Regentropfen von abgemeldet (...wenn der Osterhase einen Regenschirm braucht...) ================================================================================ Kapitel 1: Karfreitag (Goede Vrijdag) ------------------------------------- „Gib mir doch mal bitte die Karte.“ Annemieke sah von ihrer Zeitschrift auf und blickte ihre Freundin verwirrt an. „Was hast du gesagt?“ fragte sich und runzelte ihre Stirn. Wietske kicherte leise und griff über den Körper ihrer Freundin hinweg, um an die Karte zu kommen. Triumphierend hielt sie das Buch hoch und schlug es dann auf. „Ich wollte die Karte haben, das hat sich aber erledigt.“ Annemieke strich sich eine Strähne aus ihrem Gesicht und blickte mit in die Karte. „Wonach suchen wir denn?“ „Als du vorhin geschlafen hast, da kam im Radio eine Meldung über einen langen Stau und ich will gucken wie wir den am besten um fahren. Bei unserem ersten gemeinsamen Urlaub seit Langem, steht mir nicht der Sinn danach auch nur eine Minute länger, als nötig in dieser Blechbüchse zu sitzen.“ Annemieke boxte ihre Freundin in den Oberarm und blickte sie beleidigt an. „Mein Auto ist keine Blechbüchse, immerhin hat es mir bis jetzt immer treu gedient, besser als deine alte Rostlaube.“ Beide grinsten sich an und Wietske gab ihrer Freundin einen kurzen Kuss. „Okay ich bin ja schon still. Lass uns lieber mal gucken, wie wir am schnellsten nach Molkwerum kommen.“ Annemieke nickte und folgte mit ihren Augen den Weg, den Wietske ihr mit dem Finger zeigte. Sie war wirklich Niemand, der allzu gut mit Karten klar kam, warum auch, es gab ja Navigationssysteme, aber dummerweise, hatte sie ihres verborgt. Woher hatte Annemieke denn auch wissen sollen, dass Wietske mit ihr weg fahren wollte über Ostern. Ein romantisches langes Wochenende im Ferienhaus von Wietskes Eltern am Ijsselmeer, so sah der Plan aus. Soweit so gut. Aber anscheinend hatten die Deutschen auch vor, ein wenig Urlaub in den Niederlanden zu machen und so folgte ein Stau dem Anderen. Dank Wietskes gutem Orientierungssinn und der Gabe Karten zu lesen, hatten sie bisher erst 10 Minuten im Stau gestanden und ansonsten einen kleinen Umweg über die Dörfer gemacht. „…Ich denke, wenn wir hier abfahren, dann brauchen wir nur etwa eine Stunde länger, aber das wird schon mal gehen.“ Wietske zeigte auf die kleine blaue Linie und nickte zufrieden. Annemieke hatte zwar noch immer keine Ahnung, aber dafür hatte sie ja Wietske. „Ich bin froh, dass ich dich dabei habe. Ohne dich würde ich wohl in der Pampa landen oder am Ende der Welt.“ Annemieke legte ihre Hand auf die ihrer Freundin, die entspannt auf dem Schalthebel lagen. Auf Wietskes Mund legte sich ein erfreutes Lächeln und sie blickte kurz zu ihrer Liebsten, um ihr einen intensiven Blick zu schenken. Sie war immer mehr davon überzeugt, dass ihr von langer Hand geplanter Ausflug, die richtige Entscheidung war. Sie war jetzt lange mit Annemieke zusammen und nun wurde es Zeit den nächsten Schritt zu tun. Aber das hatte noch Zeit, ein paar Tage. „Ja ohne mich würdest du noch immer in Bremen sitzen und zu Ostern Geschenke in deinen zwei mickrigen Blumen verstecken.“ Annemieke plusterte die Wangen auf und wollte was sagen, schloss den Mund dann aber wieder. Wietske hatte ja recht, ihre Blumen waren tatsächlich mehr tot, als lebendig. Warum schenkten ihr, ihre Kollegen auch immer wieder dieses fürchterliche Grünzeug? „Ich sollte sie vielleicht mal nach unserer Rückkehr entsorgen.“ „Ja das solltest du.“ Wietske wendete ihren Blick wieder auf die Autobahn und beschleunigte das Tempo noch ein wenig. Die nächste Zeit verbrachten die beiden schweigend. Annemieke hörte Musik durch ihren IPod und hatte die Augen geschlossen. Sie genoss die Wärme der Sonne, die sie selbst durch das Fensterglass des Autos fühlte. Ihr Herz schlug jetzt schon ganz aufgeregt, bei dem Gedanken daran, zu sehen, wo Wietske als Kind immer ihre Ferien verbracht hatte. Im Gegensatz zu ihr, hatte ihre Freundin ein sehr liebevolles Verhältnis zu ihren Eltern und hießen ihre Tochter und deren Freundin, so oft, wie möglich bei ihnen Zu Hause willkommen. Wietske sprach oft von ihrer Kindheit, sie erzählte im Allgemeinen sehr oft von