Vampire Love (1) - Halbblut von Chisaku (Takuma Ichijo & Chiyo) ================================================================================ Kapitel 8: Pralinen für Takuma ------------------------------ Pralinen für Takuma Die nächsten zwei Tage waren eine Qual. Zwar war Chiyo glücklicherweise vom Direktor vom Unterricht befreit worden, damit sie sich stattdessen ihre Finger wund zeichnen konnte, doch sie verbrachte sowohl Tag als auch Nacht in der Redaktion. Sie schlief zwischendurch auf dem Sofa, wenn sie vor Müdigkeit nichts mehr sehen konnte, genau wie ihr Team. Kurz vor Drucktermin war allerdings alles fertig und sie konnte erschöpft, aber glücklich zur Akademie zurückgehen. Als sie in ihrem Zimmer ankam, war es bereits fast Mitternacht. Sie ließ sich einfach auf ihr Bett fallen und schlief ein. Takuma hatte die Tage und Nächte damit verbracht, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, weshalb Chiyo ihm ihr Blut gegeben hatte. Da er aber zu keinem eindeutigen Ergebnis gekommen war, hatte er inzwischen beschlossen einfach den nächsten Tag abzuwarten und sie persönlich zu fragen. „Ichijo, kann ich dich kurz sprechen?“ Misaki stand vor ihm und bedeutete ihm, sich zu setzen. „Wie kann ich dir helfen?“ „Es geht um den Ball und um Chiyo.“ Wusste er etwas? „Meine Schwester wird zum Ball kommen, der Direktor hat es erlaubt. Wenn Yume hier ist, kann ich nicht mehr auf Chiyo achten. Nicht genug. Du weißt wie sehr sie dazu neigt in Schwierigkeiten zu geraten.“ Takuma schmunzelte: „Ja, sie zieht sie regelrecht an.“ Misaki sah ihm ernst in die Augen: „Würdest du ein Auge auf sie haben, so oft wie du kannst?“ „Sicher.“ „Danke. Sie hat dich übrigens ziemlich gern.“ Misaki grinste kurz verschmitzt und stand auf. Takuma sah ihn erstaunt an: „Woher…“ „Ich kenne sie seit ihrer Geburt.“ Dann ließ er den Blonden allein. Chiyo wurde von Suri geweckt: „Chiyo-chan, zieh dich um. Wir müssen zum Unterricht.“ Seufzend erhob sie sich und schlüpfte in ihre Uniform, dann wusch sie sich das Gesicht, kämmte ihr Haar und band es zu einem schlichten Pferdeschwanz zusammen. Vom Unterricht bekam sie heute nicht viel mit. Ihre Gedanken drehten sich immer wieder um den blonden Vampir mit den smaragdgrünen Augen, den sie am frühen Abend endlich wiedersehen würde. Sie war allerdings auch sehr nervös, wie würde er sich wohl verhalten, nachdem er nun von ihr getrunken hatte? Sie hatte ihm letztlich ja keine Wahl mehr gelassen, wenn man es genau betrachtete. „Hanashi!“ „Ja?“ Chiyo schreckte hoch, sie hatte wirklich nicht das Geringste mitbekommen. „Würdest du bitte vortreten und diese Aufgabe für uns lösen?“ „Ähm…“ Für einen Moment starrte sie nur auf die Tafel und versuchte in ihrem Gehirn irgendwo den Schalter zu finden, auf dem >Mathematik< stand. Zu ihrem Glück war der Schulstoff innerhalb ihrer ersten Schultage noch nicht über das hinausgegangen, was sie an ihrer alten Schule bereits gelernt hatte. Nach kurzer Verwirrung ging sie zur Tafel hinunter und löste die Gleichung auf. Der Lehrer sah sie mit einem kurzen Naserümpfen an: „Gut, setz dich wieder und ab jetzt passt du bitte wieder auf.“ Sie huschte zurück auf ihren Platz und wurde mitfühlend von Yuki angelächelt: „Keine Angst, das ist er von uns Vertrauensschülern schon gewohnt. Zero schläft auch wieder.“ Chiyo warf einen flüchtigen Blick zu dem Silberhaarigen hinüber und stellte erstaunt fest, dass Yuki Recht hatte. Als der Unterricht endlich zu Ende war, zog Chiyo Yuki etwas beiseite: „Yuki-chan, ich habe eine Frage an dich.“ Die Braunhaarige lächelte sie fröhlich an: „Klar, was möchtest du wissen, Chiyo-chan?