Khajiit Instinct von Tali-Zorah ================================================================================ Kapitel 13: Das Geheimnis in Cheydinhal Teil II ----------------------------------------------- Seralas hörte ganz mit dem Schneiden auf und legte das Küchenmesser weg. Sie drehte sich zu Kyara und legte einen Arm um die sehnige Taille. Mit ihrem bekannten, koketten Blick sah sie der Katzenfrau ins Gesicht und wartete auf eine Antwort. Verlegen und leise bekam die Wirtin eine Antwort von ihrer Freundin. »Ich will das nicht. Nicht vor ihr. Sie soll auch das nicht wissen.« Es gab wenig, das diese Waldelfin wirklich aus der Ruhe bringen könnte. Doch diese Neuigkeit ließ selbst sie nicht unberührt. »Was ist seit deinem letzten Besuch passiert? War es das letzte Mal nicht mehr schön für dich? Es kam mir so vor, dass du es sehr genossen hattest. Da war bereits Tallia bei dir und du hattest keinerlei Einwände sie in ihrem Zimmer schlafen zu lassen und mit mir-« Ehe Seralas weitersprechen konnte, unterbrach die Khajiit. »Bitte! … bitte… es tut mir leid.« Die Bosmerfrau konnte es nicht verstehen, was ihre alte Freundin dazu bewegen könnte, nicht mehr ihre körperliche Nähe zu suchen. Aber als die Waldelfin einen Augenblick nachdachte, kam ihr ein Geistesblitz. Sie stellte sich vor der verbitterten Kyara und sah in ihr tristes Gesicht. Ihre mildbraune Hand legte sich auf die Wange ihrer Katzenfreundin und ihre jadegrünen Augen blickten sie an. Die Khajiit roch noch das geschnittene Lauch an den weichen Elfenhänden und es erinnerte sie an die Zeit in den Wäldern Cyrodiils, als sie mit Seralas in den Baumhäusern des Dunkelforsts lebte. Damals machte die Bosmerfrau ihren köstlichen Eintopf, der immer ein wenig nach Lauch roch. Ein leises Wispern drang von Seralas zarten Lippen. »Bist du etwa mit deiner Schülerin…« Damit ihre Freundin auf keine falschen Gedanken kam, verneinte Kyara sofort. »Nein, nein. Wofür hältst du mich? Ich bin kein ungestümes Tier.« »Aber du empfindest etwas für sie?« Die Scham kroch in Kyara hoch und ein wenig genervt drehte sie ihr Gesicht weg. »Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es ja nichts. Vielleicht… ach ich weiß doch auch nicht.« »Jinay, ich möchte mich nicht in dein Liebesleben einmischen, aber dennoch ist es keine gute Idee. Ich glaube ich brauche dir nicht zu sagen, dass ein Meister, Schüler Verhältnis als ein solches belassen bleiben sollte. Es gibt kaum ein stärkeres Band, das auf Vertrauen, Schutz und Verantwortung baut.« Kyara drehte ihren Kopf ganz weg und entfernte sich ein paar Schritte. »Das brauchst du mir nicht zu sagen Sera. Aber es ist schwer sich zu beherrschen. Gestern habe ich mich in Anvil betrunken, weil ich mein Verlangen ertränken musste, damit ich nicht auf falsche Gedanken komme. Es ging nicht so gut wie ich dachte, also nahm ich mir ein junges Bosmermädchen, das eigentlich nur eine Lieferung für ihre Mutter zum Gasthaus bringen sollte. Ich fing sie am Tresen ab und…« Vor Schuld machte die Khajiit eine Pause, bevor sie weitersprechen konnte. Beschämt sah sie auf den Boden und redete beherrscht weiter. »Es kam nicht dazu. Tallia ging den ganzen Abend lang die Sterne beobachten und kam nach einer Weile wieder. Hätte sie mich nicht zurückgehalten…« Seralas schritt weiter an ihre Freundin heran und legte eine Hand auf ihre Schulter. »Es ist doch nur natürlich Jinay. Wenn ich mich daran erinnere, wie viele junge Mädchen du damals hattest, so war es doch unausweichlich, dass so etwas irgendwann geschieht. Jeder hat doch Bedürfnisse.