Anemone von Dahlie (Roxanne Weasley & Frank Longbottom) ================================================================================ Kapitel 1: Windröschen. ----------------------- . . . Leises Rascheln weckte sie und Roxanne Weasley öffnete zaghaft die Augen. Sie lag auf dem Bauch, über ihren gebräunten und entblößten Körper lag ein seidiges, weiches Laken, das ihr im Moment viel zu schwer vorkam. Ihre braunen Augen gewöhnten sich schnell an die Morgendämmerung, welche durch das bodenlange Fenster herein fiel. Regungslos verharrte sie und beobachtete jenen Mann, den sie dafür verfluchte, dass sie ihn jedes Mal wieder in ihre Wohnung ließ. Roxanne spürte den Geschmack seiner Küsse noch auf ihren Lippen und war versucht die Augen wieder zu schließen, um sich diesen Genuss noch einmal in Erinnerung zu rufen. Doch stattdessen sah sie auf seinen Rücken. Es zeichneten sich kaum Muskeln ab, obwohl er als Auror eigentlich eine Statur haben müsste, die er von Scorpius Malfoy nahe kam. Aber stattdessen war er noch immer so schlaksig, wie zu Hogwartszeit. Das einzige, was sich an ihm verändert hatte, war sein Gesicht und seine Hände. Das erste war ausgeprägter und männlicher geworden, während seine Hände rauer den je waren. Sie nahm an, dass er viel mit magischen Pulver in Berührung kam. Möglichst leise bückte er sich und angelte nach seinem Shirt. Roxanne war versucht ihm durch das zerzauste schwarze Haar zu streichen, doch stattdessen begnügte sie sich damit Frank das Gefühl zu geben, dass er sie nicht gestört hatte und unbemerkt verschwinden konnte. So lief es immer. Seit acht Monaten trafen Frank Longbottom und sie sich immer wieder. Und das, obwohl sie für ihn eigentlich keine Zeit haben dürfte, schließlich war sie Englands bekannteste Hexengesicht. Frank war bereits seit der ersten Klasse Freds bester Freund und hatte häufig die Ferien bei ihnen verbracht. Roxanne hatte ihn mit zunehmenden Alter für immer sonderbarer und merkwürdiger gehalten. Bei ihm schien die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn verdammt dicht beieinander zu liegen. Seine Abschlussprüfung in Hogwarts hatte dafür gesorgt, dass das Ministerium bereits vor dem Beginn der Ferien im Hause Longbottom vorbeigeschneit war. Laut Fred gab es kaum jemanden, der so geschickt mit seinen Zauberstab umging, wie Frank. Kein Zauber war zu schwer und kein Rätsel zu kompliziert. Sein Gedächtnis schien zudem unaufhörlich zu arbeiten, da er sich innerhalb der kürzesten Zeit sämtliche Details eines Falls merken konnte. Es war also nicht verwunderlich, dass Frank aufgrund seiner Intelligenz nur wenig Freunde hatte und von den meisten Menschen mit Skepsis behandelt wurde. Er war nicht besonders umgänglich und kein Freund der großen Worte. Fred dagegen plapperte unaufhörlich vor sich hin, weshalb sich die beiden als Freunde hervorragend ergänzten. Roxanne erinnerte sich an jenen Abend, als sie Frank nach langer Zeit wieder begegnet war. Sie hatte gerade einen Vertrag bei der Hexenwoche unterschrieben, als ihr Vater dem zu Ehren eine gigantische Party geschmissen hatte. Massenhaft Alkohol war geflossen und schließlich hatte sie sich erst am Morgen nackt neben Frank wieder gefunden. Zusammen mit Kopfschmerzen und in eine unbekannten Wohnung. Seit dem war nichts mehr so, wie es einmal war. Früher waren sie mit kühler Höflichkeit miteinander umgegangen, jetzt schliefen sie miteinander. Ohne, dass sie es leugnen konnte, musste Roxanne zugeben, dass aus dem einstigen Streber ein wirklich wundervoller Liebhaber geworden war. Niemals fiel er direkt über sie her, auch