Regentropfen von abgemeldet (...wenn der Osterhase einen Regenschirm braucht...) ================================================================================ Kapitel 3: Ostersonntag (Pasen Teil 1) -------------------------------------- Vrolijk Pasen Der Regen prasselte gegen die alten, vergilbten Fenster und die Regentropfen liefen in aller Regelmäßigkeit an ihnen hinab. Es war Ostern, wahrlich kein schönes Wetter für diesen Feiertag, wie auch Annemieke feststellen musste. Mit dem Regen war auch die Kälte gekommen. Sie kroch unaufhörlich in alle Winkel des Ferienhäuschens. In langen Sachen und mit einer flauschigen Decke um die Beine, saß die junge Frau auf der Bank vor dem Fenster und folgte mit ihren Augen den kleinen Regentropfen. Aus der Küche hörte man leise Musik, Wietske saß dort und färbte Eier. Nachdem Annemieke eines hatte fallen lassen, war sie aus der Küche verbannt worden und sollte sich anderen Dingen zu wenden. Leider waren die Möglichkeiten hier sehr begrenzt und so blieb ihr nicht viel, dass sie tun konnte. Also dachte sie nach. Schon den ganzen gestrigen Abend und ein Teil der Nacht hatte sie über Wietskes Worte nachgedacht. „Nicht heute.“ Ja aber wann denn dann? Heute, Morgen, Übermorgen, wohlmöglich gar nicht? Seit wann hatte Wietske denn Geheimnisse vor ihr oder Sorgen, die sie nicht mit ihrer Freundin teilen konnte. Annemieke zerbrach sich schon solange den Kopf über diese Fragen, aber zu einer Antwort war sie nicht gekommen. Tief in ihr wusste sie, dass nur Wietske die passende Antwort hatte, aber diese tat so, als ob es diesen seltsamen Moment am Ufer gar nicht gegeben hätte. Natürlich man hatte auch mal Geheimnisse vor einander, aber Annemieke ließ das Gefühl einfach nicht los, dass es auch sie betraf. Und wenn dem so war, dann hatte sie doch alles Recht dazu mit zureden oder nicht? Sie seufze leise und die Scheibe beschlug ein wenig. Der Tag war so ganz anders, als sie es sich vorgestellt hatte. Kein strahlender Sonnenschein, keine warmen Temperaturen, kein fröhliches Lachen von ihnen beiden, nur Schweigen, Kälte und alles war grau. Annemieke ließ ihren Kopf gegen die kalte Scheibe sinken und schloss für einen kurzen Moment die Augen, gab sich einer Vorstellung hin, an die sie bis vor wenigen Tagen, kaum einen Gedanken verschwendet hatte. Doch dann waren da Jara und Jasper aufgetaucht, die beiden Knirpse, die nur dann Deutsch sprachen, wenn ihr Vater Jan dabei war. Annemieke hatte ihn gestern Abend noch beobachtet, beim spielen mit seinen Kindern. Ihr war plötzlich die Frage in den Kopf gekommen, ob ihrem Kind nicht der Vater fehlen würde, wenn sie denn eines mit Wietske bekam? Dennoch ließ sie sich einfach von der Vorstellung weg treiben, wie es wäre, wenn sie und Wietske ein Kind hätte und eine richtige Familie waren. Wie schön würde es sein, wenn sie von der Arbeit kam und dann ihre kleine Tochter oder auch ihr kleiner Sohn sie anstrahlen würde, weil er oder sie ihre Mama vermisst hatten. Annemieke wusste nicht wie sich das anfühlte, aber es war sicher ganz schön. Als sie den Beruf der Musicaldarstellerin ergriffen hatte, so hatte Annemieke einen etwaigen Kinderwunsch ganz tief in sich verschlossen beziehungsweise auf sehr viel später verschoben. Im Prinzip war doch gar keine Zeit für ein Kind gewesen und mit 28 Jahren, war man da denn schon bereit die Verantwortung für ein Kind zu übernehmen? Sie wusste es nicht, so sehr sie auch darüber nachdachte. Sie dachte an Eline, die von ihren Schwierigkeiten wieder in ihren alten Job zu kommen, erzählt hatte und mit welchen Vorurteilen sie zu kämpfen hatte. Dabei hatte sie trotzdem noch so sehr gestrahlt, als ob das alles an ihr abprallen würde und Kinder das größte Geschenk auf Erden waren. „Verdom!“ Annemieke sah ihr Spiegelbild im Fenster und runzelte die Stirn. Warum musste diese elenden Zweifel und Fragen gerade jetzt auftauchen, sie hatte doch nur die Zeit mit ihrer Liebsten verbringen wollen und stattdessen zerbrach sie sich den Kopf über Dinge, von denen sie gar nicht wusste, ob es ein Thema zwischen ihnen beiden war. Wietske schwieg sich ja immer noch aus und bemalte leise summend Eier für Jara und Jasper, die sie verstecken wollte, wenn der Regen aufhören würde. Annemieke hoffte, dass er es bald tun würde. So gerne, wollte sie noch was vom Ostersonntag haben. Ein paar Kindheitserinnerungen auffrischen und einfach nur unglaublich glücklich sein. War das heut zu tage einfach nicht mehr angebracht? „Annemieke?