bitterlich zu weinen, verließ Legolas ganz automatisch sein Versteck und kniete sich neben sie, um ihr tröstend übers Haar zu streichen. Sie hatte ihn erschrocken mit großen Augen angesehen. Silbernen Augen, sie leuchteten so silbern wie der Vollmond und dann hatte sie sich an ihn geklammert bis sie vor Erschöpfung einschlief. Nur anhand ihres Umhanges, hatte er schließlich bemerkt, dass sie das von Gandalf erwähnte Mädchen war und hatte sie zu ihm zurückgetragen. „…las. Legolas.“ Etwas Warmes strich über das Gesicht des Elben und er schlug verschlafen die Augen auf, es begann gerade erst zu dämmern. Er wäre in wenigen Minuten von den ersten Sonnenstrahlen aufgewacht, aber als er nun die Augen öffnete, sah er vor sich den Mond. Nein Augen wie der Mond. Silberne Augen! „Guten Morgen, Legolas.“ Chi war nur wenige Zentimeter von ihm entfernt und lächelte ihn freundlich an. Erschrocken versuchte er ein Stück zurückzuweichen und stieß sich dabei heftig den Kopf am Baumstamm hinter sich. „Au, verdammt!“ Chi kicherte belustigt und kam noch ein Stück näher, sie saß direkt neben ihm, auf Höhe seiner Hüfte und war ihm nun so dicht, dass ihre Nasenspitze die seine fast berühren konnte. „Ähem, Galadriel wünscht uns zu sehen, ehe wir abreisen.“ Hinter stand Aragorn und räusperte sich wiederholt, so dass Legolas‘ Hände an Chis Schultern schnellten und sie eine Armlänge von ihm entfernte: „Wir kommen sofort.“ Er war in Windeseile aufgestanden und Chi richtete sich ganz gemächlich auf. Sie hatte heute früh einen Entschluss gefasst, sie würde alles tun, was sie konnte, um die Gemeinschaft zusammenzuhalten und das Leben jedes Einzelnen zu bewahren, mehr war nicht möglich und sie würde sich auf diese Weise auch wegen nichts Vorwürfe machen müssen, wenn dennoch etwas schief ging. Die Wahrscheinlichkeit, dass noch mehr von ihnen für die Sicherheit Frodos und des Ringes fallen würden, war äußerst hoch. Das hatten sie alle gewusst, als sie diesen Weg gewählt hatten. Ihr war nun wieder leichter ums Herz, auch wenn die Trauer um Gandalf noch tief saß. Ganz gemütlich ging sie an den beiden Männern vorbei zu Hana, Aki, Boromir und den Hobbits. Dabei warf sie Legolas erneut ihr geheimnisvolles Lächeln zu und flüsterte im Vorbeigehen und dicht an seinem Ohr: „Keine Angst, ich hatte nicht vor, dich zum Frühstück zu verspeisen.“ Als sie bei den übrigen Gefährten angekommen war, sah Legolas Aragorn an: „Sie hat es schon wieder getan.“ Sein Freund lachte: „Legolas, mein Freund, sie ist eine Frau, das ist ihre Natur.“ „Tatsächlich? Arwen spielt mit dir also auch Katz und Maus?“ Legolas sah ihn skeptisch an. „Natürlich nicht.“ Aragorn schmunzelte leicht und Legolas seufzte: „Wenn ich nur wüsste, wer die Maus ist. Dieses Weib ist ein einziges kompliziertes Rätsel und ihre Augen schimmern immer so geheimnisvoll, dass man nie ganz deutlich in ihnen lesen kann.“ Aragorn klopfte seinem Freund aufmunternd auf die Schulter: „Du findest schon einen Weg, wenn nicht du, wer von uns dann?“ Die Gefährten begaben sich zu Galadriel und empfingen jeweils ein Geschenk von ihr. Die drei Vampirfrauen erhielten alle einen Blutkristall, jeder in einer anderen Form, passend zu seiner Besitzerin. Hanas besaß die Form einer Rose, Akis die eines Blattes und Chis die eines Tropfens. Ganz der Bedeutung ihrer Namen entsprechend: Blume, Herbst und Blut. Dann verließen sie Lothlorien auf dem Flussweg, die Frauen wurden auf die Boote verteilt und umso weiter sie fuhren, umso enger zog sich Chis Herz zusammen. Jederzeit das Unglück erwartend, das Galadriel ihr prophezeit hatte. Kapitel 4: Der Blutbund ----------------------- Der Blutbund Die Anspannung war groß, als die Gemeinschaft wieder das Ufer betrat und zunächst dachte Chi sich nichts dabei, als Frodo sich von ihnen entfernte. Sie konnte verstehen, dass er etwas Ruhe brauchte. Keiner von ihnen konnte sich wirklich vorstellen, wie groß die Last für ihn war. Immerzu hörte Chi das Flüstern des Ringes, der versuchte sie ebenso zu betören wie ihren Vater. Ihr Versprechungen zu machen. Sogar die Wiederbelebung ihrer Mutter und Gandalfs versuchte er ihr anzubieten. Aber sie konnte darauf verzichten. Es gab keinen Preis, der es wert war, den Ring in Saurons Hände fallen zu lassen! Als zu Frodos Fehlen plötzlich auch Boromirs auffiel, brach Hektik im Lager aus und Chi wurde aus ihren Gedanken gerissen. Sie sah zu Hana hinüber, die sie angstvoll anblickte. Sie konnte die Verzweiflung in ihrem Blick beinahe auf ihrer Haut spüren. „Aki, komm mit! Hana, bleib bei den Hobbits!“ Die Frauen folgten Aragorn, Legolas und Gimli und erreichten sie mitten in der Schlacht gegen die… Ja, was waren das eigentlich für Kreaturen? „Chi, was ist das?“ Aki hieb einem der Ungeheuer gerade den Kopf von den Schultern und wich bereits dem nächsten von ihnen aus. „Ich habe keine Ahnung!