Dragon Age II Chronicle von Jeanne-Kamikaze- (The pain of Lyrium Scars) ================================================================================ Kapitel 6: Wahre Freunde in der Tiefe ------------------------------------- 6. Kapitel: Wahre Freunde in der Tiefe „Hey Hawke, glaubst du echt, dass das eine gute Idee ist?“, flüsterte Varric zweifelnd und stützte sich auf Bianca ab. „Pssst! Bist du mal leise?! Sonst lockst du gleich die gesamte verdammte Dunkle Brut an.“, raunte Morana barsch zurück und drückte ihn unsanft wieder zurück in den Gang. Sofort spähte die Kriegerin um die Ecke um sich zu versichern, dass sie nicht entdeckt worden waren, doch das Glück war auf ihrer Seite. Ein Genlock trabte gerade an ihnen vorbei, während er sein fratzenhaftes Gesicht mit der giftgrünen Haut zu allen Seiten blickte. Morana duckte sich zurück in die Felsnische und presste sich an den kühlen Stein. Fenris warf ihr einen misstrauischen Blick zu, während Anders sichtlich mit der Beengtheit der Tiefen Wege haderte. Der Genlock war inzwischen stehen geblieben und grunzte verwirrt. Offensichtlich waren sie doch nicht ganz unentdeckt geblieben. Mahnend sah die Kriegerin ihre Gefährten an, doch sie musste sie nicht anweisen ruhig zu bleiben. Ihre Begleiter erschienen wie zu Stein erstarrt. Die spitzen, ausgefransten Ohren des Genlock zuckten nervös, lauschten gegen das Gepolter seiner Kameraden. Ein riesiger Oger stapfte wütend auf den harten Felsboden und dessen Erschütterung wurde selbst bis zum Versteck der Kameraden getragen. Der Genlock hingegen jedoch konnte sich kaum auf den Beinen halten. Ein verärgertes Brummen entfuhr ihm, dann gab er die Ortung der wahrscheinlich nicht existierenden Eindringlinge auf, bevor der Oger ihn noch vollkommen von den Füßen riss. Morana atmete erleichtert aus, als sie den Genlock davongehen hörte. Sofort löste die junge Kriegerin sich aus ihrer unbequemen Starre und drückte sich wieder an die Kante des Felsbrockens, der sie vor den Blicken der Dunklen Brut verbarg. „Wieso mussten wir auch unbedingt in die Tiefen Wege? Ich hasse die Tiefen Wege. Sie sind so...“, zeterte Anders und versuchte nach dem richtigen Wort. „Tief?!“, beendete Fenris seinen Satz mit höhnischen Ton, was ihm einen vernichtenden Blick des Magiers einbrachte. Verärgerte verschränkte der Magier seine Arme und schien den Elf glatt mit seinen Blicken zu töten. „Hast du etwa noch nicht von den legendären Teeparties der Dunklen Brut gehört, Blondschopf? So was muss man doch mal gesehen haben.“, schmunzelte Varric und strich sich über seinen Dreitagebart. „Könntet ihr vielleicht mal ruhig sein? Ich versuche einen Ausweg zu finden.“, murrte Morana, die angestrengt auf die in den Stein gehauene Straße starrte und versuchte eine Weg aus ihrer Bredouille zu finden. Vor gut drei Tagen hatte Morana beschlossen den Eingang in die Tiefen Wege, der auf Anders Karten der Grauen Wächter verzeichnet war, zu überprüfen. Bevor sie mit einem Haufen geldgieriger, aber in der Gefahr vor Angst kreischenden Tagelöhners, hier hinunter stieg, wollte sie sich vergewissern, dass dieser Weg einigermaßen sicher war. Denn die Dunkle Brut war eine beängstigende Angelegenheit, aber eine Horde schlotternder Tagelöhner und Händler vor der Dunklen Brut zu beschützen war schier unmöglich. Da wollte Morana immerhin wissen, ob der Abstieg sich überhaupt lohnte. „Was siehst du, Hawke?“, fragte Fenris nun ernst, wenn auch leise und hockte sich neben sie. Morana blicke ihn kurz an- sah in seine tiefgrünen Augen- und spähte dann wieder zu der Straße, wo die entweihten Menschen, die es gewagt hatten die Schwarze Stadt zu entweihen. In dieser sagenumwobenen Stadt, mitten im Nichts, sollte die Heimat des Erbauers sein- den Gott an den sie glaubten. Dieser war so erzürnt über den Frevel gewesen, dass er die Magister verstießt, wodurch diese zu den ersten der Dunklen Brut wurden- so erzählte es zumindest die Kirche. „Ich kann kaum etwas erkennen, es ist so verdammt dunkel hier unten...“, knurrte Morana genervt. „Aber was ich sehe beunruhigt mich.“ „Wir sind eingekesselt?“ „Sieht ganz danach aus.“, seufzte Morana resigniert und strich ihre Ponysträhne aus dem Gesicht. Doch leider konnte sie wirklich kaum etwas erkennen und das verärgerte die Kriegerin. Es war stockfinster in den Straßen der Zwerge, nur noch vereinzelte der Kristalllampen an den Wänden ließen den Stein im kalten Licht erstrahlen, sodass sie eher Schemen als klare Konturen erkennen konnte. „Wie viele sind es, Hawke?“ Varric runzelte nachdenklich die Stirn und strich geistesabwesend über Bianka, fast so als wolle er sie beruhigen, doch Morana glaubte, dass er sich nur selbst beruhigen wollte. „Ich schätze ungefähr 50...es könnten aber auch 100 sein.“, antwortete sie, als sie noch einmal um die Ecke gespäht hatte. „Großartig... das ist eine sehr präzise Angabe.“ Morana warf Anders einen mahnenden Blick zu und zog ärgerlich die Augenbrauen zusammen. „Ich kann kaum etwas erkennen und sie rennen aufgebracht durcheinander...Fast so als hätten sie etwas entdeckt.“ „Etwas entdeckt? Doch nicht etwa einen alten Gott?!“ In diesem Moment sprach wohl der Graue Wächter aus Anders. Die Alten Götter wurden einst von den Magistern aus Tevinther in mächtige Drachen verwandelt, als sie dann in die Schwarze Stadt des Erbauers einfielen, wurden die Drachen in Gefängnisse tief in den Felsen verbannt. Die verfluchten Magister, die nun als Dunkle Brut bezeichnet wurden, wurden von diesen Göttern gerufen und, so hatte Anders es Morana zumindest erklärt, hatten keine andre Wahl als diesem Ruf zu folgen, bis sie zu einem Gefängnis vordrangen und den Drachen befreiten. Dann wurde er zu einem so genannten Erzdämon und eine erneute Verderbnis begann. Wie viele Drachen noch in ihren steinernen Gefängnissen ruhten, wusste keiner- noch nicht einmal die Dunkle Brut. „Nein, das glaube ich nicht. Dann würden sie graben, ich nehme aber nichts wahr.“, murmelte Varric, schob sich an Morana vorbei und spähte in den Gang. Zwar war Varric an der Oberfläche geboren worden und hatte Orzammar, die letzte verbleibende Zwergenstadt, noch nie gesehen, aber auch er hatte den „Sinn des Steines“. Um die Dunkelheit tief unter der Erdoberfläche zu kompensieren besaßen die Zwerge einen Art sechsten Sinn, der sie, ähnlich wie bei einem Blinden, ihre Umgebung auf andere Art wahrnahmen. Varric hatte einmal behauptet, dass er durch den Stein Schwingungen und Erschütterungen spüren konnte, die ein Mensch bereits nicht mehr wahrnahm. „Vielleicht sammelt sich ein Trupp um wieder an die Oberfläche zu gehen. Im Bereich von Kirkwall hat es doch öfter Überfälle der Dunklen Brut gegeben.“, überlegte Fenris und neigte den Kopf. Morana nickte zustimmend und flüsterte leise: „Ja, stimmt. Vor allem der Dalish Stamm von Merill berichtet von einigen Übergriffen.“ „Aber dann würden sie doch nicht wie ein Haufen Bienen um einen Platz tummeln.“, wandte Varric ein. „Ist doch letzten endlich auch egal oder? Durch müssen wir so oder so.“, gab Morana zu bedenken und kräuselte nachdenklich die Stirn. „Wie konnten wir uns nur umzingeln lassen?“, stöhnte Anders genervt und setzte sich wie ein schmollendes Kind in Schneidersitz auf den Boden. Seine drei Gefährten sahen kurz zu ihm rüber und sahen dann sich an. Morana wurde allmählich ärgerlich, denn anstatt Lösungen vorzuschlagen, war er sich schon einige Zeit lang am Beschweren wie schrecklich er die Tiefen Wege doch fand. „Wie konntest du uns nicht warnen, dass auf einmal ein Haufen verdammter Dunkler Brut hinter uns im Gang auftauchen würde und wir um unser Leben rennen müssen. Immerhin bist DU doch der Graue Wächter hier, oder habe ich da was nicht mitgekriegt?“, konterte Fenris und Morana war überrascht, dass er Partei für sie ergriff. Kurz konnte sie sich einen überraschten Blick in Richtung des Elfs nicht unterdrücken. Als es ihr jedoch bewusst wurde, verfluchte sie sich innerlich dafür. Noch immer hatte sie die Ereignisse von vor einer Woche nicht überwunden. Die innere Ruhe, die Morana sonst auszeichnete, war sich wirbelnden Gedanken gewichen und auch ihre Gefühle waren kaum zu greifen. Morana hatte weder mit Fenris noch mit Anders über ihr merkwürdiges Verhalten gesprochen, nein, sie war ihnen sogar regelrecht aus dem Weg gegangen. Alle Missionen, die sie in dieser Zeit ausgeführt hatte, wurden von zunächst Isabella, Varric und Bethany begleitet, dann jedoch von Isabella, Merill und Bethany, weil sie Varrics verheißungsvolle Blicke nicht mehr ertrug. Zwar merkte auch Bethany, dass etwas ihre Schwester unruhig stimmte, doch hielt sie sich zurück- aus Rücksicht. „Also Hawke, wie kommen wir hier raus?“ Holte Varric sie unsanft aus ihren Gedanken zurück. Morana blinzelte kurz verwirrt, holte dann aber tief Luft um sich zu sammeln. Ihr Fokus kehrte zurück und die Konzentration lag voll und ganz auf die Aufgabe vor ihr. Noch einmal spähte die Kriegerin um die Ecke um sich einen Überblick über die Situation verschaffen. Die Dunkle Brut trottete noch immer seelenruhig in ihrer monotonen Suche durch die Halle- schaute nicht nach links oder rechts. Direkt hinter dem Felsspalt, wo Morana und ihre Gefährten sich verbargen, eröffnete ein großer, kunstvoll gehauener Torbogen den Weg zu einer Halle, die einem Pfad der Zwerge mündete, jedoch gab es von Wand zum Bogen einen schmalen Spalt. Wie geschaffen zum Verstecken. Allmählich begann eine Strategie in ihrem Kopf zu reifen. Als jedoch ein Hurlock in ihre Richtung starrte, zog Morana Hawke ihren Kopf schnell wieder in die schützende Dunkelheit zurück. Sofort spürte die junge und dennoch erfahrene Kriegerin die neugierigen Blicke auf sich. Langsam wandte sie sich ihren Kameraden zu und straffte ihre Haltung. Anders und Varric sahen sie interessiert an, während Fenris skeptisch zu sein schien. Der Elfensklave stand mit verschränkten Armen an die Felswand gelehnt- eine Augenbraue misstrauisch in die Höhe gezogen. „Es wird schwierig, so viel sage ich schon einmal direkt.“, begann Morana mit ihre Erörterung. „Varric, Anders. Ihr versteckt euch hinten dem Torbogen und nutzt alles, was die Masse der Dunklen Brut von Fenris und mir fernhält. Einfrieren, Verbrennen, Pfeilhagel, all so was.“ Die beiden Fernkämpfer nickten. „Wenn ihr angegriffen werdet, weicht aus. Haltet euch aus unnötigen Kämpfen raus. Das gilt vor allem für dich, Anders. Wir brauchen deine Heilfähigkeiten dringender als einen Eiszauber. Und wir, Fenris...wir stehen vor einem Problem.“ „Der Oger...“, sprach der Elf ruhig, der dies bereits schon geahnt hatte. Die Anführerin nickte kurz und seufzte. Geistesabwesend fuhr sie sich durch ihr, dank der längeren Reise tief unter der Erde, mittlerweile strähniges Haar. „Er hält sich immer in der Mitte der Straße auf, umgeben von einer Schar Genlocks und Hurlocks. Das heißt wir haben zwei Möglichkeiten. Erstens wir greifen den Oger zuerst an, sind dann aber von mindestens 50 Genlocks und einige Hurlocks umzingelt. Oder wir eliminieren erst die Genlocks, müssen uns aber vor den mächtigen Angriffen des Ogers vorsehen.“ „Was schlägst du also vor, Hawke?