Black Angel von Finesa (Wo bitte geht es zur Wirklichkeit?) ================================================================================ Kapitel 8: Freakshow? --------------------- Ich lief noch nicht lange ziemlich planlos in den immer gleich aussehenden Gängen herum, als ich ruckartig stehen blieb. Vor mir zweigte ein Gang nach rechts ab und aus dem hörte ich gerade eine mir sehr bekannte Stimme. „Was sollte das?! Wie kommst du darauf, dass das besser für sie ist? Wir hatten eine Abmachung... vergiss das bloß nicht!“, hörte ich Susanne und ich konnte einen erleichterten Seufzer noch gerade so unterdrücken, immerhin wollte ich etwas von dem Gespräch mitbekommen – ich war viel zu neugierig, um mir das entgehen zu lassen. Mal ganz davon abgesehen, dass man mich dann entdecken könnte und ich war mir irgendwie ziemlich sicher, dass ich nicht alleine hier herumlaufen sollte. Aber was erwartete man denn von mir? Das ich brav in dem Zimmer sitzen bleibe? Dann hätten sie ja auch abschließen können... „Ich werde es nicht vergessen... Bestimmt nicht... Wie sollte ich auch?“, erklang eine tiefe Stimme und ich meinte so etwas wie Schmerz darin mitklingen zu hören. Ich kannte die Stimme nicht, aber sie brachte meine Nackenhaare dazu sich aufzustellen oder zumindest hatte ich das Gefühl. Unwillkürlich zupfte ich an dem Zipfel meines Kleides, damit es mehr Haut bedeckte und mir Wärme spendete. Doch eigentlich war es hier warm genug. Wie sie das wohl alles heizten? Hier unten musste es doch total kalt sein, so ohne Fenster... Wahrscheinlich hatten sie eine ziemlich hohe Rechnung. „Dann sorge endlich dafür, dass sie damit aufhört! Ich halte es bald nicht mehr aus! Immer beobachten hier, auskundschaften da, sinnloses beschatten von unwichtigen und schwachen Personen... Du weißt es genauso, wie ich, was sie uns vorenthält...“, fuhr Susanne fort und danach schien sie auf eine Bestätigung ihrer Worte zu warten. Ob sie sie bekam oder nicht konnte ich nicht sagen. Vielleicht hatte sie es auch einfach aufgegeben. „Du bist derjenige, der am ehesten etwas ausrichten kann... Lass uns nicht hängen...“ Dieses Mal hatte ihre Stimme die vorige schärfe verloren, stattdessen meinte ich etwas von einem Flehen darin zu erkennen. Es schockierte mich, weil ich es nicht kannte, dass Susanne flehte... Sie war doch viel zu perfekt, um zu flehen. Es dauerte eine Weile in der niemand etwas sagte und dann hörte ich ein paar Schritte, die sich rasch entfernten. In dem Moment bekam ich es mit der Panik zu tun. Wer war gegangen? Der Fremde oder Susanne? Bei dem Fremden war ich mir ziemlich sicher, dass ich mich verstecken sollte. Bei Susanne war ich mir im Unklaren. In letzter Zeit war so viel passiert und dann das eben... Ich war sie zwar suchen gegangen, aber nach diesem Gespräch wusste ich nicht, was ich davon halten sollte. Ich dachte sie wurde entführt? Warum lief sie hier herum und sprach so normal mit den Leuten? Egal, was das alles hier eigentlich war – ob Irrenanstalt oder Freakshow – sie schien dazu zu gehören. Aber sie war doch immernoch Susanne, oder? Ich fühlte mich überfordert und kurz entschlossen öffnete ich die nächstbeste Tür – die zum Glück offen war – und schloss sie möglichst lautlos wieder. Mit geschlossenen Augen lehnte ich mich an die Tür und dann hörte ich auch schon Schritte, die näher kamen. Näher und näher und dann... vorbei. Ich atmete einmal heftig aus und war froh darüber so einen kühlen Kopf bewahrt zu haben. Oder zumindest so etwas ähnliches. Doch dann fiel mir etwas anderes ein und ich öffnete langsam meine Augen. Nur ein Lichtschein von unter der Tür beleuchtete meine Umgebung und das nicht einmal ansatzweise gut. Furcht überrollte mich und meine Hand zitterte, während ich nach einem Lichtschalter tastete. Als ich ihn gefunden hatte, hielt ich kurz inne. Will ich wirklich wissen, was sich in der Dunkelheit verbirgt? Was ist, wenn es besser wäre, wenn manche Dinge in der Dunkelheit bleiben? Was, wenn ich das später bereuen werde?`Bei den ganzen Sachen, die ich schon erlebt habe hier, wer weiß da, was sich in der Dunkelheit versteckt? Schließlich schüttelte ich leicht mit meinem Kopf und machte das Licht an. Kurz war ich von der Helligkeit geblendet, doch dann konnte ich sehen, was sich hinter der Tür verborgen hatte. Ich fing an zu kichern. Zu kichern und schließlich laut zu lachen. Ich war gerade dabei mich laut und ausgiebig selbst auszulachen. Bei der ganzen Aufregung der letzten Zeit tat das wirklich gut. Zum Glück konnte mich hier niemand sehen, aber wahrscheinlich wäre mir das auch egal gewesen. Ich war in einer Abstellkammer gelandet. Um genau zu sein war es ein kleiner Raum mit Regalen. Hier gab es alles, was das Putzfrauenherz höher schlagen ließ. „Oh, man. Ja genau... Der Bodenreiniger wollte lieber in der Dunkelheit bleiben...“, murmelte ich leise. So ganz war ich noch nicht darüber hinweg, als ich mich umdrehte. Eine Hand legte ich auf den Türgriff und die andere auf den Lichtschalter. Aber, wenn ich ehrlich bin, dann war meine Skepsis gerechtfertigt. Woher hätte ich das schon wissen können? Mit einem Schulterzucken drückte ich auf den Schalter. Hinter meinem Rücken hörte ich ein Knurren und das ich eben gerade zugelassen hatte, dass die Schwärze mich wieder umfing, machte es auch nicht gerade besser. Jetzt würde ich den Schalter so schnell nicht mehr finden. In meinem Kopf gab es nur noch einen Gedanken: Weg! Und das so schnell wie möglich. Ich riss die Tür auf und sprang in den Flur hinaus, um dann die Tür eilig wieder hinter meinem Rücken zu schließen. Ein Aufprall war zu hören, gefolgt von einem leisen Aufheulen. Dann war es still. Das:... war knapp. Mein Herzschlag hatte erst jetzt die Chance Adrenalin durch meine Adern zu pumpen und mich wackelig auf den Beinen werden zu lassen. Als ich aufblickte, sah ich eine Person in grauer Kutte auf mich zu eilen. Seine oder ihre Hand war hoch erhoben und ich machte Anstalten wegzulaufen, doch ich hatte nicht einmal einen Schritt getan, ehe ich in Ohnmacht fiel... oder war ich auch einfach wieder bewusstlos? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)