Open Water von Zicke ================================================================================ Kapitel 1: Open Water --------------------- KLATSCH … Wieder prallte eine hohe Welle gegen die Flanke der Sunny und rüttelte die gesamte Crew durch. Alles, was nicht niet- und nagelfest war, kullerte übers Deck und wurde entweder von der Reling aufgehalten oder vom tosenden Wasser verschluckt. „HEY, bindet alles so gut wie möglich fest! Nicht, dass noch irgendwer von so einem rumfliegenden Gegenstand verletzt wird!“, rief Sanji, der Smutje der Mannschaft. Er und Franky, der Zimmermann, hatten alle Hände voll zu tun, das Schiff auf Kurs zu halten. Die Anderen blickten auf zum Steuerrad und nickten. Diese Aufgabe würde sich aber alles andere als einfach gestalten. Nami, die Navigatorin hielt sich krampfhaft am Mast fest. Sie versuchte den Kurs zu bestimmten und den Verlauf des Wetters im Auge zu behalten. Da sie aber gerade mitten im Orkan waren, war das mehr als schwierig. Wind und Regen konnten zu jeder Zeit überall hin abdrehen und ebenso konnten sich blitzartig auch die Strömungen ändern. Hier auf der Grand Line war so oder so alles möglich. „Jungs, es hat keinen Sinn, wir müssen die Segel einholen, sonst reißen sie uns!“ Das wäre eine Katastrophe, die auch niemand verantworten wollte. Sie waren mitten auf dem Meer, da bekam man nicht so schnell neue und ohne kam man nur schwer, bzw. gar nicht vom Fleck. Der Vize, Lorenor Zorro hatte den Ausruf als erster vernommen und schnappte sich gleich ein Tau, um das Hauptsegel einzuholen. Doktor Tony Chopper nahm seine Elch-Menschgestalt an und ging ihm zur Hand. Zu zweit hatten sie die Segel im nu gerafft und das Schwanken des Schiffes ließ nach. Allerdings nur für eine Weile, denn dann kam die nächste Woge und schlug gegen den Bug der Thousand Sunny. KAWUMM… Sie bekam heftige Schlagseite und legte sich nach Backbord in die Wellen, Wasser floss an Deck und nur schwer hob sich das Schiff wieder gerade. Dabei war ein heftiger Ruck durch die Crew gegangen und jeder hatte sich irgendwo festgehalten. Es gab ein kurzes Durchatmen und dann wieder… KAWUMM… Die nächste Welle erfasste das Schiff und nun bog sie sich zur Steuerbordseite, wobei sie gefährlich kippte. Wieder klammerten sich alle irgendwo fest. Am Mast, an der Reling oder am Steuerrad, wo man eben gerade stand. Dieses Mal atmete niemand auf, alle versuchten, irgendwo Halt zu finden und irgendwie ihre Aufgaben zu erfüllen. Sogar Lysop ließ die Reling los und schnappte sich wieder ein Seil, um eine Kiste fertig zu vertäuen. Robin lieh ihm dafür auch ein paar helfende Hände, denn allein ging hier gar nichts mehr. Nami zog sich wieder am Mast hoch und versuchte, einen sichereren Stand zu bekommen. Sie war völlig durchnässt und ihre langen Haare klebten an ihrem Körper. So langsam begann sie zu frieren und es legte sich eine Gänsehaut über ihren Körper. Lange ans Frieren konnte sie aber nicht mehr denken, denn wieder prallten heftige Wogen gegen die Seiten des Schiffes und warfen es hin und her. Mit zusammengekniffenen Augen verwarf die Orangehaarige alle Gedanken an den Kurs oder das Wetter und konzentrierte sich darauf, Halt zu bekommen. Auf und an dem glitschigen Holz war das aber nicht so einfach, ständig musste sie sich neu festhalten und konnte sich nur an den Mast drücken. „NAMI“, brüllte dann Sanji. „Ich kann kaum erkennen, wo wir hingetrieben werden, die Regenwand versperrt uns die Sicht. Was sollen wir machen???“ Die Navigatorin atmete durch und versuchte ihren Blick zum Steuer zu richten. „Der Kurs stimmt halbwegs, aber das spielt keine Rolle. Fahrt diagonal zu den Wellen und schneidet sie. Wichtig ist, dass wir hier weg kommen. Unsern Kurs finde ich später schon noch.“ Am wichtigsten war es doch, jetzt heil aus dem Sturm zu kommen, dann konnte man den Rest sehen. „Alles klar, Nami-Maus, was immer du willst!“, ertönte es flötend von Sanji. Nachdem er die Anweisungen von Nami befolgte, glitt die Sunny wirklich etwas ruhiger durch die Wogen und ging nur vorn und hinten leicht auf und ab. Es war nun wieder möglich, die Gegenstände, die verblieben waren, festzuzurren und sich irgendwo festzuhalten. Um sie herum blieb es aber finster und zu dem tosenden Meer, dem kalten Wind und dem peitschenden Regen, mischte sich noch ein Donnergrollen bei. Kurz darauf erhellte ein langer, viel verzweigter Blitz den Himmel. „Verdammt…“, fluchte Nami. Das hatte ihnen ja gerade noch gefehlt. „Oh je, da drückt einem ja gleich die Blase!“, beschwerte sich Brook, der in den Wanten klammerte. „ÄH… Ich hab ja gar keine Blase, Yohhohohohoh.“ Zorro knurrte und warf dem Skelett einen finsteren Blick zu. „Lass die Späße, wir haben wirklich ganz andere Sorgen!“ „Ai, mein Freund!“, antwortete Brook und verhielt sich dann wieder ruhig. Ruffy presste seinen Strohhut auf den Kopf und wickelte seinen Arm um ein festgezurrtes Fass, so hatte er ganz guten Halt, aber er bekam oft was vom Meerwasser ab, das ihm zu schaffen machte. „Meint ihr, dass wir hier bald raus sind? Ich bin ganz schön schlapp Leute…“ Nami rollte mit den Augen. „Dann halt dich woanders fest, du Dumpfbacke, du stehst dauernd unter Meerwasser, da ist das doch auch gar kein Wunder.“ Wieder ertönte ein tiefes Grollen im Himmel und der nächste Blitz erleuchtete die schwarze See. Die Abstände zwischen dem Donnern wurden immer kürzer und die Geräusche wurden lauter. Das Schiff der Strohhüte war nun also genau in einem Gewitter gelandet und der Wind nahm noch an Stärke zu. Bald schon blieb nichts anderes über, als den Wellen auszuweichen, denn sie türmten sich haushoch über dem Schiff. Das Gerüttel begann von vorn und mehr und mehr Wasser platschte auf das Deck. Die Fläche mit dem Rasen war nun so gut wie davon gespült und nur wenige Reste erinnerten an die Grünfläche. Immer öfter kam es vor, dass die Sunny Wellenberge erklimmen musste und dann hart ins Tal prallte. Der Mast und der Rumpf des Schiffes ächzten laut, sodass es einem durch Mark und Bein ging. Franky und Sanji manövrierten den Schoner so gut es ging durch das Gebirge aus Wasser und Wind, aber mehr konnte man nicht tun. Das Schaukeln wurde schlimmer und das Steuerrad war kaum zu halten, es blieb eigentlich nur zu hoffen, dass das Ruder nicht abbrach. Erneut stürzte eine hohe Welle auf das Deck und spülte von hinten nach vorn durch, von Heck bis Bug. Sie erfasste einige Kisten und riss sie mit sich, da nützten auch die Taue nichts. „NAMI, PASS AUF!“, rief der Grünhaarige, aber da war es schon zu spät. Die Navigatorin war von den Wassermassen gefasst worden und diese drückten sie nun nach vorn. Im Zuge der Wellen und der Mengen an Wasser die auf dem Schiff entlang rollten, ging die Sunny vorn über. „KyaAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH“, die Orangehaarige schrie aus vollen Lungen und versuchte, sich irgendwo noch festzuhalten, aber gegen das salzige Wasser kam sie nicht an. Zorro hatte sofort seinen Halt verlassen und war ihr nachgesprungen. Hinter ihr und dem Wasser schlidderte er nun übers Deck und streckte seine Arme nach vorn aus, um sie zu greifen. An Nami zog schon ihr ganzes Leben vorbei, sie sah ihr Ende kommen und kniff verkrampft die Augen zu. Das war es also… ihr kurzes Leben war vorbei… Der Löwenkopf der Sunny ging nun unter Wasser und die Navigatorin wurde über die Reling geschwemmt. Als sich das Schiff aber wieder aufrichtete, tauchte sie nicht in den tiefen Wellen ab, so wie sie es erwartet hatte. Nami spürte einen kräftigen Arm um ihre Taille, knapp unter ihrer Brust und hörte kurz darauf ein erleichtertes Schnaufen. Wie sie zitternd und auch zögerlich ihren Kopf umwandte, blickte sie Zorro an, der sie festhielt. Er hatte sich mit einem Arm an der Reling festgehalten und mit dem anderen hatte er Nami geschnappt. Beide hingen zwar über dem Wasser, aber sie mussten nun nur noch zurückklettern. Das Schiff würde sich gleich wieder nach vorn legen, dann hätten sie die optimale Chance dazu. Tief Luft holend krallte sich Nami an ihm fest und schluckte schwer. „Da…danke Zorro…“ Er schüttelte aber nur den Kopf und grinste. „Du hattest Glück, dass ich bei dir was zum Greifen hab!