Kindern, ihren Neffen und Patenkindern. Annemieke wurde das Gefühl nicht los, dass sie jetzt mit ihren 30 Jahren, endlich Kinder wollte. Aber woher nehmen, wenn nicht stehlen? Sie waren zwei Frauen und so einfach war das dann leider nicht Kinder zu bekommen. Aber vielleicht täuschte sich Annemieke ja auch und es bedeutete gar nichts Außergewöhnliches. Wietske sah kurz zu Annemieke und konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Ihre Freundin hatte ihren Kopf gegen die Scheibe gelehnt und leise drang Musik aus den Ohrstöpseln. Hin und wieder pustete sie sich eine Haarsträhne aus den Gesicht oder versuchte dieser, mit ihren Hände, Einhalt zu gebieten. Ihr Blick wanderte zurück zum Straßenverkehr. Die Zeit verging unaufhörlich und sie schätze grob, dass die Fahrt nur noch 20 Minuten dauern würde. Ein wenig gespannt war sie schon, was Annemieke zu dem Ferienhaus sagen würde. Wietske selbst war nicht mehr dort gewesen, seit sie ihren Abschluss am Konservatorium gemacht hatte. Es hatte sich einfach nicht ergeben, wenn auch Molkwerum von Bremen gar nicht so weit entfernt war. Wenn sie ehrlich zu sich war, so war ihr dieser Ort, in den letzen Jahren, auch in ein wenig in Vergessenheit geraten. Das viele Reisen, die Proben, die Shows, ihre Liebe zu Annemieke, der kleine Skandal als ihre Liebe bekannt geworden war… Viel Ruhe hatte es in den letzen Jahren nicht mehr in ihrem Leben gegeben, wenn auch jeder Moment mit ihrer Liebsten kostbar war. Es grenzte schon an Glück, dass beide den Samstag zwischen Ostern frei bekommen hatten und das würde sie auch ausnutzen. Vor ihrem Blickfeld erschien ein gelbes Schild, nur noch 7 Kilometer nach Molkwerum, es war also bald geschafft. „Annemieke, schläfst du?“ Sie hörte ein leises grummeln und sah aus dem Augenwinkel wie ihre Freundin den Kopf schüttelte. „Ich pflege meine Augen.“ Sie grinste und streckte sich, soweit es das Auto zu ließ. „Wir werden gleich da sein.“ Auf einmal saß Annemieke Kerzengerade in ihrem Sitz und ein breites Lächeln lag auf ihren Lippen. „Ich freu mich ja so.“ Wietske schmunzelte und verlangsamte das Tempo. Noch ein kleines Stück mussten sie auf einem kleinen Schotterweg zurück legen, dann waren sie schon da. „Dafür, dass das ein beliebter Ferienort ist, ist der Weg aber nicht sonderlich gut.“ Stellte Annemieke fest und griff nach ihrer Flasche Wasser, die von der Armatur, zu fliegen drohte. „Das frag ich mich auch schon seit Jahren, ganz ehrlich. Aber dein Auto wird das schon überleben oder es wird einfach mal Zeit für ein neues.“ Annemieke warf ihrer Freundin einen vernichtenden Blick zu und sah wieder aus dem Fenster. Links und rechts waren prächtige Felder mit vielen wilden Blumen, es roch herrlich, sodass sie das Fenster völlig runtermachte. „So riecht es nur in Holland.“ Sagte Annemieke träumerisch und strahlte über ihr ganzes Gesicht. Wietske nickte. Sie bogen auf einen Sandweg ein und dann nach wenigen Metern stoppte Wietske das Auto. Sie waren also da und es sag von hier aus, noch genauso aus, wie vor 7 Jahren. Es war schon fast etwas gruselig. „Wietske?“ Die blonde Frau drehte sich zu ihrer Freundin und wirkte leicht verwirrt. Nachdem sie gehalten hatte, war kein Wort über Wietskes Lippen gekommen und sie hatte nur starr auf das braun-weiße Häuschen gesehen. „Alles in Ordnung?“ Sie nickte. „Es ist bloß, dieses Gefühl wieder hier zu sein…mit dir…es ist überwältigend.“ Annemieke strahlte und zog ihre Freundin zu sich. „Ich freu mich auch, mit dir hier zu sein und nun lass uns auf den Hof fahren.“ Annemieke küsste die verwirrte Wietske und stieg dann aus um das Tor zu öffnen. Ohne weitere Verzögerung fuhr Wietske das Auto auf den Hof und stieg dann auch aus. Beide sahen hinauf in den Himmel und dann zurück zum Haus. „Welkom Annemieke.“ flüsterte Wietske und legte den Arm um ihre Freundin. Jetzt konnte ihr Urlaub beginnen. Das Wetter war angenehm. Die Sonne schien, nur ein Paar leichte Wolken am Himmel und auf den alten Thermometer an der Hauswand stand, dass es knapp 17 Grad waren. In der Sonne war es allerdings sehr viel wärmer und so zogen die beiden jungen Frauen, ihre dünnen Jacken aus. „weißt du was ich am Urlaub, immer schon gehasst habe?