“, fragte Anders, der nun wieder vollkommen bei der Sache war. Seine honigfarbenen Augen funkelten vor Kampfeslust. Auch Varrics lagen still auf seiner Kameradin und warteten darauf, dass sie ihren Plan verkündete. Morana seufzte und setzte sich auf den steinigen Boden. Wieso musste sie sich eigentlich immer die Pläne ausdenken? Warum musste sie eigentlich immer zur Anführerin ernannt werden? Aber es half alles nichts. Nun musste sie halt wieder ran und dafür sorgen, dass ihre Freunde sicher an die Oberfläche gelangten. „Also...es sieht so aus. Fenris, wir stürmen auf den Oger zu und knocken die Genlocks beziehungsweise Hurlocks aus, die uns in den Weg kommen, die restlichen ignorieren wir jedoch. Wir vertrauen darauf, dass Anders und Varric sie uns vom Hals halten. Und...“ Sie hob abwehrend die Hand, bevor Fenris und Anders wieder in einen ihrer typischen Magier versus Templer Streits anfingen. „...wenn ihr beide jetzt wieder mit einem euren typischen Gezanke anfangt, dann schwöre ich euch, sorge ich dafür, dass es Steine als Gebäck bei der legendäre Teeparty gibt und ihr müsst alle brav aufessen.“, zischte sie bedrohlich und auch wenn alle Drei wussten, dass sie es durchaus ernst meinte, konnten sie sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Schon gut, Hawke.“, sagte Anders und ignorierte den kalten Blick seitens Fenris. Er würde keine Diskussion starten. Morana lächelte darüber erfreut und kramte dann in einer Ledertasche, die sie an ihrer Hüfte befestigt hatte. Das Leder war bereits abgegriffen und verschmutzt, denn es hatte schon so manches Abenteuer überstanden und so manchen Feuerzauber miterlebt. „Was suchst du, Hawke?“, fragte Varric verwirrt und runzelte nachdenklich seine Stirn. „Das werdet ihr gleich sehen...“, murmelte die Kriegerin abwesend, während sie genervt versuchte den verschlissenen Riemen der Tasche zu lösen. Sie brauchte definitiv eine Neue. Frustriert biss sie sich auf die Unterlippe, als ihre Finger erneut vom abgewetzten Leder glitten, während ihre blauen Augen genau ihre Finger beobachteten. Eine Stunde lang hatte sie die Bewegungsprofile von den Hurlocks und Genlocks beobachtet und analysiert nur um festzustellen, dass es keines gab, aber eines war ihr bewusst geworden: Vor ihnen befand sich viele Dunkle Brut- vermutlich sogar zu viel für sie. So schwer es sich auch einzugestehen war, so musste sie auch die Möglichkeit bedenken, dass sie eventuell nicht alle überleben würden. Wie gefährlich ein Oger sein konnte, hatte sie am Beispiel ihres Bruders Carver nur allzu deutlich gesehen. Vermutlich gab es nicht für alle ein Entkommen aus dem vor Verderbnis faulig stinkenden Thaig. Sollte dies wirklich der Fall sein, so wollte Morana zumindest ihre Freunde retten und dafür hatte sie sich einen Plan zu Recht gelegt. Schließlich gelang es ihr endlich den abgegriffenen Lederverschluss zu öffnen, sodass sie nun in der Lage war den Deckel zurückzuschieben, dabei bemerkte sie nicht wie ihre drei Gefährten heimlich immer näher rückten und gebannt auf den Inhalt der Tasche starrten als wäre dort drin der größte Schatz, den sie je gesehen hatten. Ihre Augen schienen so groß wie Tennisbälle zu werden und neugierig beugten sie sich über Moranas Schulter um in die mysteriöse Tasche gucken zu können. Als Morana plötzlich Blicke in ihrem Rücken spürte, drehte sie sich um und als sie die Gesichter von Anders, Varric und sogar Fenris sah, wusste sie nicht ob sie losprusten oder verwirrt seinen sollte. Irritiert zog die junge Frau eine Augenbraue hoch und schaffte es nur gerade eben ihren Lachanfall zu unterdrücken, damit die dunkle Brut sie nicht hörte, doch die Gesichtsausdrücke ihrer Freunde waren einfach zu göttlich! Das fiel es der sonst eher ernsten Morana sichtlich schwer nicht zu lachen. „Was ist?“ „Nun sag uns schon was da drin ist, Hawke. Was für einen riesigen Schatz hast du bisher vor uns geheim gehalten?“, grinste der Zwerg. „Oh, Varric.“, lachte die Kriegerin nun doch und schüttelte den Kopf. Dann jedoch wurde sie wieder ernst. In dieser Tasche bewahrte Morana ihre Heil- Mana- und Ausdauertränke auf, welche klirrten, als sie die Tasche nun vollkommen öffnete. Bevor sie und ihre Gefährten vor einer Woche in diesen dunklen Thaig gereist waren, hatte sie so viele Tränke besorgt wie sie sich hatten leisten können ohne ihren Anteil für die Expedition zu gefährden. Doch nun, nachdem sie schon einige Kämpfe mehr als geplant hatten bestreiten müssen, waren nicht mehr viele da. Um genau zu sein: 3 Heiltränke, 2 Ausdauer und ein Manatrank- Anders Zauberkraft war durch das viele Heilen sehr schnell aufgebraucht und Morana hatte, da sie nun mal mehr „normale“ Kämpfer waren, auch mehr Ausdauertränke gekauft. „Was hast du vor, Hawke?“, hakte nun auch Anders nach und sah zu, wie seine Gefährtin langsam die Flaschen hervorzog und sorgfältig auf dem Boden stellte. „Ich will euch etwas mitgeben für den Kampf.“, sprach Morana ruhig, mit einer gewissen Endgültigkeit in der Stimme, sodass ihre Kameraden sich nur einen besorgten Blick zuwerfen konnten. Irgendetwas stimmte nicht. Nachdenklich betrachteten die drei Gefährten Morana, wie sie die Flaschen herauszog und begann sie zu verteilen. Jeder bekam einen Heiltrank und Varric und Fenris jeweils einen Ausdauertrank beziehungsweise Anders einen Manatrank. Für sie selbst blieb keiner übrig. Als ihre Freunde das bemerkten, sahen sie überrascht an. „Hawke...was?“, stotterte Fenris völlig überfordert. So etwas hatte er nicht von ihr erwartet, doch Morana drehte sich nur zu ihren Kameraden um und lächelte. „Nehmt sie für den Notfall.“ „Aber dann hast du ja keinen.“, protestierte nun auch Varric. „Ich kann durchaus zählen, Varric.“, kommentierte die Kriegerin seine Aussage genervt und verschränkte die Arme vor ihrer Rüstung. Sie warf ihren Kameraden einen harten Blick zu, der sagte, dass sie keinerlei Widersprüche oder Diskussionen duldete. Fenris, Anders und Varric warfen sich verunsicherte Blicke zu, denn sie kannten diese Art von Morana nicht. „Aber...“, setzte Anders erneut an, brach aber ab, als er ihren Blick auf sich spürte. Morana konnte durchaus beängstigend wirken, wenn sie es wollte, doch dann seufzte die Kriegerin ergeben und rieb sich die Augen. Eigentlich hatte sie geplant es einfach als eine Tatsache darzustellen und jegliche Diskussionen sofort im Keim zu ersticken, da es ihr auch selbst schwer fiel, aber wie zu erwarten war, konnten ihre Freunde es nicht einfach akzeptieren, dafür waren sie viel zu loyal- genauso wie sie selbst. „Hört zu, Jungs. Wir sind alle nicht unerfahren und wissen somit auch, dass es für uns durchaus zu viele Gegner sein könnten. Ich möchte einfach nur, dass ihr gewappnet seid, falls es zum Äußersten kommt, versteht ihr?“, versuchte sie zu erklären. „Aber warum gibst du mir dann einen Heiltrank? Ich kann mich doch selbst heilen!“, widersprach Anders entschieden. Seine karamellfarbenen Augen sahen sie geschockt an, denn ihnen war allen klar, was Morana von ihnen verlangen würde, wollten es sich jedoch nicht eingestehen. „Anders...“, wandte Morana sich im äußerst sanften Ton an den Magier, so friedlich, dass es schon beängstigend war. „Deine Heilzauber brauchen nun mal eine gewisse Zeit, bis sie wieder einsetzbar sind. In diesem Zeitraum können wir alle in arge Bedrängnis kommen- auch du.“ „Du willst also, dass wir dich hier unten zurück lassen, falls die Situation zu gefährlich wird?!“, sprach nun Fenris endlich das aus, was Anders und Varric ebenfalls wie eine bedrohliche Ahnung auf dem Magen schlug. Die grasgrünen Augen betrachten Morana ernst, durchdrangen sie wie so häufig. Seine Arme hatte er abwehrend vor der Brust verschränkt und wartete auf eine Antwort. Anders und Varric hingegen sahen ihre Anführerin entsetzt an und als diese dann noch nicht mal antwortete, konnten sie es nicht glauben. „Nein, Hawke! Auf keine Fall!“, entfuhr es Varric wütend und er wehrte den Gedanken schon mit seinen Händen ab. „Kssssch! Sei still, Varric, oder sie hören uns noch!“, zischte die Kriegerin und blickte ihn ernst an. „Wie sollen wir ruhig bleiben, wenn du dich quasi opfern willst?“, fuhr auch Anders sie wütend an und knallte seinen Stab verärgert auf den Boden. „Ich will doch nicht...oh man, ihr versteht das völlig falsch...“, versuchte Morana zu beschwichtigen und fuhr sich einmal komplett durchs Haar. „Ich will ja hier kein Selbstmordkommando starten, ok? Aber wenn es keine andere Wahl gibt, dann ja. Dann möchte ich, dass ihr flieht, während ich so viel Dunkle Brut ablenke wie möglich.“ Bevor Morana sich versah, hatte Anders sie gepackt und gegen die Felswand gedrückt. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie ihn an, doch der Magier erwiderte den Blick mit einen vernichtenden. „Anders...“ „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich das zulasse, Hawke!“, fuhr er sei wütend an. So wütend hatte Morana ihn noch nie erlebt. Sein Körper bebte unter der Robe und seine Augen funkelten zornig auf. Morana schluckte unwillkürlich, hielt seinem Blick aber stand. Sie wusste tief in ihrem Innersten, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte und ihr war auch klar gewesen, dass keiner der drei sie so einfach akzeptieren würde. Doch es war ihre Wahl, ihr Verantwortungsbewusstsein und deshalb durfte sie sich nicht so leicht davon abbringen lassen. Morana würde ihre Freunde beschützen, egal ob diese es wollte oder nicht. Anders keuchte und schien sie förmlich mit ihren Blick zu durchbohren. Varric hätte schwören können, dass jeden Moment Gerechtigkeit hervordringen und sie angreifen würde. Die braun farbenen Augen von Anders begannen bereits leicht bläulich zu glühen, doch noch bevor etwas passieren konnte, hatte Morana ihre kurzzeitige Paralyse überwunden und ihre Ernsthaftigkeit wiedererlangt. „Es ist meine Entscheidung, Anders!“, sprach sie ernst und zog die Augenbrauen zusammen. „Die wir aber nicht akzeptieren.“, pflichtete Varric seinem Freund bei. Morana stöhnte genervt auf. Sie hatte ja geahnt, dass die Jungs stur seien würden, aber so sehr? Sie schloss kurz die Augen, sammelte all ihre Willenskraft und löste sich mit einem kräftigen Ruck aus Anders Griff. Irritiert blinzelte dieser, doch Morana war bereits unter seinen Armen hindurch getaucht und trat auf den Torbogen zu, wo die Dunkle Brut auf sie wartete. „Ich erwarte nicht, dass ihr es toleriert, aber, dass ihr es akzeptiert. Ihr habt euch entschlossen mir zu folgen und somit liegt euer Leben in meiner Verantwortung und ich sorge dafür, dass ihr hier lebend wieder rauskommt. Wenn dafür als letztes Mittel mein Leben notwendig sein sollte, dann soll der Erbauer mich zu sich holen. Aber ich werde nicht mit der Schuld leben, nicht alles getan zu haben um euch zu schützen. Und wisst ihr was? Es ist mir egal, ob ihr damit einverstanden seid oder nicht. Ich bin die Anführerin, nicht ihr! Also ist es meine Entscheidung wie ich diese Mission beende.