“ „Nun ja, ich beaufsichtige den Klassenwechsel heute zum ersten Mal mit euch zusammen. Worauf muss ich dabei achten, abgesehen davon, dass ich Aido von Mädchen fernhalten muss und die Mädchen umgekehrt von den Jungen der Night Class?“ „Also, die Mädchen stellen sich an den Bögen auf und dürfen dann der Reihe nach ihre Geschenke übergeben und sagen, was sie ihrem Schwarm sagen möchten. Aber Berührungen, Drängeleien und Ähnliches sind verboten.“ „Gut, das ist ja hoffentlich nicht so schwer. Außerdem macht Zero den Mädchen ziemlich Angst oder?“ „Ehehehe, ja also Zero ist…“ „Ich bin was?“ Yuki wirbelte erschrocken herum. Zero stand inzwischen direkt hinter ihnen. „Hi, Zero.“ Chiyo lächelte ihn freundlich an, der Hunter ging aber einfach ohne ein weiteres Wort davon. Chiyo seufzte: „Oh man, er hasst mich, oder?“ „Naja, du bist… Tut mir leid, Chiyo. Er taut schon noch irgendwann auf, bloß nicht aufgeben.“ Yuki klopfte ihr ermutigend auf die Schulter. „Deinen Optimismus wünsche ich mir, Yuki-chan.“ Nachdem sie den Unterricht hinter sich gebracht hatte, führte Chiyos Weg direkt in die Schulküche. Die Schülerinnen durften sie benutzen, um die Schokolade für ihren Schwarm selbst zu machen, wenn sie das wünschten. In diesem Moment war Chiyo sehr froh, dass ihre Mutter eine Konditorei besaß, in der sie auch die eine oder andere Praline selbst herstellte. Denn da sie schon als Kind dabei zugesehen hatte, wenn ihre Mutter gebacken hatte und später selbst mithalf, hatte sie innerhalb einer Stunde eine anschauliche Auswahl verschiedener Schokoladenpralinen hergestellt. Jetzt musste sie sie nur noch schön verpacken. Sie hoffte Takuma würde sich freuen, auch wenn es wahrscheinlich nichts Besonderes war, dass er heute Schokolade von einem Mädchen bekam. Aber sie hoffte, dass die acht ganz besonderen, die ein kleines Herz in der Schachtel bildeten, ihr Geschenk zumindest zu einer kleinen Besonderheit machen würde. Endlich war es soweit. Takuma war unruhig, auch wenn man es ihm nicht ansah. Er freute sich jedes Jahr über die viele Schokolade, doch dieses Mal wünschte er sich eigentlich nur von einem Mädchen welche. Als die Tore sich öffneten und sie auf das Schulgelände traten, wurden die Night Class Schüler kreischend von den schwärmenden Mädchen begrüßt. Mit seinem üblichen strahlenden Lächeln nahm Takuma die Schokolade der Mädchen entgegen. Danach wandte er sich zum Schulgebäude um und entdeckte endlich auch Chiyo. „Chiyo-chan, schön dass du Zero und Yuki so tapfer hilfst.“ „Ichijo-san, vielen Dank. Aber bitte geh zum Unterricht, wenn du deine Schokolade bekommen hast. So sind die Regeln.“ Takuma huschte ein ehrliches Lächeln über die Lippen, doch es war auch ein wenig traurig. Chiyo würde ihm wohl keine Schokolade schenken. Nachdem sämtliche Schokolade übergeben worden war, die Night Class Schüler im Unterricht saßen und sie die Day Class Schüler in ihr Wohnheim gescheucht hatten, drehten Zero, Yuki und Chiyo ihre Runden über das Schulgelände. Um zehn Uhr meldete Chiyo sich dann bei ihren beiden Mitschülern ab und machte sich auf den Weg in das Haus Mond. Als sie es betrat, war die Eingangshalle leer, auch auf dem Flur traf sie niemanden. Sie klopfte an Takumas Arbeitszimmertür und wurde von seiner weichen Stimme hineingebeten. Takuma empfing sie mit einem sanften Lächeln und bevor sie wusste, wie ihr geschah, fand sie sich an seine Brust gedrückt wieder. „Chiyo-chan.“ „Ja?“, sie sog seinen herrlichen Duft ein und augenblicklich schlug ihr das Herz wieder bis zum Hals. Takumas empfindliches Gehör nahm das natürlich wahr. „Wieso bist du nervös? Ist es, weil ich…“ „Nein!