The lonely detective Manao 13 von ahaa (Manaos schlimmster Fall (Teil 1)) ================================================================================ Kapitel 5: Nein, Tetsu, nicht! ------------------------------ Etwa um 16.45 Uhr erreichte Manao den Gewerbemuseumsplatz. Da er bei der Hausnummer 10 stand, musste er erstmal 20 min rennen, um zu Nummer 79 zu kommen. Vor sich sah er etwa fünf Lagerhüser nebeneinander in einer Reihe stehen, völlig außer Atem machte er sich auf die Suche nach Nummer 3. Endlich fand er sie und prüfte den Eingang. Er stand offen. Ihm war es unheimlich zu Mute als er die rabenschwarze Finsternis im Inneren des Lagerhauses betrat. Plötzlich, als hätte sich etwas aus seiner Starre gelöst, ging das Licht an und erhellte die Umgebung. Manao sah jetzt ungefähr vier Meter vor sich einen Mann mit Hut und Sonnenbrille stehen, der ihn spöttisch angrinste. Er trug einen langen Mantel und hielt seine Hände in den Taschen verborgen. Voller Entsetzen entdeckte Manao hinter ihm den gefesselten Tetsu. "So, so", sagte der Mann. "Du hast meine Codes also gelöst." Manao versuchte, seine Angst zu verstecken und selbstbewusst zu wirken. "Sonst wäre ich ja wohl nicht hier", antwortete er gelassen. "Hehe." "Aber ich muss schon sagen, der letzte Code hätte mir ziemliche Schwierigkeiten bereitet, hätten Sie keinen Hinweis hinterlassen. "Feldherr", also das war ja sowas von klar, zumindest für jeden, der sich auch nur ein bisschen mit Geheimschriften auskennt. Es handelt sich um den Cäsar-Chiffre, so hat Julius Cäsar im alten Rom immer seine Briefe verschlüsselt: einfach jeden Buchstaben um drei Stellen nach rechts. Aber eine Frage hätte ich noch." "Schieß los." "Was wollen Sie von mir?" "Hä?" Der Mann schien leicht verunsichert. "Ich meine Ihr Ziel. Sie sind doch kein normaler Entführer, oder?" "Äh..." "Erstens, Sie stellten keine Lösegeldforderung, wie das bei Entführungen eigentlich fast immer der Fall ist. Zweitens, Sie machten Ihre Codes extra einfach, damit ich auch ja hierhin finde. Drittens, Sie müssten einer der Mörder sein, den ich in den Knast gebracht hab, denn ein anderer Grund als Rache käme für diese Tat nicht infrage. Und noch etwas spricht dafür: Sie wussten von Tetsu. Gut, von mir weiß inzwischen die ganze Stadt Bescheid und auch meine Adresse ist nicht unbekannt, aber von Tetsu steht in den Zeitungen kein Wort, also müssten Sie uns bei einem Fall begegnet sein. Sie haben Tetsu nur entführt, um mich an diesen abgelegenen Ort zu locken. Mir kam der Verdacht, Sie wollen mich..." "...umbringen, ganz recht", brachte der Kerl, der ihm schweigend zugehört hatte, mit einem teuflischen Grinsen hervor. "Dieser Wolf hat mich nie interessiert, ich wollte nur DICH!" Mit diesen Worten nahm er seine rechte Hand aus der Manteltasche. In ihr hielt er eine Pistole, die er auf Manao richtete. "Bereite dich aufs Ende vor, Mini-Schnüffler!" Manao war darauf vorbereitet. Er nahm ein zusammengeklapptes Taschenmesser und ein Fläschen Betäubungsmittel aus seiner Jackentasche und überlegte, wie er den Kerl am besten überfallen und ihm die Pistole entreißen könnte. Zu Hause hatte er schon ein schlechtes Gefühl und steckte die Sachen ein, bevor er rausging. Er stand da und starrte in den Lauf der Pistole, die auf seinen Kopf gerichtet war. Er hatte wahnsinnige Angst, aber was jetzt zählte, war die Rettung von Tetsu. Apropos Tetsu: Manao sah, sich neben dem Mann etwas bewegte. Der Wolf versuchte doch tatsächlich, sich zu befreien und dann... Manao wusste, was er dann tun würde. "Nein, Tetsu, nicht!", versuchte er ihm durch Handzeichen zu signalisieren, aber es nützte nichts. Sein Kumpel ignorierte ihn einfach und nagte weiterhin hartnäckig an seinen Fesseln. Gerade in dem Moment, als der Kerl abdrückte und die Kugel den Lauf verließ, geschah das Unfassbare: Tetsu sprang vor Manao in