London Brigde is falling down von abgemeldet (...my fair Lady) ================================================================================ Kapitel 2: Dieser Butler… ein grausames Herz -------------------------------------------- Dieser Butler… ein grausames Herz Über einen Sarg gebeugt saß er da. Undertaker. Das graue Haar bedeckte seine Augen, doch hatte sich ein Lächeln über seinem Gesicht ausgebreitet. Die Narben an seinem Gesicht, Hals und Händen mussten eine tiefgründige Bedeutung haben, die sich die junge Baronesse nicht vorstellen wollte. Als er Cecilia hineinkommen sah, erhob er sich und wischte die schmale Speichelspur von seinen Mundwinkel, die noch vom lauthalsen Lachen übrig war. „Ah~ Lady Rozenheim. Was für eine Ehre euch hier in meinem Geschäft anzutreffen.“ Seine Stimme klang kratzig, jedoch äußerst belustigt. „Euer Butler hat mir schon einiges über die Aufgabe ihrer Majestät erzählt, die sie euch übergeben hat und für die Informationen schon dementsprechend bezahlt. Einen wirklich talentierten Butler habt ihr da. Es kommt mir fast schon so vor wie der des jungen Earl Phantomhive.“ Er kicherte immer noch. Der Bestatter kam auf sie zu und neigte kurz das Haupt vor ihr. Die junge Lady verzog die Mundwinkel zu einem kurzen lächeln. Ja, talentiert war Albert tatsächlich. In vielerlei Hinsicht. Undertaker bot ihr Tee in einem Becher an und sie setzten sich auf die umher stehenden leeren Särge. „Ich brauche Informationen bezüglich der kürzlich verübten Massenmorde an den jungen Mädchen.“ Begann Cecilia nach einer Weile. Der Becher, den sie in der Hand hielt hatte einen Sprung und das Aroma des Tees war lasch und nicht zu identifizieren. Trotzdem nahm sie einen Schluck. Er schmeckte genauso wie er roch. Mehr nach heißem Wasser statt nach Tee. Vielleicht nur weil sie besseres gewohnt war. Der Undertaker nippte an seinem Messbecher. Tassen besaß er wohl keine einzige. Dann begann er zu reden. „Die armen Mädchen. Sie waren so bildhübsch. Doch hat ihr Mörder jede einzelne verunstaltet.“ Er sprach als würde er genau dabei sein wie eine junge Frau ermordet wurde. „Ihnen allen wurde etwas geraubt. Organe, Blut, Haut, alles was vergänglich ist.“ Er ging zu einem Sarg am Ende des Raums und strich sanft über das Mahagoni- Holz. „Wollt ihr das jüngste Opfer sehen junge Lady? Gerade diese wurde besonders stark verunstaltet.“ Er wank Cecilia zu sich, dicht gefolgt von Albert. Leicht schob Undertaker den Sargdeckel zur Seite und offenbarte eine menschliche Person. Mehr konnte man auf den ersten Blick nicht erahnen. Cecilia trat einen Schritt zurück. Instinktiv packte sie die Handgelenke ihres Butlers. Der Leiche fehlte die Schädeldecke, die Augen waren ausgerissen worden, jetzt starrten zwei dunkle Höhlen in den Raum. Der Hals war durchtrennt worden. Ihre Haut, die nicht vom getrockneten Blut behaftet war, hatte einen bläulichen Schimmer. Sie muss erstickt und an Blutarmut gestorben sein. Ihr restlicher Körper war verschont geblieben. Cecilia hielt sich die Hand vor den Mund. Es war, als müsste sie sich gleich übergeben. Sie wand sich ab und holte mehrmals tief Luft. „Den anderen Kundinnen fehlen andere Organe. Es scheint, als suche sich der Mörder das schönste der Mädchen aus und nimmt es sich zu eigen. Schon zehn Frauen wurden so zu mir geschickt. Und ich mache sie für ihren letzten Akt wieder schön.