Das Wolfsmädchen von Silk_Raven (Wie Jacob doch noch die Liebe findet) ================================================================================ Kapitel 8: Acht --------------- Jacob erreichte seine Freunde mitten in der Nacht, als alle schliefen. Bis auf die Schwarze bemerkte niemand seine Anwesenheit. Er ging gleich zu ihr und stupste sie freundlich an. Die Wölfin duckte sich ängstlich weg. Er runzelte innerlich die Stirn und rieb sanft den Kopf an ihrer Schulter, was sie ebenso zurückhaltend aufnahm. Was hatte Paul da mit ihr angerichtet? Der Rostrote legte den Kopf schief und versuchte ihr bildlich zu verdeutlichen, was er von ihr wissen wollte. Die Antwort kam prompt. Selbst in Wolfsgestalt klappte ihm der Kiefer herunter. Paul hatte seiner Gefährtin suggeriert, wie... das durfte ja wohl nicht wahr sein. Deshalb saß sie da mit eingeklemmtem Schwanz und winselte. Weil ausgerechnet einer seiner Freunde ihr suggeriert hatte, seinen Spaß mit ihr zu haben. Kleines, widerwärtiges Arschloch! Wie konnte er nur? Jacob rieb den Kopf wieder an der Wölfin und machte ihr verständlich, dass er sie beschützen würde. Misstrauisch wich sie vor ihm zurück und beäugte den riesenhaften Werwolf, der da hechelnd meinte ihren Beschützer spielen zu müssen. Er führte sich geradeso auf, als gehörte sie ihm. Sie unterwarf sich doch nicht. Niemals. Jacob grinste, sodass man die Fangzähne sehen konnte, als er ihren Gedankengang verfolgte. Um sie herumtrabend fegte seine buschige Rute ein paar Mal über den Boden. Was er ihr versuchte klarzumachen lautete in menschlicher Sprach ungefähr: Du gehörst mir nicht und ich zwinge dich auch nicht, dich mir zu unterwerfen, aber als Freund werde ich dich beschützen. Gut, das hörte sich zwar selbst für ihn selbst ein bisschen überzogen und kitschig an, aber es war schließlich so, oder? Jedenfalls zu diesem Zeitpunkt. Und sie zu irgendwas zwingen, würde er sowieso nicht. Die Wölfin registrierte argwöhnisch, wie er ihr fürsorglich über den Kopf leckte, wie eine Mutter ihrem Jungen. Müde knurrte sie, wurde aber gar nicht erst ernst genommen. Jacob legte sich neben sie und rieb unablässig den Kopf an ihr. Leise brummelnd unternahm sie einen missratenen Versuch, ihn wegzuschieben und legte den Kopf auf die Pfoten. Der Rostrote kuschelte sich an sie und legte den eigenen Kopf auf ihre Schulter. Genervt stand sie auf, lief einmal um den dicken Stamm des Baumes, der sie festhielt herum und legte sich auf die andere Seite. Die Leine spannte unangenehm an ihrem Hals. Jacob sah sie hechelnd an und verzog beleidigt das Gesicht. Er wollte sie beschützen und sie zeigte ihm als Dankeschön die Kehrseite. Sehr freundlich. Kleine Zicke, die er da hatte. Irgendwann würde sie sich schon wieder in einen Menschen verwandeln. Ganz bestimmt. Und dann wäre es sein Verdienst, jaha! Den Kopf nun ebenfalls auf den Pfoten, sah er ihr beim Einschlafen zu. Paul würde er mächtig in den Arsch treten müssen. „Paul.“ „Jacob! Ich hab gar nicht mitgekriegt, dass du wieder da bist.“ Der Größere von beiden schnaubte verächtlich. „Und was hast du inzwischen bitte mit der Schwarzen gemacht?“ „Was soll ich mit ihr gemacht haben?“ Jacob knurrte gereizt. „Was hast du ihr in den Kopf gepflanzt?“ Der dunkelgraue Werwolf verschränkte mit schmalen Lippen die Arme vor der Brust. „Was geht dich das bitte an, was ich mit meiner Seelengefährtin mache?“ „DEINER Seelengefährtin? Sag mal spinnst du jetzt?“ Jacob ballte die Hände zu Fäusten. „Du hast kein Anrecht auf sie, Jacob. Also misch dich da nicht ein.“ „PAUL! SIE IST NICHT DEINE GEFÄHRTIN, SONDERN MEINE!“ Seine Arme begannen, zu zittern. „Bei dir hakt’s wohl.“ Paul tippte sich mit einem Finger an die Stirn. „Du hast doch keine Ahnung von Mädchen. Bella konntest du schließlich auch nicht halten.“ „Fang mir nicht damit an“, knurrte der Andere gefährlich langsam. „Wieso? Es stimmt doch.“ Eine große Hand schnellte vor und ohrfeigte Paul. „JACOB, WAS HAST DU FÜR EIN PROBLEM?“ „MEIN PROBLEM? ICH SAG DIR, WAS ICH FÜR EIN PROBLEM HABE! DU SETZT MEINER GEFÄHRTIN FICKSZENEN IN DEN KOPF!“ Paul lief dunkelrot an. Sein Gegenüber bekam zuckende Schultern. „Das hat dich überhaupt nicht zu interessieren.“ „DOCH, ES GEHT MICH ETWAS AN! SCHON BEMERKT, DASS SIE TOTAL VERÄNGSTIGT WEGEN DIR IST?“, brüllte der Schwarzhaarige, außer sich vor Wut. „Wenn sie erstmal merkt, was ich ihr alles zeigen kann, dann traut sie sich schon irgendwann.