die Schußbahn. Manao stand da wie angewurzelt und konnte sich vor Schock kaum mehr bewegen, für ihn war es so, als passiere alles in Zeitlupe. Sein Freund, der vor ihn sprang, an ihm vorbeiflog und schließlich kraftlos auf dem Boden landete. Das entsetzte und zugleich überraschte Gesicht des Täters. Manao löste sich aus seiner Starre und rannte zu Tetsu, der auf dem Boden lag und keuchte. Er schüttelte ihn, woraufhin er langsam und mühevoll den Kopf hob. Er nahm seine Hände weg und erschrak, weil sie voller Blut waren. Die Kugel hatte Tetsu getroffen. Ein Volltreffer direkt in die Lunge. Tetsus Kopf sank wieder auf seine Vorderpfoten. Er hatte keine Kraft mehr. Manao ging vor in die Knie. "Nein, Tetsu, du darfst nicht sterben! Bitte halt durch! Nur eine Minute, ich rufe den Tiernotdienst! Oh, ich verdammter Idiot, ich hätte doch ahnen können, dass sowas passieren würde!" Er wollte hastig aufstehen, spürte aber, wie Tetsu langsam eine Pfote auf seine Hand legte und ihn dadurch an Ort und Stelle hielt. "Lass mich los, Tetsu! Ich muss doch Rettung rufen!" Der Wolf behielt seine Pfote, wo sie war und schüttelte den Kopf. Er wusste, dass es mit ihm zu Ende ging... Er hob wieder vorsichtig den Kopf und lächelte...lächelte! Manao freundschaftlich an. Aus seinem Maul rann Blut. "Das war nicht deine Schuld, es musste so kommen. Ich und du, wir haben das einzig Richtige getan", wollte er ihm mit dem Lächeln sagen. Manao schien das zu verstehen, er versuchte unter seinen Tränen zurückzulächeln, was ihm aber leider nicht so recht gelang. Tetsu blieb noch etwa drei Sekunden in dieser Position, dann sank sein Kopf wieder nach unten, er keuchte noch einmal und spuckte Blut, dann schloss er die Augen und regte sich nicht mehr. Manao wusste, dass es vorbei war. Er überprüfte Puls und Herzschlag. Keine Reaktion. Tetsu war tot. Manao war am Boden zerstört und brach erneut in Tränen aus. Er wusste nicht, was er denken sollte. "Das ist alles nie passiert", versuchte er sich einzureden. "Gleich wache ich auf und merke, dass das alles nur ein Alptraum war..." Aber natürlich wusste er, dass er sich in der Realität befand. Tetsus Pfote lag immer noch auf seiner Hand. Sein einziger Freund..., dachte er. ...sein einziger und bester Freund hatte ihn verlassen...er war wieder der einsame Detektiv...und hatte niemanden mehr... Und Tetsu? Er hatte so einen frühen und schrecklichen Tod nicht verdient. Er war erst vier Jahre alt und jung gewesen. Er hätte noch eine Familie haben können. Alles vorbei... "Wieso musste er immer den Helden spielen? Wäre er schön weiterhin gefesselt liegen geblieben und hätte mich sterben lassen, wäre er noch am Leben. Ach, ich wünschte, ich wär tot und nicht er!" In all der Trauer bemerkte er nicht, dass der Entführer geflohen und längst über alle Berge war... Einige Tage später: Manao wollte Tetsu ein anständiges Begräbnis bieten und versuchte mit aller Macht die Erlaubnis zu bekommen, ihn im Stadtpark, an der Stelle, wo er gelebt hatte, zu begraben. Nach einiger Zeit gelang ihm das auch. Nach dem Begräbnis, auf dem er das Grab eigenhändig ausgegraben, Tetsu hineingelegt, zugeschüttet und es mit Blumen verziert hatte, spazierte er langsam durch die Straßen. Er hatte ein Gefühl von Leere in seinem Herzen, genau das gleiche wie beim Tod seiner Mutter und sein Leben hatte keinen Sinn mehr. Am liebsten würde er jetzt vor einen Zug springen, um schnell wieder bei Tetsu zu sein. Da lief er an einem Zeitungsautomaten vorbei. Das Titelbild kam ihm seltsam bekannt vor und er blieb stehen. Die Nachricht lautete: Weihnachtsmörder Leon Weiß aus Gefängnis entflohen. An diesen Fall an Weihnachten erinnerte er sich noch sehr gut. Damals hatte er mit Tetsu... Manao stockte. Er wusste, er musste Leon Weiß finden und schnappen. Fortsetzung folgt.... 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