Glue The Heart von chenyu ================================================================================ Kapitel 7: Anna --------------- Hallo liebe Leser! Ich wollte mich einmal ganz groß bei euch fürs Favorisieren und vor allem für die vielen lieben Kommentare bedanken!!! Es ist immer schön, zu lesen, was ihr von der Geschichte denkt und ich freue mich über jeden einzelnen Beitrag! Übrigens versuche ich jedes Wochenende ein neues Kapitel hochzuladen, damit ihr nicht zu lange darauf warten müsst. Das wars jetzt aber erst mal von meiner Seite, viel Spaß noch mit dem neuen Kapitel! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Das tat gut! Das heiße Wasser hat meinen Körper wieder aufgewärmt, nur hab ich vergessen mir frische Klamotten mit ins Bad zu nehmen und ich weiß nicht wie ich es anders ausdrücken soll, aber es ist mir unangenehm halbnackt an Anna vorbei in Ians Zimmer zu huschen. Nicht, dass sie was Neues zu Gesicht bekommen würde, aber wer weiß, was sie diesmal mit mir vorhaben könnte? Als ich jedoch genauer hinhöre, merke ich, dass sie immer noch telefoniert. Vielleicht kann ich mich ja bei ihr vorbei schleichen und mich anschließend gleich im Zimmer verbarrikadieren? Mädchen sind mir einfach zu gruslig, abgesehen von diesem ganzen Baby-werfen kann ich nicht sehen, wieso man sich freiwillig mit so etwas abgibt. Okay, das klingt vielleicht ein bisschen hart, sie haben ja auch ihre guten Seiten, irgendwo. Zumindest sehen sie immer hübsch aus und sie duften recht gut, aber sie sind auch so wahnsinnig zickig, zum fürchten, gerade weil sie auf den ersten Blick so harmlos aussehen. Mittlerweile stellt sich mir wieder die Gänsehaut auf. Ich sollte raus gehen und mir was anziehen. Vorher prüfe ich aber noch einmal sorgfältig, ob ja auch das Handtuch um meine Hüfte nicht verrutscht ist und ziehe es noch etwas enger. Dann gehe ich vorsichtig und möglichst lautlos auf die Badezimmertür zu, um sie einen Spalt breit zu öffnen und in den Gang zu schielen. Aber die Luft scheint rein zu sein, Anna quatscht immer noch fröhlich ins Telefon. Also tapse ich vorsichtig nach draußen. Blöderweise muss ich jedoch direkt am Wohnzimmer vorbei, Ians Zimmer muss ja auch das hinterste sein. Als hätte er mir den ganzen Schlamassel eingebracht, schnaube ich noch einmal kurz verärgert auf, husche aber im nächsten Moment in den feindlichen Gang vor. Dabei nähere ich mich mit flinken Schritten der Gefahrenzone. Annas Worte werden lauter, dann lacht sie. »Ja, wirklich süß~. Um ehrlich zu sein bin ich ein bisschen aufgeregt.« Ich weiß nicht, wieso ich plötzlich stehen geblieben bin und lauschen angefangen habe. Seit wann bin ich so neugierig? Aber vielleicht spricht sie mit Ian und auf diese Weise könnte ich rauskriegen wann er wieder kommt, oder wo er steckt. Zumindest rede ich mir das ein, damit es für mich ein wenig plausibler ist, halbnackt im Gang eines Typen zu stehen, den ich kaum kenne, und dessen Freundin bei einem Telefonat zu belauschen. … Ich bin wirklich verkorkst oder? »Hmmm, ja, vergiss bloß nichts.« … »Natürlich ist das wichtig!« Dann lacht sie wieder. »Ian, also wirklich~.« Ian, dann hatte ich also Recht, sie spricht mit ihm und er ist irgendwas holen gegangen? Inzwischen ist mir wieder ziemlich kalt geworden, dafür spricht nicht nur die Gänsehaut, die sich über meinen ganzen Körper zieht, sondern auch das Kitzeln in meiner Nase. Es fällt mir immer schwerer ein Niesen zurückzuhalten. Trotzdem versuche ich es krampfhaft, aber wie das nun mal ist im Leben, spielt der eigene Körper dabei nicht immer mit. Ein beinahe ohrenbetäubend lautes „Hatschi“ ist die Folge. Ich erstarre, das hat sie sicher gehört, das kann man gar nicht überhören, am besten ich verschwinde von hier und zwar schnell. »Ich liebe dich auch, aber ich muss jetzt auflegen, Finn hat fertig geduscht.