“ Sprach Undertaker weiter. Er verschloss den Sarg wieder. Langsam kam Cecilia wieder zu ihrer alten Form. „Und weißt du wer das hier verursacht?“ „Leider nein.“ Die junge Adlige seufzte und setzte sich wieder auf den Sarg auf dem sie vorhin gesessen hatte. „Mir kommt nur eine Person in Frage, die dies hier verursacht haben kann. Doch starb sie schon im 17. Jahrhundert. Ihr Name war Elisabeth Báthory. In Ungarn auch gern „Die Blutgräfin“ genannt. Habt ihr schon von ihr gehört, junge Lady?“ Cecilia verengte die Augen zu Schlitzen. „Das sind doch nur Ammenmärchen wie die von dem verrückten Iren Bram Stoker.“ Entgegnete sie. „Jedoch gab es diese Elisabeth wirklich und sie mordete ebenfalls auf grausame Weise junge Mädchen und Frauen.“ Warf ihr Butler ein. „Die Legende besagt nur, dass sie in Blut von Frauen gebadet haben soll um den Alterungsprozess zu stoppen und nicht die Organe verwendete. Was natürlich blanker Unfug ist MyLady. Jeder Mensch ist dazu verdammt zu altern und zu sterben.“ Seine Herrin ignorierte seine letzten Worte. Sie hasste es vom Tod zu reden. Obwohl ihr ein schmerzhafter Tod gewiss war. Jeder der sich bisher mit einem Teufel eingelassen hatte, war qualvoll gestorben. Nun… nicht der junge Phantomhive… Wieder wendete sie sich an den Bestatter. „Und was ist aus ihr geschehen?“ fragte sie und drehte ihren Becher in den Händen. „Sie wurde bis an ihr Lebensende in ihrem eigenen Schloss in einem Turm eingesperrt. Ohne Licht und nur mit einigen Luftschlitzen. Nach ein paar Jahren fand man ihre Leiche. Ihre sterblichen Überreste wurden der Erde übergeben. Doch wie scheint, ist jetzt ihre Seele nach England gekommen zu sein und weiterhin Frauen zu ermorden.“ Die drei sahen zu Boden. Dass die Seele so weite Entfernungen zurücklegte? Sie musste in einem neuen Körper hausen, vermutete die junge Baronin. Sie bedankten sich bei ihm für seine Gastfreundschaft und machten sich wieder auf den Weg zurück. Schweigend saßen Cecilia und Albert auf der Rückfahrt in der Kutsche. Es war schon spät, die Sonne war schon längst hinterm Horizont verschwunden. Den Kopf auf den Handrücken gestützt saß Cecilia da und hang ihren eigenen Gedanken nach. Die Nacht brach über sie herein. Cecilia gähnte. Sie konnte fühlen wie ihr Kopf immer schwerer wurde. Trotzdem hielt sie die Augen offen und starrte förmlich hinaus in die Nacht. „Wenn sie junge Frauen tötet, brauchen wir einen geeigneten Köder.“ Murmelte sie und sah in die selten aufreißende Wolkendecke Englands. Die Sterne funkelten wie kleine Kerzen, die den Abendhimmel erleuchten. „Eine Frau scheint am geeignetsten zu sein, da der Mörder sich auf Frauen eingeschossen hat und jetzt nicht urplötzlich Männer angreifen wird.“ Albert nickte. Er hatte schon eine Idee wen er wählen würde. „Gleich morgen früh werden wir uns auf die Suche begeben. Sag alle Termine ab und mach meine Villa in London bereit. Ich werde dort wohnen bis die Blutgräfin ihr endgültiges Ende gefunden hat. Albert legte ein Lächeln auf seine Lippen. „Jawohl, MyLady.