“ Morana sprach die Worte ernst und voller Bedacht, wog jedes einzelne genau ab und sprach es voller Endgültigkeit. Keiner sollte ihre Autorität in Frage stellen. Ihre Kameraden erwarteten doch schließlich immer von ihr, dass sie Wunder vollbrachte und sie aus den aussichtslosesten Situationen führte. Dann sollten sie auch ihre Entscheidungen hinnehmen. Innerlich schnaubte sie erbost, ließ sich aber nach außen hin nichts anmerken. Voller Kraft ging sie langsam zum Torbogen, wobei sie ihr mächtiges Schwert zog. Morana war bereit für den Kampf, egal wohin er sie führen würde. So oder so hatte er etwas Endgültiges. Varric, Anders und Fenris betrachteten sie überrascht, von ihren starken Worten völlig überrumpelt. Hilflos sahen sie sich, denn nun war ihnen klar, dass sie Hawke niemals davon abhalten würden, egal wie sehr sie es versuchen würden. Wenn die Kriegerin erst mal einen Entschluss gefasst hatte, dann zog sie diesen durch. Die Art wie sie ging, ruhig und voller Würde, von dem sanften Schimmer der Steinlampen erstrahlt, ließ sie wie eine Heldin wirken, die jede Schlacht gewann. Wie geschaffen für Varrics Geschichten. Doch Fenris zweifelte an alle dem. Er glaubte nicht, dass dieses starke, ruhige Selbstbewusstsein die wahre Hawke zeigte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass jemand so stark sein konnte, so frei von Zweifeln und jeglicher Angst. Doch noch mehr verwirrte ihn ihr Entschluss. Für den Elfen war es fast unmöglich zu begreifen, dass die Kriegerin bereitwillig ihr Leben opfern würde, nur damit sie überlebten. Es deckte sich einfach nicht mit dem, was er bisher auf der Welt gesehen hatte. Auf dem brutalen Weg, welchen er bisher bestritten hatte und den er sein Leben nannte, hatte Fenris nur gesehen, wie jeder Mensch und jeder Elf bloß an sich dachte und für seine eigenen Interessen kämpfte. Morana hingegen widerlegte bisher alles, was er gelernt hatte. Was für einen Nutzen hätte es für sie, wenn sie sich opferte? „Hawke...“ Es dauerte einige Sekunden bis der Tevinther Elf sich endlich durchrang zu fragen. Seine Stimme unterbrach die unangenehme Stille, die geherrscht hatte, wie ein Paukenschlag, obwohl er ruhig, fast schon zögernd gefragt hatte. Morana hielt inne, wandte sich aber nicht zu ihm um. „Ja...?“, antworte sie mit ruhiger Stimme. Zu ruhig. Fenris hörte wie sie vor unterdrückter Wut bebte, doch er musste es wissen. Die Frage nagte an seinen Gedanken wie eine hungrige Ratte an einem Stück Käse. Morana war ernsthaft überrascht. Sie hatte mit einem weiteren Einwand gerechnet, deshalb war sie erstaunt, als gerade Fenris sie ansprach. Eher hätte die junge Kriegerin vermutet, dass Varric sich ihr in den Weg stellen würde. „Warum...“ Fenris zögerte kurz, holte dann aber tief Luft. „Warum tust du das für uns?“ Nun war es offiziell: Morana war platt. Irritiert runzelte sie die Stirn, doch dann ging ihr ein Licht auf. Fenris kannte keine Freundschaft. Woher sollte er es also wissen? Sie drehte den Kopf zu Fenris rum und in diesen Moment strahlten ihre Augen von solch einem intensiven Blau, wie Fenris es noch nie in seinem Leben gesehen hatte. „Warum? Weißt du das wirklich nicht, Fenris?! Weil ihr meine Freunde seid und ich kümmere mich um meine Freunde, darum.“ Ihr Blick, während sie das sagte, durchdrang das Herz des Elfen. Er war so stark, so voller Entschlossenheit, wie er es bisher selten gesehen hatte. Hawke sagte die Wahrheit, daran bestand für ihn nun kein Zweifel. Seine Gefährtin meinte es ernst und widerlegte alles, was er bisher erlebt hatte. Einige Momente lang sah Morana ihn mit diesen durchdringenden Blick an, dann wandte sie sich aber ab und trat voller Siegeswillen in die Halle. Die Horde Dunkler Brut grunzte irritiert und wandte sich zu ihr um. Keiner ihrer Gefährten sah, wie ein trauriges Lächeln sich auf die Lippen der Kriegerin legte, bevor sie mit einem Kampfschrei in die Menge warf. Mögen der Erbauer, Mutter und Bethany ihr vergeben! Fenris blickte zu seinen zwei Kameraden, die sogar leicht schmunzelten. Sie kannten Morana schon länger und somit ihre starke Loyalität. „Macht sie immer so etwas?“ „Oh ja. Was meinst du, warum ich sie zur Heldin meiner Geschichten erwählt habe? Bloß auf Grund ihrer Schönheit? Ah Aaah“ Varric wedelte mit dem Zeigefinger tadeln vor Fenris Augen. „Das macht noch lange keinen Helden aus, mein lieber Grübel Elf. Ein guter Held muss tragisch sein und bereits sein bis zum allerletzten zu gehen.“ „Hawke ist nun mal Hawke.“, bestätigte nun auch Anders resigniert. „Eine absoluter Idealistin und Sturkopf...“ Er seufzte und sah traurig zu seiner Freundin. „Irgendwann landet sie deswegen noch im Grab. Aber das ist auch der Grund, warum wir ihr bedingungslos folgen.“ Varric nickte zustimmend und zog Bianka von seinem Rücken. Fenris sah zu der Höhle, wo Morana bereits verbissen gegen vier Genlocks und zwei Hurlocks kämpfte. „Ist das so...?“, murmelte er nachdenklich und betrachtete ihren Kampf einige Augenblicke, dann jedoch glitt sein Blick zu den zwei gläsernen Flaschen in seiner Hand. Der rote und der gelbe Trank schwappten leicht unter seiner zitternden Hand, dann schloss sich seine Faust fester darum. Vorsichtig verstaute er das wertvolle Geschenk in seiner Tasche und zückte seinen Zweihänder. Tief Luft holend, schloss er die Augen und konzentrierte sich auf das Lyrium unter seiner Haut bis es erstrahlte und seinen fahlen Schein auf den Boden warf. Er würde ihr beistehen. Komme was da wolle! Morana duckte sich unter einem Axthieb hinweg und rammte den angreifenden Genlock ihren Schild in den Magen. Überrascht gurgelte dieser und taumelte einige Meter zurück. Morana hatte jedoch keine Zeit sich kurz zu erholen, denn nun stürmte ein Hurlock auf sie zu und drohte sie aufzuschlitzen. Geschickt drehte die Kriegerin sich um das Schwert herum, duckte sich und ließ ihre Klinge hervorschnellen. Sauber, mit nur einem Streich, durchtrennte sie die Hauptschlagader des Hurlocks- falls die Verfluchten so was besaßen. Das riesige Monster riss den Mund auf um zu kreischen, doch heraus kam bloß ein Gurgeln und Röcheln. Morana fixierte bereits den nächsten Gegner und zog ihr Schwert mit einem schmatzenden Geräusch aus dem Körper. Eine Schar von Dunkler Brut hatte sie umzingelt. Die Kriegerin warf einen Blick herum und sah, dass ihre Gegner sie eingekreist hatten. Na großartig. Das bedeutete mehr Arbeit. Na, dann sollten sie mal kommen. Sie würde kämpfen bis zum letzten Atemzug. Ein Hurlock, groß und mit von der Verderbtheit zerfressenem Gesicht, hob sein einfach gearbeitetes Schwert und deutete auf Morana. Die Genlocks grunzten verstehend und machten sich zum Angriff bereit. Auch Hawke war bereit. Ihr Griff um den Steg ihrer Klinge verstärkte sich und sie hob ihren mächtigen Schild vor ihr Gesicht. Mit schmalen Augen, die ständig hin und her huschten, behielt sie jeden einzelnen Gegner im Blick. Ihr Atem ging ruhig, doch jeder Muskel ihres Körpers war angespannt, wartete auf einen Angriff. Lange auf sich warten ließ die Dunkle Brut auch nicht. Immer mehr stürmten auf die junge Kriegerin zu. Konzentriert beobachtete sie jede Bewegung und konterte jeden Angriff so sparsam wie möglich. Morana wollte keine unnötige Energie verschwenden. Ruhig und gezielt tötete sie so viele Dunkle Brut wie möglich mit nur einem Streich. Sie kämpfte verbissen und konzentriert, ein Dunkler nach dem anderen fiel ihrer Klinge zum Opfer. Da vernahm sie das Klirren von aufeinandertreffenden Metallwaffen und wandte für einen kurzen Moment den Blick ab. Nicht unweit von ihr hatte sich Fenris in Kampfgetümmel gestürzt. Mit starken, geschmeidigen Bewegungen schwang der Elf seinen Zweihänder in halbmondförmiger Bewegung und mähte förmlich die Verfluchten um. Falls auch das nichts nützte oder ein Gegner es doch schaffte seiner Waffe zu entkommen bekam er die Macht des Lyriums zu spüren: Fenris fuhr mit seiner Faust in dessen Körper und zerquetschte ihre Eingeweide. Flüchtig, nicht mehr als ein Augenblick, trafen sich ihre Blicke und die Zeit schien kurz stillzustehen. Obwohl sie so weit von einander entfernt waren, sahen sie sich tief in die Augen. Moranas Blut begann unwillkürlich zu rauschen und sie konnte gerade noch verhindern, dass sie rot wurde. Die Blicke des Elfen aus Tevinther waren so intensiv, dass sie meinte, er könnte in ihr Inneres sehen. Die junge Kriegerin erwiderte den Blick ebenso ausdrucksvoll und einige kurze Wimpernschläge lang, sahen sie sich einfach an, dann nickte Fenris ihr zu. Es war eine einfache Geste, doch auf unerklärliche Weise gab sie Morana neuen Mut und Kraft. Danach wandte er sich einem angreifenden Hurlock zu und köpfte ihn, als ob es das einfachste der Welt wäre. Blut spritzte, doch Fenris hatte bereits gut einen Meter zur nächsten Schar von der Dunklen Brut hinter sich gebracht. Auch Morana wurde jäh in die Realität zurückgeholt, als sie das Sirren einer Klinge vernahm, die die Luft zerschnitt. Instinktiv warf die Kriegerin sich zur Seite und rollte sich über den Boden ab. Keine Sekunde zu früh, denn die Axt eines Hurlocks verfehlte sie nur um wenige Millimeter. Missmutig knurrte Hawke und bleckte die Zähne. Was erlaubte dieser Mistkerl sich? Das würde er büßen. Den nächsten Schlag des Hurlocks blockte sie gekonnt mit ihrem Schild. Ruckartig hob Morana ihren Arm und stieß so die Axt des Hurlocks hoch, tauchte inzwischen unter seiner Waffe hinweg und tötete ihn mit einem gekonnten Streich. Ohne auch nur weiter nachzudenken stürmte sie zum nächsten Genlock und verwickelte ihn in einen Kampf. Wären ihre Gegner nur die Schar von Gelock und Hurlocks gewesen, so hätten die vier Freunde durchaus keine größeren Schwierigkeiten gehabt. Der einzige störende Faktor, der sich als äußerst hartnäckig erwies, war der Oger. Immer wenn Fenris oder Morana ihren Rhythmus gefunden und einen guten Stand gegen die Dunkle Brut erarbeitet hatten, musste der Koloss sich einmischen. Entweder riss er einen riesigen Gesteinsbrocken aus der Wand, was den Thaig jedes Mal wie bei einem Erdbeben erzittern ließ, oder er stürmte mit seinen gigantischen Hörnern voran. Dabei riss er zwar auch immer eine große Schar Dunkler Brut mit sich, doch die beiden Krieger mussten ebenfalls seinen Angriffen ausweichen und sich so auf eine völlig neue Situation einstellen. Manches Mal trat der Oger auch nur zornig auf und schickte so eine Erschütterungswelle durch die Halle, dass es Morana fast jedes Mal von den Füßen riss. Es war wirklich nervig! Erschwerend hinzukam, dass auf jeden getöteten Genlock oder Hurlock gefühlte fünf neue aus den finsteren Tunneln drangen. War hier irgendwo ein Dunkle Brut Bienenstock oder was? Genervt schnaubte die Kriegerin und erstach dabei nebenbei einen Genlock. Eine halbe Stunde kämpften sie bereits gegen die Dunkle Brut- doch Morana kam es wie eine halbe Ewigkeit vor. Die Kriegerin spürte bereits die Erschöpfung, die an ihren Knochen nagte. Das ständige Angespannt sein und sich konzentrieren müssen, zehrte an ihrer geistigen Kraft. Morana spürte, wie sie immer unkonzentrierter und langsamer in ihren Reaktionen wurden. Varric und Anders unterstützten Fenris und sie zwar wirklich gut und hielte die größte Menge der Dunkle Brut auf Abstand, doch sobald Morana den Kreis von den verdorbenen Monstern durchdrungen hatte, war bereits der nächste formiert. Mit jedem Schwerstreich wuchs ihre Verzweiflung. Sie würden niemals hier rauskommen! Ein Genlock neben ihr schrie voller Kampfeslust und hieb stümperhaft mit seiner verrosteten Axt auf sie ein. Morana sprang zurück, machte eine halbe Drehung um den nächsten Schlag auszuweichen und stand nun neben den Genlock. Ihre treue Klinge blitzte im Licht der Steinlampen an den Wänden auf, bevor sie in die Kehle des Ungeheuers glitt. Blut spuckend sank dieser in sich zusammen und verdrehte qualvoll die Augen. Morana hingegen zog ihr Schwert ruhig aus dem ranzig stinkenden Fleisch und gönnte sich einen Moment um Luft zu holen. Erschöpft wischte sich die Kriegerin einen Schweißtropfen von der Stirn und holte bewusst tief Luft. Ihre Lungen schmerzten bereits so sehr, dass dieser Atemzug beinahe brannte. Es war nicht das erste Mal, dass Morana längere Zeit am Stück kämpfen musste und es war auch nicht ihr erster Kampf gegen die Dunkle Brut, doch empfand sie diesen sowohl körperlich als auch geistig als besonders