Geniestreich von Caralein (Koharus Masterplan) ================================================================================ Kapitel 1: Läufer ----------------- Schulsprecher Arisada Shuya wusste nicht womit er das verdient hatte. Die Shitenhoji war sowas wie das Zentrum allen Chaos und er war ihr Schülerratspräsident. Natürlich er war gerne in einer solchen Position und die Arbeit seines älteren Bruders zu übernehmen war ganz in seinem Sinne. Seinem Ministerstab, Arisada befand, dass dies der richtige Name war, gehörten die klügsten Köpfe ihrer Schule an, allen voran Koharu Konjiki, der nachweislich einen IQ von 200 besass und ihr Schatzmeister war. Es war praktisch unmöglich, dass er sich verrechnete. Mit seinem Charisma und Konjikis Verstand waren ihnen keine Grenzen gesetzt. Nur hatte es einen Nachteil Menschen wie Konjiki um sich zu haben, abgesehen von seiner äusseren Erscheinung natürlich. Sie waren für den Normalsterblichen nicht zu verstehen. Manche mochten sagen, dass ihre Entscheidungen eben zu weitreichend waren, als das sie jemand von durchschnittlichem IQ erkennen konnte, Arisada hatte seine ganz eigenen Theorien zu Konjikis Verhalten, wie er zu allem seine Gedanken hatte. So auch an diesem Tag als er seines Weges ging, unschuldig und mit den Gedanken gewiss nicht fernab seiner schulischen Ziele. „Schulsprecher Arisada-san, Schulsprecher Arisada-san! So warten Sie doch.“ Er brauchte sich nicht umzudrehen um die Gestalt zu dieser Stimme zu erkennen. Konjiki Koharu hatte eine der markantesten Stimmen überhaupt und sein Tonfall war eindeutig. Oder auch nicht… dies lag wie immer im Auge des Betrachters. Der Höflichkeit halber und weil er nicht unbedingt mit einer Stimme im Rücken sprechen wollte, drehte er sich zu Konjiki um, dessen Lächeln breit wie immer war. „Was kann ich für dich tun, Schatzmeister Konjiki-san?“, fragte er wesentlich gestelzter als sein Gegenüber, dessen Anblick eigentlich eine Beleidigung für seine Augen war. Ohne Frage er war brillant, sein Intellekt war unerreicht, aber wieso musste er diese lächerliche rosa Federboa zu seiner fast-Glatze tragen, auf die er heute auch noch sowas wie eine Samuraiperücke gelegt hatte? Wenigstens trug er nicht die Mädchenschuluniform. Ein schwacher Trost aber. „Wenn es euch recht ist, Schulsprecher Arisada-san, dann stelle ich meine bescheidene Frage gleich hier“, antwortete ihm Koharu und deutete eine Verbeugung an. „Natürlich, fahre fort, Konjiki-san“, sagte Arisada, der sich fragte was der Schatzmeister von ihm wollen konnte. „Ihr kennt doch unsere Schulprinzessin, Kawada Haruka, nicht wahr?“ Natürlich kannte er sie. Wer kannte die Schulschönheit nicht? Und er war quasi ihr Entdecker und wusste wohl am besten wer sie war. Aber es wäre unhöflich Konjiki zu sagen, dass er das nicht nur wusste sondern es auch äusserst gedankenlos war diese Frage zu stellen. Obwohl… wahrscheinlich beabsichtigte er genau das. Nun zumindest hatte er es aufgegeben auch nur zu versuchen zu verstehen wie ein Genie funktionierte. Und Konjiki war seltsamerweise nicht das einzige Genie in seiner Umgebung. Trotzdem verstand er noch nicht was Konjiki von ihm wollte. Aber er glaubte nicht, dass es zu seinem unmittelbaren Nachteil sein würde. „Ja, natürlich kenne ich unsere Prinzessin.“ „Wir sind in derselben Klasse, Arisada-san. Seit der ersten Klasse.“ Wieder eine Information, die er schon längst hatte. Trotzdem war er weiter höflich wie es sich gehörte. „Die Lehrer schätzen sich sicher glücklich zwei solch talentierte Schüler in der Klasse zu haben.“ „Nun ich glaube, dass es ziemlich anstrengend ist zwei Schüler zu haben, die einen korrigieren sobald sie einen Fehler entdecken, aber dem Klassenschnitt ist es zuträglich.“ „Natürlich, Konjiki-san, natürlich. Dennoch welche Frage liegt dir denn auf dem Herzen?