Alles nach Plan von Terrormopf ================================================================================ Kapitel 7: Wahrheiten --------------------- Die Feier war nicht wirklich was Besonderes. Eben ein großes Zelt, eine Bar, ein DJ. Und Mia seufzte erleichtert, als sie einen Klowagen und keine Dixi-Klos entdeckte. Ihr erster Gang war der zur Bar um den Abend mit einem Jägermeister zu beginnen. Es dauerte nicht lange, bis sie gut angeheitert waren. Alex hatte sich auf den Weg gemacht um Mia eins der grünen Bänder zu besorgen und Matthis unterhielt sich mit Frank, als Henrik zu ihm kam, ihm den Arm umlegte und fragte: „Kommst du mal eben mit? Ich muss mal mit dir reden.“ Matthis atmete innerlich tief durch. Dann entschuldigte er sich lächelnd bei Frank und folgte Henrik raus in die Dunkelheit. „Was willst du?“, fragte Matthis, verschränkte die Arme vor der Brust, es war kalt. Doch Henrik antwortete nicht sofort, sondern kam ihm die Zähne bleckend immer näher. Matthis wich solange zurück, bis er eine Hauswand in seinem Rücken spürte. Henrik kam ihm noch näher. „Weißt du ja wohl…“, hauchte der, schloss die Distanz zwischen ihnen und küsste Matthis. Er legte ihm die Hände in die Seiten, ließ sie nach hinten in Matthis‘ Hose auf seinen Hintern gleiten. Der rührte sich kaum, erwiderte den Kuss nur widerwillig. „Und wann gehen wir endlich weiter? Du hast es mir schon ewig versprochen“, flüsterte Henrik. Matthis bekam eine Gänsehaut. Doch er riss sich zusammen und antwortete leise: „Bestimmt nicht jetzt! Ich muss jetzt gleich erstmal die Sache mit Alex klären. Und wenn der uns hier schon wieder zusammen sieht, erleichtert das die Sache sicher nicht.“ Henrik küsste ihn wieder. Er spürte sein Grinsen. „Hast doch mich, wozu brauchst du den denn dann noch?“ „Weißt du ja wohl…“, wiederholte er Henriks Worte. Noch einmal ließ er sich küssen, dann befreite er sich und machte sich auf den Weg zurück ins Zelt, allerdings nicht ohne vorher noch einmal auszuspucken. „Stell dich nicht immer so an!“, hörte er Henrik hinter sich mosern. Doch er ignorierte ihn geflissentlich. Er sah sich am Zelteingang nach Alex um, entdeckte ihn an der Bar, erkannte, dass er ihn im gleichen Moment sah und hinter ihm Henrik, der mit ihm ins Zelt kam. Scheiße! Als er an die Bar kam bestellte er sich einen Jacky-Cola. Er hatte noch nie so Lust gehabt sich volllaufen zu lassen. „Warst mit Henrik draußen?“, fragte Alex, klang beinahe beiläufig. Er nickte. Leugnen brachte ja doch nichts. Als sein Getränk kam, stürzte er es mit einem Mal seine Kehle hinunter, wischte sich die Mundwinkel ab, blieb zur Bar gerichtet stehen. Er wagte es nicht Alex anzusehen. „Hast ja in letzter Zeit viel mit ihm zu tun…“, stellte Alex fest. Wieder nickte Matthis nur. Was sollte er dazu auch sagen? Mia stand neben ihnen an der Ecke der Bar, unterhielt sich mit David, lachte und schien sich prächtig zu amüsieren. Alex rückte etwas näher zu Matthis. Er sprach leise. Er wollte nicht, dass irgendjemand etwas mitbekam. „Du wolltest mit mir reden. Schon voll genug?“ „Nicht wirklich“, stellte Matthis fest, lallte aber doch schon etwas. „Aber mich küssen und Händchen halten kannst du.“ „Das ist was anderes!“, sagte Matthis verzweifelt und sah Alex jetzt endlich an. „Schön, ich hab da aber keinen Bock drauf. Entweder du sagst mir endlich was Sache ist und woran ich bin, oder du kannst sehen wo du bleibst.“ „Alex, bitte…“ Er wurde von Mia unterbrochen, die plötzlich aufschrie und gegen Alex stolperte. Sie drehten sich um. Alex brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass das seine Schwester gewesen war und als er sah, dass sich sich den Unterarm hielt und ihr Gesicht schmerzlich verzerrt war, hatte er kein Gehör mehr für das Brüllen um ihn herum. Besorgt fragte er, ob sie sich was getan hatte, forderte ihren Ellbogen zu sehen. Matthis hingegen sah, dass die Ursache für Mias Stolpern in Henrik und Luka lag. Letzterer prügelte und brüllte auf Henrik ein, der sich nicht großartig wehrte, sondern nur hin und wieder auch mal einen Schlag platzierte um Luka auf Abstand zu halten. Als Matthis merkte, dass die anderen um ihn herum noch zu perplex waren um einzugreifen, ging er selbst dazwischen, packte Luka von hinten und hielt ihn mit aller Gewalt zurück. Henrik, der die Situation gerade ausnutzen wollte um Luka die Schläge zurückzuzahlen, wurde im nächsten Moment auch von zwei Mannschaftskameraden zurückgehalten. „Was ist denn los?