“ Chi glitt fast tanzend durch die feindliche Horde und stand schließlich Rücken an Rücken mit dem Elb. „Das sind Urukhai. Eine Kreuzung Sarumans.“ Chi sah Legolas für einen winzigen Augenblick erschrocken an, dann vernahmen sie den Schall von Boromirs Horn. Der Weg zu ihm war jedoch blutig und grausam und schließlich erblickte Chi Hana, die mit tränenverschmiertem Gesicht neben Boromir und Aragorn kniete. Aki versuchte Pippin und Merry noch zu erreichen, aber sie waren fort, bevor sie zu ihnen vordringen konnte. Chi hatte sich bereits in Lothlorien entschieden, welchen Weg sie wählen würde. Sie ging neben Hana in die Knie, entblößte Hals und Schultern und sah der jungen Frau durchdringend in die Augen: „Beiß zu, aber beeil dich, oder er stirbt. Du brauchst mein Blut, wenn du ihn retten willst, also widersprich mir erst gar nicht. Du bist zu jung, um es allein zu tun.“ Hana zögerte nicht und während die Männer noch gar nicht begriffen hatten, was gerade passierte, hatte sie ihrer Prinzessin die Zähne ins Fleisch geschlagen. Sie trank hastig, so viel wie sie vertrug ohne in einen Schockzustand zu verfallen. Dann biss sie in ihr eigenes Handgelenk und gab ihr Blut an Boromir weiter, dem gerade die Lider zufielen. Sein Atem hielt an, sein Herz hörte auf zu schlagen und ein paar schier endlose Sekunden lang, schien Boromir verloren zu sein. Chi nutzte diesen winzigen Moment, um die Pfeile aus seiner Brust zu ziehen und nur kurz darauf, schnappte der Mann heftig nach Luft. Hana gab ihm noch immer von ihrem Blut, bis Chi ihren Arm ergriff und die Wunde mit der Zunge verschloss: „Es genügt, du gefährdest sonst seinen Willen.“ „Aber seine Wunden, sie…“ „… heilen. Sieh genauer hin.“ Chi erhob sich und trat zu den anderen, Frodo und Sam gelangten gerade ans andere Ufer. „Lassen wir sie ziehen?“ Sie blickte Aragorn in die Augen und wusste die Antwort: „Ja, wir retten Merry und Pippin.“ Chi nickte: „Hana, versorge Boromir gut, achte auf seinen Zustand und wenn etwas schiefgegangen ist, schickst du Ryoshi zu mir. Sobald Boromir dazu in der Lage ist, trittst du mit ihm die Rückreise nach Bruchtal an. Lass dir von Galadriel ein Pferd geben. Sie wird euch gewiss keine Hilfe verweigern.“ Hana wollte widersprechen, erkannte aber den entschlossenen Blick ihrer Herrin. Es würde keinen Sinn machen zu diskutieren. Ihre Entscheidung stand fest. „Wie du befiehlst.“ Chi lächelte sanft: „Hana, du weißt, dass du ihm nun erst helfen musst sein neues Leben zu verstehen. Außerdem seid ihr jetzt viel zu verwundbar. Ihr seid beide so fürsorglich, dass der Blutbund euch nicht klar denken lässt, wenn es gefährlich wird.“ Hana wusste, Chi hatte Recht, sie war nun einmal keine Kämpferin, sie war Heilerin und liebte Boromir sehr. Mit einem dankbaren Lächeln sah sie Chi wieder an, sie hatte ein großes Opfer für sie gebracht, denn das Blut der Königsfamilie zu trinken, wurde mit dem Tod bestraft. Sie galten als unantastbar, denn ihr Blut war reiner und mächtiger als das der anderen. „Bitte passt gut auf euch auf. Ich würde es nicht ertragen euch zu verlieren. Versprich mir, dass du gut auf Aki achtest und ihr Temperament ein wenig zügelst.“ Chi nickte: „Ich werde gut auf sie achten und mit meinem Leben schütze, wie ich es geschworen habe, das verspreche ich dir, Hana.“ Aki drückte ihre Schwester fest an sich und sie ließen den beiden Frauen ein paar Minuten, um sich voneinander zu verabschieden, dann mussten sie weiter, um Merry und Pippin nicht dem schrecklichen Schicksal zu überlassen, das sie bei Saruman erwarten würde. Aragorn führte sie viele Tage über die weiten Ebenen und zwischen Felsen hindurch, bis sie er eines Tages eine Gruppe Reiter hörte und ihnen befahl sich zu verstecken. Eine Schar Rohirrim ritt an ihnen vorbei und Aragorn zeigte sich ihnen, um Neuigkeiten zu erfahren. Chi und Aki verbargen ihre Gesichter unter den Kapuzen ihrer Mäntel, da Chis Augen seit zwei Tagen rot geworden waren. Sie sagte nichts, aber sie brauchte bald Blut, sie hatte viel an Hana abgegeben und die Verfolgung der Uruks zehrte an ihren Kräften. Sie wurde schwach. Der Blutdurst begann an ihr zu nagen. Die Reiter kreisten sie ein und richteten ihre Speere auf sie. Die Frauen verhielten sich still, während Aragorn sprach und eine Eskalation verhinderte, als Legolas seinen Bogen spannte, um Gimli notfalls zu verteidigen. Natürlich würde es keiner von ihnen zugeben, dass sie sich mochten, würde man Zwerg und Elb darauf ansprechen. „Wenn ihr keine Spitzel seid, dann zeigt uns Euer Gesicht.“ Der Anführer der Reitergruppe deutete auf die zwei Frauen und schnaubte, als diese ihre Kapuzen vom Haupt zogen. „Frauen? Ihr jagt Uruks mit Frauen an Eurer Seite? Sie gehören ins sichere Heim, nicht in den Kampf!“ Aki stampfte empört auf: „Was fällt Euch ein? Wir sind nicht auf Heim und Herd angewiesen und schon gar nicht darauf, dass uns ein Mann beschützt. Wir können das Schwert auch sehr gut selbst führen!