« Ein Mädchenkichern folgt, aber diesen einen letzten Satz musste ich jetzt doch wirklich nicht hören. „Ich liebe dich.“, das ist ja wirklich zum kotzen, nein, was noch schlimmer ist, war, dass sie „Ich liebe dich AUCH.“ gesagt hat und dann, als würde das nicht schon reichen, hat sie mich wieder ins Visier genommen und wenn ich nicht schleunigst von hier verschwinde... »Finn, da bist du ja!« Dieses Strahlen in ihrem Gesicht ist doch wirklich zum Verzweifeln. »Ist dir nicht kalt? Komm, zieh dich an, ich will mich schon die ganze Zeit über mit dir unterhalten, aber jedes Mal, wenn ich dir begegne, läufst du entweder weg, oder bist am Erfrieren, das ist wirklich schlimm mit dir.« Da hat sie irgendwie Recht. Ich starre etwas verlegen auf meine Zehen und kratze mich am Hinterkopf. «Na ja...» »Schon gut, zieh dich erst mal an, wir reden ja gleich.« Ich nicke nur, dann ziehe ich mich zurück, aber irgendwie bin ich misstrauisch. Über was will sie denn reden? Das Einzige, was sie und ich gemeinsam haben, ist Ian und wenn sie anfängt, mir ihre Kennenlerngeschichte zu erzählen, könnte ich unter Umständen mit den Bierflaschen nach ihr werfen, anstatt Versöhnung mit ihr zu trinken. Nein, das würde ich natürlich nicht tun, ich bin schließlich wieder gekommen, um einen friedlichen, freundlichen Eindruck zu hinterlassen. Hoffentlich muss ich das nicht zu lange tun, um ehrlich zu sein kann ich es kaum erwarten, sie wieder verschwinden zu sehen. Ians Shirt hängt noch schlabbriger an mir herab, als das vorige, aber Anna scheint das nicht aufzufallen, oder aber sie ignoriert es großzügiger Weise. Stattdessen hält sie mir eines der Biere hin, die ich vorhin gekauft habe und lächelt mich dabei an. Ich bemühe mich zurück zu lächeln, als ich es entgegen nehme. Dann stoßen wir an. »Also, wie kommt es, dass du bei Ian gelandet bist?« Ihr neugieriger Blick mustert jede Einzelheit meines Gesichtes und ich kann spüren wie ich bei dieser Frage rot werde. Wenn ich eine Antwort darauf wüsste, die nicht auf Mitleid basiert, würde ich sie ihr sofort nennen, aber ich weiß keine, also zucke ich nur etwas verzagt mit meinen Schultern. «Er hat mich einfach von ner Parkbank aufgegabelt, keine Ahnung wieso.» murmle ich etwas kleinlaut vor mich hin. «Wo steckt er eigentlich gerade?» versuche ich das Thema zu wechseln. Ein tiefes Seufzen seitens Anna lässt mich wieder aufschauen. »Dann hat er dir also rein gar nichts gesagt, das ist mal wieder typisch Ian. Und das Tolle ist, er merkt nicht mal, dass er andere Leute mit seiner Einstellung total überfordert.« Sie atmet tief durch, um ihrem Ärger Luft zu machen. »Ich hab ihn übrigens Sushi holen geschickt, aber wenn der wieder da ist, kann er was erleben!« Dann schnaubt sie beleidigt und verschränkt die Arme vor ihrer Brust. All das beobachte ich völlig verdattert, dann muss ich kichern. Was ist nur los mit diesem Mädchen? Regt sie sich wirklich gerade für mich auf? Ich kann spüren, wie sie mich fragend ansieht, aber ich schüttle nur den Kopf. «Du bist lustig.» bringe ich nur heraus und dann grinse ich sie wohl zum ersten Mal an. Schon seltsam, aber irgendwie kann ich die Abneigung ihr gegenüber nicht aufrecht erhalten, dazu ist sie zu, na ja, nett. Ians Geschmack ist wohl doch nicht so schlimm, wie ich anfangs dachte. Dann werde ich jedoch wieder ernst und mustere Anna, die gerade einen Schluck Bier nimmt. «Bedeutet das, du weißt, wieso er mich bei sich wohnen lässt?» Ich hätte nicht gedacht, dass meine Frage eine derartig große