“ Wietske hatte ihre Hand auf die Schulter ihrer Freundin gelegt. Sie hatte schon 5 Minuten in der Tür gestanden und ihre Freundin beobachtet. Zuerst hatte ihr Blick einen undefinierbaren Punkt Draußen fixiert, dann hatte sie auf einmal angefangen zu zittern. Wietske wusste nicht was los war, befürchtete aber das sich ihre Freundin Gedanken darüber machte, was sie gestern nicht bereit gewesen war zu erzählen. Die junge Frau drehte sich um und blickte in Wietskes besorgtes Gesicht. Diese nahm das Gesicht Annemiekes zwischen ihre Hände und wischte mit den Daumen über ihre nassen Wangen. Annemieke merkte erst jetzt, dass ihr Tränen über die Wangen gelaufen waren. „Was ist los?“ fragte Wietske behutsam und zog ihre Freundin fest in ihre Arme. Diese schlang ihre Arme fest um ihre Liebste und legte ihren Kopf auf deren Schulter. „Das frage ich dich, warum verschweigst du mir etwas? Ich sehe dir doch an, dass es wichtig für dich ist. Ich hatte gehofft, dass wir die Zeiten der Geheimnisse hinter uns gelassen hätten.“ Wietske nickte und schloss für einen Moment ihre Augen. Es war doch nichts weiter Schlimmes und trotzdem war da die Angst, dass Annemieke gar keine Kinder wollte und ihre Träume wie eine Luftblase zerplatzen würde. Ohne die Gewissheit, dass ihre Freundin vielleicht keine Kinder wollte, konnte sich Wietske immer noch ausmalen, dass Annemieke gern Kinder wollte und sich über diesen Vorschlag freuen würde. Aber mit der Gewissheit, würde ihre kleine perfekte Welt zerbrechen. Würde sie auf Dauer bei Annenmieke bleiben, wenn diese keine Kinder wollte? Darauf hatte Wietske keine Antwort. „Eigentlich ist es ganz lächerlich.“ „Wenn es dir so wichtig ist, dann kann es niemals lächerlich sein, hörst du?“ Wietske nickte leicht und drückte Annemieke von sich fort. Sie setze sich ihrer Freundin gegenüber und spielte nervös mit ihrem Ring, den sie am Finger trug. „Schöner Ostersonntag was?“ Sie klang sarkastisch und verzog den Mund zu einem missglückten Lächeln. „Es wird sicher viel schöner, wenn du mir sagst, was dich so bedrückt.“ Annemieke lächelte aufmunternd und griff nach der Hand ihrer Freundin. Wietske atmete tief ein und dann wieder aus. „Willst du Kinder?“ Wietske drückte vor Anspannung die Hand ihrer Freundin so sehr, dass Annemiekes Knöchel schon ganz weiß hervor traten. Dieser eine kleine und unscheinbare Satz hing schwer in der Luft und das beide Schwiegen machte es nicht gerade besser Wietske sah ihre Freundin hilflos an und konnte nur mit Mühe die Tränen unterdrücken. Warum sagte sie denn nichts? Ja oder Nein? So viele Antwortmöglichkeiten gab es doch da gar nicht. „Annemieke?“ Sie sah auf und obwohl sie sich damit auseinander gesetzt hatte, traf Annemieke diese Frage irgendwie überraschend. Bis gestern hatte sie sich noch nicht ernsthaft Gedanken darum gemacht. „Ich weiß nicht.“ Wietske atmete hörbar aus und sah ihre Freundin eindringlich an. „Ich habe mir darüber noch nicht viele Gedanken gemacht um ehrlich zu sein. Willst du denn Kinder?“ Wietskes Blick ging an ihrer Freundin vorbei und blickte ins Leere, dann fixierte sie Annemieke wieder. „Ja…ich wünsche es mir so sehr und schon solange.“ Eine Träne kullerte über ihre Wange. Es zerbrach Annemieke das Herz und so schloss sie ihre Liebste in die Arme. „Warum hast du denn nie etwas gesagt? Woher sollte ich denn wissen, dass es dich so belastet.“ „Es belastet mich doch gar…“ „Wietske, ich kann es dir doch ansehen, natürlich ist es schwer für dich.“ „Ich hatte immer Angst davor, dass du keine willst und offensichtlich ist es ja auch kein Thema für dich.“ Ihre Stimme klang ängstlich und sehr verletzlich. „Es ist nicht so, dass ich keine will, aber ich hatte diesen Gedanken weg geschoben, wegen meiner Karriere, der Arbeit, der Tatsache das wir zwei Frauen sind. Ich habe nicht daran geglaubt, dass mein Leben mir das ermöglichen würde.