“, fragte Matthis, hatte Mühe die Musik zu überstimmen. Doch Luka ignorierte ihn, versuchte sich aus seinem Griff zu befreien und brüllte noch an Henrik gewandt: „Alter, fass mich nie wieder an! Ich hasse dich! Dich und alle anderen scheiß verfickten Schwuchteln! Wenn du mich noch einmal anrührst…!“ „Dann was?“, fragte Henrik, wehrte sich nicht großartig, sondern grinste lediglich seinen ehemaligen Kollegen süffisant an. Als Lukas Gegenwehr schwächer wurde, traute Matthis sich, seine Muskeln ebenfalls zu entspannen und vor ihn zu treten. Er legte ihm die Hände auf die Schultern, sah ihm fest in die Augen – soweit das mit seinem schon etwas glasigem Blick noch ging – und fragte: „Was hat er denn gemacht?“ „Geht dich scheiß Schwuchtel ja wohl nichts an!“, schmetterte Luka ihm entgegen. Matthis biss sich auf die Lippen. Schön wie Luka es immer schaffte alles und jeden in seiner Umgebung zu beleidigen. „Jetzt krieg dich mal wieder ein, Mann!“, versuchte er weiter Luka irgendwie zu beruhigen. Wobei Henrik ihm da keine große Hilfe war, als er brüllte: „Genau, krieg dich wieder ein! Dir hat‘s doch früher auch immer gefallen! Brauchst dich jetzt auf einmal nicht so zu zieren!“ Matthis spürte wieder sein widerwärtiges Grinsen im Nacken. Luka spannte wieder seine Muskeln an, stemmte sich gegen Matthis und presste zwischen aufeinander gepressten Kiefern hervor: „Lass mich sofort los, Matthis.“ „Mann, der is es doch nich wert, dass du dich hier aufregst und dich prügelst…“, versuchte Matthis es weiter, doch diesmal bekam er nur ein Wort: „Sofort!“ „Luka, ich bitte dich, das kann doch wohl nicht dein Ernst sein! Du machst dich hier total lächerlich. Lass doch den Scheiß!“ Doch das war wohl der falsche Ansatz gewesen, denn nun schnaufte Luka nur noch und brüllte schließlich: „Von ner Schwuchtel wie dir lass ich mir schon dreimal nich sagen was ich machen soll und was nich! Ich hasse euch! Fickt euch doch!“ „Fick dich doch selbst! Und hör endlich auf andere Leute zu beschimpfen und zu beleidigen!“ Für Matthis war Schluss mit lustig gewesen. Für Luka jetzt auch. Und Matthis bekam das schmerzhaft zu spüren in Form von Lukas Faust, die auf seinen Wangenknochen traf. Er taumelte zurück, war einen Moment benommen, spürte wie pochend der Schmerz in seine Wange kam. Er keuchte und erwartete den zweiten Schlag – er würde sich nicht auf das Niveau herablassen und zurückschlagen oder sich prügeln, das war nicht seine Art. Aber der zweite Schlag kam nicht und er sah auf, erkannte wie Luka von zwei Securitys, die erst jetzt informiert worden waren, nach draußen buxiert wurde. Er schluckte und war heilfroh, dass nicht noch ein Schlag gekommen war, sein linkes Jochbein schmerzte extrem. Dennoch ging er wieder zur Bar zu Alex und Mia zurück, fragte diese, ob alles in Ordnung bei ihr sei, ob sie sich wehgetan habe. „Ich hab mir den Ellbogen an der Kante der Bar aufgeschürft, aber war wohl eher der Schreck warum ich so geschrien hab… sorry.“ Sie blickte ihn besorgt an. „Kannst ja nichts für“, sagte Matthis lächelnd und streichelte ihr durch die langen weichen blonden Haare. Dann wandte er sich Alex zu, umarmte ihn. Irgendwie stand er unter Schock. Aber fast schon überglücklich spürte er, wie Alex die Umarmung erwiderte, ihm sanft über den Rücken streichelte. Er fühlte sich, als wäre ihm der ganze Alkohol jetzt auf einmal zu Kopf gestiegen, war ganz benommen. „Du blutest, Matthis“, hörte er ihn schließlich sagen, reagierte nicht, vergrub nur sein Gesicht an seiner Schulter, sog seinen Duft ein. Er würde sich noch hundert Mal schlagen lassen, wenn Alex ihn dafür wieder liebte. Diese Situation wollte und würde er ausnützen. „Matthis, wir sollten ins Krankenhaus… hörst du mich?