“ Ähm… Nami sah kurz an sich herunter. Egal, wie scheiße die Situation gerade war. Sein Arm befand sich wirklich unmittelbar unter ihrer Oberweite… „Blödmann…“, zischte sie deshalb und warf ihm einen finsteren Blick zu. Zorro zog Nami aber noch mehr zu sich ran und spannte auch mehr den Arm an, der sie beide vom tobenden Ozean trennte. „Streiten können wir später immer noch, lass uns sehen, dass wir wieder an Bord kommen.“ Nun nickte Nami, sie wollte auch nichts lieber als das, auch wenn er für diesen geschmacklosen Spruch noch zahlen würde, so viel stand schon mal fest! Der Grünhaarige zog also sich und Nami nach oben und Nami griff auch nach der Reling, sobald sie dran kam. Endlich hatte sie Halt und gleich war sie wieder an Deck. Zorro stützte sich neben ihr ab und legte noch eine Hand auf ihren Rücken, um sie hochzuschieben. Gleich nach ihr würde er dann rauf klettern. So war zumindest der Plan… Pläne waren aber auch oft da, um durchkreuzt zu werden und die Natur tat das in ihrem Fall auch. Wieder brach ein Brecher über das Schiff herein, noch größer als der zuvor und donnerte auf den Bug zu. Der Schwertkämpfer wollte wenigstens noch Nami aufs Deck schieben, aber das ließ das Wasser nicht zu. Durch das Gewicht ging das Schiff immer weiter nach vorn, Nami schwankte schon und war dabei, zurückzufallen. Zwar hielt Zorro sie noch mit einem Arm, aber die Welle presste gegen die Schiffswand und riss ein großes Stück mit heraus. Nun nützte es auch nichts, dass Zorro bis eben noch Halt an der Reling gehabt hatte, denn der Teil des Schiffes ging nun mit ihnen unter. Er hörte nur noch den spitzen Schrei der Navigatorin und dann wurde es um ihn finster. Das Schreien seiner Freunde hatten weder er noch Nami hören können, auch hatten sie nichts von den verzweifelten Umkehrversuchen mitbekommen. Nichts, nichts war bis zu ihnen vorgedrungen. Der Grünhaarige riss durch ein Schreckgefühl die Augen auf und sofort wurden sie vom salzigen Wasser benetzt, es war dunkel und alles schummerte in blauem Licht. Das Salzwasser brannte in seinem Auge und ein furchtbarer Druck beherrschte seine Lunge. Fast schon panisch ruderte Zorro mit den Armen, er war unter der Meeresoberfläche und musste hoch. Er musste auftauchen, so lange er noch Kraft dazu hatte! So schnell es ging, bewegten sich seine Arme und Beine und immer wieder ließ er die verbrauchte Luft aus seinem Mund aufsteigen, bis er endlich oben war. Mit dem Kopf aus dem Wasser, atmete Zorro heftig ein und schnappte nach all der Luft, die er kriegen konnte. Viel Zeit zum Durchatmen nahm er sich aber nicht, denn er suchte seine Umgebung nach Nami ab. Die Orangehaarige war nirgends zu sehen. Um Zorro war nur Wasser, nichts als die offene See und nichts als die finsteren Wolken, die vom Sturm aufgewirbelt wurden. Sofort wurde seine Atmung hektisch, sofort huschte das Grün seines linken Auges hin und her, aber er konnte sie partout nicht ausfindig machen. Wahrscheinlich ging es ihr genau wie ihm grade. Nami war sicher unter Wasser, wer weiß, wie weit sie schon abgetrieben war! Tief holte er wieder Luft und ging auf Tauchstation, egal ob nun das Meerwasser brannte oder nicht, Zorro hielt die Augen offen. Hoffentlich fand er Nami noch, bevor es zu spät war. Die See war aber fast schwarz und stockdunkel, kaum die Hand konnte man vor Augen sehen und Zorro, der nur noch ein Auge hatte, war nun klar im Nachteil. Immer wieder kam er hoch, um Luft zu holen, immer wieder tauchte er ab, schwamm unter Wasser und suchte nach der Navigatorin. Seine Kräfte verließen ihn immer mehr und von Mal zu Mal wurde es schwieriger, allein wieder aufzutauchen. Gerade als Zorro die Hoffnung im Prinzip schon aufgegeben hatte und wieder auftauchen wollte, stach ihm Nami ins Auge. Sie trieb etliche Meter weit vor ihm und sie sank immer tiefer, gen Meeresgrund. Ihr regloser Körper war weiß Gott kein schöner Anblick, aber die kleinen Luftbläschen, die von ihr abtrieben, ließen vermuten, dass sie noch lebte. Ohne zu zögern machte Zorro die ersten kräftigen Schwimmzüge, wurde dann aber von einem elenden Stechen in seiner Seite aufgehalten. Die Seite hielt er sich gleich und ungewollt gab er kostbaren Sauerstoff frei. Es half nichts, er musste noch einmal nach oben, er musste Luft tanken und dann so schnell wie möglich hinab stoßen zu Nami! Weiter überlegte der Grünhaarige auch gar nicht, mit ein paar ordentlichen Schwimmzügen ging es nach oben, wo ihm der Wind und die Gicht wieder ins Gesicht getrieben wurden. Schnell atmete er tief ein, füllte seine Lungen und gleich darauf ging es wieder abwärts. Nami schwebte noch im Wasser und Zorro hatte sie zum Glück nicht aus den Augen verloren, immer schneller bewegte er sich auf sie zu. Jetzt schon wurde es aber anstrengend und viel Luft blieb dem Schwertkämpfer auch nicht mehr, dennoch bekam er Nami zu fassen, wenn auch nur am Arm. So konnte er sie aber zu sich heranziehen, sie fest an sich drücken und den Weg zurück an die Oberfläche nehmen. Das Wiederauftauchen wurde allerdings zu einem schwierigen Unterfangen. Sein Mantel hatte sich so mit Wasser vollgesogen, dass er immer schwerer auf seinen Schultern lastete. Nami war so bewusstlos auch nicht gerade leicht und viel Kraft war ihm ohnehin nicht geblieben. Immer mehr Luft entwich seinen Lungen und immer zäher kam Zorro vorwärts. Er hatte ja aber auch mehr Last und nur noch einen Arm zum Rudern, mit dem anderen hielt er ja die Orangehaarige. Langsam fühlte es sich an, als würden die Wassermassen ihn erdrücken, aber so einfach würde sich der Grünhaarige dem Gefühl nicht hingeben. Unermüdlich arbeitete er sich immer weiter vor und nach einem Kampf, der gefühlte Stunden gedauert hatte, erreichte er die Oberfläche. „Haahhhhhh…“ Durchatmen war angesagt, tief durchatmen. Er fühlte wie der Schwindel in seinem Kopf nachlißs und dass er auch knapp der Ohnmacht entkommen war. Zu ihrer beider Glück war er ein ausgesprochen guter Schwimmer und besaß einiges an Ausdauer. Nun zog er Nami so hoch, dass ihr Kopf über Wasser war, aber sie japste nicht nach Luft, sie war noch immer ohne Bewusstsein. Viel tun konnte Zorro aber nicht, er konnte sie gerade mal über Wasser halten, was bei dem Seegang schon mehr als schwer war. Nur schwer und mit enormen Kraftaufwand, konnte Zorro sich Namis Arm um den Hals legen. Einen von seinen schlang er um ihre Hüfte und mit dem anderen griff er ihre Hand, um sie gut bei sich zu behalten. Wenn nicht gerade ein Blitz am Himmel auftauchte, dann war es stock finster, die Wellen trieben sie immer weiter fort und der Grünhaarige glaubte nicht, dass das Schiff noch in der Nähe war. Woge um Woge trieben sie auf und wieder ab und Nami regte sich immer noch nicht. Im Wasser treibend, konnte Zorro aber auch nichts für sie tun, wirklich nicht… Wäre wenigstens Land in Sicht, dann hätte er dort hinschwimmen und ihr das Wasser aus den Lungen pressen können, aber so. Bisher hatten sie ja viel Glück gehabt und Zorro war auch einer der Letzten, der aufgab, aber insgeheim rechnete er schon damit, dass es dieses Mal kein gutes Ende nahm. Er fühlte sich ja auch jetzt schon so, als würde er schon Tage lang hier herumtreiben. Alles war schlapp, die Augen, die Nase und der Hals, alles brannte vom salzigen Wasser. Das Atmen fiel schwer, denn immer wieder sog man Wasser ein oder schluckte es. Dann die Muskeln, die sich verkrampften, denn er musste sich und die Navigatorin ja über Wasser halten, was auf Dauer wirklich anstrengte. Mit der Zeit fror man aber auch, denn die See war kalt und der Regen und der Wind taten ihr Übriges. Wie seine aussahen wusste Zorro nicht, aber Namis Lippen waren schon verdammt blau, kein gutes Zeichen! Überhaupt gab es