Auswirkung auf Anna hätte, trotzdem hat sie den Schluck Bier wie Sprühregen über den ganzen Tisch verteilt und versucht jetzt erst einmal wieder nach Luft zu schnappen und die kleinen Hustenanfälle zu unterdrücken, die sie immer wieder ergreifen. «Ähm..» mache ich nur. Dann stehe ich aber auf, um die Sauerei wieder wegzumachen, deren Auslöser schließlich ich gewesen bin. Allerdings kann ich es dabei nicht lassen immer wieder zu Anna zu schielen, die, wie ich meine, schwer damit beschäftigt ist, sich eine Antwort zu überlegen. «Und?» dränge ich und ein Seufzen antwortet mir. »Ich kanns mir denken, wieso er dich mitgenommen hat, ja. Aber was genau in seinem Kopf vorgegangen ist, weiß nur er.« «Hmm...» Ich setze mich wieder neben sie, nippe an meiner Flasche und überlege kurz. «Ja, und? Was denkst du dir?» bohre ich weiter nach. Ich habe nicht vor diese Gelegenheit auszulassen, endlich den Grund zu erfahren, weshalb Ian mich – ausgerechnet mich! – zu sich mitgenommen hat. Anna scheint sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, nicht wie vorhin. Stattdessen streicht sie mit ihrem Zeigefinger an der kühlen Glaswand der Flasche entlang, wohl auf der Suche nach den richtigen Worten. »Weißt du, ich glaube, du erinnerst ihn an jemanden.« «An wen?» Meine Frage kam schnell. Selbst wenn sie es mir gleich erzählen hätte wollen, hätte sie wohl keine Gelegenheit dazu gehabt. Meine Neugier kam ihr einfach zuvor. Daher ernte ich ein nachsichtiges Lächeln, eines von der Sorte, das sonst immer kleine Kinder von ihren Müttern bekommen, wenn sie ihnen die hundertste Frage stellen, oder einen Blumenstrauß aus den Tulpen in Nachbars Garten für sie gemacht haben. »An seinen besten Freund von vor ein paar Jahren.« Ich runzle die Stirn, das Ganze kommt mir doch sehr seltsam vor. Wie lange kennt sie ihn denn schon? «Das heißt... sie sind nicht mehr befreundet? Was ist passiert?» »Na ja, sie hatten einen ziemlich heftigen Streit. Dann haben sie nicht mehr miteinander gesprochen und seit Daniel dann auch noch umgezogen ist...« wieder seufzt sie, wohl aber aus Erfahrung, sie scheint auch da bereits mit Ian zusammen gewesen zu sein, oder ihn zumindest gekannt zu haben. Irgendwie nagt das an mir, die Tatsache, dass sie sich wirklich so nahe stehen. «Woher kennst du Ian?» frage ich also vorsichtig und ernte promt ein Grinsen. »Unsere Eltern sind miteinander befreundet. Ich bin quasi mit ihm aufgewachsen.« Ich nicke. Das beutet also, ich hatte Recht, die beiden kennen sich wirklich schon ewig. Versonnen nehme ich noch einen Schluck Bier. «Ian ist schon ziemlich lange weg, oder? Ist er extra nach Japan geflogen, um Sushi zu holen?» Dabei muss Anna kichern und ich sehe sie wieder an. »Nein, das nicht gerade. Er war nur leider am völlig falschen Stadtende, als ich ihn angerufen habe. Der Japaner war doch ein gutes Stück von ihm entfernt.« Ich schaue Anna verwirrt an. «Wieso das denn? War er wieder laufen?» »Laufen? Na ja, ich weiß nicht ob er dabei gelaufen ist, aber ursprünglich hat er dich gesucht.« Ich werde wieder rot. Was hat sie da gesagt? Ian hat mich gesucht? «A.aber warum?» »Weil du ziemlich lange weg warst und er sich Sorgen gemacht hat, hat er versucht dich anzurufen, aber da ist nur so eine seltsame Störmeldung gekommen, von wegen deine Nummer existiert nicht, oder so.« Ich werde noch ein gutes Stück röter und komm mir gerade ziemlich dämlich vor und zwar noch dämlicher als vor ein paar Stunden. Wieso bin ich nur ins Wasser gesprungen? Kein Wunder, dass Ian mich nicht erreichen konnte. »Na ja, auf jeden Fall ist er dann gleich raus und wollte dich suchen. Eigentlich wollte ich ja auch mitkommen, aber er hat gemeint, es wäre besser, wenn ich hier bleibe und warte, damit ich ihn anrufen kann, wenn du wieder auftauchst. Und wie es scheint hatte er Recht damit.