« Erbost drehte sich Kyara um. »Genau das meine ich. Genau das ist es, was mich so entsetzt hat. Ich war so wie damals. Ich wollte ein blutjunges Mädchen mit auf mein Zimmer nehmen.« Die Stimme der Bosmer hielt sich weiterhin sehr beruhigend. »Mache dir keine Vorwürfe. Im Gegensatz zu damals bist du eine ganz andere Person.« Eine dritte Person klinkte sich in das Gespräch ein. Eine zischende Stimme drang von der Argonierin, die mit drei leeren Schalen und einem kleinen Metallkessel voll Eintopf in den Händen neben den Freundinnen stand und sie hin hielt. »Mach dir kei-ne Sorgen darum Ra’Jinay. So wahr ichch hier stehe, bezeuge ichch, dassss du dich wahrlich gewandelt hast. Und damit du endlich auf andere Gedanken kommssst habe ich mir erlaubt bereitsss den Lauch zzzu nehmen und den Eintopf für euch zzzuzubereiten. Bitte ssehr.« Auch die Orkfrau hatte ihre Meinung dazu Kund zu geben. Denn diese lehnte bereits seit einiger Zeit am Türrahmen und lauschte. Ihre heisere Stimme erklang bestimmend. »Silb-Schwanz und Seralas haben recht. Du bist viel zu weich geworden. Ich persönlich war besser mit Ra’Jinay zufrieden, als mit Kyara. Aber das musst du ja wissen. Und falls du es dir nicht aufgefallen ist, wir haben uns auch ganz schön gewandelt. Ist schon Ewigkeiten her, dass ich einem Thalmor den Schädel mit einer Axt gespalten hab.« Silb-Schwanz und Seralas sahen skeptisch zu Bura’Grak rüber, doch die zuckte mit den Schultern und war sich keiner Schuld bewusst. »Was denn? Habt ihr ernsthaft was anderes von mir erwartet?« Belustigt fingen alle in der Küche an zu lächeln und leise zu kichern. Ihre Kampfschwestern gaben ihr neuen Mut und die Stimmung hob sich allmählich. Kopfschüttelnd und lachend sprach Kyara. »Wie man sieht ist es doch nicht so schlecht, wenn einiges gleich bleibt. Danke euch allen. Ich bin froh hier hergekommen zu sein.« Seralas erwartete nicht, dass die Katzenfrau sie plötzlich umarmte. Und schon gar nicht, dass sie es so innig tat, doch abgeneigt war sie keinesfalls. Umgehend umarmte sie auch den geschmeidigen Körper ihrer Freundin und schwelgte in der Zärtlichkeit die ihr schon so oft zu Teil wurde. Mild flüsterte Kyara ihrer Bosmerfreundin ins Ohr. »Und vor allem danke ich dir Sera. Auf dich konnte ich immer zählen.« Dieses Lob nahm Seralas nur allzu gern an. Trotzdem musste auch sie ihrer Freundin noch etwas mitteilen. Somit flüsterte sie ins Katzenohr. »Und du hast bereits genug Buße getan. Du hast sie verlassen und hinter dir gelassen. Genug Zeit ist vergangen. Quäle dich nicht mehr und lass es gut sein. Genieß dein Leben. Der Krieg ist vorbei und nun müssen andere Schlachten geschlagen werden.« Der Satz tat irgendwo noch weh, doch Kyara wusste, dass Seralas recht hatte. In Kyaras Gedanken wiederholte sie noch einmal die Stelle, die ihr am meisten Kummer bereitete. -Ich hab sie verlassen und hinter mir gelassen…- Sie lösten sich voneinander und die Bosmerfrau sprach munter. »Und nun raus mit dir. Lass deine Schülerin nicht warten.« Das ließ sie sich nicht zweimal sagen und verließ umgehend die Küche. An der Küchentür ging sie an Bura’Grak vorbei, die ihr noch einmal kameradschaftlich auf den Rücken schlug und moralisch angefeuert hinterherrief. »Und nun Kopf hoch. Du winselst ja bereits mehr als so manche Beute.« Lächelnd empfing Kyara diese Geste und sah bereits Tallia, wie sie allein am Tisch saß. Wie erwartet, war der erste Becher Jagga noch gar nicht wirklich leer, doch es reichte scheinbar bereits, damit das Dunmermädchen bereits angetrunken war. Kyara wusste, dass es eine ihrer ersten Erfahrungen mit starkem Alkohol war, somit nahm sie Rücksicht und setzte sich zu ihrer Schülerin und nahm ihren Becher. Ermahnend fragte das Mädchen nach. »Hey, was soll das? Ich war noch gar nicht fertig.