“ Überrascht sah der Krieger die Rothaarige an, die ihm so vorlaut die Stirn bot: „Wäre die Zeit, würde ich Euch augenblicklich vom Gegenteil überzeugen, seid Euch dessen sicher.“ Chi begann leise zu kichern und als sie ihren Kopf soweit hob, dass man ihr in die Augen sehen konnte, hörte man deutlich wie einige Männer nach Luft schnappten. Ein herausforderndes Funkeln lag in der blutroten Tiefe ihrer Iris und ein leichtes aber gefährliches Lächeln lag auf ihren Lippen: „Ihr beleidigt uns, mein Herr. Ihr wisst so gar nichts über uns und dennoch nennt Ihr uns schwach und unfähig. Welchen Anlass gaben wir Euch dafür?“ Sie hörte einen der Männer in ihrer Nähe deutlich schlucken, schimmerten ihre Fangzähne doch ein kleinwenig zwischen ihren Lippen hervor, während sie sprach. Sie sah aus als wäre sie aus Schnee gemacht, so blass war ihre Haut inzwischen geworden, nicht dass sie sonst viel mehr Farbe besaß, aber immerhin ein wenig. Im Gegensatz dazu leuchteten ihre roten Lippen und Augen wie Blutstropfen auf schneeweißer Seide. Sie bot sicher einen sehr ungewöhnlichen und, für Menschen die Sonnenbräune gewohnt waren, auch unheimlichen Anblick. „Bitte mein Herr, wir suchen nur nach unseren Freunden.“ Aragorn war wirklich bemüht die Situation zu entspannen. Schließlich gab der Feldherr vor ihnen nach und stellte sich als Eomer vor. Er war der Neffe von König Theoden und warnte sie vor dem verwirrten Verstand seines Onkels. Die Nachricht, dass Pippin und Merry womöglich tot waren, zerrte an den Nerven der Gefährten und nachdem Eomer ihnen drei Pferde überlassen hatte, ritten sie gemeinsam zu dem rt, von wo sie die Rauchwolke der brennenden Urukhai ausmachten, die die Rohirrim in der Nacht erschlagen hatten. Gimli fand einen verbrannten Gürtel der den Hobbits gehörte und während Legolas ein Gebet für sie sprach, bemerkte er, dass Chi zitterte. Eine einzelne Träne rann ihre Wange hinunter und sie hielt Aki im Arm, die leise schluchzte. Besonders Pippin war zwar recht anstrengend gewesen, dennoch waren die kleinen Auenländer ihnen allen sehr ans Herz gewachsen. Dann entdeckte Aragorn zu ihrer Überraschung Spuren der beiden und führte sie geradewegs zum Fangornwald. Na wunderbar! Aki hielt sich stets dicht an Chis Seite und war sich mit Gimli eindeutig einig darüber, dass der Wald äußerst unheimlich war. „Sag mal, hast du denn gar keine Angst Chi? Es ist so gruselig hier.“ Chi lachte leise: „Findest du? Also ich mag den Fangornwald, ich fühle mich hier sehr wohl. Er ist so alt und voller Geschichten.“ „Du und deine Geschichten.“ Aki grummelte leise vor sich hin und beschloss sich dann lieber mit ihrem Leidensgenossen zusammenzuschließen. Legolas beobachtete die Frauen aus dem Augenwinkel heraus und stellte fest, dass Chi sich tatsächlich wohlzufühlen schien. Sie schlenderte ganz entspannt neben ihnen her und achtete lediglich auf Spuren von Orks oder Hobbits. Ja, sie schien schon fast vergnügt zu sein. Was für eine eigenartige Frau sie doch war. „Glaubst du, es geht Hana gut?“ Akis Stimme war nur ein Flüstern, aber für die Ohren ihrer Prinzessin war sie deutlich zu verstehen. „Sicher, sonst hätte sie Ryoshi längst zu uns geschickt. Du weißt er fliegt schnell. Er wäre bereits bei uns, wenn etwas schief gegangen wäre. Der Blutbund hält.“ Aragorn blieb stehen und sah sie an: „Über unsere Jagd hinweg haben wir das vergessen, was habt ihr mit Boromir gemacht?“ Gimli nickte zustimmend: „Das wüsste ich auch gern. Ihr sprecht immer von irgendeinem merkwürdigen Blutbund. Was ist das?“ Chi blickte die Männer lange an, dann seufzte sie: „Den Blutbund geht ein Vampir mit der Person ein, die er von ganzem Herzen liebt. Ist die Person jedoch ein Mensch, kann das sehr kompliziert sein. Umso schwächer der Wille eines Menschen ist, umso weniger Blut darf er von dem Vampir zu sich nehmen. Andernfalls verliert er seinen eigenen Willen und wird zu dessen Sklaven. Bei Boromir war es etwas anders. Er lag im Sterben und sein Wille ist stark. Vampirblut verfügt auch über die Gabe, einem Sterbenden das Leben zu erhalten, jedoch ist es dann an das des Vampirs gebunden. Stirbt Hana, stirbt auch Boromir, er teilt ihre Unsterblichkeit bis zu ihrem Tode. Stirbt aber Boromir, stirbt durch den Blutbund auch Hana, denn sie kann nur noch von seinem Blut leben. Verweigert er es ihr, gehen sie beide zu Grunde. Das besagte Problem besteht allerdings nicht bei einer einfachen Lebenserhaltung.“ Die Männer nickten, nur Legolas war noch nicht ganz zufrieden, er beugte sich ein Stück zu ihr und fragte: „Und welche Rolle spielt dein Blut dabei?“ Chi warf ihm einen giftigen Blick zu: „Mein Blut? Hana ist noch zu jung, um jemanden dem Tod entreißen zu können. Solche Kräfte entwickelt unser Blut erst ab dem hundertsten Lebensjahr. Weder Aki noch Hana haben dieses bislang erreicht. Ich schon. Trinkt ein Vampir das Blut eines anderen, so wandelt es sein Körper in sein eigenes um, wie bei jeder anderen Blutaufnahme auch. Der Unterschied ist, dass die Macht, die darin enthalten ist unverändert bleibt und demjenigen, der getrunken hat, so lange erhalten bleibt, bis das Blut von seinem Körper aufgebraucht wurde. Bei Hana wird das schnell gehen, denn sie hat den größten Teil an Boromir weitergegeben.