wenn sie es sich manchmal wünschte. Stattdessen lud er sie zum Essen ein, brachte einen überaus köstlichen Wein mit und ließ sie von ihrem Alltag erzählen. Manchmal fragte sie sich, wenn sie mit ihm zusammen war, ob es sich so anfühlte, wenn man einen festen Partner hatte. Diesen Gedanken mit Frank in Verbindung zu bringen, hatte sie nur ein einziges Mal gewagt. Dann hatte sie ihm im Ministerium mit einer Kollegin gesehen und sich geschworen in ihm nur das zu sehen, was das Beste für sie war. Trotzdem konnte Roxanne die roten Wangen nicht vergessen, die er gehabt hatte, als besagte unbekannte Hexe ihn angelächelt hatte. Bei ihr wurde er nie rot. Auch schien er nie aufgeregt zu sein, wenn sie in seiner Nähe war. Dabei gab es viele Männer, denen man bei ihrer Erscheinung die Unsicherheit regelrecht ansah. Roxanne schluckte hart und sah, wie er in seine Hose schlüpfte und den Gürtel schloss. Es war, wie so oft. Nach einer stürmischen und ausgiebigen Nacht machte er sich noch vor Anbruch des Tages auf um zu verschwinden. Es überraschte sie, dass er überhaupt über Nacht blieb und nicht direkt abhaute, wenn sie eingeschlafen war. Innerlich schmerzte es ihr, denn es tat auf unbestimmte Weise weh, alleine aufzuwachen. Frank schlüpfte in seine Schuhe, nahm seinen pflaumenblauen Umhang von der Konsole und griff nach seinem Zauberstab, der auf ihrem Schminktisch lag. Dann verriet ihr ein Luftzug, dass er gegangen war. Roxanne setzte sich aufrecht hin und strich sich durch das lange schwarze Haar. Mit schweren Gliedern wickelte sie das Laken um sich und angelte nach ihrem Zauberstab, der auf dem Nachtisch verweilte. Leise murmelte sie: „Lumos.“ Und die Kerzen im Zimmer gingen an. Leichter Wind spielte mit den Vorhängen ihres Himmelbettes und sie schritt zum Fenster um es zu schließen. Als sie den dunklen Himmel musterte, wo sich ein feiner, warmer Lichtstreifen entlang zog und den Morgen ankündigte, nahm sie eine Bewegung in ihrem Garten war. Stumm betrachtete sie Frank dabei, wie er apparierte. Alleine die Tatsache, dass er nicht ihren Kamin benutzte, verriet, dass er sich nicht auf den Weg zur Arbeit machte, sondern einen Abstecher ins Unbekannte. Wahrscheinlich zu dieser blonden Puppe, die sich seine Kollegin nannte. Wut stieg in ihr auf und sie setzte sich an den Schminktisch. Es war nicht das erste Mal, dass Roxanne sich fragte, warum er ein so durchschnittliches Mädchen ihrer vorzog. Ja, sie war eitel und eine Spur oberflächlich, jedoch nicht, um es anderen Hexen, welche mit Makel gesegnet waren unter die Nase zu reiben. Alleine wenn sie an ihre Cousine Rose dachte, dann wusste sie, dass sie es überhaupt nicht nötig hatte, schließlich war jede Hexe auf ihrer Weise begehrenswert. Sie wussten es nur nicht. Roxanne begann ihr Haar zu bürsten und ließ die letzte Nacht in reue passieren. Eigentlich hatte sie vorgehabt mit Frank zu reden und dass zu beenden, was sie miteinander teilten. Denn sie wollte Niemand zweite Wahl sein, außerdem würde sich eine andere Sorte Zauberer besser an ihrer Seite machen. Jemand wie dem Quidditchspieler Lorcan Scamander, oder dem gebildeten Forscher Howard Nott. Und nicht ein Auror, der sich mit Sonderlichkeiten schmückte und kaum in der Lage war vernünftigen Smalltalk zu führen. Leise seufzte die Weasley und legte die Bürste beiseite. Morgen würde sie Vierundzwanzig werden und sie hatte es sich zum Vorsatz gemacht, ihr Leben zu ordnen. Keine ausgelassenen Partys mehr, keine Schnappschüsse, auf irgendwelchen Käseblättern, die ihrer alten Grandma jedes Mal die Tränen in die Augen trieben und vor allen keinen Sex mehr mit Männern, die sie als Ersatz ansahen. So schwer dürfte es ja wohl nicht sein, sich an diese Vorsätze zu halten. Das dabei etwas in ihr schmerzte, ignorierte sie gekonnt. - - - „Bei Merlins Unterhose, dein Haus steht voll, sobald der Tag rüber ist!