Dead Silence von fragile (Schrei und Stirb) ================================================================================ Prolog: Pulse ------------- Sie scharren. Ihre Mägen knurren wie tollwütige Hunde. Ich höre ihre Zähne; die Kiefer, die aufeinander gepresst werden. Ich rieche ihren strengen Duft. So sehr riechen sie nach Tod. So sehr hören sie sich an wie das Ende. So sehr wollen sie es. Und ich? Ihre Fingernägel kratzen an der weißen Eichentür. Kratzen und kratzen. Kratzen und kratzen. Mein Herz pocht wild; es raßt. Allein ihr unverkennbarer, widerlicher, angsteinflößender und zerfressender Rhythmus gibt den Ton an. Wenn es nicht aufhört, wird mein Herz explodieren. Meine Hände krallen sich in meine Oberarme. Viel zu fest. Es schmerzt. Es ist wie Feuer und allein das rote Blut kühlt. Es kühlt so angenehm und lässt mich ihren Duft vergessen. Ich rieche mein Blut. Ich spüre mein Blut. Ich wippe nach vorne, nach hinten, wippe zur Seite, zucke zusammen und will schreien. Aber es geht nicht. Ich bin in Trance. In panischer Angst. Die Wahrheit: Ich warte. Sie heulen, schreien und knurren. Ihre Kiefer. Ihr Duft. Meine Angst. Meine Nicht-Angst. Warum? Wieso? Wie konnte das passieren?! Ich schaue neben mich. Alle Muskeln sind angespannt. Alle. Jeder einzelne Muskel. An seiner Haut die vielen Kratzer; Blut, das mit Dreck und Ruß vermischt, überall an ihm klebt. Sein Atem geht stoßweise. Ich glaube, ich kann sein Herz schlagen hören. Ein Herz auf der Autobahn. Ein Herz kurz vor... dem Sterben. Er zittert nicht. Kein bisschen. Aber er klammert sich an diese kleine Axt. Die Axt, die tötete. Die Axt, die schützte. Die Axt … „Ich will hier weg... ich will... ich will... oh bitte... ich...“ Sie wimmert und wimmert. Sitzt mit Tränen in der Ecke. Ihre neue Bluse befleckt. Ihr langes Haar, das am Morgen noch glänzte, matt, verdreckt, verklebt. Ich höre ihre hallenden Schritte. Höre die Hunde, die schnaufend folgen. Sie gehen weg. Endlich gehen sie weg. Es wird hell. Es wird endlich hell! Sie zuckt zusammen und starrt mich mit ihren hellen Augen an. Panisch. Fragend. Ist es vorbei? Ist es vorbei? Sag, es ist vorbei... Wir hören sein Husten, das Spucken von Blut, das Stöhnen vor Schmerz und wir springen auf. Realisieren. Verstehen. Er ist verletzt. Windet sich am Boden. „Verbindet seinen Arm.“ Immer noch umklammert er seine kleine Axt. Umklammert unseren Schutz. Schnauft und schnauft und schnauft. „Mach schon!“, schreit er. Seine sonst ruhige, monotone Stimme überschlägt sich. Ich zucke zusammen. Mein Herz bleibt stehen. Er starrt weiterhin auf die Tür. Beschützt uns. Wacht. Hat Todesangst. Nur ein kleiner Fehler. Ein kleiner Fehler. Ein Fehler. Ein Fehler. Ein Fehler... es war nur ein Fehler. Ein Fehler zu viel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)