“ Wietske drückte ihre Freundin von sich. „Ja aber ich bin sicher, dass wir ein Kind haben können, es gibt doch Mittel und Wege.“ Wietske machte eine kurze Pause und legte ihre Hand dann auf die Wange von Annemieke. „Ich will ja nicht heute oder Morgen Kinder, ich wünsche mir bloß, dass wir darüber ausführlich reden und uns dieser Sache klar werden…gemeinsam. Mehr will ich gar nicht.“ Sie schloss ihre Augen und küsste Annemieke sanft, die Berührung war kaum mehr, als ein Windhauch. „Ich werde Zeit brauchen.“ flüsterte Annemieke und lehnte ihre Stirn gegen die Stirn von Wietske. „Die werde ich dir geben, das verspreche ich dir.“ Nun da die Worte endlich ausgesprochen worden waren, fühlten sich beide leichter und die graue Stimmung von vorhin war ein wenig gewichen. Auch das Wetter schien sich entschlossen zu haben, diesem Beispiel zu folgen und so hörte es schon bald auf zu regnen und die Wolken lichteten sich ein wenig. Einzelne Sonnenstrahlen fielen auf die Erde und ließen das Wasser auf dem Gras und den Blättern angenehm glitzern. Annemieke und Wietske hatten gemeinsam vor dem Fester gesessen und einfach nur nach Draußen geschaut. Sie waren sich sicher, dass bald Jara und Jasper vorbei kommen würden, immerhin hatte Wietske ja versprochen Eier für sie zu bemalen und sie dann zu verstecken. Die beiden hatten es erst etwas doof gefunden für die Knirpse nur Eier zu haben, aber Jan und Eline hatten versichert, dass es bei ihnen zu Ostern nur Ostereier und einen Osterhasen zum suchen gab. „Gestopt met regenen.“ Die beiden blonden Frauen sahen auf und erkannten auch schon Jara in quietsch-gelben Regensachen, die ihren kleinen Bruder Jasper an der Hand hielt. Annemieke schubste ihre Freundin vorsichtig von sich und beide gingen zur Tür. „Hallo ihr beiden.“ Jara grinste und nahm dann die Hände der beiden Frauen. „Verbergt haar eitjes nu?“ „Natuurlijk.“ Wietske und Annemieke zogen sich schnell was über und gingen dann in den nassen Garten. Die beiden Kinder hüpften in den Pfützen umher und hatten sichtlich Spaß, Wietske beobachtete Annemieke dabei, wie sie Jara und Jasper beobachtete. „was denkst du?“ Sie schrak auf. „Vielleicht möchte ich auch Kinder.“ Nuschelte sie und blickte dann zurück zu den Knirpsen. „Ich hoffe die beiden haben euch nicht gestört.“ Jan kam mit Eline durch die Hecke und lächelte entschuldigend in die Runde. „Als der Regen aufgehört hat, waren sie kaum zu bremsen und sind ganz schnell zu euch rüber.“ Eline strich sich ihre Haare aus dem Gesicht und lächelte verlegen. „Das war überhaupt kein Problem. Aber ihr müsst mit den Kindern mal rein gehen, damit wir die Eier verstecken können.“ Jan ging zu den Kindern und nahm sie dann bei den Händen. Wir gehen schon mal rein.“ Die drei Frauen nickten. „Jara und Jasper sind beinahe noch aufgeregter als heute früh, als sie bei uns gesucht haben. Es ist für sie das erste Jahr, dass der Osterhase im Prinzip zweimal kommt. Sie finden das super.“ „Was gab es denn von euch?“ „Ach das Übliche. Schokoosterhase und Ostereier zum suchen. Jan hatte aber noch ein rotes Auto für Jasper versteckt und einen Ring für Jara. Was hat euch denn der Osterhase gebracht?“ Wietske lächelte und legte ihren Arm um Annemieke. „Wir machen erst morgen unser Ostern, Annemiekes Familie hat immer erst am Montag gesucht und ich fand die Idee ganz lustig.“ Eline nickte und ging dann rein zu den Kindern. Annemieke holte schnell die Eier aus ihrem Versteck und begann sie mit Wietske zu verstecken, nicht zu schwer und aber auch nicht zu leicht. Nach 10 Minuten war alles verstaut und sie riefen die Kinder von Drinnen. „Ich habe gerade den Osterhasen gesehen.“ sagte Annemieke ganz aufgeregt und zeigte in Richtung Hecke. Sofort rannte Jara dahin fand aber nur noch ein Ei und ein Stück vom Fell des Osterhasens in der Hecke. „Ik heb een ei.“ Sie strahlte übers ganze Gesicht und nun ging die Jagd nach den meisten Eiern erst so richtig los. Jan unterstütze seinen Sohn und Eline ihre Tochter. Alle waren mit Spaß dabei und selbst Annemieke und Wietske, die nur beobachteten hatten eine Menge Spaß. Kinderlachen erfüllte den Garten und das war mit Abstand das Schönste… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)