“, empörte sich George Weasley am Ehrentag seiner Tochter. Bewundernd ließ er den Blick über die Landschaft an keinen und großen Päckchen schweifen. Die ganze Weasley-Sippe war gekommen und stibitze sich unaufhörlich ein Stück Kuchen. Wie gut, dass sie diese magisch backen gelassen hatte. Das dreistöckige Geschoss zauberte sich nach jedem Stück selbst wieder zurück in die Ursprungsform, sodass ihr niemals der Kuchen ausgehen würde. Waffeln stapelten sich, kleine Snacks warteten ebenfalls darauf gegessen zu werden. Kaffeekannen schwebten durch die Luft und überall entdeckte sie festlich gekleidete Gäste. Roxanne lächelte, als sie ihrem Vater das große hoppelig verpackte Geschenk abnahm. Ihre Mutter hauchte ihr ein Küsschen auf die und sah an ihr herunter. „Wunderbares Kleid, wer hat dir das wieder zukommen lassen?“ Deine leichte Spur von Neid war in ihrer Stimme zu hören, ganz ähnlich, wie zuvor bei Rose. Roxanne strahlte, das Kleid war weiß und war am Rücken zu einer hübschen Schleife zusammen gebunden. Auch wenn es ihr eher schlicht bis zu den Knien reichte, einen schwingenden Glockenrock hatte, so war es doch das schönste Stück, dass sie seit langen geschickt bekommen hatte,. „Mandy Valentino, sie ist da, ich kann euch einander bekannt machen“, sie zwinkerte und ihre Mutter lächelte erfreut. George dagegen strich sich ratlos durch die Haare. „Besser nicht, sonst können wir bald unser Essen nicht mehr bezahlen, geschweige denn unser Wasser.“ „Zur Seite bitte!“, ertönte eine strenge Stimme und Roxanne konnte gerade noch mehreren Sträußen Rosen ausweichen. Mit ernster Miene sah Rose Weasley sie an und ließ die Blumen zu den anderen schweben. „Meine Güte, Roxy! Die Welle an diesen Liebestötern nimmt ja kein Ende. Du hast sie jetzt schon in allen erdenklichen Farben.“ George reckte den Kopf und lacht laut. „Stimmt, so weit man schaut, nur Rosen.“ Roxanne blieb nicht verborgen, wie sie von allen drei Weasleys ernst angesehen wurde. „Sie sind nicht meine Lieblingsblumen, falls ihr das meint“, scherzte sie. „Ihr wisst, dass ich Sonnenblumen am liebsten habe.“ Beunruhigt nahm Angelina einen Arm ihrer Tochter und strich über diesen. „Natürlich mein Schatz, das wissen wir. Aber du musst schon zugeben, dass Rosen eine eindeutige Sprache sprechen. Ist der zukünftige Mr. Weasley dabei?“ Entsetzt sah George sie an. „Ist es nicht noch ein bisschen früh? Ich meine, meinetwegen kannst du deiner gesamten Familie den Vortritt lassen.“ Roxanne rollte mit den Augen. „Dann muss ich auf Lucy warten und sie ist elf!“ Rose lachte und verkündete: „Roxy würde uns doch so etwas Wichtiges nicht verschweigen, also genießen wir den leckeren Kuchen, gaffen die schönen Leute hier an und-!“ Und was sie noch taten würde Roxanne nie erfahren, denn ein verwirrter Albus stolperte zu ihnen. In den Händen hielt er einen Strauß Blumen und zur Verblüffung aller keine Rosen. Albus, der den Blick bemerkte, reichte Roxanne den Strauß und erklärte hastig: „Die sind nicht von mir, ein Bote hat sie mir draußen gegeben, er schien arg in Eile. Mein Geschenk ist das hier.“ Der Potter zog einen Umschlag aus seinem Jackett und Roxanne vermutete sofort, dass es sich dabei um Karten für ein Quidditchspiel handelte. Überrumpelt nahm Roxanne die Blumen entgegen und musterte sie. Neugierig zog sie die Karte aus dem Strauß und Rose kümmerte sich um eine frische Vase. Angelina lächelte und betrachtete die Blumen genauer. „Wenn ich mich nicht irre, ist das die Blumenart der Anemone, da scheint aber einer ziemlich clever zu sein.