anstrengend. Vielleicht lag es an der schweren, stehenden Luft hier unten so tief unter der Erde, sodass jeder Atemzug anstrengend wurde? Oder an der dicken Schicht aus Staub, die ihnen teilweise die Sicht nahm? Lag es daran, dass sie sich sowohl auf ihre unmittelbaren Gegner konzentrieren musste und zeitgleich auch noch den Oger im Auge behalten musste? Die Kriegerin wusste es nicht, doch sie spürte, wie ihr Körper immer müder wurde. Ihr Herz schlug außergewöhnlich schnell und sie hörte das Blut wie ein großer Strom in ihren Ohren rauschen, wohingegen ihr Atem träge und schwer ging. Morana musste bewusst tief Luft holen um ihre Lungen mit Luft zu füllen. Seit sie den Kampf begonnen hatte, hatte sie das Gefühl, dass ihr Arm mit immer mehr Gewichten behangen worden war und auch der, der ihr Schild hielt, zitterte bereits leicht. Bald würde sie zu müde und unkonzentriert sein und sie oder ihre Gefährten– Morana vermutete zumindest, dass es ihnen ähnlich wir ihr erging- würden beginnen Fehler zu machen. Etwas, was für sie alle höchstwahrscheinlich tödlich enden würde. Und sie verspürte nun wirklich nicht den Drang die scharfen Zähne der Monster zu spüren, wie sie sich in ihr Fleisch bohrten und wie die Verderbnis dann langsam, schleichend wie das Gift einer Schlange in ihrem Körper ausbreiten würde. Allein bei dem Gedanken schüttelte die Kriegerin sich. Oh nein, darauf war sie wirklich nicht scharf. Zumindest waren sowohl Fenris- soweit Morana es beurteilen konnte- als auch sie selbst unverletzt geblieben. Zwar hatte die junge Kriegerin einige Schrammen an ihren Armen und eine an der Wange abbekommen, welche nun unangenehm pochten, doch es war nichts Ernstes, sodass Anders sich darauf konzentrieren konnte die Dunkle Brut mit Eis und vor allem mit Feuer- oh wie sehr schmerzte ihnen das helle Licht von Anders Flammen- im Schach zu halten. Plötzlich vernahm Morana ein lautes Knistern über ihr und sie blinzelte irritiert. Ein heißer Windhauch strich über ihre Wange und ließ die Kriegerin erschauern. Woher kam diese plötzliche Hitze? Zuvor war es doch eher kühl soweit unter der Erdoberfläche gewesen. Woher kam also auf einmal diese Hitze? Und...Moment! Kam sie von oben? Morana sah hob den Kopf und weitete entsetzt ihre Augen. Ein gigantischer Feuerball kam von der Decke her auf sie zu gerast, sie konnte das Knistern bereits hören. Lediglich im letzten Moment gelang es ihr, der drohenden Gefahr zu entkommen. Erschrocken und keuchend rutschte sie einige Meter über den harten Boden. Woher kam der Feuerball? Morana sah sich um und bemerkte, das auf einen einem Radius von gut drei Metern immer wieder Feuerbälle zu Boden fielen und die Dunkle Brut in Panik versetzte. Irritiert zog die Kriegerin die Stirn kraus. War vielleicht ein Gesandter für diesen Zauber verantwortlich? Die Dunklen in den abgewetzten Roben waren die einzigen ihrer Artgenossen, die sprechen und zaubern konnten. Morana war bisher nur einen Schüler begegnet, aber der war schon unheimlich gewesen. Ein echter Gesandter würde zu einer aussichtslosen Situation führen. Doch egal wie sehr sich Morana umschaute, sie konnten keinen entdecken. Nach einigen Momenten ging Morana aber ein Licht auf und murrte, wobei sie ihre Angriffstellung aufgab. „Verdammt, Anders, pass doch auf! Du hättest mich beinahe verbrannt!“, rief sie laut und genervt zu gleich- den Rücken dem Magier zugewandt. Sie würde die Dunkle Brut trotz ihrer Panik aufgrund des hellen Lichtes nicht aus den Augen lassen. „‘tschuldige, Hawke.“, kam die verlegene Antwort aus einigen Meter Entfernung, sodass sie unter den Angstschreien fast gar nicht zu hören war. „Ich wollte nur mal einen neuen Zauberspruch ausprobieren.“ „Das ist ja schön und gut, Anders, aber tu das beim nächsten Mal bitte nicht in meiner Nähe! Ich habe keine Lust als gebratener Spiel zu enden.“, knurrte sie und fügte leiser hinzu: „Verdammt, er hat mir doch glatt ein paar Haarsträhnen verbrannt.“ Varric und Anders hörten es dennoch und warfen sich ungläubige Blicke zu, doch Varric konnte sich ein kleines Lachen nicht verkneifen. Hawke war echt unglaublich. Auch Anders schmunzelte. Er könnte es sowieso nicht noch mal machen, selbst wenn er es zu gern getan hätte um Hawke noch einmal zu ärgern. Er hatte kein Mana mehr und seinen Trank wollte er aufbewahren, bis wirklich Heilung benötigt wurde. Morana entging nicht, wie sehr es ihre Freunde amüsierte und mit puterrotem Kopf fegte sie durch die Gegner Schar um die neue Situation wenigstens sinnvoll zu nutzen. Ein Dunkler nach dem anderen fiel ihrer Klinge zum Opfer, während sie selbst auf jeden Schatten achtete um im Zick Zack den noch immer einen Inferno gleichenden Feuerbällen auszuweichen. Plötzlich durchdrang ein schmerzerfüllter Schrei die von Anspannung vibrierende Luft. Morana stockte und hielt in ihrem Kampf inne. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte sie, dass es sich um den Todesschrei eines Dunklen handelte, denn er war so fremd, so wild wie ein Urschrei, doch dann wurde ihr klar, dass es nicht die kratzige Stimme eines Genlocks war oder die kehlig, röchelnde eines Hurlocks. Doch woher kam er dann? Morana fuhr herum und erstarrte zu Eis. Ihr Herzschlag beschleunigte sich so sehr, dass sie fürchtete es würde ihr aus der Brust springen. Am anderen Ende der Halle lag Fenris auf dem Boden von einer Schar Leichen der Dunklen Brut und umringt von einem Meer ihres Blutes, doch das war nicht das Erschreckende an diesem Bild. Fenris war nicht einfach umgeworfen worden von einem Schild oder ähnlichem. Nein! Sein linkes Schienbein war von einem Bolzen einer Armbrust durchdrungen worden und nagelte ihn an den Boden. Das feine Gesicht des Elfenkriegers war zu einer schmerzerfüllten Grimasse verzerrt, während seine Hände verzweifelt am Schaft pfriemelten um den Bolzen wieder herauszuziehen. Jedoch zuckte er jedes Mal schmerzerfüllt zusammen, wenn er ihn nur leicht berührte. Was Fenris jedoch nicht sah, Morana jedoch sehr wohl, war, dass der Oger nun endgültig die Faxen dicke hatte. Anders hatte ihn wohl genug geärgert mit seinen Zaubern, sodass er seine Wut nun an dem hilflosen Elfen auslassen wollte. Mit einen wütenden Knurren riss er einen gewaltigen Felsbrocken, ungefähr so groß und breit wie Morana selbst, aus einer der Säulen. Der gesamte Raum erbebte unter der tierischen Kraft des Giganten. Stein und Mörtel rieselte wie ein feiner, grauer Schnee von der Decke. Morana riss entsetzt die Augen auf und sie hatte das Gefühl, dass ihr Herz den Dienst verweigerte. Er würde ihn töten! Der Oger würde Fenris töten! Beim Erbauer was sollte sie nur tun?! „FENRIIIIIIIS!!!“, schrie Morana mit aller Kraft. Sie wollte ihn warnen, obwohl sie nicht wusste, was Fenris hätte tun können, festgenagelt auf den Boden, doch er hörte sie sowieso nicht. Viel zu sehr war er mit dem Versuch sich zu befreien beschäftigt, als dass er sie hätte wahrnehmen können. Der Oger knurrte wütend und spannte seine Muskeln an- bereit für den Wurf. Als Morana das sah, war ihre Starre wie gelöst. Die junge Kriegerin spurtete los, als würde es um ihr eigenes Leben gehen. So schnell sie konnte rannte sie durch den Raum, warf mit ihrem Schild jeden Gegner um, der es wagte sie aufhalten zu wollen. Ein Blick zum Oger zeigte, dass ihr nur noch wenig Zeit blieb um die restliche Strecke hinter sich zu bringen, da dieser den Felsbrocken bereits über seinen Kopf gehoben hatte. Noch fünf Meter trennte sie von ihrem Kameraden. Das Adrenalin raste durch ihren Körper und ihr Herz schlug schmerzvoll gegen ihre Brust, doch Morana ignorierte es. Das einzige was für sie zählte war, dass sie ihren Freund rettete. Einen Genlock, der sich ihr in den Weg stellte, zertrümmerte Morana mit dem Rand ihres Schildes den Schädel ohne es selbst wirklich zu bemerken. Dann, mit einem tiefen Schrei, schmiss der Oger den Felsbrocken. Nun spürte auch Fenris, dass er Gefahr schwebte und sah nach oben. Die grünen Augen wurden riesig vor Angst und er erstarrte. Der Schatten des Brockens zeichnete sich bereits auf seinem Gesicht ab. Morana fluchte innerlich und peitschte noch mehr aus ihren Körper heraus, auch wenn sie wusste, dass es beinahe aussichtlos war. Wie in Trance rannte die Kriegerin wie sie noch nie im Leben gerannt war. Schritt um Schritt, Stück für Stück kamen sowohl Morana als auch der Felsentrümmer dem Elf immer näher- in einem stillen Wettlauf gefangen. Wer würde ihn eher erreichen? Erst im allerletzten, ja wirklich im aller Letzen, Moment konnte Morana ihren Körper und vor allem ihr Schild schützend zwischen Fenris und dem Felsen schieben. Blitzschnell machte sie den Rücken krumm und legte ihren Schild auf diesen, von ihren beiden Händen abgestützt. Bereit die Masse abzufangen, auch wenn Morana wusste, dass sie dem schweren Stein kaum etwas entgegen zusetzen hatte. Da spürte Morana auch schon das Krachen auf ihren Rücken, die ungeheure Kraft entlud sich auf ihr. Mit aller Macht versuchte sie, sich gegen die Wucht zu stemmen, doch der Brocken war zu schwer. Zum Glück besaß ihr Schild einen Buckel, sodass der Felsen daran zerschellte, während er sie zu Boden warf. Keuchend lag die Kriegerin quer über dem Elfen und schnappte nach Luft. Sie war mit solcher Wucht zu Boden geworfen worden, dass es ihr die Luft aus der Lunge gequetscht hatte. „Hawke...“, flüsterte Fenris leise und sah sie überrascht an, doch Morana sah noch immer den Schmerz seiner Wunde in ihnen. Sie rappelte sich auf, wobei auch die letzten Bruchstücke des Gesteins rumpelnd von ihrem Schild rutschten. Langsam und stöhnend, hockte sie sich hin und wischte mit ihrem Arm über die Stirn. Dass sie dadurch den Ruß und Schmutz nur noch mehr auf ihrem Gesicht verteilte, bemerkte sie nicht. Langsam drehte sie ihren Kopf zu ihm um und lächelte leicht, doch augenblicklich wurde ihr Blick wieder ernst, als sie das frustriete Brüllen des Ogers vernahm, doch dann hörte sie schon das vertraute Sirren einer Schar von Bolzen, die über ihren Kopf hinweg flogen. Varric würde es zumindest für eine kurze Weile schaffen den Oger abzulenken. Sie sah zu dem noch immer gefesselten Bein und zog die Augenbrauen hinab und überlegte, was sie nun am besten tun sollte, dann sah sie zu Fenris und hielt ihm ihren Arm hin. „Beiß rein!“, forderte sie ihn ruhig auf, doch Fenris sah sie verständnislos an. Der Schmerz hatte seine Gedanken vernebelt und er verstand nicht, was sie von ihm wollte. Obwohl Moranas Rüstung aus Silberit geschmiedet worden war, trug sie dennoch Handschuhe und Unterarmschützer aus Leder, da sie so ein besseres Gefühl für ihre Waffe besaß. „Beiß rein.“, sagte sie noch einmal bestimmter, aber doch mit einem sanften Ton. Nun verstand er auch. Vorsichtig stützte sich Fenris auf seine Armen ab und biss in das Leder. Es schmeckte widerlich. Ranzig und abgestanden von den vielen Kämpfen, doch er ahnte was auf ihn zu kam und er wollte Morana nicht noch mehr in Schwierigkeiten bringen. Er war so ein Idiot! Er hätte besser aufpassen müssen. Dieser Gedanke drang sogar noch den Nebel seiner vor Schmerz gelähmten Gedanken. Morana kniete sich mit ihrem rechten Bein eine handbereit neben den Schaft und drückte es so noch zusätzlich auf den Boden. Sie hatte jedoch nicht bedacht, dass dieser sich dadurch noch mehr in der Wunde bewegte und so noch mehr Muskeln und Nerven beschädigte. Fenris Körper bäumte sich auf und zitterte, sackte dann schließlich kraftlos zusammen. Morana stützte ihn geistesgegenwärtig ab. Stöhnend schloss der Elf die Augen und biss nun beinahe dankbar noch fester in das Leder. Ihre blauen Augen sahen ihn entschuldigend an. Es tat ihr wirklich leid. Sie wollte ihm nicht wehtun, doch sie hatte keine andere Wahl. Der Bolzen musste sich lösen oder er würde hier unten festsitzen und entweder verhungern oder sich in einen der Dunklen Brut verwandeln. Beides würde Morana nicht akzeptieren. Fenris öffnete seine unendlich tiefen Augen und sah sie an. In ihnen funkelte nun nicht mehr nur der Schmerz, sondern auch ein Feuer der Entschlossenheit. Morana erwiderte den Blick und legte vorsichtig die Hand um den Schaft, wobei sie versuchte ihn so wenig wie möglich zu bewegen. Fenris zuckte leicht zusammen und ein angestrengtes Keuchen entwich ihm. „Bist du bereit?