“ Ohne zu bemerken waren sie weitergegangen und standen vor dem Raum des Schülerkonzils. Wie automatisch öffnete Arisada die Tür und ging mit Koharu herein. Es war ein Reflex. Eine liebgewonnene Gewohnheit. Er schritt zu seinem Platz einem grauen Sessel. Man mochte denken, dass grau die tristeste Farbe überhaupt war, doch für Arisada spiegelte sie etwas wider, was ihm sein Bruder mal gesagt hatte. „Wir sind die graue Eminenz und als solche ist es unsere heilige Pflicht diese bunte Schule ein wenig ordentlich zu halten. Den Lehrern und Schülern zuliebe.“ Sein Bruder war wesentlich philosophischer veranlagt, aber er verstand seinen Grundgedanken und respektierte ihn. Ordnung halten und gleichzeitig die Eigenheiten der Schule zu lassen. „Bitte Konjiki-san, setz dich doch“, bot er ihm an und deutete auf die Polstergruppe, die das Zimmer neben dem langen Tisch mit den Stühlen dominierte. Der Schatzmeister leistete diesem sehr versteckten Befehl folge. Er setzte sich auf die Lehne der Couch, wobei er geräuschvoll mit der Federboa wedelte. Woher er dieses Ungeheuer hatte, wusste Arisada nicht. „Du kennst doch Shiraishi Kuranosuke?“ „Ja, natürlich. Wir sind im selben Jahrgang und in diesem Jahr wieder in derselben Klasse. Ich bitte dich mit deinem Anliegen jetzt vorzutreten.“ Konjiki lächelte. Es folgte ein weiteres Rascheln der Federboa, die nun direkt vor dem Gesicht des Schülerratspräsidenten zu tänzeln schien. Ziemlich elegant für einen Glatzköpfigen mit Samuraiperücke. „Ich möchte die Prinzessin als Geschenk für unseren Captain Shiraishi Kuranosuke“, sagte Konjiki nun und sah dem Schülerratspräsidenten direkt in die Augen. Ein wenig erstaunt über diese dreiste Forderung, blickte Arisada ihn an. Nicht, dass er damit meinte der Schatzmeister hätte den falschen Weg gewählt. Alle Anliegen bezüglich ihrer ehrenwerten Schulprinzessin hatten über ihn zu gehen und über keinen anderen. Mit lästigen Details wurde sie nicht geplagt. Warum auch? Dafür war er als ihr Entdecker und Quasimanager zuständig. Nein, es war eher so, dass er nicht verstand warum er sie Shiraishi schenken wollte und er dazu auch noch Captain sagen musste. „Ich fürchte, ich kann dir nicht ganz folgen, Konjiki-san“, gab er zu, wusste aber, dass niemand dem Genie von Osaka folgen konnte. Daher war es zumindest nicht ganz so schlimm nicht zu verstehen, was er von ihm wollte. „Es tut mir ausgesprochen Leid, wenn ich mich unklar ausdrücke. Ich möchte Kawada Haruka für deinen Klassenkameraden Shiraishi Kuranosuke, dem Captain unseres Tennisteams.“ Er brach kurz ab, schob seine Brille zurecht, ehe die Ferderboa wieder herumzischte. „Die Prinzessin ist doch in keiner AG oder?“, fragte er und klang dabei leicht besorgt. „Nein, das ist sie nicht. Ihre Verpflichtungen als Prinzessin würden dadurch darunter leiden.“ „Ausgezeichnet!“, rief Konjiki aus und stand von seinem Platz aus, „also was sagst du, Schulsprecher Arisada-san?“ Ja, was sollte er dazu sagen? ‚Konjiki-san, anscheinend bist du wirklich des Wahnsinns‘ oder ‚ich ziehe es vor, weiterhin alle Rechte über die Prinzessin zu haben‘? Die Antwort war simpler. „Was willst du mit der Prinzessin im Tennisclub, Konjiki-san?“ Er räusperte sich und fügte an: „Möglichst ohne Faxen und weitere Geheimnisse.“ Ein klein wenig schwand das Lächeln aus dem Gesicht des anderen und das Ende der Federboa bewegte sich nicht mehr sondern hing schlaff herunter. Sie wirkte… irgendwie unglücklich, aber das bildete sich Arisada gewiss ein. Wenn man Konjiki zu lange ausgesetzt war, konnte sowas passieren. „Nun ich hab ein gewisses Talent der Prinzessin festgestellt und dieses Talent haben wir vor zu nutzen.