keine Anzeichen, die ein bisschen Hoffnung machten. Das Meer hatte sich offensichtlich gegen sie verschworen… Die Wellen türmten sich und schienen eher zu wachsen, als nachzulassen. Der Regen wurde noch viel stärker und auch das Grollen des Donners ertönte lauter am Himmel. Langsam wurde es wirklich ungemütlich! Mehr als oft klatschten Zorro die Wellen ins Gesicht, man hatte kaum die Gelegenheit zum Atmen. Größere zwangen ihn sogar, unterzutauchen und drückten auf ihn ein. Nami dabei nicht zu verlieren, gestaltete sich immer schwieriger, denn Zorro hatte kaum selbst noch die Kraft, sich über Wasser zu halten. Als dann zwei oder drei richtige Brecher über ihm einstürzten, drückten ihn die geballten Wassermassen tief unter die Meeresoberfläche. Davy Jones hatte wohl wirklich die Absicht, sich der zwei anzunehmen. Doch so lange Zorro auch nur einen kleinen Hauch von Kraft in sich hatte, würde er nicht aufgeben! Noch hatte er die Navigatorin am Handgelenk und noch schaffte er es wieder mit ihr nach oben. Wenn auch nur, um kurz aufzuatmen, denn die nächste Welle stürzte mit so gewaltiger Kraft auf sie nieder, dass es ihm den Brustkorb eindrückte. Sie war wie ein Pfahl, der ihn versuchte, in die Erde zu rammen. Nur hier war es das kalte nasse Grab, in das er gedrückt wurde. Ungewollt ließ er Nami los und auch die Luft aus seinen Lungen wich in Blasen nach oben aus ihm. Für einen Moment verengten sich seine Augen zu einem schmalen Blick und Zorro verspürte den argen Drang, sie zu schließen, sich der Ohnmacht hinzugeben und alles geschehen zu lassen. Vor seinem geistigen Auge sah er aber Nami, die wieder bewegungslos in die dunklen Tiefen sank. Wild mit dem Kopf schüttelnd kniff er die Augen zusammen und ruderte stark mit Armen und Beinen. Beide schmerzten, weil sie nicht mehr so recht wollten, aber sein Wille zwang sie dazu. Sein Wille zwang Ihn dazu, tiefer zu tauchen und die Orangehaarige zu packen, die ihm sonst davonglitt. Es gelang ihm also ein zweites Mal, Nami zu greifen und sie an sich zu ziehen, mit ihr nach oben zu schwimmen und wieder aufzutauchen. Knapp, verdammt knapp, war es gewesen und nun musste er den Sauerstoff um einiges hektischer und jappsender einatmen, um wieder zu Atem zu kommen. Lange brauchte Zorro, bis er wieder einigermaßen kontrolliert Luft holen konnte, lange dauerte es, bis er Nami wieder vernünftig festhalten konnte. Noch mal durfte so etwas nicht passieren, noch mal durften sie nicht so tief abtauchen und noch mal durfte er sie nicht verlieren, denn das würden sie beide nicht überleben. Und es war gewiss nicht sein Wunsch, zu ertrinken, erst recht nicht jetzt und hier! Allerdings wollte Zorro auch nicht das Nami ertrank, nur wenn sie nicht bald zu sich kam, würde sie wohl am Wasser in ihren Lungen ersticken. Hier auf dem Meer gab es aber wirklich keine Möglichkeit etwas für sie zu tun… Nami an sich gedrückt und sich gegen die tosende See behauptend, trieb der Grünhaarige mit Sicherheit Stunden im Wasser. Ringsum war nichts zu sehen und nun führte er einen neuen, einen weiteren Kampf. Er war bemüht, zu verhindern, dass ihm die Augen zufielen, denn das wäre ihr Ende. Er kämpfte genauso dagegen an, nicht mit paddeln und strampeln aufzuhören, denn dann würden sie in die Tiefe gleiten. So sehr er sich aber auch bemühte, die Situation schien Ausweglos… Die nassen Sachen fühlten sich an wie volle Sandsäcke, die sich immer voller mit Wasser sogen und einen nach unten drückten. Das Gewicht seiner Schwerter zog von Moment zu Moment immer stärker am Gürtel, sodass er sich in seine Hüfte schnitt, aber er konnte das alles nicht ablegen, er musste Nami festhalten. Vielleicht hätte er seine Hand von Namis Arm lösen können, der um seine Schultern lag, und vielleicht hätte er dann den Gürtel lösen können, aber es widerstrebte ihm… Die Stunden glitten umhin und immer schwächer werdend, bemerkte Zorro nicht mal, dass der Wind etwas abflaute, dass der Regen nachließ und die Wellen sich langsam glätteten. Nein, er war zu erschöpft, um das zu bemerken und selbst wenn, hätte sie das auch nicht gerettet. Es war von nun an nur noch eine Frage der Zeit, bis seine letzte Kraft aufgebraucht war und sie hinabsinken würden, zum Grund des Meeres. Schwerer und schwerer wurden seine Augen und langsam zogen sie sich auch zu. Der Kopf des Schwertkämpfers wurde ebenfalls schwerer und kippte nach vorn weg. Das sollte es nun gewesen sein? Das war das Ende für Sie und Ihn? Vielleicht aber auch nicht! Denn Zorro verspürte plötzlich ein schmerzhaftes Pochen am Kopf und es rüttelte ihn aus seiner kurzen Trance heraus. Müde öffnete er die brennenden, vom Salz verkrusteten Augen und blickte vor sich aufs Wasser. Vor ihm trieb ein Stück Holz und beim genaueren Hinsehen stellte er fest, dass es sogar ein sehr großes Stück Holz war. Wenn er sich nicht irrte, dann war es sogar der Teil der Sunny, der mit ihnen beiden weggebrochen war! Ein kleines, klitzekleines Licht in dieser finsteren Umgebung. Unter größten Anstrengungen hievte der Grünhaarige also die Navigatorin auf das Floß und hielt sich selbst daran fest. Sie passten nicht alle beide drauf, aber eine große Last war ihm genommen. Aufatmend gönnte sich Zorro eine Pause, er legte den Kopf ab und schloss die Augen. Es war wirklich eine große Erleichterung und sein Körper war gleich nicht mehr so verkrampft. Als nächstes ging der Gürtel ab und die Schwerter flogen auf das Treibholz. Zorro befreite sich ebenso von dem schweren Mantel, der längst nicht mehr wärmte und klatschte ihn mit dazu. Nun war er frei, nun konnte er sich mit einem Teil des Oberkörpers auf das Bruchstück der Sunny legen und sich ausruhen. Er konnte sich sprichwörtlich treiben lassen, denn die See hatte sich beruhigt. Zumindest nahm er sich die Pause, um wieder ein wenig Kraft zu sammeln. Weiterhin bestand aber immer noch das Problem, dass Nami noch nicht wieder bei Bewusstsein war und das musste er irgendwie ändern. Vielleicht war es noch nicht zu spät und er konnte Nami retten. Mühsam zog er sich also ein bisschen auf dem Holz hoch, achtete aber darauf, dass es nicht aus dem Gleichgewicht kam. Er wusste nur nicht sehr viel über Medizin oder erste Hilfe, aber wenn er sich ein bisschen anstrengte und zusammennahm, was er wusste, dann ging es vielleicht. Erst mal beugte er sich also über Nami und rollte sie auf den Rücken, ihren Kopf drückte er in den Nacken. Anschließend drückte er ihr seinen einen Arm auf die Brust, denn es musste so irgendwie gehen, den anderen brauchte er ja, um sich überhaupt hier halten zu können. Dann ging es aber auch schon los, Zorro übte starken Druck auf ihren Brustkorb aus, so ca. drei Mal, dann drückte er mit Daumen und Zeigefinger ihre Nase zu, und legte seine Lippen auf ihre, um sie zu beatmen. Das Ganze wiederholte er wieder und wieder, wieder und wieder, wieder und wieder… Je länger er es versuchte, desto schwächer wurde er selbst und so langsam schien es auch vergebens zu sein. Nami reagierte einfach nicht, es tat sich nichts, nicht mal eine Wimper oder so zuckte. Sie rührte sich absolut nicht. Wie leblos schien ihr Körper auf dem Stück Holz zu liegen… Aber Zorro hatte sich doch nicht umsonst so abgestrampelt, sie bis hier her zu bekommen!!! Weiter! Er musste es einfach weiter versuchen, Chopper hätte das doch auch getan… Eine gefühlte Ewigkeit wiederholte Zorro nun schon diese Prozedur und so langsam ging es auch einfach nicht mehr… Es war wohl zu spät… Nami… er hatte sie nicht retten können… Dieser Gedanke, er ließ ihn augenblicklich erschaudern. Wie sollten die Strohhüte denn ohne ihre Navigatorin auskommen? Ohne ihn wäre es wohl gegangen, aber doch nicht ohne Nami… Einmal noch… Einmal würde Zorro es noch versuchen und dann musste er aufgeben, allein schon seiner Kräfte wegen. Also presste er wieder seinen Arm auf ihre Brust, 1…2…3… Dann beugte er sich über ihr Gesicht und gerade, als er wieder seine auf ihre Lippen drücken