“, fragte Morana ihn ernst. Fenris zögerte einige Momente, nickte dann aber soweit es ihm möglich war. Die Kriegerin holte tief Luft und spannte ihren Muskeln an, dann zog sie in einem Ruck den Armbrustbolzen aus dessen Schienbein. Blut spritzte aus der kreisrunden Wunde und floss an dem dunklen Leder von Fenris Rüstung hinab. Fenris selbst biss so tief in ihren Handschuh, dass sie es sogar auf ihrer Haut schmerzhaft spürte. Sein schlanker Körper erzitterte vor innerer Qual und Schweiß tropfte von seiner Stirn. Morana sah ihn an, zögerte kurz und strich dann beruhigend durch sein silbernes Haar. Sofort löste der ehemalige Sklave sich von dem Handschuh und sah sie überrascht an. Auf unerklärliche Weise schlug sein Herz schneller als er ihr schüchternes Lächeln sah, obwohl die schlimmste Schmerzenswelle vorbei war. „Ge...geht es, Fenris?“, stotterte Morana verlegen und holte tief Luft um sich wieder zu fangen. Wieso war sie aus der Fassung? Was war los? Morana schüttelte ihren Kopf um diese schwirrende Gedanken loszuwerden, denn hinter ihnen brüllte der Oger erneut. Offensichtlich hatte er genug von Varrics und Biankas Spiel. Morana ignorierte ihn aber. Vorerst. Nun stand das Wohl ihres Freundes an erster Stelle. Um den Koloss konnte sie sich noch später kümmern. „Ja...“, keuchte Fenris. „Geht schon. Danke, Hawke. Ehrlich, vielen Dank. Du hast mich gerettet.“ „Schon in Ordnung.“, lächelte sie. „Also...dann trink mal deinen Heiltrank und dann kümmern wir uns um den O...“ Urplötzlich legte sich etwas von hinten um ihre Hüfte und hob sie hoch. Morana versuchte zu schreien, doch kein Laut drang aus ihrem Mund, denn der Druck war so groß, dass es ihr die Luft aus der Lunge presste. Einen Meter, zwei Meter, drei Meter! Immer mehr entfernte sich der Boden von ihr- und von einem entsetzten Fenris. Sie wand sich wie ein Aal und zappelte, versuchte irgendwie frei zu kommen, doch der Griff war zu fest. Sie hätte doch den Oger beobachten sollen. Verdammt! Das hatte sie nun davon. „HAWKE!!!“, hörte sie Fenris entsetzt unter ihr schreien, doch er klang schon so weit weg. Eine bleierne Schwere legte sich über ihre Augen und sie spürte wie die Ohnmacht immer näher kam. Der Oger grunzte zufrieden und hob den Störenfried vor seine Augen. Morana schwebte nur gut einen halben Meter vor seinen kleinen, schwefelgelben Augen in drei Metern Höhe. Das große Maul des Ogers war weit aufgerissen und die junge Kriegerin sah sogar verwestes Fleisch zwischen seinen Zähnen hängen- dabei brauchte Dunkle Brut doch gar keine Nahrung um zu Überleben. Ein fauliger, ranziger Geruch waberte Morana entgegen und führte zu einem unkontrollierbaren Würgereiß. Der Oger hingegen verstärkte seinen Griff, woraufhin Morana entsetzt jappste und gezwungen war auszuatmen, wodurch seine Hand sich noch enger um den zierlichen Körper schloss. Wieso verdammt nochmal kam sie sich gerade vor wie eine dieser Glaspuppen, die zu fest angefasst wurde? Der Koloss beäugte hingegen Morana misstrauisch und knurrte wütend. Er legte seinen Kopf in den Nacken, sodass seine zwei gigantischen Hörner beinahe in dessen Rücken bohrten und hob Morana über sich. Sie kreischte auf und klammerte sich in den Arm, denn nun hing sie auf einmal mit dem Kopf nach unten. Sofort schoss ihr das Blut in den Kopf und sie spürte ihr Herz hinter ihrer Schläfe hämmern. Wie durch eine Nebelwand meinte sie die verzweifelten Rufe von Anders und Varric vernehmen zu können, doch durch die fehlende Luft glitten ihre Gedanken nur noch träge dahin. Verzweifelt versuchte Morana ruhig zu atmen, da ihre Luft allmählich knapp wurde, doch der eiserne Griff des Ogers verhinderte das. Ihre Rippen schmerzten bereits unerträglich und sie hatte beinahe das Gefühl sie knacken zu hören. Jeden Augenblick würden sie brechen. Verdammt! Sie saß echt in der Misere. So sollte also ihre Geschichte enden? Varric würde sicher mit ihr schimpfen. Das war kein gutes Ende für die Geschichte von Hawke, die er schrieb. Jämmerlich. Dann spürte Morana wie ihr Brustkorb der Kraft der fünf Finger, jeder davon so breit wie sie selbst, nicht mehr standhalten konnten und brach. Ein gleißender Blitz des Schmerzes zuckte vor ihren Augen, als sich die gebrochenen Rippen in ihre Organe bohrten. Alle Kraft versiebte plötzlich aus ihrem Körper und sie spürte wie ihre Lebensgeister mit jedem weiteren Atemzug, wo sich die Rippen immer tiefer in ihre Lunge und ihren Magen bohrten, schwanden. Ein letzter, markerschütternder Schrei entwich Morana Hawke, dann wurde alles vor ihren Augen schwarz und ihr Körper hing schlaff wie eine Stoffpuppe in der Hand des Ogers. Fenris sah geschockt zu wie die Hand des Ogers sich um seine Retterin legte und sie vom Boden hob. Die Schreie von Hawke drangen in seine Knochen, ließen sein Herz erstarren. Verzweifelt versuchte er sie zu greifen, er stemmte sich soweit er konnte hoch, doch seine Hand griff ins Leere. Immer höher und höher hob der Koloss seine Kameradin. Fenris versuchte aufzustehen, versuchte sein Schwert zu heben um sie zu retten, doch sein Bein sackte ihm sofort weg und er brach stöhnend vor Schmerz zusammen. Eiskalter Schweiß lief seinen Rücken hinab und er war verdammt hilflos mit anzusehen wie Morana versuchte sich zu befreien. Er konnte nicht helfen, egal wie sehr er sich anstrengte, sein linkes Bein wollte ihm einfach nicht gehorchen. Schmerzhaft pochte es und raubte ihn fast den Verstand. Das einzige klare in seinen vernebelten Gedanken, fast so als würde er durch eine Nebelwand bloß einen Punkt fokussieren können, war Morana, wie sie schmerzerfüllt schrie. Jeder einzelne durchdrang sein Herz wie der Bolzen vorhin sein Schienbein. Noch nie hatte Fenris Vergleichbares gefühlt. Vielleicht, weil noch nie Jemand so etwas für ihn getan hatte. Morana hatte ihm das Leben gerettet und ihr eigenes dabei riskiert, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, dabei hatte Fenris bisher immer das genaue Gegenteil gesehen. In seinem bisherigen Leben hatte sich niemanden auch nur einen Dreck um ihn geschert es sei denn er hatte ihn dafür bezahlt. Verdammt! Fenris fluchte innerlich. Irgendwas musste er doch tun können! Er hasste es hilflos zu sein. Bloß was konnte er nun tun, wo ihn sein Bein den Dienst verweigerte? Wut begann in ihm zu brodeln, geschürt von seiner Verzweiflung und Hilflosigkeit und fand ihren grausamen Höhepunkt, als Moranas Rippen gebrochen wurden und er ihren letzten Lebensschrei vernahm. Es musste etwas geschehen, sonst würde Hawke sterben. Fenris knurrte wütend und warf einen stechenden Blick zu den beiden verbleibenden Gefährten. „Verdammt, Magier! Nun tu doch was!“, heischte er Anders, welcher ihn irritiert und erbost zugleich ansah. Die Augenbrauen des Magiers senkten sich tief über die Augen, doch sein Blick wurde dann machtlos und er zuckte hilflos mit den Schultern. „Ich habe kein Mana mehr.“, antworte Anders monoton, sein Blick erschrocken auf Morana gerichtet, deren Körper schlaff vom Oger hin und her geschwenkt wurde. „Großartig.“, murrte Fenris und konnte es nicht fassen. „Unser Heiler hat kein Mana mehr. Da verlässt man sich einmal auf einen Magier und was passiert…?“ „Es ist gut jetzt!“, fuhr erstaunlicherweise Varric dazwischen und musterte seine Gefährten streng, als Anders schon zu einer garstigen Antwort ansetzte. „Wir haben jetzt andere Probleme als eure Streits! Wir müssen Hawke retten, schon vergessen?“ Sofort verstummten die beiden Streithähnen noch bevor sie richtig losgelegt hatten. Varrics Mine war zu ernst und dass er keinen Scherz riss verstärkte die schreckliche Situation. Der Zwerg kniff die Augen zusammen und zielte mit Bianka auf den Oger. „Wie es aussieht muss der heroische Zwerg mal wieder die Situation retten. Wie immer.“ Mit diesen Worte, die eher wie ein zwanghafter Witz rüberkamen, betätigte Varric den Auslöser von seiner Armbrust und feuerte einen Bolzen mit enormer Wucht ab. Die Luft zischte wie eine bösartige Schlange, als er an Fenris Ohr vorbei flog und sich wenige Augenblicke später in das Schultergelenk des Ogers bohrten. Die Geschwindigkeit des Bolzens war so groß, dass er es sogar schaffte, den Oger zum Taumeln zu bringen, obwohl er selbst nicht tief eindrang. Der Koloss knurrte irritiert und ehe er sich versah, steckte bereits der nächste in seiner anderen Schulter. Es reichte um die Aufmerksamkeit des Kolosses von Hawke abzulenken und auf Varric zu konzentrieren. Die schwefelgelben Augen verengten sich und fokussierten nun Varric, der bereits Bianka nachlud. Durch den neu aufgetauchten Gegner, der es wagte ihn zu attackieren, war der Oger zu sehr abgelenkt und bemerkte nicht, wie seine Beute ihm langsam aus der Pranke glitt und zu Boden fiel. Mit einem dumpfem Geräusch, wie als wenn ein Sack Heu auf den Boden fiel, landete der schlaffe Körper der Kriegerin auf dem Boden, wo er seltsam gekrümmt liegen blieb. Fenris konnte es von seiner Position aus gut sehen und überlegte was er nun tun könnte. Durch das Taumeln des Ogers lag ihr Körper nun gut fünf Meter von ihm entfernt, also gerade eben außerhalb seiner Reichweite. Verdammt! Was konnte er tun mit seinem verletzten Bein? Der Elf richtete sich ein wenig auf und hörte dabei seine beiden Tränke klirren. Überrascht wandte er ihnen einen Blick zu und überlegte, ob er seinen Heiltrank nehmen sollte, doch er verwarf den Gedanken schnell wieder. Er wusste nicht was der Magier da hinter ihm tun würde und für alle Fälle wollte er den Heiltrank für Hawke aufbewahren. Vermutlich würde eine Heilung von gebrochenen Rippen eh länger dauern, als die Heilung seiner Wunde. Egal wie Fenris die Begebenheit in seinem Kopf hin und her sie führten zu einem einzigen Schluss: Er musste aufstehen! Oh ja, er freute sich schon tierisch auf die Schmerzen, doch sein Wille Morana zu retten war stärker als der unbewusste, angeborene Drang Schmerzen zu vermeiden. Somit begann ein Plan in dem Kopf des Elfen zu reifen und zu wachsen. Er musste dafür allerdings ein großes Opfer bringen: Einem Magier- und dass es sich dabei Anders, einem besessenen Magier, handelte, machte es nicht wirklich leichter- vertrauen. Kurz schloss er die Augen und sammelte sich- seine Willensstärke und seine Stärke. „Anders…“ Ja, er nannte den Magier ausnahmsweise, aber wirklich nur ausnahmsweise, beim Namen, denn er musste ihn mit einbeziehen. Als er den überraschten Blick von Anders als einen kalten Schauer auf seinem Rücken spürte, wandte er sich um und blickte ihn an. Es musste getan werden, er musste vertrauen, Fenris wusste das, doch es fiel ihm so schwer. „Trinkt deinen Manatrank und mach dich auf alles gefasst.“ „Wa...was?“, stotterte der Magier verwirrt. Er begriff nicht, was der Krieger vorhatte. „Was hast du vor, Elf?