“ Roxanne lächelte, doch dieses erlosch, als sie die Karte las. Ausgerechnet von ihm hatte sie keine Rosen bekommen, wobei sie es sich doch gerade bei ihm am meisten gewünscht hatte. Ihr Magen zog sich zusammen und ihr wurde merkwürdig schwindelig. „Du solltest dich besser setzten, Roxanne, irgendwie wirkst du so blass“, höflich bot George ihr an, sie zu ihrem Sessel zu führen und als seine Tochter sich nieder gelassen hatte, bemerkte er ihren verletzten Gesichtsausdruck. Für sie war es, wie ein Schlag ins Gesicht. Natürlich empfand sie etwas für Frank. Schon lange. Doch bislang hatte sie sich immer erfolgreich einreden können, dass es nicht so war, nur um den stechenden Schmerz nicht zu spüren, der sich nun in doppelter Heftigkeit in ihrer Brust ausbreitete. Alles Gute zum Geburtstag. Frank Das war alles, was er ihr zusagen hatte, kombiniert mit einem Strauß Anemonen. Sie waren noch nicht einmal besonders hübsch! Geschweige denn rochen besonders gut! Zwischen den Meer aus Rosen wirkten sie fast schon wie Unkraut. Sie liebte ihn. Sie liebte ihn tatsächlich, ihn, der ihrer nicht wert war. Sie als Ersatz betrachtete und sie nicht zu schätzen wusste. Ohne das Roxanne es verhindern konnte, rollte eine Träne über ihre Wange, die perfekt geschminkten Augen wurden Geschichte. Erst als Roxanne eine sanfte Hand spürte, begriff sie, dass ihr Vater ihr die Blumen aus der Hand nahm, sie Rose reichte und sich zu ihr setzte. Alleine weil er einen Arm um sie legte, fühlte sie sich tröstlich aufgehoben. Es war nicht oft vorgekommen, dass George Weasley seine Tochter weinen sah, doch wenn sie eine Träne vergoss, war der Grund so schmerzhaft, wie ein verglastes Herz, das fallen gelassen worden war. Die junge Hexe selbst, beschimpfte sich als töricht und fragte sich, wo ihr Stolz geblieben war. Denn niemals hätte sie wegen einem Mann an ihrem Geburtstag solch eine primitive Gefühlsregung zugelassen. Stattdessen hätte sie sich Rubinchampanger geschnappt und den Abend ordentlich getrunken. Aber jetzt empfand sie das als kindisch und unreif. Mühsam kratzte Roxanne das letzte Bisschen Stolz zusammen, den sie noch hatte und erhob sich. „Der Tag ist zu schön, um hier rum zuheulen, wie ein Gryffindor, der den Quidditchpokal nicht gewonnen hat.“ „Hey!“, empörte sich Rose und erinnerte unweigerlich an die Tatsache, dass Albus es in Hogwarts fünf verdammte Jahre geschafft hatte, den Pokal nach Slytherin wandern zu lassen. Während Rose ihn sich immer nur von weiten ansehen durfte und die Gehässigkeiten eines Scorpius Malfoy ertragen musste. Roxanne schenkte ihr ein gezwungenes Lächeln. Mittlerweile bewunderte sie ihre Cousine, dass sie in ihren Konkurrenzenwahnsinn niemals Schwäche gezeigt hatte. Auch wenn Rose sicherlich einige Male zum heulen zumute gewesen sein musste. Sie richtete sich gerade auf, straffte die Schultern und beschloss sich nicht von dieser Nichtigkeit, wie eine bodenlose Enttäuschung beeinflussen zu lassen. Noch während Roxanne das Wohnzimmer verließ und in ihren gut besuchten Salon trat, war es ihr, als würde sie Barfuß über Scherben gehen. Scherben, die ihr blutendes Herz symbolisierten. Und mit jedem Schritt betäubte der Schmerz sie ein kleines Stückchen mehr. - - - Es war dunkel, lediglich die Kerzen, welche durch das große Wohnzimmer schwebten und das Feuer im Kamin spendeten ihr Licht. Roxanne starte seit