wollte, da bog sie ihren Oberkörper durch, begann quälend zu husten und verkrampfte sich. Zorro reagierte sofort, er rollte sie zu sich auf die Seite, sodass sie besser das Wasser loswurde. In Namis Augen bildeten sich Tränen, viele Tränen, denn es schmerzte, diese salzige Flüssigkeit aus sich abzusondern. Ihr Hals brannte und alles tat ihr weh. Jedes Beben ihres Körpers, wenn sie aufhustete, war die reinste Qual. Zorro legte seine Hand in ihren Nacken und grub seine Finger ein wenig in ihre Haare, die noch immer nass waren und an ihrem Körper klebten. Nami spürte die kalte, feuchte Hand, aber sie beruhigte sie ungemein, denn sie wusste augenblicklich, dass sie nicht allein war. Aber erst mal musste sie das Husten ablegen, dann konnte sie erst sehen, wer da bei ihr war. Leichter gesagt als getan, denn das Salz reizte ihren Hals und die Lungen arbeiteten schwer, um den langen Atemverlust wieder auszugleichen, aber Nami kam nach einiger Zeit zur Ruhe. Sie holte tief Luft und ächzte ein paar Mal auf, aber dann ging es ihr besser, wenn ihr auch immer noch schwindelig war und sie am ganzen Körper zitterte. Trotzdem öffnete sie ihre Augen langsam und konnte vor sich Zorro ausmachen, der nicht mal halb mit auf dem Floß lag. Mit müden, matten Augen blinzelte sie ihn an und griff instinktiv nach seinem Arm. Beinahe krallte sie sich schon an ihn, denn die junge Frau hatte Angst. „Zorro… wo sind wir hier?“, fragte sie flüsternd und versuchte, sich ein bisschen umzusehen. „Ich weiß es nicht, es gibt hier nichts außer Wasser… Nur Wasser.“ Nami schloss die Augen und nickte, so langsam fiel es ihr wieder ein. Sie waren im Sturm über Bord gegangen und hatten das Schiff und ihre Freunde verloren… „Sind die anderen weg?“, fragte Nami trotzdem. Sie konnte sich aber auch schlecht erinnern. Der Grünhaarige nickte. „Ja. Schon als ich wieder auftauchte waren sie weg.“ Von Nami war ein kleines Nicken zu sehen und dann drehte sie sich auf den Rücken. „Du… du hast mich gerettet, stimmt‘s?“ Wer auch sonst? Es waren ja nur sie beide da und niemand anderer sonst… „Hab ich…“, gab er nickend zur Antwort und dann legte er den Kopf auf dem Brett ab. Nami nahm seine Hand aus ihrem Nacken, ließ sie aber nicht los. Sie hielt sie fest, mit ihren beiden und strich abwesend über seinen Handrücken. Genau wusste sie auch nicht, warum sie das tat, sie war aber eh viel zu müde und erschöpft, um über all das nachzudenken, oder darüber, warum Zorro noch halb im Wasser hing. Er hatte sie gerettet, das rechnete sie ihm hoch an und sie war nicht ertrunken, das waren im Moment die wichtigsten Fakten. Nahezu verträumt blickte Nami hoch in den Himmel, der sich mittlerweile aufgeklärt hatte. Sie betrachtete einen Augenblick die Sterne und den Mond und ließ das Rauschen der Wellen in sich eindringen. „Ich bin so müde…“, murmelte sie dann und seufzte auf, wobei sie Zorros Hand drückte, der einzige Halt den sie gerade hatte. So froh wie grade war sie wirklich noch nie gewesen, dass es ihn gab! „Dann schlaf doch…“, hauchte er ihr einige Sekunden später zu, denn das war es, was er auch gleich tun würde. „Du bleibst aber da, ja?“, erkundigte sich Nami flüsternd. Sie wollte ihn wirklich nicht auch noch verlieren. Nein… das konnte sie wirklich nicht gebrauchen. „Hmhm…“, war dann nur noch von Zorro zu hören und dann seufzte er auf. Er schlief nun, aber das hatte er sich auch verdient, mehr als das! Nami hielt seine Hand, seinen Arm ganz fest und ging so sicher, dass er ihr nicht abhandenkam. Der Schlaf übermannte aber auch sie und dann war es totenstill auf dem Ozean. Es war sicher ganz gut, dass Nami ihn festhielt, denn wer weiß, ob er nicht doch davongelitten wäre. Seinen Arm haltend hätte es die Navigatorin zumindest bemerkt, wenn er ihr wegrutschte. Stunden später, viele Stunden später, sodass man längst den nächsten Tag zählte, erwachte die Orangehaarige zuerst aus ihrem tranceartigen Schlaf. Ihre Wangen glühten und sie fühlte sich wie ausgetrocknet. Als sie ihre braunen Augen öffnen wollte, da stach ihr ein grelles Licht ins Gesicht und sie kiff die Augen wieder zu. Augenblicklich fühlte sie diese sengende Hitze und wie sie dann doch die Augen ganz aufschlug, stellte sie fest, dass sie umgeben von azurblauem Wasser unter der prallen Sonne trieben. Ihr Blick richtete sich dann auch gleich auf Zorro, der noch schlief. Ihn störte es wohl nicht so, denn er war zur Hälfte im Wasser, ob das allerdings so gesund war, war auch fraglich. Nami wischte sich über die Augen und richtete sich ein bisschen auf. Denn es kam ihr hier doch etwas spanisch vor, schnell fand sie aber heraus, was! Es war keine einzige Wolke am Himmel, kein Lüftchen wehte und auch von Strömungen gab es keine Anzeichen. Sie trieben hier auf der Stelle und all das ließ Nami wissen, dass sie im Calm Belt gelandet waren! Der einzige Vorteil war wohl, dass sie in keinen Sturm mehr geraten konnten, aber im Vergleich zu den ganzen Nachteilen war das ein Witz! Sie waren nun chancenlos der brütenden Hitze ausgesetzt, kamen nicht vom Fleck und wenn es richtig dicke kam, würden sie bald als Snack eines Seekönigs enden. Das waren wirklich keine rosigen Aussichten… Seufzend legte sich Nami aber wieder hin, es brachte eh nichts, sich den Kopf zu zerbrechen. Wenn sie nicht Glück hatten und irgendein moderneres Schiff hier vorbei kam, dann war es eh aussichtslos. Nami hatte ja nicht mahl ihren Klimastock dabei… Der stand in ihrem Arbeitszimmer auf der Sunny. Als das Unwetter losgebrochen war, war sie nach draußen gestürmt und hatte alle dirigiert. Jetzt könnte sie sich dafür ohrfeigen, denn das Zauberstäbchen hätte sie vielleicht retten können. Erschöpft von den wirren Gedanken und dieser unerträglichen Wärme schloss Nami die Augen. Nach dem Stand der Sonne zu urteilen, war es sicher Mittag. Ihr Körper hatte sich gut aufgewärmt und jetzt empfand sie die Sonne als lästig. Je länger sie da lag, desto träger wurde ihr Körper, desto müder wurde sie wieder und in ihrem Inneren staute sich das aufgeheizte Blut. Namis Kopf begann zu pochen, ihre Atmung ging flach und ihr Hals fühlte sich so trocken an. Die Orangehaarige driftete regelrecht ab, in eine andere Welt, in einen leeren weißen Raum und dort angekommen, überkam sie eine endlose Schwere. Kein Geräusch, kein Geruch, keine Empfindungen drangen zu ihr hin. So lag sie Ewigkeiten auf dem Holz und trieb auf dem Wasser. Erst gefühlte Stunden später schreckte sie auf, ihre Augen schnellten zu Zorro, der noch immer bewegungslos da hing und kaum hörbar atmete. Namis Atmung hingegen ging hektisch und durch das schnelle Aufsetzen, breitete sich ein stechender Schmerz in ihrer Stirn aus. Auf den achtete sie aber weiter nicht, sondern sie rollte sich auf die Seite. Ihre Hände packten die Schultern des Schwertkämpfers und begannen daran zu rütteln. „Zorro, Zorro, ZORRO!!!“ Ihre heisere Stimme wurde immer lauter und lauter, bis sie letztendlich schrie und das riss den Grünhaarigen aus seinem Schlaf. Ruckartig hob er den Kopf an, blinzelte Nami entgegen. „Was? Was ist los? Wo sind wir?“ Der Navigatorin fiel ein riesiger Stein vom Herzen, als er endlich reagierte und sie schnaufte richtig auf. „Ich hatte nur Angst, dass du nicht mehr aufwachst…“, brach sie erst mal hervor. Dann aber hob sie ihren Kopf leicht und sah ihn an. „Ich fürchte wir sind im Calm Belt, Zorro.“ Ein Brummen entwich seiner Kehle, etwas Schlimmeres gab es doch nicht, oder? „Ich werde aber kaum schwimmen können“, meinte er und seufzte. Nami schüttelte aber eh den Kopf. „Das würde eh nichts bringen…“ Nun legte sie sich aber wieder rücklings auf das Treibholz und atmete durch. Nahezu seufzend blies sie die Luft wieder aus und legte einen Arm über ihr Gesicht. Zorro sah sich ein wenig um, aber da war nur Wasser, dieses verdammte Wasser… Gleichgültig legte er den Kopf wieder auf dem Floß ab und schloss die Augen, es war ja so schwer, sie offen zu halten. Die Stille, die sie umgab, konnte einen schon echt verrückt machen, oder sie bescherte einem Trägheit, Gleichgültigkeit und man verfiel in einen Zustand, in der der Geist auf Wanderschaft ging. Wie auch Nami eben, war er plötzlich vom Nichts umgeben. Er sah nichts, hörte nichts und fühlte nichts und wie sie riss es ihn urplötzlich aus diesem Zustand heraus. Sich erst übers Gesicht wischend, griff er nach seinem Kopftuch, tränkte es im kühlen Wasser und wrang es aus. Anschließend reichte er es Nami hin, „Hier, kühl dich ein bisschen ab.