“ „Zum Glück. Ein anderer Vampir wird es doch bereits nicht mehr wahrnehmen können, oder Chi?“ Aki starrte betrübt zu Boden. „Nein, es ist nicht mehr wahrnehmbar. Ich hätte sie sonst gewiss nicht allein gelassen.“ Legolas zog fragend eine Augenbraue hoch und bevor er erfragen musste, was alle drei Männer wissen wollten, sagte Chi: „Königsblut zu trinken wird in unserem Volk mit dem Tod bestraft.“ Dann ging sie mit festem Schritt an ihnen vorbei und tiefer in den Wald hinein. Legolas war überrascht, dass Chi ihrer Zofe ihr anscheinend äußerst kostbares Blut gegeben hatte. Sogar nicht zu knapp, wenn er sich recht erinnerte. Brauchte sie dann nicht selbst bald wieder neues Blut? Ihre Augen waren seit einigen Tagen blutrot und das war definitiv nicht ihre normale Farbe. Silbern, so sollten sie sein. Wie der Vollmond in einer sternenklaren Nacht. Ihm fiel sein Traum wieder ein und mit ihm die Tatsache, dass er Chi kannte. Er hatte sie vor über hundert Jahren das erste Mal gesehen, wie hatte er sie nicht erkennen können? Das Ereignis hatte ihn damals lange beschäftigt. Ihre Tränen, der Schmerz in ihren Augen. Er hatte damals den Eindruck gehabt ihre junge Seele würde auseinanderbrechen, wenn er auch nur ein einziges falsches Wort sagte. Deshalb hatte er sie nur schweigend im Arm gehalten. Erinnerte sie sich denn gar nicht an ihn? Er hatte sich kaum verändert in dieser für einen Elben durchaus kurzen Zeit. Vielleicht hatte sie ihn aber auch gar nicht richtig gesehen, als sie sich damals so hilflos an ihn gekrallt hatte, sie war schließlich vollkommen verzweifelt gewesen. Ein Seufzer entfuhr ihm und Aragorn sah ihn fragend an: „Stimmt etwas nicht?“ Legolas schüttelte den Kopf und murmelte: „Später, Aragorn, später.“ Kurz darauf nahmen sie plötzlich den weißen Zauberer wahr und während die Männer und Aki ohne zu zögern angriffen, zögerte Chi. Sie wusste nicht warum, aber ihr Pfeil schnellte nicht nur wesentlich später als der von Legolas vom Bogen, sondern verfehlte sein Ziel für ihre Verhältnisse um Längen. Was dann geschah rauschte an ihr vorbei, ohne dass sie etwas davon mitbekam. Sie starrte den Mann vor ihr lediglich mit glasigen Augen an, die sich nach und nach mit Tränen füllten. In strahlendes Weiß gehüllt, lächelte Gandalf warm auf die Gefährten hinab und Chi fiel nach ein paar Sekunden ohnmächtig um. Zu ihrem Glück reagierte Legolas schnell genug, um sie noch gerade so vor dem harten Aufprall auf dem durchwurzelten Waldboden zu bewahren. „Die Frau ist wirklich unberechenbar.“ Gandalf lachte leise: „Sie war nie etwas anderes. Ich hätte allerdings nicht damit gerechnet, dass sie so einfach das Bewusstsein verliert.“ Aki sah den Zauberer giftig an: „Sie ist Euretwegen fast gestorben! Natürlich fällt sie jetzt in Ohnmacht! Sie ist nach Eurem Fall kurzzeitig in eine Trauerstarre gefallen!“ Gandalfs Blick wurde betrübt: „So schlimm war es? Ach kleine Chi, was tust du nur?“ Er strich ihr behutsam über die Stirn und sie öffnete langsam die Augen. „Ga-Gandalf… wie…?“ Ohne weiter darüber nachzudenken fiel sie ihm um den Hals: „Wie konntest du nur? Du hast mir versprochen, dass du immer da sein wirst, bis ich jemanden gefunden habe, der den leeren Platz an meiner Seite einnimmt, jemanden der mein Herz wieder ausfüllt!“ Legolas starrte die Prinzessin überrascht an, ebenso wie alle anderen auch. Einen derartigen Gefühlsausbruch hätte wohl keiner von ihr erwartet. Ihr Verhalten passte so überhaupt nicht zu der Chi, die noch vor wenigen Tagen ohne mit der Wimper zu zucken Urukhai tötete und nicht nur mit dem Schwert, sondern auch mit bloßen Klauen. Auch der drohende Blick, mit dem sie Eomer fixiert hatte, widersprach ihrer jetzigen Verletzlichkeit. „Ayu mel fei, Chi.“ Gandalf sah sie entschuldigend an und sie reckte ihr Kinn trotzig nach vorn: „Fei tan, untarin.“ „Verstehst du, was sie sagen?“ Gimli beugte sich zu Aragorn hinüber, doch der schüttelte den Kopf. „Ayu mel fei bedeutet Bitte verzeih mir und Fei tan untarin heißt Ich verzeihe dir, ausnahmsweise. Gandalf ist ihre Familie, ich habe sie sonst nur Hana und mir gegenüber so emotional erlebt. Obwohl, sie erzählte uns einmal von einem Elben, der sie in früher Kindheit gerettet hätte. Sie sah so glücklich dabei aus, das war so rührend.“ „Aki! Was erzählst du da schon wieder?“ Chi hielt ihrer Freundin eilig den Mund zu, sie hatte sich scheinbar rasch von ihrem Schock erholt. Legolas horchte natürlich äußerst neugierig auf, als er Akis Worte hörte. „Ihr habt gute Erfahrungen mit einem Elben gemacht?