“ „Du hättest die Zeit nutzen können, indem du versuchst sie zum Fressen zu überreden, du Vollidiot!“ Er sprach die Worte gequetscht zwischen zusammengepressten Zähnen. „Selbst wenn! Sie ist und bleibt meine Gefährtin, ok?“ Jacob stöhnte gequält auf. „Sie ist eben nicht deine Gefährtin, sondern meine.“ Inzwischen zitterte der Werwolf unkontrolliert. „Willst du das jetzt mit mir ausdiskutieren?“ Jacob musste sich zwingen, nun ruhig zu antworten. „Nein, will ich nicht. Du musst ja nur begreifen, dass die Schwarze meine Gefährtin ist!“ „Vergiss es, Kumpel.“ „Willst du noch eine runtergehauen haben?“ „Verpiss dich, Jake. Ich sag meiner Freundin Guten Morgen.“ Jacob packte ihn am Kragen. „Paul, hat dir eigentlich wer ins Hirn geschissen?“ „Geh bloß nicht zu weit, Jake.“ „Ich gehe zu weit? ICH?“ „JA DU!“ Jacob explodierte gleichzeitig mit ihm, während sie aus dem haus stürzten. Sie schnappten nacheinander. Jacob brüllte wütend und stürzte sich auf seinen eigentlichen Freund. Paul wich ihm aus und machte sich mit erhobenem Kopf größer, natürlich direkt vor den Augen der Schwarzen, die abweisend knurrte. Jacob bellte warnend. Gewinnend umstrich der graue Werwolf die Schwarze, die knurrte und den Schwanz einzog. Paul, lass sie in Ruhe! Der Angesprochene leckte seiner angeblichen Freundin über die Schnauze. Diese versuchte weiter von ihm abzurücken, wurde aber von ihrer Leine gehindert. Lasziv rieb er sich an ihr. Paul, du siehst doch, dass sie Angst hat! Glaub mir, sie muss nur nachgeben Paul! Sie hat Angst vor dir! Und sie ist MEINE Gefährtin, verdammt nochmal! Die Schwarze wimmerte, als Paul sich weiter an ihr rieb und in ihren Nacken biss. Angsterfüllt warf sie den Kopf zurück und jaulte. Ein roter Blitz jagte über sie hinweg und rammte Paul. Dieser rollte kurz über den Boden, bevor er wieder aufsprang und knurrte. Jacob trabte abschirmend vor der Wölfin hin und her. Gefährlich langsam setzte Paul eine Riesentatze vor die Andere. Jacob, geh weg da Keine Chance Du weißt, dass du kein Recht auf sie hast Und du weißt, dass das nicht stimmt. Ich habe jedes Recht auf sie. Wenn sie mich nicht will, dann muss ich mich damit abfinden. Aber dass du sie beanspruchst, bringt mich auf die Palme, Paul. Lass es, sag ich dir. Es ist das Beste für dich Dann lass sie doch entscheiden, wer ihr lieber ist Als würde es etwas daran ändern, dass ICH ihr Gefährte bin Vielleicht. Möglich ist alles, also warum willst du es nicht ausprobieren? Angst? Von wegen Na dann. Weg da Jacob. Wenn sie mich nicht haben will, werden wir das sehen. Aber wenn sie dich auch nicht will, dann musst du sie gehen lassen Damit du sie wieder einfangen kannst? Paul bleckte grinsend die Zähne und näherte sich der Schwarzen wieder, die ihn ängstlich beäugte. Er schlich um sie herum, während Jacob minimalen Abstand hielt. Der zweite Werwolf versuchte ihn zur Seite zu stoßen. Mach Platz, Jake Jacob ignorierte die geknurrten Worte in seinem Kopf und bewegte sich keinen Millimeter. Er beobachtete die Wölfin, welche panisch zu jaulen begann. Paul hatte wieder begonnen, sich an ihr zu reiben und schloss den Kiefer erneut um ihren Nacken. Jacob spannte die Muskeln an und sah, wie der Jugendliche sich an seine Gefährtin drückte. Aus ihrem Wimmern wurde plötzlich ein Knurren und Geifern. Was machst du da, Paul? Na was wohl, Alter. Ich zeige ihr nur, wovor sie sich noch so fürchtet. Die Kleine ist ja total verklemmt WAS? PAUL, ES WIRD DIR BESTIMMT NICHT HELFEN, WENN DU DICH SELBST AUFGEILST, INDEM DU DEINEN SCHWANZ AN IHREM HINTERN REIBST! Die Werwölfin warf ihm einen panischen, angstvollen Blick zu. Und das genügte. Mit einem Satz beförderte er Paul mehrere Meter weiter ins Gebüsch. Ein dumpfer Ton erklang, als der schwere Körper aufschlug, um gleich darauf wieder zu stehen. Jacob stand über der, auf den Boden gedrückten, Wölfin, die sich so klein wie möglich machte. Sie wirkte verhältnismäßig nur noch so groß, wie ein normaler Wolf, unter ihm in diesem Moment. Beruhigend leckte er ihr die Ohren, bis sie nur noch leise jaulte. Die Rute lag nach einer Weile wieder normal neben ihrem Körper. Siehst du es jetzt ein, Paul? Wir werden sehen, wer der Verlierer ist... Steht direkt vor meiner Nase Darauf erwiderte Paul nichts mehr und drehte sich grollend um. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)