“ Seine Worte rissen sie aus ihrer Dösigkeit und wie abwesend tastete sie nach seiner Hand, nahm es ihm ab und wischte damit über ihre Haut. Es tat ja so gut, wenn auch nur kurz, aber Wasser hatten sie genug, sie konnte es immer wieder eintauchen. Geil… das war doch einfach nur geil, dachte sie sich. Auf Namis Lippen schlich sich ein wirres Lächeln und ein kurzes trockenes Lachen kroch ihre Kehle rauf. Den ganzen Tag ging das nun so, dass sie sich mit seinem Tuch abkühlte. Ihre Bewegung dabei wurde immer mechanischer und irgendwann war es wie einprogrammiert. Eintauchen, auswringen, abtupfen. Eintauchen, auswringen, abtupfen. Eintauchen, auswringen, abtupfen. Zorro hingegen hatte langsam genug vom Wasser, aber es war nun mal zu wenig Platz, man würde nur umkippen, wenn er versuchte, sich auch noch drauf zu legen. Also harrte er stillschweigend aus. Als die Sonne hinter dem Meer versank und die Nacht ihre Schatten ausbreitete, waren Namis Arme längst erschlafft. Einer lag noch über ihrem Gesicht, der Andere hielt das Tuch und hing im Wasser. Je kühler es wurde, desto mehr kam sie wieder zur Besinnung. Schwerfällig drehte sie sich auf die Seite, rollte sich etwas ein und schlang die Arme um ihre Beine. Wenn die Sonne nicht da war, dann war es so verdammt kalt und das konnte man gut sehen. Ihr Atem zeichnete sich in Form von kleinen Wölkchen ab und auf ihrem Körper bildete sich eine Gänsehaut. Durch ihre Drehung hatte das Floß kurz geschwankt und Zorro war wach geworden. Mit kleinen Augen sah er sie an und griff kurz nach ihrer Hand. Er war sich nicht sicher, aber er glaubte, dass Nami seit dem Sonnenuntergang ausgekühlt war. Es könnte zwar auch seine kalte Hand sein, die ihn täuschte, aber er spürte von Nami keine Wärme ausgehen. Die Navigatorin erschrak etwas, als sie die klamme Hand spürte, sah Zorro dann aber an. „Stimmt was nicht?“, flüsterte sie heiser und versuchte seinen Blick zu deuten. Mit zitternden Lippen sah Zorro sie an und schüttelte, recht grobmotorisch, den Kopf. „N…nn…nein, ich ha…haab mich gr…grade nur gefragt, ob..bbbb d…dir kalt ist…“ Sie nickte aus Reflex, denn sie fror wirklich. Zorro nahm mit einer Hand seinen Mantel, der nun längst wieder trocken war und schob ihn ihr zu. „Hier, d…da…dam…mm…it ka…ka…kann…nnn…st du dich z..z..zu..decken.“ Ihre bernsteinfarbenen Augen sahen gleich zu dem dunkel grünen Knäuel und ohne zu zögern zog Nami es auch zu sich heran. Sie breitete es aus und legte es über ihren Körper. Da der Stoff irgendwie noch leicht warm war, murmelte sie sich darin ein und seufzte auf. Gleich fühlte sie sich um einiges besser und so bekam sie vielleicht auch etwas Schlaf. Naja… vielleicht… Ihre Augen richteten sich gleich wieder auf Zorro, doch bevor sie etwas sagen konnte, tat er es. „B…be..besser s…s..so?“ Natürlich war ihr gleich besser, aber trotzdem biss sie sich auf die Unterlippe. Er war zum Großteil im Wasser und er fror so heftig. Seine Hand eben war so ungewohnt kalt und seine Lippen waren blau. Zaghaft nahm Nami seine Hände in ihre und hauchte sie an, es brachte sicher kaum was, aber irgendetwas wollte sie doch für ihn tun! Zorro grinste leicht, als er ihre Hände und den warmen Atem spürte. Diese alte Hexe… da war sie wirklich mal fürsorglich und machte sich Sorgen, und das auch noch um ihn. Nami merkte auf, als er grinste und legte leicht den Kopf schief. „Was ist? Warum grinst du?“ „Hm…e…es i..i..ist sch…sch…schon v…v…viel b..bbb…besser.“ Oh je… Im Lügen war er gar nicht gut und dass er immer noch so zitterte, sagte doch alles. Verzweifelt rutschte sie zu ihm ran und drückte seine Arme an ihren Körper. Außerdem hauchte sie weiter Zorros Finger an und drückte ab und zu ihre Lippen auf seine Hände. „Lüg nicht, du bibberst immer noch schneller, als du frieren kannst!“ Der Grünhaarige grinste wieder, aber bald schon verging das Schlottern und wurde von einer seichten Atmung abgelöst. Ganz bestimmt war er eingeschlafen… Nami tat das gleiche, denn ihr war etwas wärmer und sie war einfach nur am Ende. Gut zwei Tage waren sie nun schon auf offener See und die zweite Nacht hatten sie auch überstanden. Nami wachte auf wie gestern, vollkommen ausgeknockt von der brütenden Hitze, die sie fertig machte. Zorro hing unverändert neben ihr und klammerte sich an das Floß… Jetzt am Tag hätte er die Chance, sich etwas aufzuwärmen, aber es passte einfach nicht. Nami rutschte noch weiter zu ihm ran und fuhr ihm durch die Haare, woraufhin er zu ihr aufsah. „Lass uns tauschen, ich will nicht, dass du erfrierst!“ Die Sonne war zwar unerbittlich, aber das Wasser war kalt und auf Dauer hielt das Niemand aus. Bestimmt schüttelte Zorro aber den Kopf. „N…nein. Nami, das ist zu riskant. Das Teil könnte wegtreiben und dann haben wir beide keinen Halt mehr.“ Schmerzhaft musste sie einsehen, dass er Recht hatte, auch wenn sie im Calm Belt waren, sollte man vielleicht nicht den einzigen Halt riskieren, den man hatte. Das war einfach zu gefährlich. Sie richtete sich also etwas auf und legte ihre Arme um seinen Oberkörper, um sich dann noch an ihm anzulehnen. „Dann muss es so gehen!“ Von ihm kam ein leises Lachen und dann legte er seine Arme um sie und fasste ihre Knöchel. So hielt er wenigstens noch das Floß fest. Durch Zorros kalten Körper verfiel Nami erst gar nicht der Hitze, sie war gekühlt und konnte ihre Temperatur etwas an ihn weiter geben. Ihre Augen hielt sie auch offen und blickte starr auf das Wasser… Ihre Hände strichen über seinen Rücken und ab und an war ein Seufzer von ihr zu vernehmen. „Zorro?“ „Hmhm…“ „Glaubst du, wir kommen hier wieder weg?“ „Weiß nicht…“ „Ich ja auch nicht, aber was glaubst du?“ „Keine Ahnung, Nami.“ „Hmpf…“ Sie glaubte schon irgendwie nicht mehr daran, hier musste sie erst mal jemand finden… Schleichend ging der Tag vorbei und die Dunkelheit umhüllte sie wieder. Eingeschlafen waren sie beide und Nami wurde erst wieder wach, als es kalt wurde. Wie gestern schon, zog sie den Mantel über sich, bewegte sich sonst aber nicht von ihm weg. Wenigstens zitterte Zorro jetzt schon nicht mehr, aber sein Körper hatte wohl resigniert. Immerhin trieb er schon so lange im Wasser, da war es normal geworden… Nami begann nun wieder gleichmäßig mit ihren Händen über seinen Rücken zu fahren, es beruhigte sie irgendwie. Aber von Stunde zu Stunde verringerte sich ihre Hoffnung, es zu schaffen. Ihr Magen knurrte auf und schon kam das Nächste, das sie quälte… Schluckend befeuchtete sie ihren trockenen Hals. Was für eine Ironie das doch war, umgeben von Wasser, aber keinen Schluck zu trinken. „Hunger?“, fragte Zorro leise. Nami nickte und schmiegte sich noch enger an ihn. „Verdammten Hunger…“ „Ich hab leider nichts bei mir.“ „Schon klar…“ Diese ganze Situation war so ausweglos, man hatte keine Möglichkeiten, es angenehmer zu gestalten. Wären sie doch wenigstens auf einer Insel gestrandet, da wäre es ihnen gut gegangen. Das Wasser hätte man destillieren können, es hätte Obst gegeben und Zorro wäre sicher auch an Fleisch gekommen. Aber so auf dem offenen Wasser, da war alles vorbei. Nami lachte aber plötzlich trotzdem kurz auf. „Weißt du… ich hatte mir eigentlich geschworen, dir noch eine zu verpassen…“ Zorro hob eine Braue und atmete schwer aus. „Warum das?“ „Na, für deinen blöden Spruch, von wegen, du hattest bei mir was zu greifen!“ Nun lachte er leise. „Ach deswegen. Entschuldige, aber ich konnt‘s mir nicht verkneifen, ich hatte von oben doch so ne schöne Aussicht!