« Ja, damit hatte er wohl wirklich Recht. Ich kann immer noch nicht richtig fassen, dass er sich meinetwegen so viel antut, aber ich freue mich auch darüber. Das bedeutet dann also, dass ich ihm nicht egal bin, obwohl, wenn es stimmt, was Anna gesagt hat und er mich nur wegen diesem Daniel bei sich aufgenommen hat, dann bin ich mir nicht sicher, ob es ihm wirklich um mich geht. «Wieso haben sie sich damals eigentlich gestritten?» für mich klingt es doch ein bisschen absurd, dass sich zwei beste Freude auf diese Weise auseinander leben können und den Kontakt dabei völlig abbrechen. Immerhin scheint Ian ihn ja doch zu vermissen, sonst würde er sich nicht mit mir abgeben. »Hmm... ja, das... ich weiß nicht mehr so genau, da solltest du Ian wohl am besten selber fragen.« Das war gelogen, sie weiß genau um was es ging, der Ton mit dem sie mir antwortete, macht auch klar, dass sie es nicht für nötig hält, zu verstecken, dass sie lügt. Aber vermutlich sollte ich wirklich besser mit Ian darüber reden, auch wenn er mir bis jetzt nicht gerade viel erklärt hat. Zugegeben habe ich allerdings genauso wenig versucht ihm die Antworten aus der Nase zu ziehen. «Ist wirklich Zeit, dass wir uns mal miteinander unterhalten.» murmle ich vor mich hin. »Meine Meinung!« Damit ließen wir das Thema Ian fallen und Anna begann mir über sich selbst zu erzählen, so erfuhr ich zum Beispiel, dass sie früher von ihren Eltern gezwungen wurde Ballettstunden zu nehmen, weil sie zu wenig mädchenhafte Hobbys hatte. Das ging so lange gut, bis sie eine Regenbogennatter gefunden und zum Ballett mitgenommen hat, um sie auch den anderen Mädchen zu zeigen. Eine wirklich witzige Anekdote, die eine unvergessliche Nussknacker Aufführung beinhaltet. Nach diesem Abend muss ich meine Einstellung Anna gegenüber wohl von Grund auf ändern. Ich hab sie irgendwie richtig gern, wäre sie nur nicht Ians Freundin. Aber wahrscheinlich ist es besser für mich, wenn ich ihn mir ganz schnell aus dem Kopf schlage. Da ist ohnehin nichts zu machen, er ist hetero und vergeben. Kaum fange ich wieder damit an, Gedanken an ihn zu verschwenden, hören wir wie sich die Haustüre öffnet. Er ist zurück. Na ja, er hat sich ja auch schön Zeit gelassen, muss ich sagen. Ich werfe einen verstohlenen Blick auf Anna. Diese ist jedoch bereits aufgesprungen und kurz davor Ian zu umarmen. Zumindest hoffe ich, dass es bei einer Umarmung bleibt, Liebesgeturtel kann ich gar nicht ab. Okay, ein Küsschen, noch eins. Ian kann sich ja auch kaum wehren, bei diesem Überfall, wobei er auch gar nicht so aussieht, als würde er das wollen. Wie frustrierend. Ich trinke den Rest meines Bieres auf ex aus und stelle meine Flasche wohl etwas brutaler als geplant wieder an ihren angestammten Platz zurück. Beweis dafür ist der laute Knall, der durch die Wucht meiner Bewegung entstand und das erschrockene Zucken der beiden. Ich kann spüren, wie ich bei diesem Anblick schadenfroh grinse. «Sorry, war keine Absicht.» Das klang nicht gerade überzeugend, aber so etwas zu sehen tut weh und das will ich mir wirklich nicht antun, nicht nach Nick und nicht nachdem meine Hoffnungen bei Ian gerade erst zerschmettert wurden. «Ich geh schlafen.» murre ich dann noch und bin Sekunden später auch schon wieder in Ians Zimmer verschwunden. Dabei atme ich tief durch und fasse den heutigen Tag geistig zusammen: Erster Eindruck scheiße und der letzte sogar noch schlimmer. Ich hab wirklich ein Talent dafür Leute zu vergraulen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)