“ Doch Matthis schüttelte nur den Kopf. Er hatte ihn zwar gehört, wollte aber nicht, dass die Umarmung endete. „Pass auf, Mia, geh du bitte zu Frank und sag ihm, er soll mit David klären wie der nach Hause kommt und dass er uns jetzt gleich ins Krankenhaus fahren soll, ich muss mich um Matthis kümmern. Wir warten draußen auf euch.“ Mia nickte und machte sich auf die Suche nach ihrem Fahrer. „Ich will nich raus“, murmelte Matthis, schüttelte leicht den Kopf. „Doch, Matthis. Wir fahren gleich ins Krankenhaus; sicher ist sicher. Und jetzt komm mit raus, die frische Luft wird dir gut tun.“ „Ich will nich…“ „Du kannst mich draußen weiterumarmen. Oder willst du erstmal was zu trinken?“ Matthis nickte. „Dann musst du mich trotzdem kurz loslassen.“ Widerstrebend tat Matthis wie ihm geheißen, ergriff aber stattdessen Alex Hand. Wenigstens etwas wollte er haben. Der bekam das Glas Wasser für seinen Freund sogar gratis, reichte es ihm und wartete, bis der es in kleinen Schlücken geleert hatte. Dann winkte er dem Mädchen hinter der Bar zu, das ihm das Wasser gegeben hatte und führte Matthis hinaus in die klare, bitterkalte Nachtluft. Sie setzten sich auf eine der Bierbänke, die dastanden und Matthis lehnte seinen Kopf gegen Alex‘ Schulter. „Ich lieb dich“, murmelte er, begann zu zittern, weil es so kalt war. Daraufhin setzte Alex sich breitbeinig hinter ihn, drückte ihn an sich und schloss seine Arme um ihn, versuchte ihn durch ein wenig Reiben der Seiten warm zu bekommen. Doch Matthis hielt irgendwann seine Hände fest, drehte den Kopf so weit es ging zu ihm und sagte leise: „Jetzt wär ich betrunken genug um mit dir zu reden, aber… ich kann‘s immer noch nicht. Ich bin einfach ein scheiß Freund. Und du tust mir leid, dass du‘s mit mir aushalten musst, Alex, ehrlich. Wann bin ich eigentlich zu so einem schlechten Menschen geworden?“ Alex jedoch löste seine eine Hand, um Matthis durchs Haar zu streicheln und entgegnete sanft: „Du bist kein schlechter Mensch. Und auch kein schlechter Freund. Du hast mir bisher immer die Wahrheit gesagt, du hast alles worauf es mir ankommt und du bist auch noch gut im Bett. Was will ein Mann mehr?“ Er drückte seinem Freund grinsend einen Kuss auf die Lippen. „Ich könnte dich nicht betrügen“, nuschelte der gegen seine Lippen. „Ich weiß, dass du denkst, dass ich dich mit Henrik betrüge, David denkt‘s ja auch, aber ich könnt‘s gar nicht mit irgendwem anders treiben… außer vielleicht mit Hugh Jackman, oder mit diesem sexy spanischen Fußballspieler, oder mit Brian Kinney, oder mit dem Typen aus der Wohnung über euch, oder…“ „Jetzt reicht‘s aber mal!“, fiel Alex ihm affektiert empört ins Wort und Matthis grinste. Doch im nächsten Moment stöhnte er fast schon gequält auf und fragte traurig: „Kann jetzt nicht wieder alles gut zwischen uns sein? Ich vermiss dich nämlich.“ „Aber ich sitz doch direkt hinter dir“, lachte Alex, wusste allerdings worauf Matthis hinaus wollte. „Ja“, stellte der zufrieden fest, drückte sich noch ein wenig näher an seinen Freund. „Und da kannst du auch gerne noch ein Weilchen bleiben.“ Alex legte nun wieder seine Arme um Matthis und seinen Kopf auf dessen Schulter. Er seufzte müde und flüsterte: „Ich lieb dich immernoch.“ „Ich dich auch“, antwortete Matthis ebenso leise, lehnte seinen Kopf gegen Alex‘. Dann warteten sie schweigend auf die anderen. Schlussendlich war es nichts Schlimmes, die Wunde wurde geklebt und Matthis Kopfschmerzen prophezeit, aber das war es auch schon. Alex war froh. Darüber dass es Matthis soweit gut ging und dass sie gemeinsam auf die Feier gegangen waren. Außerdem noch, dass es so gelaufen war und er seine Zweifel nun über Bord hatte werfen können. Als er gesehen hatte, dass Matthis blutete, da hatte es doch einen Schalter in ihm umgelegt. Matthis brauchte ihn wie er Matthis brauchte. So war es, so würde es bleiben. Irgendwann würde er schon noch herausfinden was da mit Henrik schief lief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)