“ Wie kleine rote Rubine tropfte das Blut eines jungen Mädchens in die elfenbeinweiße Wanne. Bis sie ohnmächtig zusammen sackte, wurde sie von zwei einfach gekleideten Dienerinnen festgehalten. Dann ließen sie das Mädchen fallen und ließen es an Ort und Stelle liegen. Die anderen Frauen wimmerten bei diesem Anblick. Bis eine der Dienerinnen sie zur Ruhe zwang. Sie schrie sie an und schlagartig wurde es still. Die Frauen hielten sich dreckige Lappen um die Wunden an ihren Armen und Beinen. Tiefe Narben, alte, wie frische trugen sie an ihren Leibern. Nur eine, in altertümliche Kleidung gehüllte Frau genoss diesen Anblick. Sie saß in ihrem Thron inmitten dieses Blutbades und labte sich an den Qualen der Frauen. In ihrer rechten Hand hielt sie eine Peitsche. Ihr Ende war in vier Teile geteilt, an denen jeweils ein Angelhacken befestigt war. Sie erhob sich und ging langsam auf ein gefesseltes Mädchen mit rötlichen kurzen Haaren, das vor ihr kniete zu. Laut schnitt die Peitsche die Luft entzwei und ließ das Leder knallen. „Bald schon werde ich meinen alten Körper wieder zurück erlangen. Und dann werde ich für immer jung sein.“ Frohlockte sie. Die altertümlich gekleidete Frau holte aus und die Hacken der Peitsche fuhren in die Haut des rothaarigen Mädchens, hielten sie fest und schnitten tiefe Wunden ins Fleisch. Das Mädchen schrie unter Schmerzen und Tränen rannen ihre blutigen Wangen herab. Elisabeth hatte wirklich Freude am Quälen ihrer Mädchen. Langsam ging sie auf das junge Mädchen zu, kniete sich zu ihr nieder und hob ihr Gesicht hoch, dass das Mädchen ihr unweigerlich in die Augen sehen musste. „Keine Angst, deine Qualen werden bald vorbei sein.“ Elisabeth schnipste mit ihren Fingern und sofort erschienen Dienerinnen von ihr, die eine merkwürdige Apparatur mit sich zogen. Diese stellten sie inmitten des Raumes auf. Dann öffneten sie ihn wie einen Wandschrank, doch war etwas anderes wie Kleidung. Sie war gespickt mit spitzen Nägeln, an denen das Blut der vorigen Frauen klebte. Ein eiserner Kopf einer Frau prangte oben auf. Mit ihren leeren eisernen Augen starrte sie auf das gepeinigte Mädchen. Elisabeth schnipste erneut und die Dienerinnen nahmen das Mädchen an sich. Sie zogen es unter den Armen zu der Apparatur, fesselten es mit Riemen an den Handgelenken und verschlossen die eiserne Jungfrau wieder. Donnernd schlug die Tür zu und die letzten gequälten Schreie hallten im Raum wider bis sie vollständig verklungen bis nur noch das weinen und schluchzen der restlichen Frauen zu hören war. Isabella sowie Laura erwarteten ihre Herrin bereits. Als Albert ihr aus der Kutsche half verneigten sie sich tief. „Willkommen zurück, junge Herrin.“ Sagten sie im Chor. Sofort eilte Isabella zu ihr. „Während ihr fort ward haben Laura und ich das Abendessen vorbereitet.“ Albert verharrte während des Gehens. Gut, bei Isabella konnte man sich etwas unter „Abendessen“ vorstellen. Geschickt war sie im Umgang mit Töpfen und Pfannen, doch Laura? Dieses kleine verschüchterte Mädchen, das erst kürzlich hier angefangen hatte? Sie war doch der reinste Tollpatsch, konnte noch nicht einmal Kartoffeln schälen ohne sich in den Finger zu schneiden. „My Lady, wenn ihr mich kurz entschuldigen würdet. Ihr beide bringt lady Cecilia hinein.“ Meinte der Butler und eilte hinein in die Küche. Und tatsächlich. Die Küche war sauber, nicht der kleinste Tropfen Unrat. Er fasste sich ans Kinn. Hatte es Laura tatsächlich geschafft ein Abendessen zu kochen, ohne irgendein Chaos zu veranstalten? Oder hatte Isabella ihr geholfen das Chaos zu beseitigen, bevor er wieder zurück war? Gerade vollkommen in Gedanken versunken betrat Laura die Küche. Sie war wie immer verschüchtert aus. „Uhm…“ machte sie und riss den Butler wieder ins hier und jetzt. „Ich habe den Teller für die Lady vergessen.