Aslans Angst von Caro-kun (Dürfen sich auch Könige fürchten?) ================================================================================ Kapitel 1: °°°° --------------- Es war seine Entscheidung gewesen. Ganz allein seine. Er würde es für Edmund tun. Aus Liebe. Um ihn zu beschützen! Er war ein Löwe. Er war Narnias Hoffnungsträger. Ein König! Er sollte der weißen Hexe und seinem Tod furchtlos gegenübertreten. Schließlich würde er für einen anderen Menschen sterben. Da sollte man doch mutig sein! Doch dem war nicht so. Egal wie sehr er auch versuchte sich selbst zu beruhigen. Egal wie streng er sich in Gedanken zu Recht rief. Er hatte Angst! Ganz furchtbare Angst! Wie mutig war er doch heute Nachmittag noch gewesen, als er die Abmachung mit der Hexe getroffen hatte. Aber wenn er sich hier jetzt wie ein Feigling verkriechen würde, wen würde sie dann noch alles töten? Er war sich sicher, die Kinder würden den Krieg auch ohne ihn gewinnen, wenn auch nicht leicht. Doch wenn Edmund überlebte, könnte die Prophezeiung wahr, und Narnia gerettet werden. Und wenn das sein Opfer bedeutete, dann musste es so sein. Dennoch. Die Furcht blieb. Schweren Herzens erhob sich Aslan und machte sich auf den Weg. Er verließ das Lager, ohne auch nur einen Blick zurückzuwerfen. Je weniger er zögerte, desto besser. Solange er nicht stehenblieb, konnte er auch nicht in Versuchung geraten umzukehren. Das wenige Licht des Vollmondes, das die Zeige und Blätter der Bäume zu ihm durchließen, genügte seinen Augen, um den Weg zu erkennen. So langsam wie noch nie, schritt er durch den Wald. Setzte eine Pfote vor die nächste, auf Laub und über Wurzeln hinweg. Sie waren bleischwer. Fast fühlte es sich an, als würde ihm die Angst das Herz in der Brust zerreisen! Es tat weh. Die Hexe würde ihn quälen, dessen war er sicher. Sie würde den Triumph über ihn genießen! Doch ehe er sich weiter in diesen dunklen Gedanken verlieren konnte, drang ein leises Rascheln an seine Ohren. Jemand folgte ihm. Die Evastöchter. Ein ganz klein wenig musste Aslan nun lächeln. Auch wenn sie sich noch so große Mühe gaben sich zu verstecken, ihr Geruch und ihre Schritte verrieten sie. Er war immer noch ein Löwe, das durften sie nicht vergessen! Aslan blieb jedoch nicht stehen. Er setzte seinen Weg fort, als hätte er nie etwas bemerkt. Wartete lieber, was sie gedachten jetzt zu tun. Aber Susan und Lucy machten sich nicht bemerkbar. Sie folgten ihm einfach nur unbeirrt weiter. In gebührendem Abstand. Auf einer Lichtung hielt der große König schließlich an. Beschloss, dem Spiel nun selbst ein Ende zu setzten. „Solltet ihr nicht längst im Bett sein?“, fragte er leise, ohne den geringsten Vorwurf in der Stimme. Er konnte hören, wie die Mädchen langsam näher kamen. „Wir konnten nicht schlafen!“, versuchte Lucy zaghaft zu erklären. „Bitte, Aslan …“, das war Susan, „dürfen wir dich begleiten?“ Ihm war bewusst, er sollte sie eigentlich zurückschicken. Aber die Stimme, die ihm dies einzureden versuchte, war zu leise. Sie flüsterte nur. Ließ sich so leicht ignorieren und überhören. Aslan zögerte noch ein paar Sekunden, bevor er dem Bedürfnis nach Trost und Beistand schlussendlich doch nachgab; sich die Schwäche erlaubte. „Es wäre schön, diese Nacht nicht allein zu sein!“, meinte er dankbar, drehte sich zu ihnen und konnte Lucys Augen strahlen sehen. „Legt eure Hände auf meine Mähne“, bat er, nachdem die Mädchen je rechts und links neben ihn getreten waren, „damit ich fühle, dass ihr da seid! Und dann lasst uns weitergehen.“ Er war froh, dass sie nicht nachfragten und große Erklärungen von ihm haben wollten. Sie schienen akzeptiert zu haben, dass er nicht darüber reden mochte, auch wenn Susan sich sichtlich große Sorgen machte. Die Nähe der beiden tat gut. Sie linderte die Angst und beruhigte sein Herz, sodass er den Rest des Weges ohne das schmerzhafte Ziehen in seiner Brust beschreiten konnte. Er war nicht mehr allein! Als sie den Waldrand erreicht hatten, hielt der Löwe an. Die ganze Zeit über hatten sie geschwiegen. „Ab hier muss ich allein weiter!“, sagte Aslan. Lucy wollte protestieren, doch er hielt sie zurück: „Nein, Liebes! Vertraut mir bitte, denn das hier muss geschehen!“ Einen letzten traurigen Blick schenkte er den Mädchen, ehe er sich endgültig von ihnen abwandte: „Lebt wohl!“ Die Angst hatte ihn wieder. Schwerfällig schritt er die letzten Meter auf den steinernen Tisch zu. Den Blick dabei jedoch fest auf das hohe Felsentor gerichtet. Er konnte sie sehen, die Hexe und ihre Dämonen. Da standen sie und warteten auf ihn! °°Ende°° Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)