100 Storys - es lebe die 'Un'übersicht von Trollfrau ================================================================================ Kapitel 17: 36. Schicksal ------------------------- Nervös trat er von einem Bein auf das andere, als er nach dem Klingeln darauf wartete, dass man ihm öffnete. Dennis besah sich dabei den Namen, welcher bei der Klingel stand. Hayashi? Ob er hier wirklich richtig war? Aber ihre Kollegin hatte ihm doch diese Adresse genannt. Das sie vorübergehend bei einem Freund wohnte. Einem Freund? Wie auch immer man das definierte. Er begann schließlich auf die Fußmatte zu starren, auf welche irgendwelche Zeichen standen, die er nicht lesen konnte, als die Wohnungstür geöffnet wurde. „Ja?“ Ruckartig blickte er auf und sah sofort in ein Asiatisches, mürrisch dreinblickendes Männergesicht und sein Blick wurde noch ernster, je länger er Dennis zu betrachten begann. Dieser fand nach einigen Augenblicken erst wieder zu sich. „Guten Tag“, stammelte er. „Ich wollte zu... ist Gracy Edwards da?“ Dann versuchte er es mit einem Lächeln. Der Wohnungsinhaber schien seiner Worte wegen nicht wesentlich erfreuter. „Darf ich fragen, wer Sie sind? Sie hatte mir keinen Besuch angekündigt.“ Dennis war also richtig. Na immerhin. Er räusperte sich. „Genaugenommen bin ich auch unangekündigt hier. Eine Kollegin von ihr nannte mir diese Adresse.“ Erst dann bemerkte er, dass er sich noch immer nicht vorgestellt hatte und die plausible Erklärung, was er hier verloren hatte, fehle ebenfalls noch. „Mein Name ist Dennis Morrison und ich bin einer ihrer Patienten gewesen.“ Er hoffte, das würde genügen. Masato musterte ihn weiter und schien dennoch keine Anstalten zu machen, das Gespräch auf irgendeine Weise voranzutreiben, als Dennis Geräusche aus der Wohnung vernahm. Fiepende, wimmernde mit einem leichten Hauch eines Versuches zu Bellen. Dann näherten sich Schritte. Erst tapsige, dann die einer Person. „Ich gehe mit den Hunden raus“, vernahm er schließlich eine Frauenstimme, welche ihm bekannt war, was ihn erleichtert aufatmen ließ. Doch die Erleichterung hielt nicht lange, als die Tür aufgezogen wurde und Gracys Blick an ihm haften blieb. Scheinbar vollkommen entsetzt starrte sie ihn an, aber sie musste nicht lange überlegen um sich zu erinnern, wen sie da vor sich hatte. „Sie?“ Ihr Blick fiel kurz auf Masato, welcher unwissend mit den Schultern zuckte, dann hatte sie endlich ihre Fassung soweit wieder. „Mr. Morrison“, sagte sie und klang dabei für Dennis unerträglich sachlich. „Wie geht es Ihnen?“ „Ich..“ Ihre Stimmlage verwirrte ihn. „Ganz gut, denke ich... können wir reden?“ Sie Seufzte kurz, während sie ihre Stiefel richtete. „Sicher.“ Als sie wieder aufblickte, hing ihr Blick erneut an Masato. „Soll ich vielleicht mitkommen?“ Irgendwie wirkte er besorgt. „Ach Unsinn.“ Gracy winkte ab und versuchte zu Lächeln. Sie hatte doch keine Angst vor diesem Kerl. Einzig die Tatsache, welche sie verband, schmeckte ihr nicht. Es schmerzte so sehr, ihn anzusehen, denn das allein genügte, um wieder an Benny zu denken. „Wir gehen nur um den Block. Dauert also nicht lang.“ Damit lief sie an ihrem Freund vorbei und betrat die Treppe nach unten. Dennis Blick folgte ihr sofort und sein Vorhaben, hier her zu kommen, bekam einen bitteren Beigeschmack. Aber ihre Reaktion auf sein Auftauchen war genaugenommen völlig verständlich. Er hätte es wissen müssen. Dennis nahm die Hände in die Taschen und warf Masato einen knappen Blick zu. „Schönen Tag noch.