“ Chi schoss die Röte in die Wangen: „Das ist uninteressant! Ich war ein kleines naives Kind!“ Aragorn biss sich auf die Unterlippe, um nicht zu lachen, denn es war ein äußerst seltener Anblick Chi mit feuerrotem Gesicht zu sehen und Legolas mit heruntergefallener Kinnlade. „Sagt mir, wo sind Hana und Boromir?“, fragte Gandalf, um das Thema zu wechseln. Aki kicherte fröhlich: „Die süße Hana hat Boromir das Leben gerettet und ist den Blutbund mit ihm eingegangen. Jetzt sind sie auf dem Weg zurück nach Bruchtal. Die erste Zeit eines Blutbundes ist ja recht turbulent.“ „Ich sehe ihr habt eine ereignisreiche Zeit hinter euch.“ Gandalf erklärte ihnen, während sie den Wald wieder verließen, dass es Merry und Pippin gut ging und sie noch nach Edoras reiten würden, um König Theoden von Saruman zu befreien. Kapitel 5: Elbenblut -------------------- Elbenblut Nachdem Gandalf seinen Freund Schattenfell, eines der seltenen Meharas Pferde, gerufen hatte, ritten sie gemeinsam nach Edoras, wo sie eher unfreundlich empfangen wurden. „Eure Waffen, bitte.“ Chi legte den Kopf schief und sah den Hauptmann vor sich nachdenklich an, aber auf Gandalfs Nicken hin, taten sie alle, wie ihnen geheißen. Dabei bewiesen die Frauen deutlich, dass sie weit mehr Waffen bei sich tragen konnten, als man vermuten würde. Sie brauchten sogar länger als Aragorn, um sich ihrer zu entledigen. Aki besaß ein Schwert, einen Dolch am Bein, einen an der Hüfte und einen kleineren im Haar, sowie ein paar eigenartige rote Kugeln, die sie in einem kleinen Beutel bei sich trug. Chi hingegen ließ Legolas den Gedanken aufkommen, dass sie unter ihrem Hemd womöglich ein zweites trug, das eine kleine private Waffenkammer beinhaltete. Neben Bogen, Köcher, Schwert, sowie zwei Dolchen an Bauch und Gürtel, legte sie ebenfalls einen Beutel ab, doch in ihrem schienen sich kleine Fläschchen zu befinden. Zu aller Überraschung griff sie letztlich auch noch in ihren Ausschnitt und zog eine ganze Reihe eigenartiger Nadeln heraus. „Ich rate Euch sie nicht anzurühren, wenn ihr nicht tot umfallen wollt.“ Mit einem gefährlichen Lächeln auf den Lippen folgte sie ihren Freunden dicht hinter Legolas in die große Halle. Es war dunkel und trostlos und König Theoden wirkte dem Tode nahe. Die böse Magie, die in ihm steckte, stank, doch weit widerwärtiger fand sie den wahrhaft abscheulichen Geruch seines Beraters, welcher wie ein schleimiger schwarzer Wurm aussah. „Meine Güte, mir ist schlecht.“ Aki flüsterte so leise, dass nur Chi und Legolas es hören konnten, was ihre Prinzessin kurz ablenkte und sie erst verzögert auf den plötzlichen Angriff regieren ließ, der erfolgte, nachdem Grima den Befehl gegeben hatte, Gandalf seinen Stab zu entwenden. Ihre männlichen Gefährten hatten die Angelegenheit sehr schnell allein geregelt und sie konnte es sich nicht verkneifen Legolas ein verschmitztes Grinsen zu schenken, als dieser seinen letzten Angreifer mit der Faust niederschlug ohne sich zu diesem umdrehen zu müssen. Er war wirklich ein beeindruckender Kämpfer. Nun ja, wenn sie ehrlich wahr, dann sah sie in ihm sogar einen äußerst beeindruckenden und faszinierenden Mann. Da sie nicht gebraucht wurde, erlaubte sie sich einen kurzen Moment in Erinnerungen zu schwelgen, während Gandalf Saruman aus Theoden vertrieb. Er war wie ein einzelner kleiner Lichtstrahl inmitten einer Welt purer Finsternis. Die schützende Umarmung des Elben, der ihren zerbrechlichen Kinderleib umfing, gab ihr, nach vielen Tagen des ewigen Fallens in ein bodenloses schwarzes Nichts, das Gefühl endlich aufgefangen zu werden. Sie weinte, solange bis sie vor Erschöpfung einfach einschlief. Dennoch spürte sie, wie er sie vorsichtig hochhob und zu Gandalf trug. Wie durch einen Schleier nahm sie seine starken Arme und seine sanfte Stimme war, als er sie an den Zauberer übergab. Sie hatte ihn anfangs nicht als jenen Elben von damals erkannt, weil sie aufgrund ihrer Situation und seiner anfänglichen Feindseligkeit nicht einmal daran gedacht hat, dass es möglich wäre. Nach über hundert Jahren hatte sie es zudem fast aufgegeben sich an einer Kindheitserinnerung festzuhalten, von der sie nicht einmal wusste, wie real sie jemals gewesen war. Doch als er sie nach Gandalfs Sturz erneut aus der Finsternis gezogen hatte, war ihr alles ganz klar gewesen und alle Gefühle ihres kindlichen Ichs vermischten sich mit ihren neuen. Sie wusste, dass es eine unerreichbare Illusion war, doch für einen kurzen Augenblick erlaubte sie sich die Vorstellung, wie ihr Volk reagieren würde, wenn seine Prinzessin einen elbischen Prinzen zu ihrem Gefährten erwählen würde. Kurz darauf erschrak sie ihr eigener Gedanke zutiefst und sie blieb wie versteinert an ihrem Platz zurück, als alle anderen Grima aus der Edoras vertrieben. Nur Aki blieb mit ihr zurück und sah sie schweigend an, bis Chi sie mit einer einsamen Träne auf der Wange anblickte: „Aki…“ Aki war mit einem großen Schritt bei ihr und umarmte sie fest. So lange hatte sie ihre Freundin nicht mehr weinen gesehen und nun flossen ihre Tränen in kurzer Zeit in so großer Zahl. „Was hast du, Chi? Was ist passiert?