“ Die Prinzessin in Tenniskleidung? Zu was erdreistete sich dieses Genie jetzt wieder? Aber mit ihren Schuhen würde das schwierig werden. Oder wollte das Team lediglich den alleinigen Anspruch auf ein Maskottchen? Obwohl Shiraishi letztens darüber geklagt hatte, dank der abgehenden Drittklässler hätten sie jetzt zu wenig Leute. Daraufhin hatte er ihm Ishida Gin empfohlen, von dem er wusste, dass er Tennis spielte, wenn auch nicht in der AG. Anscheinend reichte das immer noch nicht. "Was verhofft ihr euch davon?", fragte er nach und erhoffte sich eine Antwort, die er nicht gleich hinterfragen musste. Trotzdem dass er glaubte, der Schatzmeister füge ihm keinen Schaden zu, war es nicht auszuschliessen, dass er sich einen Spass mit ihm erlaubte. "Einen Sieg", lautete die knappe Antwort des Genies, der von seinem Platz nun aufgestanden war. "Mit der Prinzessin als Motivationsstütze?" "Als Spieler." Je knapper die Antworten des Gegenübers wurden, desto stärker spürte Arisada, die aufkommende Ungeduld. Es musste irgendwann mühsam sein, wenn man von Menschen umgeben war, die weniger klug als man selbst waren und man wusste, dass man damit alleine war. Zumindest hatte Arisada so viel Fantasie sich das auszumalen. Trotzdem kam er nicht umhin ihn ungläubig anzusehen. "Konjiki-san... du versuchst doch gerade nicht mich zu veralbern?" "Nichts läge mir ferner." Er seufzte abermals, zog die Samuraiperücke mit dem lächerlichen Zopf vom Kopf und betrachtete sie kritisch. "Ich habe eine ganz einfache Bitte geäussert, Arisada-san. Weder zu ihrem noch zu eurem Nachteil wird das sein." "Wie soll ich einer Bitte stattgeben, von der ich nicht weiss was...", fing Arisada an, wurde aber diesmal scharf von Koharu unterbrochen. "Es geht um ein Geschenk. Mehr braucht Ihr nicht zu tun, Schulsprecher Arisada-san." Das wieder zu einer besonders höflichen Tonart gewechselt wurde, verriet dem geübten Redner Arisada, dass sein Schatzmeister... wäre dieser ein normalbegabter Mensch, langsam ärgerlich wurde. Nun er selbst war es auch, aber das war nicht weiter von Belang. Vielleicht war es ratsam diese Unterhaltung zu beenden bevor sie Ausmasse annahm wie der trojanische Krieg. Und er war sich recht sicher, dass man gegen Konjiki Koharu nur verlieren konnte, wenn man nicht mit einer gewissen Intelligenz ausgestattet war. Nicht dass er selbst nicht klug wäre, aber gegen das Genie aus Osaka hatten die Wenigsten eine Chance. Die Federboa verliess ihren angestammten Platz um Koharus Hals und rollte sich zu einem Knäuel zusammen, als sie zu Boden glitt. Es schien still zu werden in dem Raum und Arisadas Blick wandte sich wieder dem klügsten Schüler ihrer Schule zu. Ohne seine lächerliche Verkleidung wirkte er bemerkenswert normal, sah man vielleicht von seiner Kopfform und der grossen Brille ab. „Ich will wissen, was du vorhast, Schatzmeister Konjiki-san“, erwiderte Arisada ernst, nicht sicher ob er gerade einen strategischen Fehler beging. Wenn Konjiki ein Ziel vor Augen hatte, dann erreichte er es. Selbst wenn er über Leichen gehen musste. „Sie machen es mir wirklich nicht leicht, Schulsprecher Arisada-san, aber was erwarte ich von unserem Schülerratsvorsitzenden?“ Nun was Konjiki Koharu von ihm erwartete, konnte er wirklich nicht sagen. Es war schon schwer genug zu wissen, was er verlangte und jetzt sogar ungehalten schien. „Es ist nun mal meine Pflicht und eine Ehre die Schüler zu schützen und die Prinzessin fällt auch unter diesen Schutz. Also Konjiki Koharu, Schatzmeister, kannst du mir bürgen, dass sie in guten Händen ist?“, fragte er und wählte seine Worte so vorsichtig wie möglich, was zwar nicht viel brachte, aber ihm das Gefühl von Ruhe und Sicherheit gab. Ein kurzes Lächeln stahl sich wieder auf Konjikis Lippen. So als wolle er sagen: ‚Sehe ich aus wie ein Bösewicht, der die Schönheit nur um ihres Äusseren will?‘ „Natürlich, Arisada-san. Nichts liegt mir ferner. Sind wir nun d’accord?“, fragte er und streckte ihm die Hand entgegen. Diesmal blieb ihm keine Wahl, als sich auf das Wort des Genies zu verlassen und er gab ihm die Hand. Trotzdem wurde er das Gefühl nicht los einen Pakt mit dem Teufel geschlossen zu haben. Nur, dass der Teufel neuerdings Japaner war, grosse Brillen trug und Cosplay bevorzugte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)