“ „Ne schöne Aussicht?“, wiederholte Nami. Er musste wirklich schon am Ende sein, denn so was kannte sie von Zorro gar nicht, sonst war er so reserviert. „Ja klar“, entgegnete er aber und grinste wieder. Nun hob Nami ihre Braue skeptisch in die Höhe. „Willst du mir etwa sagen, dass du auf mich stehst?“ Bei der Frage konnte Zorro gar nicht anders als lachen. „Nein nein, ich glaube nicht. … Naja vielleicht…“ „Ähm…“ Nami war dann doch sprachlos, zuerst jedenfalls. „Inwiefern jetzt das?“, das musste man doch genauer wissen, sie wollte jedenfalls nicht dumm sterben. „Inwiefern? Ich denke, rein optisch…“ Rein optisch, ja? Also hier taten sich ja Abgründe auf vor dem… naja Abgrund… „Optisch? Das heißt, du findest mich hübsch, oder wie?“ Zorro löste sich nun ein bisschen von ihr, sodass er sie ansehen konnte. „Heiß trifft es eher“, stellte er richtig und grinste breit. „Und die langen Haare, die stehen dir! Hat dir das überhaupt schon einer gesagt?“ Nami sah in seine müden, leeren Augen und biss sich auf die Unterlippe, wäre sie nicht so ausgetrocknet, dann hätte sie mit Sicherheit losgeheult. Sie lehnte sich also wieder an ihn und schlang ihre Arme fester um seinen Körper. „Nein, aber danke!“ Nami kam sich vor wie im falschen Film… „Aber, warum erzählst du mir das alles? Was, wenn wir doch noch hier weg kommen, dann weiß ich doch Bescheid!“ Er lachte wieder und lehnte seine Stirn an ihr Brustbein. „Dann hab ich wohl Pech gehabt!“ Schmunzelnd fuhr Nami ihm wieder durch die Haare und seufzte. „Du bist wirklich unmöglich, weißt du das?“ „Hmhm…“ Er war ja so müde und langsam zog es ihm auch die Augen zu. Die Orangehaarige fand gerade aber keine Ruhe, wohl auch ein bisschen zu seinem Leiden. „Zorro?“ „Ja…“, seufzte er. „Ich bin froh, dass du da bist! Und das nicht nur jetzt. Du hast mich immer beschützt, du würdest für uns alle bereitwillig dein Leben geben und das kann man gar nicht wieder gut machen. Ich will nicht, dass du hier stirbst, verstanden?“ Nami nahm sein Gesicht in ihre Hände und sah ihn direkt an. „Hörst du, Zorro? Du darfst hier nicht sterben, das musst du mir versprechen!“ Der Grünhaarige legte seine Hände um ihre Handgelenke und sah ihr nun tief in die Augen. „Ich verspreche, dass ich dich niemals alleine lasse!“ Nun ging es gar nicht anders! Namis Augen wurden glasig und eine Träne nach der nächsten purzelte ihr Gesicht herunter. Sie trafen zum Großteil auf das Gesicht des Grünhaarigen, der leicht sein heiles Auge zukniff. „Hey, nicht rumheulen jetzt, ja? Behalt die Körperflüssigkeit lieber für dich! Außerdem steht dir das jetzt gar nicht!“ Nami versuchte zu lächeln, scheiterte aber kläglich und grub ihr Gesicht in seine Halsbeuge. Schluchzend klammerte sie sich an den Schwertkämpfer und benetzte ihn mit ihren salzigen Tränen. „Wenn, wenn wir das heil überstehen, dann werde ich dich nie wieder anzicken, dann erlass ich dir deine Schulden und dann kriegst du auch nie nie wieder eine Kopfnuss von mir, das verspreche ich!“ Zorro legte eine Hand an ihre Wange und strich mit seinem Daumen darüber. „Übertreib nicht gleich, das hältst du eh nicht durch!“ „Doch!“, fuhr sie ihn an. „Das verspreche ich hoch und heilig und wir gehen drauf anstoßen, wenn das vorbei ist, auf meine Rechnung!“ Die Hitze hatte sie wohl wahnsinnig gemacht, so schien es Zorro, aber er ließ sie gehen. „Okay, okay. Ich glaub‘s dir ja.“ Besser, Nami regte sich erst gar nicht weiter auf. Ihr Wimmern war aber noch einige Zeit zu hören und dann wurde es wieder still um sie herum. Die Nacht glitt nur so dahin und der Himmel vereinigte sich mit dem tiefen blauen Meer. Im Calm Belt war wirklich keine Seele und nichts war zu hören oder zu sehen. Der vierte Tag, eingerechnet der Tag, an dem sie über Bord gegangen waren, begann so ganz anders, als die anderen. Vom brodelnden Wasser und dem vermeintlichen Beben der Erde wurde Nami aus dem Schlaf gerissen. Sie schreckte nach oben und auch Zorro war augenblicklich wieder beisammen. Neben ihnen türmte sich das Wasser, bis es einen monströsen Kopf frei gab! Ähnlich dem eines großen Varans und schwarz weiß gestreift, zeigte sich ein Seekönigsbulle, und dessen riesiges Auge fixierte sofort die zwei in Seenot geratenen Piraten. Die Augen der beiden weiteten sich und dann passierte es: Das Vieh riss sein riesiges Maul auf, stürzte sich auf das kleine Floß und Nami konnte noch gerade so fliehen. Während sie und Zorro auf Abstand gingen, zerdepperte das Monster ihre einzige Möglichkeit, um sich über Wasser zu halten. Der Grünhaarige hatte aber die Schwerter gegriffen und zog auch gleich das Shusui. Seit er bei Falkenauge trainiert hatte, war so ein Biest eigentlich ein kleiner Fisch für ihn, aber es kostete unglaublich Kraft, einen fliegenden Schwerthieb auf den Seekönig zu erzeugen und ihm somit den Gar aus zu machen. Das Tier spaltete sich in zwei Teile und besudelte das Wasser um sie mit Blut. Kurz darauf ging der Koloss im Meer unter und sank gen Meeresgrund. Nun blieb zu hoffen, dass das Blut des einen nicht noch andere anlockte… Im Moment sah es jedenfalls nicht danach aus. Zorro allerdings fühlte gleich wie er wieder schwächer wurde, denn diese Aktion hatte ihn viel Kraft gekostet. Nami war gleich zu ihm geschwommen und zog ihn ein bisschen höher. „Verdammt… Verdammt noch mal…“, fluchte sie. Ihre einzige Chance auf Überleben war nun dahin… Der Schwertkämpfer jappste ganz schön, denn das Atmen fiel ihm mehr als schwer. „Ist bei dir alles noch dran?“ Nami nickte. „Ja, mir geht’s gut, aber du gefällst mir gar nicht!“ Naja, das Biest hatte ihn auch an der Seite erwischt und Zorro spürte, wie das Blut nur so aus der Wunde quoll. Das Wasser war aber noch gefärbt vom vielen Blut des Seekönigs, also log er. „Mir ist aber nichts passiert, ich bin nur mit der Kraft am Ende.“ Die Orangehaarige nickte und ruderte mit den Armen, um oberhalb der Wassergrenze zu bleiben. „Wenn nicht bald ein Schiff oder so was kommt, dann können wir einpacken!“ Keuchend drückte Zorro den Kopf in den Nacken. „Ach… das machen wir schon.“ Man durfte nur nicht aufgeben, nur nicht den Willen verlieren, dann war alles drin. „Hoffentlich…“, betete Nami und sah sich immer wieder um. Noch so eine Aktion und sie waren definitiv erledigt. Ein Seekönig tauchte nicht mehr auf und Nami und Zorro trieben nun im spiegelglatten Wasser umher. Kein Treibholz mehr, kein Halt und die knalle Sonne schien erbarmungslos auf sie hinab. Diese Hitze machte einen mürbe und Nami tat bald der ganze Körper weh… Gegen Mittag hatte sie ihre Grenzen erreicht, immer schlapper wurde sie, immer weniger bewegte sie sich und Minute zu Minute tauchte sie immer öfter ab, bis sie gar nicht mehr hoch kam. Als Nami nach unzähligem Untertauchen nicht mehr hoch kam, folgte er ihr, sie war noch dicht bei ihm und so griff er ihren Arm und zog sie mit sich hoch. Sofort schnappte Nami hastig nach Luft und sah Zorro mit zitterndem Körper und bebenden Lippen an. „Nami, was machst du? Oben bleiben, du darfst dich nicht hängen lassen!“ Die Orangehaarige sah aber nur in Zorros Gesicht und schüttelte leicht den Kopf. „Ich kann einfach nicht mehr, Zorro, ich bin am Ende, ich will nicht mehr…“ Sie gab sich gerade auf. Aber das ging nicht und das würde Zorro auch nicht zulassen! Er nahm sie also auf seine Arme, die Schwerter waren samt Gürtel wieder umgebunden, sozusagen, um die Wunde abzudrücken. Allein mit den Beinen konnte er sich und Nami jetzt noch oben halten. „Okay, dann helfe ich dir, aber du darfst nicht aufgeben, wir schaffen das!“ Eigentlich glaubte selbst Zorro nicht mehr wirklich daran, aber er würde Nami nie einfach sich selbst überlassen. Verzweifelt legte sie ihre Arme um seinen Hals und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. „Lass mich los… dann hast du es doch viel leichter…“ Wieder blickte sie zu ihm auf. „Außerdem hast du mir versprochen, nicht zu sterben!