“ Die Prinzessin sah in die besorgten Augen der jungen Vampirdame und ein trauriges Lächeln zierte ihre Lippen: „Ich habe ihn wiedergefunden, Aki. Meinen Elben mit den schützenden Armen.“ Akis Augen weiteten sich überrascht: „Legolas?“ Chi nickte: „Ja, und ich befürchte, deine Herrin verliebt sich gerade in einen Prinzen, den sie niemals wird haben können.“ Kurz darauf ging alles sehr schnell. König Theoden gab den Befehl nach Halms Klamm zu ziehen und Gandalf verließ sie, um Hilfe zu holen, für den Augenblick, in dem Saruman sie in der Festung in die Enge treiben würde. Edoras setzte sich rasch in Bewegung. Erst als sie bereits unterwegs waren, fiel Chi endlich die blonde Frau auf, die sich nun ihrer Nähe aufhielt: „Aki, wer ist das?“ „Ihr Name ist Eowyn sie ist Theodens Nichte und glaube sie interessiert sich für Aragorn.“ „Aragorn liebt Arwen. Elronds Tochter.“ Aki sah sie verblüfft an: „Woher weißt du das?“ „Gandalf hat es mir erzählt. Ich wollte Aragorn nicht direkt darauf ansprechen, weil wir gerade erst aufgebrochen waren, aber ihr Abendstern um seinen Hals hat mich ein wenig irritiert.“ Aki nickte langsam: „Ich verstehe. Dann wäre es besser Eowyn würde ihn gleich aufgeben. Aragorn erscheint mir nicht wie ein Mann, der seine Liebe einfach von einer Frau auf eine andere übertragen könnte.“ „Nein. Er ist absolut loyal, bescheiden und gutherzig bis in die letzte Faser seines Seins. Selbst wenn er es nicht vom Blute aus wäre, so ist er doch der Einzige, der rechtmäßig auf den Thron der Menschen gehört.“ Die restliche Reise verbrachten die Frauen schweigend, nur ab und an, bemerkte Chi, dass Eowyn ihnen einen fast neidischen Blick zuwarf. Nur weshalb? Als dann plötzlich Alarm geschlagen wurde, waren Chi und Aki bereits dabei ihre Waffen zu ziehen, als Theoden seiner Nichte befahl, das Volk zur Feste zu bringen, obwohl sie kämpfen wollte. „Wir werden ebenfalls bei Euch bleiben. Wer schützt sonst das Volk, falls die Männer fallen, Herrin?“ Chi blickte Eowyn fest in die Augen und sie schien zu begreifen, dass die Weißhaarige ihre Gefühle verstand. Theoden gefielen Chis Worte offensichtlich überhaupt nicht, doch er musste zu seinen Männern und ignorierte sie darum. Die Frauen führten Rohans Volk zur sicheren Festung und als sie bereits in Sicht kam, drehte Eowyn sich schließlich zu Chi und Aki um: „Wieso tut Ihr das alles? Eure Worte werden meinen Onkel gewiss verärgert haben.“ Chi lächelte sie freundlich an: „Aber dennoch sind sie die Wahrheit. Mein Volk erwartet auch von seinen Frauen, dass sie ein Schwert zu führen vermögen. Nicht viele sind von Beruf her Kriegerinnen wie Aki hier, aber doch ist jede verpflichtet eine Waffe so gut führen zu können, dass sie ihr Leben damit verteidigen können, wenn es erforderlich ist.“ Eowyn erwiderte Chis Lächeln nun, dennoch hatte sie noch eine weitere Frage: „Verzeiht bitte, wenn ich unhöflich erscheine. Aber was seid Ihr?“ Chis Gesichtsausdruck wurde wieder ernst und Aki richtete den Blick nach vorn. „Vampire, Eowyn. Verfluchte Nachfahren einer Gruppe Elben, die ihr Volk verrieten und nun Saurons Ruf folgen. Ich verstehe Euren Wunsch Euer Volk zu schützen wirklich gut, glaubt mir. Auch ich bin eine Prinzessin des meinen, doch ich beneide Euch ein wenig.“ Eowyn sah sie überrascht an: „Mich?“ „Ja, denn Eures ist es wert gerettet zu werden. Mein Volk dagegen besitzt nur wenige Seelen, die es wert sind, Blut für sie zu vergießen. Es sind gewiss nicht viel mehr als hundert.“ Schweigen legte sich über die Frauen bis sie die Krieger in der Festung empfangen konnten. Gimli überbrachte Eowyn die Nachricht von Aragorns Sturz, als Legolas nach Chi und Aki suchte, um ihnen die erschütternde Nachricht ebenfalls zu überbringen, obwohl er sich noch immer weigerte, wirklich daran zu glauben. Er erwartete eigentlich, dass er jeden Augenblick hinter ihnen durchs Tor kam und ihnen sein übliches Lächeln schenkte. Schließlich entdeckte er die weiße Prinzessin direkt neben Eowyn. Sie war ehrlichgesagt auch nicht zu übersehen. Sie stach selbst in schlichter Hose, Hemd und Weste noch deutlich unter all den Menschen um sie herum hervor. Er sah wie sich ihre Züge versteinerten und Aki sich die Hand vor den Mund schlug, als sie Gimlis Worte vernahmen und nur Sekunden später traf Chis Blick hilfesuchend auf den seinen. Die Männer um ihn herum stolperte überrascht zur Seite, als er plötzlich vorsprang und beruhigend mit elbischen Worten auf die weiße Schönheit einsprach, die unter den Menschen bereits auf dem Weg hierher für viel Gesprächsstoff gesorgt hatte. „Bitte sag mir, dass er genauso zurückkehren wird wie Gandalf.“ „Ich wünsche es mir genauso sehr wie du.