über einer Stunde auf das Meer von Rosen und in der Mitte hielt dieses widerliche Grünzeug, dass Frank ihr geschickt hatte. Ihr Besuch war gegangen. In der Küche reinigte sich das Geschirr von selbst. Hin und wieder erschienen neue Geschenke und gesellten sich zu den Haufen, den sie an ihrem Bücherregal gestapelt hatte. Eigentlich hatte sie vor gehabt, sich den festlichen Päckchen zu widmen, doch nach dem langen Nachmittag waren ihre Beine schwer und sie fühlte sich merkwürdig ausgelaugt. Nun saß sie in ihrem Ohrensessel, hatte die weißen Pumps ausgezogen, die Haarnadel im Nacken gelöst und die Beine auf den kleinen Hocker gelegt. Kurz glaubte Roxanne in diesem Rosenduft zu ersticken, zumal sie sich vorkam, wie in einem Blumenurwald. Ihr Blick war nach draußen, in den typisch englischen Garten, gerichtet. Glühwürmchen zogen über das Gras und ein leichter Wind spielte mit den Blättern der Bäume. Normalerweise würde Roxanne dieses Schauspiel mit einer warmen Tasse weißer Schokolade genießen, oder zumindest mit leckeren Holundertee. Aber nach beidem war ihr heute nicht zumute. Erstens erinnerte die Schokolade sie an Frank und der Holundertee sie an den Geschmack seiner Küsse. Jetzt trank sie direkt aus der Sektflasche und fühlte sich wie eines dieser unattraktiven Mäuschen, die sich heulend einschlossen. Es entsprach nicht Roxannes Charakter, sich auf so ein Niveau herunter zu lassen, doch heute machte sie eine Ausnahme. Als die Weasley hörte, wie jemand das Passwort zu ihrem Kamin sprach und Sekunden später hinein stolperte, blieb sie regungslos sitzen. Wer war das jetzt schon wieder? „Was zum-!“ „Die Party ist bereits vorbei“, informierte sie kühl und stierte weiter nach draußen. Sie hatte bereits nach der zweiten Silbe gewusst, wer es sich erlaubte sie so spät noch zu besuchen. „Roxanne?“ Frank klang vollkommen überwältigt, wahrscheinlich hatte ihn die Masse an Blumen genauso umgehauen wie zuvor Louis und Lily. „Von wem sind die alle?“ „Von Leuten mit Geschmack!“, antwortete die Weasley beherrscht und rührte sich nicht von der Stelle. Es dauerte etwas, bis Frank sie gefunden hatte und zu ihr trat. Irritiert betrachtete er die Flasche in ihrer rechten Hand und sah dann die Blumen in ihrer Nähe, die er ihr geschickt hatte. „Gut, sie sind angekommen, ich dachte schon, der Bote hätte sich selbst vor Begeisterung ins Koma geschickt, nachdem ich gesagt habe, wo sie hin sollten.“ „Und nun kannst du sie auch gleich wieder mitnehmen!“ Roxanne war so schnell aus ihrem Sessel gesprungen, hatte ihm den Strauß in die Arme gedrückt und funkelte ihn nun wütend an, dass Frank nach Luft schnappen musste. „Und wo ich schon dabei bin dich der Tür zu verweisen, ich will, dass du für immer auf der anderen Seite der Schwelle bleibst!“ „Roxanne, ich verstehe nicht-“, begann Frank und rührte sich kein Stück, auch wenn sie sich mit aller Kraft gegen seinen Rücken stemmte und ihn zu schieben versuchte. Es war ihr egal, dass er scheinbar direkt von der Arbeit kam, um sie zu besuchen, dass er nach Rauch roch und all diese Nichtigkeiten. Wahrscheinlich täuschte sie sich sogar mit der Vermutung Arbeit und er war stattdessen mit der blonden, ekligen, arroganten Zicke ausgegangen. „Du verstehst nicht?“, brauste sie auf und war sich sicher, jeden Moment die Beherrschung zu verlieren. „Dann helfe ich deinem übergroßen Gehirn auf die Sprünge! Ich habe genug von diesen Faxen, du willst diese blonde Puppe? Dann hol sie dir! Aber hör auf darauf zu warten, dass ich über Nacht blond werde.“ Nun bewegte sich Frank keinen Zentimeter mehr. Sein Gesicht sprach pure Ratlosigkeit. „Wieso sollte ich wollen, dass du blond wirst?