“ Eindringlich sah Zorro sie an. „Nein Nami, ich hab versprochen, dich nicht alleine zu lassen!“ „Ach ja…“ Schwer atmend blickte sie Zorro an, bis ihr die Augen zufielen. Ihr Körper konnte einfach nicht mehr und lange würde sie auch nicht mehr durchhalten. Es fehlten ihr Energie und Flüssigkeit und keins von beiden war hier aufzutreiben… Auch wenn die Arme und Beine noch so schmerzten, oder die Müdigkeit und Erschöpfung immer brachialer zu spüren waren, gab Zorro nicht auf. Nein! Das durfte es einfach nicht gewesen sein. Die Dunkelheit hatte sie bereits wieder umschlungen und vom Himmel funkelten nur so die Sterne. Die filigrane, fast weiß leuchtende Sichel in mitten von ihnen, kündigte den Neumond an. Nami öffnete leicht ihre schweren Lieder und blinzelte in das funkelnde Firmament. Es war ein so schöner Anblick, aber sie war sicher, dass sie diesen zum letzten Mal erlebte. „Wunderschön…“, hauchte sie heiser und der erste Arm glitt schon von Zorros Schultern. Er, der eigentlich auch nicht mehr konnte, wurde gleich hellhörig und merkte auf, als ihr Arm sich verselbständigte. Für ihn war nun klar, dass Nami ihre Augen so schnell nicht wieder schließen durfte. Beide hatten blasse, blaue Lippen und waren eisig kalt, da durfte man nicht dem inneren Gefühl folgen und sich gehen lassen. „Hey, Nami… was…was ist wunderschön?“ „Die Sterne…der Himmel…“, murmelte sie und ihr Kopf klappte schon zur Seite. Zorro ruckelte sie aber an. „Nicht einschlafen, Nami. Du darfst jetzt nicht die Augen zumachen!“ Aufatmend und gequält sah sie Zorro an, sie war doch so müde. „Warum nicht?“ „Na weil … na weil wir doch aufpassen müssen, ob ein Schiff kommt!“ Nami aber schüttelte den Kopf, sie glaubte nicht an das, was er sagte. „Da kommt kein Schiff, Zorro…“ Der Grünhaarige hätte verzweifeln können, warum gab sie denn auf?! „Doch bestimmt, aber du….“ Sie drückte eine Hand auf seinen Mund und lächelte ihn an. „Ich weiß, was du hier versuchst, aber hör auf. Zorro, es ist vorbei… Ich kann nicht mehr und du quälst dich hier nur unnötig.“ Ihre Worte waren wie eine Stahlplatte, die man vor den Kopf geschlagen bekam. Zorro würde es aber ganz sicher nicht einsehen. „Nichts ist hier vorbei!“ Er hob Nami noch mal höher und drückte sie fester an sich. „Du wirst dich jetzt zusammenreißen und kämpfen, klar?“ In ihren Augen sammelten sich aber die Tränen, sie konnte einfach nicht mehr und wollte einfach nur erlöst werden. „Zorro… Ich spüre kaum noch meinen Körper, bin müde und erschöpft. Mir ist kalt und ich will einfach nur, dass es vorbei ist! Egal, auf welche Weise…“ Bisher war ihnen nur das Warten geblieben, warten auf Rettung, auf den Tod… und Nami hatte sich nun mal für Letzteres entschieden. Allerdings hatte sie ihre Rechnung ohne Zorro gemacht. „Es wird bald vorbei sein, aber nicht so! Hast du verstanden?“ Doch Nami schniefte nur auf, sie war doch wirklich fix und alle, warum begriff er das denn nicht? Tja, auch wenn es ihm Leid tat, dass sie weinte, aber so war sie wacher, so war sie da und aktivierte ihren Körper. So lange es ging würde er sie wach halten, das half ihm ja auch, sich selbst wach zu halten. „Du darfst ruhig weinen, aber gib dich nicht auf, hörst du?“ Nami nickte und schüttelte den Kopf zugleich, sie wusste einfach nicht mehr, was richtig oder falsch war und dann, dann stoppten ihre Tränen und sie sah fast schon bittend in sein Gesicht. „Zorro… Ich… ich will so nicht sterben!“ Der Grünhaarige atmete auf und nickte. „Das musst du doch auch nicht, versprochen!“ Die Navigatorin legte langsam wieder ihren zweiten Arm um seinen Hals und drückte ihre Stirn an seine. Tief ein- und ausatmend versuchte sie, der Müdigkeit Herr zu werden, die sie einnahm. Zu hören war nun nur noch ihr beider Atmen und Nami versuchte, sich auf seinen Herzschlag zu konzentrieren, der immer noch so beständig und ruhig war. Ihrer hingegen war unregelmäßig und wirsch. Aber darauf achtete Nami nicht. Bevor sie dann aber einschlief, öffnete sie ihre Augen und sah wieder in seins, das nur noch halb geöffnet war. „Hey…“, hauchte sie. „Du darfst aber auch nicht einschlafen!“ Zorro zog sein Augenlied nach oben und auch die Pupille ging mit, sodass er zu Nami aufsehen konnte. Das kalte Wasser und die klare, eisige Nacht fraßen wieder an ihm und nicht nur das; durch die klaffende Wund drang die Kälte viel schneller in ihn ein und betäubte alles. Rein aus Reflex hielt er sich noch über Wasser und natürlich auch, um Nami nicht hängen zu lassen. Sie war aus ihrem Tief etwas hoch gekommen, hielt sich an ihm fest und versuchte auch nicht mehr, einfach so aufzugeben. Innerlich fragte sich Zorro aber trotzdem, wie lange er das noch durchhalten würde, denn der hohe Blutverlust und die Anstrengungen der letzten Tage hatten ihm viel abverlangt. „Keine S..so…sorg…ge. I..i…ich sch..sch..schlaf sch..sch..schon nicht ein.“ In dem Moment, wie er das sagte, spürte Nami aber, wie sie ein Stück tiefer ins Wasser sank, seine Arme hatten deutlich nachgegeben und auch sein Körper war weiter eingetaucht. Sicher konnte er kaum noch die Beine bewegen. Nami wusste genau, dass sich Zorro hier zwingen würde, weiterzumachen, bis sein Körper versagte, bis er absolut nicht mehr in der Lage war, gegen all das anzukämpfen. Sie wusste aber auch, oder spürte viel mehr, dass das nicht mehr so lange hin war… Die Angst davor, hier zu sterben, kroch wieder in ihr hoch und sie schmiegte sich wieder enger an ihn. Wenigstens war sie nicht alleine, wenigstens hatten sie es versucht, auch wenn es am Ende nicht gereicht hatte. Vergeblich versuchte sie noch, von seinen Armen zu rutschen, dann hätte sie ein bisschen mitstrampeln können und vielleicht hätten sie dann länger durchgehalten, aber ihr Körper war durchgefroren, ausgezehrt und vermochte sich nicht zu rühren. Wie gelähmt war sie und es blieb ihr nichts weiter, als sich an dem Grünhaarigen festzuhalten. Ihr Kopf ruhte immer noch an seinem und sie versuchte, die Augen offen zu halten, aber es wurde schwerer. Ab und zu riss Nami die Augen auf, aber nicht für lange. Wie von allein fielen sie dann wieder zu. Zorro schielte sie immer wieder an, aber bald schon war klar, dass sie hier gleich zusammen die Augen schließen und nicht wieder öffnen würden. In Nami rumorte allerdings noch etwas, etwas das sie schon immer hatte loswerden wollen. „Zorro?“ „Hmhm…“ „Ich… ich muss dir noch was sagen…“ „Ja…“ Leise, knapp und mit gleichgültig klingender Stimme erklangen die Worte aus dem Mund eines jeden einzelnen von ihnen. Die Kraft, sich wach zu halten und sich zu konzentrieren, fehlte einfach. Naja… und es hatten beide wohl mit allem abgeschlossen, auch wenn sie sich gegenseitig ab und zu noch versuchten, wach zu halten. Nami kuschelte sich noch etwas mehr an ihn, hielt aber die Augen weiter geschlossen. Im Normalfall hätte ihr Herz nun eigentlich stark pochen müssen und ihre Wangen hätten erröten müssen, aber all das blieb aus, soweit hatte sich ihr Körper schon runtergefahren. Eher monoton legte sie nun also ihr kleines Geständnis ab. „Ich hab dich immer aus einem bestimmten Grund raus angezickt.“ Leise stieß Zorro ein knappes Lachen aus. „Wirklich?“ „Ja.“ „Und der wäre?“ „Du…du hast mich oft mit deiner bloßen Anwesenheit verrückt gemacht.“ „Ist das so?“ „Ja. Ich hatte immer den Drang, in deiner Nähe zu sein und das hat mich wütend gemacht.“ Wieder lachte er leise. „Verstehe…“ So war das also… Nami seufzte nun auf, am liebsten würde sie jetzt einschlafen, aber da sie nicht mehr erwachen würde, wollte sie wenigstens noch ihre Beichte zu Ende ablegen. „Ich… ich glaube, ich hätte dich gern mal geküsst …oder so…“ „Oder so?“ „Naja, ja!“ Aber daraus schien nun nichts mehr zu werden, aber so musste sie dieses Geheimnis zumindest nicht mit ins Grab nehmen. Jetzt, wo eh alles vorbei war, da konnte sie es ihm auch sagen. Zorro aber löste leicht seine Stirn von ihrer und sah sie noch einmal direkt an. „Dafür ist es noch nicht zu spät.