“ Sie lehnte sich dankbar an seine Brust und Aki strich Eowyn tröstend über den Rücken, während sie selbst ein paar Tränen verdrückte. Legolas spürte, dass Chi zitterte. War es der Schock oder vielleicht doch die Tatsache, dass sie inzwischen wirklich Blut benötigen musste? „Du bist im Inneren so zerbrechlich wie du nach Außen hart erscheinst, nicht wahr?“ Aki blähte vorwurfsvoll die Wangen auf: „Natürlich ist sie das! Wir leben zwar von Blut, aber deshalb trauern wir trotzdem genauso um gefallene Freunde wie ihr auch!“ Chi lächelte flüchtig: „Schon gut, Aki. Lass dem Elben seinen kleinen Triumph, ich räche mich später.“ Sie zog sich mit Aki zurück und ließ die anderen allein. „Wieso glaubt Ihr, sie sei zerbrechlich, Herr Legolas? Ich denke, sie ist eine starke Frau, mit einem unbrechbaren Willen. Sie kämpft ohne zu zögern für das, was ihr wichtig ist. Sie beschützt es mit allem, was sie hat.“ Legolas sah die junge Herrin Rohans nachdenklich an. Sie war in einer vergleichbaren Position wie Chi und sie schien ebenso zu wollen kämpfen wie die Vampirin. Doch es gab einen gewaltigen Unterschied zwischen ihnen, wenn Chi nicht schützen konnte, was sie liebte, würde der Schmerz sie töten. Eowyn würde sich von ihrem irgendwann, wenn auch langsam, erholen und etwas Neues finden, das es wert war, beschützt zu werden. Schnell eilte er den Frauen nach, aber er hörte noch wie Eowyn Gimli fragte: „Habe ich etwas Falsches gesagt?“ „Nein, aber Ihr müsst wissen, als Chi das letzte Mal eine wirklich sehr geliebte Person verloren hat, hätte sie der Verlust fast das Leben gekostet. Vampire können an ihrem Leid sterben.“ „Oh.“ Dann war der Elbenprinz im Inneren der Feste verschwunden und suchte nach Chi. Ihr schwacher Zustand ließ ihm keine Ruhe. Er fand sie schließlich in einer Ecke im Thronsaal, doch Aki zog ihn beiseite noch bevor er sie ganz erreicht hatte: „Wir müssen reden.“ Legolas ließ sich in eine stille Ecke führen und hörte ihr aufmerksam zu: „Chi braucht Blut. Sofort. Ich wollte ihr meines schon vor Tagen anbieten, aber sie schlägt es immer wieder aus. Sie weigert sich auch einen der Menschen hier zu beißen, weil sie niemanden schwächen will. Legolas, ich weiß, dass das worum ich Euch jetzt bitte eigentlich absolut zu viel verlangt ist und Chi wird furchtbar wütend werden, aber es ist ihre einzige Chance. Bitte gebt ihr etwas von Eurem Blut.“ Legolas war sprachlos, in der Tat. Aber nicht, weil er Chi sein Blut geben sollte, sondern weil Aki ihn so direkt darum bat, obwohl ihre Herrin offenbar etwas dagegen zu haben schien. „Bitte, Legolas, ich flehe ich Euch an. Ihr seid der einzige, der sie damit nicht verletzen würde.“ „Ich verstehe zwar nicht ganz, weshalb ich eine Ausnahme sein sollte, aber ich hatte um ehrlich zu sein gerade genau das vor. Allerdings eher, weil ich ein paar Liter weniger verkraften kann und mein Blut sie weit mehr stärken wird als menschliches.“ Lüge. Er wusste genau, dass ihn die Vorstellung, dass Chis Lippen den Hals eines anderen Mannes berühren könnten, aus einem ihm unerklärlichen Grund extrem störte. Ohne weiter auf die Rothaarige zu achten, ging er wieder zu Chi, die gedankenverloren aus dem Fenster starrte. Ohne auf ihren Protest einzugehen, zog er sie mit sich, bis er einen kleinen leeren Raum fand, den er von Innen verschließen konnte. „Legolas, was soll das?“ Chi versuchte sich loszureißen, war aber selbst dafür bereits zu schwach. Der blonde Elb drückte sie an sich und atmete tief durch: „Du brauchst Blut, andernfalls überlebst du die nächsten Tage nicht und du willst mir jawohl nicht weißmachen, dass du vorhättest Orkblut zu trinken, sobald wir angegriffen werden, oder?“ Chi richtete ihren Blick stur auf den Fußboden. Er hatte ja verdammt noch einmal Recht, Orks waren wirklich ekelhaft und das einzige Mal als sie ihr Blut als Notlösung probiert hatte, hatte sie es Sekunden später wieder ausgewürgt. „Was genau willst du von mir?“ Legolas hob ihren Kopf an und zwang sie, ihm in die Augen zu blicken: „Ich will, dass du mein Blut trinkst. Ich weiß nicht, was Aki tut, aber sie ist bei weitem noch nicht so am Limit wie du. Deine Augen sind so rot, dass man in ihnen fast nicht mehr lesen kann, was du fühlst.“ Sie hatte keine Wahl, das wusste sie. Sie hatte eigentlich geplant Aragorn darum zu bitten, wenn er wiedergekehrt wäre, auch wenn sie ihm ihre Gefühle für Legolas hätte beichten müssen, doch jetzt blieb ihr nur der Elb. Gimli war zu klein für die Menge, die sie brauchte und Legolas‘ Blut wäre vermutlich wie ein Aufputschmittel für sie und genau richtig für die Schlacht. Dennoch, sie würde ihm ihre Gefühle verraten, wenn sie ihre Zähne in ihm versenkte. Ihre Emotionen würden sich auf ihn übertragen und keiner wusste, welche Reaktionen sie auslösen könnten. Da Chi nicht weiter widersprach, entledigte Legolas sich allem außer seinem Hemd, öffnete es aber ein Stück weit und legte eine Schulter für sie frei. Chi blickte schüchtern zur Seite und Legolas war wirklich überrascht, als er sah, dass sie vor Verlegenheit ganz rot wurde. Sie konnte wirklich äußerst entzückend sein. „Chi, komm her.