“ Takuma hatte sich bei seinen Worten unweigerlich versteift und Chiyo musste ihn nicht aussprechen lassen, um zu wissen, dass er glaubte, sie wäre nervös, weil er sie gebissen hatte. „Das Angebot kam von mir, schon vergessen? Ich… ich möchte dir etwas geben.“ Takuma trat einen Schritt zurück, um in ihr Gesicht zu sehen, doch sie schaute mit geröteten Wangen zur Seite. Stattdessen reichte sie ihm ein kleines Geschenk. „Zum Sankt-Schokolatius-Tag.“ Takuma strahlte über beide Ohren und zog sie mit sich aufs Sofa. Vorsichtig öffnete er das Geschenkpapier und bestaunte mit großen Augen die Pralinen, die zum Vorschein kamen. „Ich hoffe sie schmecken dir, es ist das erste Mal, dass ich sie alleine gemacht habe.“ Chiyo murmelte die Worte mit hochrotem Kopf und schaute dabei starr auf ihre Hände. „Das sind die wundervollsten Pralinen, die ich je bekommen habe, danke, Chiyo-chan.“ Chiyo senkte ihren Kopf bis ihre Haare ihr vors Gesicht fielen: „Da ist noch etwas bei.“ Neugierig hob Takuma das Pralinenschächtelchen hoch und entdeckte darunter Chiyos neuen Manga. „Ich dachte der nächste Band erscheint erst morgen.“ Er sah sie verblüfft an. „Ich hatte einfach gehofft du freust dich, wenn du ihn schon etwas eher bekommst.“ „Chiyo-chan?“ „Ja?“ Sie schielte unsicher zu ihm hoch. „Ich glaube, du hast mich wirklich sehr gern.“ Die Röte auf Chiyos Wangen übertraf nun jedes Leuchten, das er zuvor in ihrem Gesicht gesehen hatte und für einen kurzen Augenblick befürchtete Takuma, dass sie womöglich ohnmächtig werden könnte. Doch dann sah sie ihn mit einem schüchternen Lächeln an: „Das habe ich doch gesagt.“ „Ja.“ Takuma betrachtete die Schönheit neben ihm verträumt und schloss sie anschließend erneut fest in seine Arme: „Ich habe mir ehrlich gesagt nichts mehr gewünscht als ein Stück Schokolade von dir.“ Sein warmer Atem streifte ihr Ohr und die Glücksgefühle schlugen Purzelbäume in ihrem Bauch. „Es freut mich, wenn du glücklich darüber bist.“ „Sehr, Chiyo-chan.“ Weil Chiyo nun selbst fürchtete, dass sie ihren schnellen Herzschlag nicht mehr lange aushalten würde, zog sie die Stoffproben vom Beistelltischchen und fragte vorsichtig: „Wollen wir uns für einen entscheiden?“ Takuma war kurzzeitig verunsichert, doch als ihm ihre heißen Wangen und ihr heftiger Herzschlag wieder auffielen, trat ein breites Schmunzeln auf sein Gesicht. Sie war einfach zu süß. „Gut.“ Es dauerte nicht lang, dann hatten sie sich für einen Stoff entschieden und Chiyo gähnte herzlich. „Entschuldigung.“ Takuma lächelte warmherzig und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht: „Du solltest schlafen gehen, Chiyo-chan. Du hattest einen anstrengenden Tag und hast bestimmt auch noch Schlaf nachzuholen.“ Chiyo nickte und erhob sich. Der blonde Vampir begleitete sie bis zum Tor, das zum Schulgebäude führte und als Chiyo hindurch gehen wollte, hielt er sie noch einmal zurück. „Chiyo-chan.“ Seine Stimme war leise und ein wenig rau. Sie drehte sich zu ihm um und spürte plötzlich seine weichen Lippen auf ihren: „Gute Nacht, Chiyo-chan.“ Verdattert blickte sie ihm nach bis er wieder im Haus Mond verschwunden war, erst dann bewegte sie sich langsam zu ihrem eigenen Wohnheim. Auf der anderen Seite der Tür des Hauses Mond atmete Takuma tief durch. Chiyo zu küssen war keineswegs geplant gewesen und er hatte es getan, ehe er es selbst wirklich verstanden hatte. Ihr lieblicher Anblick und die Tatsache, dass er ihr wirklich so viel bedeutete, waren ihm ziemlich zu Kopf gestiegen. Da er aber keine Ohrfeige kassiert hatte, nahm er an, dass Chiyo wohl nichts gegen seinen Kuss einzuwenden hatte. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann sein Herz das letzte Mal so wild gegen seine Brust geschlagen hatte. Seufzend fuhr er sich übers Gesicht und ging nach oben. Zusammen mit den Pralinen und dem Manga begab er sich in sein Zimmer und ließ sich dort aufs Bett fallen. Er war rundum glücklich und zufrieden, anders konnte man es nicht nennen. Nun ja, vielleicht doch. Er konnte auch einfach sagen: „Ich bin verliebt.“ „In wen?“ Senri war gerade aus dem Bad gekommen und sah seinen Cousin fragend an. Takuma sah ihn nicht an, aber ein breites Lächeln zierte sein Gesicht: „Chiyo-chan.“ „Achso. Lerne ich sie dann auch besser kennen?“ Takuma blickte ihn verblüfft an: „Willst du das denn?“ Der Rothaarige sparte sich eine Antwort und warf dem anderen Vampir lediglich einen vielsagenden Blick zu. „Willst du ihren neuen Manga mit mir lesen? Sie hat ihn mir geschenkt.“ Senri zuckte mit den Schultern und setzte sich zu Takuma, um die Bilder sehen zu können. Der Blonde las vor. Als er zu der Kurzgeschichte am Ende kam, staunte er nicht schlecht. Chiyo hatte bisher noch nie eine Vampirgeschichte gezeichnet. „Der sieht aus wie du.“ „Wie bitte?“ Senri zeigte auf den hübschen jungen Vampir der Geschichte: „Der da, das bist du nur mit längeren braunen Haaren.“ Natürlich fiel Takuma die Ähnlichkeit ebenfalls auf und er machte sich gar nicht erst die Mühe das Honigkuchenpferdgrinsen auf seinem Gesicht zu verstecken. Senri verdrehte die Augen und begab sich in sein eigenes Bett. Er schätzte die fröhliche und warmherzige Art seines Cousins sehr. Ohne ihn wäre er vermutlich nur eine leere Puppe, aber im Moment strahlte er doch ein paar Glückshormone zu viel aus. „Gute Nacht.“ „Schlaf gut, Senri.“ Während der jüngere Vampir sich in seine Decke kuscheltem probierte Takuma gutgelaunt eine Praline aus Chiyos Schächtelchen. Doch kaum hatte er genüsslich hineingebissen, versteifte er sich erschrocken und seine Augen färbten sich für ein paar Sekunden blutrot. Der süße Geschmack von Chiyos Blut vermischte sich mit dem der Schokolade und er konnte eine Weile lang nichts anderes tun als die Pralinen auf seinem Bett anzustarren. Dabei hatte er instinktiv eine Hand vor den Mund geschlagen und Senri, den das heftige Herzklopfen des Blonden und der flüchtige Blutgeruch irritierten, sah ihn mit gerunzelter Stirn an. „Ist dir nicht gut?“ Takuma schwebte nahezu auf Wolke sieben. Er wollte sich nichts einbilden, aber da er ein durchaus intelligenter Vampir war, fiel es ihm spätestens nun wie Schuppen von Augen, dass die kleine Chiyo genauso fühlte wie er. Sie hatte ihm ihr Blut gegeben, wurde in seiner Nähe nervös und errötete immer wieder. Sie zeichnete eine Geschichte mit einem Vampir, der ihm verdächtig ähnlich sah, schenkte ihm ihren Manga noch vor dem Erscheinungsdatum und füllte die Schokolade, die sie ihm schenkte mit einem Tropfen von ihrem Blut. Außerdem hatte er sie küssen dürfen. „Takuma?“ Der Rothaarige hatte sich neben ihn gestellt und betrachtete besorgt, wie das Gesicht seines Cousins erst Schock, dann Verwunderung und schließlich eine fast unheimlich Freude zeigte. Dann sah der Blonde ihn mit einem verträumten Lächeln an: „Ich glaube Chiyo-chan ist in mich verliebt.“ „Das bemerkst du erst jetzt? Das habe sogar ich bereits verstanden.“ Takuma ließ sich von diesen Worten nicht seine gute Laune verderben und beschloss Chiyo nach dem Unterricht persönlich abzuholen, um mit ihr die Dekoration für den abendlichen Frühjahrsball zu organisieren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)