“ Dann sah er auch schon zu, dass er wegkam. Hier her würde er sicherlich nie wieder kommen. Als er endlich auf der Straße stand und den beiden Welpen beim herum wuseln zusehen konnte, löste sich die tiefe Anspannung, die ihn beim betreten des Hauses ergriffen hatte, aber wohler fühlte er sich dennoch nicht. „Ich hätte nicht herkommen dürfen.“ Mit gesenktem Blick folgte er Gracy und lief schließlich neben ihr her, doch Gracy ging auf diese Worte gar nicht ein. „Woher wussten Sie, wo ich bin?“ Mit der freien Hand in der Tasche und mit der anderen die beiden Hundeleinen fest im Griff lief sie neben ihm her. Dabei hing ihr Blick am Kopfsteinpflaster. Dennis sah kurz in ihre Richtung und unterdrückte ein Schmunzeln, welches ihm trotz seiner Unruhe plötzlich gelingen wollte. „Ich habe eine Kollegin von Ihnen nahezu bekniet, mir zu sagen, wo ich Sie finde.“ Gracys Kopf schnellte auf und sie begann Dennis zu mustern. „Eine Kollegin?“ „Ja.“ Er überlegte kurz. „Ich habe ihren Namen leider nicht mitbekommen. So eine große, dunkelhäutige, der man besser nicht dumm kommt. Ich habe sie bestimmt eine halbe Stunde belagert.“ Gracy musste daraufhin selbst schmunzeln. „Cassidy. Ohne Zweifel.“ Noch tiefer ließ sie die Hand in der Tasche verschwinden. „Sie kann manchmal so ungeheuer stur sein, aber wenn man sie einmal weichgeklopft hat...“ Gracy Edwards brach ab. Wenn sie an Cassidy dachte, dann kam ihr auch sofort wieder in den Sinn, dass sie es gewesen war, die ihr die Hiobsbotschaft über den Tod ihres Bruders überbracht hatte. „Ich hoffe, sie bekommt jetzt meinetwegen keinen Ärger, dass sie es mir gesagt hat. Ich meine sie... hatte gar keine andere Wahl.“ „Ach Unsinn.“ Sie winkte ab. „Sie wollten reden?“ Dennis seufzte. Ja, das wollte er, aber das sie jetzt direkt dieses Thema anschlug, missfiel ihm. Im Grunde wollte er nur aus diesem Haus heraus. Weg von dem Kerl, der ihn so missbilligend angeschaut hatte. Hier auf der Straße fühlte er sich wohler. „Es mag sich vielleicht seltsam anhören“, begann er schließlich und kratzte sich unruhig am Kopf „und vielleicht halten Sie mich jetzt für einen Verrückten, aber eine Stimme in meinem Kopf sagte mir, dass ich nach Ihnen sehen soll.“ Dennis senkte den Blick und beobachtete die beiden Beaglewelpen. „Eine Stimme?“ Gracy verzog merklich das Gesicht. „Ich wüsste nicht, wie ich es sonst erklären soll.“ Er griff in die Gesäßtasche, um sich seine Zigaretten aus dieser herauszunehmen. Zündete eine davon an und nahm einen tiefen Zug. Die junge Krankenschwester betrachtete ihn dabei schweigend eine Weile. Sie wusste nicht, was sie von diesen Worten halten sollte. Vielleicht hatte es sich jetzt einfach nur so angehört, aber an Hokus Pokus glaubte sie nicht. Doch die Frage, die ihr nun unter den Nägeln brannte, konnte sie nicht länger zurückhalten. „Und was sagt die Stimme jetzt? Jetzt, wo Sie nach mir gesehen haben?“ Dennis blickte irritiert auf und machte mit einem Male einen irgendwie abwesenden Eindruck. „Mach dir keine Sorgen Kleines, jetzt passe ich wieder auf dich auf.“ Mit einem Ruck blieb Gracy stehen und starrte Dennis an. Dabei ließ sie die Hundeleinen fallen. Kleines hatte sie Benny immer genannt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)