“ Der Auror drehte sich zu ihr um und bemerkte, dass sie die Hände zu Fäusten geballt hatte, aber ihm fiel auch noch etwas anderes auf. Schockiert fragte er: „Hast du geweint?“ „Und wenn schon, das hat dich einen feuchten Kürbiskuchen-!“ „Warum?“ Na wunderbar, jetzt ließ er sie noch nicht einmal mehr ausreden! „Deine Blumen!“, fauchte sie. „Sie haben mir schlichtweg den Atem geraubt!“ Ihr Ton ließ ihn sofort wissen, dass sie dies sarkastisch meinte. „Aber lass dir gesagt sein, ich habe genug Rosen für das ganze Jahr, die mich trösten. Also braucht es dich nicht mehr zu kümmern, ob ich heule oder nicht!“ Es dauerte ein paar Herzschläge, dann veränderte sich Franks Gesichtsausdruck. Endlich schien er zu begreifen, wie der Gnom lief. „Die Anemonen sind dein Problem!“, es klang wie eine Schlussforderung und seine Augenbrauen huschten in die Höhe. „Du bist sauer, weil ich dir keine Rosen geschickt habe? Bei Merlin Roxanne, ich dachte-!“ „Mir ist scheiß egal, was du dachtest! Es ist für mich schon unvorstellbar, dass du überhaupt denken kannst!“, brüllte sie ihn an und konnte den Drang auf den Boden aufzustampfen, wie ein Blag, kaum unterdrücken. „Roxanne“, begann er so ruhig, als wollte er ihr verkünden, dass der gebackene Kuchen auch angebrannt sehr gut schmecken würde. Doch darauf ließ sie sich nicht ein. „Raus!“, baffte sie. „Roxanne“, sprach Frank erneut, dieses Mal mit Nachdruck. Ihr vor Zorn gerötetes Gesicht machte ihm langsam angst. Allerdings war ihre Geduld zu Ende. Die Weasley langte nach ihrem Zauberstab und hielt ihm diesen direkt unter die Nase. Sofort hob Frank abwehrend die Hände. „Jetzt hör mir doch erst einmal zu! Zumindest drei Minuten!“ Außer sich sah sie ihn an, ihre Hand zitterte. „Du hast zwei!“ Seufzend strich dich der Auror durch das schwarze Haar und suchte nun fahrig nach den richtigen Worten. „Ich wollte dir ja Rosen schicken!“, entfuhr es ihm hilflos. „Aber sie sagten nicht das aus, was ich dir wirklich sagen wollte.“ „Und deshalb schickst du mir Unkraut?“ Ungläubig starrte sie ihn an und ihr Blut kochte, als sie das sanfte Lächeln auf seinen Lippen sah. „Die Anemonen erschienen mir passend. Außerdem wären meine Rosen in diesem Meer sowieso unter gegangen, oder?“ Die Weasley trat einen Schritt zurück, jedoch hatte sie noch immer ihren Zauberstab fest umklammert. „Das ist deine Ausrede? Weitere Rosen hätte ich nicht verkraftet?“ „Jetzt hör Mal auf mir die Worte im Mund umzudrehen!“ Zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, erlebte sie, dass er seine Stimme hob. „Ich wollte dir Rosen schicken, wirklich! Aber es wäre nicht richtig gewesen, denn wie hätte ich dir sagen können, dass … ich mich in dich verliebt habe, wenn du mich noch nicht Mal an deinem Leben teilhaben lässt!“ Das Geständnis ließ sie nach Luft schnappen. Roxanne spürte, wie der Alkohol durch ihren Körper rauschte und musste hart schlucken. „D-Du hast dich – wann?“ „Keine Ahnung, es ist einfach passiert!“ Nun raufte er sich mit allen zehn Fingern die Haare und sah kurz zur Decke. „Ich meine, für mich war es schon wie einen Sturz in den Himmel, als wir... als du mir überhaupt Aufmerksamkeit geschenkt hast.“ Es schien, als würde eine unsichtbare Mauer zwischen ihnen Stein für Stein abgebaut. „Mir, den Sonderling, Streber und Volltrottel!“ An der Art, wie er sich selbst einschätzte, konnte Roxanne erkennen, dass Frank durchaus bewusst war, dass er manchmal seltsame Eigenarten hatte. „Ich wollte ganz bei dir sein! Nicht nur, wenn wir alleine sind, sondern so richtig.