“, hakte auch Varric nach, wobei er jedoch den Oger nicht aus den Augen ließ, der allmählich zornig wurde und begann sich die Bolzen förmlich aus dem Fleisch zu reißen. „Ich werde Hawke da raus holen.“ „Bist du völlig verrückt? Mit deiner Wunde kommst du keinen Meter weit! Deine Knochen könnte zerbrechen, wenn du dein Bein belastest!“ Obwohl Anders Fenris und seine Einstellung wirklich schrecklich fand, war sein Heiler Dasein zu stark in ihm, als dass er hätte zulassen könnte, dass der Elf so etwas tat. Es war einfach nicht mit seinem Gewissen vereinbar. „Ich...habe keine andere Wahl. Varric wird den Oger nicht mehr lange beschäftigen können und wenn er sich beschließt uns anzugreifen wird er Hawke zerquetschen!“ Es kostete Fenris alle Mühe ruhig zu sprechen und nicht ungeduldig zu klingen. Die Zeit lief ihnen davon. Der Oger hatte fast alle Bolzen entfernt und an Varrics besorgten Ausdruck konnte er kennen, dass er nicht mehr viele übrig hatte. Wenn sie etwas tun wollten, dann jetzt, ansonsten war es zu spät. „Aber...warte noch bis ich es geheilt habe.“ „DU hast doch kein Mana mehr und bis der Trank wirkt ist die Zeit abgelaufen.“ Endgültigkeit schwang in seiner Stimme mit. Er duldete keinen Aufschub mehr und begann sich aufzurichten. Langsam, sich auf die Schmerzen vorbereitend, zog er sich an seinem Zweihänder hoch, den er zuvor in den Boden gerammt hatte. Fenris konnte schon spüren, wie sein Bein zu Zittern begann. Auf das Kommende wartend, biss er die Zähne zusammen und trat vorsichtig auf. Ein flammender Schmerz schoss sein Bein hinauf, schlang sich um sein Gehirn. Gleißende Blitze der Pein schossen vor seinen Augen auf, ließen ihn kurze Zeit erblinden. Fenris stöhnte gequält auf, sackte am Griff seines Schwertes zusammen, während eiskalter Schweiß seinen Rücken hinab lief. Doch er kämpfte gegen jeglichen Protest seines Körpers eisern an. Sie brauchten Hawke um hier heraus zu kommen und außerdem war er nicht gewillt sie hier unten zurücklassen. Nicht nachdem sie ihn gerettet hatte. Das Zittern in seinem Bein verstärkte sich und der Schmerz vermischte sich nun auch noch mit einem unangenehmen Pochen, sodass es Fenris all seine Willensstärke kostete um nicht wieder einzusacken. Am liebsten wäre er ohnmächtig geworden und in die eisige Kälte getrieben so wie damals, als das Lyrium in seine Haut eingebrannt worden war und er nach einiger Zeit einfach durchs Nichts glitt und nichts mehr wahrnahm. Dieser dunkle Nebel, der ihm alle seine Erinnerungen nahm, aber vor dem Wahnsinn bewahrte. Eine Schutzreaktion seines Körpers. Aber nun konnte er sich das nicht erlauben, er musste es durchstehen. Rückblickend stellte er sogar fest, dass dieser Schmerz harmlos im Vergleich zum Ritual war. Nein! Fenris ermahnte sich selber und zwang sich zur Konzentration. Allmählich ebbte die gleißende Schmerzenswelle ab, sodass Fenris den nächsten Schritt wagte. Der Krieger sammelte seine Willensstärke und rannte dann los. Jeder einzelne Schritt war eine schier endlose Qual. Die Schmerzen wurden mit jedem Schritt stärker, doch Fenris zwang sich zu jedem Einzelnen, denn er wusste, würde er jetzt stehen bleiben, könnte er keinen einzigen Schritt mehr tun. Keuchend taumelte er, so hätte er die sechs Flaschen Aggregio Pavali auf einmal getrunken, auf den regungslosen Körper der Anführerin zu. Kalter Schweiß rann seinen Rücken hinab, doch Fenris fokussierte seinen Blick auf die bewusstlose Hawke, damit sein Geist nicht fortglitt. So rannte er immer weiter, den flammenden Sturm aus Schmerzen ignorierend. Der Oger war es inzwischen leid von Varric eine Akkupunktur verpasst zu bekommen und stürmte auf den Zwerg zu. Der Boden bebte und das plötzlichen Erzittern warf Fenris aus dem Takt, sodass er nicht richtig auftrat und sein Bein ihm wegsackte, wodurch er stürzte. Zischend rutschte er ein wenig über den Boden und der raue Stein zerschnitt ihm die Haut, bis er schließlich mit den Kopf an Hawkes Beinen liegen blieb. Sofort sah Fenris auf und erblickte das Gesicht des Ogers, welches irritiert zu ihm hinabsah. Offensichtlich war er verwundert einen weiteren Gegner auszumachen, wo er doch gerade zu diesem kleinen nervigen Ding am Torbogen wollte. Die kleinen Augen musterten Fenris argwöhnisch, dann bleckte das Monster seine Zähne- fast so als würde es Grinsen. Fenris schluckte und versuchte sich aufzurappeln, doch dieses Mal schaffte er es nicht. Seine Kraft war aufgebraucht und sein Körper müde und erschöpft. Er wollte ihm nicht mehr gehorchen. Fenris sah zu Morana, die direkt vor ihm lag und zog sich langsam neben sie um nach ihr zu sehen. Offensichtlich waren viele Knochen in ihrem Körper gebrochen, denn er war vollständig verdreht und Blut war aus ihren Mund gelaufen und dort getrocknet. Die Verletzungen waren sogar noch schlimmer, als er befürchtet hatte. Eine Rippe hatte sich sogar durch ihre Rüstung gebohrt und ragte nun aus ihr heraus. Fenris knurrte wütend, musste sich aber erst einmal von ihr abwenden um sich um den Oger zu kümmern, bevor er ihr helfen könnte. Schnell warf er einen Blick zu Anders und sah, wie dieser gerade den Manatrank an seine Lippen setzte. Verdammt! Was hatte dieser Idiot von einem Magier bloß gemacht, während er gerannt war? Bis der Trank wirkte, hatte der Oger sie schön getötet. Also musste er sich mal wieder selbst helfen, wie immer. Ein Kampfesschrei des Ogers ließ den Kopf des Kriegers ruckartig herumschnellen. Der Koloss hob seinen massigen Fuß über sie und Fenris riss die Augen auf. Er wollte sie zerquetschen. Verdammt! Seine Gedanken begannen zu rasen. Deshalb hatte der Oger also gegrinst. Er warf einen Blick zu Hawke, die noch immer regungslos dalag. Hoffentlich lebte sie noch! Plötzlich, bei dem Anblick des hilflosen Körpers, flammte wilde Entschlossene in Fenris auf, wie als wenn sein innerer Wolf heulen würde. Die tiefgrünen Augen bekamen einen harten unerschütterlichen Ausdruck und mit seiner letzten Kraft hob er seinen Zweihänder hoch. Zum ersten Mal kämpfte er nicht für sich selbst, sondern für jemand anderes. Er wollte Hawke retten- so wie sie ihn gerettet hatte. Er würde nicht zulassen, dass sie dafür mit dem Leben bezahlte. Den Blick stramm auf den Oger gerichtet, kniete er sich hin- sein rechtes Bein in einem rechten Winkel aufgestellt. Mit beiden Händen streckte er seinen Zweihänder aus- kaum einen Augenblick zu früh. Der Wagenrad große Fuß senkte sich bedrohlich auf sie hinab, doch der Oger hatte nicht bemerkt, dass Fenris sein treues Schwert gezogen hatte. Statt die beiden Gegner zu zerquetschen bohrte sich die scharfe Klinge in dessen Fußsohle. Zitternd stemmte sich Fenris mit aller Kraft gegen das Gewicht, wobei seine Klinge ebenfalls auch in seine Handfläche schnitt. Zischend kniff der Elf die Augen zusammen, während der Oger ihn immer tiefer drückte. Blut tropfte aus seiner Schnittwunde an seinem Arm hinab. Verzweifelt versuchte Fenris das Protestieren in seinem linken Bein zu ignorieren, doch es fiel im ungeheuer schwer. Sein Körper schien aus einem flammenden Meer zu bestehen, doch er kämpfte die Brandung herunter und konzentrierte sich darauf sich dem Oger entgegen zu stemmen. Da entbrannte, wie der letzte Ausweg, eine neue Welle der Kraft in ihm, sodass er es schaffte die Klinge des Zweihänder noch tiefer in das ranzige Fleisch der Fußsohle zu schneiden. Jaulend schrie der Oger auf und hüpfte erschrocken nach hinten. Der Boden bebte jedes Mal, wenn der massige Körper des Kolosses auf dem Boden landete. Dadurch durchfuhr ein starker Ruck Fenris Arme, sodass er das Gefühl hatte, dass die Sehnen in ihnen gleich reißen würden. Mist! Der Oger würde ihn glatt mit in die Luft ziehen. Verzweifelt versuchte der Elf durch Ziehen und Ruckeln seinen Zweihänder aus dem Fleisch zu reißen, doch er saß viel zu fest und schließlich war es zu spät. Der Koloss der Dunklen Brut hatte Fenris in die Luft gerissen. Mit aller Kraft klammerte er sich an den Griff seines Schwertes. Wieso verlief eigentlich nie etwas nach Plan? Immer weiter sprang der Oger, vor Schmerzen brüllend, und verlor mit jedem einzelnen immer mehr das Gleichgewicht. Als er schließlich endgültig umfiel, hatte Fenris nicht mehr genügend Kraft um sich zu halten und wurde so in hohem Bogen durch die Luft geschleudert. Er sah die Fassaden des Thaigs an sich vorbeirasen und den Boden immer näher kommen. Nur wenige Augenblicke später schlug Fenris hart auf dem Boden auf. Jappsend rang der Elf nach Luft, während kleine Sterne vor seinen Augen tanzten. Unerbittlich kämpfte sich erneut ein Brechreiz nach oben und Fenris schaffte es bloß mit aller letzter Kraft diesen abzuwenden. Langsam rollte er sich leicht zur Seite und stützte sich hoch, während er die erneute Schmerzenswelle abwartete, die durch seinen Körper flammte. Benommen schüttelte er den Kopf und allmählich wurde sein Blick wieder klarer. Verdammt! Das hatte ihn aber ganz schön auf der Bahn geworfen. Vorsichtig tastete er an seinen Brustkorb und zischte. Einige Rippen waren geprellt, aber offensichtlich nichts gebrochen. Dafür bestrafte ihn sein durchschossenes Bein mit einen dumpfen, aber starken Schmerz, fast so als würde irgendwer mit einem Hammer immer wieder gegen seinen Knochen hauen. Keuchend hievte sich Fenris auf seine Arme, welche noch immer stark von dem Kraftakt zitterten und zischte, als ein beißender Schmerz durch seinen Arm zuckte. Überrascht sah er zu seiner linken Handfläche und sah einen feinen, sauberen, aber tiefen Schnitt aus dem unerlässlich Blut quoll und welcher unangenehm pochte. Die Klinge hatte wohl tiefer geschnitten, als er gedacht hatte. Nun ja, daran ließ sich nun auch nichts mehr ändern. „Hey! ELF!!!“, vernahm er dumpf durch das Rauschen seiner Ohren die Stimme von Varric. „Alles in Ordnung?!“ „Geht schon.“, keuchte er zur Antwort und drückte sich noch mehr hoch und wollte sich wieder aufrichten, da begann sein Körper zu kribbeln. Zuerst begann es in seinem Bein und zog sich dann durch seinen gesamten Körper. Für einen kurzen Moment schloss Fenris die Augen und genoss dieses Gefühl, während sich eine angenehme Wärme durch seine Adern zog. Die Schmerzen waren wie weggewischt und als Fenris die Augen öffnete, war die Wunde an seinem Bein vollkommen verschwunden. Verblüfft sah er zu Anders, welcher sich symbolischen Staub von den Händen klopfte und ihn mit einem „Magie ist gar nicht so übel, was?