“ Nami weitete noch mal ihre braunen Augen und schaffte es sogar zu lächeln. Ein kleiner Wunsch sollte sich ihr also noch erfüllen, bevor sie heute Nacht auf den tiefen Grund des Meeres sank. Ihre Arme zogen sich enger um seinen Hals und ihr Gesicht nährte sich also dem seinen. Aus ihren Augen rannen wieder Tränen und purzelten ihre kalten, blassen Wangen hinunter, bevor sie ins schwarze Meer tropften und verschwanden. Ihre Unterlippe bebte und sie konnte kaum noch atmen… Das letzte, was sie also tun würde, war Zorro küssen und dann die Augen für immer schließen. Zaghaft legte sie also ihre Lippen auf seine, sie waren kalt und rau, aber ihre waren es genauso. Trotzdem fühlte es sich gut an und ein kleiner Hauch von Wärme schien sich in ihr auszubreiten. Zorro drückte seine auf ihre Lippen und sog sanft daran, trotz des Salzwassers schmeckten sie süß. Weder Nami noch Zorro wagten es, sich von dem anderen zu lösen, sie pressten sich nur viel enger aneinander und sogen an den Lippen des anderen. Zärtlich strich er mit der Zunge über ihre Ober- und Unterlippe und Nami erwiderte das, indem sie sich stets die jeweils andere von ihm vornahm. Ihre Hände kraulten seinen Nacken und seine ihren Rücken. Wenn sich ihre Lippen für einen Bruchteil einer Sekunde voneinander trennten, dann wurden sie sogleich auch wieder aufeinander geführt, saugend und leckend. Erst immer intensiver werdend, schwächte das Energische an den Küssen aber bald wieder ab. Immer sanfter und kaum noch direkt berührten sie sich und nun war klar, dass sie alle beide fertig mit der Welt waren. Mit großen Abständen drückte er ihr, oder sie ihm, immer mal noch einen kurzen leichten Kuss auf, aber es wurde weniger und weniger und weniger… Sie verfielen in eine Art Dämmerzustand und dann… … dann drang von weitem eine Stimme an Zorros Ohr, sie klang so weit entfernt, wurde aber immer klarer und lauter, das heißt, bis er die Umrisse eines Schiffes sehen konnte und lächelnd der Erschöpfung seines Körpers nachgab. Die Stimme war Ruffys gewesen, der laut und aufgeregt. „DA SIND SIE, DA SIND SIE!!!“, gerufen hatte. Direkt nach dem Sturm hatten sich die übrigen Strohhüte natürlich auf die Suche nach ihrer Navigatorin und ihrem Schwertkämpfer gemacht. Tagelang waren sie die Umgebung abgefahren und dank Frankys Technik hatten sie es auch ins Calm Belt geschafft. Zuerst fischten sie Nami aus dem Wasser, die immer noch in Zorros Armen lag und dann kam der Grünhaarige gleich hinterher. Augenblicklich wurden beide in ihre Kajüten geschafft und vom kleinen Doktor Chopper versorgt. Er sorgte für trockene Kleidung, verband Zorros Wunde, reinigte die gereizte Haut und verpasste den Zweien je eine Infusion, um die verlorenen Mineralien und Vitamine wieder aufzubessern. Wären sie noch länger im Wasser gewesen, dann hätten sie es wohl nicht geschafft, aber als Chopper seine Arbeit getan hatte, waren Nami sowohl auch Zorro über den Berg. In den nächsten Tagen mussten sie viel schlafen, bewusst essen und trinken, aber bald waren sie sicher wieder auf den Beinen. Drei ganze Tage waren nun seit der Rettung vergangen und Nami wurde allmählich wach. Die Sonne schien in ihr Zimmer und als sie die Augen langsam öffnete und an eine Holzdecke starrte, schrak sie hoch. Hektisch ging ihre Atmung und aufgrund dessen hob und senkte sich ihre Brust ganz stark. Ihre Augen übersandten ihrem Gehirn die Bilder ihres Zimmers und als sie an sich runter sah, da stellte sie fest, dass sie in ihrem Bett lag! Die anderen… sie hatten sie gefunden, aber… Zorro! Wo war Zorro??? Ihr Magen zog sich zusammen, sie wusste nicht, was nach dem Kuss noch alles passiert war, denn ab da war sie wieder bewusstlos geworden. Sofort schob sie die Decke beiseite und stürzte aus dem Bett, dabei stürzte Nami aber wortwörtlich, denn sie war noch geschwächt und ihre Beine gaben nach. Keuchend drückte sie sich wieder hoch, aber dann ging die Tür auf. Chopper wollte gerade nach ihr sehen und war ganz empört bei diesem Anblick. „Nami! Du musst doch noch liegen bleiben!!!“ Doch davon wollte die Orangehaarige gar nichts hören. „Zorro, wo ist Zorro, Chopper? Ihr habt ihn auch gerettet, oder? Wir waren doch zusammen!!!“ Der kleine Elch nickte. „Natürlich, er ist in seinem …“ Er kam nicht zum Ausreden, denn Nami stürzte an ihm vorbei, die Antwort reichte ihr. „Nami…“, murmelte der kleine Elch nur. Die Sonne hatte aber auch den Grünhaarigen geweckt, er hatte ähnlich reagiert wie Nami. Er war irgendwie perplex, wieder hier zu sein, aber dann wollte er wissen, wo sie war! Wo Nami war und wie es ihr ging! Hoffentlich hatte sie es überstanden, hoffentlich ging es ihr gut! Er warf also die Decke weg und stand ruckartig auf. Die vielen Verbände beachtete er gar nicht, nur die Infusion, die er noch hatte, die störte. Zorro wäre aber nicht Zorro, wenn er sich den Zugang nicht einfach aus der Handfläche reißen würde, um dann aus dem Zimmer zu stürzen. Trotz seines, eigentlich nicht vorhandenen, Orientierungssinns wusste er dieses Mal genau, wo er hin wollte. Wehe, Nami war nicht in ihrem Zimmer, wehe, es ging ihr nicht gut, dann konnten die anderen etwas erleben! Nami war auch nicht in ihrem Zimmer, aber das fand Zorro dann ganz schnell raus. Mitten auf dem Gang trafen sie aufeinander und mit etwas Abstand blieben sie voreinander stehen. Über Namis Wangen rollten wieder viele Tränen, aber dieses Mal waren es Freudentränen. Ihr Körper begann zu beben und dann hastete sie, nein, stolperte sie auf Zorro zu. Er kam ihr gleich schwungvoll entgegen, um zu verhindern, dass sie kurz vor ihm noch hinfiel. Die Navigatorin stürzte also in seine Arme und hielt sich an ihm fest. Augenblicklich spürte sie, wie er seine starken Arme um sie schlang und ihr so noch mehr Halt gab. Erst dann stoppten auch ihre Tränen und sie drückte sich auf den Zehenspitzen nach oben, um ihn unverfroren zu küssen! Zorro hatte aber auch absolut nichts dagegen, dass sie ihre Arme um seinen Hals schlang und ihre Lippen auf seine presste. Im Gegenteil, er drückte sie nur noch fester an sich und strich zärtlich über ihren Rücken. Für Chopper, der Nami nachgelaufen war, bot sich nun das Bild der beiden und die Kinnlade kippte nach unten. Bei dem Krach, den sie aber veranstaltet hatten, als sie zum jeweils anderen wollten, war auch der Rest aufmerksam geworden. Tja und nun standen gen Bug und Heck, unter Deck, jeweils zwei Grüppchen der Crew und schraubten die Augen raus. In der Mitte standen Nami und Zorro, die sich in den Armen lagen und leidenschaftliche Küsse tauschten. Wie konnten sie auch nicht? In den vergangenen Tagen hatten sie so viel durchgemacht, waren dem Tod nur knapp von der Schippe gesprungen und das hatte sie zusammen geschweißt. Wäre Zorro nicht gewesen, da war sich Nami sicher, hätte sie das nie überlebt! Er hatte alles für sie gegeben. War Tage lang im Wasser getrieben und hatte ihr immer wieder neuen Mut gemacht. Er hatte sich in der Zeit voll und ganz für sie aufgeopfert, war für sie da gewesen und hatte sie am Leben erhalten. Überhaupt, hätte er auf der Sunny nicht versucht, sie zu retten, wäre sie allein von Bord gegangen und dann wäre sie gleich am ersten Tag ertrunken. Diesen Kampf, den er für sie geführt hatte, konnte sie ihm nur danken, indem sie ihm all ihre Liebe und Zuneigung schenkte und das tat sie auch. Natürlich gab ihr Zorro das zurück, aber es stärkte nur das feste Band zwischen ihnen, das ja gewissermaßen immer schon da gewesen war. Wie versprochen war er nun Schuldenfrei und bekam auch keine Beule mehr, nur das mit dem ab und zu anzicken, das klappte nicht so ganz. Aber damit konnte er leben, Nami war eben Nami und genauso liebte er ja seine Navigatorin auch. Außerdem feierten sie wirklich zu zweit ihren neuen Anfang, so wie Nami es ihm auch versprochen hatte und die Küsse auf dem Gang waren längst nicht die Letzten, die sie getauscht hatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)