« Einen Lacher stieß die Khajiit aus und trank den Rest des Bechers aus. »Du hattest da gerade einen halben Becher Jagga. Das ist ein guter und starker Alkohol aus Valenwald. Es macht dich schnell betrunken und nur weil ich dich heute ausnahmsweise etwas trinken lasse, heißt es nicht, dass ich dich viel trinken lasse. Und ich glaube wenn du wüsstest woraus das gemacht wird, würdest du sowieso alles wieder ausspucken.« Die blutigen Augen sahen mit böser Vorahnung zur schneeweißen Katzenfrau hin. »Woraus wird es denn gemacht?« Kess grinste Kyara und beugte sich vor. Sie hielt es für eine gute Idee es Tallia zu erzählen. Das sollte eine Lehre sein, damit sie so schnell nicht noch mal Alkohol anfasst. »Wenn du es wirklich wissen willst…« »Ja, bitte.« »Nun, Jagga ist so süß und stark, weil die Bosmer ganz bestimmte Zutaten verwenden. Aber Hauptsächlich besteht es nur aus zwei Komponenten. Schweinemilch und Honig. Durch den Zucker in den beiden, wird es nach der Gärung alkoholisch.« Unglaubwürdig wiederholte das verschreckte Dunmermädchen. »Schw-Schw-Schweinemilch!?« Man konnte gar nicht so schnell gucken, wie Tallia sich eine kleine Karaffe mit Wasser vom Tresen nahm und nach draußen stürmte. Zu hören war nur noch das Aufschlagen der Tür und das sofort Knallen, als sie schloss. Lachend konnte sich Kyara kaum noch auf den Stuhl halten. Sie wusste, dass es vielleicht eine sehr harte Lektion war, aber sie wusste, dass die härtesten Lektionen am längsten in Erinnerung bleiben würden. Vermutlich wusste es keiner so gut wie sie. Als sie sich wieder fasste, trank sie noch den letzten Rest aus ihrem Becher und seufzte schwer. Während sie in den Becher sah, der vor ihr stand und den sie in der Hand hielt, wollte sie erst in Schwermut verfallen. Denn was Seralas gesagt hatte, hatte sie zwar wieder aufgebaut, jedoch erwähnte sie jemanden. Jemand, den Kyara bereits vor langer Zeit hinter sich gelassen hatte. Ehe aber Schwermut und Nostalgie ihren Tribut forderten, bekam die Khajiit überraschenderweise eine Massage von zwei femininen Händen. Sie griffen zwischen den Schultern und ließen die Verspannungen des sehnigen Katzenkörpers erst richtig deutlich werden. So wurde Kyara schon lange nicht mehr berührt. Stöhnend legte sie ihren Kopf nach hinten und spürte wie Daumen sich in ihre Verspannungen drückten und sie linderten. Vergnügt sprach Seralas. »Dir scheint es genauso gut wie damals zu gefallen.« Genießend und mit geschlossenen Augen bejahte die weißpelzige Katzenfrau. »Mh hmmm…« »Wo wollte deine Schülerin denn so schnell hin? Sie schien es ja sehr eilig zu haben.« »Ich hab ihr gesagt woraus Jagga gemacht wird.« »Scheint ihr nicht zu gefallen. Du hattest das geplant, nicht wahr?« »Irgendwer muss sie doch erziehen. Sie soll zu keinem Trunkenbold werden.« »Ich hab mich schon gewundert, warum du ein 17 jähriges Mädchen solch starken Alkohol trinken lässt. Und diese Lektion solltest du auch besser wiederholen. Ich kann ja verstehen, dass du in letzter Zeit in großer Bedrängnis wegen deiner Schülerin gerätst, aber dich gestern und heute zu betrinken ist etwas, dass ich noch nie bei dir gesehen habe. Nicht einmal… in deinen anderen Zeiten…« Entspannt und deswegen auch nicht wirklich verstimmt von diesem Kommentar, antwortete die genießende Khajiit. »Ja ich weiß. Ich werde gleich einfach was von deinem Laucheintopf essen und keinen einzigen Tropfen mehr trinken. Ich meine, das letzte Mal vor dem gestrigen Abend habe ich vor knapp einem Monat Alkohol getrunken. Und das war nur ein Glas Tamika Wein, weil der mir von einer Plantage angeboten wurde. Also mach dir mal keine Sorgen darum. Worum ich mir mehr Sorgen mache ist, was ich wegen Tallia tun sollte. Ich merke, wie sich in mir das Verlangen anstaut.