“ Blick ansah. Genervt verdrehte Fenris die Augen. Nun schuldete er den Magier auch noch was. Konnte sein Tag eigentlich noch schlimmer werden? Was Fenris jedoch nicht sah war, dass eine feine, weiße Narbe an seiner Handfläche übrig geblieben war. Anders hätte wirklich lieber Hawke geheilt als diesen Magier hassenden, immer rumnörgelnden Elfen, doch er hatte keine andere Wahl gehabt. So gern er es auch getan hätte, bis er Moranas Wunden geheilt und sie wieder zu sich gekommen wäre, wäre zu viel Zeit verstrichen. Es war wesentlich effektiver diesen Tevinther Elfensklaven zu heilen, damit er sich um Hawke kümmern konnte. Hoffentlich kam er auf die Idee seinen Heiltrank einzusetzen. Anders verschränkte die Arme und schnaubte. Wehe Fenris würde es verbocken, dann würde er ihn persönlich den Hintern versengen, da konnte er sich aber sicher sein. Mit dieser beruhigenden Gewissheit wandte sich Anders den sich nähernden Scharen von Dunkler Brut zu und konzentrierte seine Energie. Er spürte, wie die Magie in ihm zu pulsieren begann und gab ihr geistig eine Form, während er leise die Worte murmelte. Zwei glühend heiße Feuerbälle entstanden in seinen Händen und mit einem gezielten Schlag schleuderte Anders sie in die Massen, welche kreischend auseinanderstoben. Zufrieden grinsend konzentrierte der Magier sich auf die nächsten Gegner und begann die entstandene Hitze in Kälte zu verwandeln. Fenris sprang auf und musste, wohl oder übel, feststellen, dass Anders gute Arbeit geleistet hatte. Als sein linkes Bein den Boden berührte durchdrang ihn kein Schmerz, noch nicht mal ein Pochen. Nur ein kleines, leichtes Ziepen verriet Fenris, dass dort bis eben eine durchaus ernste Wunde geklafft hatte. Zufrieden atmete er aus und rannte dann zu Hawke, kniete sich zu ihr und hob sie leicht hoch. Mit flauem Gefühl in der Magen Gegend hielt er seine Hand unter ihre Nase und wartete einige Augenblicke mit angehaltenem Atem ab. Dann vernahm er einen leichten Wind auf seiner Handfläche und atmete erleichtert aus. Hawke lebte, wenn auch ihre Atemung sehr schwach war. Sofort kramte Fenris in seiner Tasche und holte den Heiltrank heraus, den noch vor gut einer Stunde Hawke ihm gegeben hatte und führte ihn an ihre Lippen, welche er zuvor vorsichtig geöffnete hatte. „Trink das, Hawke. Dann wird es dir besser gehen.“, flüsterte Fenris besorgt zu, während er ihren Kopf in den Nacken legte. Langsam glitt der rote Trank in ihren Mund und Fenris hoffte, dass ihr Schluckreflex noch vorhanden war. Einige Momente passierte nichts, dann begann Morana zu schlucken. Als sie den Trank vollständig getrunken hatte, warf Fenris die Flasche achtlos beiseite und stützte ihren Kopf. Er hoffte, betete, dass Morana aufwachte. Die herausragende Rippe zog sich langsam in den Körper zurück und verwuchs wieder. Fenris wusste, dass eine Heilung besser arbeitete als ein Heiltrank, doch dieser war ein besonders starker und er hoffte, dass er helfen würde. //Bitte, Hawke! Komm schon, mach die Augen auf!“, flehte er im Stillen, während jede Sekunde, die er bangte, schier endlos schien. Sein Herz verkrampfte sich, während er sie sanft festhielt. Momente verstrichen in denen die Welt still zu stehen schien. Fenris achtete nur auf Hawke, sah nicht einmal wie Anders einige Genlocks direkt neben ihm pulverisierte, hörte ihre Warnungen nicht. Für ihn zählte nur, dass Hawke sich rührte. Nach ungefähr zwei Minuten kam die Erlösung. Morana hustete und keuchte, während ihr Körper zitterte. „Hawke...“, flüsterte Fenris erleichtert, hielt sich aber weiterhin fest. Wie als hätte sie auf diese Worte gewartet, schlug Morana genau in diesem Moment die Augen auf. Morana wusste nicht, wie lange sie in der Dunkelheit verbracht hatte. Alles um sie herum war Schwarz gewesen und es erschien ihr, als hätte sie geschwebt, doch sie hatte ihren Körper nicht mehr gespürt. Alles war absolut taub gewesen und auch ihre Gefühle waren verschwunden. Sie existierte zwar noch, irgendwie, aber ihr Selbst war verloren gegangen. Ihre Individualität. Was war geschehen? Sie wusste es nicht mehr. Ihre Erinnerungen waren noch nicht zurückgekehrt. Da hörte sie etwas in der hintersten Ecke ihres Bewusstseins. Es klang wie eine Stimme. War es eine Stimme und wer rief nach ihr? Morana versuchte zu lauschen, doch ohne bewusst wahrgenommene Ohren war das schwer. Sie konzentrierte all ihre mentale Kraft, doch die Stimme war nicht mehr als eine Ahnung, als würde sie durch dicken Nebel dringen. Langsam ging sie auf dem Ruf zu, denn etwas tief in ihr, so ungreifbar wie ein Instinkt, sagte ihr, dass sie es tun musste. Nun erwachte sie langsam, als würde sie aus einem unendlich tiefen See erwachen. Sie schnappte unwillkürlich nach Luft und hustete. Irgendetwas Bitteres war in ihrem Mund und hatte sich mit einem nach Eisen schmeckenden vermischt, sodass sie würgen musste. Langsam öffnete Morana ihre Augen und blinzelte mehrere Male. Alles um sie herum war nicht mehr als ein Fluss aus Farben, doch mit jedem Wimpernschlag kehrten immer mehr Details zurück. „Hawke...“ Hörte sie einen erleichterten Ausruf und sie legte den Kopf leicht in den Nacken um den Ursprung der sanften, tiefen Stimme zu sehen. Als sie endlich wieder scharf sehen konnte, erblickte sie unglaublich tiefgründige, grüne Augen mit schön geschwungeneren Augenbrauen darüber. Dunkelbraune Haut schimmerte im Licht der Steinlampen. Das weiße, dicke Haar fiel in sein feingeschnittenes Gesicht. Morana nahm nur unterbewusst war, dass er ihren Kopf an seine Brust gelegt hatte und ihr Gesicht noch zusätzlich mit seinen Händen festhielt, doch diese Berührung tat ihr gut. „Fenris...“, hauchte Morana mit noch schwacher Stimme und sah ein erleichtertes Lächeln auf seinen Lippen. „Hawke...“, sagte er noch einmal sanft. In diesem Moment schien der Elf nicht von dieser Welt zu stammen. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie knapp den Tod entsprungen war, wie ihre allmählich zurückkehrenden Erinnerungen zeigten. Als schließlich auch ihr Gefühl für ihren Körper zurückkehrte, war aus dieser noch immer vagen Erinnerungen Gewissheit geworden. Ihre Rippen schmerzten noch immer fürchterlich und als Morana sich aufrichten wollte, überkam sie ein starker Reiz, sodass sie sich zur Seite beugte und sich übergab. Röchelnd rang sich nach Luft und presste einen Arm um ihren Brustkorb. Fenris war sofort an ihrer Seite und legte ihr eine Hand auf den Rücken. Er beugte sich vor, sodass sein Gesicht direkt neben dem ihrem war. Unbewusst krallte sie sich in seine Rüstung und keuchte. Fenris lag einen Arm um ihre Schultern und betrachtete sie besorgt. „Mach langsam, Hawke. Überanstreng dich nicht!“, ermahnte er sie und half ihr sich ein wenig aufzurichten. Diese beinahe schon zärtlichen Berührungen war für ihn etwas vollkommen Ungewöhnliches, bis vor kurzem Undenkbares gewesen, doch keiner der beiden nahm es wahr. Fenris wollte ihr in diesem Moment nur helfen und Morana musste erst wieder mit ihrem Körper zu Recht kommen. Noch immer spürte sie ein unangenehmes Pochen und ihre Gedanken waren träge wie Gelee, doch allmählich kehrte ihr Gefühl zurück. Nun hörte sich auch endlich die Stimmen und Rufe ihrer beiden anderen Gefährten und drehte sich lächelnd zu ihnen um- mit dem Daumen nach oben. Sowohl Varric als auch Anders atmeten erleichtert aus und strahlten übers ganze Gesicht- auch Anders streckte den Daumen aus. Morana begann sich aufzurichten, wobei Fenris sie sicher stützte. Das ließ sie stutzen, denn die Erinnerungen an den Bolzen in seinem Bein drängten sich in ihr Bewusstsein und für einen kurzen Moment durchlebte sie die Minuten vor ihrer Ohnmacht erneut. Überrascht sah sie zu dem Elf, der sie noch immer ruhig betrachtete. „Fenris...was ist mit deinem Bein?!“, fragte sie verwirrt und blinzelte. Der Angesprochene nickte mit dem Kopf nur in Richtung Anders. Moranas Lächeln wurde noch ein weniger breiter. Die beiden hatten sich überwunden und zusammengearbeitet. Wie schön. Dann jedoch fiel ihr auf, dass sie nicht mehr an der ursprünglichen Stelle waren, wo der Oger sich hochgehoben hatte. Irritiert blinzelte die Kriegerin und sah sich um. Nicht unweit von ihr lag Fenris Zweihänder auf den Boden und der Oger war beinahe wimmernd mit seinem Fuß beschäftigt. Als Morana sich einen Schritt zur Seite bewegte hörte sie ein Klirren und sah irritiert zu Boden. Unter der Sohle ihrer Stiefel lagen Glasscherben und an einer fiel ein roter Tropfen wie eine Träne aus Blut zu Boden. Der Heiltrank. „Du...hast deinen Heiltrank eingesetzt? A...aber der war für dich“, stotterte sie überrascht und fuhr zu Fenris herum. „Keiner von uns war gewillt dich hier unten zurück zu lassen.“ Zuckte Fenris beiläufig mit den Achseln. Morana war verwirrt. Irgendwie ergab all das noch keinen Sinn für sie. Sie setzte erst zu einer Erwiderung an, doch Morana sah ein, dass sie später noch immer fragen konnte. Nun galt es erst einmal gemeinsam zu entkommen. Mit einem siegessicheren Lächeln- wie konnte es bei solchen Freunden auch anders sein?!- wandte sie sich zu ihrem Kriegergefährten. „Ich glaube es wird Zeit, dass wir diesen Oger büßen lassen und ich hab schon eine Idee. Jedoch brauche ich dafür deine Hilfe, Fenris. Bist du dabei?“ „Nichts was ich lieber täte.“, grinste er. „Sehr gut, dann sammle dein Schwert ein. Ich bereite alles vor.“ Fenris nickte und rannte los um seinen Zweihänder zu holen. Der Oger war sowieso noch zu sehr mit seiner Schnittwunde beschäftigt. „Anders!“, rief Morana besonders laut, sodass dieser glatt schon zusammenzuckte und sie aus großen, fragenden Augen ansah. „Wie viel Mana hast du noch übrig?“ „Ungefähr für zwei bis drei Zauber, je nachdem welche. Wieso?“ Morana hob ihre Faust in die Luft, sodass sowohl der Magier als auch Varric sie gut sehen konnte und machte eine Abfolge von Fingerzeichen. Während ihrer gemeinsamen Zeit hatte Morana mit ihren Gefährten eine Art Fingersprache entwickelt um auch ohne Worte Kommandos geben zu können. Gegen Gegner wie die Karta und Schmuggler hatte diese sich als durchaus nützlich erwiesen. Anders weitete die Augen, als er ihre Botschaft verstand: „Konzentrier all deine Kraft in eine „Eisige Umarmung“ und schleudere sie auf den Oger, sobald er wieder steht.“ „Bist du verrückt, Hawke? Danach kann ich keinen von euch mehr heilen.“ „Das ist richtig.“, erwiderte Morana ruhig und sah zu Fenris, der gerade seinen Zweihänder hochhob und so das Interesse des Ogers weckte, dann legte sie ihre Finger an die Lippen und pfiff laut. Der schrille, helle Ton hallte von den Wänden wieder und erfüllte den ganzen Raum. Der Oger grunzte verwirrt und richtete wandte seinen Kopf der jungen Frau zu. Irritiert legte der seinen massigen Kopf schief und betrachtete sie. Hatte er dieses komische Menschenweib nicht vorhin zerquetscht? Morana grinste. Perfekt, sie hatte schon mal den Oger abgelenkt. „Aber dein Amulett und der Ring regenerieren dein Mana wieder und wenn alles glatt geht, erledigen wir den Oger mit diesem Angriff. Bitte, Anders. Vertrau mir.“ Anders stöhnte theatralisch auf. Nicht das schon wieder. Damit erwischte Morana ihn jedes Mal. „Schon gut, schon gut. Ich mach’s ja.“, wehrte er einen weiteren Überzeugungsversuch ihrerseits ab und begann den Zauber zu sprechen. Fenris war inzwischen wieder neben Hawke und betrachtete sie fragend, doch die Kriegerin lächelte nur und wandte sich dann dem Oger zu. „Hey! Du Riesenbaby! Hast du dir etwa wehgetan? Oh, das tut mir aber leid. Soll ich pusten kommen?“, rief Morana dem Koloss in einem ironischen Ton zu, während die grinsend die Arme verschränkt hatte. Der Oger fixierte die junge Kriegerin mit seinen Augen und grunzte wütend. „Hawke, was hast du vor?“, flüsterte Fenris leise, doch Morana wehrte seinen Einspruch mit einer Handbewegung ab. „Ooooh. Wird es etwa sauer? Na komm und hol mich doch. Komm schon!“, verhöhnte sie den Gegner und klatschte auffordern in die Hände. „Ist das etwa alles was du drauf hast?“ Wütend brüllte der Koloss und haute die Fäuste zusammen, was stark von den Wänden widerhallte. „Willst du den Oger etwa provozieren? Hast du schon vergessen was beim letzten Mal passiert ist?“ Fenris sah sie kopfschüttelnd an und zweifelte offensichtlich gerade an ihrem Geisteszustand. Vielleicht war Hawke doch zu fest auf den Boden geprallt, als der Oger sie losgelassen hatte, doch Morana lächelte ihn aufmunternd an. „Nein, das habe ich nicht, Fenris. Aber dieses Mal werden wir es anders verlaufen lassen.