100 Storys - es lebe die 'Un'übersicht von Trollfrau ================================================================================ Kapitel 4: 4. Brennen --------------------- Enttäuscht hatte er sich schließlich auf den Weg zurück gemacht. Zu Fuß. Und in diesem Augenblick war ihm nicht einmal mehr bewusst, dass man ihn ja bereits suchen könnte. Dass die Bullen längst hinter ihm her waren. Er hatte zwar die Waffe verschwinden lassen, aber seine Verkleidung hatte mehr als zu wünschen übrig gelassen. Schlurfenden Schrittes durchquerte er die beleuchteten Straßen der Innenstadt, sah dabei weder nach rechts, noch nach links. Das war es also. Er hatte gemordet und das auch noch umsonst. Ein Seufzen entfuhr Ádám, als er am Zebrastreifen kurz anhielt. Auf der Gegenüberliegenden Straßenseite war ihm zu viel Gedränge. Eine neue Bar hatte aufgemacht und genauso überlaufen war auch der Gehweg. Er setzte also seinen Weg auf der Seite fort, auf der er sich eben befand. Hatte er sich doch vorgenommen, sich mit seiner Schwester nach dieser Sache abzusetzen. Weit weg gehen und nie wieder zurückkommen. Nur er und Janika, doch was war passiert? Hatte er doch geglaubt, diese Leute hätten zumindest ein Fünkchen Ehre im Leib, er war bitter enttäuscht worden. Von wegen, er hätte den Auftrag nicht erfüllt. Sie wollten ihn einfach nur drankriegen. Die Sache mit dem Drogenverkauf in ihrem Revier hatten sie ihm wohl übler genommen, wie er gedacht hatte. Sie hatten sie umgebracht und nun? Nun stand er alleine da. Noch weitere Aktionen gegen diese Bastarde würden zu nichts führen. Sie hatten ihn am Arsch und sollte er es dennoch wagen, würden sie ganz bestimmt irgendwen schicken und dieser würde seinen Auftrag auch ganz sicher zu ihrer Zufriedenheit erfüllen. Ádám bog in die nächste Straße ein und wenige Häuser weiter kam er zu einer Tankstelle. Gedankenverloren hielt er an und heftete seinen Blick auf das Firmenlogo über der Preistafel. Sollte er? Sollte er wirklich? Er zog die Geldbörse aus der Hosentasche und überprüfte den Inhalt. Es würde reichen. Mit dem dort gekauften und gefüllten Kanister Benzin machte er sich auf den Weg zurück nach Hause. Warum sollte er hier noch weitermachen wollen? Janika war seine einzige Familie und Janika war tot. Sein Spiel war gespielt. Er hatte nichts mehr zu verlieren und die Bullen würden ihn ohnehin kriegen. Als er die Wohnungstür öffnete stank es nach Rauch. Ein stickiger Geruch, der ihm allerdings mehr als vertraut war. Seine Schwester hatte diese Wohnung gehasst, aber sie lebte ja auch bei einer Freundin von ihr. Auch wenn es ihm zunächst nicht geschmeckt hatte, hätte er sie unmöglich dazu zwingen können, hier mit zu leben. Aber genau diese Tatsache, dass sie nicht in unmittelbarer Nähe gewohnt hatte, hatte es für diese Bastarde so leicht gemacht, sie zu entführen. Ádám betrat das Bad und stellte den Kanister auf dem Toilettendeckel. Dann ließ er Wasser in der Wanne ein und wartete mit einer Zigarette im Mund darauf, dass genügend Wasser eingelaufen war. Unruhig spielte er dabei mit dem Feuerzeug herum. Es war silberfarben und die Kontur einer nackten Frau war darauf zu sehen. Er mochte es, wie es in der Sonne oder im Schein der Flamme glänzte. Als er den Blick wieder hob, war die Wanne für sein Vorhaben voll genug. Er drehte das Wasser ab und nahm den Kanister zur Hand. Schweigend öffnete er den Drehverschluss und ließ den Inhalt ebenfalls in die Wanne laufen. Mit einem hübschen Benzinfilm auf dem Wasser ließ sich sicherlich etwas machen. Ohne länger zu überlegen stieg er, so wie er war, in die Wanne. Selbst die Schuhe ließ er an seinen Füßen. Das stinkende Wasser um ihn herum raubte ihm für den ersten Moment die Luft, doch er versuchte es zu ignorieren und konzentrierte sich stattdessen auf das Feuerzeug in seiner Hand. Noch wenige Augenblicke… Sein Kopf fühlte sich zum Glück völlig leer an. Dann entfachte er die Flamme. Die nackte Lady auf dem Feuerzeug glänzte in den schönsten rötlichen Farben. Dann senkte er die Hand. Ganz langsam. Ádám war irgendwie zu keiner schnellen Bewegung in der Lage. Es kam ihm vor, als würde ihm jemand eine Zeitlupe aufzwingen. Um ihm die Sache noch qualvoller zu machen. Dann war die Hand bereits unter Wasser und als die Flammen mit dem Benzin in Berührung traten, bereiteten sie sich schlagartig aus. Die Zeitlupe war aufgelöst. In Windeseile stand er in Flammen. Ein Brennen, welche sein Shirt sofort zerfraß. Es wanderte an ihm hinauf. Er spürte es keinen Moment später in seinem Gesicht. Ádáms Augen begannen zu tränen, doch er hielt sie zusammengekniffen. Sein Weg war hier zu Ende. Für ihn gab es kein Zurück mehr. Als er schließlich doch die Augen öffnete, war er umgeben von Flammen. Er spürte das Brennen deutlich an jeder Stelle seiner Haut und er begann zu hoffen, dass er es bald überstanden hatte. Doch mit einem Male fuhr er auf. Die Sirene einer Feuerwehr brachte ihn wieder zu klarem Verstand. Als er den Blick hob, stand er noch immer an der Tankstelle und genau in diesem Augenblick fuhr ein Feuerwehrauto in rasender Geschwindigkeit hinter ihm vorbei und verschwand in der nächsten Straße. Ádám warf einen Blick an sich herab. Er stand nicht in Flammen. Er war in Ordnung. Doch das Brennen schien noch da zu sein. In seiner Brust loderte es weiter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)