“ Roxanne sah ihn an, ließ den Zauberstab sinken und ganz langsam begriff sie, was ihre Mutter damit meinte, als sie davon sprach, dass der Jemand, der ihr die Anemonen geschenkt hatte, clever sein musste. Frank hatte ihr nicht mit einem vollen Geständnis ins Haus fallen wollen, sondern schlicht ausgedrückt, was er bei ihr fühlte. Neben dem Gefühl von Liebe, glaubte er nicht dazu zu gehören und Roxanne konnte sich vorstellen, dass dieser Schmerz in seiner Brust genauso groß gewesen sein mochte, wie der, den sie verspürt hatte. Statt, wie sie, nur eine Vorstellung davon zu haben, wie es sein mochte, wenn sie wirklich ein richtiges Paar sein würden, war Frank in die Offensive gegangen. „Ich...“, begann sie etwas überwältigt und sah kurz auf den Boden. „Entschuldige, aber... mir wäre nie in den Sinn gekommen, dass dir etwas an mir liegen könnte, schließlich wirst du nicht rot, bist nicht aufgeregt und-!“ Sie erzählt Mist und hielt inne. Als sie die Augen wieder auf Frank richtete, sah sie, wie er sie stirnrunzelnd ansah. „Ich bin nicht aufgeregt? Verdammt Roxanne, ich habe jedes Mal eiskalte Hände, wenn du in meiner Nähe bist und kriege kaum fünf Sätze hintereinander gepackt!“ Unsicher trat sie einen Schritt auf ihn zu und musste lächeln. „Tut mir leid das ich so... ausgerastet bin, aber ich dachte, ich wäre lediglich deine zweite Wahl.“ „Wie könntest du jemandes zweite Wahl sein?“, empörte sich der Auror, doch statt zu antworten, stellte sie sich auf die Zehenspitzen, zog ihn am Kragen zu sich und küsste ihn. Im ersten Moment reagierte Frank nicht, doch als sie schließlich ein paar Herzklänge später seine großen Hände auf ihren Rücken spürte, fiel eine Last von ihren Schultern. Sie waren tatsächlich kalt und ihr Herz machte einen Sprung. Es war, als würde sich jemand bücken und die Scherben zu ihren Füßen, auf denen sie lief einsammeln. Und Roxanne begriff, dass es sich bei diesen Jemand um Frank handelte, der dieser Arbeit vollkommen unaufgefordert nachkam. Nachdem sie den Geschmack von Holundertee für sich beansprucht hatte, löste sie sich von ihm und bemerkte das breite Grinsen auf seinen Lippen. „Dann darf ich davon ausgehen, dass unser kleines Duell entschieden ist?“ Roxanne musste lachen und griff nach seiner Hand, die Kälte die sie verspürte, ließ sie erschaudern, denn sie war der Beweis dafür, dass Frank nervös war. „Selbstverständlich! Und jetzt komm, ich will diesen schrecklichen Raum verlassen.“ Frank sah noch einmal auf die Rosen und auf den Strauß mit den Anemonen, der seltsam verloren aussah und doch dynamisch herausstach. „Darf ich fragen, wie dein Plan für heute noch aussieht?“, fragte sie unschuldig und er antwortete: „Ich habe gänzlich frei, wenn du das meinst.“ Roxanne schenkte ihm ein Lächeln. „Das ist gut, ich möchte dich nämlich darauf vorbereiten, was es heißt, ein Teil meines Lebens zu gehen. Du wirst mich nämlich in nächster Zeit auf so einige Veranstaltungen begleiten müssen.“ Eigentlich gruselte es Frank genau davor, aber es war auch das, was er gewollt hatte. Zu ihrer gänzlichen Überraschung hob er sie hoch und Roxanne quietschte erschrocken auf. Sofort klammerte sie sich an ihm fest und spürte die zarten Muskeln an seinen Armen. Frank grinste breit und es war, als wäre er wieder acht und keine zweiundzwanzig. Überheblich wirbelte er sie herum und huschte mit ihr zusammen die Treppen hoch. „Aber vorher möchte ich dich ganz für mich alleine.“ Eine verräterische Röte kroch über Roxannes Wangen, schließlich hatte ihr bislang niemand direkt ins Gesicht gesagt, dass er sie lieben wollte. „Dann beeile dich, wir haben nämlich nicht die ganze Nacht Zeit.