“ Fenris sah sie noch immer skeptisch an, sagte aber nichts weiter dazu. Es hatte sowieso keinen Sinn. Hoffentlich wusste Morana was sie tat. Ihre Worte zeigten allerdings Wirkung bei dem Koloss. Ob er die Worte wirklich verstand, die Morana ihn zurief, vermochte Fenris nicht zu sagen, wahrscheinlich eher nicht, doch der Tonfall ihrer Stimme reichte um ihn rasend vor Zorn zu machen. Mit einem gewaltigen Satz sprang er auf die Füße und ließ einen Regen aus Staub auf die Halle hinunter prasseln. Der Kriegerin war es egal, sie war bereit dem Leben dieses verfluchten Monsters ein Ende zu setzten. Er würde dafür bezahlen was er ihrem Kameraden und auch ihr selbst angetan hatte. Endlich stand er komplett aufgerichtet. Hoffentlich würde ihr Plan funktionieren. „Anders! Jetzt!“, rief Morana mit aller Kraft und zeigte auf den Oger. „Schnell, bevor er seinen Rammangriff startet.“ „Hetz mich nicht!“, murrte der Magier vom anderen Ende her. „Gut Ding will Weile haben!“ Mit diesen Worten fokussierte er den Oger und knisternde Kristalle aus Eis entstanden in seinen Handflächen. Mit großen Schwung schleuderte er sie als einen Strahl auf den Oger zu und erwischte ihn an den Füßen. Irritiert sah der Oger hinab, doch es war bereits zu spät. Knackend vermehrte sich das Eis immer mehr bis er schließlich bis zu dem Hüften in Eis eingeschlossen war. Verzweifelt ruckte der der Oger und versuchte sich aus seinem Gefängnis zu befreien, doch es war zu stabil. „Perfekt, Anders! Genau das habe ich gebraucht.“, lobte sie ihren Magier. „Stets zu Diensten.“, schmunzelte dieser. „Ich werde darauf zurück kommen.“ Morana war in der Zwischenzeit einige Meter zurück getreten und musterte den Oger mit zufriedenem Blick. Fenris stand nun auch neben ihr und blickte sie fragend an, doch Morana schmunzelte nur und wandte sich zu ihm um. „Wird Zeit, dass wir eine Runde „Oger umwerfen“ spielen, findest du nicht?“ Dann verstand auch der Krieger und konnte ein kleines Schmunzeln in seinen Mundwinkeln nicht verbergen. Kurz lächeelte Morana vergnügt, dann stürmte sie auf den Oger zu, der noch immer verzweifelt versuchte sich zu befreien. Als er das Trappeln der Stiefel auf dem steinernen Boden vernahm, brüllte er so laut, dass der Speichel regelrecht aus seinem Mund hinaus flog. Morana und Fenris irritierte das nicht, im Gegenteil, sie beschleunigten ihr Tempo nur noch und holten so viel Schwung wie möglich. Kurz bevor sie den Koloss erreicht hatten, spannte die junge Kriegerin ihre Muskeln an und drückte sich kräftig von Boden ab. Einige kurze Augenblicke flog sie mit den Schild voran durch die Luft, bis dann mit aller Kraft gegen den Oberkörper des Giganten krachten. Das Eis knarrte, begann zu splittern, doch ihr Schwung reichte nicht aus um den Oger umzuwerfen, allerdings nur sprang auch der Tevinther Elf wenige Augenblicke später gegen dessen Oberkörper und seufzend gab das Eis nach wodurch der Oger brüllend umfiel. Morana verlor keine Zeit, sammelte all ihre Kraft und rammte ihr Schwert tief in das Herz des Ogers. Röchelnd versuchte er sie mit letzter Kraft noch zu packen, doch Morana wich seinen Händen aus und stemmte sich mit all ihrem Gewicht auf den Griff des Schwertes, wodurch es noch tiefer in das Herz getrieben wurde. Der Körper des Ogers bäumte sich kurz auf und Blut floss aus seinem Mund, dann erlosch sein Lebenslicht in einem letzten Zucken. Mit einem verbissenen Gesichtsausdruck zog Morana ihr Schwert aus dem Körper, wobei ein Schwall Blut hinaus quoll. Hastig sprang sie beiseite und wedelte sich dann mit der Hand vor der Nase. Beim Erbauer! Das Zeug stank ja schlimmer als faule Eier, vergammelter Käse und verwesende Leichen zusammen. Dass ihre Opfer nicht an Atemvergiftung starben! Ihr Blick glitt zu Fenris, der noch immer neben dem Leichnam kniete und sich gerade aufrichtete. Langsam drehte der Elf seinen Kopf um und ihre Blicke trafen sich wieder einmal. Wieso verdammt nochmal waren die Augen der Elfen nur so tief und unergründlich, dass man sich sofort in ihnen verlor? Sie waren wie ein mysteriöser, in diesem Fall grün schimmernder, See in den man bis auf den Grund tauchen wollte um seine Geheimnisse zu ergründen. Als sie den Gedanken zu Ende gebracht hatte, wurde Morana rot und sah schnell auf ihre Schuhe- den verwirrten Blick von Fenris nicht mehr sehend. Mit ruhigen Schritten kehrte der Elfenkrieger an ihre Seite zurück und stellte sich neben sie, den Blick fragend auf ihr Gesicht gerichtet, doch als Morana ihren Blick wieder hob, war jede Spur von Verlegenheit aus ihrem Gesicht verschwunden und stattdessen grinste sie nur zufrieden. Der Oger war eliminiert. Was wollte sie mehr? Morana musste zugeben, Fenris hatte was drauf und im Kampf war auf ihn verlass. Das würde sicher eine gute Zusammenarbeit werden. „Gut gemacht, Fenris. Schlag ein!“ Lächelte sie ihn an, wollte ihn loben, doch Fenris stand mit verschränkten Armen vor ihr und betrachtete sie verwirrt. „Na komm schlag ein.“, sagte sie noch einmal, doch Fenris rührte sich noch immer nicht. Wusste er etwa nicht, was sie von ihm wollte? Lächelnd schüttelte sie den Kopf und ging dann auf ihn zu. Stirnrunzelnd sah der Elf auf sie hinab und war eher skeptisch. Mal wieder. Morana ließ sich davon jedoch nicht beirren und hob seine Hand wie sie es gerade selbst getan hatte. Dann schlug sie ein und sagte mit leicht lachenden Unterton noch einmal: „Gut gemacht.“ Ihr Gesicht strahlte vor solcher Fröhlichkeit, dass es Fenris fast umhaute. Verwirrt schaute er auf seine Handfläche, wo er nun die kleine, weiße Narbe von der Schnittwunde entdeckte. Eine ewige Erinnerungen an seine Entscheidung und ein Beweis seiner Loyalität und- vor allem- das erste weiße Mal auf seinem Körper, was er nicht hasste. Ein trauriger, vielleicht sogar sehnsüchtiger Blick legte sich kurz über seine Augen und ein Lächeln umspielte seine Lippen. Als er dann wieder aufblickte, war Morana bereits voran gegangen- mit gezogenem Schwert und Schild. „Hawke...?“, rief er überrascht und Morana drehte ihm den Kopf rum. „Da steht noch ein bisschen Dunkle Brut rum, die wir zu vermöbeln haben.“, schmunzelte die Kriegerin, dann spurtete sie los und fuhr wie eine Schneise in eine Gruppe von Hurlocks. „Oh ja, ich habe Hunger. Anders brat mir mal ein paar. Wie wäre es mit einem Hurlock zum Abendessen?“, schmunzelte Varric und zückte Bianka. „Bäääh...bloß nicht, Varric. Die schmecken widerlich.“ „Schon mal probiert, Blondschopf?“ „Ich hatte eine Wette gegen Oghren und Nathaniel verloren. Frag nicht!“ Anders schüttelte sich bloß bei der Erinnerung. "Ich sollte definitiv weniger trinken." Morana war zwar mitten in einem Kampf, dennoch hörte auch sie diese durchaus amüsante Unterhaltung und konnte sich einen kurzen „Was zur Hölle...?“ Blick nicht verkneifen, dann schüttelte sie den Kopf. Was trieben die denn alle da bei den Wächtern? Kämpfen die überhaupt gegen die Dunkle Brut oder verbrachten sie ihre Zeit mit seltsamen Wetten? Leider konnte sie nicht lange auf das Gespräch konzentrieren, denn stattdessen buhlte ein Hurlock förmlich um ihre Aufmerksamkeit. Nun gut. Morana schmunzelte. Höchste Zeit ihn mit ihrer Klinge bekannt zu machen. Nun da endlich der störende Oger aus dem Weg geräumt war, hatten Morana und Fenris nicht mehr wirklich Schwierigkeiten. Die Genlock und Hurlocks waren schlecht ausgerüstet und stümperhafte Kämpfer, die nur in der Masse gefährlich waren. Einer nach dem anderen viel den scharfen Klingen der Krieger, Anders machtvollen Zaubern oder Varrics wohl platzierten Bolzen zum Opfer. Nein, diese unorganisierten Gruppen waren nun wirklich keine Gefahr für das eingespielte Team. Morana keuchte trotzdem schon nach wenigen Minuten, doch es lag nicht daran, dass der Kampf so anstrengend war, sondern weil ihr Körper noch nicht vollkommen fit war. Ihre Rippen ziepten bei jeder zu schnellen Bewegung, doch sie war dankbar, überhaupt noch am Leben zu sein. Gut eine halbe Stunde später durchdrang Moranas Schwert die Kehle des letzten Genlock und warf den Körper achtlos zu Boden. Keuchend hielt die Kriegerin inne und lauschte. Alles war ruhig und sie vernahm keinen weiteren Gegner. Um sicherzugehen drehte sie sich zu Anders um. Schließlich konnte er als Grauer Wächter die Dunkle Brut spüren. Der Magier hatte die Augen geschlossen und schien zu lauschen, während Varric gebannt zu ihm hochsah. Endlich öffnete der Blondschopf die Augen und sah Morana mit einem festen Blick an, dann legte sich ein Lächeln auf sein Gesicht und er nickte ihr zu. Strahlend sah Morana zurück, doch auf einmal übermannte sie die Erschöpfung. Ihre Glieder fühlten sich an wie mit Blei gefüllt und es fiel ihr schwer die Augen offen zu halten. Überall war ihr Körper und ihre Rüstung von Blut, Schweiß und Schmutz verkrustet und verklebt, doch Morana war glücklich, einfach nur glücklich. Die Endorphine rauschten durch ihren Körper und ließen ihn trotz der Müdigkeit kribbeln. Lächelnd und gleichzeitig keuchend saß sie auf den Boden und wartete auf ihre Freunde. Varric und Anders verstauten ihre Waffen und liefen dann zu Hawke- zu ihrer Anführerin. Die Kriegerin hatte sich in diesem Kampf bewiesen und ihre Position befestigt. Varric war sich sicher, dass die Aura nun noch mehr um sie loderte, obwohl sie grad völlig fertig auf den Boden hockte und nicht recht zu wissen schien, ob sie vor Freude Lachen oder Jappsen sollte. Lächelnd schüttelte der Zwerg den Kopf. Er hatte die richtige Heldin für seine Geschichte gewählt. Sie alle, dessen war sich Varric sicher, würden Morana Hawke bis in die Leere folgen. Auch Fenris stand bereits bei seiner Kameradin und sah zu ihr hinab. Keuchend sah Morana zu ihm hoch, doch ein Lächeln lag auf ihren Lippen. „Wir haben es geschafft. Wir haben es echt geschafft.“, lachte sie, während sie den Kopf in den Nacken legt. „Beim Erbauer!“ Ihre Gefährten lächelten ebenfalls und nickten. Anschließend halfen ihr Fenris und Anders auf. Kurz schwankte Morana, doch dann stand sie sicher und fuhr sich durch ihr rabenschwarzes Haar. „Lasst uns von hier verschwinden. Ich brauche definitiv ein Bad.“ Morana hatte es völlig sachlich gesagt- es war ihr voller Ernst- doch plötzlich fingen alle drei an zu Lachen- ja, auch Fenris. Völlig verwirrt runzelte die Kriegerin die Stirn und sah ihre Freunde an. „Was?“ „Typisch Frau!“, antworteten alle im Chor und lachten nur noch mehr, als Morana beleidigt die Backen blähte. In diesem Moment war alles vergessen. Die Schmerzen, das Leid, sogar die Streitereien zwischen Fenris und Anders. In diesem Moment waren sie alle bloß vier Freunde, die sich über einen gemeinsam errungenen Sieg freuten. ~*~ Fight for your values and fight for your friends Fight through this blight find the light at the end Through the age of the Dragon the people will talk Of the day they were saved by a hero Named Hawke Age of dragon- Miracle of Sound _________________________________________________________________________________ (Anmerkung:Hallo lieber Leser :) tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber ich habe momentan echt viel zu tun^^ doch nun ist hier das neue chap und es ist lang geworden :) Der erste richtige detailierte Kampf für mich. Ich hoffe er gefällt euch. :) Und ja ich weiß ein paar Sachen sind nicht ganz logisch aber so beabsichtigt. ;) Gut fürs Drama. Es ist aber noch nicht 100% beta, hab zwar schon ein paar mal drübergelesen, aber die endgültige kommt erst in ein paar tagen :) Das war es soweit auch schon von mir. Viel spaß beim Lesen :)) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)