“ Wietske verzog das Gesicht und zeigte auf den Kofferraum des Autos. „Das lästige ausräumen des Autos. Warum gibt es dafür nicht auch eine Maschine?“ Annemieke lachte und zog ihre Freundin zum Auto. Zum Glück war die ganze Sache innerhalb von 15 Minuten erledigt und die beiden hatten endlich Zeit sich im Haus um zusehen. Das Haus war nicht sonderlich groß, aber immer noch groß genug für eine Familie, dafür war das Grundstück sehr weit läufig und lag direkt an einem großen See. „Es ist wirklich schön hier.“ Annemieke stand seufzend auf der Terrasse und stützte sich am Geländer ab. Wietske stellte sich hinter sie und legte ihren Kopf auf die Schulter ihrer Freundin. „Ich würde gern noch viel länger, als nur 4 Tage bleiben.“ Annemieke nickte und schloss die Augen. Es war so schön ruhig hier, ganz anders, als in Bremen, wo eigentlich immer ein Auto fuhr. Man hörte nur die Vögel und die Geräusche, die die Bäume machten, wenn eine Windböe ihre Äste erfasste. „Ich liebe diese…“ „Dit is mijn speelgoed!” "Dat is niet waar. Dat is wat ik kreeg van mama.” Zwei Kinder rannten über den Rasen des Grundstückes und blieben dann darauf stehen, sie stritten sich offensichtlich um ein Spielzeug. “Kennst du diese Kinder?” fragte Annemieke und beobachtete amüsiert, wie das Mädchen, die anscheinend älter war, als der Junge, das Spielzeug für sich gewann und es triumphierend in den Händen hielt. “Je bent betekenen.” Der Junge zog einen Schmollmund und man sah auch vom Weitem, dass er bestimmt gleich weinen würde. „Nein, ich weiß auch nicht wer das ist. Weißt ja, ich war schon lange nicht mehr hier.” Wietske hatte aber trotzdem das Gefühl, die Kinder irgendwo schon mal gesehen zu haben. “Jara! Jasper!” Eine weibliche Stimme erklang und eine Frau, etwa Dreißig trat auf den Rasen. Wietskes Augen weiteten sich. “Das ist ja Eline. ” „Daar ben je. Ik ben al ongerust.” Die Kinder wollten etwas sagen, doch Eline ließ es nicht zu. “Kom op!” “Wer ist denn Eline?” Wietske erzählte Annemieke schnell, dass sie als Kinder Freunde gewesen waren und sie sich halt hier vom Urlaub kannten. “Geh doch mal hin.” Wietske nickte und ging die Treppe hinab. “Maar wacht tijden.” Eline drehte sich um und blinzelte ein paar Mal mit den Augen. “Wietske...Ben jij dat?” Wietske nickte und fiel Eline so gleich um den Hals. Die Beiden Kinder standen daneben und blickten Wietske verwirrt an. “Was machst du denn hier?” sprang es aus Wietske heraus, ohne daran zu denken, dass Eline wohl möglich gar kein deutsch konnte, was zum Glück aber nicht der Fall war. “Das gleiche könnten ich dich fragen.” Ein paar kleine Fehler, aber wer hatte die nicht. “Ich mache hier Urlaub mit meiner... Wo ist sie denn?” Da tauchte Annemieke aber auch schon neben ihr auf und gab Eline die Hand. “Hallo ich bin Annemieke.” “Eline.” Sagte diese freundlich und schob dann die beiden Kinder hervor. “Und das sind Jara und Jasper, meine beiden Kinder.” Die Knirpse schienen etwas eingeschüchert und trauten sich erst die Hand zu geben, als Wietske und Annemieke sich zu ihnen hinuter hockten. “Sind das deine Kinder?” Eline lachte und nickte. “Ja natürlich, geklaut haben ich sie nicht.” Die drei Erwachsenen lachten. “Und hast du auch schon Kinder und einen Mann oder Freund?” Wietske hätte sich fast verschluckt und Annemieke warf ihr einen eindeutig amüsierten Blick zu. “Ich bin vergeben, aber Kinder habe ich keine.” Sie sah zu Annemieke und küsste sie sanft auf die Lippen. Eline schnappte überrascht nach Luft und wirkte dann etwas peinlich berührt. “Irgendwie ist mir das jetzt doof, dass ich nach ein Ehemann gefragt habe.” “Ist kein Problem, woher solltest du das auch wissen.” Die drei Frauen unterhielten sich noch ein wenig, bis Jara und Jasper rum quengelten. Für den nächsten Tag versprach Eline aber wieder rüber zukommen und dann auch ihren Ehemann vor zustellen. “Ich freu mich schon.” Sagte Wietske und zog Annemieke zu sich auf die Hängematte. Gemeinsam genossen sie die letzen Sonnenstrahlen des Tages. “Ik hou van u.” hauchte Wietske und verschloss Annemiekes Lippen zu einen zärtlichen Kuss, der Beginn ihres Urlaubes... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)