“ Sagte sie mit ihrer leisen Stimme. Sie ging zum Porzellanschrank und holte einen Suppenteller und einen flachen Teller heraus. Und da passierte, worauf Albert gewartet hatte. Sie rutschte aus und ihr entglitt der Teller und sie fiel nach hinten. Gerade noch rechtzeitig konnte der Butler sie und die beiden Teller auffangen. Erschrocken sah Laura zu ihm hoch und errötete. „Oh, verzeiht Albert. Das war nicht meine Absicht.“ Piepste sie. Albert seufzte. Das war wohl nur reinster Zufall gewesen. Laura war eben Laura. Später als Cecilia sich zum schlafen fertig machen wollte, ließ ihr Butler noch ein Bad ein. Er wusste genau, dass seine Herrin nach ereignisreichen Tagen wie diesen immer gern vor dem schlafen gehen badete. Gerade hatte das Wasser die perfekte Temperatur erreicht, als Cecilia auch schon das Bad betrat. Ihre Haare waren von Isabella gebürstet und mit Spangen festgehalten worden, damit sie nicht nass wurden. Nur mit einem Bademantel bekleidet sah sie ihren Butler an. Dieser entkleidete sie und half ihr in die Wanne. Sofort lösten sich jegliche Verspannungen des Tages und Cecilia lehnte sich an den Beckenrand zurück. Ihr Butler stand hinter ihr. „Ist es nicht komisch Albert?“ „Was denn MyLady?“ „Dort draußen badet irgendeine verrückte Frau im Blut junger Mädchen.“ Sie schloss die Augen. „Und was MyLady ist daran komisch?“ hackte ihr Butler nach. „Sie glaubt dadurch für immer jung bleiben zu können.“ Sie drehte sich zu ihm um. „Nur ihr Dämonen seid in der Lage für immer zu leben.“ Albert verneigte sich. „Das ist wohl war.“ „Also sag mir: warum kanntest du die Geschichte genauso gut wie Undertaker?“ Der schwarze Butler lächelte. „Mit Verlaub myLady, ich habe damals einem jungen Mann gedient, der ebenfalls Rache für seine ermordete Schwester haben wollte. Die Blutgräfin hatte sie ermordet. Als Elisabeth damals verhaftet und zum Tode verurteilt wurde, war seine Rache erfüllt und…“ er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Nun sagen wir: seine Seele war sehr köstlich.“ Er grinste, wobei seine Augen begannen rot zu glühen. Cecilia drehte sich von ihm weg. Diese Seite an Albert konnte sie nicht ausstehen. Und doch wusste sie dass ihr irgendwann einmal das gleiche Schicksal ereilen wird wie dem jungen Mann. Albert sah seine jetzige Herrin an. Ja, auch ihre Seele wird hervorragend schmecken. Aber jetzt noch nicht. Ihre Seele ist noch eine zarte Kirschblütenknospe die sich nicht wagt ihre wunderschönen Blätter dem Frühlingsmorgen zu offenbaren. Beim Gedanken daran erbebte sein Körper regelrecht voller Vorfreude. Wer weiß, wann diese junge Frau ihre Rache erhält… *Doch bis dahin werde ich diese Seele hegen und pflegen. Wie eine erwachende Blüte…* Leise schlüpfte Cecilia in ihr Bett. Albert zog die Vorhänge zu und deckte seine Herrin zu. „Schlaft gut MyLady. Und habt angenehme Träume.“ Er blies die Kerzen aus und verließ leise das Schlafzimmer. Für eine kurze Weile wartete er, bis Cecilia eingeschlafen war. Dann sah er auf seine Taschenuhr und machte sich daran alles für die Abreise seiner Herrin vorzubereiten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)