Black Angel von Finesa (Wo bitte geht es zur Wirklichkeit?) ================================================================================ Kapitel 7: Ein unangenehmes Aufwachen ------------------------------------- Ich wachte auf und war allein. Scheinbar war wieder einer so freundlich gewesen und hatte mich bewusstlos gemacht. Mir sollte es Recht sein. Solange ich nicht nachdenken konnte schien die Welt in Ordnung zu sein. Jetzt aber konnte ich gut genug nachdenken. Ich lag in einem Bett. Besser gesagt: in einem Himmelbett. Die Pfosten waren mit einer hochrankenden Pflanze im Holzmuster geschmückt. Ansonsten war der Raum ziemlich kahl. Nur ein Nachtschränkchen und ein massiver Kleiderschrank füllten den Raum aus. An der gegenüberliegenden Wand war eine dunkle Holztür. Sie war mit Mustern verziert, die mir irgendwie abstrakt vorkamen. Doch etwas störte mich und ich kam nicht sofort darauf, was es war. Doch irgendwann bemerkte ich es doch... Diese... Stille. Es schien kein anderes Lebewesen in nächster Nähe zu sein. Ich hörte nicht einmal die kleinsten Geräusche aus anderen Zimmern. Keine dumpfen Worte. Nichts. Nur Stille. Ein kalter Schauer lief meinen Rücken hinab und nachdem ich aufgestanden war, war ich erst verwundert und dann verärgert. Ich hatte ein Nachthemd an. Es war hellblau und wies an einigen Stellen Spitze auf. Außerdem war es verdammt knapp geschnitten an manchen Stellen. Sofort wünschte ich mir meine gewohnten Sachen zurück. Meine Jeans und meine karierte Bluse. Wahlweise auch meine Jogginghose und mein zu großes T-Shirt. Alles nur nicht das Teil. Bei der Vorstellung, dass man mich ausgezogen hatte, während ich bewusstlos gewesen war, wurde mir schlecht. Da es kein Fenster im Zimmer gab zog ich das Nachthemd eilig aus und warf es auf die rote Seidenbettwäsche. Rote Seide... geht es schlimmer? Das Ganze kam mir vor, als wäre ich im falschen Film. Sie haben gesagt, dass sie Susanne haben. Sie haben gesagt, dass sie sie unbeschadet wieder frei lassen. Sie haben gesagt, dass ich nur zuhören muss... Wie konnte ich nur so naiv sein?! Völlig nackt fühlte ich mich nun doch ein wenig schutzlos. Mein Blick viel auf den großen Kleiderschrank und mein Widerstand dauerte nicht lange an. Vielleicht ist ja meine Kleidung in dem Schrank? Ich darf ja wohl mal ein wenig Glück haben... Langsam umrundete ich das Himmelbett und ging auf das Ungetüm aus Holz zu. Scheinbar mag hier jemand sehr diese Art der Einrichtung, dachte ich und streckte meine Hand nach dem rechten Flügel aus. Kurz danach griff ich mit der Hand nach dem linken goldenen Griff. Der Löwenkopf verschwand unter meiner Hand und mit einem kräftigen Ruck öffnete ich den Kleiderschrank. Nach ein paar Minuten entglitt mir ein genervtes Stöhnen. Wer auch immer diese geflügelte Frau war... Ich hatte scheinbar den Platz gefunden an dem sie ihre geschmacklosesten Teile aufbewahrte. Von meiner Jeans und meiner Bluse war weit und breit nichts zu sehen. „Dann wollen wir mal sehen, was wir daraus machen können...“, murmelte ich, damit die Stille wenigstens ein wenig gefüllt wurde. Eine viertel Stunde später hatte ich ein schwarzes Kleid an. Ich hatte es in den Tiefen des Schrankes gefunden – zusammengeknüllt. Es bestand nicht aus Leder, wie viele andere Dinge, sondern aus Seide. Die Rüschen und die Spitze betonten den tiefen Ausschnitt und auch sonst ließ das Kleid bei meinen Konturen nichts im Unklaren. Nur der Rock, der bis zur Mitte meines Oberschenkels ging war ein wenig auslaufend. Ich sollte nur vermeiden mich allzu schnell umzudrehen, da man sonst einen guten Blick auf meine Unterwäsche gewann. Ich hatte niemals zuvor in meinem Leben so viel Spitze gesehen. Jetzt, wo ich einigermaßen annehmbar aussah musste ich meine weitere Vorgehensweise überlegen. Ich wusste nicht, wo ich war und nicht, wo Susanne war. Aber zuerst einmal konnte ich ja ausprobieren, ob die Tür offen war. Sie war offen. Als ich die Klinke herunterdrückte sprang sie geräuschlos nach innen auf. Draußen sah ich weitere Türen und eine Treppe, die nach unten führte. Die Türen waren im Kreis an den Wänden angeordnet, um das Loch herum. Denn aus dem Boden fehlte ein ganzes Stück und man konnte so sehen, dass es in den Etagen weiter unten nicht anders aussah. Ich ging noch zwei Schritte und dann stand ich auch schon am Geländer. Als ich mich etwas nach vorne lehnte konnte ich erkennen, dass dieses Schema noch über vier weitere Stockwerke nach unten weiterging. Beim Blick nach oben war es nur noch eine Etage, die ich erspähte und einen Flur. Vielleicht komme ich bei dem Flur weiter. Die anderen Türen führen wahrscheinlich nur in solche Zimmer, wie in dem ich erwacht bin., dachte ich und ich hoffte, dass es nicht darauf hinauslief, dass ich jede Tür öffnen musste und jedes Zimmer absuchen musste. Auf einer Etage waren das schon zwanzig Zimmer. Das Mal die sechs Stockwerke macht hundertzwanzig Zimmer. Hundertneunzehn. Immerhin wusste ich ja, dass Susanne nicht in meinem Zimmer war. Leicht schüttelte ich mit meinem Kopf. Ich sollte nicht so rumstehen, sondern besser losgehen und die Treppe hinauf ins obere Stockwerk gehen. Als ich vor dem Flur stand hielt ich inne. Diese Stille... unheimlich... Außerdem war ich bisher keiner Menschenseele über dem Weg gelaufen. Was war hier nur los? War das irgendein kranker Traum? Nein, dazu dauerte das schon zu lange. Außerdem fühlten sich die blauen Flecken verdammt real an. Aber was war es dann? Ich atmete tief durch und ermahnte mich dann, dass dazu keine Zeit war. Ich hatte schon zu viel Zeit gebraucht etwas anzuziehen. Jetzt musste ich Susanne finden und möglichst schnell einen Weg hier raus entdecken. Mit Entschlossenheit ging ich in den Flur hinein und ließ die ganzen Türen hinter mich zurück. Hosted by Animexx e.V. 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