« Die sonnengeküssten Lippen näherten sich den Katzenohren und erotisch flüsterte Seralas. »Wie lange ist es denn nun her, dass du den Beischlaf mit jemand hattest?« Langsam schlossen sich wieder die silbernen Augen und der Kopf von Kyara lehnte sich wieder entspannt zurück, als sie genüsslich ausstöhnte. »Sieben oder acht Monate.« Fast schon entsetzt musste die sonst so ruhige Seralas nachsprechen. »Sieben oder acht Monate? Da ist es doch kein Wunder, dass jemand wie du sich nicht mehr beherrschen kann. Ich kann mich an Zeiten erinnern, wo sieben oder acht Tage bereits zu viel war. Wieso suchst du dir nicht irgendwo eine reizende Dame und genießt Dibellas Gaben? Das sollte einer solch verhungerten Raubkatze wie dir sicher dienlich sein.« »Nein, es hat schon seinen Grund, warum ich es schon seit so langer Zeit nicht mehr getan habe. Seitdem ich diese Gefühle für Tallia erst richtig bemerkt habe, fühlte ich mich schuldig solche Dinge mit anderen Frauen zu machen. Ich habe auch immer dafür gesorgt, dass sie nichts mitbekommt. Es fühlt sich einfach falsch an.« Verständnisvoll erhob sich Seralas wieder vom Ohr ihrer Katzenfreundin und massierte sie weiter. »Ich verstehe.« Als die Eingangstür wieder aufging, hörte die Bosmer sofort mit der Massage auf, da sie nun wusste, dass Kyara nichts von alledem preisgeben wollte. Sie blieb einfach hinter Kyaras Stuhl stehen und hielt sich an der Lehne fest. Amüsiert darüber fragte die Waldelfin nach. »Was ist passiert? Schlägt dir die Spezialität meiner Heimat auf den Magen?« Weniger erfreut darüber stellte Tallia die Karaffe auf den Tisch und blieb davor stehen. »Naja, ich denke ich bleibe vorerst bei Wasser.« Kyara sprach siegesgewiss. »Gutes Mädchen.« Seralas nahm sie Karaffe vom Tisch und brachte sie zurück in die Küche. Die Abwesenheit der Wirtin nutzte Tallia und sie schlug ihrer Meisterin etwas vor. »Kyara? Ich wollte kurz zur ehemaligen Magiergilde. Da gibt es doch immer Zauberbücher und ich wollte mal nachsehen ob ich nicht ein paar nützliche Zauber finden könnte.« Verwundert musste die Khajiit nachhaken. »Jetzt noch? Die hat doch mit Sicherheit schon zu. Wir haben bereits Abend.« »Ja, frühen Abend. Die hat aber noch auf, das weiß ich. Ich hab mit einem Magier von dort gerade draußen gesprochen. Scheinbar haben die bis Mitternacht offen, weil sie gerade die Bibliothek neu ordnen.« »Ehm… nun ja… gut, da spricht sicher nichts gegen. Aber sei bitte vorsichtig. Wer weiß welche Gestalten sich nun auf den Straßen rumtreiben.« Lächelnd wedelte Tallia diese Bemerkung ab. »Ach was, Cheydinhal ist nun wirklich nicht so groß und hat nicht viele dunkle Gassen. Ist ja nicht so, als wäre das hier Skingrad oder Einsamkeit. Könnte aber eine Weile dauern. Du weißt ja, ich und Bücher.« »Sei trotzdem vorsichtig. Nimm sicherheitshalber immer einen Unsichtbarkeitstrank mit und sei nicht später als Mitternacht hier. Verstanden?« Bockig, weil sie wie ein kleines Kind behandelt wurde, sagte die Dunkelelfin in einem adretten Ton. »Jawohl Meisterin.« Tallia nahm ihren Mantel und ihre Tasche, um damit aus dem Gasthaus zu gehen und ins feucht, duftende Cheydinhal zu verschwinden. Als sie die Tür hinter sich schloss, lehnte sie sich kurz dagegen, neigte beschämt ihr Gesicht und sah sich den Zettel in ihrer Hand an. Ende des Kapitels Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)