“ „Oh doch, das haben wir.“ - - - Hektisch lief Angelina im Hause der Weasleys auf und ab. Ihr Haar war zerzaust, ihre Wangen leicht mit Schokoladensoße verschmiert und eine erste Haarsträhne löste sich aus ihrem sorgfältig geflochtenen Zopf. „Merlin, kannst du aufhören so einen Stress zu machen?“, fragte George Weasley und rollte mit den Augen, als er einer fliegenden Salatschüssel auswich, die Angelina magisch ins Esszimmer gleiten ließ. Böse funkelte sie ihren Gatten an. „Roxanne bringt zum ersten Mal jemanden mit, ich will das alles perfekt ist!“ Fred, welcher an der Küche vorbei schritt und sich schlicht brav auf seinen Platz am runden Weasley-Tisch nieder ließ, schüttelte genervt den Kopf, während sein Vater es ihm unisono gleich tat. „Weshalb? Als Fred diese Amanda-!“ „Immer noch Amber, Dad“, korrigierte der Stammhalter aus Gewohnheit. „-ja, also diese Amber mitgebracht hat, hat es schlicht einen Zwiebelkuchen gegeben und jetzt gibt es ein Fünf-Gängemenü. Vielleicht magst du den Kerl noch nicht einmal! Warum ihn also mit deinen wunderbaren Kochkünsten beehren, wenn wir noch nicht Mal wissen, ob er es wert ist.“ Angelina stemmte die Hände in die Hüfte und sah George pikiert an. „Der Zauberer hat ihr Anemonen geschickt und keine dämlichen Rosen!“ Für sie schien deshalb alles gesagt. „Du magst keine Rosen?“, fragte George geschockt, schließlich hatte er mit einen saftigen Strauß dieser Sorte einst um ihre Hand angehalten. Statt auf seine Frage einzugehen, holte Angelina den Braten aus dem Ofen und schritt an ihrem Mann vorbei. Ernst sah sie ihren Sohn an. „Den Zwiebelkuchen gab es nur, damit Amber und du euch nicht sofort gegenseitig die Zunge in den Hals schiebt, als ihr in dein Zimmer verschwunden seit. Schließlich wart ihr erst fünfzehn.“ Tatsächlich hatte der Mundgeruch seinen Dienst erfüllt. Jemand rauschte aus dem Kamin und alle drei Weasleys sahen zum offenen Wohnzimmer. Roxanne begrüßte sie mit einen Lächeln. „Hallo, entschuldigt wegen der Unpünktlichkeit.“ Direkt hinter ihr erschien Frank und er hielt sich so gerade noch am Gummibaum fest, da er durch die Reise leicht das Gleichgewicht verloren hatte. Peinlich berührt ordnete er fahrig seine Haare. „Guten Abend“, sprach er höflich und Fred sprang sofort auf. „Hey Alter, du kommst wie gerufen! Roxy will ihren Macker vorstellen und Mum macht deswegen einen Kochwettbewerb mit.“ Vertraulich legte Fred einen Arm um seinen Freund und klopfte ihm auf die Schulter. „Jetzt, wo wir einen fähigen Duellant auf unserer Seite haben, können wir den Kerl ja regelrecht durch röntgen.“ Roxannes Mundwinkel zuckten und sanft zog sie an Franks Arm, um ihn aus Freds Fängen zu befreien. „Ich glaube, das wird nicht mehr nötig sein. Darf ich vorstellen? Frank Longbottom. Wir sind seit vier Wochen ein Paar.“ Ihre Mutter ließ den Krug mit der Vanillesoße fallen und George konnte nicht verhindern, dass seine Augenbrauen augenblicklich in die Höhe schossen. Lediglich Fred blieb ganz der coole Weasley. „Bei Merlins Unterhose, du Ärmster!“ Mitleidig schnalzte er mit der Zunge. „Du wirst mehr Zeit auf der Couch verbringen, als in deinem eigenen Bett.“ „Hüte deine Zunge!“, fuhr Roxanne ihn belustigt an und ergriff Franks Hand. Der Longbottom grinste breit und gab seinen Freund einen Rippenstoß, dann ließ er sich von seiner Geliebten an den Tisch führen. Er war bei ihr. Gehörte zu ihrem Leben und damit auch an ihrer Seite. Er wusste es jetzt und mit ihm bald die ganze Welt. E n d e. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)