“ Er zog sie liebevoll zu sich und schlang seine Arme um sie. Er genoss es, sie nach so vielen Jahren wieder auf diese Weise halten zu können. Die Frage, wieso er so empfand, schob er vorerst beiseite. Nach kurzem Zögern murmelte Chi leise: „Können wir uns setzen? Du bist zu groß.“ Er musste schmunzeln, folgte ihrer Bitte aber still und setzte sie sicher zwischen seine Beine, wo er sie erneut an sich drückte. Nach einem letzten Mal tiefen Durchatmens legte Chi schließlich ihre Lippen an seinen Hals und drückte ihre Fänge vorsichtig in sein Fleisch. Legolas war darauf gefasst gewesen, Schmerz zu empfinden, doch stattdessen durchströmte ihn plötzlich eine eigenartige Hitze und es jagte ein Schauer nach dem anderen durch seinen Körper. Er schnappte nach Luft: „Chi, was…?“ Aber Chi nahm seine belegte Stimme kaum war, denn es ging ihr kaum anders als ihm. Sein Blut war süß gemischt mit dem Geschmack, den Waldluft kurz nach einem kräftigen Sommerregen zu haben schien. Schon nach wenigen Schlucken war Chis Kraft wieder vollständig hergestellt und nach zwei weiteren, löste sie sich ruckartig von ihm, als sie ein regelrechter Energiestoß durchfuhr. Ganz zärtlich schloss sie die Wunde ihres Elben mit der Zunge und ließ wieder von ihm ab. Legolas schnappte nach Luft und Schweißperlen rollten ihm über die Brust. Sie nahm allerdings an, dass sie selbst nicht viel besser aussah, zumindest war ihr Haar von seinem Griff zerwühlt und auch ihre Kleidung saß etwas schief. Als ihr Blick dann weiter an ihm hinabwanderte, stockte ihr der Atme. Er hatte doch nicht etwa…? Legolas, der noch ganz benebelt war, brauchte einen Augenblick, um ihrem Blick folgen zu können und als er schließlich erkannte, dass es eine leider allzu eindeutig sichtbare Reaktion auf ihren Biss war, die sich unterhalb seiner Gürtellinie abspielte, auf die sie so erschrocken starrte, war sie bereits aufgesprungen und flüchtete mit hochrotem Kopf aus dem Raum, während sie murmelte: „Es tut mir leid.“ Kaum stand sie vor der Tür, ordnete Chi sofort eiligst Kleidung und Haare und rannte zurück zu Chi, die sich derweil an einem hübschen Ritter bedient hatte. Als Aki ihre Prinzessin auf sie zukommen sah, grinste sie breit. Chi hatte die Röte nämlich noch immer nicht von ihren Wangen vertreiben können und ihre silbernen Augen hatten nicht einfach nur wieder die Farbe des Vollmondes, nein sie leuchteten auch genauso hell. Zudem entging ihr nicht, dass sie von vielen angestarrt wurde, denn nun war ihre Haut wieder leicht rosig, ihre Lippen voll und blutrot und sie wirkte im Ganzen wieder sehr anziehend. Im Gegensatz zu Aki störte sich Chi jedoch stets daran von den Männern angestarrt zu werden. „Wenn wir gewinnen, weiß ich schon, wen ich als Nächstes verspeise.“ Aki grinste kokett. „Was für eine Begrüßung. Und wer ist Glückliche?“ Chi rümpfte die Nase. „Eomer. Gandalf wollte ihn doch holen, oder? Du weißt ich mag Draufgänger wie ihn, die eigentlich nur furchtbar fürsorglich sind. Nachdem ich ihm gezeigt habe, wie gut ich mich gegen diese ekelhaften Urukhai verteidigen kann, werde ich ihm auch gleich noch zeigen, wie überzeugend ich bin.“ Chi sah ihren Schützling ungläubig an: „Du bist deinem Vater wirklich zu ähnlich. Der arme Mann wird nicht mehr wissen, wo oben und unten ist, wenn du ihn verführen willst. Obwohl, fandst du ihn vor ein paar Tagen nicht noch arrogant und aufgeblasen?“ „Ja, aber damit kann man leben. Ich finde ihn eigentlich doch sehr beeindruckend und ich bewundere seine Hingabe zu seinem Land.“ „Wir müssen alle verrückt geworden sein. Kaum verlassen wir den Palast und begegnen ein paar anständigen Männern, verlieben wir uns eine nach der anderen.“ Aki grinste breit: „Hmmm, wenn du so viel für Legolas empfindest, dann waren die letzten Minuten doch sicher äußerst interessant, nicht wahr?“ „Aki, benimm dich! Ich habe gesagt, du sollst mich nicht behandeln als wärst du meine Untergebene, aber nicht, dass du deine Erziehung vergessen sollst.“ „Entschuldigung.“ Aki setzte sich brav auf einen Stuhl und war eine höfliche wohlerzogene Adlige. Legolas hatte sich derweil beruhigt, seine Kleider wieder angezogen und sich weitestgehend geordnet. Chis unglaublich verlockender Anblick ließ ihn allerdings nicht so bald wieder los und die Tatsache, dass ihr Biss ihn derart erregt hatte, machte ihm ziemlich zu schaffen. Er war ein Elb verdammt! Er sollte weit mehr Selbstkontrolle über seinen Körper haben. Er ging hinaus, wobei er die Nachricht erhielt, dass Aragorn zurückgekommen sei und sein Herz machte erneut einen Freudensprung. Sein Freund hatte überlebt! Er eilte ihm entgegen und übergab ihm Arwens Abendstern, nachdem er ihn willkommen geheißen hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)